Arbeitslosigkeit und neue Wege

Wer sagt, dass etwas nicht geht, sollte nicht die stören, die es machen


Hausarbeit, 2005

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Anmerkung

2 Vorwort

3 Klärung der Begrifflichkeiten
3.1 Ökonomie
3.2 Lokale Ökonomie
3.3 Komplementärwährung

4 Globalisierung

5 Arbeitslosigkeit als Trend
5.1 Die soziale Funktion der Arbeit
5.2 Die sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit

6 Währungssysteme – ihre Vor- und Nachteile
6.1 Das Geld und seine Zinsen

7 Tauschringe (LET – Local Exchange and Trading)

8 Einige Experimente – vom Handel ohne Geld
8.1 „Hureai Kippu“ (Pflege-Beziehungs-Ticket) in Japan
8.2 Arbeitsgemeinschaft Tauschbörse
8.3 Curitiba
8.4 Barterklub

9 Der Vorteil einer nachhaltigen Entwicklung

10 Fazit

11 Literaturliste

12 Internetquellen

1 Anmerkung

Einige der verwendeten Texte sind sowohl in Druckform als auch im Internet publiziert worden. An den Stellen, an denen ich mich auf die Internetversion beschränkt habe, weichen die angegebenen Daten eventuell von denen der Printmedien ab.

Alle in dieser Arbeit genannten weiblichen Begriffe gelten selbstredend auch für das männliche Geschlecht. Wo dies nicht der Fall ist, wird dies gesondert hervorgehoben. Zitate blieben zweifelsohne unverändert.

2 Vorwort

„Glücklichsein ist ein Leben der Aktivität, des Entfaltens geistiger, intellektueller, sinnlicher, physischer und emotionaler Potentialität.“[1]

Mary Daly

Denken wir dies zu Ende, so ist der Majorität der deutschen Bevölkerung wahres Glück unzugänglich, da sie den Großteil ihrer Zeit damit zubringen muss, über ihre Versorgung, die Versorgung ihrer Kinder und Anverwandten sowie das eigene Funktionieren innerhalb dieses Systems nachzudenken, um nicht tiefer zu sinken und somit auch zukünftig Anteil am gesellschaftlichen Leben, einem anerkannten Leben mit Geld und Arbeitsplatz, fern der Armut innezuhaben.

Doch auch ein Arbeitsplatz bedeutet keinen tatsächlichen Schutz. Armut in Deutschland wie weltweit ist nicht nur vorhanden, sondern zudem, besonders vielschichtig und im unermüdlichen Wachstum begriffen. Armut ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaftsordnung. Armut ermöglicht den Reichtum einiger weniger, er schafft Sündenböcke und Neid und treibt somit Keile zwischen die Leben der Vereinzelten, denen es aufgrund ihrer ‘Schuld’ mehr und mehr undenkbar wird sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, um gemeinsame Rechte einzufordern. Doch erst auf sich allein gestellt, ist der Mensch wahrlich ausgeliefert und ohnmächtig. Er wird zum leichten Spielball in einer nahezu unfassbaren Komplexität kleiner Systeme, die ineinander greifen. Zudem ist, wie bereits Aldous Huxley so treffend befand, die „Kultur ein sehr dünner Anstrich, der sich leicht in Alkohol auflöst.“[2]

Wie aber kann die anwachsende Arbeitslosigkeit mit ihrer Schneise der Armut eingegrenzt werden. Gibt es Wege zu einem Mehr an Solidarität, Kooperation und Ressourcen für jene, denen es an allem mangelt?

In dieser Arbeit möchte ich anreißen wie die Entfremdung im Kapitalismus zwischen den Menschen entsteht, um im Anschluss alternative Möglichkeiten aufzuzeigen, die dazu geeignet scheinen die Individuen einander anzunähern.

3 Klärung der Begrifflichkeiten

„Es taugt nicht, wenn man abstrakt über das Böse spricht und dabei stillschweigend traditionelle Vorstellungen unterstützt, die spezifische soziale Missstände legitimieren.“[3]

Mary Daly

3.1 Ökonomie

Der Begriff Ökonomie stammt aus dem Griechischen von oikos: Haus und nomos: Gesetz und wird allgemein hin als Wirtschaft bezeichnet. Nach Max Weber umfasst dies „alle Formen der Produktion und Reproduktion menschlicher Lebensbedingungen, einschließlich der Eigenarbeit und Hausarbeit, also sowohl die sichtbare und unsichtbare Ökonomie“[4] ; sowohl Wirtschaftskreisläufe als auch Arbeitslose, schwindende Ressourcen und Umwelt...

Die Ökonomie beeinflusst ohne Umwege alle sozialen, politischen und ökologischen Bereiche unserer heutigen kapitalistischen Gesellschaft, in der das Individuum in der Regel an seinem wirtschaftlichen Wert gemessen wird.

