Nach einem kurzem Überblick über die historische Entwicklung der etymologischen Forschung soll jeweils der etymologische sowie der wortgeschichtliche Ansatz nach Jürgen Untermann definiert werden und mit anderen etymologischen Theorien verglichen werden. Nach einem kurzen Einschub über die Anforderungen an die etymologische Forschung sollen anhand des Bespielstichworts "Vater" mehrere einschlägige Werke der sprachhistorischen Lexikographie bezüglich ihrer Berücksichtigung von Wortgeschichte und Etymologie in den Wörterbuchartikeln untersucht werden.
Etymologie und Wortgeschichte in sprachhistorischer Lexikographie
1. Einleitung
Wenn man sich näher mit dem Verhältnis von "Etymologie" und "Wortgeschichte" befasst, dann fällt zunächst eine Ungenauigkeit in der Begrifflichkeit auf. Zum einen dient "Etymologie" als Oberbegriff für jegliche Form der sprachhistorischen Untersuchung, die auf den Ursprung oder die Entwicklung einer Wortform ausgerichtet ist und somit die Wortgeschichte einschließt, zum anderen steht es der Wortgeschichte in einem dichotonymischen Verhältnis gegenüber, indem es die "Herkunft des Wortes" von der "Biographie des Wortes" unterscheidet. Vor allem letzteres Verhältnis von Etymologie und Wortgeschichte soll im folgenden näher untersucht werden, sowohl in ihrer theoretischen Begründung wie in ihrer Anwendung in sprachhistorischen Nachschlagewerken.
Nach einem kurzem Überblick über die historische Entwicklung der etymologischen Forschung soll jeweils der etymologische sowie der wortgeschichtliche Ansatz nach Jürgen Untermann definiert werden und mit anderen etymologischen Theorien verglichen werden. Nach einem kurzen Einschub über die Anforderungen an die etymologische Forschung sollen anhand des Bespielstichworts "Vater" mehrere einschlägige Werke der sprachhistorischen Lexikographie bezüglich ihrer Berücksichtigung von Wortgeschichte und Etymologie in den Wörterbuchartikeln untersucht werden.
2. Ursprünge der Etymologischen Forschung
2.1. Antike und Mittelalter
Die Frage nach der Herkunft der Wörter und ihrer ursprünglichen Bedeutung wurde bereits schon in der Antike von der griechischen Philosophie gestellt. Als eines der ersten Dokumente in diesem Zusammenhang ist der Dialog Kratylos von Platon zu nennen, in dem jene Ziele und Methoden umrissen wurden, die in der Folgezeit und bis über das Mittelalter hinaus charakteristisch für die vorsprachwissenschaftliche etymologische Praxis waren. In diesem Dialog, in dem die Philosophen Kratylos, Hermogenes und Sokrates darüber streiten, ob die Dinge einen von Natur aus eigenen Namen haben, der für alle Sprachen gleichermaßen gilt, oder ob es sich bei den Bezeichnungen um eine reine Übereinkunft der Menschen handelt1, wird angenommen, dass Wörter, ähnlich den Gesten, mit Hilfe der Stimme das Bezeichnete symbolhaft imitieren, und das einzelne Laute in der Lage sind, gewisse Eigenschaften nachzuahmen und auszudrücken.1 Kann eine Wortform anzeigen, wie der zu bezeichnende Gegenstand beschaffen ist, handelt sich um ein sogenanntes Stammwort, das als "lautliche[s] Symbole der dargestellten Dinge" (Pisani, 22/23) angesehen wird. Wo dies nicht der Fall ist, liegt eine Ableitung vor, die entweder durch das Vermischen mehrerer Stammwörter oder durch lautliche Veränderungen eines Stammwortes entstanden ist (vgl. Pisani, 22).1
Eine ähnliche Sprachphilosophie wurde auch von den Stoikern in der griechischen Antike vertreten. Basierend auf den von Platon dargelegten Methoden vertraten sie die Ansicht, dass die Sprache in der Seele des Menschen entstanden ist und demnach jede Sprachaussage eine dem Wesen ihres Gegenstandes übereinstimmende Wahrheit zum Ausdruck bringt. Aus stoischer Sicht lag die Aufgabe des Etymologen primär darin, die Angemessenheit des Wortes für den bezeichneten Gegenstand zu zeigen und darzulegen, welche religiösen, moralischen und metaphysischen Wahrheiten in der Bezeichnung des Gegenstandes verborgen liegen (vgl. Pisani, 29).
Ein rein auf die Ausdrucksseite bezogenes, formales Interesse lag bei den antiken römischen Grammatikern wie z.B. Varro vor, die sich methodisch und terminologisch an der griechischen Sprachphilosophie orientierten. Während für die griechischen Philosophen die Untersuchung der Formen der Wörter in erster Linie dazu diente, sich deren ursprüngliche Bedeutung zu erschließen, stand für die römischen Grammatiker primär die Erschließung der ursprünglichen Form sowie die Beziehung zwischen den Wörtern im Vordergrund (vgl. Pisani, 36).
Wieder mehr auf die Inhaltsseite konzentrierte sich dagegen die christliche Etymologie des Mittelalters, indem sie, gestützt auf die Bibel, den tieferen allegorisch-theologischen Sinngehaltes eines jeden Wortes aufzudecken suchte. Es ging also darum, den in jedem Wort verschlossenen sensus spiritualis zu enthüllen und somit den beim Schöpfungsprozess in der Kreatur versiegelten Sinn der Sprache dem Menschen zu erschließen. Als wichtigste Vertreter dieser Richtung sind hier der Bischof Isodorus von Sevilla und der französische Grammatiker Vergilius Muro zu nennen (vgl. Sanders, 25).
Aus heutiger Sicht erscheinen alle diese Strömungen aufgrund ihrer fehlerhaften methodologischen Begründung sowie ihrer Missachtung der Lautgesetze als unzureichend. Vittore Pisani kritisiert vor allem das Fehlen jeglicher historischer Einsicht und bemerkt, dass es insbesondere auf dem Gebiet der Phonetik niemandem gelingt, "die Gleichförmigkeit der innerhalb derselben Tradition und im selben Zeitabschnitt eintretenden Veränderungen zu erkennen" (Pisani, 34/35). Pisani konstatiert daher, dass die vorsprachwissenschaftliche Etymologie nichts anderes gewesen sei als eine "intellektuelle Spielerei":
"Wenn in ihr das Material, das den Gegenstand ihrer Forschung bildet, nämlich die lautlichen Elemente der Wörter, willkürlich gehandhabt wird und der Wert der Ergebnisse im Grunde völlig belanglos ist, da niemand über das methodologische Fundament verfügt, um über deren Qualitäten entscheiden zu können [...], dann kann die Etymologie höchsten den Namen einer intellektuellen Spielerei anstreben [...] ." (Pisani, 35).
So sehr Pisani in diesem harten Urteil beigepflichtet werden muss, darf nicht außer acht gelassen werden, dass in den Bemühungen der antiken und mittelalterlichen Sprachphilosophie jene Grundsteine gelegt wurden, die Ende des 19. Jahrhunderts für die sprachwissenschaftliche Begründung der Etymologie von Wichtigkeit waren. Und so weist auch Willy Sanders auf den vorbereitenden Charakter dieser "Adventszeit der Sprachwissenschaft" hin. Wenngleich er von der Zeit bis 1800 als den "dunklen Jahrhunderten der Etymologie" spricht, so sieht er ihre eigentliche Leistung in den Materialerfassungen und Universalglossarien, die in jener Zeit von zahlreichen europäischen und außereuropäischen Sprachen angefertigt wurden, und mit denen jene Saat ausgeworfen wurde, "die im Laufe des 19. Jahrhunderts reiche Frucht bringen sollte" (Sanders, 41).
