Die Macht der Medien. Politische Meinungsbildung auf YouTube


Hausarbeit, 2020

20 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. YouTubiversum
2.1. Geschichte
2.2. YouTube die Social Media Plattform

3. YouTube im Vergleich zu traditionellen Medien
3.1. Was ist ein Medium?
3.2. Geschichte des deutschen Fernsehens
3.3. Fernsehen vs YouTube

4. Politik und Medien
4.1. Die Macht der Medien
4.2. Meinungsbildung in Deutschland
4.3. Social Media und die Gefahren

5. Beispiele
5.1. Satire
5.2. Neo Magazin Royale und die heute Show
5.3. LeFloid und Rezos “Die Zerstörung der CDU”

6. Fazit

1. Einleitung

Jeder kennt den Griff zum Smartphone. Wir haben eine Frage und öffnen Google oder schauen uns ein Video auf YouTube an. Diese Angewohnheit erleichtert unseren Alltag ungemein, die Frage, die uns keiner dabei beantworten kann ist, in wie sehr unsere Meinung von den sozialen Medien beeinflusst wird. Dass sie es wird steht außer Frage und um einen untersuchbaren Ansatz zu haben, wendet sich diese Hausarbeit der Plattform YouTube zu. Um zu verstehen wie sie mit sensiblen und komplexen Themen, wie politische es sind, umgeht, wird erläutert wie sie funktioniert und was sie zu der erfolgreichen Plattform macht. Zuerst stellt sich die Frage was ist ein Medium? Verschiedene Theorien der Medienkulturwissenschaft werden im Folgenden versuchen darauf Antwort zu geben. Es folgt ein kurzer Einblick in die Geschichte des Fernsehens und der Zusammenhang zu politischen Inhalten. Im Vergleich zum traditionellen Medium Fernsehen werden signifikante Unterschiede sowie Parallelen zum sozialen Medium YouTube festgehalten. Wie erfolgreich sind die Medien und worüber bildet sich die deutsche Bevölkerung am liebsten weiter? Mit Hilfe von Statistiken werden Aussagen über die Reichweite und Popularität der Medien in Deutschland gemacht und ihre Wichtigkeit untersucht. Außerdem wird aufgezeigt welche Gefahren die Beeinflussung der Medien bergen und was ihre eigentliche Aufgabe ist. Die Kommunikation auf YouTube und im Fernsehen ist sehr unterschiedlich und gerade deshalb ist es schwer pauschal über die Videos und Sendungen und deren Inhalt zu sprechen. Mittels der Beispiele ‘Die Zerstörung der CDU’ von Rezo, LeNews von LeFloid, sowie den Satireshows Neo Magazin Royale und Die heute Show bekommt man einen besseren Einblick von politischer Meinungsbildung. Die Beispiele auf YouTube sind interessant, weil sie teilweise mit den Formaten aus dem Fernsehen vergleichbar sind, diese weiterentwickeln oder sogar neu erfinden. Jüngere Generation sind mit den sozialen Medien aufgewachsen, doch auch für die, die keine digital natives1 sind, sind soziale Medien bereits ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden. Daher ist es wenig verwunderlich, dass sich auf YouTube politisches Interesse zeigt und ein Diskurs stattfindet. Es gibt auf der Plattform nicht nur Schminktipps von BibisBeautyPalace oder Nachhilfe mit the simpleclub, sondern einen schier unendlichen Fundus an Themen mit entsprechenden Videos. Die leitenden Fragen dieser Arbeit sind, wie auf dem sozialen Medium YouTube politische Themen kommuniziert werden und ob schließlich den deutschen Politikern, Parteien und Wählern der Einfluss über das Medium bewusst ist.

2. YouTubiversum

2.1. Geschichte

YouTube ist ein Videoportal, das 2005 ins Leben gerufen wurde. Drei ehemalige PayPal Mitarbeiter stellten mit der Website selbst gedrehte Videos ins Netz, um sie dort mit ihren Freunden zu teilen. Das erste Video mit dem Titel “Me at the zoo" wurde von einem der Gründer am 23. April 2005 hochgeladen. Jeder internetnutzer kann kostenlos Videos auf der Plattform einsehen und um eigene Videos hochzuladen benötigt es lediglich einen eigenen Account. Es obliegt der Plattform, Videos die den Nutzerbedingungen widersprechen zu löschen. Diese Eingriffsmöglichkeit grenzt YouTube als privates Unternehmen ab. 2006 wurde die Plattform YouTube von Google LLC für eine Summe von 1,65 Billionen Dollar aufgekauft und gehörte zwei Jahre später bereits zu den 10 beliebtesten internetseiten weltweit. im darauffolgenden Jahr wurde YouTube über 90 Millionen Mal besucht, was 10 Mal mehr als sein stärkster Konkurrent betrug. An den Werbespots vor den Videos generierte YouTube die meisten Einnahmen. 2010 stellte YouTube den Nutzern 2 Billionen Videos am Tag zur Verfügung und verdiente dadurch 625 Millionen Dollar. Zum Vergleich, 2019 waren es 15 Milliarden Dollar. Mit der Zeit hat YouTube sich global etablieren können und die Videos wurden länger, die Nutzer*innen verbrachten durchschnittlich mehr Zeit auf der Website und verbreiteten die Videos über andere Social Media Kanäle. Der typische Charakter eines Sozialen Mediums kommt bei YouTube dadurch zum Vorschein, dass die Nutzer*innen die Möglichkeit haben zu liken, zu kommentieren und zu teilen.2

2.1. YouTube die Social Media Plattform

Im Wesentlichen zeichnen sich die Sozialen Medien durch Nutzerintegrität und die Möglichkeit durch vielfältige Quellen an einen großen Wissensschatz zu gelangen aus. Mit dem Wandel zum Mitmachmedium und den verbesserten Nutzungsmöglichkeiten wurden auch die zuvor passiven Nutzer ein wesentlicher Bestandteil des Contents. Der sogenannte User-generated content wird hauptsächlich von Benutzern erfüllt, die aus privaten Gründen inhalte produzieren und anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Die meisten Nutzer bleiben trotz dieser Möglichkeiten eher als Konsumenten statt als Produzenten auf der Website, da die Erstellung von Inhalten mit einem meist nicht unerheblichen Zeitaufwand verbunden ist.3

