Europa und die Welt 1871-1914
Eroberung neuer Gebiete, vor allem in Afrika und Asien, erschien als notwendige Aufgabe der Politik. Die alten Handelsmächte nutzten dafür ihre Handelsstützpunkte für neue Gebietseroberungen.
Imperialismus ¹ Kolonialismus, sondern er beruhte auf der Industrialisierung und dem dadurch geschaffenen Reichtum und technischen Fortschritt.
Bismarck versucht 1871-1890 das wankende Mächtegleichgewicht in Europa durch ein neues Bündnissystem wieder zu festigen. Während dieser Zeit relativer politischer Stabilität begann jedoch der Wettlauf um die Aufteilung der Welt. Als nach 1890 das Deutsche Reich und neue Konkurrenten wie die USA und Japan den imperialistischen Wettbewerb verstärkten, erhöhte sich die Spannung wieder.
Neue Belastungen traten hinzu:
Nationalbewegungen auf dem Balkan, die zu ständigen Konflikten zwischen Russland, OE-U und dem Osmanischen Reich führten.
Das europäische Bündnissystem
Durch die Reichsgründung war das Gleichgewicht von England, Frankreich, Russland, Preussen und Oe-U gestört. Deutsche befürchteten Zweifrontenkrieg. Die Verhinderung dessen war Bismarcks Angelpunkt der Aussenpolitik.
Frankreich: Hatte im Krieg gegen Deutschland Elsass-Lothringen verloren und hoffte auf Revanche. Sollte von den Grossmächten isoliert werden.
England: wünschte, dass kein Staat Übergewicht bekäme. E. war durch seine Insellage (splendid isolation) gesichert.
Oe-U und Russland: die Kaiser von Deutschland, Oe-U und Russland waren miteinander verbündet.
Oe-U und die Türkei waren VielvölkerstaatenÞ gefährliche Folgen für das europäische Gleichgewicht bei einem Krieg zwischen Russland-Oe-U oder Russland-Türkei.
Russland unterstützte tatsächlich seine slawischen Nachbarvölker (Serben, Kroaten) im Kampf gegen das Osmanische Reich und gegen Oe-U. Das zerbrach das alte Bündnis (Dreikaiserabkommen) und Oe-U band sich fester an Deutschland.
Deutschland wollte die russische Entwicklung mit wirtschaftlichem Druck bremsen Þ Russland näherte sich Frankreich an.
Deutschland wollte England als Bündnispartner. GB blieb bei der splendid isolation.
Der Dreierbund von Deutschland, Oe-U und Italien war der Kern des relativ sicheren Bismarckschen Bündnissystem.
Europäische Expansion
Kräfte die die Expansion vorantrieben:
- neue Absatzmärkte und Rohstoffe
- militärische Sicherheitsüberlegungen und Machtinteressen
- von innenpolitischen Spannungen ablenken
- Überbevölkerung
- Überlegenheit der westlichen Kultur, weisse Rasse den Farbigen überlegen = Sozialdarwinismus
- Industrialisierung
England: Die Welt- und Seemacht GB erwarb 1875 40% der Suez-Kanal Aktien. Damit war der Seeweg nach Indien unter britischer Kontrolle. Königin Viktoria nahm den Titel der "Kaiserin von Indien" an. Die Erwerbungen im Fernen Osten und in Afrika wurden vorangetrieben. Das ermöglichte Investitionen (britischer Finanzimperialismus). 173 der britischen Auslandinvestitionen gingen in die eigenen Kolonien.
Frankreich: Im Kampf mit England hatte F. im 18.Jh. fast seinen gesamten überseeischen Besitz verloren. Um ihr gedemütigtes nationales Selbstbewusstsein durch eine machtvolle Kolonialpolitik aufzurichten erweiterte F. seit 1880 seine bestehenden kolonialen Besitzungen Þ grosses Kolonialreich im nördlichen Afrika, Kambodscha und Indochina wurden franz. Territorium.
Das Militär trieb oftmals auf eigene Faust (siehe faschoda-Konflikt) die Eroberungen voran. Daher wird die franz. Form von Imperialismus oft als milit ä rischer Imperialismus bezeichnet.
Deutschland: Die wachsende deutsche Industrie drängte auf die Weltmärkte. Bankiers, führende Unternehmer und Gebildete forderten: Deutschland brauche Absatzmärkte, Rohstoffe und Siedlungsgebete für seine Überbevölkerung. Deutsche Kultur müsse über die ganze Welt verbreitet werden, wodurch der Nationalstolz und der innere Zusammenhalt gefestigt würden.
1890, Helgoland-Sansibar-Vertrag: GB erhält Sansibar und Deutschland erhält Helgoland. 1898 gewann Deutschland noch einige Gebiete n China und einige Inseln im Pazifik.
Damit war die territoriale Ausbreitung beendet, nicht jedoch das fordernde und waffenklirrende Auftreten in der Welt.
