Business Essentials im Internationalen Management

10 Thesen


Hausarbeit, 2019

30 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

These 1: Die Theorie der komparativen Kostenvorteile von Ricardo ist die Erklärung für die Internationalisierung/ Globalisierung der Wirtschaft. Andere Erklärungsansätze treten deutlich zurück

These 2: Die Globalisierung erhöht den weltweiten Wohlstand und bedeutet nicht den Abbau sozialer Standards; Globalisierung schafft Wertschöpfung und generiert damit Arbeitsplätze

These 3: Die Industrien/ Wirtschaftszweige werden immer mehr global ausgerichtet. Es gibt, in nicht allzu ferner Zukunft, kaum noch Industrien/ Wirtschaftszweige, die regional oder lokal orientiert sein werden

These 4: Wertschöpfungsketten bilden die Grundstruktur für Produktionen bei zahlreichen Produkten, aber auch bei Dienstleitungen. Zur Steigerung der Produktivität und damit auch der Gewinne der Unternehmen werden immer mehr Wertschöpfungsketten zerschlagen und Teile davon in verschiedene Länder verlagert

These 5: Das Internationale Management unterscheidet sich kaum von einem Nationalen Management. Die zu erfüllenden Aufgaben sind gleich, es sind nur geringfügige Unterschiede zu verzeichnen

These 6: Bei der Strategie der Internationalisierung von Unternehmen stehen die Direktinvestitionen im Mittelpunkt. Die übrigen Formen der Internationalisierung sind demgegenüber deutlich unterentwickelt. Insbesondere haben der indirekte und direkte Export signifikant an Bedeutung verloren

These 7: Die Steuerung von internationalen Unternehmen erfordert ein intensives Nachdenken über die Orte der Gewinnerstehung und -verwendung. Die Transfer- und Verrechnungspreise, sowie die Wechselkurse haben dabei einen besonderen Einfluss

These 8: Die Ethik der Wirtschaftsführung muss sich den Kulturen der jeweiligen Länder anpassen, in denen ein Unternehmen tätig ist. Es gibt keine verbindliche, einheitliche Ethik für internationales Unternehmertum

These 9: Der ethnozentrische und der geozentrische „Approach“ steht generell für die Standardisierung im Marketing Mix. Im globalen Kontext werden so Produkte und Kommunikationskampagnen immer standardisierter und vergleichbarer. Individuelle Produkte/ Kommunikationskampagnen werden für die verschiedenen Absatzmärkte zurückgehen

These 10: Die Logistik von Unternehmen wird durch verschiedene Produktionsstätten, aber auch durch die Logistikinfrastruktur bestimmt. Für die Marktversorgung wird durch die Internationalität die Logistik immer einfacher, verursacht dadurch immer weniger Kosten und bringt eine geringere Kapitalbindung mit sich

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Beispielhafte Aufgabenbereiche im internationalen Management

Abbildung 2: Formen der Internationalisierung von Unternehmen

Abbildung 3: Verrechnungspreisen zugrunde liegende Transaktionen

Abbildung 4: Strategische Konzeption für das internationale Marketing

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vorteile der Zentralisierung und Dezentralisierung ausgewählter Aktivitäten innerhalb der Wertschöpfungskette

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

These 1: Die Theorie der komparativen Kostenvorteile von Ricardo ist die Erklärung für die Internationalisierung/ Globalisierung der Wirtschaft. Andere Erklärungsansätze treten deutlich zurück.

Die Theorie der komparativen Kostenvorteile von David Ricardo besagt, dass ein Land die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung für sich nutzen kann, wenn es sich auf jene Güter spezialisiert, für die es komparative Kostenvorteile besitzt. Demnach bestehen Gründe für einen Handel zwischen zwei Ländern, wenn ein Land alle Produkte kostengünstiger herstellen kann, als der Handelspartner. Das Ricardo-Theorem basiert auf den Produktivitätsunterschieden zwischen den Ländern, genauer auf der unterschiedlichen Arbeitsproduktivität (Bartholomae 2019: 143). Durch die wechselseitig optimierte Ausnutzung der relativen Kostenvorteile erzielen beide Länder Wohlstandsgewinne.

