Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2. Was ist die Renaissance?
2.1 Begriffserklärung
2.2 Der Renaissance Mensch
3. Die Rolle der Philosophie in der Renaissance
4. Welchen Einfluss hat die Renaissance auf die Religion?
4.1 Erasmus von Rotterdam bedient sich aus der antiken Philosophie
4.2 War die Renaissance im Hinblick auf die Wiederentdeckung der Philosophie der Antike, ein Kulturbruch oder eine Kontinuität?
5. Schlussteil
6. Quellenverzeichnis
1.Einleitung
Die Renaissance wird von vielen als eine Epoche in Europa betrachtet, in der die Antike wiederbelebt wurde. Sei es die Literatur, die Kunst, die Wissenschaft, oder gar die Bauwerke: Beinahe alles aus der Antike wurde wiederverwendet. Dabei werden mit all diesen innovativen Änderungen schnell weitere wichtige Faktoren wie die Pest, die in Europa wütete und der weiterhin große Einfluss der Kirche auf das Leben der Menschen meistens übersehen und ein Urteil über die Moderne der Renaissance wird überhastig geklärt.
Ein interessantes Gebiet bei der Rezeption der Antike ist die Philosophie. Dabei spielten die Lehren der antiken Philosophen eine große Rolle für die Philosophen und Humanisten aus der Renaissance. Doch inwiefern wurde die Philosophie mit der Religion kombiniert, beziehungsweise legitimiert? Man kann nicht abstreiten, dass die Religion auch weiterhin das Leben der Menschen bestimmte. Auch wenn die Kirche zur Zeit der Renaissance mit vielen innerlichen Problemen wie das Abendländische Schisma und vor allem mit dem Reformator Martin Luther zu kämpfen hatte, stellt sich die Frage, ob auch die Philosophie eine Rolle in dem Verständnis des Lebens spielte und ob dies dementsprechend ein Zeichen für ein Kulturbruch gewesen ist.
Die Hausarbeit beginnt mit der Begriffsdefinition der „Renaissance“ und soll insbesondere die Problematik die damit verbunden ist, aufklären. Die Renaissance war keine Zeitspanne, wo alle Menschen von den Ideen dieser „Wiedergeburt“ betroffen waren. Dies soll vor allem auch mit der Auflistung des Renaissancemenschen, mit der Einteilung für die Frau und dem Mann, geschehen. Es wird zwar deutlich, dass die Renaissance viele Ansätze hat, die es zuvor im Mittelalter nicht gab, wie zum Beispiel die leichte Emanzipation der Frau. Besonders hilfreich für das Herschffen der Informationen war die Lexikonreihe von Will Durant. Es geht in dem Band um eine sehr ausführliche Beschreibung des Lebens in der Renaissance. Etwas spezifischere Antworten über die Rolle der Frau in der Renaissance konnten in Ursula Meyers Werk gefunden werden. Alle anderen Werke zu dem Kapitel wurden zur Ergänzung oder Bestätigung der gewonnenen Informationen benutzt.
In einem nächsten Schritt soll spezifischer auf die Rolle der Philosophie in der Renaissance eingegangen werden. Es werden mit den „Aristotelikern“ und „Platonikern“ zwei wiederkehrende Schulen genauer unter die Lupe genommen. Eine wichtige Frage in diesem Kapitel ist auch, inwiefern die Philosophie mit der Religion zurechtkommt. Dazu schauen wir uns die Jenseitsvorstellungen im antiken Griechenland genauer an, da diese parallelen mit dem Christentum haben. Eine anschließende Rezeption der Philosophie in der Renaissance soll auch veranschaulicht werden, wobei dies natürlich schwer zu skizzieren ist, da mehrere Philosophen in der Renaissance miteinander verglichen werden müssen. Für die Informationsbeschaffung in diesem Kapitel konnte erneut mit Will Durants Lexikonreihe eine Hand voll Philosophen gefunden werden, die allesamt unterschiedliche Grundsätze verfolgten. Aber auch Aufsätze von Lloyd P. Gerson sollten Begrifflichkeiten wie den Platonismus aufklären und die Aufsätze von Ritter und Effenberger wurden für die Erklärung der Jenseitsvorstellungen im Hellenismus benutzt. Alle anderen benutzen Werke galten als Ergänzung oder Bestätigung für die gesammelten Informationen.
