Leibniz und das Haus Hannover


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

14 Seiten, Note: 1,25


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Stammbaum des Hauses Hannover zu Leibniz Zeit

3. Biographische Daten zu G.W. Leibniz

4. Leibniz im Dienste des Hauses Hannover

5. Das ambivalente Verhältnis zwischen Leibniz und Kurfürst Georg Ludwig (dem späteren König George I. von England)

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Gottfried Wilhelm Leibniz gilt als einer der wichtigsten Naturwissenschaftler und - philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts bzw. wird oftmals als der Universalgelehrte schlechthin bezeichnet. Ein Autor der Wikipedia bezeichnet ihn als „ Jurist - Naturwissenschaftler - Politiker - Philosoph - Historiker - Theologe - Diplomat"1 . Einen Großteil seines Wirkens wurde dabei durch seine Tätigkeit als Geheimrat des Hauses Hannover gefördert, in dessen Diensten er fast 40 Jahre lang stand. Dabei hatte er allerdings nicht nur Gönner sondern auch Feinde in den Reihen dieses für die europäische Geschichte bedeutenden Herrscherhauses. Genau in Leibniz Zeiten gewinnen die Hannoveraner starken politischen Einfluss durch die Übernahme der englischen Krone basierend auf dem Act of Settlement von 1701.

Diese Hauptseminararbeit soll die Beziehung zwischen Leibniz und dem Haus Hannover dokumentieren und insbesondere auf die Effekte eingehen, welche sein Gesamtwerk beeinflusst haben könnten. Einen Teil wird dabei die Betrachtung des ambivalenten Verhältnisses zwischen Leibniz und Georg Ludwig, dem späteren König George I. von England einnehmen. Weiterhin soll auch die Beziehung zu den drei Damen Sophie, Sophie Charlotte und Caroline inkl. der Briefwechsel zwischen ihnen und Leibniz betrachtet werden, da diese ja als seine größten Gönner gelten.

2. Das Haus Hannover im 17. und 18. Jahrhundert

2.1 Der Stammbaum des Hauses Hannover

Das Haus Brunswick und seine zahlreichen Ableger (in dieser Arbeit auf den Begriff „Hannover“ vereinfacht) gehört zu den Welfen, welches zu den ältesten Herrscherhäusern Europas zählt. Der entsprechende Stammbaum ist dadurch natürlich sehr umfangreich und auch für die direkte Betrachtung mit Leibniz nicht wichtig. In der Tat wurde Leibniz damit beauftragt, die Biographie eben dieses Hauses zu verfassen, was er durch die Komplexität der Aufgabe und wahrscheinlich auch Unlust an dieser Tätigkeit von der Vergabe bis zu seinem Lebensende innerhalb von 31 Jahren (1685 - 1716) nicht beendete. Immerhin veröffentlichte er einen Band des Werkes und die Arbeit ermöglichte ihm viel Recherchearbeit in Europa. Laut Aiton nutzte Leibniz besonders die Jahre 1687 - 1690, um seine vielfältigen Kontakte zu den verschiedenen europäischen Höfen auszubauen2.

Hier eine vereinfachte Fassung des Stammbaumes des Hauses Hannover basierend auf der Darstellung auf der offiziellen Royals-Homepage der englischen Regierung3.

Die Beziehung die Leibniz zu den einzelnen Akteuren in diesem Stammbaum einnimmt, wird im späteren Kapitel erläutert.

In dieser Darstellung ist zu sehen, wie basierend auf Herzog Georg von Hannover alle seine vier Söhne nacheinander die Regentschaft antreten (ein ziemlich ungewöhnlicher Fall). Unter der Herrschaft Ernst-August von Hannover erfolgt der Aufstieg vom Herzogtum zum Kurfürstentum. Das in Deutschland bereits mächtige Haus steigert seinen Einfluss durch eine politische Situation in England. Zu sehen ist bereits, dass die späteren Kurfürsten auch gleichzeitig die Könige von England sind. Dies ist begründet durch den Act of Settlement von 1701.

2.2 Die Bedeutung des Act of Settlement von 1701 für das Haus Hannover

Das 16. und 17. Jahrhundert waren in England von Umstürzen und Instabilität geprägt. Entscheidend dazu beigetragen haben dabei folgende Ereignisse:

- Henry VIII. (1491 - 1547) ließ sich mehrfach scheiden bzw. seine Ehefrauen hinrichten. Um seine Scheidungen zu legitimieren, sagte er sich von Rom los und gründete die Church of England, eine eigene protestantische Kirche als Staatsreligion.

