Flusser, Vilém - Biografie


Ausarbeitung, 1999

8 Seiten


Leseprobe


Vilém Flusser - Biografie

Kommunikations- und Medienphilosoph, der über Fundamente und Perspektiven der "Kommunikationsrevolution" nachdachte.

Vilem Flusser kam am 12. Mai 1920 in Prag auf die Welt und wuchs in einer jüdischen Gelehrtenfamilie auf (der Vater war Professor für Mathematik an der Karlsuniversität).

1939 beginnt Flusser ein Studium der Philosophie. Noch im selben Jahr flieht er mit Edith Barth, seiner späteren Frau, und deren Familie nach London; von dort wandert er 1940 nach Brasilien aus. Flussers Vater wird in Buchenwald zu Tode geprügelt, Mutter und Schwester werden in Auschwitz ermordet.

In Rio de Janeiro heiratet er Edith Barth; das Paar läßt sich in São Paulo nieder. Drei Kinder werden geboren. Durch Tätigkeiten als Sekretär und Repräsentant in Import-Export-Firmen, später als Mitgesellschafter einer kleinen Fabrik für Radios muß Flusser bis Ende der fünfziger Jahre den Lebensunterhalt für seine Familie verdienen. ,,Das bedeutete, daß man am Tag Geschäfte trieb und in der Nacht philosophierte."

Philosophieren heißt für Flusser: Schreiben. Doch der Erfolg läßt auf sich warten: Erst im April 1961 erscheint Flussers erste Veröffentlichung in der Revista Brasileira de Filosofia, ab September folgen kurze Texte in der Zeitung Estado de São Paulo. Dann jedoch beginnt eine rasche und steile Karriere als Publizist, aber auch als Dozent an verschiedenen Paulistaner Universitäten. 1962 wird Flusser Mitglied des Brasilianischen Philosophischen Instituts, 1963 Professor für Philosophie der Kommunikation, im selben Jahr erscheint auch sein erstes Buch: Lingua e Realidade.

Flusser wird in den Beirat der Kunstbiennale von São Paulo berufen, 1966/67 reist er als Emissär des brasilianischen Außenministeriums nach Europa und Nordamerika und knüpft zahlreiche Kontakte, u.a. zu deutschen Zeitungen und Zeitschriften. Von einer der zahlreichen Europareisen, die sich anschließen, kehrtFlusser trotz der großen Popularität, die er mittlerweile in São Paulo genießt, nicht mehr nach Brasilien zurück, sondern läßt sich gemeinsam mit seiner Frau zuerst in Meran, dann an der Loire und schließlich in der Provence nieder.

Flusser fängt neu an und hält in Aix und Marseille Vorlesungen über Kommunikation, entdeckt die neuen Medien und Technologien als ,,sein" Thema, publiziert weiterhin in Brasilien, aber auch in Frankreich, Amerika und zunehmend im deutschsprachigen Raum, doch auch hier läßt der Erfolg lange auf sich warten.

1983 erscheint die erste deutschsprachige Buchveröffentlichung Für eine Philosophie der Fotografie, und auch dieses Mal geht es dann Schlag auf Schlag: Vorträge, Zeitschriftenpublikationen, Bücher, Reisen, Gastdozenturen und immer wieder Vorträge.

1991, nach einem Auftritt vor 800 Zuhörern in Essen, spricht er zum erstenmal davon, daß er den "Durchbruch" geschafft habe. Nur wenige Wochen später, am 27. November 1991, wird er Opfer eines tödlichen Verkehrsunfalls nahe der deutsch-tschechischen Grenze; am Tag zuvor hatte er, auf Deutsch, seinen ersten und einzigen Vortrag in seiner Heimatstadt Prag gehalten: Paradigmenwechsel lautete das Thema.

Im November 1997 wird Vilém Flusser posthum der Siemens Medienkunstpreis verliehen.

Obwohl Flusser seine Themen rund um den Begriff "Krise" fand (den er dann meistens nicht als Krise im negativen Sinn, sondern vielmehr als Kultur- und Kommunkationsrevolution darstellt) hat er sich immer auf ermutigende Weise geweigert, Pessimist zu sein. Er sah die Menschen in der Situation, sich darüber aufgeklärt zu haben, ein Nichts im Nichts zu sein. Die moderne Wissenschaft habe gezeigt, daß das Objekt nicht etwas Solides sei, sondern eine Ausbuchtung einander kreuzender Beziehungsfelder. Die moderne Psychologie und Existenzanalyse legten nahe, daß es im Menschen keinen "harten Kern" gebe.

