Schlüsselmotive der realistischen Kinderliteratur nach 2000: Familie, Geschlechterrollen und Peergroup


Magisterarbeit, 2007

163 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Vorbemerkung: Kinderliteratur im Wandel
1.2 Vorgehensweise

2 Textanalyse
2.1 Beate Dölling: „Anpfiff für Ella“
2.1.1 Zum Text – Aktualitätskriterien eines zeitgemäßen Kinderbuches
2.1.2 Die familiäre Situation – der moderne Verhandlungshaushalt im ,intakten’ familiären Umfeld
2.1.3 Geschlechterrollen – die berufstätigen Eltern, das ,starke’ Mädchen und der ,schwache’ Junge
2.1.4 Freundschaft als Sozialisationsfaktor
2.2 Joachim Masannek: „Die Wilden Fussballkerle“
2.2.1 Zum Text – Anatomie einer erfolgreichen Kinderbuchreihe
2.2.2 Familienkonstellationen
2.2.2.1 Der Tod eines Elternteils. Der freundschaftliche Vater, die wertkonservative Großmutter
2.2.2.2 Der liberale Vater und die Geschwisterbeziehung
2.2.2.3 Weitere Familien- und Erziehungsformen: Vom hierarchischen Befehlshaushalt bis zum Laissez-Faire
2.2.3 Kindliche Sozialisation und Identitätskonstruktion im Kontext von Peerbeziehungen – Individualität in der Gleichaltrigengruppe
2.2.4 Kontextualisierte Geschlechtersozialisation
2.2.4.1 Geschlechterrollen der Eltern- und Großelterngeneration
2.2.4.2 Androgynität eines Mädchens – Positiv verstandene Emanzipation oder Weiblichkeitsverleugnung?
2.2.4.3 Das ,starke schwache’ Mädchen – Weiblichkeit als ,neue’ Tugend
2.2.4.4 Der dominante Junge als Anführer
2.2.4.5 Der vernünftige Bruder
2.3 Beate Dölling: „Kaninchen bringen Glück“
2.3.1 Zum Text – ein Kinderbuch als Plädoyer für Nonkonformität
2.3.2 Familiäre Konflikte und deren Bewältigung: Trennung der Eltern und konfliktäre Mutter-Tochter-Beziehung
2.3.3 Zwischen traditionellen und modernen Geschlechterrollenkonzepten
2.4 Sigrid Zeevaert: „Mia Minzmanns Mäusezucht“
2.4.1 Zum Text – ein kindgerechtes ,Problembuch’
2.4.2 Die allein erziehende Mutter
2.4.3 Geschlechterrollen – die lebenstüchtige Mutter, das starke, einfühlsame Mädchen und der hilfsbereite Junge
2.4.4 Konfliktbewältigung in der Freundschaft – die reziproke Freundschaft als Wert oberster Priorität
2.5 Vanessa Walder: „Ferien, Chaos und Familie“
2.5.1 Zum Text – kindliche Lebenswelten: urbaner Lebensraum versus ländliches Idyll
2.5.2 Familiäre Geborgenheit statt elterliches Karrierestreben
2.5.3 Die ,chaotische Heldin’, die ,perfekte’ Mutter und die unkonventionelle Großmutter
2.5.4 Die Mädchenfreundschaft als zentraler Wert

3 Resümee: Familie, Geschlechterrollen und Peergroup im Kinderbuch nach 2000
3.1 Formale Aspekte
3.2 Figurenzeichnungen
3.3 Familien- und Erziehungsformen
3.4 Geschlechterrollen
3.5 Freundschaft, Peergroup und erste Liebe

4 Kinderliteratur nach 2000 im Kontext gesellschaftlicher Realität
4.1 Geschlechterrollenwandel: von einer Entpolarisierung der Geschlechterrollen zu einer neuen Mehrdimensionalität
4.2 Chancen und Risiken des Individualismus – Konsumkindheit, Medienkindheit und Multioptionalismus als kinderliterarische Herausforderungen

5 Schlussbetrachtung

6 Literaturverzeichnis
6.1 Primärliteratur
6.2 Verfilmungen
6.3 Sekundärliteratur
6.4 Zeitschriften
6.5 Internetquellen

Siglenverzeichnis:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Vorbemerkung: Kinderliteratur im Wandel

Einhergehend mit dem von der 68er Bewegung hervorgebrachten Wandel des pädagogischen Grundverständnisses, welches im Zuge einer sich parallel zur Frauenemanzipation vollziehenden Emanzipation des Kindes entsteht[1], erfährt die Kinder- und Jugendliteratur in den 70er Jahren eine deutliche Aufwertung.[2] War es zuvor zentrales Anliegen der KinderbuchautorInnen, Kindheit in einem Freiraum fernab sozialer Lebenswirklichkeit abzubilden und kindliche Autonomiebestrebungen außerhalb dieser darzustellen, geht es nun vorrangig um eine literarische Vergegenwärtigung eines absolut gleichberechtigten Kindheitsverständnisses. Nach dieser neuen Kindheitsauffassung sollen Heranwachsende zunehmend in den Erwachsenenalltag integriert werden.[3] Die primäre Intention der Kinderliteratur unterscheidet sich nun insofern von der der bis dato verbreiteten „kindertümlichen“ Literatur, als letztere sich zwar ebenso für die Rechte Heranwachsender aussprach, diese aber ausschließlich in einem Erfahrungsraum außerhalb der Gesellschaft realisiert wurden.[4] Hierbei handelte es sich vorrangig z.B. um das Recht auf „Unbeschwertheit“, „Naivität“ oder darauf,„an das Wunderbare zu glauben“[5] ; um andere Rechte also, als diejenigen, welche im ,realen’ sozialen Kontext der Erwachsenenwelt von primärer Relevanz sind. Im Kontrast dazu begreift die Kinderliteratur nach 1970 Kinder zunehmend als vollkommen gleichgestellte Individuen und sieht gerade im „Zusammenleben mit den Erwachsenen“[6] außerhalb eines solchen Schonraumes die zu bewältigende Herausforderung für Kinder. Sie gewährt ihnen diese speziellen Rechte somit nicht, wie bisher, lediglich innerhalb einer isolierten, rein kindlichen Welt, sondern gesteht ihnen fortan exakt dieselben Rechte wie Erwachsenen in einem identischen sozialen Kontext zu[7]. Hans-Heino Ewers spricht in diesem Zusammenhang von einer „Liquidierung des Standes der Kindheit als einer Gegenwelt“.[8] Im Fokus der Kinderliteratur stehen nunmehr dieselben gesellschaftlichen Themen, welche auch die Erwachsenenliteratur behandelt, wobei auf eine „allgemeine Kindgemäßheit“ verzichtet wird.[9] Die Kinderliteratur soll fortan einen unbeschönigten Wirklichkeitsbezug aufweisen und erhebt den Anspruch, Alltagsprobleme in ebenso kritischer Weise wie die Erwachsenenliteratur zu beleuchten. So führt die Kinderliteratur der 70er Jahre ihren kindlichen LeserInnen laut Isa Schikorsky „auch die dunklen Seiten des Alltags in Familie und Gesellschaft“[10] vor.

Es stellt sich nun die Frage, inwieweit dieser gesellschaftlich bedingte kinderliterarische Paradigmenwechsel in den darauf folgenden Jahrzehnten fortgeführt bzw. durch weitere, vergleichbar einschneidende kinderliterarische Wandel abgelöst wird. Hierzu lässt sich resümierend feststellen, dass sich bis zum Jahre 2000 keine grundlegenden, der Zäsur um 1970 vergleichbaren kinderliterarischen Wandel mehr vollzogen zu haben scheinen. Entgegen verbreiteter Wendeprognosen ist seit den 70er Jahren keine Wandlung in der KJL auszumachen, die im Umfang ihrer Auswirkungen besagter Kinderliteraturreform nahe käme.[11]

Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich in den vorangegangenen Jahrzehnten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur keinerlei Transformationen vollzogen hätten. So wird die problemorientierte Kinder- und Jugendliteratur der 70er Jahre in den 80er Jahren zunehmend um eine neue fantastische Kinderliteratur ergänzt.[12] Des Weiteren lässt sich in dieser Zeit ein Perspektivwechsel von der gesellschaftlichen Ebene hin zur kindlichen Innenwelt ausmachen.[13] Beschäftigte sich die KJL der 70er Jahre noch vorwiegend mit den äußeren Lebenswelten von Heranwachsenden sowie deren sozialem Umfeld, verschiebt sich der Fokus nun vorwiegend auf die Gefühls- und Gedankenwelt des Kindes. Ein neuer Schwerpunkt liegt jetzt auf der Erkundung innerpsychischer Auswirkungen der äußeren Lebensumstände auf die dargestellten Kinder. Um den kindlichen RezipientInnen die gedanklichen Vorgänge der ProtagonistInnen des im Zuge dieser Schwerpunktverlagerung neu entstandenen Genres des modernen psychologischen Kinderromans adäquat und möglichst anschaulich vermitteln zu können, bedarf es neuer Darstellungstechniken wie beispielsweise der personalen Erzählform.[14]

