Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben in 2020. Maßnahmen der Familienpolitik und Wirtschaft


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

A Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmungen

3 Familien und die Vereinbarkeit in Deutschland heute

4 Maßnahmen der Familienpolitik

5 Maßnahmen der Wirtschaft

6 Bewertung der Vereinbarkeit in Deutschland

7 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

A Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Mutter am Herd, der Vater arbeitet bis spät abends. Einer neuen Studie des Deutschen Insti­tuts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge scheint es in der Sprache der „taz“ ganz einfach, dieses tradierte Bild aufzusprengen: „Mehr Ganztagsangebote für Grundschulkinder führen zu mehr erwerbstätigen Müttern.“ (Hecht 2020). Doch ist diese Lösung zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland wirklich so formelhaft und einfach möglich, wie es die­ser Artikel vorgibt? Was bedeutet überhaupt Vereinbarkeit? Ist das beschriebene Bild der verhei­rateten Kernfamilie samt des sogenannten Ernährermodells überhaupt noch „typisch“ für Deutschland? Was geschieht im Land in Bezug auf Familienfreundlichkeit, welche Maßnahmen ergreift die Familienpolitik und inwiefern beteiligen sich wirtschaftliche Akteure im Prozess? Um die Klärung dieser Überlegungen soll es in der vorliegenden Arbeit gehen.

Erkenntnisleitend soll die Frage sein, welche Konzepte in Deutschland zur besseren Vereinbar­keit von Familie und Beruf bestehen. Kern der Arbeit ist damit die Analyse der in Deutschland bestehenden Konzepte zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben. Das Verständ­nis der Begriffe Familie, Beruf und Vereinbarkeit bildet die Grundlage für die Darlegung der heute in Deutschland anzutreffenden Lage von Familien, aus welcher sich wichtige Schlussfol­gerungen für die Akteure in Politik und Wirtschaft ergeben. Im nächsten Schritt wird die Be­schreibung umgesetzter Maßnahmen auf Ebene der Familienpolitik, aber auch seitens der Wirt­schaft exemplarisch erfolgen, welche anschließend kritisch der Lebenswirklichkeit in Deutsch­land gegenübergestellt und so bewertet werden soll.

Aufgrund der Vielfalt familiärer Aufgaben fokussiert und beschränkt sich die hier vorliegende Arbeit bewusst auf Vereinbarkeit im Sinne der Familiengründung und der Zeit der Kindererzie­hung. Verzichtet wird bewusst auf Ausführungen, die die Pflege von Angehörigen im Alter the­matisieren, um dem gegebenen Rahmen dieser Ausarbeitung entsprechen zu können.

2 Begriffsbestimmungen

Die thematisch relevanten Begriffe Familie, Beruf und Vereinbarkeit, die vorwiegend aus Sicht der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beleuchtet werden sollen, sind zuerst zu bestimmen.

Eine in allen sozialwissenschaftlichen Disziplinen anerkannte Bestimmung des Begriffs Familie ist nicht vorzufinden. Abhängig vom gewählten theoretischen Hintergrund sind oftmals gesamt­gesellschaftliche oder aber gruppenbezogene Deutungsmuster vorherrschend. Makroperspekti­visch ist Familie eine soziale Institution, die in Bezug auf gesamtgesellschaftliche Zusammen­hänge Leistungen vollbringt bzw. vollbringen sollte. Mikroperspektivisch tritt das Merkmal der Gruppe in den Vordergrund, welches durch eine besondere Binnenstruktur mit bestimmten so­zialen Rollen und qualitativen Beziehungen der einzelnen Mitglieder zueinander charakterisiert wird. Häufig beschränken sich zweitgenannte Theorien auf die Form der Kernfamilie. Sie sind damit nicht weit genug gefasst, um den in dieser Arbeit anzutreffenden vielfältigen Familien­formen Rechnung zu tragen (vgl. Nave-Herz 2018, S. 123f.). Sinnvoller erscheint eine Definiti­on, die sowohl die Makro-, wie auch die Mikroebene umfasst. Nave-Herz folgend sind drei Kri­terien grundlegend für eine dementsprechende Begriffsbestimmung:

- „die biologisch/soziale Doppelnatur, d.h. die Übernahme der Reproduktions- [...] sowie Sozialisations­funktion neben anderen, die kulturell variabel sind,
- die Generationsdifferenzierung (Eltern oder Mutter bzw. Vater/Kind(er)/evtl. Großeltern oder auch Ur­großeltern),
- das zwischen ihren Mitgliedern bestehende spezifische Kooperations- und Solidaritätsverhältnis, aus dem heraus alle Rollendefinitionen festgelegt sind.“ (ebd., S. 124)

Diese Definition von Familie soll für die weitere Arbeit maßgeblich sein. Eine wirtschaftsbezo­gene Definition scheint hingegen unpassend und zu weit gefasst, denn die Familienökonomik orientiert sich am Begriff des Haushaltes, der kinderlose Paare einschließt und so Familie und Haushalt gleichsetzt (vgl. Boll 2018, S. 315).