2.2. Vergleichende Sprachwissenschaft
Mit der Entdeckung der indogermanischen Sprachverwandtschaft durch die vergleichende Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts wurde man sich der Historizität und der kontinuierlichen Entwicklung der Sprachen bewusst. Statt sich jedoch auf die einzelnen Entwicklungsstadien der Sprachen zu konzentrieren, war man zunächst hauptsächlich an der Ergründung ihrer Ursprünge und der Rückführung auf ihre Urelemente interessiert. In dieser Phase entstanden zwei für die etymologische Forschung der Folgezeit wichtige Untersuchungsmethoden. Dies waren zum einen die sogenannten Wortgleichungen, in denen man Wörter aus einer Sprache mit denselben Wörter verwandter Sprachen verglich, zum anderen die sogenannten Wurzeletymologien, in denen man Rückschlüsse auf mögliche gemeinsame Grundwörter der germanischen Sprachen im Indogermanischen zog.1 Der Wert dieser Wurzeletymologien ist aus heutiger Sicht jedoch umstritten. Wie Herman Lommel betont, ist eine Wurzel stets ein Abstraktum, eine künstliche Einheit also, die durch theoretische Operationen gewonnen wurde, und die in der indogermanischen Grundsprache in dieser Form keine selbständige Existenz hatte.2 Ihr eine eigene Realität zuzuschreiben, wäre demnach nicht richtig. Nach Jost Trier darf man jedoch die Wurzeln auch nicht nur als reine Hilfsmittel der Sprachwissenschaft ansehen. Wenngleich man ihnen keine eindeutig bestimmbare Bedeutung zuweisen kann, so dienen sie doch als "wortaufbauende Sinnträger", die in ihren mannigfaltigen Ausformungen stets noch einen Inhaltsschwerpunkt erkennen lassen.3
Der entscheidenste Einfluss der vergleichenden Sprachwissenschaft auf die Etymologie im 19. Jahrhundert war jedoch die Begründung der Lautgesetze, mit der die Etymologie den Boden der Spekulation verlassen konnte und eine wissenschaftlich fundierte Basis erhielt, mit der sie sich den exakten Wissenschaften annähern konnte.1 Hatte man sich in der vorsprachwissenschaftlichen Zeit hauptsächlich auf Lautähnlichkeiten berufen, wurde es nun möglich, eine rein spekulative etymologische Herleitung mittels der Lautgesetze faktisch zu belegen. Des weiteren wurde es möglich, Wortformen miteinander zu verknüpfen, die in der älteren Forschung aufgrund ihrer stark voneinander abweichenden Lautgestalt nicht mehr als miteinander verwandt erkannt worden wären.5
2.3. Wortgeschichtlicher Ansatz
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandte sich die Germanistik mehr und mehr der Wortgeschichte zu:
"Die Blickrichtung in der etymologischen Forschung verlagerte sich in starkem Maße von der ur-, früh- und vorgeschichtlichen Zeit auf die Zeit nach dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung und damit dem Schicksal der Wörter und Wortgruppen in ihren mannigfaltigen Verästelungen und Verflechtungen und in ihren Beziehungen zu anderen Wörtern innerhalb des assoziativen Feldes."1
Es setzte also eine stärke Beschäftigung mit dem Wortinhalt sowie dem System- und Strukturcharakter der Sprache ein.1 Diese Verlagerung des Blickwinkels ist vor allem auf den Einfluss der romanistischen Verständnisses von Etymologie zurückzuführen. Da sich die meisten Wörter der romanischen Sprachen auf Ursprungswörter im Latein, bzw. Spontanlatein der Antike zurückführen lassen, stellte sich die Wurzelfrage von je her für die romanistische Etymologie nicht so dringend wie in der Germanistik. Statt dessen konzentriert man sich vor allem, so der Romanist Max Pfister, "auf die Erfassung der wortgeschichtlichen Zusammenhänge mit besonderer Berücksichtigung der semantischen und onomasiologischen Implikationen vor dem Hintergrund soziokultureller und historischer Veränderungen" bis zur lateinischen Sprachstufe, ohne in letzter Konsequenz die Entstehung eines Wortes begründen zu wollen.8
Dementsprechend definiert Oskar Reichmann für die Germanistik, dass die Wortgeschichte die historische Entwicklung des Wortschatzes als ihren Gegenstand hat und sich primär mit dem "in der Zeit verlaufenden Wandel des Bezeichnungs- und Bedeutungsgutes einer Sprache"1 auseinandersetzt. Wenngleich es diskutabel ist, inwieweit man Etymologie und Wortgeschichte miteinander hierarchisieren kann - so sieht Reichmann die Etymologie als Unterdisziplin der Wortgeschichte -, steht für so gut wie alle sprachhistorischen Forscher fest, dass beide Forschungsrichtungen miteinander in einem engerem Zusammenhang stehen.
So vertritt zum Beispiel Kluge die Auffassung, dass eine Auseinandersetzung mit der Bedeutungsgeschichte eines Wortes auch für die rein etymologische Frage nach seinem Ursprung von Belang sein kann. Seiner Meinung nach sind Rückschlüsse auf das Etymon, dem Ursprungswort, erst dann möglich, wenn die Wortform selbst in ihrem "chronologischen Urbereich" identifiziert ist. Kluge sieht in diesem Sinne den Hauptzweck der Wortgeschichte vor allem darin, eine exakte Altersbestimmung der Wortform vorzunehmen, mittels derer wir Rückschlüsse über die Ursprünge der Wortbedeutung erhalten können (vgl. Kluge, 117).
Drosdowski sieht den Sinn und Zweck wortgeschichtlicher Bemühungen vor allem darin, die auf der lautlichen Seiten gewonnen Ergebnisse durch die genaue Untersuchung der Wortbedeutung und Wortumgebung im zeitlichen Verlauf zu stützen, bzw. zu billigen, und spricht in diesem Zusammenhang von einem gesunden "Mittelweg", wenn sich die Etymologie nicht nur auf das "bloße Aufzeigen des Ausgangs- und Endpunktes einer Wortform" beschränkt, sondern auch die Entwicklungen dazwischen mit in Betracht zieht (vgl. Drosdowski, 203).
3. Etymologie und Wortgeschichte: Definition
In seinem Artikel "Etymologie und Wortgeschichte" hat Jürgen Untermann versucht, die Kerncharakteristika beider Ausrichtungen der sprachhistorischen Forschung herauszuarbeiten und sie dementsprechend zu definieren. Demnach versteht Untermann unter Etymologie:
"[Die] Ermittlung und Beschreibung des Vorgangs, der aus einem gegebenen Wortschatz und aus gegebenen grammatischen Mitteln für einen auftretenden Bedarf eine neue Lautfolge herstellt und einem Inhalt zuordnet."1 (Untermann, 105)
Untermann betont, dass eine Etymologie grundsätzlich für jede Wortschöpfung möglich ist, unabhängig davon, ob sie von der Sprechergemeinschaft konventionalisiert wird oder nicht. Auch sogenannte hapax legomena oder momentane Scherzbildungen haben in diesem Sinne eine Etymologie. Des weiteren beruht eine Etymologie, mit Ausnahme der sogenannten Urschöpfungen, auf den Gesetzen der Wortbildungslehre und dem Lexikon. Nach Untermann ist der Schöpfungsprozess des Wortes selber nicht an den Daten ablesbar, sondern nur das Ergebnis dieses Schöpfungsprozesses anhand der geschaffenen Wortform. Demnach ist eine Etymologie stets als eine Hypothese anzusehen, "die den angemessensten Zusammenhang zwischen den Wortbildungsregeln der Sprache, den gegebenen Möglichkeiten des Lexikons und der zu erfüllenden Bezeichnungsaufgabe herstellt." (Untermann, 106)
Wortgeschichte definiert Untermann folgendermaßen:
"Wortgeschichte registriert die irreversiblen Schritte des Bedeutungswandels, - der Veränderungen also die man auf der Inhaltsseite einer Ausdrucksform beobachten kann, wenn keine neue Form geschaffen wird, um einen veränderten Inhalt zum Ausdruck zu bringen." (Untermann, 107)
Wenn Untermann hier von einer "neuzuschaffenden Form" spricht, so meint er hier eine semantisch oder morphologisch motivierte Veränderung der Lautform und keine lautgesetzlich bedingte. Empirische Basis der Wortgeschichte sind Kontexte aus verschiedenen Zeiten, anhand deren Vergleich die irreversiblen Unterschiede auf der Inhaltsseite festgestellt werden können. Demnach ist Wortgeschichte stets nur dann möglich, wenn Texte aus verschiedenen Zeiten vorliegen. Nach Untermann dient die Etymologie auf wortgeschichtlicher Seite nur als Hilfsinstanz, um jene Merkmale zu liefern, die die Entstehung eines Wortes motiviert haben. Aber auch ohne eine vorliegende Etymologie ist eine Wortgeschichte bei entsprechender Quellenlage möglich (vgl. Untermann 107/108).
