Mit der Entlassung vieler Kolonialstaaten nach dem zweiten Weltkrieg in die Unabhängigkeit und im Zuge der Entwicklung neuer Medien und weltpolitischer Konstellationen beginnt die wissenschaftliche Forschung der Entwicklungskommunikation. Der sich zuspitzende Ost-West-Konflikt gilt dabei als Anstoß für die Begründung der internationalen Kommunikationsforschung Anfang der 50er Jahre in den USA. Aus Angst vor der Ausbreitung des Kommunismus und als Investition in den Weltfrieden begann die US-amerikanische Entwicklungshilfe und damit das Forschungsfeld der Entwicklungskommunikation.
Die Entwicklungskommunikation beschäftigt sich mit der Frage, welchen Beitrag Medien im Entwicklungsprozess leisten. Ferner ist Gegenstand des Forschungsfeldes, was Entwicklung ist und welchen Einfluss die Medien auf den Prozess des sozialen Wandels haben. Dabei bildeten sich während der letzten fünfzig Jahre verschiedenste Ansätze innerhalb der Entwicklungskommunikation heraus. Dass Medien das Potential besitzen, einen Wandel in Entwicklungsländern herbeizuführen, dem sind sich alle Ansätze einig. Sie unterscheiden sich vielmehr in ihrer Herangehensweise und Ideologie. Auch spielen gesellschaftliche, politische sowie technische Gegebenheiten der jeweiligen Zeit eine bedeutende Rolle.
Die folgende Arbeit soll die wichtigsten Ansätze der Entwicklungskommunikation in groben Zügen vorstellen, ihre Interessen und Ziele verdeutlichen und ansatzweise diskutieren. Der Aufbau dieser Arbeit orientiert sich dabei an der Unterscheidung Grossenbachers (1988) in lineare und relationale Ansätze der Entwicklungskommunikation. Diese Unterscheidung macht zum einen den Paradigmenwechsel innerhalb der Entwicklungsforschung der 70er Jahre deutlich und ist, da einige Konzepte zum größten Teil aus der Kritik an und der Weiterentwicklung von älteren Ansätzen ausgebildet wurden, weitestgehend chronologisch. Zu jedem Ansatz soll ein Text eines Vertreters exemplarisch vorgestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Lineare Ansätze
- 1.1 Der Modernisierungsansatz
- 1.1.1 Daniel Lerner
- 1.1.1.1 Der Vierstufen-Prozess
- 1.1.1.2 Die Spirale der Modernisierung
- 1.1.2 Berger, Berger und Kellner
- 1.1.3 Wilbur Schramm
- 1.2 Die Kritik an Modernisierungstheoretischen Ansätzen
- 1.2.1 Direkte Wirkungsannahme
- 1.2.2 Ethnozentrismus
- 1.2.3 Lineare Entwicklungsvorstellung
- 1.2.4 Dichotomie Tradition und Moderne
- 1.3 Das Diffusionsmodell
- 1.4 Der Dependenzansatz
- 1.5 Der Kultur- und Kommunikationsimperialismus
- 2. Relationale Ansätze
- 2.1 Kommunikationsnetzwerke
- 2.2 Partizipationskommunikation
- 2.3 Komplexe Innovationssysteme
- 2.4 Knowledge-sharing Model
- 3. Entwicklungskommunikation vs. Unterstützungskommunikation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die wichtigsten Ansätze der Entwicklungskommunikation und deren Zielsetzungen. Sie beleuchtet den Paradigmenwechsel in der Entwicklungsforschung und zeichnet die historische Entwicklung der verschiedenen Konzepte nach.
- Lineare und relationale Ansätze in der Entwicklungskommunikationsforschung
- Modernisierungstheorie und ihre Kritikpunkte
- Dependenzansatz und seine Interpretation der Unterentwicklung
- Einfluss von Medien auf den Entwicklungsprozess
- Rolle von Partizipationskommunikation und Netzwerkforschung in der Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Entwicklungskommunikation ein und beleuchtet den historischen Kontext sowie die zentrale Fragestellung nach dem Einfluss von Medien auf den Entwicklungsprozess. Kapitel 1 befasst sich mit linearen Ansätzen, insbesondere mit der Modernisierungstheorie, ihrer Kritik und dem Dependenzansatz. Die Kapitel 2 widmet sich relationalen Ansätzen und diskutiert die Bedeutung von Kommunikationsnetzwerken, Partizipationskommunikation und Knowledge-Sharing-Modellen.
Schlüsselwörter
Entwicklungskommunikation, Modernisierungstheorie, Dependenzansatz, Kultur- und Kommunikationsimperialismus, Partizipationskommunikation, Kommunikationsnetzwerke, Knowledge-sharing, Entwicklungsprozess, Medien und Entwicklung, Soziale Transformation.
- Arbeit zitieren
- Clara Schwarz (Autor:in), 2008, Theoretische Ansätze im Verlauf der Entwicklungskommunikationsforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94321