3.2 Lokale Ökonomie

Die lokale Ökonomie ist Teil der Gemeinwesenökonomie, einem „menschenzentrierten Entwicklungsmodell, welches sich an den Bedürfnissen und Kapazitäten“ des Einzelnen orientiert und „das soziale Ganze sowie den Haushalt der Natur im Blick“ behält.[5] Ziel des gemeinwesenökonomischen Handelns ist die Sicherung des Überlebens von Mensch und Natur unter Betrachtung der gesellschaftlichen Kosten und Nutzen in seinem direkten Umfeld sowie die Bewältigung „individueller Entwertungs-, Versagens- und Ausgrenzungserfahrungen“[6], die mit der Ausbreitung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, ihrem Gewinnstreben und Konkurrenzdenken einhergeht.

Die lokale Ökonomie beschäftigt sich vorrangig mit der Vernetzung aller wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb einer Region,[7] hierzu zählen neben Privatwirtschaft auch Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt und Tauschringe.

3.3 Komplementärwährung

„Bei einer Komplementärwährung handelt es sich... um eine Vereinbarung innerhalb einer Gemeinschaft, eine Währung, die keine Landeswährung ist, als Tauschmittel zu akzeptieren.“[8] Die Komplementärwährung ist weniger Ersatz zur konventionellen Währung, als vielmehr eine Ergänzung und ein Gegengewicht, mittels dessen sich Kooperation anstelle von Konkurrenz untereinander fördern lassen.[9] Die Kaufkraft ist dabei auf eine Region beschränkt, deren Ausdehnung von der Anzahl der Beteiligten abhängt.

4 Globalisierung

„Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muss sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen. Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet... An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen... Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation... Mit einem Wort, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.“[10]

Karl Marx

Der Motor dieser allseits kritisierten Marktausweitung wird einzig bedingt durch den Drang großer Konzerne, Banken und Besitzender nach Gewinnmaximierung. Ein Run auf die günstigsten Standorte hat begonnen, in einer Zeit der Öffnung wie Vernetzung der Märkte, des blitzschnellen, weltweiten Datenaustausches und „einer nie da gewesenen Mobilität des Kapitals“. Produktionen werden in Länder verlegt, in denen die nötigen Ausgaben derart gering ausfallen, dass sich dies wiederum positiv auf die erwartete Gewinnspanne auswirkt. Selbstverständlich sind dies Orte, an denen Umweltschutz und Menschenrechte an den Rand gedrängt werden.[11] Nach Altvater haben wir es mit „einem Prozess der Überwindung von historisch entstandenen Grenzen“ zu tun, der über die Ressourcen dieser Welt hinausgeht, einer Verabschiedung moralischer Regeln und institutionalisierter Bindungen.[12]

Die Abschöpfung des Kapitals rechtfertigt man mit dem Erfordernis zum Sozialabbau sowie zur Herabsetzung der Löhne, „dem sich die Unternehmen im Dienste des Gemeinwohls gar nicht entziehen können.“ Selbstverständlich müssen zum Wohle aller auch Tausende von ArbeitnehmerInnen „freigesetzt“, sprich entlassen werden.[13]

Was also sind die Folgen? – zunehmende Arbeitslosigkeit, Verschuldung der Kommunen, Rückgang der Kaufkraft sowie schwindende Investitionsmittel. Spätfolgen dieser „Globalisierung der Armut“ werden vermutlich erst in einigen Jahrzehnten sichtbar werden.[14]

5 Arbeitslosigkeit als Trend

„Die Bedeutung des Menschen als wichtigster Produktionsfaktor wird sich genau so verringern wie einst die Bedeutung der Pferde in der Landwirtschaft, die schließlich durch die Einführung des Traktors völlig überflüssig wurden.“[15]

Wassily Leontief (Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften)

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit weltweit hat nie geahnte Ausmaße angenommen. 1999 waren mit steigender Tendenz bereits 700 Mio. Menschen betroffen und ebenso wie Armut macht sie keineswegs an den Grenzen bestimmter Berufsschichten Halt. Das Angebot an Arbeit ist derart gering, daß nur durch die Einführung einer 22-Stunden-Woche oder die Herabsetzung des Renteneintrittsalters auf 38 Jahre eine feste Anstellung aller gesichert wäre. Arbeitslosigkeit ist kein vorübergehendes Phänomen, sondern in Zeiten der Massenentlassungen und des rasanten technischen Fortschrittes, sprich der Automatisierung und Vernetzung weltweit vielmehr eine Tatsache, der wir uns stellen müssen.[16]

Dabei haben wir es keineswegs mit einem Mangel an Arbeitsplätzen, sondern vielmehr mit dem „Mangel an profitabler Arbeit“ zu tun[17], denn gibt es niemanden, der die Arbeit bezahlt.[18]