Voraussetzung der Lehre der komparativen Kostenvorteile ist, dass beide Länder sich bei der Wahl ihrer Produktpalette nicht nur an den direkten Herstellungskosten orientieren, sondern die Opportunitätskosten berücksichtigen. Allerdings ist aus Sicht des Autors diese Urlehre heutzutage nicht gültig, auch wenn sie bspw. für die Begründung des TTIP herangezogen wurde. Es werden gleiche Lohnsätze, Vollbeschäftigung, totale Mobilität der Arbeitskräfte innerhalb eines Landes bei gleichzeitiger Immobilität zwischen den Ländern angenommen. Auch wird der Faktor betreffend Transportkosten nicht berücksichtigt. Damit komparative Vorteile wirklich realisiert werden können, ist u.a. die gesamte Produktionsstruktur umzustellen und auf den Weltmarkt hin zu spezialisieren. Entwicklungspotenziale eines Landes werden ebenso nicht einkalkuliert. Faktoren wie Zeit, Entwicklung und Wandel (z.B. Technologisierung) fehlen in dieser Freihandelstheorie. Es besteht die Annahme, dass Arbeitsqualifikationen beliebig austauschbar sind. Die Rücksichtnahme auf soziale Bindungen fehlt ebenso. Auch hängen Marktoptionen einer Nation von nicht-ökonomischen Faktoren wie Bildung, Rechtsinstitutionen, ziviler Stabilität, Umweltbestimmungen oder Kommunikationskompetenzen ab (Süddeutsche Zeitung 2016).

Zusammenfassend entspricht die klassische Theorie der komparativen Kostenvorteile von Ricardo nicht der Realität aus folgenden drei Gründen (Krugman, Paul R. und Maurice Obstfeld 2009: 82):

1. Die Existenz von mehr als einem Produktionsfaktor wirkt der Spezialisierungstendenz entgegen. Weiters schützen Länder bestimmte Branchen vor ausländischem Wettbewerb.
2. Auswirkungen des Außenhandels auf die Einkommensverteilung innerhalb der beteiligten Länder werden nicht berücksichtigt. Es wird lediglich prognostiziert, dass Außenhandel den Ländern in jedem Fall Wohlfahrtsgewinne bringen wird.
3. Unterschiedliche Ausstattung mit Ressourcen kann zu Handel zwischen Nationen führen. Die Transportkosten von Gütern und Dienstleistungen werden nicht berücksichtigt.

Es existieren mehrere volkswirtschaftliche sowie betriebswirtschaftliche Theorien, die sich mit den Grundlagen des internationalen Wettbewerbs beschäftigen. Dabei werden Variablen gesucht, die auf die Unternehmensführung einwirken und zu einer Internationalisierung führen. Eine Vielzahl volkswirtschaftlicher Theorien beschäftigt sich mit Problemen des Außenhandels, der Direktinvestitionen im Ausland und mit internationalen Technologieverträgen, während betriebswirtschaftliche Theorien und Konzepte v.a. die Internationalisierung des Unternehmenstyps, sprich die Bedeutung und das Wesen der Internationalisierung für multinationale Unternehmen erklären (Perlitz, Schrank 2013: 55). Aus Sicht des Autors sind somit mehrere, verschiedene Theorien für die Erklärung der Internationalisierung/ Globalisierung heranzuziehen und auch miteinander zu kombinieren. Komparative Kostenvorteile können sich bspw. durch die Unterschiede in der Technologie ergeben (z.B. Theorie der technologischen Lücke). Andere Theorien zur Erklärung der Internationalisierung/ Globalisierung sind bspw. die Lernkurven-Theorie, Nachfragestruktur-Theorie, Produktlebenszyklus-Theorie, Behavioristische Theorie oder das Heckscher-Ohlin-Theorem.

These 2: Die Globalisierung erhöht den weltweiten Wohlstand und bedeutet nicht den Abbau sozialer Standards; Globalisierung schafft Wertschöpfung und generiert damit Arbeitsplätze.

