Der Vietnamkrieg. Das Scheitern der Vietnamisierung

US-Truppenabzug von 1966-1975


Facharbeit (Schule), 2020

29 Seiten, Note: 1

J. Moser (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Die Vietnamisierung als Politik
II.1 Unter Präsident Johnson
II.2 Unter Präsident Nixon

III Gründe für das Scheitern der Vietnamisierung
III.1 Nixons Politik und Hanois „eiserner Wille“
III.1.1. Die „Madman-Theorie“
III.1.2. Bombardement Kambodschas 1969
III.1.3. Anfänge Nixons Globalstrategie
III.1.4. Ein Missglückter Versuch
III.1.5 Verhandlungen mit Hanoi
III.1.6. Invasion Kambodschas 1970
III.1.7 Invasion Laos 1971
III.1.8. Vorbereitung einer neuen Offensive
III.1.9. Wachsende Innenpolitische Druck in den USA
III.1.10. Fortschritte in der Globalstrategie
III.1.11. Oster Offensive 1972
III.1.12. Innenpolitische Lage in den USA
III.1.13. Voraussetzungen für erfolgreiche Friedensverhandlungen
III.1.14. Pariser Friedensabkommen 1973
III.1.15. Watergate-Affäre und der Kongress
III.2. Der Fall Südvietnams 1975

IV. Fazit

V. Quellenverzeichnis

Der Vietnamkrieg:

Warum die Vietnamisierung scheiterte

I. Einleitung

Der Vietnamkrieg steht bis heute für die größte Niederlage der USA. Doch weshalb scheiterte solch eine Weltmacht im kleinen Vietnam? Meiner Meinung nach liegt es daran, dass Nixons Politik: Südvietnam die Verantwortung der militärischen Verteidigung stückweise zu übergeben und den Krieg zu verlassen, genannt Vietnamisierung, scheiterte. Im April 1975 fällt Südvietnam in die Hände der nordvietnamesischen Kommunisten und der 20-jährige Konflikt zwischen Nord- und Südvietnam ist beendet. Die USA geht mit dem Bündnispartner Südvietnamesen als Verlierer aus dem Krieg. Im Folgenden werde ich einen kurzen geschichtlichen Überblick über den Vietnamkrieg geben und damit in die genauere Darlegung der Vietnamisierung einleiten.

Während des Zweiten Weltkrieges besetzten die Japaner die französische Kolonie Indochina. Die Viet Minh, eine kommunistische Unabhängigkeitsbewegung leistete unter der Führung Ho Chi Minhs Widerstand. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 hoffen die Viet Minh auf die Unabhängigkeit Vietnams. In dem nun folgenden 8 Jahre andauernden Indochinakrieg kämpfen Franzosen, unterstützt von Amerika gegen die vietnamesischen Kommunisten (Viet Minh), die von der Sowjetunion und China unterstützt wurden. Im Jahre 1954 zogen sich die Franzosen geschlagen aus Südvietnam zurück. Kurz darauf wurde in der Genfer Konferenz, bei welcher Länder aus der ganzen Welt vertreten waren, Indochina in Nordvietnam, Südvietnam, Kambodscha und Laos geteilt. Der Norden Vietnams wurde von den Kommunisten regiert, der Süden von autokratischen Antikommunisten.

Die Kommunisten hatten sich jedoch ein wiedervereintes kommunistisches Vietnam zum Ziel gesetzt. Folglich kam es im Süden Vietnams zu kommunistischen Aufständen und der Vietnamkrieg, auch der Zweite Indochinakrieg genannt, begann. Aus Angst vor dem Eintritt der schon 1954 von Präsident Eisenhauer aufgestellten Domino-Theorie rechtfertigte die USA ihr Eingreifen im Vietnamkrieg 1965, indem John F. Kennedy Militärberater nach Südvietnam schickte.