Aus soziologischer Perspektive ist Arbeit „ein Prozess, in dem Menschen soziale Beziehungen eingehen, die im gesamten Lebenszusammenhang von zentraler Bedeutung sind.“ (Wohltmann/ Voigt 2018). In der Theorie der Volkswirtschaft wird sie als Produktionsfaktor bewertet, wobei die Person des Arbeitenden in den Hintergrund gerät (ebd. 2018). Beide Definitionen scheinen noch zu unspezifisch und bedürfen weiterer Konkretisierung. Der Begriff der Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbsarbeit beschränkt Arbeit auf erwerbsförmig ausgeführte, zweckbestimmte Tätig­keit zur „menschlichen Daseinsvorsorge und zur Befriedigung materieller oder geistiger Be­dürfnisse, jedoch [...] ausschließlich solche, die gegen materielle Vergütung ausgeführt wird“ (Elkeles 2018). Der Beruf wird letztlich als eine Tätigkeit definiert, die dem Menschen zum Geldverdienen dient und mit der Bedürfnisse befriedigt werden (vgl. Finkeldey 2018). El- keles' Definition soll hier die Verständnisgrundlage für „Beruf“ bilden.

Familie und Beruf werden durch den Begriff der Vereinbarkeit zueinander in Bezug gebracht und gelten als vereinbar, „wenn die Bedingungen es der handelnden Person erlauben, ein stabil­flexibles System von Handlungsbereichen abzugrenzen, in dem Spielräume für die Planung der Handlungsbereichsübergänge gegeben sind. Vereinbarkeit wird damit wesentlich von der Regu- lierbarkeit in den Bereichen bzw. dem dort jeweils gegebenen Handlungs-, Zeit- und Entschei­dungsspielraum beeinflusst.“ (Resch o.J., S. 4). Herausforderungen, die in den Bereichen Fami­lie und Beruf entstehen, benötigen also dementsprechende Bedingungen für erwerbstätige Men­schen, um vereinbar werden zu können. Welche Ausgangslage für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland heute vorzufinden ist, soll im folgenden Kapitel beschrieben werden.

3 Familien und die Vereinbarkeit in Deutschland heute

Bereits der Entscheidungsprozess, Kinder bekommen zu wollen und eine Familie zu gründen, ist trotz seines privaten Charakters an soziokulturelle wie ökonomische Rahmenbedingungen geknüpft und wird durch diese maßgebend beeinflusst. Die Zahl der Familiengründungen ist hier eine beachtenswerte Größe, die in Deutschland in den letzten fünf Jahrzehnten kontinuier­lich rückläufig ist. Waren es 1960 noch ca. 2,4 Kindern je Frau, sind es heute unter 1,4 Kinder. Damit gehört Deutschland zu einem der geburtenschwächsten Länder weltweit. Die deutsche Bevölkerung schrumpft. Die Geburtenrate müsste auf ca. 2,0 Kinder pro Frau angehoben wer­den, um diesem Vorgang entgegenzuwirken (vgl. Hurrelmann/Bauer 2018, S. 161). So ver­schiebt sich die Altersstruktur in Deutschland. Begünstigt durch medizinische Fortschritte, „al­tert“ die deutsche Gesellschaft zudem - ein Trend, der sich in Zukunft noch weiter verstärken soll (vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung o.J.).