Neben dieser Entwicklung hin zu einer Konzentration auf den „subjektiven Gefühls- und Erfahrungshorizont“ der ProtagonistInnen macht sich allmählich eine „Renaissance kinderliterarischer Komik“ bemerkbar.[15] Die zuweilen pessimistische und schwermütige Grundstimmung der Kinderliteratur der 70er Jahre[16] wird abgelöst durch eine Kinderliteratur, deren Figuren durch gelassenes Handeln, meist begleitet von einer gewissen Portion Selbstironie, dazu beizutragen vermögen, ein Lebensgefühl zu vermitteln, dass trotz einer als angenehm empfundenen Leichtigkeit den Problemgehalt und die Ernsthaftigkeit des Vermittelten nicht aus den Augen verliert[17]: „Dadurch haben diese Bücher auf wohltuende Art an Verbissenheit verloren und an Komik gewonnen, eine Komik, die Probleme nicht bagatellisiert und auch den Ernst mancher Situation nicht herunterspielt.“[18] Darüber hinaus scheint der bisweilen kämpferische bis aggressive Ton der 70er-Jahre-Literatur vor allem in der Darstellung des Umgangs von Eltern und Kindern einem weitaus friedlicheren und in wesentlich geringerem Maße durch Schuldzuweisung geprägten Klimas gewichen zu sein.[19] Familiäres Zusammenleben gestaltet sich nun vorwiegend in „postmodernen Verhandlungsfamilien“[20], in denen die wohl schwierigste Anforderung an die Kinder nicht mehr – wie noch in den 70er Jahren – in einer Auflehnung gegen willkürliche elterliche Machtausübung, sondern vielmehr in der Bewältigung einer neu zugestandenen, teilweise überfordernden Selbstständigkeit besteht.[21]

Auch wenn die Kinderliteratur der späten 80er und der 90er Jahre weitgehend die Kinderliteratur der 70er und 80er Jahre fortführt, kommt es doch zu einigen Modifizierungen.[22] Diese Veränderungen und Schwerpunktverlagerungen betreffen sowohl den thematischen als auch den strukturellen Bereich und basieren nicht zuletzt auf gesellschaftlichen Veränderungen. Im Zuge einer allgemeinen Modernisierung und zunehmenden Individualisierung und Pluralisierung bedeutet Kindheit nun, so Hannelore Daubert, nicht mehr „Nachkriegskindheit“, sondern „nach Auffassung der Sozialwissenschaftler ,Krisenkindheit’, ,Konsumkindheit’ und ,Medienkindheit’“.[23] Anita Schilcher stellt in diesem Zusammenhang fest, dass besagte mit dem allgemeinen Modernisierungsprozess einhergehenden Entwicklungen zwar Eingang in das Kinderliteratursystem nehmen, diese Wandlung aber nicht so grundlegend sei, als dass von einem „neuen Kinderliteratursystem“ gesprochen werden könne.[24] Vielmehr erachtet sie die Bezeichnung „Subsystem“ als adäquat für den aus modernisierungsbedingten gesellschaftlichen Wandlungen hervorgehenden, durch das Auftreten eines neuen Themenkomplexes entstanden Teilbereich der Kinderliteratur.[25]

Obgleich alle vorgenannten Entwicklungen und Tendenzen in den letzten Jahrzehnten zu einigen Veränderungen in der Kinder- und Jugendliteratur geführt haben, lässt sich, wie oben bereits erwähnt, keine im Ausmaß ihrer Konsequenzen mit der Reform um 1970 vergleichbare Wandlung verzeichnen. Es kann demnach bis zum Jahre 2000 keineswegs von einem Systemwandel, sondern lediglich von diversen Wandlungsprozessen gesprochen werden, welche die Kinderliteraturreform der 70er Jahre zwar fortsetzten, aber nicht ablösen.[26] Grundlage für diese fortlaufende Ausdifferenzierung der Kinderliteratur bildet das oben bereits beleuchtete radikal veränderte „emanzipatorische“ Kindheitsbild der 70er Jahre, welches auf einer Vorstellung von „Gleichheit“ und „Mündigkeit“ basiert.[27] Dabei wird die in den 70er Jahren eingeleitete Annäherung von Kinder- und Erwachsenenliteratur weiter verstärkt, so dass es zu einer zunehmenden Grenzauflösung zwischen diesen beiden Literaturbereichen kommt.[28] Ewers vertritt diesbezüglich die These, dass „der Unterschied zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur“ folglich „allein noch einer der differenten Gegenstandsperspektivierung“ sein könne.[29]

Vorliegende Arbeit möchte nun untersuchen, inwieweit oben dargestellte Entwicklungstendenzen auch in der Kinderliteratur nach 2000 fortgeführt werden, oder ob im Verlauf der letzten Jahre vielleicht eine elementare, der Zäsur um 1970 vergleichbare Transformation der Kinderliteratur erfolgte. Von besonderem Interesse hierbei sollen die Figurenzeichnungen- und konstellationen sein sowie die kinderliterarisch relevanten Motive Familie, Geschlechterrollen und Peergroup. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, in welchem Umfang oben erwähnte Modernisierungsprozesse Eingang in die Kinderliteratur nehmen.

Grundlage dieser Arbeit stellen zu einem Großteil die Analyseergebnisse Anita Schilchers dar, die sich in ihrer Dissertation einem sehr ähnlichen Thema widmet und die realistische Kinderliteratur der 90er Jahre hinsichtlich der Motive „Geschlechtsrollen, Familie, Freundschaft und Liebe“[30] eingehend analysiert. Sie geht dabei insbesondere der Frage nach, welche Bedeutung ethischen Normen im Leben der dargestellten Kinder zukommt und inwieweit sich aus den Texten ergebende Normen zu neuen, alleinigen Normen avancieren.[31] Eine Gegenüberstellung der Ergebnisse vorliegender Arbeit mit den Resultaten Schilchers bietet sich folglich an, um im direkten Vergleich Modifizierungen des kinderliterarischen Systems in den letzten Jahren aufzuspüren.

Da der Untersuchungsgegenstand nach Ansicht der Verfasserin nach einer detaillierten Analyse verlangt, ist die getroffene Textauswahl aus Platzgründen recht eng gefasst. So umfasst das zur Analyse herangezogene Textkorpus insgesamt nur sieben kinderliterarische Werke. Weil diese vergleichsweise geringe Anzahl an Werken nur als bedingt repräsentativ für kinderliterarische Entwicklungen innerhalb der zu untersuchenden Zeitspanne betrachtet werden kann, erscheint es unerlässlich zu erwähnen, dass die Analyseergebnisse sicherlich einer ergänzenden Betrachtung bedürfen, um angesichts der Komplexität untersuchter Motive einen nahezu vollständigen Überblick über Entwicklungstendenzen und Veränderungen der aktuellen, realistischen Kinderliteratur darlegen zu können. Demnach erheben diese Ausführungen weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch auf Allgemeingültigkeit. Dennoch wird im Weiteren der Versuch unternommen, aus den Ergebnissen in gewissem Umfang Tendenzen und Entwicklungen zu abstrahieren. Ziel der vorliegenden Arbeit soll somit sein, aktuelle kindliche Lebenswelten zu erkunden und zu überprüfen, inwieweit die Kinderliteratur nach 2000 kindliche Lebenswirklichkeit adäquat zu vermitteln vermag.

Erwähnt sei an dieser Stelle außerdem, dass zum Zwecke einer größtmöglichen Repräsentativität Werke ausgewählt wurden, welche sowohl mit Blick auf die Themenauswahl als auch auf die stilistischen Gestaltungsmittel vorab als besonders ,zeitgemäß’ eingestuft wurden. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die Beschränkung auf relativ junge AutorInnen.

1.2 Vorgehensweise

In dieser Arbeit soll versucht werden, anhand sieben[32] exemplarischer Textanalysen Entwicklungstendenzen in der realistischen Kinderliteratur nach 2000 aufzudecken und durch eine Kontrastierung mit den Resultaten Schilchers hervorzuheben. Im Fokus der Betrachtung stehen dabei die Motive Familie, Geschlechterrollen und Peergroup. Darüber hinaus wird Bezug nehmend auf die Theorien Schilchers der Frage nachgegangen, inwieweit die Texte alte Normierungen übernehmen, oder gegebenenfalls neue Normen kreieren.

Gegenstand der Textanalyse sind ausschließlich aktuelle kinderliterarische Werke nach 2000 von AutorInnen, deren Geburtsdatum auf 1960 oder später datiert ist. Berücksichtigung finden des Weiteren entsprechend des Untersuchungsgegenstandes ,Kinderliteratur’ nur Bücher, die für eine Zielgruppe im Alter von etwa 8 bis 12 Jahre vorgesehen sind und deren ProtagonistInnen auch vorwiegend dieser Alterstufe angehören.[33] Reine Adoleszenzliteratur wird in vorliegender Arbeit nicht berücksichtigt. Demzufolge findet das Motiv ,Liebe’, welches von Schilcher im Hinblick auf seine Darstellung im Kinderbuch untersucht wurde, nur am Rande Erwähnung und ist folglich auch nicht Bestandteil des Titels.

Ausdrücklich ausgenommen von der Untersuchung sind kinderliterarische Werke nicht-deutschsprachiger AutorInnen. Diese Eingrenzung liegt darin begründet, dass eine Miteinbeziehung von AutorInnen unterschiedlicher nationaler und kultureller Herkunft zwar sicherlich interessante Einblicke liefern könnte, diese sich jedoch zu komplex gestalten würden, um in dieser Arbeit Berücksichtigung zu finden.[34]

Darüber hinaus ebenfalls nicht zur Analyse herangezogen werden fantastische Kinderliteratur, Einstiegsliteratur, sowie Detektiv- und Abenteuerbücher.

