Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, inwieweit der Sport und die Antike im Dritten Reich für nationalistische Zwecke instrumentalisiert wurden, wobei sich die XI Olympischen Spiele 1936 in Berlin hierbei ganz besonders für eine nähere Betrachtung der Wechselbeziehungen von Sport und Politik eignen. Es wurden sowohl der Sport, als auch die Antike bei Olympia 1936 in nie da gewesener Weise zu politischen Zwecken instrumentalisiert, um das Bild der Welt von Nazideutschland positiv zu beeinflussen.
Neben der Annexion von Gebieten wie dem Rheinland und Österreich oder gewaltsamen Überfällen, wie bspw. im Polenfeldzug, war der Sport für die Nationalsozialisten – neben der Propaganda – die wirksamste Methode ihre politischen Überzeugungen an möglichst viele Menschen heranzutragen und diese für sich und ihre perfide Ideologie einzunehmen. Es kann demnach nicht verwundern, dass Adolf Hitler trotz seiner anfänglichen Abneigung gegen die Olympischen Spiele, welche er als Erbe der verhassten „liberalistischen, pazifistischen und judenhörigen Gesellen“ der Weimarer Republik ansah, der Überzeugungskraft seines Propagandaministers Joseph Goebbels schlussendlich doch nicht widerstehen konnte. Goebbels überzeugte Hitler davon die XI Olympischen Spiele in Berlin stattfinden zu lassen, um der Weltgemeinschaft damit das neue Deutschland unter dem Hakenkreuz präsentieren zu können und somit den Herrschaftsanspruch der Nationalsozialisten auch vor den Augen des Auslands zu legitimieren.
Im Zuge der nationalsozialistischen Herrschaft erfuhr sowohl die Antike als auch der Sport eine positive ideologische Aufwertung und so entlehnte man dem antiken Vorbild der Olympischen Spiele zahlreiche Symbole, Riten und Praktiken, um sich als Nachfolger der alten Hellenen zu stilisieren. Der Rückgriff auf die Antike diente vor allem dazu „dem Dritten Reich eine weltgeschichtliche Dimension zu verleihen, es historisch zu legitimieren und damit zu dauerhafter Herrschaftsstabilisierung beizutragen.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sport im antiken Griechenland am Beispiel der Olympischen Spiele
- Krieg und Spiele - Die hellenische Agonistik
- Die Neuentdeckung des Olympischen Gedankens als nationales Prestigeobjekt der europäischen Staaten
- Die Antike-Rezeption im Dritten Reich
- Hellenen als ,nordische Vorläufer der Germanen'
- Sparta als Archetypus des völkisch-totalitären Rassenstaates
- Die Bedeutung und Instrumentalisierung von Sport im Nationalsozialistischen Deutschland
- mens sana in corpora sano - Die völkische Leibeserziehung als Mittel zur nationalsozialistischen Machtentfaltung
- panem et cirecenses - Inszenierung von Sport und Antike im NS-Staat am Beispiel der XI.Olympischen Sommerspiele in Berlin 1936
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Instrumentalisierung von Sport und Antike im Dritten Reich für nationalistische Zwecke. Der Fokus liegt dabei auf den XI. Olympischen Spielen 1936 in Berlin, die die Wechselbeziehungen zwischen Sport und Politik deutlich demonstrieren.
- Die Rolle des Sports im antiken Griechenland, insbesondere die hellenische Agonistik und die Olympischen Spiele der Antike.
- Die Wiederbelebung der Olympischen Idee im Europa der Renaissance und ihre nationalistische Bedeutung.
- Die Rezeption der Antike im nationalsozialistischen Deutschland, insbesondere die Verbindung von nordischer und griechischer Herkunft sowie die Vorbildfunktion Spartas.
- Die Instrumentalisierung des Sports im Nationalsozialismus, insbesondere die völkische Leibeserziehung und ihre Verbindung zur Rassenlehre.
- Die Inszenierung von Sport und Antike im NS-Staat am Beispiel der XI. Olympischen Spiele in Berlin 1936.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale These der Arbeit vor: Der Sport wurde im Dritten Reich für nationalistische Zwecke instrumentalisiert, wobei die XI. Olympischen Spiele 1936 ein besonders prominentes Beispiel für diese Verbindung von Sport und Politik darstellen.
Kapitel 2 widmet sich der Rolle des Sports im antiken Griechenland, insbesondere der hellenischen Agonistik und den Olympischen Spielen der Antike. Es werden die Funktionen und die soziale Bedeutung des Sports in dieser Zeit beleuchtet, wobei der Fokus auf dem Zusammenspiel von Krieg und Spielen liegt.
Kapitel 3 beschreibt die Wiederbelebung der Olympischen Idee im Europa der Renaissance. Es wird gezeigt, dass diese Neuentdeckung vor allem nationalistischen Zielen diente und die Olympischen Spiele als Symbol nationaler Stärke und Prestige genutzt wurden.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Rezeption der Antike im nationalsozialistischen Deutschland. Hier wird die Herleitung einer nordisch-griechischen Herkunftslinie analysiert, die die Nationalsozialisten als Legitimation ihrer rassischen Ideologie nutzten. Ebenso wird die Vorbildfunktion Spartas für die Erziehung im NS-Staat untersucht.
Kapitel 5 widmet sich der Instrumentalisierung des Sports im Nationalsozialismus. Es werden die Rolle der völkischen Leibeserziehung und ihre Verbindung zur nationalsozialistischen Rassenlehre beleuchtet, sowie die Inszenierung von Sport und Antike am Beispiel der XI. Olympischen Spiele in Berlin 1936.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Instrumentalisierung von Sport und Antike für nationalistische Zwecke, insbesondere im Nationalsozialismus. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Agonistik, Olympische Spiele, Nationalismus, Rassenideologie, völkische Leibeserziehung, Propaganda, Inszenierung, Berlin 1936.
- Arbeit zitieren
- Sina Wilde (Autor:in), 2020, Nationalistische Instrumentalisierung des Sports in der Antike und im Nationalsozialismus. Die antike Agonistik als Vorbild der deutschnationalen Volkserziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/948276