Wer aber nicht mehr an die Dinge glauben könne, glaube auch nicht mehr an das Heil, an ein Ziel der Geschichte und an die technische Herstellbarkeit des Glücks. Die hieraus folgende Krise sei so umfassend, daß der herrschende Code menschlicher Kommunikation, das lineare Alphabet, mit in den Abgrund gerissen werde.

Flusser beschreibt den neuen "Code der technischen Bilder", der dabei ist, das Alphabet abzulösen. Er arbeitet den Unterschied zwischen technischen Bildern als "Bilder von Begriffen" und traditionellen Bildern heraus, die noch eine Realität abbilden. Und er beleuchtet die verzweifelte Lage der menschlichen Kommunikationsstrukturen: Im Zuge des Umbruchs der Codes geraten die Methoden menschlicher Verständigung zu wirkungslosem Leerlauf (z.B. in der Politik) und bewußtlosem programmiert-werden durch die Massenmedien, die sich der neuen Technobilder (Fotografie, Filme, Fernsehen) bedienen. Es drohe ein vollautomatisierter totalitärer Techno-Staat.

Dabei will Flusser auf keinen Fall allein "die Sender" für das Geschehen verantwortlich machen. Wir alle seien (noch) nicht in der Lage, mit Technobildern und neuen Medien angemessen umzugehen, weil wir - noch alphabetisch konditioniert - mit unserem geschichtlichen Bewußtsein hilflos in einer Welt herumruderten, die schon längst einen neuen Code schreibe.

Unverzichtbar sei jedenfalls eine änderung der Kommunikationsstrukturen weg von der Amphitheater-Struktur "Großer Sender - Massenpublikum" hin zu einer dialogischen Struktur, bei der jeder Teilnehmer gleichzeitig Sender und Empfänger ist. Mit dem Internet ist also eines der Flusserschen Hauptanliegen Realität geworden - und wir alle werden darüber mitbestimmen, ob es zu einem "Amphitheater" degeneriert oder nicht.

Auch wenn immer wieder behauptet wird, Flusser eigne sich nicht zum ,,Prophet" des bevorstehenden Multimediazeitalters, ist seine visionäre und durchaus optimistische Vorstellung von der Entwicklung und sozialen/politischen Auswirkungen der Vernetzungsmedien, lange bevor das Internet im heutigen Sinn überhaupt entwickelt wurde, bemerkenswert.

MEDIENKULTUR

Sammlung von repräsentativen Schriften und Vorlesungen

Wenn man die westlichen Industrienationen heute betrachtet so fällt im Vergleich zu früheren Zeiten (Vorkriegszeit) und etwa den (ehem.) Ostblockstaaten auf, daß nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens um ein vielfaches farbiger gestaltet sind. Diese ,,Farbexplosion" um uns herum hat ästhetische Gründe, mehr jedoch hat sie die Funktion einer immer bedeutender werdenden, mehr oder weniger neuartigen Kommunikationsform. Eine rote Ampel signalisiert etwas wichtiges einzig und allein durch ihre Farbe, die Farbenpracht von Werbeplakaten hat die gleiche Funktion wie Pflanzen, die durch ihre leuchtenden Blütenfarben die Aufmerksamkeit (von Werbeklientel/bestäubenden Insekten) auf sich zieht.

Neuartige Kommunikationsformen: Bildersprache, ,,Technocodes":

Werbung (Fernsehen, Plakat, Print, Produktverpackung, ...)

Verkehrssystem, andere ,,Reglements"

Kleidung

Comics

Fotografie, Fernsehen, Multimedia, Video, Kino

Flusser nennt diese mal kronketeren, mal verschlüsselteren Botschaften ,,Technocodes".

