Thema: Exil in den USA 1933-1945
- Flucht in die USA gestaltet sich meist als sehr schwierig, Hilfe bietet das "Emergency Rescue Committee" in New York in Zusammenarbeit mit anderen Exilanten
- in die USA fliehen primär nicht nur Schriftsteller, sondern auch Journalisten und Publizisten
- rasche Amerikanisierung, private, berufliche und gesellschaftliche Integration, wie auch Flexibilität und Ausdauer, waren ein Muß, um seine Arbeit fortführen zu können
- unterschiedliche Grade der Anpassung
- Versuch, sich in den vorhandenen Medienmarkt zu integrieren --> amerikanische, fremdsprachige oder auslandsdeutsche Publikationen, Pressedienste oder Rundfunkprogramme
- eigene Publikationen gründen
- Chance, amerikanisches oder selten sogar auch deutschamerikanisches Publikum zu erreichen: organisierte Vortragsreisen ("lecture tours") zu allen nur denkbaren Gruppen, Vereinen, Colleges, Universitäten und Kirchengemeinden
- Tätigkeitsfeld emigrierter Journalisten meist bei der Exilpresse, trotz schlechter finanzieller Bedingungen, weil es eine relativ hohe Anzahl an Publikationen gab und der Einstieg am leichtesten schien
Einstieg in den amerikanischen Medienmarkt:
- aufgrund der ganz anderen medialen Struktur praktisch keine Chancen
- Mitarbeit nur für weitgehend Amerikanisierte möglich
- privatwirtschaftlicher Medienmarkt --> keine Möglichkeiten für dezidierte Linke oder gar Kommunisten (keine finanziellen Mittel, kein Publikum, keine Absatzmärkte; außer der kommunistischen Exilpresse)
- Unterkommen in verwandten Arbeitsbereichen, z.B. Forschungsinstitute, Universitäten und Colleges, Museen, Archive, Verlage
hier noch die besten Aussichten für Exilierte, weil
- berufliches Selbstverständnis am ehesten wie in der Heimat
- publizistische Nebenbeschäftigung möglich
- Anknüpfung an frühere wissenschaftliche Ausbildung oder Spezialgebiet
- manche Exilierte waren gezwungen, vorübergehend oder sogar dauerhaft fachfremde Tätigkeiten anzunehmen, meist handwerklicher oder kaufmännischer Natur; schriftstellerische oder journalistische Arbeit war in einem solchen Fall, wenn überhaupt, nur an freien Tagen oder nachts möglich
- Prominenz bedeutete keine Hilfe auf dem Arbeitsmarkt - seltsamerweise sind einige der prominentestem Journalisten der Weimarer Zeit beruflich gescheitert oder erheblich deklassiert worden, wie der frühere Chefredakteur der "Vossischen Zeitung", Georg Bernhard, oder der Theaterkritiker und Publizist Julius Bab
Amerikaner waren von früherer Berühmtheit nicht beeindruckt, besonders auch, wenn die Exilanten sich nicht anpassen konnten oder wollten
- Exilanten unternehmen auch Versuche, amerikanische Politik zu beeinflussen bzw. Amerika zum Eingriff in den Krieg zu bewegen, sowie auch von Amerika aus auf Deutschland Einfluß zu nehmen
Beispiele: Thomas Manns Radiosendungen nach Deutschland; Paul Tillich und Reinhold Niebuhr gründen im Frühjahr 1944 das "Council for a Democratic Germany"; Universitäten schließen sich zusammen zum "Universities Committee on Postwar International Problems"; Aufsatz von Wilhelm Sollmann mit dem Thema "How to Deal with Germany" (SOLLMANN, Wilhelm: "How to Deal with Germany" in einem Nachdruck von World Affairs, Band 105, Nr.2, Juni 1942, S. 82-86)
- nach Amerikas Eintritt in den Krieg (Dezember 1941) werden deutschsprachige Kurzwellendienste zur Inlands- und Auslandspropaganda errichtet
dringendes Bedürfnis an Emigranten als sprach- und landeskundige Berater und als Verfasser von Analysen und vertraulichen Berichten für den Geheimdienst
- anerkannteste deutsche Persönlichkeit in den USA: Dr. Thomas Mann
- Beispiel Ferdinand Bruckner
- Bemühungen, im Filmbetrieb oder in der Theaterszene der USA Fuß zu fassen
- Versuche, in englischer Sprache zu publizieren, amerikanische Themen aufzunehmen oder sich sogar an die Bedingungen des Broadway-Theaters anzupassen
- Versuch, durch die dramatische Gestaltung der amerikanischen Geschichte im Sinne von der Befreiung von nicht legitimierter Herrschaft auf die deutsche Situation hinzuweisen
Literaturliste
PANKAU, Johannes G.: "Amerikanische Geschichte als Paradigma der Befreiung - der Zusammenhang von politischer Wirkungsabsicht und kultureller Aneignung in Ferdinand Bruckners Exildramen 'Die Namenlosen von Lexington' und 'Simon Bolivar'" in PFANNER, Helmut F. (Hrsg.): "Kulturelle Wechselbeziehungen im Exil - Exile Across Cultures"; Bouvier, Bonn 1986. S.151-163
SCHNEIDER, Sigrid: "Deutsche Journalisten und Publizisten im New Yorker Exil: interkulturelle Kommunikationsprozesse und ihre beruflichen Folgen" in ebenda, S. 294-305
LANGKAU-ALEX, Ursula: "'Erziehungsdiktatur' oder 'Erziehung durch Demokratie?' Zum Konzeptionswandel im amerikanischen Exil nach 1940" in ebenda, S. 329-342
WINKLER, Michael (Hrsg.): "Deutsche Literatur im Exil 1933-1945"; Reclam, Stuttgart 1977
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Text über Exil in den USA 1933-1945?
