Wie wichtig ist das Lerneralter im L2-Erwerb?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die „Critical Period Hypothesis“
2.1. Definition
2.2. Ausgewählte Aspekte der
„CPH“-Diskussion bezüglich des L2- Erwerbs
2.3. Grundlagen der CPH
2.4. „Nativelikeness“ im L2-Erwerb
2.4.1. Learning Deficits vs. Bilingualism Effects

3. Zusammentragung der Ergebnisse

4. Charakteristika jüngerer und älterer Lerner
4.1. Jüngere Lerner
4.2. Ältere Lerner

5. Warum sollte Englisch als Zweitsprache möglichst früh erlernt werden?

6. Wie kann der frühe Beginn des Fremdsprachen- lernens gewährleistet werden?

7. Zusammenfassung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit beleuchten wir einen Aspekt des L2-Erwerbs, der schon in der Vergangenheit und auch zum jetzigen Zeitpunkt mannigfaltig in der linguistischen Forschung diskutiert wurde und wird – die Rolle des Alters beim Fremdsprachenlernen.

Dabei wird es in erster Linie um die „Critical Period Hypothesis“(CPH) gehen, die besonders kontrovers von Sprachwissenschaftlern betrachtet wird. Der Darlegung der herrschenden Diskussion über diese vielschichtige Hypothese und die Prüfung derer auf ihre Plausibilität hin wird der erste Teil der Arbeit gewidmet sein. Hier wird vor allem der Aspekt der „nativelikeness“ näher betrachtet werden. Weiterführend werden wir uns selbst mit der Fragestellung auseinandersetzen, ob Alter eine Rolle im L2 - Erwerb spielt und welche es darstellt. Dazu werden wir Aspekte des Lernens L2 jüngerer Erwerber und älterer Erwerber gegenüberstellen, um mit den Ergebnissen der Diskussion schließlich Aussagen darüber treffen zu können, wie das Unterrichten einer L2 im Hinblick auf unsere Ergebnisse gestaltet werden sollte.

2. Die „Critical Period Hypothesis“

2.1. Definition

Da die „Critcal Period Hypothesis“ so ausführlich in der Forschung diskutiert wird, ist es sehr vage eine geeignete Definition der Hypothese zu Papier zu bringen. Da Singleton beispielsweise in der CPH keine Hypothese in diesem Sinne sieht, lässt er eine Definition aus. Birdsong dagegen schreibt:

„In its most succinct and theory ­ neutral formulation, the CPH states

that there is a limited developmental period during which it is possible

to acquire a language, be it Ll or L2, to normal, nativelike levels“[1]

Birdsongs Definition soll uns im Folgenden weiterhin als Grundlage zur Diskussion dienen, da diese Definition jene ist, auf welche man sich in der Forschung am ehesten einigen kann. Jedoch wird auch gezeigt werden, welche Gründe Singleton hat, sich einer solchen festgelegten Definition zu entziehen.

An der Definition Birdsongs wird deutlich, dass sich die CPH sowohl auf den Erstspracherwerb bezieht als auch auf den Erwerb einer Fremdsprache. Dies geht zurück auf die Anfänge der CPH-Forschung, welche, wie Johnstone[2] schreibt, von Penfield und Roberts (1959) initiiert und von Lenneberg (1967) weiterentwickelt wurden. Wichtig dabei ist zu erwähnen, dass die Forschung einig ist, dass die besagte „CPH“ im Erstspracherwerb weitgehend für gültig erklärt wird, jedoch für den L2-Erwerb in der Diskussion steht.

2.2. Ausgewählte Aspekte der „CPH“-Diskussion bezüglich des L2- Erwerbs

Wie oben schon erwähnt, nimmt Singleton Abstand von einer festgelegten Definition für die „CPH“, da „the very fact that there are such manifold and mutually contradictory versions of the CPH of itself calls into serious question the notion of a CP in this domain“[3]. Singleton charakterisiert die „Critical Period“ als „being of limited duration within well-defined and predictable termini“[4]. Er schreibt außerdem: „the end of the critical period, if there is one, has so far been problematical to find“[5] Dies versucht er in seinem Aufsatz deutlich zu machen, indem er Übersichten erstellt, die aufzeigen sollen, dass verschiedene Forscher, die sich mit der „CPH“ beschäftigt haben und die Wahrhaftigkeit einer „Critical Period“ im L2-Erwerb beweisen wollen, zu unterschiedlichen, manchmal auch widersprüchlichen Ergebnissen gelangen. Singleton trägt die verschiedenen Ergebnisse zusammen und es wird deutlich, dass diese schon allein darin divergieren, als dass einige Forscher ihre Untersuchungen sehr detailliert durchführten, also den L2- Erwerb in verschiedene Sphären einteilten und für diese auch unterschiedliche „Critical Periods“ aufzeigten, während andere wiederum nur eine großzügige Spanne festlegten, in welcher sie die „CP“ vermuten. Auch wird aus der Aufstellung deutlich, dass die Ergebnisse der einzelnen Sprachwissenschaftler stark voneinander abweichen, selbst wenn die Untersuchung unter ähnlichen Aspekten durchgeführt wurde. Zur besseren Veranschaulichung übernehmen auch wir die Tabelle Singletons, um im Folgenden einige Auffälligkeiten zu diskutieren:

Table 1: Summary of a range of proposals for CP termini[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Aufstellung Singletons der wissenschaftlichen Ergebnisse diverser Forscher zeigt die Schwierigkeit auf, eine „CPH“ für den L2- Erwerb eindeutig festzulegen. Die Untersuchungen erstrecken sich über einen Zeitraum von 50 Jahren und widersprechen sich teilweise stark. Während beispielsweise Lenneberg einen Beginn der „CP“ im Alter von zwei Jahren vermutet, gibt Ruben den sechsten Monat als Fetus an, in welchem schon Phonetik und Phonologie für diesen eine Rolle spielen sollen.

Aus der Aufstellung geht also eindeutig hervor, warum Singleton von einer Definition Abstand hält und warum es sich für ihn und für uns als schwierig erweist, die „CPH“ als wirkliche Hypothese zu verstehen. So untersuchen die Forscher nicht die gleichen Aspekte, d.h. einige beleuchten sehr detailliert Phonologie, Syntax, Semantik etc. während andere scheinbar keine genauen Aussagen zu den einzelnen Bereichen der Sprachwissenschaft treffen (können). Nun ist es für die weitere Untersuchung der „CPH“ interessant, die Grundlagen für die CPH zu betrachten, da diese sehr weitläufig sind.

[...]


[1] Birdsong (1999): Second Language Acquisition and the Ciritcal Period Hypothesis. Lawrence Erlbaum Associates:New York, S.319

[2] Johnstone (2002): Addressing „The Age Factor“: Some Implications for Language Policy.

[3] Singleton (2005): „The Critical Period Hypothesis:A Coat of many Colours. S. 269

[4] ebd, S.269

[5] ebd, S. 273

[6] Singleton (2005): „The Critical Period Hypothesis:A Coat of many Colours. S. 273

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Wie wichtig ist das Lerneralter im L2-Erwerb?
Hochschule
Universität Potsdam
Veranstaltung
Prime Time English
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V94656
ISBN (eBook)
9783640103669
ISBN (Buch)
9783640858217
Dateigröße
408 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lerneralter, L2-Erwerb, Prime, Time, English
Arbeit zitieren
Carolin Hartmann (Autor:in), 2008, Wie wichtig ist das Lerneralter im L2-Erwerb?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94656

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