Die Entscheidung für Kinder konkurriert in unserer Gesellschaft mit beruflichen sowie privaten Absichten von potentiellen Eltern. Dazu zählen längere Ausbildungszeiten, berufliche Mobili­tätsanforderungen und Karriereziele, die die bewusste Entscheidung für ein Kind im Lebenslauf nach hinten verlagern. Vielfältige finanzielle, soziale und berufliche Konsequenzen sind zu be­denken (vgl. Hurrelmann/Bauer 2018, S. 162f.). Dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privat­leben verschwimmen, berufliche Anforderungen steigen und Folgen wie arbeits- und zeitbezo­gener Druck, Überforderung sowie Stress zunehmen, erschwert Familiengründung ebenso (vgl. Jurczyk/Klinkhardt 2014, S. 11f.). Erziehung und Karriere scheinen sich oft auszuschließen, was dazu führt, dass der Kinderwunsch aufgeschoben oder sogar ausgeschlossen wird (vgl. Eichhorst et al. 2007, S. 7f.). Atypische und befristete Beschäftigungsverhältnisse (wie Mini­jobs, Teilzeit- oder Leiharbeit) wirken sich genauso negativ auf diesen aus wie weniger stabile Partnerschaften und steigende Scheidungsraten (vgl. Tiedemann 2014). Familienformen werden insgesamt vielfältiger. Heiratszahlen sind rückläufig und Kinder werden häufiger von unverhei­rateten Müttern geboren. Dafür gewinnen nicht eheliche Lebensgemeinschaften und Alleiner- ziehenden-Konstellationen (d.h. größtenteils alleinerziehende Mütter) weiter an Bedeutung (vgl. Jurczyk/Klinkhardt 2014, S. 6f.).

Ein Kind in die Welt zu setzen, bedeutet heute eine große finanzielle Belastung mit Blick auf die Kosten für Betreuung und Versorgung. Bis zum Abschluss dessen Ausbildung belaufen sich Ausgaben oft auf 200.000€ und mehr (vgl. Hurrelmann/Bauer 2018, S. 162f.). Ökonomische Vorteile sind im Vergleich zu vorangegangenen Generationen größtenteils bedeutungslos ge­worden, wofür sozial-emotionale Motive in den Vordergrund getreten sind. Haushalte mit Kin- dern sind zudem stärker durch relative Armut gefährdet, als Haushalte ohne Kinder (vgl. ebd., S. 163).

Überdurchschnittlich stark von sozialer Isolierung und relativer Armut betroffen sind Familien mit Migrationshintergrund, kinderreiche Familien und Alleinerziehenden-Familien (vgl. Jurc- zyk/Klinkhardt 2014, S. 16). Hier sind es strukturelle Gründe, die die Berufstätigkeit und finan­zielle Eigenständigkeit behindern. Bei Alleinerziehenden liegt dies v.a. an einer schwer mit der Berufstätigkeit zu vereinbarenden, gleichzeitigen Erziehung der Kinder. Bei zugewanderten Familien sind die Ursachen oftmals im geringen Bildungsgrad und in der fehlenden beruflichen Qualifikation der Eltern zu finden. Die Suche nach Unterstützungsangeboten wird für sie durch hohe soziale und psychische Barrieren erschwert, weswegen es ihnen oft an geeigneter Unter­stützung fehlt (vgl. ebd., S. 24). Eine länger anhaltende Arbeitslosigkeit der Eltern in Verbin­dung mit sozialer Isolation kann negative Folgen für die sozial-emotionale Entwicklung der Kinder haben und deren gesamten Bildungsweg maßgeblich negativ beeinflussen (vgl. Hurrel- mann/Bauer 2018, S. 164).

Positiv ist zu bemerken, dass sich gesellschaftliche Akzeptanz für erwerbstätige Mütter in den letzten Jahrzehnten spürbar verbessert und die Aufgabenverteilung innerhalb der Familie zu­gunsten der Mutter reduziert hat. Das traditionelle „Ernährermodell“, d.h. der Vater arbeitet und die Mutter erzieht und haushaltet, ist seltener geworden (vgl. Tiedemann 2014). Ein Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland herrscht aber nach wie vor. Mehr als doppelt so viele Haus­halte wirtschaften im Westen noch nach eben diesem Modell (vgl. Jurczyk/Klinkhardt 2014, S. 8). Es handelt sich allerdings um eine Übergangsphase mit langfristiger „Erosion des Alleinver­dienermodells und steigender Erwerbstätigkeit der Frauen“ (Eichhorst et al 2007, S. 10). Beide Eltern sind häufiger entsprechend der eigenen Vorstellungen berufstätig. Väter wünschen sich vermehrt Beteiligung in Erziehungsfragen, was sich in deutlich steigenden Inanspruchnahmen von Elterngeld auf Väterseite widerspiegelt (vgl. Jurczyk/Klinkhardt 2014, S. 10). Nach der Ge­burt ist in einigen Familien jedoch eine „Retraditionalisierung der Geschlechterrollen“ festzu­stellen (Tiedemann 2014). Deutschland schneidet mit Blick auf die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt „unbefriedigend“ ab, da ein deutlicher Einbruch in der Erwerbstätigkeit von Müttern nach der Geburt des Kindes im Vergleich zu kinderlosen Frauen zu verzeichnen ist, d.h. Vollzeit wird meist zu Teilzeit oder es kommt gänzlich zur Aufgabe der Erwerbsarbeit (vgl. Eichhorst et al 2007, S. 9). Besonders Mütter mit Kindern im U3-Bereich sind selten erwerbstä­tig (vgl. Tiedemann 2014).