Der Text thematisiert die Situation deutscher Journalisten, Publizisten und anderer Intellektueller, die zwischen 1933 und 1945 vor dem Nationalsozialismus in die USA flohen. Er beschreibt die Schwierigkeiten der Flucht, die Notwendigkeit der Anpassung und Amerikanisierung, sowie die verschiedenen Strategien, die Exilanten anwandten, um beruflich Fuß zu fassen.
Welche Schwierigkeiten ergaben sich bei der Flucht in die USA?
Die Flucht in die USA war oft sehr schwierig. Hilfe bot das "Emergency Rescue Committee" in New York in Zusammenarbeit mit anderen Exilanten.
Welche Berufsgruppen waren hauptsächlich unter den Flüchtlingen?
Primär flohen nicht nur Schriftsteller, sondern auch Journalisten und Publizisten in die USA.
Was war notwendig, um in den USA beruflich erfolgreich zu sein?
Rasche Amerikanisierung, private, berufliche und gesellschaftliche Integration, sowie Flexibilität und Ausdauer waren unerlässlich, um die Arbeit fortführen zu können.
Wie versuchten Exilanten, sich in den amerikanischen Medienmarkt zu integrieren?
Sie versuchten, sich in vorhandene Medien zu integrieren (amerikanische, fremdsprachige oder auslandsdeutsche Publikationen, Pressedienste, Rundfunkprogramme), eigene Publikationen zu gründen oder durch Vortragsreisen ("lecture tours") ein Publikum zu erreichen.
Warum war es schwierig, in den amerikanischen Medienmarkt einzusteigen?
Die mediale Struktur war sehr unterschiedlich zu Deutschland. Es gab kaum Möglichkeiten für dezidierte Linke oder Kommunisten, da der Medienmarkt privatwirtschaftlich orientiert war.
Welche alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten gab es für Exilanten?
Viele fanden Unterkommen in verwandten Arbeitsbereichen wie Forschungsinstituten, Universitäten, Colleges, Museen, Archiven und Verlagen. Manche waren gezwungen, fachfremde Tätigkeiten anzunehmen.
Spielte frühere Prominenz eine Rolle bei der Jobsuche?
Nein, frühere Berühmtheit bedeutete keine automatische Hilfe. Prominente Journalisten der Weimarer Zeit scheiterten teilweise beruflich, wenn sie sich nicht anpassen konnten oder wollten.
Wie versuchten Exilanten, die amerikanische Politik zu beeinflussen?
Sie unternahmen Versuche, Amerika zum Eingriff in den Krieg zu bewegen und von Amerika aus auf Deutschland Einfluss zu nehmen. Beispiele sind Thomas Manns Radiosendungen oder die Gründung des "Council for a Democratic Germany".
Welche Rolle spielten Emigranten nach Amerikas Kriegseintritt?
Nach Amerikas Eintritt in den Krieg wurden deutschsprachige Kurzwellendienste für Propaganda errichtet. Es bestand ein dringendes Bedürfnis an Emigranten als sprach- und landeskundige Berater und für den Geheimdienst.
Welche Werke werden in der Literaturliste erwähnt?
Die Literaturliste enthält Werke von Johannes G. Pankau, Sigrid Schneider, Ursula Langkau-Alex, Michael Winkler und Robert E. Cazden zu den Themen Exil, kulturelle Wechselbeziehungen und deutsche Literatur im Exil.
- Arbeit zitieren
- Kirk (Autor:in), 1997, Exil in den USA 1933-1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94826