Als Ausgangspunkt für dieses äußerst komplexe Sujet soll in dieser Arbeit die Bündnispolitik des französischen König Franz I. dienen. Während seiner Haft in Spanien 1525-27 sucht er nach einem Modus Vivendi mit Süleyman dem Prächtigen, um Habsburg in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln. Die realpolitisch-orientierte türkenfreundliche Politik Frankreichs nahm aber 1756 durch die Annäherung an Habsburg (‚renversement des alliances’) ein Ende. Im Friede von Kütschük Kainardschi, der den 3. Russisch-Türkischen Krieg beendete, konnte die russiche Zarin Katharina die Große dem Osmanisches Reich ihre Bedingungen quasi diktieren. Der Vertrag bedeutete eine klare Schwächung des Osmanischen Reiches und einen erhebelichen Machtzuwachs für Russland. Neben finanziellen Entschädigungen profitierte Russland von beachtlichen Gebietszuwächsen an der Nordküste des Schwarzen Meeres sowie freiem Schifffahrtsrecht für das Schwarze Meer und dem Durchfahrtsrecht für Handelsschiffe durch die beiden Meerengen. Außerdem leitete St. Petersburg für sich doppeltes Interventionsrecht im Osmanisches Reich ab – für südslawische Orthodoxe und in den Donaufürstentümern. Dies sollte als Hebel zur weiteren Expansion auf dem Balkan dienen. Habsburg sah darin eine große Bedrohung seines Vielvölkerstaates. Die Orientalische Frage war eröffnet.
Inhaltsverzeichnis
- I. Geographischer und historischer Abriss zum Schauplatz
- II. Die Orientalische Frage aus europäischer Perspektive
- III. Die Orientalische Frage aus osmanischer Perspektive
- III.1. Orientalische Frage und der Nationalismus
- III.2. Der säkular-religiöse Antagonismus
- IV. Zwei Orientkrisen
- IV.1. Die erste Orientkrise. Griechischer Unabhängigskampf bis Unikar-Skelessi
- IV.1.2. Die zweite Orientkrise. Ägyptisches Machtsteben bis zum Dardellenvertrag
- V. Unmittelbare Ursachen für den Ausbruch des Krimkrieges
- VI. Kriegsgeschehen
- VII. Der Paris Frieden und seine Auswirkungen
- VIII. Die Orientalische Frage nach 1856
- IX. Resümee: Die, Neue Orientalische Frage'
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der „Neuen Orientalischen Frage", die im 19. Jahrhundert eine zentrale Rolle in der europäischen Politik spielte. Sie analysiert die historischen Wurzeln des Konflikts zwischen Russland, dem Osmanischen Reich und den europäischen Großmächten am Beispiel des Krimkriegs (1853-1856). Dabei wird die Orientalische Frage sowohl aus europäischer als auch aus osmanischer Perspektive beleuchtet.
- Die geopolitische Lage des Osmanischen Reiches und die Bedeutung der Krim im 19. Jahrhundert
- Die Interessen der europäischen Großmächte in Bezug auf die Orientalische Frage und die daraus resultierenden Bündnisstrukturen
- Die Herausforderungen für das Osmanische Reich durch Nationalismus und Säkularisierung
- Die unmittelbaren Ursachen für den Ausbruch des Krimkriegs und seine Auswirkungen auf die Machtverhältnisse in Europa
- Die Entwicklung der Orientalischen Frage nach dem Krimkrieg und ihre Relevanz für die Gegenwart.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I: Dieses Kapitel liefert einen geographischen und historischen Abriss zur Krim, die im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Kontext der Orientalischen Frage spielte.
- Kapitel II: Dieses Kapitel beleuchtet die Orientalische Frage aus europäischer Perspektive. Es zeigt auf, wie Frankreich, Russland, Österreich und Großbritannien ihre Interessen im Osmanischen Reich verfolgten und zu einer komplexen Bündnispolitik führten.
- Kapitel III: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Orientalischen Frage aus osmanischer Perspektive. Es untersucht die Herausforderungen, die das Osmanische Reich durch Nationalismus und Säkularisierung erlebte und die damit verbundenen Konflikte mit den europäischen Großmächten.
- Kapitel IV: Dieses Kapitel analysiert zwei wichtige Orientkrisen im 19. Jahrhundert: den Griechischen Unabhängigkeitskrieg (1821-1829) und die Ägyptische Machtentfaltung (1839-1841).
- Kapitel V: Dieses Kapitel befasst sich mit den unmittelbaren Ursachen für den Ausbruch des Krimkriegs und zeigt auf, wie die verschiedenen Interessen der Großmächte zu einer Eskalation führten.
- Kapitel VI: Dieses Kapitel beschreibt den Verlauf des Krimkriegs und die wichtigsten Schlachten.
- Kapitel VII: Dieses Kapitel untersucht den Pariser Frieden von 1856 und die Auswirkungen des Krimkriegs auf die europäische Machtordnung.
- Kapitel VIII: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Orientalischen Frage nach dem Krimkrieg und die bleibenden Folgen für die Region.
Schlüsselwörter
Orientalische Frage, Krimkrieg, Osmanisches Reich, Russland, Europa, Nationalismus, Säkularisierung, Millet-System, Geopolitik, Bündnispolitik, Machtbalance, Imperialismus, Europäische Großmächte, Geschichte des 19. Jahrhunderts.
- Arbeit zitieren
- Sven Matis (Autor:in), 2004, Die "Neue Orientalische Frage", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94426