Die Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen. Im ersten und längsten Teil erfolgen eingehende Literaturanalysen. Diese gliedern sich in jeweils vier Abschnitte. Zu Beginn einer jeden analytischen Betrachtung erfolgen nach einer kurzen Darstellung des Inhalts eine Erläuterung der jeweils charakteristischen Aspekte des kinderliterarischen Werkes sowie gegebenenfalls eine Begründung, warum die Verfasserin das Werk als für die Analyse nach den Motiven „Familie, Geschlechterrollen und Peergroup“ besonders geeignet erachtet. Anschließend werden die Texte nach vorgenannten Motiven unter vergleichender Miteinbeziehung der Analyseergebnisse Schilchers eingehend analysiert.[35].

Der zweite Teil stellt eine deskriptive Zusammenfassung der Analyseergebnisse des ersten Teils dar. Darüber hinaus wird versucht, anhand dieser Resultate in gewissem Umfang Rückschlüsse auf Entwicklungen und Tendenzen literarisch dargestellter kindlicher Lebenswelten zu ziehen und hieraus ein Gesamtkonzept literarisch gestalteter kindlicher Lebenswirklichkeit nach 2000 zu entwerfen.

Teil 3 der Arbeit ist schließlich einer theoretischen Einordnung der im gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontext als am relevantesten erachteten Ergebnisse in aktuelle sozial-, literatur- und erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse gewidmet.[36] Der Vergleich mit vorwiegend sozialwissenschaftlichen Theorien soll dabei zum einen aufdecken, inwieweit die untersuchten Texte Bezug auf die extratextuelle Realität nehmen bzw. in welchem Maße sie dementsprechend als ,realitätsnah’ einzustufen sind, und zum anderen durch eine Bewertung im gesellschaftlichen Kontext Aufschluss darüber geben, ob sie hinsichtlich ihrer impliziten Wertgefüge über pädagogische Eignung verfügen.

Nach einem knappen resümierenden Rückblick schließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung der wesentlichen Gedanken und Erkenntnisse sowie einer kritischen Anmerkung ab.

2 Textanalyse

2.1 Beate Dölling: „Anpfiff für Ella“

2.1.1 Zum Text – Aktualitätskriterien eines zeitgemäßen Kinderbuches

Beate Döllings „Anpfiff für Ella“ lässt sich in vielen Aspekten als exemplarisch für die literarische Darstellung eines zeitgemäßen kindlichen Lebensgefühls des beginnenden 21. Jahrhunderts einstufen. Das Buch thematisiert auf äußerst unterhaltsame und realitätsnahe Weise zentrale kinderliterarische Motive wie geschwisterliche Konflikte, Freundschaft, erste Liebe, Eifersucht und Geschlechterrollen. In personaler Erzählform schildert die Autorin einfühlsam die Geschichte der zehnjährigen Ella und ihres knapp ein Jahr älteren Bruders Lino, deren Verhältnis von Machtkämpfen geprägt ist. Die beiden teilen die Leidenschaft für den Fußball und haben seit jeher zusammen Fußball gespielt. Die Situation ändert sich jedoch plötzlich, als Lino Ella in seiner Funktion als Mannschaftskapitän einer neu gegründeten Schulfußballmannschaft plötzlich vom Fußballtraining ausschließt, indem er ihr aufgrund ihres Geschlechts den Eintritt in diese Mannschaft verwehrt. Besonders eindrucksvoll schildert Beate Dölling nun den durch diesen Zwist ausgelösten Konkurrenzkampf der Geschwister, bei dem es sich zugleich um einen Geschlechterkampf handelt. Sie illustriert somit das Streben eines Mädchens nach Anerkennung in einem männlich dominierten Sport und gleichzeitig den Selbstbehauptungskampf eines Jungen, der sich zunehmend in seiner männlichen ,Dominanz’ bedroht sieht, ganz besonders dann, als Ella, die von Malle, einem seiner schärfsten Konkurrenten, in eine gemischtgeschlechtlichen Fußballmannschaft aufgenommen wird, dort große Erfolge erzielt und für Lino somit die Gefahr besteht, dass seine Schwester ihm seine Position streitig macht. Auch wenn es sich hierbei um einen durchaus ernsten und problematischen Konflikt handelt, gelingt es der Autorin doch, gerade die geschwisterlichen Positionskämpfe, die meist am Frühstückstisch in Form heftiger Wortgefechte ihren Ausdruck finden, durch eine ausgesprochen heitere Erzählhaltung ihrem kindlichen bis präpubertären Publikum auf ansprechende Weise nahe zu bringen. Die für die Dialoge der Geschwister verwendete Sprache kann als durchaus realitätsnah eingestuft werden:

„Lino kommt in die Küche. Ella schluckt ihre Tränen hinunter, als er sie entdeckt. „Du beschissene Kuh!“, schreit Lino, da sagt Marion: „Aber Lino, wie redest du denn mit deiner Schwester?“ „Die beschissene Kuh hat mein allerbestes Poster zerrissen!“ „Weil du beschissener Ochse meine Schnürsenkel verknotet hast!“, schreit Ella zurück.“ (S. 50f.)

Auch wenn der Umgangston der beiden zunächst hart bis vulgär anmutet, sie sich bei ihren ,Kabbeleien’ mitunter körperliche Schmerzen zufügen (S. 86), und die Motive der Streiche, die sie sich gegenseitig spielen, tatsächlich darin bestehen, dem anderen Schaden zuzufügen[37], stellt sich doch im weiteren Handlungsverlauf heraus, dass Ihr Verhältnis im Grunde von gegenseitiger geschwisterlicher Zuneigung geprägt ist und es sich bei ihren Auseinandersetzungen zum größten Teil um eine durch besagten Grundkonflikt eingeleitete Phase handelt, welche es zu überwinden gilt. Insofern stellt „Anpfiff für Ella“ ein lehrreiches Buch im Sinne der Vermittlung von Bewältigungsstrategien schwieriger, in kindlichen Lebenswelten vorherrschender alltäglicher Konflikte dar, das den jungen LeserInnen ein unbeschönigtes Bild einer familiären und zugleich gesellschaftlichen Geschlechterrollenproblematik bietet und dabei Lösungsstrategien aufzeigt, welche dazu beitragen können, diese Konflikte zu entschärfen. Die RezipientInnen lernen hier ProtagonistInnen kennen, die insoweit realistisch gezeichnet sind, als sie weit davon entfernt sind, ,perfekt’ zu sein, das heißt in diesem Kontext, Fehler im Umgang miteinander begehen und somit zunächst mehr zu einer Zuspitzung der Situation als zu einer Lösung der Konflikte beizutragen vermögen. Im Verlauf der Handlung sind sie dann aber durchaus in der Lage, ihr Vorgehen zu reflektieren und sich ihre Fehler einzugestehen, sowie Prioritäten zu setzen und dem eigenen Selbstbehauptungs- und Erfolgsstreben Grenzen zu setzen, wenn dieses Fehlverhalten das geschwisterliche Verhältnis und den familiären Zusammenhalt nachhaltig gefährdet. Als Ella nämlich das volle Ausmaß der Demütigung Linos durch die Niederlage seiner gegen Malles Mannschaft bewusst wird und sie erkennt, wie beschämend es für Lino zudem sein muss, dass ausgerechnet sie das entscheidende Elfmetertor zum Sieg erzielte, kann sie die Beweggründe für Linos plötzliche Abkehr vom Fußball und seine ,Flucht’ zu einer ,Skaterclique’ nachvollziehen. Auch seine charakterliche Wandlung erscheint ihr vor diesem Hintergrund plausibel. Sie beschließt daraufhin, Lino zu fragen, ob er bei einem entscheidenden Spiel ihrer Mannschaft einen ausgefallenen Spieler kurzfristig ersetzen kann und gibt ihm mit dieser Bitte wieder das Gefühl, für sein fußballerisches Können respektiert und anerkannt zu werden. Lino, in seinem Stolz noch immer verletzt, gibt sich zunächst betont ,cool’, geht aber dann auf den Vorschlag ein und schießt zu guter letzt das Siegertor. Auch wenn Lino vorerst nicht zum Fußball zurückkehren wird, sondern „lieber skatet, aber schon wieder mal einspringen würde“ (S. 172), hat er auf diese Weise doch seine ,Ehre’ wiedererlangt und die Geschwister kommen sich endlich wieder näher: „Taumelnd vor Glück gehen Ella und Lino Arm in Arm über den Platz und lassen sich bejubeln.“ (S. 172) Eine solche Nähe und Harmonie hat es seit der Gründung von Linos Fußballmannschaft zwischen den beiden nicht mehr gegeben. Nun hat Ella durch ihren entgegenkommenden Vorschlag einer für beide Seiten befriedigenden Lösung dazu beigetragen, die aus fortwährenden geschwisterlichen Konkurrenzkämpfen resultierende Kluft zwischen ihr und ihrem Bruder zu überwinden. Erst jetzt gibt es wieder eine Basis für ein harmonisches Miteinander, welches zwar nicht frei von geschwisterlichen Streitigkeiten, jedoch eher von spielerischem Charakter und nicht mehr darauf angelegt ist, sich gegenseitig physisch oder psychisch zu verletzen (vgl. S. 173). Die Wertung des Textes kommt insbesondere mit dieser Wende des Geschehens deutlich zum Ausdruck und dem kindlichen Leser wird schrittweise Einsicht in das implizite Wertesystem des Textes geboten, welches auf der Überzeugung basiert, dass sich Selbstbehauptung, Selbstverwirklichung, weibliche Emanzipation, Streben nach Unabhängigkeit und Empathie, Rücksichtnahme und das Dasein für andere nicht gegenseitig ausschließen. Während egoistische Selbstbehauptungs- sowie Selbstdarstellungsstrategien eher abgelehnt werden[38], wird die Kombination von Selbstbehauptung und Empathie, bzw. die Wahrung der Interessen anderer bei der Verfolgung eigener Ziele klar befürwortet, was sich nicht zuletzt auch in ihrer Funktion als ,Wegbereiter’ zu einem klassischen Happy End[39] zeigt (vgl. S. 173). Man kann dieses im Text dargestellte Beispiel des mit Erfolg gekrönten Strebens eines Mädchens nach Anerkennung in einem Betätigungsfeld, in dem es als Mädchen nach wie vor zu einer noch nicht voll akzeptierten Minderheit gehört, dabei die Interessen eines ihr nahe stehenden Menschen zunächst nicht hinreichend wahrt, sich dann jedoch dessen besinnt und bemüht ist, in Form des Aushandelns eines Kompromisses die Interessen dieses Menschen mit ihren eigenen wieder in Einklang zu bringen, sehr gut im Kontext unserer heutigen Zeit sehen.

