Die französische Sprachsituation heute. Diglossie zwischen geschriebenem und gesprochenem Französisch?


Hausarbeit, 2020

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Forschungsgeschichte und -Stand
1.3 Fragestellung und Aufbau

2. Wesentliche Begriffsklärungen
2.1 FP - français parlé und FE - français écrit als Konzept
2.2 Die Diglossie nach Ferguson

3. Anwendung der unstrittigen Diglossiekriterien auf die Situation des heutigen Französisch

4. Die Diskussion des Abstands zwischen FP und FE
4. 1 Grammatischer Abstand
4.1.1 Formal
4.1.2 Funktional
4.2 Lexikalischer Abstand
4.2.1 Formal
4.2.2 Funktional

5. Fazit und Aussichten
5.1 Fazit
5.2 Aussichten

Literaturverzeichnis

Nachschlagewerke

Abbildungsverzeichnis

Anhang

Abbildungen

1. Einleitung

1.1 Ausgangssituation

« La langue de la République est le français »1. So steht es seit 1992 in der französischen Verfassung. Bis dahin war die Rechtsgrundlage ihrer Verwendung die Ordonnance de Villers-Cotterêts 2. Diesem Akt der Statusplanung folgten die Deffence et Illustration de la Langue Franç oyse3 und die Einrichtung der Academie Française (1635 ) als wesentliche Elemente der Korpusplanung (Polzin-Haumann 2006: 1477). Abbé Grégoire 4 machte sich während der Revolution um die Verbreitung und Förderung der französischen Sprache ‚verdient‘ – noch verstärkt durch weitere Maßnahmen, wie die allgemeine Wehrpflicht (1793) und später die Schulpflicht (1881). Zusätzlich befördern Industrialisierung, steigende Mobilität, Urbanisierung und Mediatisierung die Vormachtstellung des Französischen, die bis heute durch sprachpflegerische Institutionen5 weitergeführt wird. Eine solchermaßen zur „ affaire d´état “ erklärte Standardsprache nimmt eine privilegierte Position ein. (ebda. 1473 f.).

Aber - das Französische ist kein homogenes System wie es der Sprachzentralismus vorsieht. Auch die strukturalistische Vorstellung von der Homogenität einer Sprache in den 1960er Jahren gibt nicht die Realität wider. (Prüßmann-Zemper 1990: 830) Seit jeher weicht die gesprochene Sprache vom kodifizierten Standard ab. Insbesondere als sie grundsätzlich der Schriftsprache vorangeht (Radtke 2008: 97). Im romanischen Sprachraum der Spätantike galt dies schon für die verschiedenen Varietäten des Vulgärlateins6.

Heute weist kaum eine andere europäische Sprache derart markante Unterschiede zu ihrer geschriebenen Ausprägung auf wie das moderne, gesprochene Französisch. (Barme 2012: Vorwort). Dies wird jeder L2-Lerner bestätigen können. Neben der grundsätzlichen Schwierigkeit des Spracherwerbs aufgrund der stark abweichenden Phonetik7 im Vergleich zur Orthographie sowie zahlreicher diatopischer Varianten, stellt er in Anwendung seiner Sprachkenntnisse sehr schnell fest, dass sich das gesprochene Französisch, selbst in einer diasystematisch unmarkierten Form erheblich von der erlernten Norm unterscheidet. Die Grundlage hierfür wurde schon mit Beginn des Sprachzentralismus gelegt.

„Der Umstand, dass die gesprochene Sprache selbst aus dem Gesichtskreis der Sprachpflege rückt, ist für die Folgezeit von kaum zu überschätzender Tragweite, denn damit wird der Keim zur ‚Krise‘ des Französischen gelegt. Die Phase der Diglossie beginnt“ (Baum 1976: 61).

1.2 Forschungsgeschichte und -Stand

Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts war das Interesse der Linguistik trotz weitverbreiteter (partieller) Mehrsprachigkeit nahezu ausschließlich auf die Einzelsprache konzentriert (Kremnitz 2004: 158 f.). Etwa ab dem 20. Jahrhundert beschäftigt sich die Wissenschaft mit der Beobachtung sprachlicher Phänomene des Französischen, die sich insbesondere im Gesprochenen manifestieren, stellt Abweichungen zum kodifizierten Standard8 dar und sucht sie mit diatopischen oder diastratischen Registern zu erfassen. Diese Phänomene werden meist als pejorativ konnotierte Normverstöße angesehen. „The bon usage is preached via the norm whilst other varieties are often dismissed as ‘faulty’ or vulgar’, and their speakers looked down upon” (Gadet 2006: 1787).