Die Domino-Theorie besagt, dass Länder, welche sich geographisch in der Nähe eines kommunistischen Landes befinden, auch kommunistisch werden würden, und somit letztendlich ganz Südostasien bis hin zur ganzen Welt kommunistisch werde.1 Um das zu verhindern soll in Südvietnam eine stabile antikommunistische Regierung etabliert werden, gestützt von einer starken südvietnamesischen Armee. Im August 1964 wurde, bekannt unter dem Namen „Gulf of Tonkin Resolution“ angeblich ein amerikanisches Schiff im Golf von Tonkin von nordvietnamesischen Torpedobooten angegriffen. Später stellte sich heraus, dass diese Information falsch war. Ein halbes Jahr später startet, begründet durch die „Gulf of Tonkin Resolution“, startet Präsident Lyndon B. Johnson das Bombardement Nordvietnams unter dem Namen „Rolling Thunder“ und sendet die ersten US-Truppen nach Südvietnam. Damit war die USA nun dem Krieg offiziell beigetreten. Es sollte noch 8 Jahre dauern, bis die USA Vietnam erfolglos verließ.2 3

II. Die Vietnamisierung als Politik

II.1 Unter Präsident Johnson

Im Jahre 1968, noch während Johnsons Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten, schwand die Akzeptanz hinsichtlich des amerikanischen Engagements im Vietnamkrieg und das Vertrauen in die Regierung, sowohl bei der Bevölkerung, welches sich an zunehmenden Antikriegsbewegungen zeigte, als auch beim Kongress. Die Tatsache, dass der von Johnson behauptete Fortschritt in Vietnam nicht zu sehen war, wurde nach der Tet-Offensive der Kommunisten am 31.01.1968 deutlich. Es war klar, dass die USA in Vietnam nicht mehr gewinnen würde.3 4 Die Johnson-Regierung verlor rasant an Glaubwürdigkeit bei der Bevölkerung. Nun gab es zwei Möglichkeiten: Ein Ausweiten des Krieges, mit möglichem Erfolg, oder die seit 1965 angewandte Abnutzungsstrategie in einen Abzug der USA aus Vietnam umzuwandeln. Abnutzungsstrategie bedeutet, den Feind so lange zu schwächen bis er „abgenutzt“ ist und keinen Widerstand mehr leisten kann.3 Man muss bedenken, dass diese Strategie bisher nicht den erwünschten Erfolg brachte, und eine strategische Reform unumgänglich war. Johnson zögerte jedoch seine Entscheidung heraus, und löste dadurch nicht das Problem. Das lag vor allem daran, dass Johnson nicht der erste Präsident sein wollte, der einen Krieg „verlor“, aber auch keine Unterstützung fand, um ihn auszuweiten. Zusätzlich folgte ein Vertrauensverlust in die amerikanische Währung. Das Zahlungsbilanzdefizit der USA sprang seit 1967 sprunghaft an und Banken Europas tauschten Dollar in Gold (damals: goldgedecktes Geldsystem), was das Währungssystemsystem weiterhin strapazierte.5 Am 31. März 1968 beugt sich Johnson dem Druck der öffentlichen Meinung in einer Fernsehansprache und erklärte ein Eindämmen nordvietnamesischer Bombardements über dem 20. Breitengrad. Außerdem zog er seine Kandidatur zur Wiederwahl zurück.6 Johnson zeigte sich auch für Friedensgespräche mit Hanoi (Sitz der nordvietnamesischen Regierung) bereit, welche kurz darauf in Paris stattfanden. Jedoch sollte dies eher die Bevölkerung beruhigen, da die USA und Nordvietnam nicht wirklich an einem Frieden interessiert waren.7

Am Ende von Johnsons Amtszeit leitete er dann die unumgängliche „De-Amerikanisierung“ des Krieges ein. Das US-Militär sollte langsam in den Hintergrund treten.

Damit überließ er das ungelöste Problem des Vietnamkriegs dem nachfolgenden Präsidenten.