Vorliegender Text lässt sich nämlich insbesondere im Hinblick auf ein indirektes Aufgreifen im aktuellen Kontext brisanter Themen wie ,gesellschaftlicher Wandel‘ und ,Individualisierung‘[40] durchaus in unsere moderne, schnelllebigen Zeit einordnen. Auf kindgerechte Weise wird hierbei vor allem einer der viel diskutierten aktuellen Grundkonflikte, nämlich die Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Selbstentfaltung und ,Nächstenliebe’ in den Vordergrund gerückt, da dieses Kinderbuch die Möglichkeit dieser Vereinbarkeit gewissermaßen exemplarisch aufzeigt.

Neben dieser moralischen Frage werden in „Anpfiff für Ella“ noch zahlreiche weitere Motive behandelt. Diese können sowohl als Fragmente der Abbildung gegenwärtiger kindlicher Lebenswelten verstanden werden, als auch einer Identifikation der jungen LeserInnen mit den ProtagonistInnen dienlich sein. Auch wenn der beschriebene geschwisterliche Konflikt wohl das zentrale Motiv des Buches darstellt, werden wie eingangs erwähnt noch weitere Aspekte aktueller Kindheit thematisiert, welche zusammen mit der lebendigen Erzählhaltung dazu führen, dass dieses Werk als in vielerlei Hinsicht repräsentativ für den ,modernen’ realistischen Kinderroman eingestuft werden kann.

So enthält dieses Buch neben oben beschriebenem Konflikt auch sehr ansprechende Schilderungen zahlreicher Details zum Thema Fußball, die insbesondere durch die eindrucksvoll und fesselnd gestalteten Spielszenen vermittelt werden. Es handelt sich demnach bei „Anpfiff für Ella“ vor allem um ein lebendig gestaltetes Fußballbuch, welches sich durch die Vermittlung einer Fülle an Fachwissen von vielen anderen Fußballbüchern unterscheidet. Sowohl durch diesen Aspekt als auch durch seine Themenvielfalt hebt es sich somit von der Masse anderer Fußballbücher hervor. Doch „Anpfiff für Ella“ handelt nicht nur von Fußball als aktuell populärer Form von Kinderkultur und als favorisierter Freizeitbeschäftigung der ProtagonistInnen. Es werden zusätzlich zum geschwisterlichen Grundkonflikt wie eingangs erwähnt auch noch die Motive Freundschaft, erste Liebe und Geschlechterrollen aufgegriffen und auf nachvollziehbare und ansprechende Weise ins Geschehen eingebunden, wodurch sich das Gesamtbild eines komplexen, ,zeitgemäßen’ Kinderromans ergibt.

2.1.2 Die familiäre Situation – der moderne Verhandlungshaushalt im ,intakten’ familiären Umfeld

In Beate Döllings „Anpfiff für Ella“ wird ein detailliertes Bild der familiären Situation Ellas und ihres Bruders gezeichnet. Immer wieder stößt man im Text auf Szenen, welche Aufschluss über das Eltern-Kind-Verhältnis sowie das Verhältnis der Eltern untereinander geben. So lässt sich insgesamt konstatieren, dass die Ehe von Ellas und Linos Eltern intakt zu sein scheint und die Kinder in einer stabilen ,Vater- Mutter- Kinder- Gemeinschaft’ im weitgehend traditionellen Sinne aufwachsen. ,Weitgehend’ deshalb, weil beide Eltern berufstätig sind (S. 24) und somit zumindest in dieser Hinsicht von der konservativen geschlechterspezifischen Rollenverteilung abweichen, was sich darüber hinaus beispielsweise darin zeigt, dass der Vater Aufgaben im Haushalt übernimmt: „Mama kommt im Bademantel in die Küche und gähnt. Sie freut sich, dass Papa Kaffee für sie gekocht und den Tisch gedeckt hat.“ (S. 24) Was in dieser Szene außerdem deutlich zum Ausdruck kommt, ist der liebevolle und entgegenkommende Umgang der Eltern miteinander. Der Vater ist gerne bereit, einen Teil der häuslichen Pflichten zu übernehmen, bringt somit der Mutter die angemessene Wertschätzung entgegen, die notwendig ist, um sie nicht in eine Situation chronischer Überforderung durch eine Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt hineinzudrängen[41] und repräsentiert somit ein recht fortschrittliches Vaterbild. Außerdem erfährt man, dass beide Elternteile eigene Interessen pflegen. Während der Vater beispielsweise zum Chor geht, verbindet die Mutter eine innige Freundschaft mit ihrer Freundin Marion (vgl. S. 50f). So zeitgemäß die Eltern in ihrer eigenen Lebensführung sind, welche für die Kinder natürlich als positives Lebensmodell fungieren kann, so fortschrittlich lässt sich auch der von ihnen praktizierte Erziehungsstil einstufen. Weder lassen sie Ella und Lino völlig vorschriftenfrei agieren, noch beschränken sie deren Handlungsspielraum in übertriebenem Maße. Verbote werden nicht einfach nur ausgesprochen, sondern meist begründet, wobei die Eltern stets darum bemüht sind, ihre Kinder als gleichberechtigte Gesprächspartner zu betrachten, ihnen die Beweggründe für Entscheidungen nahe zu bringen und sie in diese größtenteils mit einzubeziehen. Diese Haltung manifestiert sich auch in der Angewohnheit der Mutter, ihre Kinder bei Problemen und vor allem auch bei Verboten in der ersten Person Plural anzusprechen: „,Wir reden nicht so, […]’“ (S. 51), „,Gute Idee’, sagt Mama. ,Nur, wie kriegen wir Lino jetzt in die Schule?’“ (S. 25). Würde sie stattdessen beispielsweise sagen „Ihr redet nicht so!“, könnte dies bei den Kindern bewirken, dass sie sich als etwas von den Eltern Getrenntes empfinden und die Beweggründe dieses Verbotes nicht begreifen oder als ungerechtfertigt betrachten. Dadurch, dass die Mutter sich selbst und ihren Mann gewissermaßen in das Verbot ,mit einbezieht’, gibt sie ihren Kindern zu verstehen, dass nicht nur diese keine Schimpfwörter benutzen dürfen, sondern die Eltern sich genauso an dieses Verbot zu halten haben. Auf diese Weise werden Ver- und Gebote für die Kinder leichter nachvollziehbar und zudem meist als gerechtfertigt wahrgenommen, da sie ja auch in vielen Fällen von den Eltern eingehalten werden müssen. In der Form der Aussprache von Verboten sowie der gesamten Art des Umgangs der Eltern mit ihren Kindern zeigt sich recht deutlich, dass sie nicht nur sich selbst in ihrer Funktion als Autoritätspersonen als entscheidungsbefugt ansehen, sondern bestrebt sind, ihre Kinder in Entscheidungsprozesse, die diese betreffen, zu integrieren, und ihnen diese Übertragung von Verantwortung auch im Gespräch zu vermitteln. Probleme werden gemeinsam in ,Familiensitzungen’ erörtert (vgl. S. 25). Die Eltern gewinnen durch dieses Erziehungsverhalten an Authentizität[42] und tragen dazu bei, das Geborgenheits- und Gemeinschaftsgefühl des gesamten Familienverbandes zu stabilisieren. Nicht selten sind die Bemerkungen der Mutter den Kindern gegenüber durch einen ironischen Unterton geprägt, was in gewisser Weise ein Verständnis der Kinder dieser Art von Humor voraussetzt und somit ins Bild von Kindern als autonomen Menschen und Verhandlungspartnern passt:

