Pierre Rémond de Sainte-Albine publizierte 1747 die Schrift Le Comédien in der er seine Schauspieltheorie vom Gefühlsschauspieler vertrat. Während sein Bestehen auf Naturwahrheit des Spiels bald als Allgemeingut in der Diskussion um die Schauspielkunst galt, blieb seine Theorie der Einfühlung umstritten. Er fordert die vollkommene Identifikation des Schauspielers mit seiner Rolle. Der Schauspieler oder die Schauspielerin soll die Gedanken und Gefühle seiner Rolle zu seinen eigenen machen. Seine Idee von einer nicht mehr künstlich -mechanischen Inspiration sondern von einer vollständig affektiven Selbsttäuschung des Akteurs zum Zwecke der Identifikation war völlig neu.
Diese Auffassung geht bis auf die antike (in Aulus Gellius' Noctes Atticae und öfter berichtete) Anekdote über den römischen Schauspieler Roscius zurück, der die Urne seines soeben verstorbenen Sohnes als Bühnenrequisit benutzt haben soll, um die eigene Erschütterung auch auf der Bühne spüren, sie auf die dargestellte Figur übertragen und deren Leid auf diese Weise in vollendeter, mitleiderregender Weise ausdrücken zu können. (vgl. LexTheat. Bd. 2, S. 105f)
Francesco Riccoboni widersprach dieser These in L'Art du Théâtre womit er unter den Zeitgenossen (etwa bei D. Diderot im Paradoxe sur le Comédien) breiten Anklang fand und sich ein Saint – Albine auf theoretischer Ebene entgegengesetztes Lager herausbildete. Dieses forderte, dass der Schauspieler seine Distanz zur Rolle bewusst halten solle. Die emotionale Beteiligung sei ein Hemmnis für die Kunstfertigkeit des Darstellers, welche jederzeit die kühle Überlegung erfordert. In meiner Arbeit werde ich näher auf diese beiden Theorien eingehen und Sainte-Albine´s Ansichten zu einer vollkommenen Spielweise herausarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Wichtigkeit von Schauspieltheorien im 18. Jahrhundert
- Gefühls- vs. Verstandesschauspieler
- Die Verschränkung von Reflexion und Emotion
- Theater im Schauspieler
- Die natürliche Begabung des Schauspielers
- Die Rolle der Frauen bei Saint - Albine
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Schrift befasst sich mit der Schauspieltheorie des Gefühlsschauspielers, die von Pierre Rémond de Sainte-Albine im 18. Jahrhundert vertreten wurde. Die Arbeit analysiert die Kernpunkte seiner Theorie und beleuchtet den Einfluss seiner Ideen auf die Entwicklung der Schauspielkunst. Darüber hinaus wird die Kontroverse um das Gefühlsschauspiel im Kontext der theatralischen Debatten des 18. Jahrhunderts beleuchtet.
- Die Rolle des Gefühls und der Empathie im Schauspiel
- Die Bedeutung der Identifikation des Schauspielers mit der Rolle
- Die Entwicklung der Schauspieltheorie im 18. Jahrhundert
- Der Einfluss der französischen Schauspieltheorie auf den deutschsprachigen Raum
- Die Kontroverse um den Gefühlsschauspieler und die Bedeutung der natürlichen Begabung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Dieses Kapitel stellt Pierre Rémond de Sainte-Albine und seine Schrift "Le Comédien" vor. Es wird die Bedeutung der Naturwahrheit des Spiels und die Kontroverse um die Theorie der Einfühlung im Kontext der Schauspielkunst des 18. Jahrhunderts beleuchtet.
- Die Wichtigkeit von Schauspieltheorien im 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel beschreibt die Veränderungen der Theaterlandschaft im 18. Jahrhundert und beleuchtet die Bedeutung des Illusionstheaters und der Forderung nach Natürlichkeit und Wahrheit in der Schauspielkunst. Zudem werden die sozialen und finanziellen Veränderungen in der Schauspielwelt diskutiert.
- Gefühls- vs. Verstandesschauspieler: Dieses Kapitel beleuchtet die Debatte um den Gefühls- oder Verstandesschauspieler und die Frage, ob Kalkül oder Empfindung die intensivste Wirkung auf den Zuschauer erzielen kann. Es werden die Theorien von Pierre Rémond de Sainte-Albine und Francesco Riccoboni im Vergleich dargestellt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Gefühlsschauspiel, Einfühlung, Schauspieltheorie, Identifikation, Naturwahrheit, Illusionstheater, theatralische Debatten, 18. Jahrhundert, Pierre Rémond de Sainte-Albine, Francesco Riccoboni, Le Comédien.
- Arbeit zitieren
- Gloria Höckner (Autor:in), 2008, Der Gefühlsschauspieler - Eine Schauspieltheorie von Pierre Rémond de Sainte - Albine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94432