Die Ansätze der modernen etymologischen Forschung pendeln in der Regel zwischen diesen beiden Ansätzen einer ursprungsbezogen etymologie-origine und einer wortgeschichtlichen etymologie-histoire-des-mots. So vertritt der russische Etymologe V. I. Abaev einen auf den Ursprung bezogenen Ansatz. Demnach ist die Etymologie jene Disziplin innerhalb der Sprachwissenschaft, die sich mit dem Ursprung der Wörter beschäftigt. Da es jedoch oft nicht möglich ist, diesen Ursprung zu bestimmen, schlägt Abaev vor, stattdessen von den genetischen Beziehungen einer Wortform zu sprechen. Demnach wäre es Aufgabe der Etymologie, die "auf- und absteigenden genetischen Beziehungen einer bestimmten Form einer bekannten Sprache" festzustellen.1
In der Definition des italienischen Romanisten Vittore Pisani steht vor allem der Schöpfungsprozeß der betreffenden Wortform im Vordergrund. Seiner Ansicht nach ist es vor allem Aufgabe des Etymologen, "das formale Sprachmaterial zu determinieren, das derjenige verwendete, der ein Wort als erster geschaffen hat, und zugleich die Vorstellung, den er mit diesem Wort ausdrücken wollte" (Pisani, 79).
Jost Triers Definition der Etymologie setzt dagegen ihren Schwerpunkt auf die Erforschung der Wortgeschichte. Etymologie, so Trier, stellt das Bemühen dar, "die Verwandtschaft zwischen den Wörtern zu klären und auf Grund der erkannten Verwandtschaft die Geschichte der Wörter möglichst weit zurückzuverfolgen" (Trier, 11). Entscheidend ist für ihn dabei, dass neben der Ausgangsform und der gegenwärtigen Wortform vor allem jene Stellen angegeben werden, die dem Wort eine neue Richtung in seiner Entwicklung gegeben haben. Nach Trier sind diese, wie er sie nennt, "Drehscheiben der Wortgeschichte" nicht nur wichtig für die innere, inhaltliche Geschichte eines Wortes, sondern können auch einen entscheidenden Einfluss auf die äußere Form ausüben (vgl. Trier, 12).
Max Pfister kommt zum Schluss, dass Etymologie und Wortgeschichte aufgrund ihrer unterschiedliche Forschungsausrichtung und Methodik als unterschiedliche Ausrichtungen der etymologischen Wortforschung betrachtet werden müssen, jedoch auf einer höheren Ebene "als übergeordnete Einheiten" anzusehen sind, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen. Dementsprechend stellt es für ihn eine Bereicherung dar, wenn man etymologische Forschung als eine Symbiose von Etymologie und Wortgeschichte betreibt (vgl. Pfister, 33/72).
4. Anforderungen an die etymologische Forschung
Das Gelingen etymologischer Forschungen, und damit verbunden der Erstellung eines etymologischen oder wortgeschichtlich-historischen Wörterbuches hängt laut Max Pfister neben dem Vorhandensein methodischer Kenntnisse vor allem von den folgenden fünf Faktoren ab:
1. Eine möglichst umfangreichen Materialbasis sollte dem Etymologen vorliegen, die nach Möglichkeit alle erreichbaren Belege enthalten sollte, inklusive historischer Dokumente und aller Dialekte.
2. Der Etymologe sollte genaue Kenntnis der lautlichen Entwicklungen in den Schriftsprachen sowie in den Dialekten haben, so dass es ihm möglich ist, Wortstämme und Wortbildungselemente zu erkennen und Erbwörter von Lehnwörter zu trennen.1
3. Der Etymologe muss über eine möglichst breite Sach- und Fachkenntnis verfügen und eine große Vorstellungskraft haben, damit eine adäquate Verbindung zwischen Wortdefinition und außersprachlicher Realität hergestellt werden kann. Dies gilt insbesondere für mögliche Metaphern und Übertragungen der entsprechenden Wortdefinition.
4. Eine vertiefte Kenntnis der zu untersuchenden Sprache ist ebenfalls von Bedeutung, da die Wörter in ihren soziokulturellen Kontext eingeordnet werden müssen auch alle konnotativen Elemente berücksichtigt werden müssen.
5. Der Etymologe muss über eine gewissen Findigkeit und Phantasie verfügen. Wie Max Pfister selbst heraushebt, ist etymologische Forschung sowohl Wissenschaft als auch Kunst: "ein unerbittliches kritisches Abwägen aller zur Verfügung stehenden sprachinternen und sprachexternen Daten, wozu freilich in den meisten Fällen auch der zündende Funke einer glücklichen Intuition gehört." (Pfister, 32) Es gibt nicht die eine erfolgreiche etymologische Theorie, sondern ebenso viele erfolgreiche Methoden wie es bedeutende Etymologen gibt. (vgl. Pfister, 32-34)
Inbesondere das Vorhandensein von den bei Pfister unter Punkt drei genannten Sachkenntnissen wird von den meisten Etymologen als eine unabdingbare, nicht zu vernachlässige Grundvoraussetzung angesehen. Walter von der Wartburg weist darauf hin, dass die Erforschung der Sprache mit der Erforschung der Dinge Hand in Hand gehen muss:
"Wer sich zum Ziele gesetzt hat, den Wortschatz eines Volkes zu durchforschen, der muß auch dessen gesamtes Leben studieren, seine Arbeitsmethoden, seine Werkzeuge, seine religiösen und ethischen Anschauungen, seine Sitten und Gebräuche, die Kleider und ihre modischen Abwandlungen."1
Pfister weist ebenfalls daraufhin, dass zwischen Kulturgeschichte und etymologischer Forschung ein engerer Zusammenhang besteht, der vor allem für wortgeschichtliche Untersuchungen von Bedeutung ist. Denn, so zitiert Pfister den Romanisten Jud:
"[...] nur eine enge Verknüpfung der Kulturgeschichte mit der allzulange ausschließlich betriebenden Etymologie wird der Wortgeschichte den Anteil an der allgemeinen Geistesgeschichte sichern, der ihr zur Zeit Grimms widerspruchslos zuerkannt worden war [...] ." (Pfister, 76)
Des weiteren darf nach Walter von der Wartburg die Untersuchung der semantischen Seite und der Umwelt des Wortes ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Er weist darauf hin, dass jede kleinste Veränderung in der Schattierung der Bedeutung eines Wortes sich immer auch stets auf die daneben liegenden Wörter auswirkt. Deshalb darf sich ein Etymologe nicht nur damit begnügen, das Verschwinden oder die Annahme einer Bedeutung festzustellen, sondern muß sich auch fragen, welchem Wort die verschwundene Bedeutung zufliegt, bzw. welchem Wort die neue Bedeutung abhanden kommt (vgl. Wartburg, 149). Es gilt:
"[...]die zu betrachtenden Wortgruppe in ihrer vielfachen Verästelung und mit all ihren Beziehungen zu anderen Gruppen während der ganzen Zeit, da sie einer Sprache angehört, zu verfolgen, ohne jemals die etymologisierende Fragestellung aufzugeben." (Wartburg, 154)
5. Wörterbuchvergleich
Die folgenden vier diachronen Wörterbücher sollen nun im folgenden bezüglich ihrer Behandlung und ihres Anteils von Wortgeschichte und Etymologie im Sinne Untermanns untersucht werden:
- Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches W ö rterbuch, Leipzig 1854ff.