Diese sind sowohl Auswirkung wie auch Verursacher einer allgemeinen Entwicklung unserer Kultur weg von den ,,klassischen" Kommunikationscodierungen (Sprache, Schrift, Gestik), die weniger ,,handfest" aber dafür ,,geschmeidiger" sind als die neuen, hin zu einer technisch produzierten und reproduzierenden Bildersprache. Diese ist im Vergleich zur Schriftkommunikation mehrdimensionaler, d.h. es können synchron mehrere Informationen vermittelt und aufgenommen werden, während ein Text nur einen linearen Informationsfluß erlaubt. Diese Form der Übermittlung von Informationen ist nicht wirklich neu, da sie vergleichbar mit derjenigen ist, die vor der Entwicklung des Alphabets üblich war (Höhlenmalereien, Fresken, Kirchenfenster...). Der Unterschied liegt darin, daß diese Bildersprache ein Werk künstlerischer Handlungen war, die Technocodes jedoch mit technischen Mitteln hergestellt werden, aber beide publizieren durch selektive Reproduktion von Bildern und Geschehnissen Theorien, ´Modelle´ unserer Welt. Elemente aus allen Epochen der Weltgeschichte werden in den neuen Medien mit immer aufwendigen technischen Mitteln der Technik reproduziert, ge-,,themed".

THEMING: ´Ziel jedes Theming ist die Kontrolle des ästhetischen Erlebnisses, die Eliminierung alles Zufälligen und damit damit die gezielte Produktion von Erfahrung. Was in der Wirklichkeit komplex und verwirrend ist, eine Großstadt etwa, wird symbolisch verknappt: zum ,,Thema" kondensiert. Denn das läßt sich in seiner artifiziellen Reduktion anstrengungsloser genießen als die facettenreichere Realität.´

(Aus: )

Man kann also sowohl von einer Rückbesinnung sprechen als auch von einer innovativen, ja revolutionären Kommunikationsform, die anderes und mehr vermag als die schriftliche. Es ist jedoch nötig, diese Codes ,,lesen", entschlüsseln zu lernen. Diejenigen, die mit ihnen aufwachsen, erlernen diese Fähigkeit mehr oder weniger automatisch, während es für Menschen, die allein mit der Schriftkultur aufgewachsen sind, eine mehr oder weniger aktive Anstrengung darstellt. Flusser meint, daß diejenigen, die nicht in der Lage sind oder sich weigern, die Codierung der Bildersprache zu entschlüsseln, zu Analphabeten in einer neuen Definition werden, während die ,,neue Generation" von Mediennutzern die zunächst virtuellen Welten auf dem Bildschirm in den realen weltgeschichtlichen Kontext einzuordnen vermögen. Er geht sogar so weit, von einem Ende der Geschichte im ursprünglichen Sinn zu sprechen, da unsere Kultur aus der Welt der ´Erklärungen´ herausschreite in die Welt der ´Modelle´. Diese Entwicklung (,,Krise der Werte") bewirkt jedoch nicht das Aussterben der Texte, vielmehr wird das Lesen und Schreiben wieder zum Luxus, der hauptsächlich von einer intellektuellen Elite (wie groß diese auch sein mag) praktiziert wird, trotz oder gerade wegen ihrer langwierigeren, anstrengenderen und ,,farblosen" Informationsvermittlung.

- Texte erlauben es, Bilder in Begriffe aufzul ö sen. (Erkl ä rungen)

Die Erfindung und Entwicklung des Alphabets machten es möglich, aus ´Ereignissen´ ´Geschehnisse´ zu machen und die Sprache und das Denken zu ,,disziplinieren" , ,,linerarisieren", indem es in eine genormte Codierung gefasst wird. Das Lesen und Schreiben ist ,,anstrengender" als das Erfassen von Technocodes, der Vorteil liegt nach F. darin, daß es ,,ein unkritisches Empfangen von Informationen unmöglich" macht.

- Technocodes erlauben es, sich Bilder von Begriffen zu machen. (Modelle)

Sie können zum Bespiel neben dem Gesprochenen auch die Gestik und Mimik des Sprechenden vermitteln und sind damit nicht nur leichter zu ´konsumieren´, sondern auch mehrdimensionaler als die Alphabetcodes. Sie vermitteln eine Form der Imagination, die die Texte nicht erreichen können.