Vor allem junge Menschen halten sich auf YouTube auf und nach der Herausgeberschaft YouTubiversum von Hektor Haarkötter und Johanna Wergen zeichnet sich sein Erfolg gerade dadurch aus, dass es einige Vorteile in sich vereint. Zum einen die Reaktivität eines Onlinemediums gepaart mit der weidlichen Passivität eines unterhaltungsorientierten Fernsehkonsums. Neben professionellen Videos zur Unterhaltung und Information findet sich allerlei technisch Unausgereiftes auf YouTube. Der Video-On-Demand Dienst hat bereits einige zu großem Erfolg geholfen und YouTuber*innen hervorgebracht, die dem Giganten ein Gesicht gaben. In ihrem Werk sprechen sie von einem ganz eigenen Bedeutungshorizont, den sich YouTube geschaffen hat, mit einem ernst zu nehmenden Wirtschaftssystem und neuen Speichermedium. Die Projektionsfläche die YouTube darstellt wurde zu einem Speicher- und Präsentationsmedium, dass sich zu einem kulturellen Gedächtnis entwickelt hat und aktuell wie historisch von Relevanz ist. (Vgl. Hektor Haarkötter und Johanna Wergen [Hg.]: Das YouTubiversum. Chancen und Disruptionen der Onlinevideo­Plattform in Theorie und Praxis. Wiesbaden 2019, S. 2f)

Der Erfolg der Website geht nicht zuletzt auf die Simplizität der Bedienung zurück und die relativ laxe Auslegung der Lizenzrechte. Das voll visualisierte Bewegtbildmedium ist Teil der sharing economie und lebt vom Teilen und Kommentieren der Videos. Diese Reaktivität oder Partizipativität ist essenziell bei den sozialen Medien und spielt in die Aufmerksamkeitsökonomie ein, die von Georg Franck in seinem gleichnamigen Werk wie folgt beschrieben wird:

„Die Anbieter streuen Information durch technische Reproduktion, die Abnehmer entrichten für jede Kopie lebendige Aufmerksamkeit [jedoch ist] ein feiner Unterschied zwischen dem Einkommen an Geld und dem an Aufmerksamkeit [...] der, dass es bei letzterem nicht gleichgültig ist, von wem es kommt.”4

3. YouTube im Vergleich zu traditionellen Medien

3.1. Was ist ein Medium?

Die Frage danach, was ein Medium definiert, ist in den Medienwissenschaften stets eine Unbeantwortbare und doch existiert im allgemeinen Verständnis eine Unterscheidung, was als Medium gilt und was nicht. Wir assoziierten Medien mit journalistischen Massenmedien oder den sozialen Medien. In den Medienwissenschaften gängige Theorien sind unter anderem die folgenden: Die der Kulturtechniken, die der Medien als Boten, sowie die des medialen Apriori. Erstere Theorie stammt von Cornelia Vismann und beinhaltet die Annahme, dass noch bevor eine Handlung mit einem Medium ausgeführt wird, bereits ein Verhältnis zwischen Medium und Kulturtechnik besteht, dass deren Umgang bestimmt.5 In der Mediendefinition Krämers, hier die zweite Theorie, werden Medien mit Boten verglichen, die das Nichtwahrnehmbare wahrnehmbar machen und das Räumliche ins Zeitliche verflüssigen. Dabei verschwindet das Medium selbst im Vollzug und ist fremdbestimmt. Medien werden als eine fremde Stimme definiert, dessen Anwesenheit die Präsenz einer Abwesenheit verkörpert, ähnlich wie bei einer Spur.6 Friedrich Kittler ist den Medienwissenschaften viel zitiert mit seiner Aussage, ‘das Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken' und, dass Medien unsere Lage bestimmen. Es bedeutet, dass Medien keine neutralen Instrumente der Kommunikation sind, sondern ihre technischen Bedingungen geben vor was gesagt, getan und gewusst werden kann.7

3.2. Geschichte des deutschen Fernsehens

Das Fernsehen existiert in Deutschland seit 1934. Die typisch aktuelle Berichterstattung, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich jedoch erst mit der Zeit. Zunächst bestand das Programm aus Live Übertragungen von Theater- Tanz oder Musikaufführungen. Die erste Sendung der Tagesschau hatte am 4. Januar 1953 Premiere.8 Die Unterhaltung des Fernsehens wurde in den 50ern maßgeblich vom Kabarett geprägt und politsatirische Themen galten zu der Zeit noch als äußerst riskant. Es kam vor, dass die Sendung der Kabarettistinnen mittendrin unterbrochen wurde und als 'technische Störung‘ deklariert wurde, weil der Inhalt als 'unangebracht galt. Kabarettisten standen unter der Repression des Staates, weil das Fernsehen in erster Linie Kommunikationsmittel der Parteien war.9 1957 plante Adenauer eine Neugestaltung des Fernsehens, welche abgelehnt wurde wegen zu großen geplanten Einflusses der Bundesrepublik auf die Medien. Damit galt sein Antrag als verfassungswidrig und im Umkehrschluss entstanden das ZDF und ARD.10 Seit den 70er Jahren ist festgelegt, dass der Staat nicht in die Berichterstattung der Medien eingreifen darf, nach Artikel 5 Absatz 1:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten [...]. Eine Zensur findet nicht statt.”11

Absatz 2 von Artikel 5 setzt den jedoch unter gewissen Umständen außer Kraft.

„Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.”12

Die Öffentlich- Rechtlichen, wie ARD und ZDF, die Privaten, wie ProSiebenSat.1 Media, RTL etc. und die Pay-TV Sender wie Sky, teilen sich die Sendezeit des Fernsehens, sodass pausenlos Inhalte gezeigt werden können. Eine lückenlose Ausstrahlung besteht bereits seit Mitte der achtziger Jahre.13

3.3. Fernsehen vs. YouTube

YouTube ist ein komplett anderes Medium als das Fernsehen. Die folgenden Punkte zeigen die wesentlichen Unterschiede und teilweise Parallelen der beiden Medien auf. Da die Plattform YouTube erst viel später, als das Fernsehen entstanden ist, ist an zu nehmen, dass viele Formate daraus resultierten. Die Abgrenzung zum Fernsehen ist aber ein wichtiges Merkmal der Plattform, dass bewusst eine andere Richtung eingeschlagen hat und dafür gerade von seinen Zuschauern geschätzt wird.

Seitdem es die sozialen Netzwerke gibt werden sie als Gegenspieler der traditionellen Medien gesehen und das nicht ohne Grund. Die Bevölkerung wird immer älter und die jungen Generationen lehnen das Fernsehen als präferierendes Medium ab, weil sie überwiegend mit den sozialen Medien aufgewachsen sind. Die Zielgruppe von YouTube hat ein durchschnittliches Alter unter 25 Jahren, während Zuschauer*innen beim Fernsehen ein durchschnittliches Alter von 35 bis 60 Jahren haben.14

Entscheidend für YouTube sind eine ganze Reihe an Kriterien, dass die Plattform im Vergleich zum Fernsehen ausmacht. Zunächst einmal bedarf es keinen Fernseher, das Abspielen der Videos ist von jedem Endgerät mit Internetzugang möglich, kostenlos und ohne verbindliche Anmeldung. Fernsehen war in seinen Anfängen in den 50er Jahren ein Privileg, das erst langsam zu einem Massenmedium heranwuchs, nachdem die Produktion der Geräte günstiger wurde und sie bezahlbar machten.15 YouTube ist nur insofern ein Privileg, dass man ein internetfähiges Endgerät braucht. Im Vergleich zum klassischen Fernsehen besitzt YouTube über eine jederzeit zugängliche Mediathek, die rund um die Uhr mit neuen Inhalten gefüllt wird. Im TV gibt es zwar lückenlose Sendezeiten, aber was wann konsumiert wird ist keinesfalls so selbstentscheidend möglich wie bei YouTube. Trotz einer Fernsehzeitung ist die Chance ist groß, dass einem nicht gefällt was grade im Fernsehen läuft Um dieses Defizit auszugleichen schufen die Sender Online-Mediatheken. YouTube hingegen ist eine Suchmaschine und der Großteil der Benutzer*innen gehen zunächst mal auf die Website, weil sie auf der Suche nach etwas Bestimmten sind und lassen sich dann von empfohlenen Inhalten leiten. Gerade die gigantische Vielfalt durch die globale Community macht das Netzwerk so attraktiv. Es gibt sowohl YouTuber*innen aus dem eigenen Land, wie aus allen anderen Ländern, wobei deutlich dominierend Produzentinnen und Konsumentinnen aus den USA auf der Plattform zu finden sind.16 Im Fernsehen dagegen sind besonders Inland Produktionen zu sehen, gepaart mit beliebten Sendungen, Serien und Filmen aus den USA. Gravierende Unterschiede gibt es in der Aufarbeitung der Produktion und der Form der Präsentation der Inhalte im TV vs. YouTube. Im Fernsehen teilen sich große Sender die Sendezeiten und Kanäle und die größten und wichtigsten addieren sich knapp zu 100 Kanälen. YouTube verfolgt hingegen ein ganz anderes Konzept und bedient tausend Sehgewohnheiten. Der Aufwand im Fernsehen versus YouTube ist auch ein wesentlich anderer. Im TV gibt es vorgegebene Skripte, Redakteurinnen, Aufnahmeleiterinnen und eine Firma die hinter einem Dreh stecken. Der Konzern steht mit dem Gesicht hinter einer Produktion und der Umfang und Zeitaufwand ist dementsprechend groß. YouTuber*innen arbeiten in der Regel eher alleine oder in einem kleinen Team, selbstbestimmt in allem, von Inhalt, Thema, Zeitpunkt der Veröffentlichung und Anzahl an Werbung in einem Video. Dadurch entsteht ein sehr persönlicher Bezug zu YouTuber*innen, denn sie haben alles selber in der Hand und sind in ihrem Auftreten dementsprechend authentisch und glaubwürdig. Ihre Personalität ist greifbar und das ist letzten Endes das, was auf lange Sicht die Zuschauerinnen interessiert und sie zurück zu ihrem Kanal kommen lässt. Nicht nur die Inhalte, sondern die Art und Weise, wie sie ein Thema präsentieren und gestalten.

Finanziell gesehen ist Fernsehen immer noch ergiebiger als YouTube und andere soziale Netzwerke, weil sich die Wirtschaft dahinter seit Anfang der 50er Jahre aufgebaut hat, doch die Zeit zeigt, dass sich die Erlöse immer mehr aneinander anpassen.17 Soziale Medien sind im Trend und darauf werden Unternehmerinnen aufmerksam und versuchen darüber Kundinnen zu gewinnen und ihre Marke zu präsentieren.

Klassische Journalistinnen aus dem Fernsehen oder von Zeitungen blicken meist herabwertend auf YouTuber*innen, obwohl sie ebenfalls journalistische Arbeit tätigen. Viele von ihnen tun sich schwer mit dem Gedanken das Medium YouTube im Gesamten ernst zu nehmen und besonders junge Produzenten*innen als Konkurrenz an zu erkennen.18 Das mag auch daran liegen, dass Journalistinnen aus dem Fernsehen etc. nicht mit den modernen Medien aufgewachsen sind und es dadurch unterschätzen. Politiker*innen in Deutschland haben ein Durchschnittsalter von 55 Jahren.19 Nehmen sie die Medien auch eher weniger ernst und sprechen ihnen keinen besonderen Einfluss zu oder benutzen sie sie bereits als Mittel der Kommunikation und Meinungsbildung der Bevölkerung?