Der Begriff Globalisierung beschreibt den globalen Austausch von Waren und Dienstleistungen. Es handelt sich um Prozesse, die nationalstaatliche Grenzen überwinden, zur Ausweitung und Intensivierung wissenschaftlich-technischer, ökonomischer, politischer und soziokultureller Beziehungen zwischen den Kontinenten führen und die gesamte Welt betreffen. In wirtschaftlicher Hinsicht steht v.a. die zunehmende Schaffung globaler Märkte für Sachgüter, Dienstleistungen und Kapital über die Liberalisierung, Deregulierung und Verknüpfung der nationalen sowie regionalen Märkte im Vordergrund. Den Kern des Konzepts der Globalisierung stellt somit die grenzüberschreitende Interaktion dar. Dabei ist ein Abbau von Interaktionshemmnissen gleichbedeutend mit der Zunahme der erfüllten Voraussetzungen, die Globalisierungsprozesse erst ermöglichen. Interaktionshemmnisse können bspw. Grenzbarrieren (z.B. staatliche Zölle oder Kapitalverkehrsbeschränkungen) oder Einreise-, Aufenthalts- oder Arbeitsbeschränkungen sein (Kessler 2009: 36f.). Die Globalisierung kann in drei Phasen eingeteilt werden. Die erste Phase (zwischen 1870 und 1913) war geprägt durch das Bestreben der höchstentwickelten Länder (primär Europa und USA) sich Rohstoffe sowie billige Arbeitskräfte zu besorgen und Gebiete in die eigene politische Machtsphäre einzugliedern (Kolonialisierung). Technische Erneuerungen wie Dampfkraft und Telegrafie haben sinkende Transportkosten bewirkt und die Globalisierung begünstigt. In dieser Phase war die Globalisierung asymmetrisch, weil sie von den Interessen der „westlichen Welt“ geprägt worden ist. In der ersten Phase der Globalisierung stieg die Weltexportquote von ca. fünf Prozent auf 15 Prozent und endete im Ersten Weltkrieg. Ab ca. 1950 startete die zweite Globalisierungswelle. Internationale Abkommen, internationale Organisationen (z.B. Weltbank, IMF) haben zwar für Fairness gesorgt, dennoch standen vorwiegend die Interessen der westlichen Länder im Vordergrund. Diese Phase endete mit der Erdölkrise 1973. Die dritte Globalisierungswelle führte zu einem Anstieg der Weltexportquote von 15 Prozent bis zur Finanzkrise 2008 auf 23 Prozent. Es wurde bspw. die NAFTA oder die Eurozone gegründet. Kennzeichnend dieser dritten Globalisierungswelle ist das starke Wachstum der BRICS-Staaten, das deutlich höher als in den USA, Europa oder Japan ist. Die Vorteile der aktuellen Globalisierungswelle sind bspw. der sinkende Anteil in absoluter Armut lebender Menschen sowie das Senken der Säuglingssterblichkeit (Aiginger 2017: 3ff).

Industrieländer fürchten allerdings die Billigkonkurrenz aus den Schwellenländern und ihre Verstärkung durch politische Interventionen (z.B. künstlich niedrig gehaltene Währungen) sowie die Kostenvorteile durch inhumane Arbeitsbedingungen und fehlende Umweltstandards. Im Vergleich dazu besitzen Unternehmen in Industrieländern meist einen Technologievorsprung. Unternehmen unterliegen aufgrund der Globalisierung einer verschärften Konkurrenz auf ihren Absatzmärkten, andererseits profitieren sie vom globalen Wettbewerb auf ihren Beschaffungsmärkten. Dank „Global Sourcing“ können Unternehmen Vorleistungen und Zulieferungen kostengünstiger beschaffen und/ oder bisherige Eigenfertigungen sowie selbst erbrachte Leistungen an andere (spezialisierte und deswegen effizientere) Unternehmen vergeben. Den verschlankten, auf ihre Kernkompetenzen fokussierten, kosteneffizienteren und somit auch wettbewerbsfähigeren Unternehmen eröffnen sich dadurch neue Absatzmöglichkeiten auf expandierenden Weltmärkten. Werden Wertschöpfungsmodule z.B. aus Westeuropa nach Osteuropa oder Indien verlagert, so verändert sich dadurch langsam, aber stetig auch die wirtschaftliche Lage in den „Empfänger“-Ländern. Produktion schafft wieder Einkommen, Einkommen erhöht die Nachfrage und Nachfrage führt zur steigernden Produktion (Positivsummenspiel). Somit steigt auf längere Sicht das Einkommens- und Wohlstandsniveau bei allen Beteiligten. Die unmittelbaren Auswirkungen der Globalisierung besteht somit auch in einem schärfer werdenden Standortwettbewerb (Willke 2004: 98ff).