In der strukturalistischen Sprachbetrachtung der Nachkriegszeit wird die Varietät von Sprache weitgehend ausgeklammert (Koch/Oesterreicher 1985) - dem Untersuchungsobjekt „Schriftsprache“ der Vorzug gegeben. Mit dem wachsenden Interesse an der Soziolinguistik in den 1970er Jahren kommt es jedoch zu einem Paradigmenwechsel in der sprachwissenschaftlichen Forschung. Während bis dahin die idealisierte Homogenität und Einheit von Sprache betont wurden (Schlieben-Lange 1991: 29), liegt das Augenmerk nunmehr auf der Heterogenität sprachlicher Äußerungen. Präskription und Normierung werden abgelöst durch deskriptive Sprachbeschreibung (Prohl 2019: 25). Damit ist auch der gesprochenen Sprache mehr Aufmerksamkeit gewidmet worden. In der Forschung hat Söll (31985) mit der doppelten Dichotomie von Medium und Konzeption eine wesentliche Grundlage geschaffen, die sich mit dem Nähe-Distanzkontinuum von Koch/Oesterreicher (1985) zu einem Gesamtbild des Konzepts von ‚geschriebener‘ und ‚gesprochener Sprache‘ ergänzt.

Die ‚Diglossiehypothese‘ - also die Frage, ob man im modernen Französisch von einer Diglossie von gesprochenem und geschriebenen Französisch (im Folgenden ‚FP‘ – français parlé und ‚FE‘ - français écrit) im Ferguson’schen Sinne sprechen kann, wird in der Forschungsliteratur zum Teil kontrovers diskutiert. Neben den deutschsprachigen Linguisten, Söll (21985), Müller (1990), Koch (1997), Koch/Oesterreicher (22011), Radatz (2003), Barme (2012) und Prohl (2019), haben sich zahlreiche französische Linguisten ebenfalls mit dem geschriebenen und gesprochenen Französisch und der Frage der Diglossie beschäftigt.: So unter anderem Duneton (1998)9, Gadet (2006), Massot (2008) und Zribi-Hertz (2011).

Für Zwecke dieser Arbeit habe ich mich insbesondere auf die Erkenntnisse von Söll, Koch, Koch/Oesterreicher und die Dissertation von Prohl gestützt.

1.3 Fragestellung und Aufbau

Lässt sich für die heutige französische Sprachsituation eine Diglossiesituation feststellen? Sind also FP und FE zwei Varietäten im Sinne von Ferguson (1959)? Diese Frage wurde schon von Queneau10 1950 thematisiert, der einen ‚ abîme‘ zwischen français écrit und français parlé festgestellt hat, auch wenn er den Begriff des Bilingualismus wählt, anstatt des - aus heutiger Sicht - zutreffenderen Begriffs der Diglossie (Barme 2012: 9, Koch 1997: 222).

„Personne ne nie qu’il existe actuellement des différences entre le français écrit et le français parlé, certains disent même un abîme ( Hervorhebung : ag ). Plus exactement, il y a deux langues distinctes : l’une qui est le français qui, vers le XVe siècle, a remplacé le ‚francien‘ […] l’autre que l’on pourrait appeler le néo-français […] Le bilinguisme est donc nécessaire en France […] (zitiert nach Radatz 2003 : 241)

Zunächst werden die Begriffe ‚FP‘, ‚FE‘ und ‚Diglossie‘ sprachwissenschaftlich erläutert und abgegrenzt. Anschließend werden die Kriterien für Diglossie nach Ferguson (1959) am Beispiel des Französischen illustriert, Grammatik und Lexikon näher besprochen, um als Fazit eine vorläufige Antwort auf die Eingangsfrage zu geben und einen Ausblick zu wagen.