Die menschliche Gesellschaft und Kultur stellt F. dar als ein Gewebe aus Informationen. Es gibt das universelle Einzelbewußtsein und eine Art kollektives Gedächtnis, das sämtliche Informationen der Menschheit beinhaltet (Kultur, Wissenschaft, ...) und das diese direkt und in zunehmendem Maße auch mittels technischer Geräte und Wege intern austauscht. Der Mensch definiert sich innerhalb dieses Gewebes gewissermaßen als die Summe der Informationen die er aufnimmt, speichert und mittels unterschiedlicher Codierungen weitergibt, aber auch selbst erzeugt. Dazu kommt ihm in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Computer ein Werkzeug zu Hilfe, das sowohl den Alphabetcode verarbeiten kann (und damit hilft, die ,,Textinflation", die nach Flusser dafür verantwortlich ist, daß kaum mehr jemand ´richtig´liest) als auch die Technocodes (Bilder&Töne). Mit ihm wird es möglich, unterschiedlichste Informationen aus der Welt und der Kultur festzuhalten, zu verformen, miteinander zu kombinieren und, zumindest theoretisch, mit jedem Menschen auf der Welt auszutauschen. Dies setzt der Linearität des auf Papier Geschriebenen eine ´chaotische´, fraktale Informationsstruktur entgegen, die weitaus demokratischer und universeller ist. F. spricht von einer radikalen Veränderung, die die elektronischen Medien auf die menschliche Informations- und Kommunikationskultur und, da diese sich immer mehr als wichtigstes Element der zivilisatorischen Entwicklung herausstellt, auf alle Bereiche der menschlichen Gesellschaft ausüben. Dabei unterscheidet er aber grundlegend zwischen dem ´Einbahnstraßen-Medium´ Fernsehen, das ausschließlich das Konsumieren von Informationen ermöglicht. Dadurch wird Demokratie und aktive Kritik (außer durch um- oder abschalten) ausgeschlossen. Das ganz neue, ´reversible´ Medium World Wide Web (das Flusser mehr visionär sieht als wirklich schon kennt, die Bezeichnung fällt jedenfalls nicht), das über den Computer zugänglich ist hat dagegen die Fähigkeit, mit dem technocode- oder textproduzierenden Gegenüber einen emanzipierten Austausch zu praktizieren. Während es beim Fernsehen die ´Sender´ auf der einen Seite und den ´Empfänger´ am anderen Ende des Kabels gibt, die Informationsstruktur also gebündelt und monopolisiert ist, so sind wir nach F. auf dem Weg in die ,,telematische Informationsgesellschaft", in der durch ,,Zerstäubung" der Informationserzeugung jeder sowohl Empfänger als auch Sender ist und der sich vorher nie dagewesene Perspektiven eröffnen: die neuen Apparate bedeuten nicht nur technische Neuerungen, sondern bewirken eine regelrechte Kulturrevolution. Die ,,klassischen" Technocodes wie z.B. das Kino werden von dieser Gesellschaft mehr oder weniger bewußt benutzt als Mittel zum eskapieren, der programmierende Effekt von nicht beeinflußbaren, dafür um so farbigeren und bombastischen Technobildern wird ausdrücklich gewählt, um für ein paar Stunden in diesen versinken zu können. Eine echte Programmierung findet dadurch, daß dieser Effekt ausdrücklich erwünscht ist, jedoch nicht statt. Die einzige Möglichkeit, sich von den Apparaten und Bildern nicht ungewollt beeinflussen zu lassen, ist daher nicht etwa das Vermeiden des Kontaktes, sondern im Gegenteil die ausgeprägte, konsequente Auseinandersetzung mit ihnen, das Ausbilden einer guten ,,Techno-Imagination".

Techno-Imagination: Die F ä higkeit, die mit technischen Apparaten produzierten und reproduzierten Bilder in den richtigen Kontext einzuordnen und bewu ß t zu verarbeiten.