„Da bin ich aber froh, dass du dich nur mit dem Poster begnügt hast“, sagt Mama ironisch. „Hör mal zu! Ihr beiden müsst dringend wieder eine andere Ebene finden. Aufeinander einschlagen und dem anderen was kaputtmachen ist keine Art!“ (S. 50)

Die Mutter gießt sich Kaffee ein und seufzt schon wieder. „Nur einmal in Ruhe frühstücken… ganz normal, wie in anderen Familien auch. Was würde ich darum geben!“ „Was denn?“, fragt Ella. „Euch zum Beispiel“, sagt Mama. (S. 11)

Obwohl die Mutter sichtlich genervt vom aufbrausenden und zänkischen Verhalten ihrer Kinder ist, bewahrt sie doch die Fassung und schafft es sogar, der Situation durch ihre ironischen Bemerkungen einen heiteren ,Touch’ zu verleihen. So gelingt es ihr, trotz aller durchaus vorhandenen Strenge, die notwendig ist, um von ihren temperamentvollen und eigensinnigen Kindern ernst genommen zu werden, schwierige Situationen zu entschärfen und ermöglicht Lino und Ella damit, in einer relativ entspannten Atmosphäre aufzuwachsen. Zwar ist der Vater seltener als seine Frau an erziehungsrelevanter Kommunikation beteiligt, was sich mit großer Wahrscheinlichkeit zum Teil dadurch erklärt, dass er beruflich stärker eingebunden zu sein scheint, doch ist seine Meinung bei wichtigen Entscheidungen immer relevant. Die rein quantitativ geringere direkte Beteiligung an der Eltern- Kind- Kommunikation sagt also nichts Negatives über seinen Erziehungsstil und das Verhältnis zu seinen Kindern aus.

Insgesamt lässt sich konstatieren, dass der Umgangston des Vaters den Kindern gegenüber zuweilen ziemlich autoritär (vgl. S. 82), sein Verhältnis zu ihnen jedoch ebenso stark von Zuneigung und Einfühlungsvermögen gekennzeichnet ist. Körperliche Zuwendung spielt bei beiden Elternteilen eine große Rolle: „,Na also.’ Papa legt einen Arm um Lino. ,Dann muss man auch mal verlieren können . ’“ (S. 82). Auch wenn also die Zeit, die er mit den Kindern verbringen kann, begrenzt ist, gelingt es ihm, diese sinnvoll zu nutzten und ihnen zudem trotz aller Strenge stets ein Gefühl von Geborgenheit und Nähe zu vermitteln.[43] Was außerdem noch zu besagt positiver Atmosphäre beiträgt, ist das Interesse des Vaters am Befinden seiner Kinder, das er häufig zum Ausdruck bringt, selbst wenn er ihnen nur kurz am Frühstückstisch begegnet: „,Geht es Dir gut?’ fragt er hinter der Zeitung hervor.“ (S.23) Beide Elternteile stellen übereinstimmend klare Regeln auf, ohne dabei jedoch lieblos und übertrieben autoritär zu wirken. Ihre Haltung den Kindern gegenüber gibt diesen somit verbindliche Richtlinien vor, vernachlässigt dabei aber keineswegs die emotionale Komponente der Eltern-Kind-Beziehung.

Alle vorgenannten Aspekte der Erziehung sind nahezu prototypisch für einen „regelgeleiteten Verhandlungshaushalt“[44] und repräsentieren darüber hinaus einen aus aktueller erziehungswissenschaftlicher Sicht idealen integrativen Erziehungsstil.[45]

Auch auf sprachlicher Ebene kommt eine mütterliche Haltung zum Ausdruck, die von einer Wertschätzung der Kinder als ernst zu nehmende Gesprächspartner geprägt ist, vor allem, wenn man bedenkt, dass besagte Kinder gerade mal knapp die Altersstufe der Präadoleszenz erreicht haben: „,Ihr beiden müsst dringend wieder eine andere Ebene finden.’“ (S. 50) Es handelt sich hierbei um eine Sprache, in der ebenso Erwachsene miteinander kommunizieren könnten und die ein relativ hohes Maß an Verständnis und Sprachkompetenz von Seiten der Kinder präsupponiert. Zudem kann das vergleichsweise hohe sprachliche Niveau als Indiz für einen hohen Bildungsstand der Eltern und die Zugehörigkeit zu einer gehobenen sozialen Schicht gewertet werden, geht man davon aus, dass in einer Vielzahl der Fälle die Höhe des Bildungsniveaus mit der Höhe des Sozialstatus positiv korreliert.[46] Weitere Aspekte, die diese Annahme untermauern, sind die ablehnende Haltung der Mutter gegenüber dem Gebrauch von Vulgärsprache, ihr damit einhergehendes stetiges Bemühen, diese Art der Konversation zu unterbinden (vgl. S. 51) sowie ihre Vorstellungen von allgemeinen Umgangsformen wie zum Beispiel angemessenen Tischmanieren (vgl. z.B. S. 19). Dass dieser integrative Erziehungsstil und dessen Elemente der Vermittlung von Artikulationsfähigkeit sowie die Integration der Heranwachsenden in Entscheidungsprozesse ,Früchte tragen’, zeigt sich unter anderem in Ellas Reaktion im Gespräch mit ihrer Mutter und entspricht dem, was auch Schilcher als „Metakommunikation“ aufgreift.[47] Deutlich zeigt sich diese Form von sozialer Kompetenz beispielsweise in folgender Textstelle:

„Das könntet ihr ja mal klären, ihr seid schließlich die Eltern. Aber wenn man euch braucht, seid ihr nicht da.“ „Ich bin ja da“, sagt Mama. „Aber du knöpfst dir Lino nicht vor! Und Papa ist immer irgendwo, in der Firma oder beim Chor oder auf einem Klassentreffen…“ Ella weiß, dass das nicht stimmt. Aber es tut gut, so herumzumeckern. (S. 50)

Liest man die ersten vier Zeilen, könnte man zunächst annehmen, Ella meine es wirklich ernst, und man beginnt unter Umständen zu überlegen, ob ihre Beschwerde über mangelnde Zeit und zu wenig Engagement der Eltern tatsächlich zutreffend ist. Dies scheint in gewisser Hinsicht nicht völlig ,aus der Luft gegriffen’ zu sein, da zumindest der Vater im Vergleich zur Mutter tatsächlich relativ selten in Erscheinung tritt und auch bei weitem nicht in dem Maße wie die Mutter an der erzieherischen Kommunikation partizipiert. In der letzen Zeile wird dann aber deutlich, dass Ella nicht wirklich die Ansicht vertritt, die Eltern widmeten ihr zu wenig Zeit. Dies, so könnte man es deuten, setzt in zweierlei Hinsicht kognitive Kompetenzen voraus: Zum einen weiß und spürt Ella sehr wohl, dass der Erziehungsstil ihrer Eltern auf liebevollem und respektvollem Umgang miteinander begründet und somit ,richtig’ ist, genau wie auch ihre Lebensweise, die in hohem Maße durch die Entfaltung ihrer individuellen Interessen in Form von Pflege sozialer Kontakte und Hobbys, Faktoren also, die Bestandteile eines zufriedenen Lebens ausmachen, geprägt ist, was sich natürlich wiederum positiv auf sie selbst und Lino auswirkt. Zum anderen wirft sie ihnen in diesem Moment genau das vor, was nun einmal Voraussetzung dieser Lebensweise ist, nämlich die Inanspruchnahme von Zeit. Ella erkennt somit zwar, dass die sozialen Kontakte und Aktivitäten ihrer Eltern durchaus zu befürworten sind und sie besitzt auch genug soziale Kompetenz um zu durchschauen, dass diese Aktivitäten nicht mit einem unbegrenzten Zeit- und Energiereservoir für sie und ihren Bruder vereinbar sind, dass dies jedoch akzeptabel ist, da der Nutzen zufriedener Eltern für die Familiengemeinschaft das Zeitdefizit rechtfertigt. Warum also beschwert sie sich darüber, wo sie doch all dies offensichtlich durchschaut (vgl. S. 50)? Hier liegt die Vermutung nahe, dass sie dies mit Absicht tut, um ,Salz in die Wunde zu streuen’, da sie sich sicher vorstellen kann, dass die Eltern zeitweise ein schlechtes Gewissen plagt, weil ihre Feizeitaktivitäten sowie ihre Berufstätigkeit so viel Zeit in Anspruch nehmen. Ellas kurze Bemerkung ist folglich in hohem Maße ungerecht, und das weiß sie ganz genau. Trotzdem verzichtet sie nicht darauf, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen und der Mutter Vorwürfe zu machen. Ein solcher Gedankengang setzt ein hohes Maß an Empathiefähigkeit voraus, was für ein zehnjähriges Mädchen bemerkenswert ist und sich nicht zuletzt durch den integrativen, die kindliche soziale Kompetenz fördernden Erziehungsstil der Mutter erklärt. Aber nicht nur dieses Beispiel eines Verhaltens mit eher negativer Wirkung macht deutlich, dass Ella über eine für ihr Alter recht ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie verfügt. Ihre sozialen Fähigkeiten zeigen sich in zahlreichen anderen Textstellen. Ein weiteres Beispiel für ihre Kompetenz und ihr ausgeprägtes Interesse für andere ist die Tatsache, dass sie aufgrund von Beobachtungen der Reaktionen und der Mimik ihrer Mitmenschen Rückschlüsse auf deren Empfinden zu ziehen vermag: „,Ella kann Marions Gesichtszüge fast so gut lesen wie die ihrer Mutter.’“ (S. 50). Sie macht sich also Gedanken über die Gefühle anderer, was sie dazu befähigt, diese Bereitschaft sowohl für eigene Zwecke zu nutzen, als auch deren Empfindungen nachzuvollziehen. So ist sie am Ende auch dazu in der Lage, sich in Linos Situation hineinzuversetzen und seine Gefühlslage zu reflektieren.