4. Politik und Medien

4.1. Die Macht der Medien

Politikerinnen sind nur ganz selten live zu erleben, deshalb sind wir auf die Medien angewiesen, um uns ein Urteil über sie zu bilden. Durch ihre Berichterstattung erfahren wir welche Probleme es gibt und wie die Politiker mit den Herausforderungen umgehen. Doch das ist nicht alles, denn sie greifen auch unmittelbar in das Geschehen ein. Ihre Macht ergibt sich aus der massenhaften Verbreitung, weshalb man auch von Massenmedien20 spricht. Für einige Beobachter*innen politischer Vorgänge sind die Medien zu einer Vierten Gewalt geworden, die sich in unserem Gemeinwesen neben Exekutive, Legislative und Judikative fest etabliert hat. Unter den einzelnen Medien, den digitalen Medien, den audiovisuellen Medien (Hörfunk, Fernsehen, Filme, DVDs, CDs) und Printmedien (Zeitung, Zeitschriften, Bücher, Flyer) herrscht ein erbitterter Kampf um Marktanteile. Die Medienkonkurrenz ist aber kein neues Phänomen, vor 50 Jahren sank die Anzahl an Kinobesucher*innen, weil die Leute lieber zu Hause blieben und sich vom Fernseher unterhalten ließen. Viel wichtiger ist wie sich das Verhältnis zwischen Politik und Medien gestaltet. Das Grundgesetzt schützt bereits die Medien vor dem Eingriff des Staates, aber ihre Freiheit ist nicht grenzenlos. Die Veröffentlichungen dürfen nicht gegen das Jugendschutzgesetzt verstoßen, außerdem muss das Recht der persönlichen Ehre respektiert werden.21 Ihre eigentliche “Aufgabe” ist die Information und Aufklärungsarbeit, ob sie sich aktiv in das politische Geschehen einmischen sollen oder nicht ist dabei umstritten. Das Verhältnis zwischen Medien und Politik ist sehr kompliziert. Einerseits können Medien sich aktiv engagieren, in dem sie Kampagnen starten und Menschen mobilisieren und Unterschriften, Views und Unterstützerinnen sammeln, um Druck auf Politiker*innen auszuüben. Der Einfluss ist dann direkt auf das politische Geschehen, indirekt klären Medien über politische Sachverhalte auf und ziehen Leser*innen, Zuschauer*innen oder Zuhörer*innen argumentativ auf ihre Seite. Das können auch Politiker für sich nutzen, um gut in den Medien dargestellt zu werden. Sie können viele Interviews führen und sich spektakuläre und witzige Aktionen einfallen lassen. Die Selbstinszenierung von Politiker*innen kann aber auch gefährlich sein, wenn ihr mediales Auftreten die eigentliche Motivation Politik zu machen verdrängt. Entscheidend bei Politiker*innen ist nicht ihr Image und gesellschaftliches Ansehen, sondern ihre Visionen und Ideen, wofür man sie letzten Endes auch wählt.22

4.2. Meinungsbildung in Deutschland

Bereits jeder 5. Deutsche informierte sich 2017 über die sozialen Netzwerke über Politik.23 Trotzdem sind klassische Medien wie das Fernsehen, Hörfunk und die Zeitung nach wie vor bedeutende Quellen für politische Information und eine Studie des Jahres 2019 im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks ergab, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Hauptinformationsquelle für das politische Geschehen in Deutschland war. Knapp ein Drittel der Befragten gab an, ihre Informationen zu politischen Themen aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu beziehen. Tageszeitungen und öffentlich-rechtliches Radio folgten auf den Plätzen zwei und drei mit 21 % und 11% Anteil aller Nennungen. Auf Platz vier und fünf lagen Internetangebote von öffentlich-rechtlichen Sendern mit 9% und Soziale Medien und Netzwerke mit 4%.

Laut einer Umfrage vom Reuters Institute for the Study of Journalism zu den vertrauenswürdigsten Nachrichtenquellen in Deutschland erhielt die Tagesschau der ARD den höchsten Skalenwert mit circa 7 Punkten. Die Skala der Statistik beinhaltete Werte von 0 = „überhaupt nicht vertrauenswürdig“ bis 10 = „äußerst vertrauenswürdig“. Es folgten ZDF heute und die Regional- und Tageszeitungen mit 6,8 und 6,7 Punkten. Die Bild Zeitung wurde mit 3,66 Skalenpunkten als am wenigstens vertrauenswürdig eingestuft.24

4.3. Social Media und die Gefahren

In der politischen Kommunikation insgesamt ist der Einsatz von Social Media zu einem festen Bestandteil geworden. Über Social Media können politische Akteur*innen direkt mit Bürger*innen kommunizieren und ihre Botschaften verbreiten. In einem Ranking der beliebtesten deutschsprachigen Politikerinnen belegte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai 2018 den ersten Platz. Unter den Parteien in Deutschland ist die AfD nach der Anzahl der Facebook-Fans am beliebtesten. Laut einer YouGov-Umfrage unter Personen, die sich über das Internet zum politischen Geschehen informieren, gaben 30 Prozent der Befragten an, gewöhnlich über Facebook die meisten Informationen zu politischen Themen zu erhalten. Besonders gerne informieren sich Personen im Alter von 18 bis 29 Jahren über Social-Media-Angebote zu aktuellen politischen Ereignissen.