Dem Fernsehen räumt F. eine Rolle ein, die mit Sicherheit längst nicht in allen Fällen zutrifft. Er vergleicht die Programmkonsumenten, die gemeinsam vor dem Bildschirm sitzen (normalerweise eine Familie), mit Zuschauern eines Theaterstücks, die sich jedoch noch untereinander über das Vorgeführte kritisch austauschen und widerspricht damit der weitverbreiteten Position, das Fernsehen sei zwangsläufig ein stumpfer, einsamer Prozeß. Der Apparat funktionert als ,,Fenster" zum Blicken auf die ,,Bühne" Welt", dem jedoch die Tür fehlt, um selbst über das Medium am Geschehen teilnehmen zu können. Diese Tür, die einen Dialog aller mit allen zumindest theoretisch ermöglicht, stellen die aufkommenden Vernetzungsmedien dar. Schon 1974 (!!) hat Flusser eine klare Vorstellung von der Entwicklung des Internet, von der Entstehung eines globalen virtuellen Forums, in der jeder mit jedem auf dem Planeten kommunizieren kann und das eine globalisierte und politisierte Gesellschaft ermöglicht. Das Internet schafft zur realen Lebenswelt eine neue, virtuelle Dimension, in der jeder Mensch gleichgestellt ist und auf einer globalen Ebene das ist, was er zu sagen hat. Über kurz oder lang finden die Ideen, Pläne, Bewegungen, die auf elektronischem Weg entstanden sind, den Weg in die materielle Welt, wo F. räumt der telematischen Informationsgesellschaft große neue Eigenschaften ein, lange bevor des Internet/WWW überhaupt entwickelt wurde.

Wir befinden uns nach F. also auf der Schwelle zur letzten Entwicklungsstufe der technikkulturellen Evolution:

Handmensch - Werkzeugmensch - Maschinenmensch - Apparatemensch (oder Informationsmensch).

Auch hier also wieder die These, die Geschichte der Menschheit in ihrer eigentlichen Bedeutung sei gewissermaßen an ihrem Ende oder zumindest an einem bedeutenden Wendepunkt angelangt.

Die allgemeine Kritik an den neuen Medienapparaten (diese führen zu Vereinsamung, Abstumpfung etc.) übersieht, daß auch Fernseher und Radios, vor allem aber Computer wie alle technischen Entwicklungen der Menschheit keine andere Funktion haben als dem Benutzer gewisse Aufgaben zu erleichtern und zu beschleunigen, die auch ohne sie stattgefunden haben, nur mittels einer anderen, schwerfälligeren Methode. Man kann also keinen prinzipiellen Unterschied machen zwischen beispielsweise einem Faustkeil, dem Rad und einem Rechnerterminal. Computer ermöglichen es ihrem Benutzer/Besitzer, alle Informationen, die er erfährt und denen er eine Bedeutung zumisst, festzuhalten. Es werden Bilder, Filme, Musik, Texte bis hin zu virtuellen Welten abgerufen, gespeichert, bearbeitet, miteinander kombiniert und an andere weitergegeben. Man kann also sagen, daß ein Computer dem Menschen die Möglichkeit zu einer bisher nicht dagewesenen Ebene der kreativen Selbstverwirklichung gibt, zum ,,Verwirklichen von innermenschlichen, zwischenmenschlichen und außermenschlichen" Ideen. Man erfährt mit Sicherheit durch das Durchstöbern einer Festplatte mindestens genau so viel über einen Menschen, wie wenn man etwa dessen Tagebuch liest, da auf ihr eben nicht nur Text, sondern zusätzlich Technocodes verschiedenster Erscheinungsform und Herkunft gesammelt sind. Es wird immer wieder die Möglichkeit aufgeworfen, daß auch die nur teilweise Verlagerung von zwischenmenschlicher Kommunikation in den elektromagnetischen Bereich eine geistige und soziale Verarmung der Gesellschaft bis hin zur Mediendiktatur bewirken könnte. Eine echte ,,dialogische Schaltung" der Informationsübertragung, für die Flusser eintritt, verhindert diese Entwicklung jedoch und birgt gewaltige Chancen, die der Welt, die bisher allein über nicht-elektronische Medien verfügte, völlig neue Möglichkeiten auf vielen soziokulturellen Ebenen eröffnet.

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Flusser, Vilém - Biografie
Autor
Jahr
1999
Seiten
8
Katalognummer
V94914
ISBN (eBook)
9783638075947
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Über Vilém Flusser, ungarischer Medienphilosoph und -Soziologe und sowas wie ein Visionär des Internetzeitalters. Ist eigentlich nur die Zusammenfassung des Buches "Medienkultur", eine Schriftensammlung von 1979-1990, mit ein paar eigenen Ideen dazwischen
Schlagworte
Flusser, Vilém, Biografie
Arbeit zitieren
Jan (Autor:in), 1999, Flusser, Vilém - Biografie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94914

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