Die Aufteilung des Einkommens in Konsum und Ersparnis ist eine der
wichtigsten ökonomischen Entscheidungen, die ein Haushalt zu treffen hat. Die
Auswirkungen der Haushaltsersparnis auf die volkswirtschaftliche
Entwicklung eines Landes sind immens. Niedrige Ersparnisse verteuern
Investitionen und haben letztendlich negative Auswirkungen auf das gesamte
Wirtschaftswachstum eines Landes. Trotz der großen Bedeutung kann das
Sparverhalten der Haushalte nach wie vor nur unbefriedigt erklärt werden. Ein
zuverlässiges Modell mit verlässlichen Vorhersagen ist aber besonders
angesichts der gegenwärtigen radikalen Reformen der sozialen
Sicherungssysteme von großer Bedeutung. Nur so kann das Potential der
Eigenvorsorge der Haushalte abgeschätzt werden. Die Wissenschaft stellt mit
der Lebenszyklushypothese ein einfaches und praktikables Modell des
Sparverhaltens bereit. Dieses verhalf seinem Haupterfinder - Franco
Modigliani - zum Nobelpreis, jedoch widersprechen die Modellergebnisse
dem tatsächlich gemessenen Sparverhalten nicht nur in Deutschland. Auch die
zahlreichen Erweiterungen der Hypothese können nur vereinzelt und unter
bestimmten Vorraussetzungen die Realität abbilden.
Wirtschaftspolitisch wiegt dieser Mangel schwer. Reformen in diesem Bereich
schießen ins Blaue, vergleichbar mit einem Luftfahrtingenieur, der ein
Flugzeug bauen will, ohne die fundamentalen physikalischen Gesetze des
Auftriebs zu kennen.
So ist beispielsweise nicht bekannt, inwieweit Sparen gefördert werden muss,
damit genug Sparanlagen zur Verfügung stehen, um Investitionen zu fördern,
die wiederum den Motor des wirtschaftlichen Wachstums darstellen.
Unkenntnis herrscht auch darüber, ob Sparförderung tatsächlich zu vermehrter
Ersparnis führt oder lediglich andere Sparformen im Portfolio der Haushalte
verdrängt. Wir können nicht vorhersagen, ob die Haushalte auf die
Rentenkürzungen in einem angemessenen Umfang ihr Sparverhalten anpassen.
Insbesondere für die hohe Ersparnis der Älteren stellen die klassischen Modelle
keine Antworten bereit. Im Zusammenhang mit dem wachsenden Anteil der
Alten an der Bevölkerung ist dieser Punkt von besonderer Relevanz. In der
jüngeren Forschung spielen mehr und mehr verhaltenspsychologische Faktoren
wie z.B. Selbstkontrollprobleme eine Rolle. Eine Abkehr vom klassischen
Paradigma des rationalen Handelns wird immer wahrscheinlicher.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzepte des Sparverhaltens
- Die Lebenszyklushypothese
- Die Lebenszyklushypothese mit induziertem Ruhestandseintritt
- Die Erweiterung der Lebenszyklushypothese um intergenerative Transfers
- Die Keynesianische Konsumhypothese
- Einkommensunsicherheit und Vorsichtsparen
- Die Behavioral Life-Cycle Hypothesis
- Modelle hyperbolischer Diskontierung
- Faustregeln des Konsums
- Die Lebenszyklushypothese
- Eine Beschreibung der Sparmotive auf Grundlage der SAVE Studie
- Sparmotive deutscher Haushalte auf Basis der SAVE
- Sparmotive nach sozioökonomischen Merkmalen
- Sparverhalten im Lebenszyklus
- Sparquote und Vermögen im Lebenszyklus
- Die Sparquote im Lebenszyklus
- Vermögensbestände im Lebenszyklus
- Geldvermögen im Lebenszyklus
- Realvermögen im Lebenszyklus
- Institutionelle Einflüsse auf die Vermögensbildung im Lebenszyklus
- Der Einfluss des Rentensystems auf das Sparverhalten
- Die Rolle der Sparzulagen und Steueranreize in Deutschland
- Die Rolle des Kapitalmarktes
- Zwischenfazit
- Sparquote und Vermögen im Lebenszyklus
- Mögliche Erklärungsansätze für das tatsächlich gemessene Sparverhalten in Deutschland
- Der Überraschungseffekt und „Habbit Formation“
- Verwendung von Faustregeln
- Die Berücksichtigung psychometrischer Faktoren
- Wirtschaftspolitischer Ausblick
- Die demographische Entwicklung und die Auswirkungen auf die Sparquote der Haushalte
- Die Entwicklung der Sparquoten der Erwerbs- und Rentnerhaushalte im Einzelnen und im Gesamten
- Eine Prognose der Sparquote bis 2050
- Implikationen
- Die Förderung der privaten Altersvorsorge in der Zukunft
- Die demographische Entwicklung und die Auswirkungen auf die Sparquote der Haushalte
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Sparverhalten von Haushalten in Deutschland. Sie analysiert verschiedene Konzepte des Sparverhaltens und untersucht die Sparmotive deutscher Haushalte auf Basis der SAVE Studie. Die Arbeit untersucht zudem das Sparverhalten im Lebenszyklus, beleuchtet institutionelle Einflüsse und sucht nach Erklärungsansätzen für das tatsächlich gemessene Sparverhalten in Deutschland. Abschließend gibt die Arbeit einen wirtschaftspolitischen Ausblick auf die demographische Entwicklung und die Förderung der privaten Altersvorsorge.- Konzepte des Sparverhaltens
- Sparmotive deutscher Haushalte
- Sparverhalten im Lebenszyklus
- Institutionelle Einflüsse auf die Vermögensbildung
- Wirtschaftspolitischer Ausblick
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Konzepte des Sparverhaltens, darunter die Lebenszyklushypothese, die Keynesianische Konsumhypothese, Modelle der Einkommensunsicherheit und Vorsichtsparen, die Behavioral Life-Cycle Hypothesis, Modelle hyperbolischer Diskontierung und Faustregeln des Konsums.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel analysiert die Sparmotive deutscher Haushalte auf Basis der SAVE Studie. Es betrachtet die wichtigsten Sparmotive und untersucht deren Verteilung nach sozioökonomischen Merkmalen.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel untersucht das Sparverhalten im Lebenszyklus. Es analysiert die Entwicklung der Sparquote und des Vermögens im Lebenszyklus und beleuchtet die Rolle institutioneller Einflüsse wie dem Rentensystem, Sparzulagen, Steueranreizen und dem Kapitalmarkt.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel sucht nach möglichen Erklärungsansätzen für das tatsächlich gemessene Sparverhalten in Deutschland. Es beleuchtet den Überraschungseffekt, die Verwendung von Faustregeln und die Bedeutung psychometrischer Faktoren.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel gibt einen wirtschaftspolitischen Ausblick auf die demographische Entwicklung und die Auswirkungen auf die Sparquote der Haushalte. Es diskutiert die Förderung der privaten Altersvorsorge in der Zukunft.
Schlüsselwörter
Sparverhalten, Lebenszyklushypothese, SAVE Studie, Sparmotive, Vermögensbildung, Rentensystem, Kapitalmarkt, demographische Entwicklung, private Altersvorsorge, Wirtschaftspolitik.- Quote paper
- Marc Feist (Author), 2008, Sparmotive und Sparverhalten: Ein Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94517