2.1.3 Geschlechterrollen – die berufstätigen Eltern, das ,starke’ Mädchen und der ,schwache’ Junge

Wie aus vorangegangener Analyse der Familiensituation hervorgeht, vermitteln Ellas und Linos Eltern recht fortschrittliche Wertvorstellungen hinsichtlich ihrer Erziehungspraktiken. Auch bezüglich der Geschlechterrollen repräsentieren sie ein zeitgemäßes Bild, und ihre Lebensweise, die in großem Maße zu ihrer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit beizutragen scheint, besitzt durchaus Vorbildfunktion für ihre Kinder. Sowohl der Vater als auch die Mutter sind berufstätig, wenngleich der Eindruck entsteht, als gehe die Mutter nur einer Teilzeitbeschäftigung nach, denn, obgleich dies im Text nicht explizit Erwähnung findet, lässt doch die Tatsache, dass sie im Vergleich zum Vater mehr Zeit mit ihren Kinder verbringen kann, diesen Schluss zu. Auch wenn beide Eltern insgesamt recht moderne Rollenbilder verkörpern, lässt sich an dieser Stelle ein gewisser Kritikpunkt nicht ausblenden, nämlich der der Selbstverständlichkeit der Doppelbelastung der Frau.[48] Völlig unhinterfragt übernimmt die Mutter hier einen Großteil der Erziehungsaufgaben. Vorraussetzung dafür ist vermutlich entweder eine vorausgehende Berufwahl, deren Entscheidungskriterium unter anderem eine Koordinierbarkeit des Berufes mit der Kindererziehung war, oder die zeitliche Einschränkung eines bereits bestehenden Berufes. Beides ist nicht selbstverständlich, wird jedoch augenscheinlich als solches eingestuft. Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit eine durch Kindererziehung und Beruf stark ausgelastete und zuweilen auch sicher gestresste Frau in der Realität tatsächlich immer ausgeglichen und verständnisvoll sein kann und es ihr zudem stets gelingt, Freundschaften zu pflegen.[49]

Beate Dölling zeichnet in „Anpfiff für Ella“ ein klar definiertes Bild von Mädchen- und Jungenrollen, wobei ganz unterschiedliche Typen in Erscheinung treten. Es tauchen sowohl ,starke’ als auch ,schwache’ Persönlichkeiten auf, und bei den Mädchen werden zwei unterschiedliche Typen kontrastiert. So wird die Protagonistin Ella als kein ,typisches’ Mädchen im traditionellen Sinne[50] dargestellt, denn sie verkörpert all die Eigenschaften, die nach Schilcher mit dem Typus des ,starken, emanzipierten’ Mädchen assoziiert werden.[51] Abgesehen von der Tatsache, dass sie keine Angst hat, sich in dem männlich dominierten Sport Fußball zu bewähren und ihr dies schließlich auch gelingt, verkörpert sie noch in vielerlei anderer Hinsicht diesen Mädchentyp. So weist sie neben der in Kap. 2.1.2 bereits erwähnten Empathiefähigkeit eine ausgesprochen hohe Artikulationsfähigkeit und Schlagfertigkeit auf. Dies zeigt sich besonders deutlich bei ihren Wortgefechten mit Lino:

„Und was ist mit deinen Fußballkumpels?“, fragt Ella. Sie genießt das Wort. Es liegt gut auf der Zunge, wie ein Ball auf dem Fuß. „Wolltet ihr nicht im Verein spielen?“ Sie schaut Lino herausfordernd an, bereit einer Kopfnuss auszuweichen. (S. 123)

Im Text wird wiederholt aufgezeigt, dass Ella sich nichts gefallen lässt und bereit ist, sich gegen Angriffe aller Art zu behaupten, Herausforderungen zu suchen, anstatt diese zu meiden und somit viele Eigenschaften aufweist, die Schilcher als notwendig für Mädchen erachtet, um sich gegenüber ihrer Umwelt durchzusetzen und „aktiv in den Verlauf der Geschehnisse eingreifen zu können“[52], anstatt ihnen „hilflos ausgeliefert“ zu sein[53] Eigenschaften, die Ella charakterisieren sind Mut, Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit, Artikulationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen.[54] Darüber hinaus ist ihr Erscheinungsbild androgyn und beinahe schon burschikos, wodurch sie sich erheblich von der Mehrheit ihrer Klassenkameradinnen unterscheidet. Während ihre Altersgenossinnen sich viele Gedanken um ihr Äußeres, speziell ihre Kleidung, machen und dies auch oft zum Gegenstand ihrer Gespräche machen, zeigt Ella für beides kein Interesse: „Ella hat immer Hosen an. Deshalb weiß sie nichts über Strumpfhosen zu sagen .“ (S. 15). Darüber hinaus steht Ella Mädchen wie beispielsweise ihrer Klassenkameradin Steffi, die nach Schilcher dem Typus des „affektierten Mädchens“ entspricht, deren Charakter aber auch Elemente des „empfindlichen Mädchens“ aufweist[55], und somit das Gegenteil von Ella verkörpert, äußerst ablehnend gegenüber.[56] Ella ist in ihrer körperlichen Entwicklung noch nicht so weit wie viele ihrer Altersgenossinnen und entspricht somit auch in dieser Hinsicht dem Bild eines androgynen Mädchens. In der Umkleidekabine betrachtet sie die pubertären weiblichen Rundungen ihrer Klassenkameradin Bonita recht missgünstig (S. 40). Diese Missgunst lässt sich dadurch erklären, dass Ella für Malle[57] schwärmt und in Bonita eine Konkurrentin sieht. Auffällig an dieser Stelle ist das explizite Ansprechen von sekundären Geschlechtsmerkmalen, was in einem Kinderbuch für eine Zielgruppe ab zehn Jahre noch immer recht ungewöhnlich zu sein scheint. Was nicht ganz ins Bild der erst mit wenigen weiblichen Attributen ausgestatteten Protagonistin passt, ist ihr aufkeimendes Interesse für das andere Geschlecht. Sie trägt sogar ein Foto ihres ,Schwarms’ Malle bei sich, das sie ihrem Bruder aus der Fußballkartei entwendet hat (vgl. S. 15). Instinktiv spürt und befürchtet sie dabei, dass Mädchen, die ,weiblicher’ als sie selbst wirken, auch eher den Wunschvorstellungen der Jungen entsprechen. Als sie dann noch in der Schule auf der Innenseite der Toilettentür ein Herz mit den Worten „Malle und Bonita“(vgl. S. 16) entdeckt, steht für sie fest, dass sie keine Chance bei Malle hat, da er Mädchen wie Bonita in ihren Augen eindeutig favorisiert, was im Verlauf der weiteren Handlung dazu führt, dass sie Bonita als immer bedrohlicher wahrnimmt. Ellas Gefühle für Malle sind von Unsicherheit und Verwirrung geprägt, was sicher nicht untypisch für ihr Alter ist. Jedoch scheint sich dies nicht ins Gesamtbild der ansonsten so selbstsicheren Protagonistin einzufügen.

Bonita, die eigentlich Fiona Weber heißt (vgl. ebd.), und für die eine Klassenkameradin sich den Spitznamen Bonita[58] ausgedacht hat, verkörpert auf den ersten Blick einen vollkommen anderen Mädchentypus als Ella. Allein in ihrem körperlichen Erscheinungsbild zeigt sie wenige Gemeinsamkeiten mit der knabenhaft wirkenden Protagonistin, denn sie ist in ihrer körperlichen Entwicklung schon wesentlich weiter als diese. Zudem scheint sie recht eitel zu sein, denn selbst in der Schule hat sie stets einen Handspiegel dabei, um zu jeder Zeit ihr Äußeres überprüfen zu können. Wie sich jedoch im Weiteren herausstellt, ist Bonita alles andere als oberflächlich, sondern ein intelligentes, hilfsbereites und aufgewecktes Mädchen, hinter dessen eitler Fassade sich eine Person verbirgt, die sich wohl am ehesten als ,Mischtyp’ beschreiben lässt, welcher nach Schilcher zwischen „starkem und schwachem Mädchen angesiedelt werden kann“.[59] Hinzu kommt, dass die übertriebene Eitelkeit Bonitas vermutlich partiell auf eine gewisse Unsicherheit zurückzuführen ist und somit nicht in vollem Maße ihren eigentlichen Charakter widerspiegelt, zumal sie sich wohl bewusst ist, dass sie durch ihr leichtes Übergewicht schnell Opfer von Hänseleien werden kann und dies mit vermehrten Blicken in den Spiegel sowohl kompensieren möchte als auch mit diesem Auftreten von ihrer präpubertären Unsicherheit ablenken will.