2. Wesentliche Begriffsklärungen

2.1 FP - français parlé und FE - français écrit als Konzept

Grundlegende Überlegungen zur Spracharchitektur wurden mit dem Varietätengefüge nach Coseriu11 gelegt, welches die Varietäten einer Sprache diasystematisch erfasst. Sie werden hierbei den diatopischen (dialektal - räumlich), diastratischen (sozial - schichtenspezifisch) und diaphasischen (stilistisch - situativ) Dimensionen zugeordnet (Gabriel Meisenburg 32017: 71). Söll (31985 17-25) liefert mit der Doppeldichotomie (Abb. 1) aus Realisierungsform und Konzeption einen wertvollen Beitrag zur Terminologie der gesprochenen Sprache. Er differenziert zwischen code phonique und graphique einerseits sowie code parlé und écrit andererseits. Während die lautliche Realisierung des code phonique und die schriftliche Realisierung des code graphique streng an das Medium gebunden sind, betont er die Bedeutung der Konzeption für das Begriffspaar code parlé und code écrit12 (Söll 31985: 17-25). Er stellt hiermit klar, dass eine konzeptionell mündliche Äußerung auch schriftlich realisiert werden kann und umgekehrt, eine konzeptionell Schriftliche auch mündlich. Der code parlé bezeichnet also ungeachtet aller diasystematischen Differenzierungen die Merkmale phonisch konzipierter Sprache (Prüßmann-Zemper 1990: 840).

Der Aspekt ‚gesprochen/geschrieben‘ erfährt durch Koch/Oesterreicher, in Abstraktion der drei diasystematischen Dimensionen gesonderte Betrachtung. Sie postulieren, dass der gesamte Varietätenraum (vgl. Abb. 2) einer historischen Einzelsprache nur dann ausgeschöpft werden kann, wenn man den ‚querliegenden‘ Aspekt des ‚gesprochen/geschrieben‘ (1985: 16) einbezieht, der sich nicht auf die diasystematischen Unterscheidungen zurückführen lässt. Sie erweitern die drei Komponenten13 des ‚Coseriu-Diasystems‘ um eine vierte übergreifende ‚konzeptionelle‘ Dimension14,15 und stellen ein Kontinuum zwischen ‚gesprochen‘ und ‚geschrieben‘ bzw. ‚kommunikativer Nähe und Distanz‘ dar (Gabriel/Meisenburg 32017: 71 und Koch/Oesterreicher 22011: 16-17). Hierbei stellen sie fest, dass es hohe Affinitäten zu bestimmten Ausprägungen des Diasystems gibt. So korrelieren ‚diatopisch markiert‘, ‚diastratisch niedrig‘ und ‚diaphasisch familiär/vertraut‘ ganz offensichtlich eher mit der gesprochenen Sprache (vgl. Abb. 3). Ihr ‚Nähe-Distanz-Kontinuum‘ arbeitet insbesondere die situativen Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien (vgl. Abb. 4) heraus, in der nicht nur die mediale Realisierung die Sprachverwendung beeinflusst , sondern bereits die Konzeption von Äußerungen, in Abhängigkeit von Faktoren wie etwa räumlicher und emotionaler Nähe, die Versprachlichungsstrategie bestimmen. Äußerungen tendieren also unabhängig von ihrer tatsächlichen medialen Realisierung im konzeptionellen Sinne zu Nähe oder Distanz. Während „ mündlich“ und „ schriftlich“ in medialem Sinne eine Dichotomie darstellen, handelt es sich bei dem Begriffspaar Nähe/Distanz um die „Extrempole“ eines Kontinuums entlang verschiedener Kriterien16. (Koch/Oesterreicher 2011: 6-10). Für Zwecke dieser Arbeit seien die Begriffe FP und FE in diesem Sinne als konzeptionell zu verstehen.17

