Leseprobe
Inhalt
1. Vom „Zeitgeist“ zum „Raumgeist“. – New Twists on the Spatial Turn
1.1 Bisherige Veröffentlichungen von Edward William Soja
1.2 Vorstellung des Papers
1.3 Erläuterung zur Wahl des vorliegenden Papers
1.4 Kernaussagen des Autor in der vorliegenden Veröffentlichung
2. Rezensionen
3. Fazit
4. Quellenverzeichnis
1. Vom „Zeitgeist“ zum „Raumgeist“. – New Twists on the Spatial Turn
1.1 Bisherige Veröffentlichungen von Edward William Soja
Der Stadtforscher Edward W. Soja begann schon in seinen frühen Arbeiten damit, Räume und deren Dynamiken auf verschiedenen Ebenen zu analysieren und zu erforschen. Er gilt als wichtiger Vertreter der Postmoderne und bezeichnet sich selber als Wortschöpfer des Spatial Turn. Zu seiner Trilogie urbaner Studien, auf die in seinem Paper „New Twists on the Spatial Turn“ näher eingegangen wird, zählen „Postmodern Geographies“ (1989), „Thirdspace“ (1996) und „Postmetropolis“ (2000).
In dem Buch „Postmodern Geographies“ behandelt er die sozialräumliche Dialektik, räumliche Ontologien, Phänomene von Städten und Regionen und geht am Ende beispielhaft auf Los Angeles ein. Auch bei „Thirdspace“ bezieht er sich auf Los Angeles und baut seine Theorien noch weiter aus: Er versucht den allgemeinen Blick von oberflächlichen geographischen Analysen, wie rein physischen Beschreibungen und Kartierungen abzuwenden und möchte stattdessen näher auf gesellschaftliche Dynamiken eingehen, welche wechselseitig Räume und deren Entwicklung beeinflussen. Hierzu versucht er, mehrere Sozialwissenschaften zu kombinieren und somit Perspektivwechsel im geographischen Denken anzuregen. Als ersten Firstspace versteht er den rein räumlichen Ausgangspunkt, als Secondspace den Sinn und Zweck hinter diesem und als Thirdspace die emotionale Verbindung, die Individuen mit einem bestimmten Raum erleben. In „Postmetropolis“ thematisiert Soja das Phänomen der Megacities in Kombination mit Auswirkungen der Globalisierung sowie welche Krisen damit einhergehen.
All diese Veröffentlichungen haben den kritischen Blick auf urbane Entwicklungen, politische Ökonomien und regionale Planungsprozesse gemeinsam. Außerdem versucht Soja sozio-geographische Wechselwirkungen und die daraus hervorgehenden Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten aufzudecken sowie Lösungsansätze herauszuarbeiten. Seine Forschung gilt als neoklassisch und marxistisch geprägt. Seine Inhalte beziehen sich immer auf den Paradigmenwechsel innerhalb des Spatial Turn auf den im Verlauf dieser Arbeit noch näher eingegangen wird.