Insgesamt liegt das weltwirtschaftliche Wachstum bei zirka drei Prozent pro Jahr. Das Wachstum der Industrieländer liegt eher bei eins bis zwei Prozent, während China um die sechs Prozent oder Indien etwa sieben Prozent aufweist (OECD 2018: S. 4).

Aus Sicht des Autors wird eine steigende Globalisierung zu einer Konvergenz der Einkommen unter der Annahme ähnlicher politischer und institutioneller Bedingungen zwischen den Ländern führen und dadurch die absolute Armut senken. Das Einkommensniveau wird v.a. in den BRICS-Staaten (insbesondere China und Indien) überproportional wachsen. Grundsätzlich werden die Auswirkungen der Globalisierung sowohl mit positiven als auch negativen Effekten in der Literatur beschrieben. Laut WKO werden über 50 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung im Ausland verdient. Jeder zweite Job in Österreich ist direkt oder indirekt vom Export abhängig (WKO 2019). Laut Angaben des statistischen Bundesamts in Deutschland stieg der Anteil der Exportquote am BIP in Deutschland von 30,8 Prozent im Jahr 2000 auf 47 Prozent im Jahr 2018 (Statistisches Bundesamt 2019). Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hängt jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt vom Export ab (Bundeministerium für Wirtschaft und Energie 2018: 2). Somit kann die These, dass die Globalisierung den weltweiten Wohlstand erhöht, Wertschöpfung schafft und Arbeitsplätze generiert aus Sicht des Autors bestätigt werden.

These 3: Die Industrien/ Wirtschaftszweige werden immer mehr global ausgerichtet. Es gibt, in nicht allzu ferner Zukunft, kaum noch Industrien/ Wirtschaftszweige, die regional oder lokal orientiert sein werden.

Die Veränderungen im Zusammenhang mit der Globalisierung können zu einer Abwehrhaltung führen. Infolge der Wirtschaftskrise und der zunehmenden Globalisierungskritik ist es bereits zu Schritten in Richtung Isolationismus und Protektionismus gekommen. Selbst Länder, die sich bislang für eine offene globale Wirtschaft eingesetzt haben, suchen nach Möglichkeiten, Einfuhren zu verringern, die Zuwanderung zu begrenzen und die inländische Produktion zu fördern. All diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass sich das Wachstum des Welthandels verlangsamt. Protektionismus kann kurzfristig für Entlastung sorgen, langfristig führt dieser nie zu einem dauerhaften Erfolg (z.B. Autarkieexperimente in der Sowjetunion) (Europäische Kommission 2017: 12). Aktuell ist eine stärkere Regionalisierung von Auslagerungen der Produktion in näher gelegene Billiglohnländer erkennbar. Wieweit „Re-Shoring“ oder zumindest die Reduktion der räumlichen Entfernung bei internationalem Outsourcing zur Reduktion des Welthandels beiträgt, kann noch nicht gesagt werden. China forciert die Binnenorientierung seiner Wirtschaft, die USA substituieren Energieimporte durch Eigenproduktion. Die erneuerbare Energiegewinnung reduziert die Notwendigkeit von Energieimporten. Dennoch wird sich die Globalisierung fortsetzen, weil nicht alle Vorteile aus der internationalen Arbeitsteilung erschöpft sind und immer neue Länder an der globalen Entwicklung teilnehmen können bzw. wollen (Aiginger 2017: 13).