- Hermann Paul, Deutsches W ö rterbuch, Tübingen 9 1992.
- Friedrich Kluge, Etymologisches W ö rterbuch der deutschen Sprache,Berlin23 1995.
- Wolfgang Pfeifer, Etymologisches W ö rterbuch des Deutschen, Berlin 2 1993.
Ich werde mich bezüglich des Deutschen W ö rterbuchs von Paul und des Etymologischen W ö rterbuchs der deutschen Sprache von Kluge nur auf die jüngsten Auflagen beziehen und nicht näher diskutieren, inwieweit die vorigen Auflagen Wortgeschichte und Etymologie behandeln. Auf die Schwierigkeiten, die sich durch die unterschiedlichen Autoren des Grimmschen Wörterbuchs ergeben, insbesondere der Neuauflage, werde ich an gegebener Stelle zurückkommen.
Bis auf das Deutsche W ö rterbuch der Gebrüder Grimm, dass eine komplette Auflistung des gesamten deutschen Wortschatzes seit dem Beginn des Buchdruckes beabsichtigt, ist allen Nachschlagewerken gemeinsam, dass sie lediglich den gegenwärtig gebräuchlichen Sprachschatz des Deutschen zurückverfolgen. Ausgestorbene, bzw. nicht mehr gebräuchliche Wörter sind in ihnen in der Regel nicht zu finden.
Des weiteren listen alle oben genannten Nachschlagewerke die Lemmata alphabetisch auf. Dies ist zwar im Grunde genommen die unwissenschaftlichste Methode, da auf diese Weise die zusammengehörigen Wortfamilien auseinandergerissen werden und so die innersprachlichen Zusammenhänge weniger deutlich ersichtlich sind. Wie Wolfgang Pfeifer jedoch im seinem Vorwort hinweist, ist sie als benutzerfreundlichste Methode zu bevorzugen, da sie den schnellsten Zugriff auf die Lemmata ermöglicht.1
Zur vergleichenden Gegenüberstellung ist aus allen Nachschlagewerken der Stichwortartikel zum Lemma "Vater" im Anhang zitiert. Wo nötig, wird auf weitere Auszüge im Anhang verwiesen.
5.1. Historische Wörterbüche r
Nach Ingrid Kühn liegt die Hauptaufgabe historischer Wörterbüchern darin, die Entwicklung der Wörter auf den verschiedenen Stufen der Sprachgeschichte zu verfolgen und die die Herkunft und Veränderung ihrer Bedeutung darzustellen. Zu diesen zählt sie sowohl das Deutsche W ö rterbuch von Grimm wie auch das Deutsche W ö rterbuch von Paul.1
5.1.1. Grimm,Deutsches Wörterbuch
Aufgrund seiner umfangreichen und reichhaltigen lexikographischen Dokumentation des Deutschen nimmt das Deutsche W ö rterbuch der Gebrüder Grimm, wie Kirkness et al betonen, in der deutschen Sprachlexikographie eine Sonderstellung ein. Von seinen Begründern als "philologisch orientiertes Belegwörterbuch mit sprachhistorischer Ausrichtung" konzipiert und die "vollere, lebendige" Sammlung aller deutschen Wörter anstrebend, gilt es heutzutage als "worthistorisches Grundlagenwerk für die deutsche Sprache."1 Wenngleich es kein rein auf etymologische oder wortgeschichtliche Ansprüche konzipiertes Wörterbuch darstellt, darf es hier dennoch nicht fehlen, insbesondere weil so gut wie alle nachfolgenden diachronen Wörterbücher mehr oder weniger in Beziehung zum Grimm stehen.
Das Deutsche W ö rterbuch von Grimm strebt, wie in der Neubearbeitung formuliert, an, ein Verzeichnis des hochdeutschen, schriftsprachlichen Wortbestand von der Mitte des 15. Jahrhunderts, dem Beginn des Buchdrucks, bis zur Gegenwart zu liefern, wobei es sich, wie oben schon angedeutet, auf den im älteren Neuhochdeutschen gebräuchlichen Wortschatz beschränkt.1 Zwar nicht als reines sprachhistorisches Werk konzipiert, bilden Wortgeschichte und Etymologie fundamentale Bestandteile des Deutschen W ö rterbuchs. Schwerpunkt der Wörterbuchartikel bildet jeweils die Wortgeschichte, ist doch der überwiegende Teil der Artikel der diachronen Bedeutungsentfaltung und der Polysemierung einer Wortform gewidmet. Auch der Etymologie wird eine zentrale Funktion beigemessen, stellt sie nach Grimm doch "das Salz, die Würze des Wörterbuches" dar, "ohne deren Zuthat seine Speise noch ungeschmack bliebe."18
Dem Grimm liegt keine einheitliche lexikographische Konzeption zugrunde. Zum einen sind die Gebrüder Grimm selber nicht einem einheitlichen geschlossenen lexikographischen Konzept gefolgt, zum anderen ist ein solches von ihnen nie in ausreichender Deutlichkeit niedergeschrieben worden. Lassen sich allein schon zwischen Jakob und Wilhelm Grimm signifikante Unterschiede in den Bearbeitungsstilen feststellen, so gilt dies erst recht für die nachfolgenden Bearbeiter und Bearbeitergruppen, die nach dem Tode der Gebrüder Grimm das Erbe des Jahrhundertwerkes auf sich nahmen (vgl. Kirkness et al, x-xi).1 Ich möchte mich im folgenden jedoch darauf beschränken, die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Grimm bezüglich der obigen Fragestellung darzustellen, und im einzelnen nicht untersuchen, inwieweit die hier vorgetragenen Ergebnisse für alle Bearbeiter, bzw. Arbeitsgruppen zutreffen.
Im "alten" Grimm befinden sich die etymologischen Informationen im Kopf des Wörterbuchartikels unmittelbar nach der grammatischen Klassifizierung (Verb, Nomen, Adjektiv, etc.). In ihr sind alle für eine Etymologie essentiellen Informationen vorhanden, in vielen Fällen sind sie sogar ausführlicher als im Pfeifer oder im Kluge, jedoch aufgrund ihres Erscheinungszeitpunkt in manchen Fällen nicht mehr auf dem aktuellen Stand und somit nur bedingt verlässlich.