1.2 Vorstellung des Papers
Bei dem Paper „Vom „Zeitgeist“ zum „Raumgeist“. – New Twists on the Spatial Turn“ handelt es sich um einen erweiterten und überarbeiteten Beitrag, der auf einem Symposium über den Spatial Turn an der Universität in Siegen vorgetragen wurde. Er wurde von Thomas La Presti und Jörg Döring aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt. Veröffentlich wurde er 2008, zwei Jahre bevor Soja sein Buch „Seeking Spatial Justice“ veröffentlichte, worin er ebenfalls den Spatial Turn in Verbindung mit der Suche nach gesellschaftlicher Gerechtigkeit analysiert und ihn weiter ausführt. Das Paper stellt somit eine Kombination aus der Nacharbeit über seine Trilogie urbaner Studien und der Vorarbeit zu seinem einige Jahre später erschienen Buch dar. Ebenfalls wurde das neunzehnseitige Paper mit in das Buch „Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften.“ aufgenommen. Dieses wurde 2008 von Jörg Döring, dem Juniorprofessor für Neuere deutsche Literatur und Medien und seinem Mitarbeiter Tristan Thielmann in Zusammenarbeit mit der Uni Siegen veröffentlicht. Das Sammelwerk bietet einen weitläufigen Überblick über den gesamten Diskurs um das Thema des Spatial Turn und aus welchen unterschiedlichen Perspektiven dieser betrachtet werden kann. Zu dem Thema der Raumforschung kommen unter anderem Kultur- und Literaturwissenschaftler sowie Soziologen, Kulturanthropologen und Humangeographen zu Wort und liefern in dieser Kombination eine interessante Ausarbeitung über die Entwicklung dieses Forschungsfeldes. Sojas Beitrag in diesem Sammelwerk eröffnet den zweiten Teil, in dem mehrere Humangeographen ihre Ergebnisse präsentieren. Da er als Wort- und Meinungsbildner des Spatial Turn bekannt ist, passt seine Veröffentlichung ideal in den Mittelteil des Sammelwerks. Allerdings erscheinen in diesem zweiten Teil auch einige kritische Ausarbeitungen, die Sojas Arbeiten nicht unbedingt teilen und sein Verständnis bezüglich des Spatial Turn zu undefiniert und wenig zutreffend für das Forschungsfeld der Geographie betrachten. Darauf wird im späteren Teil 5.5 Rezensionen noch Bezug genommen.
Inhaltlich wird im gesamten Verlauf des Papers der Spatial Turn aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Des Weiteren geht es um verschiedene Dimensionen des Räumlichen und vor allem, wie sich diese heutzutage durch einen Paradigmenwechsel innerhalb vieler Sozial- und Geisteswissenschaften erweitern. Außerdem wirft Soja in dem Paper die Frage auf, wie Raum neu gedacht und verstanden werden muss, um ihn entsprechend zu erforschen und zu verstehen. Das Ziel hierbei soll es sein, Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten aufzuarbeiten und durch politische Prozesse zu vermeiden. Ein weiteres wichtiges Thema stellen Ontologie und Epistemologie dar, die im Folgenden noch genauer erläutert werden. Das Leitthema besteht neben dem Spatial Turn in dem Verhältnis zwischen Zeit und Raum bzw. Historismus und Raumverständnis. Hierbei bezieht sich Soja vor allem auf Michel Foucault und Henri Lefebvre, die „[b]eide […] der Auffassung [sind], dass räumliches Denken genauso wichtig sei wie historisches Denken“ (soja 2008: 250).
1.3 Erläuterung zur Wahl des vorliegenden Papers
Das vorliegende Paper bietet einen verständlichen Überblick über Sojas Forschungsgegenstände und bisherige Arbeiten und lässt den Leser somit nachvollziehen, worum es ihm in seiner Arbeit geht. Die Inhalte seiner Publikationen werden logisch kombiniert und zudem wird klar, an welchem Punkt seine Analysen vor der Erscheinung seines Buches „Seeking Spatial Justice“ stehen. Auch ist es interessant zu sehen, an welchem Punkt die Raumforschung im Jahr 2008 stand, welche Forschungsgegenstände als relevant galten und wie sich diese bis zum heutigen Zeitpunkt weiterentwickelt oder gar etabliert haben, beziehungsweise wie diese vielleicht auch nicht mehr von Relevanz sind und durch andere Forschungsfelder abgelöst wurden. Ein weiterer Punkt, warum die Wahl auf dieses Paper fiel, besteht darin, dass Soja sehr viele relevante Raumforscher, Geographen, Philosophen und sonstige Geisteswissenschaftler erwähnt, die alle großen Einfluss auf seine Arbeiten hatten. Hierzu zählen bei dieser Publikation unter anderem der bereits erwähnte Philosoph Michel Foucault und der Soziologie Henri Lefebvre sowie der Philosoph Karl Marx, der Geograph David Harvey, die Stadt- und Architekturkritikerin Jane Jacobs und der Philosoph Immanuel Kant. Die Kombination aus diesen Wissenschaftlern und Kritikern unterstreicht Sojas Theorien und lässt den Leser nachvollziehen, wie ähnliche Ansätze auch in anderen Disziplinen bezüglich urbaner Dynamiken bereits thematisiert wurden.