II.2 Unter Präsident Nixon

Am 20. Januar 1969 startet Richard M. Nixon Amtszeit als 37. Präsident der Vereinigten Staaten. Er gewinnt die Wahl mit nur 0,7% mehr Stimmen als sein Gegner Hubert Humphrey. Es war ein äußerst knapper Wahlsieg gewesen. Nixon hatte laut verkündigt, dass er über einen „Geheimen Plan“ verfüge, um den Vietnamkrieg zu beenden.8 Dieses Versprechen wieder Recht und Ordnung in der Außenpolitik herzustellen sicherte ihm Wähler. In Wirklichkeit verfügte er jedoch über keinen „Geheimen Plan“. Im Gegensatz zu Johnson zeigte sich Nixon konsequent und durchsetzungsfähig. Nixons wusste, dass kein Weg am Beenden des Vietnamkrieg vorbeiführen würde. Der Sinn des Krieges war nicht mehr nachvollziehbar.

„Es ist ein Krieg, dem die militärischen Ziele abhandengekommen sind.“9

Auch letzte Hoffnung auf ein siegreiches Beenden des Krieges schwand. Folgend erkannte Nixon, dass der Vietnamkrieg die USA in ihrer internationalen Stellung schwächte. Dies galt es nun zu ändern und dem Kommunismus, welcher mittlerweile nicht mehr als eine geschlossene Einheit zu betrachten war, die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten wieder zu demonstrieren. Die USA sollte sich wieder darauf konzentrieren die:

„(...) herausragende Rolle im internationalen Staatensystem zu spielen“.10

Mit ihrer Globalstrategie versuchten Nixon und sein Sicherheitsberater Henry Kissinger die Beziehung zwischen der USA, China (Peking) und der Sowjetunion (Moskau) zu verbessern, um die Waffenhilfe der kommunistischen Länder an Nordvietnam zu Gunsten der USA zu beeinflussen und Druck auf Nordvietnam auszuüben, um einen Friedensvertrag zustande zu bringen. Zusätzlich versuchte man den seit 1947 andauernde Rüstungswettlauf zu beenden. Mit Druck von China und der Sowjetunion würde Nordvietnam einen Frieden mit Südvietnam und der USA nicht umgehen können. Wichtig zu verstehen ist, dass die USA unbedingt einen Frieden in Vietnam brauchte, um den Kriegsschauplatz „ehrenvoll“ verlassen zu können und Amerikas globale Ansehen zu wahren. Doch würde Nixon bald lernen, dass der Vietnamkrieg nicht so einfach zu beenden sein würde. Wichtig zu erwähnen ist, dass Nixon mit seinem Sicherheitsberater H. Kissinger in den folgenden Jahren fast allein die Außenpolitik der USA lenkten.

Der Kongress zeigte sich zwar im Laufe Nixons Amtszeit immer selbstbewusster, übernahm aber erst im Mai 1973 nach Beenden des Krieges die „Führung“ indem er Nixons Handlungsspielraum vollends einschränkte.11 12 13

Nixon wandte sich am 3. November 1969 in einer Ansprache an die Nation. Er sprach sich gegen einen kompletten US-Truppen Abzug aus Vietnam aus, was von Kriegsgegnern gefordert war.11/12 Ein Abzug aller US-Truppen aus Vietnam würde in einem schnellen Sieg der Kommunisten enden, und Südvietnam würde im Stich gelassen werden.14 Nixons Plan war, die noch von Johnsons eingeleitete „De-Amerikanisierung“ des Vietnamkriegs, auch Vietnamisierung genannt, weiterzuführen. Die Vietnamisierung (auch Nixon-Doktrin) beschrieb den stückweisen Abzug der US-Streitkräfte aus Vietnam und die Übergabe der Militärischen Verantwortung an Südvietnam. Südvietnam sollte Verantwortung übernehmen und in seiner militärischen Verteidigung selbständig werden. Die USA sollten langsam in den Hintergrund treten und nur noch in Ausnahmefällen selbst an militärischen Konflikten teilnehmen. Die Abzugsgeschwindigkeit der US-Truppen war abhängig von der Stärke des südvietnamesischen Militärs.