Bezüglich der Wortgeschichte steht die Entwicklung und Erläuterung der Einzelbedeutungen der Wortformen im Vordergrund, die im Grimm im vorliegenden Wörterbuchkorpus am ausführlichsten diskutiert und dokumentiert wird. Hierbei wird chronologisch verfahren, die jeweils ältere Einzelbedeutung wird zuerst genannt. Jede Einzelbedeutung wird durch zahlreiche Belege aus der Literatur ergänzt. Im Vergleich zum Paul wurden hier jedoch nicht nur Werke der hochgeistigen Literatur berücksichtigt, sondern auch auf Dokumente wie Urkunden, Zeitschriften und Flugblätter zurückgegriffen, so dass man hier von einem weitaus repräsentativeren Quellenkorpus sprechen kann (vgl. Grimm I, Neubearbeitung, 7). Des weiteren wurde Wert darauf gelegt, jede Einzelbedeutung auch über die einzelnen Epochen hinweg in ihrer Entfaltung zu belegen. Während der Paul im vorliegenden Beispiel für "Vater" maximal zwei Belege pro Einzelbedeutung anbietet, so wartet der Grimm mit mindestens vier Belegstellen aus jeweils unterschiedlichen Epochen auf, ist also insgesamt ausführlicher.1 Dennoch ist es fraglich, ob der Grimm in seiner semasiologischen Analyse nicht zu weit geht. So werden für das Stichwort "Vater" ganze 31 Einzelbedeutungen aufgelistet, während es der Paul bei der Erläuterung einer einzigen Einzelbedeutung des Stichwortes belässt (s. Abb. 1 und 2). Der Grimm scheint hier eher semasiologische, denn worthistorische Fragen zu befriedigen.
Nachteilig ist jedoch, dass im alten Grimm - gemäß der Grimmschen Maxime, dass jedes Wort seine ihm eigene Geschichte habe1 - die Wortfamilien nicht miteinander verknüpf sind. Die Lemmata sind nicht nach Wortfamilien, sondern strengalphabetisch angeordnet, eine Verbindung der etymologisch verwandten Wörter durch gegenseitige Verweise findet ebenfalls nicht statt.
Die enorme Informationsfülle des Deutschen W ö rterbuchs bedingt, dass es sich im allgemeinen nicht zum schnellen Nachschlagen, bzw. für den kurzen Überblick eignet. Des weiteren ist es aufgrund seiner uneinheitlich strukturierten Artikelstruktur auch nur dem Nutzer mit wissenschaftlicher Vorbildung möglich, das Buch angemessenen zu nutzen (vgl. Kirkness et al, xxiii). Ist die Informationsfülle bei Stichwörtern des allgemeinen Grundwortschatzes schier überwältigend, so dürfte der Grimm bezüglich Etymologie und Wortgeschichte vor allem bei selteneren Stichwörtern nützliche Information anbieten können, die bei anderen Nachschlagewerken aus Platzgründen nicht berücksichtigt werden konnten oder nur kurz abgehandelt werden (vergleiche hierzu die Einträge zu "Imbiss" aus dem Grimm und aus dem Paul, Abb. 5 und 6).
5.1.1.1. Neubearbeitung
Die Neubearbeitung der ersten dreieinhalb Bände des Grimm, die die Buchstaben A-F betrifft und die 1958 auf zehn Bände angelegt wurde, wartet vor allem mit einer klareren Gliederung und einer stärkeren Straffung der Wörterbuchartikel auf. Längere Wörterbuchartikel verfügen so zum Beispiel über einen Einleitungsteil, in dem neben etymologischen Informationen auch gesondert phonologische, sowie bei Bedarf grammatische und wortgeographische Informationen gegeben werden. In Ausnahmefällen, wie im vorliegenden Beispiel "Dult" (s. Abb. 7)wird auch eine Übersicht der nachfolgenden Bedeutungsgliederung gegeben. Des weiteren wurde auf eine stärkere Vernetzung des Wortschatzes geachtet. Zum einen werden in den meisten Fällen Wortfamilien durch Absetzung getrennt, leider mit zum Teil - wie der Rezensent Peter Müller bemerkt - gravierenden Unregelmäßigkeiten1, zum anderen gibt es bei besonders produktiven Lemmata einen gesonderten Abschlussteil am Ende des Artikels, der über die Wortbildungsmöglichkeiten des Lemmas Auskunft gibt. Drucktechnisch findet eine Annäherung an den Paul statt. Lemmata, Zitate, Nummern und Erläuterung werden durch unterschiedliche Zeichensatzattribuierungen entsprechend hervorgehoben. Insgesamt ist die Neubearbeitung des Grimm übersichtlicher und systematisch durchdachter als die alte Ausgabe, wovon vor allem die wortgeschichtliche Darstellung profitiert, während die etymologischen Angaben in erster Linie auf den aktuellen Stand gebracht worden sind.
5.1.2. Paul,Deutsches Wörterbuch
In Hermann Pauls Konzeption des Deutschen W ö rterbuches, das als ein "historisches Bedeutungs- und Belegwörterbuch" angelegt ist und die Darstellung des semantischen Wandels des deutschen Wortschatzes beabsichtigt1, spiegelt sich seine eigene Auffassung von den Aufgaben der Wortforschung wider, mit der auch eine kritische Haltung gegenüber dem Deutschen W ö rterbuch der Gebrüder Grimm verbunden ist. Nach Ansicht Hermann Pauls erfüllt die Wortforschung ihre Aufgabe nur dann adäquat, so lange die einzelnen Wortformen nicht isoliert behandelt werden(vgl. Kämper-Jensen, 185). Diesbezüglich kritisiert Paul vor allem die striktalphabetische Anordnung der Lemmata im Deutschen W ö rterbuch der Gebrüder Grimm und spricht von einer "äusserlich zufälligen alphabetischen Anordnung" (zitiert nach Kämper-Jensen, 186), die die innersprachlichen Entwicklungsprozesse nicht genügend darstellt. Paul betont, dass sich die Wörter nicht isoliert voneinander entwickeln, sondern, wie er es formuliert, "Erzeugnisse gesellschaftlicher Wesen" sind, "die einander im historischen Prozeß beeinflussen". Dem gemäß ist es Aufgabe eines Wörterbuches, "die sprachlichen Bezüge auf lautlicher, grammatischer, syntaktischer und semantischer Ebene beim Sprachgebrauch" darzustellen, die die Bedeutung eines Wortes "im allgemeinen Volksbewußtsein" konstituieren. Insofern stand für Paul bei der Konzeption seines Deutschen W ö rterbuchs, das mittlerweile in der 9. Auflage erschienen ist, die Vernetzung des Wortschatz auf makro- wie mikrostruktureller Ebene im Vordergrund, in der Absicht, jene wortgeschichtlichen Entwicklungen transparent zu machen, die sich, so Paul, im Unbewussten der Sprachteilnehmer ereignen (vgl. Kämper-Jensen, 188).
Bei der Gestaltung der Wörterbuchartikel ist dieser Absicht Rechnung getragen worden. Statt die Stichwörter strengalphabetisch aufzulisten, werden etymologisch-semantisch zusammenhängende Wörter, sowohl rechtserweiternde wie linkserweiternde, zusammen in einem Artikel aufgelistet.1 Semantisch nicht zusammenhängende Wörter, die aber etymologisch miteinander verwandt sind, werden getrennt aufgelistet, jedoch durch einen Verweispfeil gekennzeichnet und so ebenfalls miteinander verbunden. Des weiteren wurde auf eine explizite Berücksichtigung von Hyponymie- und Hyperonymie-Beziehungen im lexikographischen Diskurs des Artikels geachtet. So verweist der Artikel eines Hyperonyms auf das gesamte Wortfeld, während die jeweiligen Hyponyme auf eben dieses Hyperonym zurückverweisen und gegebenenfalls auf ihnen gleichgestellte Hyponyme querverweisen (siehe hierzu Kämper-Jensen, 196-199). Somit erreicht die Vernetzung des Wortschatzes im Paul ein Niveau, das im Vergleich zu den anderen drei Nachschlagewerken vorbildlich ist. Dieser Eindruck wird auch durch das Beispielstichwort bestätigt, bietet doch der Wörterbuchartikel aus dem Paul die meisten Zusammensetzungen und Ableitungen zum Hauptlemma (s. Abb. 2).