Anschließend soll mit dem Humanisten und Theologen Erasmus von Rotterdam gezeigt werden, dass die Philosophie durchaus eine Rolle im Alltag eines Gläubigen spielen konnte, da Grundsätze aus der Philosophie argumentativ für die Legitimität der Religion verwendet wurden. Dazu dient Erasmus von Rotterdams Streitschrift, wo vor allem seine Assertio analysiert wird, um zu zeigen, dass Erasmus von Rotterdam von den Lehren des „Stoizismus“ beeinflusst war. Es soll vor allem geklärt werden, dass es neben den Philosophen aus dem vorherigen Kapitel auch welche gab, die Grundsätze der Philosophie mit der Religion vereinbaren wollten. Weitere in dem Kapitel erwähnten Werke wurden für Begriffsdefinitionen verwendet.
Im letzten Kapitel wird die Frage untersucht, ob die Philosophie letztendlich mitverantwortlich für einen möglichen Kulturbruch der Renaissance ist. Es stellt sich heraus, dass diese Frage nicht einfach zu beantworten ist, da es auf der einen Seite den Anschein einer Rationalisierung hatte und auf der anderen Seite war nicht jeder von diesen Gedanken betroffen. Viele lebten den Mittelalter einfach weiter, und da kann man eher von einer Kontinuität des Mittelalters sprechen. Peter Burke’s Werk sollte dabei veranschaulichen, dass die Renaissance eine Kontinuität des Mittelalters gewesen ist. Mit Eckhardt Keßler sollte Pico della Mirandolas Sicht über den Menschen und mit Annette Kehnel sollte Papst Innozenz III. Sicht über den Menschen dargestellt werden. Mit dieser Gegenüberstellung hatte man zum Abschluss noch ein Argument, dass die Renaissance einen Schritt zum Kulturbruch hatte und diese Frage letztendlich nicht einfach beantwortet werden kann.
2. Was ist die Renaissance?
2.1 Begriffserklärung
In diesem Kapitel soll der Begriff der Renaissance betrachtet werden. In einem ersten Schritt wird über das Wort selbst berichtet, wann sie vermutlich entstanden ist und was die Ziele und Ideen der Renaissance gewesen sind. In dem nächsten Schritt wird erläutert, dass die Renaissance eher ein Prozess als eine plötzliche Entstehung war und dementsprechend viel weiter zurückgeht, als dem Höhepunkt der Renaissance. Des Weiteren wird erklärt, dass die Renaissance nicht nur im Bereich der Architektur und Kunst einen Aufschwung bekam, sondern auch mit der Beschäftigung Philosophischer Aspekte wie der Wille des Menschen welches einen großen Schritt in Richtung Moderne wagte. Schließlich folgt eine Beschreibung der Tatsache, dass die Entwicklungen der Renaissance im Hinblick auf die Bauwerke und Künste, sowie Ideen und Innovationen, letztendlich einen Schleier auf die etwas brutale und kriegerische Wirklichkeit warfen.
Das Wort „Renaissance“ kommt aus dem französischen und bedeutet übersetzt „Wiedergeburt“. Mit einer Wiedergeburt kann man laut Jacob Burckhardt nicht nur die Wiedergeburt der Antike verstehen1. Die Renaissance reicht bis zu Interpretationen über die Geburt des modernen Menschen, die Modernisierung ausgehend vom Mittelalter, aber auch als Epoche von Entdeckungen2 aber auch innovativen Erfindern wie Leonardo Da Vinci und Künstlern wie Albrecht Dürer, die monumentale Werke der Renaissance erschaffen haben3.