In Anbetracht ökonomischer Gesichtspunkte besteht die entscheidende Auswirkung der Globalisierung durch den sich verschärfenden Wettbewerb in den beiden Formen der Importkonkurrenz und des Standortwettbewerbs. Das Schrumpfen der Entfernung und die schwindende Bedeutung geografischer Distanzen nähert die Faktor- und Gütermärkte einander an. Die Vielfalt des Angebots steigt, die Wettbewerbsintensität erhöht sich – in der Regel zu Lasten der Menschen als Produzent und zum Vorteil der Menschen als Verbraucher. Bei zunehmenden Wettbewerb durch andere, günstigere Standorte gerät somit auch die Politik als Hüterin des Standorts unter Handlungsdruck. Wettbewerb wiederum erhöht den Innovationsdruck und steigert auf diese Weise Effizienz, Produktivität und Leistungsfähigkeit. Direktinvestitionen ermöglichen Unternehmen direkt ausländische Standorte einzurichten und im Ausland zu produzieren, um von dort aus die Zielmärkte zu beliefern. Die Dynamik der Direktinvestitionen lässt sich besonders im Vergleich zur Entwicklung der Bruttowertschöpfung und der Exporte erkennen. Die zunehmende Vernetzung und Koordination der Wertschöpfungskette durch moderne Informations- und Kommunikationstechniken sowie die Verteilung der Module innerhalb der Wertschöpfungskette auf die günstigsten Standorte, ermöglicht den Aufbau einer eigenen Präsenz auf (bisherigen) Exportmärkten (Willke 2017: 97ff). Deutsche Großunternehmen wie bspw. DaimlerChrysler, BMW oder VW erwirtschaften bereits mehr als die Hälfte ihres gesamten Konzernumsatzes im Ausland. Auch mittelständische Unternehmen engagieren sich vermehrt im Ausland. Der Personalbereich ist ebenso durch eine zunehmende internationale Verflechtung gekennzeichnet. Auch der Finanzbereich sieht sich einer wachsenden Verflechtung der internationalen Kapitalmärkte gegenüber, die die Unternehmen bei Finanzierungsentscheidungen berücksichtigen müssen. Der Grad der Internationalisierung hat die Beschaffung ebenso erreicht (Perlitz, Schrank 2013: 39).

Zusammenfassend ist ein Anstieg des Protektionismus und Nationalismus erkennbar, dennoch ist dies nicht die richtige Antwort auf die (negativen) Auswirkungen der Globalisierung. Durch Protektionismus würden Produktionsprozesse ins Stocken geraten und die Kosten sowie Verbraucherpreise steigen. Die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb des Landes würde sinken und dies gefährdet Arbeitsplätze. Schätzungen zufolge kann eine Zunahme der Handelsbeschränkung um zehn Prozent zum Verlust von vier Prozent des Nationaleinkommens führen (Europäische Kommission 2017: 13).

Aus Sicht des Autors ist Abschottung im digitalen Zeitalter ein Paradoxon. Ländergrenzen spielen im World-Wide-Web keine Rolle mehr. Die Netzwerk-Ökonomie mobilisiert den Güterautausch, die Produktion und Nutzung von Dienstleistungen sowie die Geld- und Kapitalmärkte. Das Internet ist ein Treiber der Globalisierung. Neue Technologien (z.B. Kommunikationstechnologien) ermöglichen Unternehmen weltweit zu operieren. Durch Liberalisierung und Deregulierung (v.a. durch GATT und WTO) werden Hindernisse abgebaut und kontinuierlich die internationale Arbeitsteilung intensiviert. Die Öffnung der Märkte und das Gewinnstreben sind ebenso Treiber der Globalisierung. Daher kann die These, dass Industrien/Wirtschaftszweige immer mehr global ausgerichtet werden, aus Sicht des Autors bestätigt werden.

These 4: Wertschöpfungsketten bilden die Grundstruktur für Produktionen bei zahlreichen Produkten, aber auch bei Dienstleitungen. Zur Steigerung der Produktivität und damit auch der Gewinne der Unternehmen werden immer mehr Wertschöpfungsketten zerschlagen und Teile davon in verschiedene Länder verlagert.

Die Wertschöpfungskette umfasst sämtliche Aktivitäten für ein Produkt oder eine Dienstleistung – von der Konzeption bis hin zur Produktion und Auslieferung an den Endkonsumenten. Technologischer Fortschritt, Kosten, der Zugang zu Ressourcen und Märkten sowie handelspolitische Reformen haben die geographische Fragmentierung von Produktionsprozessen und damit die Bildung von globalen Wertschöpfungsketten auf der Welt gefördert. Diese internationale Fragmentierung der Produktion wird als wichtige Quelle für höhere Effizienz, Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und somit auch Erhöhung der Gewinne der Unternehmen gesehen (Pfeiffer 2015: 2). Die Vorteilhaftigkeit der Zentralisierung und Dezentralisierung einzelner Aktivitäten der Wertschöpfungskette hängt vom Kostenfaktor, von der gewünschten Kundennähe und den Gegebenheiten in den einzelnen Ländern ab. Werden bspw. einzelne Unternehmensteile wie Produktion oder Beschaffung zentralisiert, so kann dies durch Skaleneffekte oder einen besseren Erfahrungsaustausch zu Kosteneinsparungen führen. Eine Dezentralisierung von Aktivitäten bringt hingegen eine Nähe zum Konsumenten und bessere Anpassungsmöglichkeiten an örtliche Gegebenheiten mit sich und ist insbesondere für marktnahe Aktivitäten von Vorteil (Perlitz, Schrank 2013: 199). Die Tabelle 1 stellt die Vorteile für die Zentralisierung sowie Dezentralisierung ausgewählter Aktivitäten innerhalb der Wertschöpfungskette dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Vorteile der Zentralisierung und Dezentralisierung ausgewählter Aktivitäten innerhalb der Wertschöpfungskette (Quelle: Perlitz, Schrank 2013: 200)