Etymologische Information sind, wie im Grimm, meist unmittelbar am Anfang eines des Wörterbuchartikels gegeben. Sie sind in den überwiegenden Fällen knapp gehalten und nennen neben Herkunft und Bildungsweise in der Regel auch das Benennungsmotiv. Eine explizite Datierung der Stichwörter wird jedoch erst ab der frühneuhochdeutschen Zeit vorgenommen. Bei älteren Wortformen geben lediglich die Angabe der sprachhistorischen Stufe und die Datierung der Quellenbelege Auskunft über das zeitliche Auftreten der Wortform.
Bezüglich der Wortgeschichte wird im Paul Wert darauf gelegt, die Entwicklung der lexikalischen Einzelbedeutungen darzustellen und so die Zusammenhänge im Wortbildungsprozess sichtbar zu machen (vgl. Paul, x). Wie auch schon im Grimm, sind die die Einzelbedeutungen der Lemmata chronologisch nach ihrem zeitlich Auftreten gegliedert, wobei allgemeinsprachliche Bedeutungen vor fachsprachlichen oder gruppenspezifischen Bedeutungen genannt werden. Semantisch enger einanderliegende Einzelbedeutungen werden durch mehrstellige Punktung gekennzeichnet. Auch der Paul liefert Belege aus dem literatursprachlichen Gebrauch, um die einzelnen Bedeutungen einer Wortform zu erläutern, jedoch sind sie im Gegensatz zum Grimm auch als zusätzliche Ergänzung zur semantischen Paraphrase gedacht (vgl. Paul, xi). Die drucktechnische Gestaltung des Paul ist sehr übersichtlich. Haupt- und Sublemmata sind fettgedruckt, die Belege sind kursiv gedruckt. Dieses erleichtert nicht nur die Auffindbarkeit der Einträge für den Rezipienten, zum anderen wird der Belegteil so deutlich vom erklärenden Teil abgehoben.
Insgesamt macht der Paul einen abgerundeten und zweckmäßigen Eindruck. Negativ ist nur zu bewerten, dass sich die Verwendungsbelege ausschließlich auf Quellen aus dem literatursprachlichen Gebrauch beziehen. Dies ist etwas einseitig, da der Paul sich nicht als ein literatursprachliches Wörterbuch versteht, sondern als ein allgemeinsprachliches. Die Auswahl des Quellenkorpus hätte diesem Ziele entsprechend vorgenommen werden müssen.
5.2. Etymologische Wörterbüche r
Auch die etymologischen Wörterbücher zählen nach Ingrid Kühn zu den historischen Wörterbüchern. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch auf der Darstellung der Herkunft, der Geschichte und der Verwandtschaft der Wörter zu den anderen Sprachen. Diesem Ziel sieht sie die etymologischen Wörterbücher von Kluge und Pfeifer verpflichtet (vgl. Kühn, 8).
5.2.1. Kluge,Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
Das Etymologische W ö rterbuch der deutschen Sprache von Friedrich Kluge in der mittlerweilen leicht redigierten 23. Auflage stellt eine komplette Neubearbeitung der 21./22. Auflage dar. Zu seinem Vorgänger unterscheidet es sich vor allem in einer stärkeren Systematisierung des Artikelaufbaus, sowie einer Straffung der Kernartikel auf die etymologische Kerninformationen. Der neue Kluge verzichtet somit im Vergleich zu seinen früheren Auflagen gänzlich auf die Erörterung wortgeschichtlicher Fragen, bezüglich der es im Vorwort auf das Deutsche W ö rterbuch von Paul verweist, und will sich so mit als ein rein für "Etymologie im Sinne der Herkunft der Wörter" konzipiertes Nachschlagewerk verstanden sehen.1 Dementsprechend entfaltet es auch auf diesem Gebiet seine Stärken.
So schreitet der Kluge bei Erbwörtern weitaus konsequenter vom Mittelhochdeutschen auf die älteren germanischen und indogermanischen Vorstufen zurück, und bietet auch bei weitem mehr Vergleichsformen und Parallelen sowohl im Indogermanischen wie auch in den anderen vormodernen und modernen germanischenSprachen.1 Des weiteren datiert es als einziges Nachschlagewerk der hier vorgestellten Wörterbucher sämtliche Lemmata bezüglich ihres Entstehungszeitpunktes vollständig.27
Besonders nützlich sind auch die wissenschaftlichen Quellenangaben bezüglich des Nachweises der Etymologie eines Stichwortes, die im Kluge vor allem dort gemacht werden, wo die etymologische Herleitung eines Stichwortes nicht allgemein anerkannt ist oder es gegensätzliche, sich widerstreitende Positionen gibt. Dadurch werden die Wörterbucheinträge zum einen nachprüfbar und glaubwürdiger, zum anderen eignet sich der Kluge auf diese Weise in begrenztem Maße auch als Bibliographie für die wichtigsten etymologischen Arbeiten zu den einzelnen Wortformen.
Die Artikeltexte des Kluge selbst sind durch einen konzisen Stil charakterisiert, der Materialhäufungen und lange Syntagmen vermeidet und das Gesicherte vom Unklaren deutlich abhebt (vgl. Munske, 458). Dieser konzise Stil bedingt zwar, dass die Texte aufgrund ihrer Knappheit für Laien oft an der Grenze der Verständlichkeit sein mögen1, ihre Stärke liegt jedoch in der Übersichtlichkeit, die einen schnellen Zugriff auf die einzelnen Informationen ermöglicht. Dazu trägt auch der Trennung der Wörterbuchartikel in einen großgedruckten Hauptteil und in einen kleingedruckten Verweisteil bei. Dadurch können die essentiellen Information von den Zusatzinformationen wie den Quellennachweisen, verwandten Wörtern moderner germanischer Sprachen, etc. getrennt werden. Dies steigert nicht nur die Übersicht, sondern ist auch im Sinne des angestrebten, möglichst breitgefächerten Benutzerkreises, da so die eher für den philologisch geschulten Nutzer gedachten Informationen nicht den Hauptteil überfrachten.
Mangelhaft am Kluge ist jedoch die Berücksichtigung von Wortfamilien und die Vernetzung des Wortschatzes. Zwar wird in den Hauptteilen in der Regel am Ende auf Komposita und Ableitungen des Stichwortes hingewiesen, sowie im Verweisteil auf etymologisch und semantisch verwandten Wörter aufmerksam gemacht. Auf eine Erläuterung der Bedeutung und Entstehungsweise dieser Ableitungen und Zusammensetzung wird jedoch verzichtet. Zudem ist der Kluge, wie auch am Beispielstichwort deutlich wird, in der Nennung dieser Ableitungen und Verwandtschaftsverweise eher sparsam (s. Abb 3).
5.2.2. Pfeifer,Etymologisches Wörterbuch des Deutschen
Das Etymologische W ö rterbuch des Deutschen von Pfeifer ist in einem Zeitraum von 9 1 /2- Jahren am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer erarbeitet worden. 1989 zunächst in drei Bänden erschienen, wurde es 1992 in leicht bearbeiteter Fassung in zwei Bänden wiederveröffentlicht. Des Etymologische W ö rterbuch des Deutschen versteht sich als ein Wörterbuch, dass sowohl über die Entstehung wie auch der Verwandtschaft und der Entwicklung der Wörter Auskunft geben will, insofern Etymologie mit Wortgeschichte verbinden möchte (vgl. Pfeifer, v).