Die neue Grenze der Zumutbarkeit durch Hartz IV spielt nicht nur den Unternehmen bei der weltweiten Durchsetzung einer Abwärtsspirale bezüglich der Lohn- und Arbeitsqualität in die Hände[19], sie erhöht auch den Druck auf die Arbeitslosen, die sich selbst bei „Überqualifizierung“ auf nahezu jede Stelle bewerben müssen, um ihren Anspruch auf Unterstützung aufrechtzuerhalten. Dazu kommen die Einrichtung von Personal Service Agenturen (PSA)[20], Mini- und Ein-Euro-Jobs[21], allesamt Formen der modernen Sklavenhaltung. Dies schürt Angst nebst Unmut und treibt Verarmungs- wie Spaltungsprozesse weiter voran, denn wer bisher noch in Lohn und Brot steht ist weit davon entfernt sich mit den Betroffenen des schubweisen Sozialabbaus zu solidarisieren, denen die Machtelite Drückebergertum, Mangel an Flexibilität, Motivationslosigkeit und Charakterschwäche unterstellt.

Obwohl allgemein klar ist, dass die Ursachen für die Arbeitslosigkeit kaum beim Individuum zu suchen sind, wird dieses Bild von Medien und Politikern weiter gestärkt.[22] Dieser gesellschaftliche Ausstoß „Unwilliger“, Hand in Hand mit der Bedrohung verknappender Arbeitsplätze sowie Lohnsenkungen, erhöht wiederum den Konkurrenz- und Adaptionsdruck der noch Beschäftigten. Das Durchschnittseinkommen wird weiter herabgesenkt, die Kaufkraft sinkt und treibt die Abwärtsspirale voran. – All dies wohl bemerkt bei einem Anstieg der Nettogewinne großer Unternehmen, die nicht ermüden uns eine Notwendigkeit zum Sozialabbau durch geschickte Argumentation vor Augen zu führen.[23]

Noch beantwortet man den Arbeitsplatzmangel mit Umschulungen und Weiterbildungen, doch „Menschen für einen Job auszubilden, wenn es keine Jobs gibt, kommt dem Herausputzen einer Leiche gleich“, doch „letztlich bleibt sie trotzdem eine Leiche.“[24] Und auch die Vermittlung hochqualifizierter Arbeitskräfte zum Nulltarif auf Kosten der SteuerzahlerInnen und zu Gunsten der Industrie wird nichts an der geschaffenen Ausgangslage ändern können, da wir keineswegs einem Phänomen begegnen, das mit der Schaffung von Konjunkturprogrammen einfach wieder verschwinden wird.

[...]


[1] Daly 1986, S. 1

[2] http://www.stura.tu-chemnitz.de/fibel/fibel2001.pdf, S. 66

[3] Daly 1986, S.62

[4] Vgl. Weber aus Klöck 1998, S.13

[5] Vgl. Elsen 1998, S. 75

[6] Vgl. Klöck 1998, S.15

[7] Vgl. Klöck 1998, S.15

[8] Litaer 1999, S.282

[9] ebenda, S.134f

[10] Vgl. Marx/Engels Das Kommunistische Manifest 1848

[11] Vgl. Microsoft Encarta Enzyklopädie 2003

[12] Vgl. Messner 1999, S.74

[13] www.dr-rath-foundation.org/deutsch/substainabledevelopment/equalityofopportunity.html

[14] Vgl. Microsoft Encarta Enzyklopädie 2003

[15] http://www.futuremoney.de/doc/gp.doc

[16] Vgl. Litaer, S.29 und Forrester 1998

[17] Vgl. Elsen 1998, S.39

[18] Vgl. Litaer 1999, S.233f

[19] Vgl. Litaer 1999, S. 28

[20] Zeitarbeitsfirmen, die den „Verleih von Arbeitslosen“ etablieren

[21] Tatsächlich beträgt der Stundenlohn bei einem 1-Euro-Job ganze zwei Euro; Bereits bei Erlangung von 15 Wochenarbeitsstunden zu zwei Euro wird die Person aus der Arbeitslosenstatistik getilgt

[22] Sahle 2001, S.44

[23] Vgl. Elsen, 1998, S.40

[24] Vgl. Elsen 1998, S. 38

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Arbeitslosigkeit und neue Wege
Untertitel
Wer sagt, dass etwas nicht geht, sollte nicht die stören, die es machen
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Sozialpolitik
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V94455
ISBN (eBook)
9783640124251
ISBN (Buch)
9783640125999
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeitslosigkeit, Wege, Sozialpolitik
Arbeit zitieren
Jessica von Haeseler (Autor:in), 2005, Arbeitslosigkeit und neue Wege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94455

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