Pilgern ist en vogue. Allein im Jahr 2007 haben ungefähr 120.000 Menschen die 800 km lange Strecke durch Nordspanien von Roncesvalles nach Santiago de Compostela zu Fuß, mit dem Pferd oder auf dem Fahrrad zurückgelegt. Dabei ist 2007 gar kein heiliges Jahr. In solchen Jahren, in denen der Tag des heiligen Jakobus auf einen Sonntag fällt, wie zuletzt 2004, ist mit einem Pilgeransturm von bis zu 180.000 Pilgern zu rechnen . Aber nicht nur tatsächliche Pilgerzahlen geben Auskünfte über den Stellenwert, den die geistig-spirituelle Sinnsuche in unserer Gesellschaft hat. Ein Blick auf die SPIEGEL-Bestseller Liste zeigt, dass seit Mai 2006 ein Buch auf den ersten Plätzen steht, welches die Pilgerqualen eines deutschen Entertainers beschreibt. Mit bald 3 Millionen verkauften Exemplaren und mittlerweile in der 60. Auflage erhältlich ist es das mit Abstand am meisten verkaufte Sachbuch in Deutschland . Und auch die Privatfernsehsender haben das große Geschäft mit dem Pilgertum entdeckt. Diejenigen, denen eigenes Pilgern zu mühsam, lesen zu anstrengend und das Hören eines Hörbuches zu langweilig ist, die konnten sich auf Pro7 im Oktober 2007 „Das große Promi-Pilgern“ ganz ohne eigene Anstrengung frei Haus liefern lassen.
Aber wie neu ist das Massenphänomen Pilgern eigentlich? Ein Blick auf die Zahl der registrierten Jakobspilger zwischen 1986 und 2007 zeigt zwar, dass die Kurve deutlich nach oben ansteigt und auch andere christliche Pilgerstätten eindeutig starken Zulauf verzeichnen. Aber lässt sich daraus schon der Schluss ableiten, dass das massenhafte Pilgern, sei es nun zu einem der drei großen christlichen Ziele Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela oder aber zu einem der in der ganzen Welt verstreuten regionalen und lokalen Wallfahrtsorte, eine Erscheinung der letzten Jahre, vielleicht gar ein Trend des neuen Jahrtausends ist?
Wie diese Arbeit zeigen möchte, gab es schon einmal einen Trend zum Pilgern, ja man kann sogar von einem Massenphänomen sprechen. Im 11. und 12. Jahrhundert erlebte das Pilgerwesen einen enormen Aufschwung, der bis in die Zeit der Reformation reicht. Da das Reisen zu heiligen Orten jedoch weder zeitlich noch kulturell gebunden, sondern vielmehr durch alle Zeitalter und in nahezu allen kulturellen Hintergründen belegt ist, soll daher für die vorliegende Arbeit die Einschränkung gelten, dass sie das Pilgerwesen des christlichen Abendlandes betrachten möchte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eingrenzung und Definition des Pilgerbegriffs
- Wer pilgerte?
- Motive einer Pilgerfahrt
- Peregrinationes majores
- Jerusalem – Wirk- und Leidensstätte Christi
- Rom – die ewige Stadt
- Santiago de Compostela – Pilgerzentrum und Weltrandlage
- Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung
- Mobilität im Mittelalter
- Pilgern als feminines Phänomen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Pilgerwesen im mittelalterlichen Abendland und beleuchtet die Entwicklung dieses Massenphänomens. Sie untersucht die Motive und die Bedeutung des Pilgerns im Kontext der damaligen Gesellschaft und stellt die drei großen Pilgerziele Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela vor. Darüber hinaus wird der Aspekt der Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung im Zusammenhang mit dem Pilgern näher betrachtet.
- Entwicklung und Bedeutung des Pilgerwesens im Mittelalter
- Motive und Hintergründe für Pilgerfahrten
- Die drei großen Pilgerziele des christlichen Abendlandes
- Pilgern als Ausdruck der Mobilität
- Pilgern als feminines Phänomen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema Pilgern im Mittelalter ein und stellt die Relevanz des Themas in historischer Perspektive dar.
- Eingrenzung und Definition des Pilgerbegriffs: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Pilger“ und grenzt ihn historisch ein. Es wird erläutert, wie sich der Pilgerbegriff im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie er im Kontext des mittelalterlichen Abendlandes zu verstehen ist.
- Wer pilgerte?: Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftlichen Gruppen, die im Mittelalter pilgerten. Es analysiert die demographischen Merkmale der Pilgerscharen und geht auf die verschiedenen sozialen Schichten ein, die an Pilgerreisen teilnahmen.
- Motive einer Pilgerfahrt: Dieses Kapitel befasst sich mit den Motiven, die Menschen im Mittelalter zum Pilgern antrieben. Es untersucht die unterschiedlichen Gründe, warum Pilgerreisen unternommen wurden, und stellt verschiedene Arten von Pilgerfahrten vor.
- Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung: Dieses Kapitel untersucht den Aspekt der Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung im Zusammenhang mit dem Pilgern. Es analysiert die körperlichen, geistigen und sozialen Herausforderungen, denen Pilger im Mittelalter begegneten, und betrachtet das Pilgern als Ausdruck der Mobilität und des Wandels.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen wie Pilgerwesen, Mittelalter, Abendland, Grenzerfahrung, Grenzüberschreitung, Mobilität, feminines Phänomen, Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela und Reliquienkult.
- Arbeit zitieren
- Toni Börner (Autor:in), 2008, Pilgern im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94538