2.2 Die Diglossie nach Ferguson

Der von Ferguson eingeführte Begriff der Diglossie18 kennzeichnet eine Situation, in der eine Aufteilung der Sprache in diastratischer und diaphasischer Hinsicht stattgefunden hat. (Schlieben-Lange 31991: 92-93). Er stellt fest, dass unter verschiedenen Bedingungen zwei oder mehr Varietäten der Sprache von den Sprechern verwendet werden, was er an verschiedenen Sprachgemeinschaften illustriert19 (Ferguson 1959: 326). In Abgrenzung zum Bilinguismus - auch Außendiglossie („ out-diglossia“) handelt es sich bei der hier besprochenen Diglossie um Binnendiglossie („ in-diglossia “)20, also um zwei miteinander verwandte Varietäten einer Sprache. Er beschreibt die Eigenschaften von Diglossie anhand von neun Merkmalen21 (1959: 328-339). Zusammenfassend bietet sich eine Definition an, die die Diglossie, als eine stabile Form gesellschaftlicher Zweisprachigkeit definiert, in der eine klare funktionale Differenzierung zwischen einer (sozial) niedrigen Sprachvarietät (L[ow]Variety) und einer hohen Standardvarietät (H[igh] Variety) besteht. Die H-variety unterscheidet sich von der L-variety zumeist durch eine größere grammatikalische, lexikalische und stilistische Komplexität. Sie ist kodifiziert, normiert und sozial prestigereicher konnotiert. Ihre Vermittlung erfolgt nicht im Rahmen der Primärsozialisation, sondern erst sekundär durch die Schule, wird nicht in der Alltagskommunikation, sondern in formellen Sprechsituationen und in der Schriftsprache verwendet. In ihrer allgemeinsten Fassung werden alle Situationen als diglossisch verstanden, in der zwei oder mehr Sprachvarietäten (z.B.: Dialekt, Register, Soziolekt…) unterschiedlichen funktionalen Kontexten zugeschrieben werden (Bußmann 42008: 136).

3. Anwendung der unstrittigen Diglossiekriterien auf die Situation des heutigen Französisch

Die wesentlichen Kriterien an Diglossie lassen sich in Anlehnung an Prohl (Abb. 5) in übersichtlicher Weise wie folgt darstellen22:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Erfüllung der unstrittigen Kriterien (1-5) ist weitgehend unstrittig23, was für die ‚Diglossiehypothese‘ spricht. So sind FP und FE Varietäten ein und derselben Sprache - des Französischen - deren Funktionen nicht diatopisch oder diastratisch sondern nach Nähe und Distanz getrennt sind.24 Hierbei ist wichtig festzustellen, dass die fortschreitende Marginalisierung der Dialekte dazu geführt hat, dass sich die vormals existierende Dreiteilung25 zunehmend zu einer Zweisprachigkeit entwickelt hat (Koch 1997: 237).

Die FP Varietät zeichnet sich durch hohes Prestige aus, und wird gestützt von einem reichen Kanon an Literatur. Einzig das francais écrit wird als akzeptabel, ja sogar als existent angesehen. Das FP ist grammatisch und lexikalisch streng kodifiziert26 und wird durch sprachpflegerische Institutionen in präskriptivem Sinne überwacht. Die Trennung in die zwei Varietäten FP und FE stellt eine im Zeitverlauf stabile Situation dar, ist also keine vorübergehende Erscheinung. Der Spracherwerb erfolgt beim FE auf institutionellem Wege, während der des FP auf natürlichem Weg erfolgt. (Koch 1997: 237 f. und 2004: 622 f.)

Die Kriterien (6) und (7) sind in der Forschungsliteratur vielfach, auch kontrovers besprochen worden. Insbesondere das Kriterium der funktionalen Verteilung also der strikten Funktionstrennung der Varianten im Bereich des Lexikons (7 b). Was den Abstand zwischen FP und FE betrifft, zeigen schon die Überlegungen von Queneau und Lüdtke, dass er beträchtlich sein muss. Ob er den Ferguson Kriterien genügt, gilt es zu überprüfen. (Koch 1997: 237). Die zentralen Bestimmungsstücke des Diglossie-Begriffs sind: Es koexistieren zwei Varietäten (L und H), also FP und FE, zwischen diesen herrscht ein sehr großer Abstand in Grammatik und Lexik sowie Funktionstrennung in Nähe und Distanz27 (Koch 1997: 225). Diese Kriterien sollen untenstehend näher beleuchtet werden.