Bezüglich der etymologischen Angaben kann es mit dem Kluge zwar mithalten - es nennt Grundwort, Benennungsmotiv, Bildungstyp - ihn jedoch nicht gänzlich ersetzen. Wenngleich es im Gegensatz zum Kluge auch den slawischen Wortschatz mitberücksichtigt, liefert es insgesamt weniger etymologische Belege. Des weiteren werden nur in äußerst seltenen Fällen wissenschaftliche Quellenbelege zu den etymologischen Herleitungen genannt. Hinzu kommt, dass aufgrund der mangelhaften Verfügbarkeit von Literatur in der ehemaligen DDR einschlägige, und vor allem jüngere Werke der etymologisch-wortgeschichtlichen Forschung bei der Erarbeitung der Artikel nicht berücksichtigt werden konnten.1 Auch neigt der Pfeifer dazu, unsichere Herleitungen anzugeben und macht bei mehreren, sich widersprechenden Interpretationen nicht deutlich, welcher eher Glauben zu schenken ist. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass sich der Pfeifer bezüglich der germanischen Vergleichswörter aus frühen Sprachstufen auf Standardwerke der Sprachstufenforschung wie Pokorny und Metzler bezieht und hier mit verlässlichen Angaben aufwarten kann (vgl. Potthoff-Knoth, 341). Des weiteren werden im Pfeifer auch alle Entlehnungen in den entlehnten Sprachen auf ihre Wurzeln zurückverfolgt (s. Abb. 9), was im Paul und im Grimm nicht getan wird, bzw. im Kluge nur von Fall zu Fall. Zwar ist dies nicht die eigentliche Aufgabe eines etymologischen Wörterbuchs der deutschen Sprache, jedoch für den Rezipienten durchaus von Nutzen, da es ihm an dieser Stelle die Konsultation entsprechender fremdsprachlicher Herkunftswörterbücher ersparen kann.
Die Angaben zur Wortgeschichte beziehen hauptsächlich auf die Darstellung von der Wortfamilie des jeweiligen Hauptlemmas. Die Wörterbuchartikel sind dabei, ähnlich dem Paul, nach dem Wortfamilienprinzip gegliedert, das heißt, in den Artikeln werden in der Regel die aus dem Hauptlemmata gebildeten Ableitungen und Zusammensetzungen unabgesetzt und durch Druck in Sperrschrift mitgenannt und hinsichtlich Entstehung und Bedeutung erläutert. Etwa ein Drittel des im Pfeifer behandelten Wortschatzes wird auf diese Weise vernetzt und ist durch ein streng- alphabetisches Verweisregister im zweiten Band lokalisierbar. Eine explizite Diskussion der unterschiedlichen Einzelbedeutungen und ihrer Entwicklung zu jeder Wortform wie im Grimm und im Paul findet jedoch nicht statt.
Wenngleich Pfeifer im Vorwort betont, dass sein Wörterbuch kein Bedeutungswörterbuch sei (vgl. Pfeifer, viii), sind die Bedeutungsangaben zum gegenwärtigen Sprachgebrauch, die zu jedem Lemma gemacht werden, in vielen Fällen - wie zum Beispiel "variieren" (s. Abb. 8) - deutlich zu lang geraten. Sofern die Einzelbedeutungen in ihrem chronologischen Auftreten nicht explizit wie im Paul oder im Grimm aufgeführt werden, macht es in einem etymologischen Wörterbuch keinen Sinn, ein Stichwort in seinem gegenwärtigen Bedeutungsrahmen möglichst komplett darstellen zu wollen. Dies ist Aufgabe semasiologisch orientierter einzelsprachlicher Wörterbücher. In etymologischen Wörterbüchern sollten Bedeutungsangaben dem interessierten Nutzer lediglich bei der Identifikation eines Stichwortes helfen, um zum Beispiel Homonyme unterscheiden zu können, wie dies im Kluge vorgenommen wird.
Insgesamt kann der Pfeifer jedoch nicht so recht überzeugen. Wenngleich er in seinen Artikeltexten eine enorme Informationsdichte bewerkstelligen kann, so erscheinen die wortgeschichtlichen Informationen doch etwas mager. Hinzu kommt eine drucktechnisch unübersichtliche Gestaltung der Wörterbuchartikel. Insbesondere die in Sperrschrift gedruckten Sublemmata sind in der Regel nur schwer im lexikographischen Kommentar auszumachen (s. Abb. 4).
6. Schlussbetrachtung
Der Wörterbuchvergleich macht deutlich, dass sich Etymologie und Wortgeschichte nur schwer voneinander trennen lassen. Dem Kluge gelingt dies zwar konzeptionell, aber nur, da er erst gar nicht versucht, jene wortgeschichtlichen Fragen zu beantworten, die sich dem Rezipienten bei der Lektüre stellen. Wie am Pfeifer deutlich wird, macht es jedoch auch keinen Sinn, in erster Linie Etymologie liefern zu wollen und die Wortgeschichte nur peripher zu streifen. Umgekehrt können es sich die wortgeschichtlich orientierten Nachschlagewerke nicht leisten, auf periphere Angaben zur Etymologie eines Wortes zu verzichten, da für die weitere diachrone Betrachtung der Einzelbedeutungen und des Bedeutungswandels des Lemmas die Beschreibung des Ursprungspunktes von grundlegender Bedeutung ist.
Insgesamt wird deutlich, dass es bei der Konzeption eines diachronen Wörterbuches sinnvoll ist, Schwerpunkte zu setzen. In diesem Sinne erfüllen der Paul und der Kluge ihre Aufgabe am adäquatesten, da sie sich für jeweils eine der Betrachtungsweisen entschieden haben und somit hier auch ihre Stärken entwickeln, während der Pfeifer versucht, den Mittelweg zu gehen, doch sowohl bezüglich Etymologie und Wortgeschichte weder dem Paul noch dem Kluge viel entgegensetzen kann. Dass man nicht alles bieten kann, ohne letztlich an Übersichtlichkeit und Handlichkeit einzubüßen, wird vor allem auch am Grimm deutlich, der seinem eigentlichen Ziel, ein Hausbuch der deutschen Sprache zu sein, allein schon aufgrund seiner enormen Größe nicht entsprechen kann (vgl. Kirkness et al, xxiii).
Ein ideales etymologisch-wortgeschichtliches Wörterbuch wird es, zumindest für die deutsche Sprache, nicht geben können. Die Benutzung eines der vier behandelten Wörterbücher hängt ist immer stets gekoppelt mit der Frage, die der Rezipient beantwortet haben möchte. Wenngleich sich der Paul für wortgeschichtliche und der Kluge für etymologische Fragen am besten eignen, so wird man in vielen Fällen - insbesondere bei seltenen Wörtern oder unsicheren etymologischen Herleitungen - nicht um die Konsultation anderer Nachschlagewerke herumkommen können.
Carsten Brettschneider
Christian-Albrechts-Universit ä t, Kiel
16. April 1999
Literaturnachweis
Primärliteratur
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Sekundärliteratur
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: Etymologie, München 1981.
Thurneysen, Rudolf: Die Etymologie. Eine akademische Rede, in: Schmitt1977. 50-73
Trier, Jost: Wege der Etymologie. Berlin 1981.
Untermann, Jürgen. Etymologie und Wortgeschichte, in: Seiler, Hansjakob (Hrsg.), Linguistic Workshop III, München 1975, 93-116.
: Besprechung: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Wolfang Pfeifer. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Freidrich Kluge, Beitr ä ge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 114, 1992. 116-132.
Wartburg, Walther von: Grundfragen der etymologischen Forschung. In: Schmitt 1977. 135-155.