Eine alternde, „schrumpfende“ Gesellschaft hat zwangsläufig mit Problemen zu kämpfen. Dazu gehören der Fachkräftemangel (vgl. Eichhorst et al 2007, S. 7) sowie sinkende Steuereinnahmen und erhöhte Sozialausgaben in Form von Renten und Pflegeleistungen. Soziale Sicherungssys­teme werden stark belastet (vgl. Flüter-Hoffmann, Hüther 2007, S. 72).

Ein deutlicher Zuwachs erwerbstätiger Frauen schiene hier die logische Antwort zu sein. Redu­zierte Erwerbstätigkeit oder Erwerbsunterbrechungen auf Seiten der Mütter haben zur Folge, dass gerade sie von Altersarmut bedroht sind. Ihre reguläre Beschäftigung hat daher auch eine präventive Funktion. Es bestehen zudem Ängste in der Praxis, dass solche Unterbrechungen fachspezifische Kenntnisse verloren gehen lassen. Dem würde bei besserer Integration ein kon­tinuierlicherer Erwerbsverlauf entgegenstehen, der Lohneinbußen reduzieren und langfristig zu höheren Einkommen führen kann. Eine wirtschaftlich stabilere Situation für Familien wäre das Ergebnis (vgl. Tiedemann 2014). Der bestmögliche Finanzausgleich zwischen den unterschied­lichen Belastungen von Haushalten mit Kindern und kinderlosen Haushalten, wie sich im inter­nationalen Vergleich zeigt, ist es, beiden Elternteilen berufliche Tätigkeit und damit verbunden eigenes Einkommen zu ermöglichen (vgl. Hurrelmann/Bauer 2018, S. 163).

Die reduzierte Arbeitszeit von Müttern ist zudem auf die z.T. sehr eingeschränkte Verfügbarkeit von Betreuungseinrichtungen, besonders im U3-Bereich, zurückzuführen, wodurch Betreuungs­quoten und Erwerbsarbeit unter Frauen in Ostdeutschland deutlich höher ausgeprägt sind (vgl. Eichhorst et al, S.9). Der tatsächliche Betreuungsbedarf ist derzeit nicht gedeckt und verfehlt v.a. elterliche Zeitbedarfe (vgl. Jurczyk/Klinkhardt 2014, S. 25). Auch von Armut bedrohte Fa­milien würden von öffentlichen Erziehungseinrichtungen enorm profitieren. Individuelle Über­legungen zur Gründung einer Familie könnten also durch den weiteren Ausbau kinderbetreuen­der Einrichtungen in vielen Teilen Deutschlands sowie flexiblere Beschäftigungsmodelle be­stärkt werden (vgl. Tiedemann 2014). Hinzu kommt eine oftmals kinderunfreundliche Umwelt, der es an Freizeitangeboten fehlt und die durch mangelhafte Wohn- und Spielbedingungen für Kinder charakterisiert ist (vgl. Hurrelmann/Bauer 2018, S. 164f.). Um diese gesamtgesellschaft­lichen Herausforderungen zu bewältigen, müssen Politik und Wirtschaft Lösungen entwickeln, die Familien verstärkt fördern und unterstützen. Doch welche familien- und unternehmenspoliti­schen Maßnahmen sind in Deutschland anzutreffen?

4 Maßnahmen der Familienpolitik

Familienpolitik kann im engeren oder weiteren Sinne definiert werden. Im engeren Sinn wird sie bestimmt als explizit auf Strukturen, Aufgaben, Funktionen sowie Leistungen wirkende Kraft, die Familie betrifft. Weiter gefasst zählen dazu auch implizite Zusammenhänge, wie die Politikbereiche der Stadtentwicklung, der Bildung und des Arbeitsmarktes (vgl. Jurczyk 2018, S. 1597f.). Um ein vollständigeres, familienpolitisches Bild zu erhalten, wird die folgende Dar­stellung beide Spektren umreißen, aus Kapazitätsgründen allerdings nicht im Detail behandeln.

Familienpolitik wird im Siebten Familienbericht in den Rahmen von Infrastruktur, Zeit und Geld gefasst. Dieser soll auch hier strukturgebend sein (vgl. BMFSFJ 2006).