Kolonien Deutschlands: Togo
Kamerun
Südwestafrika Ostafrika
Kiautschou
Pazif. Inseln (Neuguinea, Samoa)
Wettlauf um Afrika
Kongo-Konferenz:
Als Deutschland, Belgien und Italien ebenfalls Forderungen nach Besitzungen in Afrika stellten, drängten England und Frankreich auf grundsätzlich Regeln für den Erwerb von Kolonien. Diese sind in der Schlussakte der Berliner Kongo-Konferenz von 1884/85 niedergelegt. Danach genügte die politische und militärische Kontrolle über ein Territorium, damit ein Besitzanspruch zu Recht bestand.
GB und Frankreich wurden Gewinner im Wettlauf um Afrika, weil sie die Handelsrouten auf dem Atlantik und dem Indischen Ozean kontrollierten. Beide besassen starke Flotten und hatten ihre Macht schon in grösseren Territorien gefestigt.
Konkurrenz der imperialistischen Mächte
Amerika:
Amerika den Amerikanern, Europa den Europäern = Monroe-Doktrin
Seit 1890 verstärkte die USA ihre aussenpolitischen Aktivitäten. Zum einen drängte die amerikanische Industrie in neue Märkte, zum anderen wurde durch die neue Aussenpolitik von inneren politischen und sozialen Spannungen abgelenkt. Ihre Interessen blieben auf den gesamtamerikanischen Raum und den Pazifik gerichtet.
Problem: gilt die amerikanische Verfassung auch für Lateinamerika und den pazifischen Raum, wie sie für die Nordstaaten gegolten haben?
Nein, die eingenommenen Territorien wurden nicht gleich behandelt. Die USA war nicht so sehr an direktem Kolonialbesitz interessiert. Ihnen ging es vielmehr um die wirtschaftliche Durchdringung fremder Gebiete. Das entscheidende Mittel war die amerikanische Flotte. Sie sollte die Überlegenheit der USA und ihren politischen Führungsanspruch demonstrieren. Für ihre Flotte bauten die USA seit 1903 den Panama-Kanal.
Britisch-deutsche Konkurrenz in Vorderasien:
Deutschland baut 1896 Bagdad-Bahn von Istanbul über Bagdad bis nah Kuwait. Deutschtürkischer Warenaustausch nahm sprunghaft zu. GB sah sich als Handels- und Investitionsmacht verdrängt und in seiner Stellung im Nahen Osten bedroht.
Ausgleich: 1914 stimmt GB dem Bau der Bahn zu und Deutschland verzichtet dafür auf den Bau der Verbindung von der Stadt Basra bis zum Persischen Golf.
Britisch-französischer Konflikt in Afrika:
England wollte durchgehende Verbindung von Nord nach Süd (Kap-Kairo-Linie).Frankreich wollte ein geschlossenes Imperium von West nach Ost (zwischen Atlantik und indischem Ozean).
- Faschoda 1898
Britisch-deutscher Flottenwettstreit:
Das Deutsche Reich wollte mit seiner Risikoflotte Grossbritannien ebenbürtig werden. Deutschland wollte damit GB zu einem Bündnis drängen. GB fühlte sich herausgefordert und antwortete mit dem Schlachtschiffprogramm Dreadnoughts.
Neues Bündnissystem
Die Nachfolger Bismarcks kündigten 1890 die vertraglichen Bindungen mit Russland.
- Russland schliesst mit Frankreich ein geheimes Militärabkommen (gegenseitige Hilfe bei einem deutschen Angriff).
GB und Frankreich verständigten sich über Afrika (entente cordiale). GB und Russland verständigten sich über Mittel- und Ostasien.
- Beziehungen der Entente-Mächte F, R, und GB wurden dichter
Dreierbund D, OE und I zeigte Risse, weil Italien seit 1902 ein geheimes Abkommen mit Frankreich hatte, das gegenseitige Neutralität im Falle eines Krieges vorsah.
Lexikon
Imperialismus Ausdehnung der Herrschaft eines Staates über andere Länder durch Eroberung, Annexion oder Durchdringung: Kolonialismus oder Kapitaldurchdringung (Dollarimperialismus), Ablenkung von eigenen inneren sozialen Problemen (Sozialimperialismus) Þ Wirtschaftliches und politisches Abhängigkeits- und Ausnutzungsverhältnis zwischen fortgeschrittenen und unterentwickelten Staaten.
Kolonialismus Einrichtung von Handelsstützpunkten und Siedlungskolonien in schwächeren Ländern sowie deren Inbesitznahme durch überlegene Staaten.
1.WK
1.8.1914- 11.11.1918
Schlieffen-Plan: Frankreich durch einen blitzartigen Krieg im Westen über Belgien ausschalten und dann die gesamte militärische Kraft nach Osten gegen Russland richten.
Zangenangriff: Deutschland durch einen gleichzeitigen Angriff von Russland und Frankreich her militärisch besiegen. Problem: die russische Mobilmachung dauert etwa 3 Wochen. Die Bemühungen der Franzosen und Russen galten daher einer Verkürzung der Mobilmachungszeit.