Abbildungen
Abb. 1: Grimm, DWB, Band 12.1, S. 14/15.
Abb. 2: Paul, DWB, 9. Aufl., S. 953/954 .
Abb. 3: Kluge, EWS, 23. Aufl., S. 853.
Abb. 4: Pfeiffer, EWD, 2. Aufl., S. 1496.
Abb. 5: Grimm, DWB, Band 7, S. 2064/2065.
Abb. 6: Paul, DWB, 9. Aufl., S 426.
Abb. 7: Grimm, DWB, Neubearbeitung, Band 6, 1480.
Abb. 8: Pfeiffer, EWD, 2. Aufl., S. 1495.
Abb. 9: Pfeiffer, EWD, 2. Aufl., S.1494.
[...]
1 Bei diesen lautlichen Veränderungen handelt es sich jedoch um völlig subjektive Eingriffe in die Lautstruktur der Wörter. Desweiteren war es üblich, zu jeder einzelnen Wortform mehrere Deutungsmöglichkeiten anzugeben, so dass jenen etymologischen Arbeiten aus heutiger Sicht eine rein spekulative Natur attestiert werden muß (vgl. Sanders, 10/11).
2 vgl. Manu Leumann, Grundsätzliches zur etymologischen Forschung. In: Schmitt 1977, 156-167, 158/159.
3 vgl. Herman Lommel, Etymologie und Wortverwandtschaft . In: Schmitt 1977, 120-134, 125.
4 vgl. Jost Trier, Wege der Etymologie, Berlin 1981, 18.
5 vgl. Sanders, 43 und Friedrich Kluge, Aufgabe und Methode der etymologischen Forschung. In: Schmitt 1977,103- 129, 106.
6 Eine absolute Anwendung der Lautgesetze in der Etymologie ist jedoch nicht ratsam, da, wie Rudolf Thurneysen betont, Lautwechsel von Natur aus nicht durchgehend und ausnahmslos sind. Insbesonders häufig verwendete Wörter, wie z.B. Präpositionen, Partikel, Verben von sehr allgemeinem Sinn und formelhafte Ausdrücke, unterliegen in der Regel lautlichen Veränderungen, die über die allgemeinen Lautgesetze hinausgehen und sich nicht systematisieren lassen. Die Hoffnung, in der Anwendung der Lautgesetze ein sicheres Beweismittel für eine etymologische Herleitung gefunden zu haben, erfüllte sich somit nicht. Vgl. hierzu Rudolf Thurneysen, Die Etymologie: Eine akademische Rede. In: Schmitt 1977,50-73, 63/65.
7 Günther Drosdowski, Zur etymologischen Forschung. In: Schmitt 1977,200-212, 202
8 Damit verbunden wuchs die Rolle der Semasiologie in der etymologischen Forschung, die sich in dieser Phase als wichtige Hilfsdisziplin der Etymologie etablierte. Als die hauptsächlichen Forschungsaufgaben der Semasiologie nennt Drowsdowski in diesem Zusammenhang die Erläuterung der Ursachen und Arten des Bedeutungswandels, die Klassifizierung des Bedeutungswandels nach unterschiedlichen Gesichtspunkten, sowie die Herleitung von Gesetzmäßigkeiten (vgl. Drosdowski 201/202, 210).
9 vgl. Max Pfister, Einf ü hrung in die romanische Etymologie, Darmstadt 1980 , 21/22. Diese Arbeit wird in der Regel den Germanisten, und im speziellen der Indogermanistik überlassen.
10 Oskar Reichmann, Deutsche Wortforschung, Stuttgart 1969 , 48.
11 vgl. Jürgen Untermann, Etymologie und Wortgeschichte. In: Linguistic Workshop III, Hrsg. Hansjakob Seiler, München 1975,93-116, 105.
12 vgl. V.I. Abaev, Die Prinzipien etymologischer Forschung . In: Schmitt 1977, 177-199, 177/178.
13 Nach Drodowski dürfen vor allen der dialektalen Kenntnisse nicht vernachlässigt werden, da vor allem in ihnen oft der Schlüssel zur richtigen Etymologie versteckt liegt. (vgl. Drosdowski, 192)
14 Walther von Wartburg, "Grundfragen der etymologischen Forschung,". In Schmitt 1977, 135-155, 145.
15 vgl. Wolfgang Pfeifer, Etymologisches W ö rterbuch des Deutschen, 2. Auflage, Berlin 1993, v.
16 vgl. Ingrid Kühn, Lexikologie: Eine Einf ü hrung, Tübingen 1994, 7-8.
17 Alan Kirkness et al, Zur Einführung: Von der philologischen zur metalexikographischen Beschreibung und Beurteilung des Deutschen Wörterbuches, Studien zum Deutschen W ö rterbuch von Jacob und Grimm und Wilhelm Grimm, Band I, vii-lxi, vii.
18 vgl. Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches W ö rterbuch, Neubearbeitung, 1. Band, Leipzig 1983, 3.
19 Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches W ö rterbuch, 1. Band, Leipzig,1854, xlvii.
20 Selbst in der 1958 beauftragten Neubearbeitung der ersten dreieinhalb Bände lassen sich deutliche Unterschiede im Bearbeitungsstil der beauftragten Arbeitsstellen in Berlin und Göttingen ausmachen. Siehe hierzu Peter O. Müller, Deutsches Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm. Neubarbeitung, Zeitschrift f ü r deutsches Altertum und Literatur 125, 448-456.
21 In den von den Gebrüder Grimm bearbeiteten Bänden dienten die Belege zunächst noch als Beispiel für eine vorbildhafte Verwendung des Wortes im jeweiligen Sinne und sollte dem Wörterbuchbenutzer als Leseanreiz dienen. Erst bei den nachfolgenden Bearbeitern dienten sie primär als Nachweis zur Untermauerung der Bedeutungsinterpretationen. (vgl. Kirkness et al, xlix-l)
22 vgl. Heidrun Kämper-Jensen, Semantische Strukturen im Wortschatz - Wortfelder und Verweissystem im neuen 'Paul', Zeitschrift f ü r germanistische Linguistik 18, 1990, 185-200, 186.
23 vgl. Peter O. Müller, Deutsches Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm, Zeitschrift f ü r deutsches Altertum und Literatur 125, 1996, 448-456, 452-453.
24 vgl. Hermann Paul, Deutsches W ö rterbuch, 9. Auflage, Tübingen 1992, ix.
25 Das Problem der achronologischen Anordnung der linkserweiternden Sublemmata unter dem jeweiligen Hauptlemma wird durch ein alphabetisches Verweisregister der linkserweiternden Zusammensetzungen und Ableitungim Anhang des Buches ausgeglichen.
26 vgl. Friedrich Kluge, Etymologisches W ö rterbuch der deutschen Sprache, 23. Auflage, Berlin 1995, ix.
27 vgl. Horst Haider Munske, "Rezension: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Wolfgang Pfeifer. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Friedrich Kluge,"Zeitschrift f ü r deutsches Altertum und deutsche Literatur 119, 1990, 455-460, 457.
28 Die anderen Wörterbücher verzichten darauf vor allem bei den mittelhochdeutschen Wörter mit dem Verweis auf den in den Tat katastrophalen Zustand der mittelhochdeutschen Lexikographie. Vgl. Pfeifer, vii.
29 Zu diesem Schluß kommt Jürgen Untermann in seiner Rezension. Siehe hierzu Jürgen Untermann, Besprechung: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Wolfang Pfeifer. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Friedrich Kluge, Beitr ä ge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 114, 1992. 116-132, 130.
30 vgl. Anne Potthoff-Knoth, Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, G ö ttingische Gelehrte Anzeigen 244, 1992, 297-310, 299.
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