1.4 Kernaussagen des Autor in der vorliegenden Veröffentlichung
Um den Inhalt des Papers in die wichtigsten Aspekte zu gliedern, werden im Folgenden fünf verschiedene Gegenstände des Textes behandelt. Hierzu zählen die Ontologie und Epistemologie sowie die Entwicklung des Historismus und der Raumforschung, worum es sich beim Spatial Turn handelt, weshalb er überhaupt thematisiert wird und welche Rolle die Politisierung hierbei spielt.
Bei den Begriffen der Ontologie und Epistemologie versucht Soja das allgemeine Verständnis über deren Verzerrung in den letzten 150 Jahren aufzudecken (Soja 2008: 247). Doch klären wir erst einmal, worum es sich bei der ontologischen und epistemologischen Verzerrung überhaupt handelt.
Wissenschaftstheorie bezieht sich zum einen auf die allgemeinen Grundcharakteristika der gesellschaftlichen (auch politischen) Realität (die Frage der Ontologie), andererseits darauf, was wir in welcher Weise über diese Realität wissen können (die Frage der Epistemologie) (Pühretmayer und Puller 2011).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Wissenschaftstheorie (PULLER 2011).
Wie auf Abbildung 2 zu sehen ist, baut die Epistemologie auf die Ontologie auf. Während die Ontologie das allgemeine Realitätsverständnis behandelt, geht es bei epistemologischen Ansätzen viel mehr um das Wissen über eben dieses Realitätsverständnis. Basierend auf der bestehenden Epistemologie, werden letztlich wissenschaftliche Theorien ausgearbeitet. Bei Sojas kritischer Arbeit über das räumliche Verständnis in der Vergangenheit, versucht er dementsprechend am ontologischen Kern anzusetzen und hinterfragt, inwieweit es schon hier zu einer Aufarbeitung des räumlichen Verständnis kommen muss. Hierbei geht es ihm darum, dass das Räumliche im Gegensatz zum Historischen einen unterprivilegierten Status erfuhr (Soja 2008: 246). Noch deutlicher meint er, dass „[d]ie Vorstellung von räumlichen Prozessen […] aus dem menschlichen Bewusstsein ausgelöscht [wurde]“ (Soja 2008: 246). Um dies näher zu verstehen, wird im Text auf die Geschichte des Historismus eingegangen.
Das Jahr 1850 wird nach dem deutschen Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel als der Wendepunkt gesetzt, an dem das Historische als dynamisch und relevant angesehen wurden, wohingegen räumliche Prozesse zunehmend in statische und deterministische Richtungen verstanden wurden (Soja 2008: 245). Der Raum galt als Container und somit als eine eigene Wissenschaft, getrennt von jeglichen Sozialwissenschaften. Genau diese Problematik versucht Soja zu beheben und sieht es als Ziel, das Räumliche auf einer Ebene mit dem Historischen zu betrachten, ganz nach dem Titel des Papers „Vom Zeitgeist zum Raumgeist“. Als Grundlagen des Seins gelten für ihn der Raum, das Soziale und die Historie als Zusammenspieler. Um das räumliche Verständnis wieder auf Augenhöhe mit dem Sozialen und vor allem dem Historischen zu verstehen, muss es bis zum Erreichen dieses Zustands, in den Vordergrund gerückt werden (Soja 2008: 246).
An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass trotz Sojas Kritik an der unterprivilegierten Stellung der Räumlichkeit dennoch Raumforschung betrieben wurde. Als Beispiel wird in erster Linie der Philosoph Walter Benjamin genannt, der im Jahr 1982 das Passagenwerk über die Kapitalismusentwicklung anhand der Metropollebenswelten herausbrachte. Auch die Chicago School of Urban Ecology untersuchte Räume anhand der concentric zone theory, auch bekannt als Zonenmodell, entwickelt von dem kanadischen Soziologen Ernest W. Burgess. Hierbei wurde die Stadt in fünf Zonen aufgeteilt, in denen sich die Menschen jeweils „eine gemeinsame ökologische Nische teilen, die einem vergleichbaren sozialen Druck ausgesetzt sind“ (Soja 2008: 248). Diese Ansätze wurden jedoch von Sozialwissenschaftlern nicht anerkannt, da sie der Meinung waren, dass soziale Prozesse keinesfalls durch räumliche Phänomene beeinflusst werden könnten (Soja 2008: 248). Somit wurde der Raum als solches also nicht auf einer Ebene mit anderen wissenschaftlichen Elementen verstanden. Er galt als nicht relevant genug.