Zusammenfassend lässt sich an dieser Stelle also konstatieren, dass es sich bei Ella und Steffi weitgehend[60] um ,Extremtypen’ im Sinne von ,emanzipiert’ und ,empfindlich’ , beziehungsweise ,affektiert’ handelt[61], wohingegen Bonita eher einer Kombination beider Mädchentypen entspricht, also Merkmale beider Mädchentypen in ihrer Persönlichkeit vereint.

Während die Protagonistin Ella vorwiegend positiv im Sinne einer Unabhängigkeit von antiquierten geschlechterrollenfixierten Denkmustern gezeichnet wird, entspricht ihr Bruder Lino doch größtenteils dem auch in unserer modernen Gesellschaft immer noch prävalenten traditionellen Konzept des nach außen ,starken’ Jungen.[62] Dieses Jungenbild kommt dem nahe, was Schilcher als Typus des ,Aufschneiders’, ,Schlägers’ oder ,Abenteuerhelden’ bezeichnet.[63] Obgleich die Geschehnisse nicht aus Linos Perspektive beschrieben werden und sich aufgrund der fehlenden innenperspektivischen Schilderungen seines Gefühlslebens weniger über seine Gedanken und Emotionen aussagen lässt, als dies bei Ella der Fall ist, führt nicht zuletzt deren Empathiefähigkeit- und bereitschaft dazu, den LeserInnen auch Einblicke in Linos Seelenleben zu gewähren. Anhand zahlreicher Textstellen lässt sich aufzeigen, dass Lino stets bestrebt ist, dem Bild des starken, furchtlosen und dominanten Jungen gerecht zu werden: „,Sei nicht so zickig’, sagt Lino, ,sonst setzt`s was.’“ (S. 21) „Er wirft seinem Beulenkumpel einen wichtigen Blick zu.“ (ebd.), „,Zweikämpfe?’ fragt Lino. ,Mit der doch nicht! Glaubst du, ich verschwende meine Kraft?’“ (S.85). Hier wird deutlich, dass es für Lino äußerst wichtig ist, sich seine ,überlegene’ Position seiner Schwester gegenüber zu bewahren. Vor diesem Hintergrund ist natürlich auch das Ausmaß der ,Schande’, die ihm seine Schwester durch ihre Fortschritte im Fußball bereitet, nachvollziehbar (vgl. Kap. 2.1.1). Inwieweit das Dominiergehabe Linos und sein Verleugnen vermeintlicher Schwächen seinem tatsächlichen Charakter entsprechen, wird mit fortschreitenden Handlungsverlauf immer fraglicher. Liest man die ersten Abschnitte des Buches, könnte zunächst der Eindruck entstehen, bei Ellas Bruder handle es sich um einen relativ unreifen ,Angebertypen’, der nicht im Geringsten den Versuch unternimmt, sich von vorgegebenen klischeebehafteten Geschlechterrollenfixierungen abzugrenzen. Hieraus könnte man schließen, dass dieser Aspekt in Opposition zu dem ansonsten so fortschrittlich erscheinenden Gesamtbild des Textes steht. Im Weiteren erfährt man dann jedoch etwas über die Motive für dieses Verhalten und kommt zu dem Schluss, dass es sich bei diesen recht ,unangenehmen’ Eigenschaften um eine Fassade handelt und um aus Angst vor einer Nichterfüllung von durch gesellschaftliche Normen an ihn herangetragenen Rollenerwartungen resultierenden Selbstschutz. Nun wird diese von ihm implizierte Erwartungshaltung seiner Umwelt vermutlich weniger von seinen Eltern geprägt sein als vielmehr von seinem schulischen Umfeld und vor allem von seinen ,Fußballkumpels’ (vgl. S. 123). Nahezu unerträglich wäre es für Lino, von ihnen als Versager oder als ,unmännlich’ tituliert und aus ihrer Gemeinschaft ausgegrenzt zu werden. Um dieser Demütigung zu entgehen, ,kommt’ er ihnen sozusagen ,zuvor’ und verlässt den Schulfußballverein freiwillig, um sich stattdessen einer ,Skatergang’ anzuschließen (vgl. S. 150). Berücksichtigt man diese Ängste Linos, stellt sich heraus, dass sein Imponiergehabe, seine ,Coolness’ und sein dominantes und abweisendes Verhalten, vor allem seiner Schwester gegenüber, vorwiegend als Schutz vor zu viel Einblick in sein sensibles Inneres dienen sollen und, wenn überhaupt, nur eine Facette seiner Persönlichkeit ausmachen. Somit entspricht Lino einer Kombination aus dem, was Schilcher als ,schlägernen Aufschneidertypen’[64] und als ,sensible Jungenfigur’[65] bezeichnet.

2.1.4 Freundschaft als Sozialisationsfaktor

Weitere zentrale Aspekte dieses Buches sind die Beziehungen Gleichaltriger zueinander, welche entweder in Form von dyadischen Freundschaftsbeziehungen[66] oder als Gleichaltrigengruppen, den so genannten Peergroups[67] thematisiert werden. Dabei kommt auch der Kinderkultur, speziell dem Fußball, eine tragende Bedeutung zu.[68] Auffällig ist, dass lediglich Lino in eine solche Peergroup integriert ist; Ella wird zum einen durch ihre ablehnende Haltung ihren Altersgenossinnen gegenüber, die ihre Begeisterung für Fußball nicht teilen, der Zugang zu einer vergleichbaren gleichgeschlechtlichen Gemeinschaft verwehrt, zum anderen auch die Eingliederung in die Jungenclique aufgrund ihres Geschlechts nicht gestattet.[69] So muss sie sich vorerst alleine behaupten, da sie nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen, die ihren Überzeugungen und Interessen entgegenstehen. Diese Ablehnung eines ,erzwungenen Konformismus’ deutet insofern auf ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hin, als dass sie sich weigert, sich zu Lasten ihrer Individualität in Rollenvorgaben einzufügen. Auch Freundschaftsbeziehungen zu Mädchen ihres Alters pflegt sie aus diesem Grund zunächst nicht. Ganz anders verhält es sich bei ihrem Bruder. Bei ihm hat die Akzeptanz durch Gleichaltrige und die Zugehörigkeit zu einer männlichen Peergroup, für die eine Abweichung von der Norm des „starken“ Jungen nicht tolerierbar wäre, oberste Priorität und Persönlichkeit konstituierenden Charakter. Er droht somit, an den Erwartungsdruck seiner Umwelt, dessen Nichterfüllung einen Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge hat, zu zerbrechen.[70] Bezüglich der Ausprägung des Selbstvertrauens wird in diesem Text also klar ein ihrem Bruder überlegenes Mädchen dargestellt, wohingegen die Mehrheit der Mädchen doch noch stark in traditionellen Rollenbildern verhaftet zu sein scheinen. Der Peergroup wird hier zwar eine zentrale Funktion zugeschrieben, doch wird sie in ihrer sozialisatorischen Funktion wenig beleuchtet und lediglich in ihrer Geschlechterrollen bestimmenden Eigenschaft dargestellt.

Trotz ihrer oberflächlich betrachtet gegensätzlichen Charaktermerkmalen entwickelt sich überraschenderweise gegen anfänglichen Widerstand Ellas allmählich eine Freundschaft zwischen Bonita und ihr. Geht zu Beginn der Handlung aus Ellas abwertenden Bemerkungen Bonita gegenüber noch deutlich hervor, dass sie sich eine Freundschaft mit dieser nicht vorstellen kann (vgl. z.B. S. 39), gelingt es Bonita doch im weiteren Handlungsverlauf, Ellas Vertrauen zu gewinnen und sie durch ihr entgegenkommendes und hilfsbereites Verhalten davon zu überzeugen, dass sie keine ,Gefahr’ für Ella darstellt, sondern lediglich ihre Zuneigung gewinnen möchte. So wandelt sich Ellas Misstrauen Bonita gegenüber und die aus Eifersucht und Neid, vor allem auf deren angebliche ,Beziehung’ zu Malle, resultierende Missgunst und Ablehnung zu einem Gefühl freundschaftlicher Verbundenheit. Einen entscheidenden Beitrag zu dieser positiven Entwicklung leistet sicherlich auch ein klärendes Gespräch, in dem Bonita Ella deutlich zu verstehen gibt, dass sie zwar tatsächlich in Malle ,verknallt’ war, dies jedoch zum einen längst Vergangenheit ist und zum anderen in ihrer Freundschaft keine Rolle spielen sollte (vgl. S. 62f.). Hier wird eine klare Wertung vorgenommen, indem impliziert wird, dass Ehrlichkeit und offene Kommunikation Voraussetzungen für das Funktionieren einer Freundschaft sind und der gleichgeschlechtlichen Freundschaftsbeziehung wird Priorität vor „präpubertären Liebesbeziehungen“ eingeräumt. Einer der zentralen Konflikte dieses Buches wird aufgelöst und Ella findet in der sich anbahnenden Freundschaft mit Bonita all das, was ihr bislang fehlte, da sie keine Freundin hatte: Zuneigung, Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und Teilen derselben Interessen. Dyadische Freundschaftsbeziehungen werden in diesem Buch folglich im Gegensatz zur tendenziell negativ besetzten stereotypisierten Peergroup positiv bewertet.

[...]


[1] Vgl. Schilcher, 2001, S. 20f.

[2] Vgl. http://www.lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=591, (Stand: 03.06.07).