Wichtig ist zu erwähnen, dass die Renaissance nicht urplötzlich entstanden ist, sondern vielmehr ein Prozess aus den Entwicklungen, Ideen und Institutionen ausgehend vom 15./16. Jahrhundert war. Schaut man sich beispielsweise Francesco Petrarca’s4 Lebzeit im 13. Jahrhundert an und vergleicht diese mit den Lebzeiten von Leonardo Da Vinci und Albrecht Dürer (15. Jahrhundert), dann erkennt man diesen Prozess, der sich über Jahrhunderte hinweg geformt hat. Laut Ursula Meyer befindet sich die Renaissance auch im Übergang von dem Mittelalter in die Neuzeit5. Dies charakterisiert die Renaissance als quasi Übergangsphase, welche sich aber wahrscheinlich ohne die Bedingungen des Mittelalters sich nicht entwickeln würde.
Die wohl wichtigste Erneuerung nach dem Mittelalter war, wie bereits im ersten Absatz angedeutet, die Erkenntnis über die Würde des Menschen und die Wertschätzung der Kultur. So begann man sich die Antike als Vorbild zu nehmen, und die Architektur bekam somit einen ästhetischen Aufschwung. Mit Erasmus von Rotterdams Streitschrift wurde sogar über den freien Willen des Menschen gesprochen, und es kamen mehrere Philosophische Ansätze hinzu, welches die totale Kontrolle der Kirche über den Menschen (nur) in Ansätzen auflockerte.
Womit sich Burckhardt und Tönnesmann einig sind, ist das Verschleiern negativer Aspekte der Renaissance: So erzählt Tönnesmann, dass die Werke der Renaissance lediglich nur das ausdrückten, was sie gerne sein wollten6 und die Kriege sowie die Brutalität sowie den Mangel an materieller und ideeller Not zu der Zeit verschleierten7. Nicht zuletzt sei die Renaissance, nach Burckhardt, nicht mehr als nur ein Versuch etwas zu errichten, was man gern sein wollte8.
2.2 Wie soll der „Renaissance Mensch“ aussehen?
In diesem Kapitel soll die Vorstellungen über den Renaissancemann und die Renaissancefrau beschrieben werden. Dabei wird festgestellt, dass nicht jeder ein „Renaissance Mensch“ sein kann und dass es deswegen keine feste Definition für das Wort gibt. Sowohl die Frau als auch der Mann erleben mit den Konzepten der Renaissance einen kleinen Aufschwung in die Moderne und eine damit verbundene Ablösung der Religion.
Der Renaissancemann und die Renaissancefrau
Häufig hört man den Begriff „Renaissancemann“. Darunter versteht man, dass es einen bestimmten Lebensstil während der Renaissance gab, welches verfolgt wurde. Laut Burckhardt wäre dieser Lebensstil nur unter bestimmten Leuten zu beobachten gewesen. Nicht als „Renaissance Menschen“ galten zum Beispiel Bauern, oder das italienische Proletariat9, aber auch die Geschäftsmänner blieben unverändert10. Der Renaissancepriester jedoch änderte sich: „Er genoss mehr und glaubte weniger11 “. In der Charakterisierung Burckhardts über den Priester wird vor allem auch deutlich, dass er gebildet ist, für alles offen (Philosophie, Kunst) ist und ein vornehmer Mann mit einer Liebe zur Logik und Schönheit ist12.
Allerdings betont Burckhardt ausdrücklich, dass es verschiedene Menschenbilder in der Renaissance gab und man deswegen nicht von einem „Renaissancemann“ reden kann. Der einzige Unterschied vom Übergang des Mittelalters zur Renaissance sei es gewesen, dass man das Leben mehr genoss13. Ob dieser Genuss letztendlich für jedermann verfügbar war, bleibt jedoch fraglich. Man könnte eher behaupten, dass dies nicht der Fall gewesen ist, wenn man sich den italienischen Humanisten und Philosophen Pietro Pomponazzi14 anschaut. Dieser ist nämlich der Ansicht, dass man den Menschen weiterhin die Angst vor Gott predigen soll, sodass aus ihm ein anständiger Mensch wird15. Das setzt also voraus, dass die Art und Weise wie Religion im Mittelalter praktiziert wurde, weiterhin stattfinden soll und dass dementsprechend nicht alle Menschen an den Genuss der Renaissance kommen würden.