Gegen diese Auffassung stellten sich Michel Foucault und Henri Lefebvre, auf deren Arbeiten Soja viele seiner Ausarbeitungen aufbaut. Unabhängig voneinander kamen der Philosoph und der Soziologe auf die Idee, dass eine neue Art des Raumdenkens unumgänglich sei, um diesem die nötige Aufmerksamkeit zuzuschreiben (Soja 2008: 251). Geographie muss in ihrem wissenschaftlichen Konsens den materiellen Raum mit dem mentalen Raum kombinieren. Mit dem mentalen Raum ist gemeint, wie dieser durch das Individuum erfahren und wahrgenommen wird. Dies beschreibt Soja bereits in seinem Buch „Thirdspace“. Zu den Kernaussagen des Papers zählt, dass Historie und Raum als Einheit und sich als wechselseitig beeinflussende Dynamiken verstanden werden müssen. Im Allgemeinen liegt der Fokus im Verständnis des Spatial Turn darauf, „Geschichte und Geographie zusammen [zu] denken“ (Soja 2008: 252). Doch wie genau ist der Spatial Turn überhaupt zu verstehen? [Mit dem Spatial Turn] wird in den Kultur- und Sozialwissenschaften ein Paradigmenwechsel bezeichnet, der den geographischen Raum als kulturelle Größe (wieder) einbezieht und mit der Etablierung eines erweiterten Raumbegriffs einhergeht (Kistemann und Schweikart 2017: 1413).
Neben dem Spatial Turn existieren noch viele weitere Turns wie zum Beispiel der „ translational, performative [und] iconic [turn]“ (Soja 2008: 243). Diese gelten in den Kulturwissenschaften als wertvoll, da sie sich „[i]n einer pluralisierten Wissenschaftslandschaft […] als „Korridore” für eine transnational und transkulturell angelegte Wissenschaftskommunikation [eignen] (Bachmann-Medick 2019: 5). Dennoch möchte Soja diese nicht mit dem Spatial Turn auf eine Ebene stellen, da all diese Turns für ihn eher temporäre Erscheinungen sind, während er den Spatial Turn hingegen als revolutionäre Erkenntnis ansieht (Soja 2008: 243). Obwohl vorher schon Wissenschaftler wie Karl Marx ähnliche Inhalte behandelten, ist in den 1960er Jahren der tatsächliche Anfang des Paradigmenwechsels zu verzeichnen (Soja 2008: 249). Aufgrund des Defizits an Räumlichkeitsverständnis innerhalb der Sozialwissenschaften, das im Vorigen bereits näher beschrieben wurde, waren sich die bereits genannten Akteure Lefebvre und Foucault sowie David Harvey und Jane Jacobs einig „ein völlig neues Raumverständnis [einzufordern]“ (Soja 2008: 249). Der Raum sollte nach einer langen Zeit der Vernachlässigung aus einer Perspektive mit neuen Dimensionen, Verständnissen und Interpretationsebenen betrachtet und analysiert werden.
Hierbei geht es in keiner Weise darum, die Raumforschung relevanter als andere Wissenschaften einzustufen, sondern mit neuen Konzepten aus Medien- und Literaturwissenschaften sowie Kunstgeschichte vor allem den städtischen Raum auf eine tiefergehende Weise zu ergründen und neue Auffassungen des Räumlichen zu erlangen (Soja 2008: 254). Der Raum gilt im Zuge des Spatial Turn als gesellschaftlich erschaffener Raum, das Verständnis aus dem vorhergehenden Paradigma des Raumes als Container und einem räumlichen Determinismus wandelt sich zu einem dynamischeren Kontext zwischen Raum und Gesellschaft. Ganz nach Lefebvre (1974: 30) wird Raum gesellschaftlich erschaffen. Auch meint er, „dass die Entwicklung aller menschlichen Gesellschaften sich immer nur in Form urbaner Gesellschaften vollziehe“ (Soja 2008: 254).