Globale Wertschöpfungsketten eröffnen Entwicklungsländer die Möglichkeit an der globalen Wirtschaft zu partizipieren und sowohl ökonomisch als auch sozial bspw. durch positive Beschäftigungseffekte aufzusteigen. Um sich erfolgreich in globalen Wertschöpfungsketten zu etablieren, bedarf es mehr als nur stabiler ökonomischer und politischer Rahmenbedingungen. Neben einer guten Infrastruktur, ausgebildeten Arbeitskräften, Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen ist ein Anreizsystem zur Förderung der Integration in Wertschöpfungsketten notwendig (Pfeiffer 2015: 1).

Aus Sicht des Autors gibt es Argumente für die Zentralisierung sowie Dezentralisierung einzelner Aktivitäten der Wertkette und muss daher branchen- und unternehmensspezifisch evaluiert werden.

These 5: Das Internationale Management unterscheidet sich kaum von einem Nationalen Management. Die zu erfüllenden Aufgaben sind gleich, es sind nur geringfügige Unterschiede zu verzeichnen.

Sobald ein Unternehmen über Ländergrenzen hinweg agieren will, sind unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Es existieren verschiedene politische, rechtliche, wirtschaftliche und vor allem soziokulturelle Faktoren im Ausland, deren Beachtung für den internationalen Handel erforderlich ist. Zu den Rahmenbedingungen zählen zum Beispiel politische Risiken (Instabilität, Terrorakte, internationale Konflikte), natürliche Gegebenheiten (wie klimatische und topografische Bedingungen, logistische Infrastruktur), rechtlich-politische Normen, soziale Beziehungen und Bindungen, kulturell bedingte Wertvorstellungen (informelle Institutionen) und der technologische Entwicklungsstand (Koch, Eggert 2012: 68).

Internationale Unternehmen müssen nicht nur eine multikulturelle Belegschaft führen und organisieren, sondern auch die Wünsche einer internationalen Kundschaft befriedigen. Daher werden Formen der Führung und Organisation wichtiger, die einen effektiven Einfluss sowohl innerhalb bestimmter Kulturen als auch über verschiedene Kulturen hinweg gewährleisten können (Brodbeck 2016: 49). Um der Komplexität der Darstellung kultureller Unterschiede zu begegnen, sind verschiedene Modelle entwickelt worden, die eine systematische Analyse interkultureller Interaktionen sowie kultureller Merkmale zulässt. Das Kulturmodell von Geert Hofstede zählt zu den bekannteren Untersuchungen, um kulturelle Unterschiede sichtbar zu machen. Ziel der Studie war die Ausarbeitung von Dimensionen, mit deren Hilfe Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ländern dargestellt werden können. Hofstede gelangt in seiner Analyse zu vier Kulturdimensionen mit den Bezeichnungen Machtdistanz, Individualismus/Kollektivismus, Maskulinität/Femininität und Unsicherheitsvermeidung. In einer späteren Studie wurde eine fünfte Dimension, nämlich Langzeit- versus Kurzzeitorientierung einer Kultur hinzugefügt (Kühne 2011: 24f). Interkulturelles Management befasst sich mit der konkreten Gestaltung von funktionalen, strukturalen und personalen Managementprozessen mit dem Ziel kulturbedingte Managementprobleme durch die Bereitstellung entsprechender Lösungsvorschläge für effizientes interkulturelles Handeln zu bewältigen. Interkulturelle Schwierigkeiten können eine Folge einer Art Ähnlichkeitsannahme gegenüber ausländischen Partnern bzw. Kulturen sein. Da die Kultur insbesondere einen Einfluss auf die interpersonelle Interaktion hat, ist der Schwerpunkt des interkulturellen Managements auf eine international orientierte Personalentwicklung sowie auf eine zielgerichtete Aus- und Weiterbildung bspw. von internationalen Führungskräften zu legen (Perlitz, Schrank 2013: 139ff).