Neben dem Renaissancemann gab es auch die Renaissancefrau. Die Emanzipation der Frau nahm mit der Renaissance ihren Anlauf16. Auch wenn die Durchschnittsfrau der Renaissance nicht davon betroffen war, konnte eine gebildete Minderheit der Frauen auch ein Mitspracherecht haben17. Mit dem Aufsteigen des Interesses für äußeres Aussehen konnten Frauen sich schick kleiden18. In der Zeit der Renaissance konnte die Frau aber auch philosophieren und über Literatur sprechen19 (vorher, wenn schon eine Männerbeschäftigung gewesen), aber auch regieren wie zum Beispiel Caterina Sforza20. Auch wenn diese Möglichkeiten nicht für jede Frau zugänglich waren, lässt sich sagen, dass die Frauenrolle mit der Renaissance einen Anfang bekommen hat und das die Frau, wie es Burckhardt erwähnt, aus der „mittelalterlichen Gefangenschaft und mönchischer Verachtung“ erlöst wird21.
3. Die Rolle der Philosophie in der Renaissance
Die Renaissance war eine Wiederentdeckung des Antiken. Dies setzte also nicht nur die Wiederentdeckung von alten Bauwerken und Kunstwerken voraus, sondern auch die der Philosophie. In diesem Kapitel geht es um die „Aristoteliker“ und „Platoniker“, welche in der Renaissance wiederkehren. Es sollen in einem ersten Schritt die beiden Schulen vorgestellt werden und danach soll anhand eines Beispiels mit den Jenseitsvorstellungen Platons und der Metaphysik Aristoteles, die Rezeption und Wahrnehmung dieser Gedanken in der Renaissance skizziert werden. Schließlich soll mit dem Beispiel des Humanisten und Philosophen Pietro Pomponazzi verdeutlicht werden, dass die Philosophie der Renaissance als eine Art Instrument von den Gelehrten benutzt werden kann, um die Gedanken der Menschen zu beeinflussen.
Was wieder in die Universitäten des Mittelalters eintraten waren die Begriffe „Aristoteliker“ und „Platoniker“22. Der Platonismus war im Antiken Griechenland die wohl am breitesten angewandte Schule23 und umfasste verschiedene Philosophische Ansätze des Philosophen Platon. Ausgehend von diesen Ansätzen und Ideen konnte man Spekulationen über bestimmte Themen betreiben24. Im Gegensatz zum Platonismus gab es den Aristotelismus, der ausgehend von den Gedanken von Aristoteles betrieben wurde.
[...]
1 Burckhardt, S.5
2 Ebenda, S.5
3 Tönnesmann, S.7
4 Er gilt als Mitbegründer des Renaissance- Humanismusgedanken
5 Meyer, S.73
6 Tönnesmann, S.8
7 Ebenda, S.8
8 Burckhardt, S.6
9 Ebenda, S.346
10 Ebenda, S.346
11 Ebenda, S.346
12 Ebenda, S.346-347
13 Ebenda, S.347
14 Im späteren Verlauf von Kapitel 3 wird noch genauer auf Pomponazzis Sicht auf den „einfachen“ Menschen eingegangen
15 Burckhardt, S.310
16 Ebenda, S.347
17 Ebenda, S.347
18 Ebenda, S.349
19 Ebenda, S.350
20 Ebenda, S.350
21 Ebenda, S.350
22 Ebenda, S.306
23 Gerson, S.1
24 Ebenda, S.1; Ebenfalls auf dieser Seite kritisiert Gerson die fehlende Grenze des Platonismus: Man könnte sich einfach als Platoniker bezeichnen, wenn man einen Ansatz in den Topf des Platonismus warf.