Kriegsausbruch
Attentat von Sarajevo: österreichischer Thronfolger Franz Ferdinand wird ermordet.
Juli-Krise: Oe-U will Krieg gegen Serbien (30.6.1914) und würden in diesem Fall (6.7.1914) von Deutschland unterstützt.
Russland würde in diesem Falle in den Krieg eintreten.
25.7.1914: Oe-U erklärt Serbien den Krieg. Deutschland schreckt zurück, weil sich die Ententemächte gegenseitige Unterstützung zusicherten.
Russland macht die Truppen mobil.
Deutschland reagiert mit der Kriegserklärung an Russland (1.8.1914) und an Frankreich (3.8.1914).
Als am 3.8. deutsche Truppen durch Belgien marschierten, erklärte GB Deutschland und Österreich den Krieg (4.8.1914).
Kriegsziele
Deutschland: Vorherrschaft in Europa: direkte Annexion (nordfranzösische und belgische Schwerindustriegebiete und ganz Luxemburg) und indirekte wirtschaftliche Herrschaft (von Frankreich bis Polen und von Norwegen bis Italien).
Ententemächte:
Deutschland schwächen, als Konkurrent auf den Weltmeeren ausschalten.
Rheingrenze und Saarland mit reichen Kohlevorkommen an Frankreich, Dardanellen an Russland und freie Gestaltung der Westgrenze.
Epochenjahr 1917
Februarrevolution, Oktoberrevolution und Kriegseintritt der USA.
Kriegseintritt der USA: 1914 hatten sich die USA für neutral erklärt, gleichzeitig aber GB und F mit Waffen beliefert. Um das zu verhindern, setzte Deutschland U-Boote ein und griffen damit nicht nur Kriegsschiffe sondern auch Handelsschiffe der USA an.
1915-1916: Einstellung des U-Boot-Krieges.
1917: Deutschland will GB von den lebenswichtigen Einfuhren aus den USA abschneiden.
6.4.1917: USA erklärt Deutschland den Krieg.
Februarrevolution 1917: Soldaten verliessen Armee. Arbeiter in den Rüstungsfabriken streikten, Demonstrationen gegen schlechte Nahrungsmittelversorgung.
- politische Bewegung, die das Zarenregime beendete. Bürgerliche Regierung übernahm die Macht: sozialistischen Räte (Sowjets) der Arbeiter, Bauern und Soldaten [ Doppelherrschaft ].
Oktoberrevolution 1917: Bolschewiki stürzten die bürgerliche Regierung und proklamierten den ersten sozialistischen Staat der Welt. ÞNeue Regierung unter Lenin und Trotzki.
Sie boten den Mittelmächten sofort Waffenstillstand an.
- Friedensvertrag von Brest-Litowsk: Russland verliert Gebiete im Westen, Finnland und Ukraine und muss Lebensmittel und Rohstoffe liefern.
Der Zusammenbruch der Mittelmächte
Die Allierten setzen Tanks und Flugzeuge ein und konnten so den Stellungskrieg überwinden. Deutschland verlangte Waffenstillstand und hoffte auf das 14-Punkte-Programm von Wilson.
Durch Umbildung der Regierung wurde das Deutsche Reich im Oktober 1918 eine parlamentarische Monarchie. Nach Aufständen in vielen Städten riefen die Sozialdemokraten am 9.11. die Republik aus; der Kaiser floh. AM 11.11. unterzeichnete die neue Regierung den Waffenstillstand.
Versailles
USA: 14-Punkte_Plan von Wilson, gerechter Ausgleich, Errichtung eines Völkerbundes. Grossbritannien: Wiederherstellung des alten Gleichgewichtes, Reparationszahlungen.
Frankreich: Sicherheit gegenüber Deutschland, nie wieder militärische und wirtschaftlich starke Nachbarn, Reparationszahlungen.
Territoriale Veränderungen:
Oe-U aufgelöst
Posen und Westpreussen an Polen abtreten
Neue selbständige Staaten: Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien. Russland politisch isoliert.
GB und F verwalteten die arabischen Teile des Osmanischen Reiches und kontrollierten damit Ölvorkommen.
Abrüstung:
Abrüstung der besiegten Armeen.
Siegermächte wollten ebenfalls abrüsten, lösten dieses Versprechen jedoch nie ein. Die abgerüsteten besiegten Staaten fühlten sich hintergangen und ausgeliefert.
--> neue Quelle von Konflikten.
Völkerbund:
Alle Völker sollen zukünftig ohne Geheimdiplomatie zusammenarbeiten.
Gegenseitige Sicherheit, indem Friedensstörer isoliert werden.
Mangel: wichtige Staaten gehörten nicht zum Völkerbund.
- Arbeit zitieren
- Sara Hess (Autor:in), 1999, Internationale Politik und Imperialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94822
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