Infrastrukturelle Maßnahmen umfassen erstens unterstützende Hilfestellungen in Bezug auf die Kinderbetreuung. Kindertagespflege und -tageseinrichtungen sind hier vorrangig anzuführen. Bereits seit 1996 besteht ein Rechtsanspruch auf Betreuung eines Kindes nach seinem dritten Geburtstag, erst seit 2013 auch für unter Dreijährige. Initiativen des Bundes im Jahr 2003 be­wirkten, dass inzwischen etwa jede dritte Schule ganztägig organisiert ist, was aber gleichzeitig bedeutet, dass der Großteil immer noch nur halbtags verfügbar ist (vgl. Jurczyk 2018, S. 1609). Zweitens zählen hierzu Angebote in Bezug auf Belastungen und Benachteiligungen, die päd­agogisch sowie psychologisch auf Ebene der Kinder, Jugendlichen und ihrer Eltern intervenie - ren bzw. präventiv arbeiten. Von beratenden Angeboten reicht das Spektrum bis ans andere Ende zur langfristigen Fremdunterbringung im Sinne des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Sozial benachteiligte Familien werden aufgrund ihrer schwereren Erreichbarkeit gezielt in den Blick genommen in Form von Projekten wie „Elternchance ist Kinderchance“ des Bundes (vgl. ebd., S. 1610). Drittens werden Angebote für Eltern unterbreitet, die hauswirtschaftliche Fragen so­wie die Paarbeziehung selbst thematisieren. Hierzu zählen die Familienplanung, Schwanger­schafts-, Partnerschafts-, aber auch Medien- und Verbraucherberatung (vgl. ebd., S. 1610).

Zeitliche Maßnahmen dienen in erster Linie der Gewährleistung zeitlicher Ressourcen, die für die Familie genutzt werden können. Dazu gehören der Mutterschutz sowie die Freistellung nach Geburt des Kindes für Aufgaben der Betreuung und Erziehung. Ältere Gesetzesentwürfe wie Mutterschaftsurlaub oder der Erziehungsurlaub sind inzwischen vom Elternzeit- und Eltern­geldgesetz abgelöst, das das Elterngeld in Form eines Lohnersatzanspruchs gewährleistet. Von insgesamt maximal 14 bezahlten Monaten Elternzeit sind zwei Monate für den zweiten Eltern­teil, häufig den Vater festgelegt (vgl. ebd., S. 1607f.). 2015 wurde das ElterngeldPlus mit einem sogenannten Partnerschaftsbonus eingeführt. Teilzeiterwerb wirkt sich seitdem verlängernd auf die Bezugszeit des Elterngeldes aus und bei zeitgleicher Inanspruchnahme der Elternzeit erhal­ten Eltern vier weitere Monate ElterngeldPlus, falls sie vier Monate zwischen 25 bis 30 Stunden wöchentlich arbeiten. Erwerbstätige Eltern erhalten in Abhängigkeit zur Art ihrer Versicherung sowie ihres Tarifvertrags eine Arbeitsfreistellung, um ihre Kinder bei Krankheit zu versorgen (vgl. ebd., S. 1608). Konzepte zu flexibleren Arbeitszeiten im Sinne der Familienorientierung werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zum Teil unterstützt, wozu bspw. Projekte wie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten!“, „Allianz für Familie“ und „Zeitfragen sind Streitfragen“ zählen (vgl. ebd., S. 1608).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben in 2020. Maßnahmen der Familienpolitik und Wirtschaft
Hochschule
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH)
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V947210
ISBN (eBook)
9783346287755
ISBN (Buch)
9783346287762
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialpädagogik, Soziologie, Sozialwissenschaft, Familie, Berufsleben, Privatleben, Beruf, Arbeit, Kinder, Vereinbarkeit, soziale Netzwerke, Pädagogik, Deutschland, Politik, Geschlechter, Gender, Gleichberechtigung, Gleichstellung, Rolle, Frau, Mann, Familienpolitik, Wirtschaft, Kinderbetreuung, Elterngeld, Elternzeit, Kindergeld, Mutterschutz, Schwangerschaft, Geburt, Familienplanung, Ernährermodell, Ost, West, Kinderfreundlichkeit, Geburtenrate, Familiengründung, Kindererziehung, Erziehung
Arbeit zitieren
Tobias Jahn (Autor:in), 2020, Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben in 2020. Maßnahmen der Familienpolitik und Wirtschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/947210

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