4. Die Diskussion des Abstands zwischen FP und FE

4.1 Grammatischer Abstand

4.1.1 Formal

„ […] it is certainly safe to say that in diglossia there are always extensive differences between the grammatical structures of H and L” (1959: 333). Dieses Ferguson’sche Kriterium an die Diglossie wird übereinstimmend als erfüllt angesehen.28 Im Bereich der Grammatik unterscheiden sich FP und FE so erheblich, dass die Bipolarität an andere diglossische Sprachen erinnert (Koch 2004: 623). Meißner bezeichnet die Unterschiede als einen linguistischen écart zwischen Sprech- und Schreibgrammatikalität. (2008: 96). Zribi-Hertz, die sich ausführlich mit den grammatischen Phänomenen beschäftigt hat, plädiert ebenfalls für die Annahme dieses Diglossiekriteriums: „[…] en faveur d’une approche diglossique […] d’une distinction primordiale entre grammaire(s) standard et non standard […]“ (2011: F-27).

Angesichts der Innovationsfreude und Flexibilität der Sprecher sowie mangels einer Kodifizierung der Grammatik des FP gibt es keine abschließenden, objektivierbaren Maßstäbe hierfür. Dennoch lassen sich zuverlässig und, im Zeitverlauf stabil, einige grammatische Phänomene identifizieren, die das FP in Abgrenzung zum FE charakterisieren. Sie stammen vorwiegend aus dem syntaktischen und morphologischen Bereich (Koch 1997:239 f.) und - ihre Beschreibung durch verschiedene Linguisten deckt sich weitgehend (vgl. hierzu: Abb. 6, Barme 2012: 69-84, Zribi-Hertz 2011: F8-F9). Am häufigsten werden die folgenden Merkmale für die FP29 genannt:

Unterschiedliche Verwendung von Erzähltempora [- passé simple ], Futur [- futur simple ], Frage [-Inversion], Negation [ -ne ], Passiversatz [durch on ] und Modusverwendung [ -subjonctif du passé ].

[...]


1 Art. 2 de la Constitution du 4 Octobre 1958 - https://www.legifrance.gouv.fr.

2 Ordonnance de Villers-Cotterêts vom 15. August 1539 in der, neben anderen Maßnahmen , die langage maternel françoys zur alleinigen Urkunden- und Verwaltungssprache in Frankreich erhoben wird.

3 Deffence et Illustration de la Langue Franç oyse, Joachim du Bellay (1549)

4 Henri Jean Baptiste Grégoire: (*1750; † 1831), Bischof und Politiker.

5 Académie Française, Conseil Supérieur de la Langue Française, véhiculés par manuels et dictionnaires qui incarnent la norme (Zribi-Hertz 2011 : F5).

6 schriftlose Einzeldialekte der römischen Provinzen aus spätantiker Zeit, die sich vor allem durch lexikalische und lautliche Veränderungen von der Literatursprache unterscheiden. (Vgl. Bußmann 2008: 387).

7 Die Phonetik bleibt für die Zwecke dieser Arbeit unberücksichtigt, da sie für eine Diglossie-Situation im Sinne Fergusons nicht relevant ist. (Koch 1997: 238).

8 Zum Beispiel die Erstellung des Atlas Linguistique de la France (1902-1910) durch Jules Gilliereon sowie Untersuchungen zum Substandard (Frei, Henri 1929, La grammaire des fautes).

9 Claude Duneton hat u.a. Le guide du français familier, 1998 verfasst.

10 Raymond Queneau: (*1903; † 1976), französischer Dichter und Schriftsteller, in: Bâtons, chiffres et lettres 1950

11 Eugenio Coseriu (*1921; † 2002), Romanist und Allgemeiner Sprachwissenschaftler, der die diatopische und diastratische Dimension von Flydal (1951) übernommen hat.

12 code parlé: gesprochen, im Sinne von spontan/nicht geplant code écrit: geschrieben, vorbedacht/geplant.

13 Also diatopisch, diastratisch und diaphasisch. Unberücksichtigt bleibt diachronisch da für diese Zwecke nur synchronisch vorgegangen wird.

14 Die Erweiterung des Varietätenraums (Koch/Oesterreicher 2011: 17) auf die universalsprachliche Dimension in genanntem Modell bleibt für die einzelsprachlich kontingente Betrachtung außer Acht.