Die Managementaufgaben in internationalen Unternehmungen sind durch die unterschiedlichen Länderspezifika komplexer als in nationalen Unternehmungen. So sind bspw. neben dem Makroumfeld, insbesondere die Bedingungen der Branchen und Märkte zu analysieren, in denen das Unternehmen operiert. Für internationale Unternehmen ist die strategische Analyse umfangreicher als für rein national tätige Unternehmen. Ein Beispiel dazu ist die SWOT-Analyse, die in internationalen Unternehmen auf drei Ebenen durchgeführt werden muss, nämlich auf der Ebene des Heimatmarktes und der Muttergesellschaft, auf der Ebene der Gastmärkte und der Auslandseinheiten und zuletzt auf der Ebene des Weltmarktes und des Gesamtunternehmens. Diese Vorgehensweise liegt darin begründet, dass die Wettbewerbssituation in den meisten Branchen von Land zu Land oder Region zu Region unterschiedlich sind. Wettbewerbsvorteile von internationalen Unternehmen müssen aufgrund unterschiedlicher Ausgangssituationen nicht immer weltweite Wettbewerbsvorteile sein. Internationalisierungsstrategien besitzen weitere Fragestellungen, wie z.B. welche Zielmärkte internationalisiert werden sollen (Zielmarktstrategien); welche zeitlichen Aspekte bei der Internationalisierung des Unternehmens zu beachten sind (Timingstrategien); innerhalb welchen Spannungsfeldern von Zentralisierung und Dezentralisierung sowie Standardisierung und Differenzierung sich das Unternehmen bewegen soll (Allokationsstrategien); wie die internationalen Aktivitäten zu koordinieren sind (Koordinierungsstrategien) oder welche Markteintritts- und Marktbearbeitungsformen internationalisiert werden sollen (Markteintritts- und Marktbearbeitungsstrategien) (Schmid 2013: 10ff).

Die These, dass internationales Management sich kaum von einem nationalen Management unterscheidet, ist aus Sicht des Autors somit nicht korrekt, da bspw. der Einfluss der Landeskultur eine zentrale Einflussgröße der internationalen Unternehmenstätigkeit und damit auch des internationalen Managements als Wissenschaftsdisziplin angesehen werden kann. Dennoch ist die Reduktion des internationalen Managements rein auf die Fragen der Kultur nicht zulässig, da es mehrere politische, rechtliche, ökonomische und natürliche Einflussfaktoren auf die internationale Unternehmung gibt. Die Abbildung 1 stellt ausgewählte Aufgabenbereiche dar, die es bei einem Eintritt in einen ausländischen Markt zu berücksichtigen gilt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Beispielhafte Aufgabenbereiche im internationalen Management

These 6: Bei der Strategie der Internationalisierung von Unternehmen stehen die Direktinvestitionen im Mittelpunkt. Die übrigen Formen der Internationalisierung sind demgegenüber deutlich unterentwickelt. Insbesondere haben der indirekte und direkte Export signifikant an Bedeutung verloren.

Sobald sich ein Unternehmen für die Internationalisierung entschieden hat, kann es zwischen verschiedenen Formen des Markteintritts bzw. der jeweiligen Marktbearbeitung wählen. Die Entscheidung der zu wählenden Internationalisierungsform wird durch unternehmensinterne sowie unternehmensexterne Faktoren beeinflusst. Zu den unternehmensinternen zählen bspw. das Ausmaß an Fremdbeteiligung, die Kontrollmöglichkeiten oder die finanziellen Anforderungen der einzelnen Vorgehensweisen. Unternehmensexterne Variablen stellen politische und rechtliche Anforderungen des ausländischen Marktes dar. Das Spektrum der Internationalisierungsformen reicht von einem hohen Exportanteil über ein weltumspannendes Kooperationsnetzwerk bis hin zur eigenen Tochtergesellschaft im Ausland. Der Internationalisierungsgrad von Unternehmen kann mit der Ressourcenbindung im Ausland geknüpft werden (Steiner 2018: 173ff). Die Abbildung 2 zeigt die klassischen Aktivitäten, zwischen denen Unternehmen wählen können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Formen der Internationalisierung von Unternehmen (Quelle: in Anlehnung an Steiner 2018: 173)