Soziale Netzwerke werden nicht nur als Sprachrohr von Politikern und Parteien oder als Diskussionsplattformen für politische Themen von Social-Media-Nutzern verwendet, sondern ermöglichen auch die gezielte Verbreitung von Falschmeldungen. Im US-amerikanischen Wahlkampf 2016 machten Debatten um Fake News Schlagzeilen. Auch hierzulande wurde befürchtet, dass Fake News die Bundestagswahl am 24. September 2017 beeinflussen werden. Laut einer YouGov-Umfrage waren zwölf Prozent der Befragten davon überzeugt, dass Fake News im Bundestagswahlkampf 2017 eine Rolle spielen werden. 26 Prozent der Befragten hielten eine solche Form der Einflussnahme auf den Bundestagswahlkampf für wahrscheinlich.25

Fake News stellen eine ernstzunehmende Gefahr für unsere Politik und Demokratie dar. Sie werden über die Medien vermittelt und wenn das passiert haben sie versagt, denn eine der größten Verantwortungen der Medien ist die Glaubwürdigkeit und Vertrauen in ihre Arbeit zu erhalten. Die Macht der Medien ergibt sich daraus, dass sie entschieden können worüber sie berichten und vor allem wie sie entscheiden über ein Thema zu berichten. Schockierende Schlagzeilen und aufmerksamkeitserregende Skandale sind besonders beliebt und kurbeln die Auflage, Zuschauerzahlen oder Klicks an. Skandalisierung ist ein Prozess, der immer gehäufter in den letzten Jahrzehnten auftrat und mittlerweile kommt keine Zeitung, Zeitschrift, Flyer oder Videounterschrift ohne eine aussagekräftige Schlagzeile aus. Die Glaubwürdigkeit verlieren Medien durch Über-Skandalisierung, wie es bei der Bild Zeitung der Fall ist. Sie wurde 2019 als die am wenigsten glaubwürdigste Quelle gewertet.26

5. Beispiele

5.1. Satire

Die politische Satire ist eine Unterhaltungsform die in verschiedensten Medienformen beheimatet ist. Sie ist sowohl in Karikaturen, beim Theater, in Unterhaltungssendungen, beim Sketch, beim Stand-up comedy, in Romanen und anderen parodischen Formen zu finden. Hauptsächlich und in der längsten Zeit ihres Bestehens ist Satire eine literarisch künstlerische Form, in der die Fehler und Laster der Gesellschaft oder einer individuellen Person mit unterschiedlichen Mitteln wie etwa Ironie oder Spott parodiert werden.27 Satire ist ein sehr wandelbarer Begriff und gehört zu den am meisten aufgearbeiteten Bezeichnungen, daher existiert auch keine strikte und absolute Definition für Satire. Von der Antike bis hin zu der heutigen Zeit galt die Provokation durch Hohn und Spott als eines der Mittel um moralische Fehler darzustellen.28

Es gibt drei mögliche Aspekte, um den Begriff der Satire und dessen humoristischen Zweck zu erfassen. Erstens dient Satire neben dem Zweck der Unterhaltung durch Kritik der Veranschaulichung und Bloßstellung des zu kritisierenden Themas, um potenziell eine mögliche Reform zu erzwecken. Zweitens unterstreicht die Satire in ihrem humoristischen Prozess die Wertvorstellungen des Verfassers oder einer ganzen sozialen Bewegung. Satire ist stets subversiv oder versucht mindestens zu provozieren. Das tut sie meist durch visuelle Eindrücke und Werke. Drittens hat die Satire die Möglichkeit als Bestrafung eingesetzt zu werden. Um diesem Sinn zu erfüllen, sollte sie besonders destruktiv dargestellt sein, dadurch ist es möglich, eine gewisse Beruhigung in einer angespannten Situation zu erhalten.29

Es existieren Nachrichtensendungen, die speziell auf satirische Aufarbeitung der Geschehnisse ausgelegt sind. Sie beinhalten politische Unterhaltung und vereinen das mit der Aufklärung von öffentlichen Angelegenheiten. Das Fernsehen hat unterschiedliche Möglichkeiten, auf politische Vorkommnisse satirisch zu reagieren. Meist werden diese in Form von Late-Night-Shows gesendet. Inhalte dieser Art werden unter anderem genutzt, um auf die Fehler der Politik aufmerksam zu machen, zeigen aber auch die Variabilität von Nachrichtensendungen. Die Zuschauer von satirischen Nachrichtensendungen konsumieren in hohem Maße aktuelle Berichterstattungen und tendieren zu einem hohen politischen Interesse. Außerdem kann es vorkommen, dass der Konsum von Satire eine negativere Sicht auf die politische Führung des eigenen Landes hervorrufen kann als zuvor. Satire in Deutschland muss von Politiker*innen respektiert und geduldet werden, auch wenn das bedeutet zu akzeptieren, dass sie durch ein leichtes zu einer Zielscheibe werden können.30

5.2. Neo Magazin Royale und die heute-show

Ein Bezug zu dem Thema politische Satire im Zusammenhang mit dem Gesetz ist der Fall um den Satiriker Jan Böhmermann. Der deutsche Moderator Jan Böhmermann ist das Gesicht der Late Night Show "Neo Magazin Royale", die für das Fernsehen vom ZDF produziert wird. Erstmals ausgestrahlt wurde sie Ende 2013. Im Frühjahr 2016 geriet Böhmermann nach der Sendung vom 31. März in die Kritik für ein satirisches Gedicht mit dem Titel "Schmähkritik" über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dieses Gedicht beinhaltete überspitzte Beleidigungen gegen den Präsidenten. Grund des Beitrages war die Verdeutlichung des Unterschiedes zwischen Meinungsfreiheit und dem Verbot einer beleidigenden Schmähkritik. Ersteres müsse von der Regierung toleriert werden, zweiteres nicht. Darauf wies Böhmermann vor dem Vortrag seines Gedichtes ausdrücklich hin und erklärte später die Ironie, die darin stecke, dass Erdogan den Unterschied immer noch nicht erkannt habe und durch seine Klage gegen ihn nur für mehr Aufmerksamkeit gesorgt hätte. Die Strafverfolgung gegen Böhmermann hatte schließlich im Mai 2016 zur Folge, dass eine einstweilige Verfügung gegen Jan Böhmermann verhängt wurde, nach dem der wesentliche Inhalt des Gedichtes nicht wiederholt werden darf. Begründet wird dieses Urteil mit der Grenzüberschreitung von Satire zu Beleidigungen gegen Erdogan. Bundesweit verfolgten 880.000 Zuschauer die Sendung, in der dem türkischen Präsidenten ein satirisches Lied gewidmet wurde, das den Titel "Erdowie, Erdowo, Erdogan" trug. Der Grund hierfür sei, dass in der Türkei in jüngster Vergangenheit massiv gegen die Pressefreiheit mithilfe von Sicherheitskräften vorgegangen wurde. Journalisten, die offene Kritik an der Regierung ausübten, wurden in ihrer Pressefreiheit erheblich eingeschränkt, so dass sie ihre Arbeit für die Relevanz der Öffentlichkeit nicht mehr nach gehen konnten oder mit Haftstrafen bedroht wurden.31