15 Die Diskussion, ob es sich hierbei um eine vierte konzeptionelle „diamesische“ Dimension handelt (vgl. Kiesler 1995: 375 und Gabriel-Meisenburg 32017: 71), soll hier nicht weiter betrachtet werden.

16 Die summarische graphische Darstellung des ‚Nähe-Distanz-Kontinuums‘ und seiner Kriterien (Koch/Oesterreicher 2011: S. 13).

17 Hierbei soll vernachlässigt werden, dass diese Varietäten in Literatur und Lexika mit verschiedenen nicht-trennscharfen Termini bezeichnet sind. Diese lassen es häufig an konsequenter, diasystematischer oder konzeptioneller Argumentation missen und spiegeln die vielfältigen Sprachregister. FP : familier, relâché, bas, vulgaire, grossier, populaire, dialectal, informel, courant, commun, usuel, argotique. FE : standard, cultivé, soutenu, littéraire, formel, soigné, bon usage.

18 Bien que Ferguson ne soit pas l’inventeur du terme diglossie déjà utilisé par le philologue Jean Psichiari dans les années 1880 et par William Marçais dans les années 1930, la définition proposée par Ferguson est une référence en sociolinguistique (Zribi-Hertz, Anne 2011: 3).

19 Gesprochenes Arabisch vs. Hocharabisch; Schweizerdeutsch vs. Standarddeutsch; Haitianisches Kreolisch vs. Französisch; Neugriechisch vs. Klassiches Griechisch.

20 “[…] we might distinguish between in-diglossia as referring to the relationship within a family or closely and recognizably related tongues (Creole-French, etc.), and out-diglossia as referring to the relationship between two unrelated tongues […] (Kloss 1966:138).

21 Function, Prestige, Literary Heritage, Acquisition, Standardisation, Stability, Grammar, Lexicon, Phonology.

22 Prohl (2019: 213) vermeidet (m.E. zurecht) die Ferguson’schen Kategorien H(igh) und L(ow), wegen deren normativer Bewertung. Sie unterscheidet die Domänen (grch.) Katharevousa – die Reine (Sprache) und Dimotiki – die Volkssprache - auch, um sich auf die ursprüngliche Begrifflichkeit von Psichiari (1928) zu beziehen.

23 Dies gilt zumindest für Koch (1997), Koch/Oesterreicher (2 2011), Radatz (2003), Zribi-Hertz (2011), Massot (2008), Barme (2012), Prohl (2019).

24 Konsequent ist nach Koch die Verteilung von L und H auf ‚Mündlichkeit‘ und ‚Schriftlichkeit‘ in einem konzeptionellen Sinne nach Söll (1997: 226).

25 Also FE und im nähesprachlichen Bereich ein Dialekt und diatopisches neutrales FP

26 Heute agiert der Staat dabei im Wesentlichen mittels zweier Instrumente: durch den Einsatz von Terminologiekommissionen und durch juristische Beschlüsse, allen voran die Sprachgesetze von 1975 und 1994 (Loi Bas-Loriol und Loi Toubon, Anm. ag) (Ossenkop 2008: 78).

27 Nähe/Distanz in Analogie zu L(ow) und H(igh), die Koch als kompatibel mit Ferguson erachtet (2004: 620).

28 Auf die Frage, ob die ‚H-Grammatik‘ komplexer und ist und schwieriger zu erlernen ist als die ‚L-Grammatik‘, soll hier nicht eingegangen werden, da dies nicht eindeutig beantwortet werden kann und als Kriterium für Diglossie m.E. nicht entscheidend ist.

29 als diasystematisch unmarkierte historisch-kontingente (einzelsprachlich-kontingente) Merkmale des FP unter Vernachlässigung der universalen Merkmale nähesprachlicher Variation (vgl Barme 2012: 37-67).

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die französische Sprachsituation heute. Diglossie zwischen geschriebenem und gesprochenem Französisch?
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Romanische Philologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
21
Katalognummer
V945543
ISBN (eBook)
9783346282705
ISBN (Buch)
9783346282712
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sprachsituation, diglossie, französisch
Arbeit zitieren
Andreas Glaab (Autor:in), 2020, Die französische Sprachsituation heute. Diglossie zwischen geschriebenem und gesprochenem Französisch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/945543

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