„This withdrawal will be made from strength and not from weakness. As south Vietnamese forces become stronger the rate of American withdrawal can become greater.”15

Jedoch sicherte Nixon zu:

„By December 15. Over 60.000 men will have been withdrawn from South Vietnam including 20% of all our combat forces.””16

Dieses Versprechen erhöhte schlagartig die Zustimmung seiner Politik im Volk. Präsident Nixon sicherte Südvietnam außerdem drei grundlegende Richtlinien zu: Die USA wird alle vertraglichen Verpflichtungen einhalten, wird sich als Schutzschild bereitstellen, wenn eine Atommacht Vietnam bedroht und wird bei anderen Arten von Aggressionen militärische und wirtschaftliche Hilfe bereitstellen.17 Nixons Vorgehen verfolgte drei Ziele:18 Erstens sollte die Öffentlichkeit auf einen Kriegsausgang ohne Sieg vorbereitet werden, was er in seiner Rede am 3. November erreichte.

[...]


1 Konradin Medien GmbH, https://www.wissen.de/lexikon/domino-theorie

2 Peter Winkler, Washington 30.01.2018, https://www.nzz.ch/intemational/als-der-vietnamkrieg-kippte-ld.1352207

3 Contra-magazin, 2017, https://www.contra-magazin.com/2017/10/warum-die-usa-den-krieg-gegen-vietnam- verloren-haben/

4 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10. Auflage 2016, S.170

5 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10. Auflage 2016, S.173

6 History editors, updated Jun 10, 2019,https://www.history.com/topics/vietnam-war/battle-of-khe-sanh-1

7 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10.Auflage 2016, S.176f.

8 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10.Auflage 2016, S.176f.

9 Jörg-Uwe Albig, https://www.geo.de/magazine/geo-epoche/13801-rtkl-der-wahnsinn-des-krieges-das-seltsame- leben-der-gis-indochina

10 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10.Auflage 2016, S.187

11 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10.Auflage 2016, S.214

12 History editors, updated Jun 7, 2019, https://www.history.com/topics/vietnam-war/vietnamization

13 Tim Weiner, EIN MANN GEGEN DIE WELT, 2016 Frankfurt am Main, S.82

14 R. Nixon Address to the Nation Nov. 3, 1969 https://www.youtube.com/watch?v=RPpOBu2LNCo Minute 20:38

15 R. Nixon Address to Nation Nov. 3, 1969 https://www.youtube.com/watch?v=RPpOBu2LNCo Minute 19:56

16 R. Nixon Address to the Nation Nov. 3, 1969 https://www.youtube.com/watch?v=RPpOBu2LNCo Minute 18:57

17 R. Nixon Address to the Nation Nov. 3, 1969, Miller Center, https://millercenter.org/the-presidency/presidential- speeches/november-3-1969-address-nation-war-vietnam#dp-expandable-text

18 Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs,10.Auflage 2016, S.189f.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Der Vietnamkrieg. Das Scheitern der Vietnamisierung
Untertitel
US-Truppenabzug von 1966-1975
Note
1
Autor
Jahr
2020
Seiten
29
Katalognummer
V943047
ISBN (eBook)
9783346275998
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vietnamkrieg, Seminarkurs, achziger, neunziger, 90, 80, Vietnamisierung, Kalte Krieg, Vietnam, Laos, Kambodscha, Kommunismus, China, Sowjetunion, Stellvertreterkrieg, Domino Theorie, Madman, Johnson, Nixon, USA, US-Truppen, Südvietnam, De-Ameriknisierung
Arbeit zitieren
J. Moser (Autor:in), 2020, Der Vietnamkrieg. Das Scheitern der Vietnamisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/943047

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