Ähnlich wie sein Kollege Jan Böhmermann, ist Oliver Welke das Gesicht einer Satire Shows des ZDFs. “Die heute Show” nimmt albern die Nachrichtenthemen der Woche aufs Korn und ist im Stil einer Nachrichtensendung aufgezogen, indem sie die Neuigkeiten aus Politik und Gesellschaft ironisch aufarbeitet. Beide Sendungen sind ebenfalls auf YouTube vertreten wie einige Kanäle des ZDFs, allerdings nicht alle. Sie werden in ihrer Länge komprimiert und YouTube gerecht zugeschnitten und mit passendem Intro und Abspann versehen. Durch diesen relativ geringen Zeitaufwand gelangen die Sendungen so einfach an ein breites, ergänzendes Publikum, dass sich sowohl mit dem des Fernsehens überschneidet, als auch Zuschauerinnen erreicht, die sie vorher nicht erreicht haben. Es ist anzunehmen, dass die journalistische Aufarbeitung für YouT ube nur bedingt verändert werden muss, da beide Formate bereits vorher in kleinere Abschnitte aufgeteilt sind. Während die Videos auf YouTube nur einen Umfang von ein paar Minuten haben, ist im Fernsehen eine Sendezeit von 20 Minuten bis zur Pause üblich. Die Frage ist, ob es sich für die Sender lohnt alle Inhalte äquivalent auf YouTube hochzuladen. Zum einen gibt es in der hauseigenen Mediathek die gleichen Inhalte, diese sind bei den Öffentlich-Rechtlichen weitestgehend zugänglich, bei privaten Sendern hingegen sind sie eher eingeschränkt und/oder nur mit einem Abo zugänglich.

5.3. LeFloid und Rezos “Die Zerstörung der CDU”

Die YouTuber Florian Diedrich Mundt und Rezo sind äußerst populäre deutsche Influencer, die Millionen an Followern auf ihren Kanälen LeFloid und Rezo haben. Durch Zweitkanäle können sie verschiedene Formate veröffentlichen und sich anderen Themengebieten widmen, als auf ihren Hauptkanälen. So können sie ein breites Spektrum an Zuschauerinnen erreichen. Die Genres, die auf YouTube am beliebtesten sind, werden auch von ihnen größtenteils bedient: Gaming, Beauty, Comedy, Musik und Information. Die Kombination, die sich am erfolgreichsten auf YouTube bewiesen hat, ist nach YouTuberiversum ein Mix aus Wissen und Unterhaltung.32

LeFloids Hauptkanal ist einer der am meisten abonnierten Kanäle Deutschlands und in seinem Format LeNews befasst er sich regelmäßig mit aktuellen Themen aus den Medien. Meist handelt es sich hierbei um Schlagzeilen und Skandalen aus Bereichen die Jugendliche besonders ansprechen. Ausdrucksstrak bringt er darin seine eigene Meinung rüber und setzt sich kritisch mit den Themen auseinander. Außerdem appelliert er an die Zuschauer*innen ihre eigene Meinung mit ihm unten in den Kommentaren zu teilen. Der Zweck der Videos ist nach Mundt vorrangig die der Unterhaltung, was ihn zu einer typischen Nachrichtensendung abgrenzt. Zum Wahlkampf 2015 wurde er auserwählt ein interview mit Angela Merkel zu führen, um sie unter den jüngeren Wähler*innen beliebter zu machen. Er stellte dabei Fragen aus der YouTube-community und hielt dabei ungewohnt, mit seiner sonst bissigen Meinung, zurück. Trotzdem wurde das Video vielfach angeschaut und zeigt, dass die Politik die wachsende Bedeutung der Plattform und ihren steigenden Userzahlen anerkennt.33

Rezo hat 1,7 Millionen Follower auf seinem Hauptkanal und 1,3 Millionen Follower auf seinem Zweitkanal Rezo ja lol ey, auf dem er primär unterhaltsame Videos hochlädt, alleine oder in Kooperation mit anderen YouTubern. Er ist bekannt als Musiker und Unterhaltungskünstler und erlangte durch politische Äußerungen in seinem Video “Die Zerstörung der CDU” die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit. Das Video veröffentliche er kurz vor der Europawahl 2019 und erarbeitete darin drin, ungewohnt seriös wissenschaftlich belegte Argumente, die gegen die Partei sprachen. Er befasste sich insbesondere mit dem Thema Klimapolitik. Später wurde der Ausgang der Wahl und die Entscheidung vieler Jungwähler gegen die Unionsparteien mit den Auswirkungen des Videos in Verbindung gebracht, wofür sich der Begriff „Rezo-Effekt“ einbürgerte. Rezo übte auch später Kritik am Verhalten vereinzelter Politiker und nahm eine ablehnende Haltung gegenüber Teilen der Presse ein.34

6. Fazit

Medien bilden Meinungen. Das ist zum einen die Aufgabe und die Verantwortung der Medien. YouTube und das Fernsehen gelten als Medien und nach den Definitionen in 3.1. Was ist ein Medium? wissen wir, dass bereits vor der Benutzung eines Mediums eine Kulturtechnik besteht, die ihren Umgang mit ihr bestimmt. Außerdem verschwimmen die Medien im Vollzug und auch wenn diese These Krämers sehr kontrovers ist, kann jeder nachvollziehen, dass bei Benutzung des Mediums einem nicht permanent die Anwesenheit dessen bewusst sein muss, um es zu konsumieren. Gerade diese unreflektierte Benutzung kann Probleme hervorrufen, die bei jungen Menschen verstärkt vorhanden sein kann, aber nicht muss. Falschmeldungen, Überskandalisierung und verschwinden der Motivation zur Profilierung eines Images, sorgen für die Unglaubwürdigkeit eins Mediums. Medien werden als eine fremde Stimme definiert, dessen Anwesenheit die Präsenz einer Abwesenheit verkörpert, so Krämer.35 Das Fernsehen hat Journalistinnen und bei YouTube stehen nur einige wenige hinter der Produktion von Videos, daher ist es verständlich, dass die Medienmacher*innen ihre Meinung vertreten wollen. Das tun sie durch Satire und Komik und bringen es über das Medium an ein Publikum. Das Publikum wiederum möchte unterhalten werden und erwartet eine gewisse Aufklärung und Bildung über eine Lage.

