Willhelm Hennis sprach über die 68er-Bewegung als „(…) jener ungeheuren Bewusstseinsveränderung, deren Zeuge wir sind, die als ‚Kulturrevolution’ zu bezeichnen vielleicht ein noch zu schwaches Wort ist für einen Vorgang solcher Tragweite.“ Es wird somit rasch klar, wie sehr der damalige Zeitgeist von den Ereignissen des Jahres 1968 geprägt wurde. Viele Zeitgenossen, vor allem junge, gebildete Menschen wurden von einem Gefühl erfasst, das sich am treffendsten mit dem Schlagwort „Aufbruchstimmung“ umschreiben lässt.Trotzdem: neben dieser Aufbruchstimmung gab es durchaus gegenläufige Bestrebungen. Diese Ambivalenz näher zu beleuchten ist Aufgabe der nachfolgenden Arbeit. Im Mittelpunkt steht unter besonderer Berücksichtigung Münchens die Leitfrage, inwieweit die 68er-Bewegung zu einer Zäsur in der der Nachkriegsgeschichte führte.
Nachdem zuerst auf verfügbare Quellen und Literatur sowie auf den aktuellen Forschungsstand eingegangen wird, soll anschließend die Bewegung in einen nationalen und internationalen Kontext eingebunden werden. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Ereignisse in München. Diese sollen anhand einer chronologischen Vorgehensweise ausgehend von den Schwabinger Krawallen und der frühen Protestszene in München bis hin zur Radikalisierung der Bewegung näher beleuchtet werden. Besondere Berücksichtigung findet auch die Reaktion auf die Proteste. Bevor schlussendlich die eingangs gestellte Frage nach einer Zäsur beantwortet wird, soll noch ein kurzer Ausblick auf die Folgen von `68 gegeben werden.
Die Untersuchungen können sich nicht ausschließlich auf 1968 beschränken, obwohl die Ereignisse in diesem Jahr nicht nur in München ihren Höhepunkt erreichten. Nur in einem zeitlich breiteren Rahmen zwischen Anfang der 60er und Anfang der 70er lässt sich das Phänomen `68 in seiner Vielschichtigkeit erfassen. Nichtsdestotrotz: Die 68er-Bewegung war ein nationales und internationales Phänomen; es müssen somit auch die Ereignisse außerhalb der bayerischen Landesgrenzen ins Blickfeld genommen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Fragestellung und begriffliche Abgrenzungen
- Aktueller Forschungsstand, Literatur und Quellen
- Die 68er-Bewegung: Nationales und internationales Phänomen
- Die Ereignisse in München – Ausdruck einer autonomen Entwicklung?
- Die Schwabinger Krawalle – Vorboten von `68?
- Die frühe Münchner Protestszene
- Erste Demonstrationen und Protestaktionen in München
- Die Radikalisierung des Protestes – Reaktionen und Folgen
- Was ist geblieben?
- Schluss: Zäsur für München und die BRD - Das Ende des Konsensgesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der 68er-Bewegung in München und untersucht, inwieweit diese zu einer Zäsur in der Nachkriegsgeschichte geführt hat. Sie beleuchtet die Ambivalenz der Bewegung, die sowohl Aufbruchstimmung als auch gegenläufige Bestrebungen enthielt.
- Die 68er-Bewegung im nationalen und internationalen Kontext
- Die Ereignisse in München, insbesondere die Schwabinger Krawalle und die frühe Protestszene
- Die Radikalisierung des Protestes und die Reaktionen darauf
- Die Folgen von `68 für München und die BRD
- Die Frage nach einer Zäsur und die Beurteilung der 68er-Bewegung als historische Wende
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Fragestellung ein und definiert die 68er-Bewegung begrifflich. Es wird auf die Ambivalenz der Bewegung hingewiesen, die sowohl von Aufbruchstimmung als auch von gegenläufigen Bestrebungen geprägt war. Das zweite Kapitel beleuchtet den aktuellen Forschungsstand, die verfügbare Literatur und die wichtigsten Quellen. Es wird die Bedeutung der 68er-Bewegung für die Emanzipation, die Re-Ideologisierung und die gesellschaftlichen Umwälzungen der BRD diskutiert. Das dritte Kapitel widmet sich der 68er-Bewegung im nationalen und internationalen Kontext und beleuchtet die Ereignisse in München anhand einer chronologischen Vorgehensweise. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Radikalisierung des Protestes und den Reaktionen darauf. Es werden die verschiedenen Ursachen und Folgen dieser Entwicklungen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: 68er-Bewegung, München, Zäsur, Nachkriegsgeschichte, Aufbruchstimmung, Ambivalenz, Protest, Radikalisierung, Reaktionen, Folgen, Emanzipation, Re-Ideologisierung, gesellschaftliche Umwälzungen, Generationenkonflikt, Marxismus, NS-Vergangenheit, liberale Sexualmoral, Wohlstandsgesellschaft, Legitimationskrise, Demokratie, Monumentalistische Zugangsweise, Gewaltspirale.
- Quote paper
- Fabian Vierbacher (Author), 2007, Die 68er-Bewegung in München, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94466