Die Motivation für das Verfassen dieser Arbeit ist, die Bedeutung der Definition des Krankheitsbegriffs in Zamjatins Werk "Wir" aufzuzeigen. Dafür soll zunächst das Wesen des Einheitsstaates dargelegt und auf dieser Grundlage die Herausbildung der Krankheit Seele und Fantasie am Schicksal des Ingenieurs D-503 analysiert werden. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen.
Der im Jahr 1924 in New York erstmals in englischer Sprache publizierte dystopische Roman "Wir" von Evgenij Zamjatin zeigt eine Zukunft, in der die irrationale und chaotische Welt durch einen mechanischen und rationalen "Einheitsstaat" ersetzt wurde. Der Grund für die Publikation außerhalb seiner Heimat war die Zwangsimmigration des Autors im Jahr 1931. Erst im Jahr 1988 konnte das Werk erstmals auch in Russland veröffentlicht werden.
Der Begriff Krankheit ist im Allgemeinwortschatz auf den ersten Blick etwas sehr Objektivs und Gegebenes. Als Krankheit bezeichnet man so beispielsweise eine Störung der normalen Funktion von Organen oder Körperteilen, oder auch die des geistigen, seelischen Wohlbefindens. Seine Bedeutung ist jedoch breiter gefächert: Es gibt kein uni-verselles Konzept, sondern lediglich Definitionen abhängig von kulturellen Denkstrukturen, sowie Wertevorstellungen einer Gesellschaft. Ein interessantes, paradoxes und extremes Beispiel dafür bildet die von der Gesellschaft in Zamjatins Werk "Wir" so empfundene und anerkannte Definition von Krankheit (die Herausbildung einer Seele und Fantasie).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Struktur und die Ideologie des Einheitsstaates
- Sexualität & Familie
- Das Leben im Licht der Vernunft und der Begriff der Freiheit
- Die Figur des Ingenieurs D-503
- Der Einfluss von I-330 und der Beginn einer seelischen Krankheit bei D-503.
- Die große Operation – die Beseitigung der Fantasie durch Bestrahlung.
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Definition des Krankheitsbegriffs in Zamjatins „Wir“ und seine Auswirkungen auf das Schicksal des Ingenieurs D-503. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Einheitsstaates als einer totalitären Gesellschaft, die jede Individualität unterdrückt und Vernunft als oberstes Prinzip verherrlicht.
- Der Einheitsstaat und seine Ideologie der absoluten Gleichheit
- Die Rolle der Vernunft und die Unterdrückung der Individualität
- Die Herausbildung der Krankheit „Seele und Fantasie“ bei D-503
- Die Bedeutung der Liebe und der Sexualität im Einheitsstaat
- Die Auswirkungen der totalitären Kontrolle auf die menschliche Psyche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Rahmenbedingungen des Werkes vor und erläutert die historische und literarische Bedeutung von Zamjatins „Wir“. Anschließend wird der Einheitsstaat mit seiner Ideologie der absoluten Gleichheit und Unterdrückung der Individualität analysiert. Dabei werden Themen wie Sexualität, Familie, das Streben nach Vernunft und die Rolle des Wohltäters behandelt.
Im nächsten Kapitel wird die Figur des Ingenieurs D-503 vorgestellt und seine Entwicklung im Einheitsstaat analysiert. Insbesondere wird der Einfluss von I-330 auf D-503 betrachtet und die Entstehung der Krankheit „Seele und Fantasie“ bei ihm erläutert. Die „große Operation“ zur Beseitigung der Fantasie wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Der Text beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Totalitarismus, Individualität, Vernunft, Krankheit, Seele, Fantasie, Liebe, Sexualität und gesellschaftliche Kontrolle in Zamjatins dystopischem Roman „Wir“. Der Einheitsstaat und seine Ideologie der absoluten Gleichheit werden ebenso thematisiert wie die Auswirkungen der Unterdrückung auf die menschliche Psyche.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2020, Pathologische Menschlichkeit. Die Herausbildung der Krankheit Seele und Fantasie am Schicksal des Ingenieurs D-503 in Zamjatins "Wir", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/946793