Öffentlich-Rechtliches Fernsehen und andere Formate sind in gewisser Weise abhängig vom guten Willen der Politik und üben zwar Kritik, überlegen sich diese im Vorhinein aber gut, da sie finanziell von ihnen gefördert werden.36 YouTuber sind sehr unabhängig in ihrer Arbeit und Fernsehsender und Öffentlich-Rechtliche Förderungen etablieren sich immer mehr auf der Plattform. Es gibt Sendungen die eins zu eins auf der Plattform hochgeladen werden, wie Neo Magazin Royale oder die heute Show vom ZDF. Es gibt auch eigene Produktionen wie funk die Kanäle unterstützen, die nur auf und für YouTube tätig sind. YouTuber wie Rezo oder LeFloid haben vergleichsweise ähnliche Formate wie die aus dem Fernsehen, sind in ihrer Themenwahl und Formataufbau aber individueller und vertreten in politischen Debatten stark ihre eigene Meinung. Egal ob sie dabei ihre Argumente wissenschaftlich belegen oder nur die wöchentlichen Nachrichten kommentieren. Fest steht, dass beide Medien und Sendungsformate beim Fernsehen und auf YouTube ganz genau wissen was ihre Zuschauer*innen erwarten und danach ihre Produktion gestalten. Die Produzent*innen wissen also ihren eigenen Kanal zu bedienen.

Die Satire ist seit den Anfängen des Massenkommunikationsmediums Fernsehen Teil des Programms gewesen und hat in Deutschland seine Ursprünge im Kabarett. Zum Glück ist durch die Pressefreiheit keine Kontrolle durch den Staat mehr möglich, wie es früher der Fall war und in einigen Ländern, wie in der Türkei noch immer ein Problem ist. Die größte Herausforderung unserer Zeit ist es hingegen Fake News und Überskandalisierung ernst zu nehmen, da sie der politischen Meinungsbildung und der Glaubwürdigkeit der Medien in Deutschland schaden. Schön zu sehen ist, dass jungen Menschen die Möglichkeit gegeben wird durch die Plattform YouTube Ausdruck zu finden und sich politisch wie gesellschaftlich in Debatten äußern zu können. Durch stellvertretende Figuren finden sie mehr Gehör in der Gesellschaft und in der Demokratie. Das zeigen auch die beiden Beispiele Rezo und LeFloid. Die öffentlich-Rechtlichen Sendungen die heute Show und Neo Magazin Royale sind ebenfalls für ein jüngeres Publikum gedacht und sollen politischer Themen näher an sie heranbringen.

Fest steht auch, dass die meisten jungen Menschen eine andere Sehgewohnheit haben als ältere und, dass ihnen Authentizität und Personalität wichtig ist, wohingegen Fernsehschauer journalistische und seriöse Arbeit schätzen, auch was politische Unterhaltung angeht. Beide Medien haben ihre Vor- und Nachteile und agieren im Rahmen der Sehgewohnheit ihres Publikums.

Quellen

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PRZYBYLSKI, Pamela: Heute Partner - morgen Konkurrenten? Strategien, Konzepte und Interaktionen von Fernsehunternehmen auf dem neuen Bewegtbild-Markt. Wiesbaden 2010.

Schilling, Thorsten (Hg.): Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West - Information als Programmauftrag. o.O. 2012.

Statista DMO: [Abb.] Statistik zur Nutzung von Social Media in der Politik. 17. März 2017. URL: https://de.statista.com/themen/4099/social-media-in-der-politik/ (26.09.20).

Statista DMO: [Abb.] Anzahl der monatlich aktiven YouTube-Nutzer in ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2015. in Millionen. 13. Mai 2016. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/554542/umfrage/anzahl-der- monatlich-aktiven-youtube-nutzer-in-ausgewaehlten-laendern- weltweit/(26.09.20).

Statista DMO: [Abb.] Durchschnittsalter der Mitglieder der politischen Parteien Deutschland 2019. 03. August 2020.

URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/192255/umfrage/durchschnitt salter-in-den-parteien/ (26.09.20).

Stehle, Anja: #One Hit Wonder. YouTube-Star interviewt Merkel. In: Stern. 13. Juli 2015. URL: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/youtube-star- lefloid-interviewt-merkel-one-hit-wonder/12051270.html?ticket=ST-30410- Qsg1MVblf4FbLbLhIPPT-ap1 (26.09.20).

ViSMANN, Cornelia: Kulturtechniken und Souveränität. In: Zeitschrift für Medien und Kulturforschung. Nummer 1. o.O. 2010.

Weidenbach, Bernhard: Aus welchen Medien beziehen Sie hauptsächlich Ihre Informationen über das politische Geschehen? 20. November 2019. URL:https://de.statista.com/statistik/daten/studie/661410/umfrage/hauptsa echliche-informationsquellen-ueber-das-politische-geschehen/(26.09.20).

[...]


1 Als digital native wird eine Person der gesellschaftlichen Generation bezeichnet, die in der digitalen Welt aufgewachsen ist.

2 Vgl. KOSUT, Mary (Hrsg.): Encyclopedia of Gender in Media. Thousand Oaks, Kalifornien. 2012, S. 449f.

3 Vgl. PRZYBYLSKI, Pamela: Heute Partner - morgen Konkurrenten? Strategien, Konzepte und Interaktionen von Fernsehunternehmen auf dem neuen Bewegtbild-Markt. Wiesbaden 2010, S.63f.

