Anhand des Pygmalion-Mythos, auf der Basis des Textes aus den Metamorphosen von Ovid, und zwei romantischen Texten aus unterschiedlichen literarischen Kontexten – Der Sandmann von E.T.A. Hoffmann und Ligeia von Edgar Allan Poe – soll im Folgenden die romantische Aktualisierung des Pygmalion-Stoffes, mit speziellem Fokus auf das Motiv der Augen, verdeutlicht werden. Des Weiteren gilt es herauszuarbeiten, wie der Mythos in den Erzählungen verwendet und verändert wird, und was aus ihm entsteht. Schließlich handelt es sich um einen Mythos mit kunsttheoretischen Überlegungen, welche in den angesprochenen Texten eine ebenso große Rolle spielen sollten.
Wenn man das Wort Mythos hört, könnte mancher meinen, es handle sich um einen Begriff aus antiker Vorzeit, der in einer modernen Welt keine Relevanz mehr haben könne. Während erstere Annahme richtig ist, und es sich bei Mythen tatsächlich um Phänomene handelt, die aus einer antiken Tradition hervorgegangen sind, lässt sich nicht so einfach sagen, dass Mythen keine Aktualität mehr besitzen. Mythen zeichnen sich nämlich gerade durch eine gewisse Zeitlosigkeit aus. Sie sind nicht bloß verblasste Dokumente einer vorwissenschaftlichen Epoche, sondern nehmen in vielfacher Hinsicht auch noch Einfluss auf unsere heutige Welt. Man kann sagen, sie wurden nie von der Wissenschaft abgelöst, nur wurde ihr Anspruch ein anderer. Besaßen die Mythen der Antike zu ihren Entstehungszeiten noch einen vermeintlichen Wahrheitsanspruch, ist das heute sicherlich seltener der Fall – auch wenn man es nicht für ausgeschlossen halten sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Ovids Pygmalion-Mythos und seine Grundmotive
- Konzepte romantischer Künstlerfiguren
- Der Mythos heute und in der Literatur der Romantik
- Der Sandmann – Ein vielseitiges Nachtstück
- Der Pygmalion-Mythos in der Verlebendigung der Automate
- Die Augen als Spiegel der Seele
- Der Künstler zwischen Innen und Außen
- Ligeia - Tod und Wiederauferstehung der schönen Frau
- Der Pygmalion-Mythos in der Wiederbelebung von den Toten
- Die Augen als Abgrund
- Der Künstler als Verdammter
- Fazit - Zwei pessimistische Künstlerbilder
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Pygmalion-Mythos im Kontext der Romantik und untersucht dessen Aktualisierung in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und Edgar Allan Poes „Ligeia“. Dabei liegt der Fokus auf der Darstellung von Künstlerfiguren und dem Motiv der Augen, um die Beziehung zwischen Kunst, Realität und dem menschlichen Selbst zu erforschen.
- Die Relevanz des Pygmalion-Mythos in der Romantik
- Die Charakterisierung von Künstlerfiguren in „Der Sandmann“ und „Ligeia“
- Die Bedeutung der Augen als Spiegelbild der Seele und Abgrund des Selbst
- Die Verbindung von Kunst und Mystifizierung in den beiden Texten
- Die Frage nach dem Verhältnis von Realität und Fantasie in der Romantik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in den Pygmalion-Mythos ein und beleuchtet seine grundlegenden Motive, wie die Isolation des Künstlers, seine Sehnsucht nach einer idealen Frau und die Verbindung von Schöpfung und Liebe.
Das zweite Kapitel widmet sich den Konzepten romantischer Künstlerfiguren und zeichnet ein Bild der Spätromantik als Epoche, die durch die Abkehr vom Idealismus der Aufklärung geprägt ist. Es wird auf die Bedeutung der Auflösung des Selbst im Objekt und die Erotisierung des Todes eingegangen.
Das dritte Kapitel untersucht „Der Sandmann“ im Hinblick auf den Pygmalion-Mythos und analysiert die Verlebendigung der Puppe und die Rolle der Augen als Spiegel der Seele. Es wird der Künstler zwischen Innen- und Außenwelt im Kontext der Fantastischen Literatur beleuchtet.
Das vierte Kapitel befasst sich mit Edgar Allan Poes „Ligeia“, wobei die Wiederbelebung von den Toten und die Augen als Abgrund im Zentrum stehen. Es wird die Rolle des Künstlers als Verdammter im Kontext des Tod- und Wiederauferstehungsmotivs untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Themenbereichen Romantik, Pygmalion-Mythos, Künstlerfigur, Augenmotiv, Schöpfung, Fantastik, Realität und Fantasie, Selbstverlust, Tod und Wiederauferstehung, Spätromantik, E.T.A. Hoffmann, Edgar Allan Poe, Der Sandmann und Ligeia.
- Arbeit zitieren
- Maxim Braun (Autor:in), 2020, Das Pygmalion-Motiv in Hoffmanns "Der Sandmann" und Poes "Ligeia". Die Augen als Spiegel oder Abgrund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/945564