Soja führt diesen Gedanken weiter. Er ist zwar auch der Meinung, dass gesellschaftliche Prozesse den Raum formen, jedoch ist ihm der Begriff der „sozialräumliche[n] Dialektik, die in beide Richtungen wirkt“ (Soja 2008: 256), umso wichtiger. An diesem Punkt nimmt er wieder Bezug auf die drei bereits genannten Grundlagen des Seins: das Räumliche, das Soziale und das Historische und bezeichnet diese als „eine Trias“ (Soja 2008: 255), die auch immer als eine solche verstanden werden muss, um Prozesse in ihrer Gänze zu erforschen und zu verstehen. Ansonsten wären sie aus dem Kontext gerissen und wichtige Einflüsse würden nicht berücksichtigt werden.
Der Grund, warum Soja ein möglichst fehlerfreies und allumfassendes Raumverständnis zu entwickeln versucht, besteht in seiner Suche nach räumlicher Gerechtigkeit. Diese Thematik zeigt sich in seinem 2010 erschienen Buch „Seeking Spatial Justice“, in dem er ergründet, woher räumliche Differenzen überhaupt kommen, wie sich diese im Laufe der Zeit weiterentwickeln und wie dagegen vorgegangen werden kann. Das vorliegende Paper zeigt bereits Vorarbeiten zu diesen Inhalten. Auch hier äußert sich Soja zu räumlichen Ungleichheiten schon folgendermaßen: „Produzieren wir einen Raum, […] der ungerecht ist […], können wir ihn ebenso gut auch ändern“ (Soja 2008: 255). Das Ziel seiner wissenschaftlichen Analysen in diesem Paper soll also nicht darin bestehen, eine Wissenschaft vor eine andere zu stellen und seinen eigenen Disziplinen eine höhere Relevanz zuzuschreiben, sondern ein räumliches Verständnis zu etablieren, durch das der Kern von ungleichmäßigen Verteilungen verstanden wird, damit im Folgeschritt nachhaltige Maßnahmen gegen ungerechte Umstände entwickelt werden können. Des Weiteren geht er auf zwei Konzepte ein, mit denen eine „Politisierung“ (Soja 2008: 257) innerhalb des Spatial Turn ermöglicht werden kann.
„ Räumliches Kapital “ (Soja 2008: 257) sowie „ [r]äumliche Gerechtigkeit “ (Soja 2008: 258) sollen diese beiden Konzepte zur Politisierung im Zuge des Spatial Turn näher erläutern.
Vor allem in Inhalten der Wirtschaftswissenschaften stellt räumliches Kapital eine wichtige Begrifflichkeit dar. Hiermit sind in erster Linie städtische Agglomerationen gemeint, „[die] als eine Hauptantriebskraft der urbanen wirtschaftlichen Entwicklung einzuschätzen [sind]“ (Soja 2008: 258). Dies baut auf den Ansatz von der Stadtkritikerin Jane Jacobs auf, der besagt, dass alle gesellschaftlichen Revolutionen auf urbane Dynamiken zurückzuführen sind (Soja 2008: 258). Räumliches Kapital kann also insofern politisiert werden, dass nötige Gelder gerechter verteilt werden und man somit die Problematik einer weit geöffneten Schere zwischen Arm und Reich eindämmen könnte. Um den Spatial Turn bei diesem Konzept voranzutreiben, ist allerdings wichtig, den Fokus nicht nur auf Wirtschaftswissenschaften zu legen, sondern diese auch mit Ergebnissen der Kulturwissenschaften zu kombinieren (Soja 2008: 258). Dies liegt darin begründet, dass Wirtschaft nicht in jedem kulturellen Kontext gleichermaßen verstanden wird und ein eurozentrischer Blick wiederum für Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten sorgen würde. Genau an diesem Punkt setzen Kulturwissenschaften an, den Eurozentrismus zu überarbeiten und ein angemessenes Verständnis für andere Kulturen zu entwickeln.
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