4 FRANCK, Georg: Ökonomie der Aufmerksamkeit. München/Wien 1998, S.10f.

5 Vgl. Vismann, Cornelia: Kulturtechniken und Souveränität. In: Zeitschrift für Medien und Kulturforschung. o.O. 2010, S.171ff.

6 Vgl. Krämer, Sybille: Medien, Boten, Spuren. Wenig mehr als ein Literaturbericht. o.O. 2008, S.69f.

7 Vgl. Kittler, Friedrich A.: Geschichte der Kommunikationsmedien. Basel/Frankfurt 1993, S.169ff.

8 Vgl. Karstens, Eric/SCHÜTE, Jörg. Praxishandbuch Fernsehen: Wie TV-Sender arbeiten. Wiesbaden 2010, S. 12ff.

9 Vgl. Schilling, Thorsten (Hg.): Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West - Information als Programmauftrag. o.O. 2012, o.S.

10 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung: Erstes Rundfunk-Urteil. In: Tele-Visionen Fernsehgeschichte in Ost und West. o.O. 2002, S1f.

11 Bundeszentrale für politische Bildung. Art. 5 Abs. 1 GG Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft

12 Bundeszentrale für politische Bildung. Art. 5 Abs. 2 GG Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft.

13 Vgl. Karstens/Schütte: Praxishandbuch Fernsehen: Wie TV-Sender arbeiten, S. 16 -23.

14 Vgl. Fichter, Alina: YouTube. Da guckst du! 10. Oktober 2013. URL: https://www.zeit.de/2013/42/jugendliche-generation-youtube-medien o.S.

15 Vgl. Berg, Milena Sophie: Aufarbeitung politischer Themen in politsatirischen Sendeformaten. Das Fernsehen. Mittweida 2016, S.3.

16 Vgl. Statista DMO: Anzahl der monatlich aktiven YouTube-Nutzer in ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2015. in Millionen. 13. Mai 2016. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/554542/umfrage/anzahl-der-monatlich-aktiven- youtube-nutzer-in-ausgewaehlten-laendern-weltweit/.

17 Vgl. Fichter: YouTube. Da guckst du! URL: https://www.zeit.de/2013/42/jugendliche- generation-youtube-medien

18 „Jüngere Fragesteller spielen auch nur die Prof-Journalisten nach, die sie aus dem Fernsehen kennen.“ Vgl. Geyer, Steven: Lieblings-Emojis der Kanzlerin: So lief das YouTube-Interview mit Angela Merkel. In: Berliner Zeitung, 16. August 2017. URL: https://www.berliner- zeitung.de/28178956. o.S.

19 Vgl. Statista DMO: Durchschnittsalter der Mitglieder der politischen Parteien Deutschland 2019. 03. August 2020. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/192255/umfrage/durchschnittsalter-in-den- parteien/.

20 Massenmedium: Kommunikationsmittel, das auf breite Kreise der Bevölkerung einwirkt

21 Vgl. LeFloid/Lanig: Wie geht eigentlich Demokratie? #FragFloid. Frankfurt am Main 2017, S.181f.

22 Vgl. LeFloid/Lanig: Wie geht eigentlich Demokratie? S. 186.

23 Vgl. Fichter: YouTube. Da guckst du! URL: https://www.zeit.de/2013/42/jugendliche- generation-youtube-medien o.S.

24 Vgl. Weidenbach, Bernhard: Aus welchen Medien beziehen Sie hauptsächlich Ihre Informationen über das politische Geschehen? 20. November 2019. URL:https://de.statista.com/statistik/daten/studie/661410/umfrage/hauptsaechliche- informationsquellen-ueber-das-politische-geschehen/.

25 Vgl. Statista DMO: Statistik zur Nutzung von Social Media in der Politik. 17. März 2017. URL: https://de.statista.com/themen/4099/social-media-in-der-politik/.

26 Vgl. Weidenbach: Aus welchen Medien beziehen Sie hauptsächlich Ihre Informationen über das politische Geschehen? S.1.

27 Vgl. Berg: Aufarbeitung politischer Themen in politsatirischen Sendeformaten. Das Fernsehen, S. 27.

28 Vgl. Kuiper, Kathleen: Prose. Britannica Educational Publishing. o.O. 2011, S. 164f.

29 Vgl. Attardo, Salvatore: Encyclopedia of Humor Studies. Texas, USA 2014, S.1069.

30 Vgl. Attardo: Encyclopedia of Humor Studies, S.1072.

31 Vgl. HARMS, Florian: Wirbel um Erdogan-Gedicht. Jan Böhmermann sagt nächste Sendung ab. In: Spiegel. 21. Mai 2016. URL: http://www.spiegel.de/kultur/tv/jan- boehmermann-sagt-naechsteneo-magazin-royale-sendung-a-1086800.html o.S.

32 Vgl. Haarkötter, Hektor/WERGEN, Johanna (Hg.): Das YouTubiversum. Chancen und Disruptionen der Onlinevideo-Plattform in Theorie und Praxis. Wiesbaden 2019, S.135.

33 Vgl. Stehle, Anja: #One Hit Wonder. YouTube-Star interviewt Merkel. In: Stern. 13. Juli 2015. S.1.

34 Vgl. Freund, Nicolas: Rezo. Profil. In: Süddeutsche Zeitung. 24. Mai 2019. URL: https://www.sueddeutsche.de/politik/profil-rezo-1.4460957 o.S.

35 Vgl. Krämer: Medien, Boten, Spuren, Wenig mehr als ein Literaturbericht. S.69f.

36 Vgl. LeFloid/Lanig: Wie geht eigentlich Demokratie? S. 187.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Macht der Medien. Politische Meinungsbildung auf YouTube
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Jugendkulturen
Autor
Jahr
2020
Seiten
20
Katalognummer
V945538
ISBN (eBook)
9783346283511
ISBN (Buch)
9783346283528
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien YouTube Fernsehen, Medien, YouTube, TV, Macht, Vergleich
Arbeit zitieren
Nele Dechange (Autor:in), 2020, Die Macht der Medien. Politische Meinungsbildung auf YouTube, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/945538

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