[3] Vgl. Schilcher 2001, S. 20.

[4] Vgl. Ewers, 1995, S. 17.

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Vgl. ebd.

[8] Ebd.

[9] Vgl. http://www.lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=journal&lid=591, (Stand: 03.06.07).

[10] Schikorsky, 2003, S. 156.

[11] Vgl. Ewers, 1995, S. 24.

[12] Vgl. Schikorsky, 2003, S. 171. Schikorsky spricht von einer „relativ ungestörten Koexistenz von fantastischer und realistischer Kinder- und Jugendliteratur“. (ebd.)

[13] Vgl. Daubert, 1999, S. 93f.

[14] Bei der personalen Erzählform werden die Geschehnisse aus dem Blickwinkel einer oder mehrerer Personen geschildert, wobei der Erzähler deren Perspektive übernimmt und aus deren Sicht berichtet. Die Erzählinstanz bleibt hierbei neutral und kann daher schwer als solche identifiziert werden. Häufig gewählte Darbietungsweisen der personalen Erzählform sind erlebte Rede, innerer Monolog und Bewusstseinsstrom. (Vgl. Gansel, 1999, S. 32ff.)

[15] Vgl. ebd., S. 94f.

[16] Vgl. Schilcher, 2001, S. 23.

[17] Vgl. Daubert, 1999, S. 100.

[18] Ebd.

[19] Vgl. ebd., S. 99f.

[20] Peter Büchner und Manuela Du Bois-Reymond haben hierfür den Begriff des Verhandlungshaushaltes geprägt, womit sie eine „entspannte und kommunikationsoffene“ Familiensituation bezeichnen. (Vgl. Büchner, 1998, S. 83.) Dabei differenzieren sie zwischen „regelorientiertem“ und „offen-situativem“ Verhandlungshaushalt. (Vgl. ebd. S. 85 ff.)

[21] Vgl. Daubert, 1999, S. 99.

[22] Vgl. Schilcher 2001, S. 22.

[23] Daubert, 1999, S. 92.

[24] Vgl. Schilcher, 2001, S. 23.

[25] Vgl. ebd.

[26] Vgl. Daubert, 1999, S. 90.

[27] Vgl ebd., S. 90, S. 102.

[28] Vgl. ebd., S. 22.

[29] Vgl. Ewers, 1995, S. 23.

[30] Schilcher, 2001.

[31] Vgl.ebd., S. 42.

[32] Genau genommen werden nur fünf Werke analysiert. Da es sich bei Joachim Masanneks „Die Wilden Fussballkerle“ aber um eine Kinderbuchreihe bestehend aus bislang 11 Bänden handelt, die Miteinbeziehung aller Bände jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, werden drei Bände exemplarisch zur Analyse herangezogen. So erklärt sich der hier aufgeführte Umfang des Textkorpus`.

[33] Die ProtagonistInnen befinden sich somit in der Phase der mittleren Kindheit (8 - 10 Jahre) und der Frühadoleszenz (12 - 14 Jahre). (Vgl. Schmalzhaf-Larsen, 2004, S. 3.)

[34] Vgl. Schilcher, 2001, S. 27.

[35] Da bei Joachim Masanneks Kinderbuchreihe „Die Wilden Fussballkerle“ das Motiv Peergroup im Vordergrund steht und beinahe alle weiteren Bereiche tangiert, entspricht die Reihenfolge der analysierten Motive nicht der der anderen Werke, da die Peergroup hier aufgrund ihrer Vorrangigkeit vor den Geschlechterrollen als Analysekriterium aufgegriffen wird. Des Weiteren sei an dieser Stelle erwähnt, dass Beate Döllings „Kaninchen bringen Glück“ das Motiv Peergroup vollständig ausspart und folglich bei der Analyse dieses Werkes überhaupt kein Kapitel zu diesem Motiv existiert.

[36] Aus Platzgründen kann im Rahmen dieser Arbeit nur ein relativ kleiner Ausschnitt dieser Studien Berücksichtigung finden.

[37] Das Verknoten von Ellas Schnürsenkeln dient beispielsweise dazu, sie am Fußballspielen zu hindern, was Ella hart trifft (vgl. S. 35f.).

[38] Als solch „egoistische Selbstbehauptungsstrategien“ sind sowohl das Ausgrenzen Ellas durch Lino aus seinem Fußballverein als auch das sture Durchsetzen Ellas eigener Interessen ohne Rücksichtnahme auf die verletzen Gefühle ihres Bruders, was sich in gewisser Weise auch als Revanche an ihrem Bruder interpretieren lässt, zu verstehen.

[39] „Der dem Englischen entlehnte, aber grammatisch falsche Begriff Happy End (von engl. happy ending) heißt übersetzt Glückliches Ende, im Sinne von Guter Ausgang.“ Nicht selten entspricht dieses gute Ende aufgrund einer überzogenen Wende zum Positiven nicht der Realität. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Happy_End, (Stand: 21.06.07).

[40] Ulrich Beck spricht von neuen Standardisierungen (Vgl. Beck, 1986, S. 207ff.) oder „Individualisierung als Veränderung von Lebenslagen, Biographiemustern“. (Ebd., S. 207.)

[41] Vgl. Vaskovics/ Lipinski, 1998, S. 95f.

[42] Vgl. Schilcher 2001, S.141.

[43] Dass „eine emotionale Beziehung zu den Kindern nicht unbedingt von der objektiv zur Verfügung stehenden Zeit abhängt, sondern von der Nutzung der verbleibenden Zeit“ stellt auch Schilcher fest. (Vgl. ebd., S. 132.)

[44] Vgl. Schilcher, 2001, S. 148.

[45] Vgl. ebd., 123f.

[46] Vgl. Petrat, 1969, S. 42ff.

[47] Vgl. Schilcher, 2001, S. 155.

[48] Bereits in den 70er Jahren war einhergehend mit der Zunahme weiblicher Erwerbstätigkeit eine gewisse Doppelbelastung der Frau zu verzeichnen. (Brehm, 1975, S. 51.)

[49] Vgl. Schilcher, 2001, S. 73.

[50] Vgl. Kehlenbeck, 1996, S. 87.

[51] Vgl. Schilcher 2001, S. 49 ff.

[52] Ebd.

[53] Ebd., S. 49.

[54] Vgl. ebd., S. 55.

[55] Vgl. ebd., S. 45f.

[56] Vgl. ebd., S. 68.

[57] Malle heißt eigentlich Marvin Winter und ist der beste Spieler in Linos Fußballmannschaft (vgl. S 8).

[58],Bonita’ heisst auf Spanisch ,Hübsche’.

[59] Schilcher, 2001, S. 53.

[60] Was ihre körperliche Attraktivität betrifft, ist Ellas Selbstbewusstsein ja augenscheinlich nicht so unantastbar wie sie nach außen vorgibt, was sich in ihren starken Konkurrenzgedanken Bonita gegenüber manifestiert.

[61] Schilcher, 2001, S. 45ff.

[62] Lothar Böhnisch ist der Ansicht, „Männlichen Sozialisation“ berge heute eine Dialektik von ,Stärke‘ und ,Schwäche‘. (Vgl. Böhnisch, 2004, S. 10.)

[63] Schilcher, 2001, S. 56f.

[64] Vgl. ebd., S. 56ff.

[65] Vgl. ebd., S. 58ff.

[66] Valtin und Fatke definieren enge Freunde in einer dyadischen Freundschaftsbeziehung folgendermaßen: „[…] diejenigen, mit denen man – unabhängig von der Regelmäßigkeit und Häufigkeit des Zusammentreffens – intime Gedanken und Gefühle austauscht und durch eine ganz besondere emotionale Qualität verbunden ist.“ (Valtin und Fatke, 1997, S. 30.)

[67] Die Peergroup ist ein aus der amerikanischen Jugendpsychologie stammender Begriff für die Gleichaltrigengruppe oder die „informelle Freizeitgruppe von Kindern und Jugendlichen“, die an der Sozialation maßgeblich beteiligt ist. Vgl. http://lexikon.meyers.de/meyers/Peergroup, (Stand: 10.07.07).

[68] In der mittleren Kindheit wird das Selbstbild verstärkt nach einer Beurteilung der eignen Fähigkeiten ausgerichtet. Daraus resultiert ein hoher Stellenwert sportlicher Leistung in dieser Altersstufe. (Vgl. Schmalzhaf-Larsen, 2004, S. 37.)

[69] Laut Lothar Krappmann ist die Gleichgeschlechtlichkeit für ein Kind Voraussetzung für die Auswahl eines „peers“, also eines „gleichaltrigen Gefährten“. (Vgl. Krappmann, 1991, S. 364.)

[70] Vgl. Schilcher 2001, S. 59.

Ende der Leseprobe aus 163 Seiten

Details

Titel
Schlüsselmotive der realistischen Kinderliteratur nach 2000: Familie, Geschlechterrollen und Peergroup
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Jugendbuchforschung)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
163
Katalognummer
V94333
ISBN (eBook)
9783638070904
Dateigröße
1221 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schlüsselmotive, Kinderliteratur, Familie, Geschlechterrollen, Peergroup
Arbeit zitieren
Sabine Hildebrand (Autor:in), 2007, Schlüsselmotive der realistischen Kinderliteratur nach 2000: Familie, Geschlechterrollen und Peergroup, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94333

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