- Charles I. (1600 - 1649) war als König beim Volk und speziell beim Parlament unbeliebt. Aus diesem Grund wurde er am 30.01.1649 hingerichtet.

- von 1649 bis 1659 stand England unter dem puritanischen Regime von

Lordprotector Oliver Cromwell. Das Land war erstmalig in seiner Geschichte eine Republik. Sein Sohn Robert konnte aber diese nicht zusammenhalten und mit Charles II. wurde die Monarchie restauriert.

- James II. (1633 - 1701) brachte mit durch seine Annäherung an den Katholizismus das Volk soweit, dass das Parlament sich an die Niederländer wandte, um ihn aus dem Land zu vertreiben. Dadurch wurde Wilhelm von Oranien im Zuge der Glorious Revolution von 1689 als William III. zum Herrscher Englands.

Einer der Kernpunkte dieser Zeit waren vor allem die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hatten sich dabei die Protestanten im Parlament durchgesetzt. Als Resultat wollten diese Parlamentsmitglieder mit allen Mitteln verhindern, dass England jemals wieder einen katholischen Herrscher bekommt. Allerdings waren alle Nachfahren von Henry VIII. inzwischen verstorben. Der aus den Niederlanden „importierte“ Herrscher William III. (Wilhelm von Oranien) mit seiner Frau Mary II. ließen keine Erben zurück. Nach diesen beiden Herrschern regierte mit Queen Anne die letzte Protestantin aus dem ansonsten katholischen Hause Stuart. Diese hatte zwar in ihrer Lebenszeit zwanzig Schwangerschaften, aber neunzehn Kinder starben schon vor oder kurz nach der Geburt. Der länger überlebende Erbe, der Prince of Wales, verstarb dann im Alter von 11 Jahren. Dadurch war die Nachfolge wieder offen und es wurde von Nöten, einen protestantischen Nachfolger für Queen Anne zu finden. Erst auf dem 50. Platz der Thronfolge fand sich dieser in der Person von Sophie aus dem Hause Hannover. Durch den Act of Settlement sollte die Nachfolge von Queen Anne geregelt werden. Dieser umfasste die folgenden Punkte4:

1. Alle zukünftigen Monarchen müssen sich zur Kirche von England bekennen
2. Herkunftsgebiete zukünftiger Könige werden nicht von England verteidigt
3. Richter sind nicht dem Willen des Königs unterworfen und können vom Parlament entlassen werden
4. Entlassungen durch das Parlament können nicht durch die Krone rückgängig gemacht werden
Der erste Punkt führt dazu, dass der Herrscher von England protestantisch sein muss. Obwohl die Hannoveraner nicht direkt die Glaubensrichtung der Church of England folgten, schien Ihr deutscher bzw. lutherischer Protestantismus dazu auszureichen. Da das Haus Hannover kein englisches Haus ist, wird durch den zweiten Punkt die Verteidigung ihrer deutschen Herrschaftsgebiete abgelehnt. Die nächsten beiden Punkte zeigen auf, wie stark das Parlament zu diesem Zeitpunkt schon war. Es wird die Unabhängigkeit der Judikative und teilweise der Exekutive geregelt. Der Monarch wird hierbei entscheidend beschränkt.

Diese Beschränkungen waren zunächst sogar stärker ausgeprägt. Folgende Abschnitte waren in der ersten Fassung des Act of Settlement zu finden, wurden aber später wegen der starken Beschränkungen nach und nach entfernt:

5. Der König darf das Land nicht ohne Zustimmung des Parlaments verlassen
6. Magistrate und Pensionäre dürfen nicht im Unterhaus sitzen
7. Kein nicht United - Kingdom Bürger darf Land oder Ämter besitzen

[...]


1 Wikipedia, Eintrag Leibniz

2 Aiton, S. 139 - 168

3 Kings and Queens of the United Kingdom : Eintrag House Hanover 4

4 Brown, G. , Act of Settlement

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Leibniz und das Haus Hannover
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Naturwissenschaftliche Raum - und Zeitbegriffe im 17. und 18. Jh.
Note
1,25
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V94363
ISBN (eBook)
9783640106110
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leibniz, Haus, Hannover, Naturwissenschaftliche, Raum, Zeitbegriffe
Arbeit zitieren
Ingo Barkow (Autor:in), 2005, Leibniz und das Haus Hannover, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94363

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