Beim Export fließen Waren- und Dienstleistungsströme vom Inland ins Ausland. D.h. der Absatz der im eigenen Wirtschaftsgebiet produzierten Waren (Sachgüter) und Dienstleistungen erfolgt außerhalb der Staatsgrenzen. Es wird zwischen direkten und indirekten Export unterschieden. Der Direktexport beschreibt Außenhandelsaktivitäten ohne Einschaltung von Handelsmittlern im Ausland. Es existiert eine unmittelbare (direkte) Beziehung zwischen dem inländischen und ausländischen Geschäftspartner, während beim indirekten (mittelbaren) Export ein Zwischenhändler eingeschaltet wird. Eine vertragliche Geschäftsbeziehung besteht zwischen diesen Geschäftspartnern im In- und Ausland nicht direkt, sondern nur indirekt über einen Intermediär (Kutschker, Schmid 2011: 17). In den letzten 40 Jahren ist im Durchschnitt das Welthandelsvolumen stärker gewachsen als das Weltbruttosozialprodukt. Daher stellt der Außenhandel einen der zentralen Wachstumsmöglichkeiten für Unternehmen dar. Ein wesentlicher Grund für das Wachstum des Welthandels ist der Abbau von tarifären und nichttarifären Handelshemmnissen, die insbesondere im Rahmen der verschiedenen GATT-Zollsenkungen sowie der Welthandelsrunden der WTO erfolgt sind (Perlitz, Schrank 2013: 32f.). Laut dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hängen aktuell rund 30 Prozent der deutschen Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Export ab. Für Deutschland ist die wichtigste Handelsregion Europa, in das ca. 68,4 Prozent der deutschen Exporte gingen. Durch die zunehmende Integration der BRICS-Staaten in die Weltwirtschaft, haben auch diese an Bedeutung als Handelspartner für Deutschland gewonnen. Zwischen 2000 und 2017 hat sich der Anteil der deutschen Exporte mehr als verdoppelt. Der ausländische Wertschöpfungsanteil an deutschen Exporten betrug zuletzt 26 Prozent (Bundeministerium für Wirtschaft und Energie 2018: 2). Deutschland profitiert allerdings nicht nur vom Außenhandel, der mittlerweile eine Größenordnung von rund 86 Prozent des deutschen BIP erreicht, sofern Exporte und Importe gemeinsam berücksichtigt werden, sondern auch durch Direktinvestitionen, durch den direkten Transfer von Kapital und Management-Know-How im Ausland. Direktinvestitionen im Ausland öffnen der heimischen Wirtschaft neue Märkte, machen Standortvorteile nutzbar oder sorgen dafür, dass die Unternehmen auf den heimischen Märkten wettbewerbsfähig bleiben. Im Jahr 2014 generierten deutsche Unternehmen durch Auslandsinvestitionen einen Jahresumsatz in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Damit überstieg das Geschäft vor Ort die Exporte aus Deutschland (1,1 Milliarden Euro) um mehr als das Doppelte. Weltweit betrachtet, fließen allerdings immer weniger Direktinvestitionen in die Industrieländer, sondern in die Wachstumsmärkte der großen Schwellenländer. Vor allem durch die schwache wirtschaftliche Dynamik, steigende Lohn- und Energiekosten sowie die demografische Entwicklung sind die Industrieländer in den letzten Jahren für ausländisches Kapital zunehmend unattraktiv geworden (Mildner, Sprich 2017: 13ff).

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Details

Titel
Business Essentials im Internationalen Management
Untertitel
10 Thesen
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung  (Wirtschafts- und Managementwissenschaften)
Note
1
Autor
Jahr
2019
Seiten
30
Katalognummer
V950061
ISBN (eBook)
9783346290137
ISBN (Buch)
9783346290144
Sprache
Deutsch
Schlagworte
komparativen Kostenvorteile, Globalisierung, Internationales Management, Transfer- und Verrechnungspreise, ethnozentrische und der geozentrische „Approach“
Arbeit zitieren
Sebastian Peneder (Autor:in), 2019, Business Essentials im Internationalen Management, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/950061

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