Die vorliegende Arbeit behandelt die politische Symbolik der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der Weimarer Republik. Das Ziel ist es, dem Leser einen Überblick über das Thema zu ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeichensymbolik der KPD. Doch auch politische Feiertage, Denkmäler, der Totenkult, Lieder und Gedichte tragen eine symbolische Bedeutung. Wie und mit welchen Mitteln verfolgte die KPD die Durchführung der sozialistischen Revolution? Dies ist die Leitfrage.
Um dieses Ziel zu erreichen, behandelt der erste Teil der Arbeit die Kommunistische Partei Deutschlands und klärt kurz ihre Entstehungsgeschichte und die Parteiziele. Der zweite Teil behandelt die Bedeutung von Symbolen, das Symbolsystem der Weimarer Republik und speziell die Besonderheiten des Symbolkults der KPD. Der dritte Teil klärt die Bedeutung der Farbe Rot. Daraufhin werden die einzelnen Symbole erläutert. Der vierte Teil befaßt sich mit der Demonstrationskultur der Weimarer Republik und der KPD. Hier wurden die Zeichen der Partei der Öffentlichkeit gezeigt. Auch werden Lied- und Totenkult behandelt.
Gliederung:
1. Einleitung
2. Die Kommunistische Partei Deutschlands
2.1. Die Geschichte der KPD
2.2. Die Ziele der KPD
2.3. Wege der Umsetzung der Ziele
3. Das Symbolsystem
3.1. Definition von Symbolen
3.2. Symbolkultur in der Weimarer Republik
3.3. Symbolkultur der KPD in der Weimarer Republik
3. Die Feldzeichen der KPD
3.1. Rot
3.1.1. Die rote Fahne
3.1.2. Der rote Stern
3.1.3. Die rote Faust
3.2. Hammer und Sichel
4. Präsentation des Zeichensystems
4.1. Allgemeines zur Demonstrationskultur in der Weimar Republik
4.2. Die Demonstrationskultur der KPD in der Weimar Republik
4.2.1. Die Demonstrationen zum 1. Mai
4.2.2. Die Demonstrationen zum Revolutionstag
4.2.3. Die Demonstrationen zum Verfassungstag
4.2.4. Die Demonstrationen zu weiteren kommunistischen Feiertagen
4.3. Die Denkmäler der KPD
4.4. Der Totenkult der KPD
4.5. Das Liedgut der KPD
5. Schluß
6. Anmerkungen
7. Quellen und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit behandelt die politische Symbolik der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in der Weimarer Republik. Das Ziel ist es, dem Leser einen Überblick über das Thema zu ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeichensymbolik der KPD. Doch auch politische Feiertage, Denkmäler, der Totenkult, Lieder und Gedichte tragen eine symbolische Bedeutung.
Wie und mit welchen Mittel verfolgte die KPD die Durchführung der sozialistischen Revolution?; dies ist die Leitfrage.
Um dieses Ziel zu erreichen, behandelt der erste Teil der Arbeit die Kommunistische Partei Deutschlands und klärt kurz ihre Entstehungsgeschichte und die Parteiziele.
Der zweite Teil behandelt die Bedeutung von Symbolen, das Symbolsystem der Weimarer Republik und speziell die Besonderheiten des Symbolkults der KPD.
Der dritte Teil klärt die Bedeutung der Farbe Rot. Daraufhin werden die einzelnen Symbole erläutert.
Der vierte Teil befaßt sich mit der Demonstrationskultur der Weimarer Republik und der
KPD. Hier wurden die Zeichen der Partei der Öffentlichkeit gezeigt. Auch werden Lied- und Totenkult behandelt.
Ich hoffe, daß der Leser so einen kurzen kompakten Überblick über dieses Thema erhält.
Im Gegensatz zur Erforschung der politischen Symbolik der deutschen Rechten ist die Quellenlage zur politischen Symbolik der Kommunistischen Partei Deutschlands in den Bibliotheken der Justus-Liebig-Universität als mangelhaft zu bezeichnen. Zwar lassen sich zahlreiche Werke über die Intentionen und Ziele der KPD finden, es gibt jedoch keine Gesamtdarstellung zur Symbolik der KPD.
Zur Erstellung dieser Arbeit waren mir besonders Werke aus dem politischen Bereich hilfreich: "Kommunisten in der Weimarer Republik: Sozialgeschichte einer Revolutionären Bewegung" von Klaus-Michael Mallmann, ein zweiteiliger Aufsatz "Die rote Fahne im Wandel der Zeiten" in der Zeitschrift "Die neue Gesellschaft" von 1954 von Ernst Pfleging und ein Aufsatz von Gottfried Korff zur Symbolgeschichte in einem Buch über das Massenmedium Straße von Bernd Jürgen Warneken.
2. Die Kommunistische Partei Deutschlands
2.1. Die Geschichte der KPD
Die Ursprünge der KPD sind schon im ersten Weltkrieg zu finden. 1916 bildete sich innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) am linken Flügel eine oppositionelle Gruppe, die nach ihrem illegal erscheinenden Presseorgan "Spartakusbriefe" zunächst "Spartakusgruppe" genannt wurde. Ihre Führer waren Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
Diese Gruppe schloß sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an, die sich 1917 von der SPD abspaltete.
Am 9. November 1918 fand die Weimarer Republik ihren Ursprung. Die SPD und die USPD übernahmen die Bildung einer provisorischen Regierung, dem Rat der Volksbeauftragten. Unter der Führung Friedrich Eberts war es unter anderem das Ziel dieses Rates, die extremen linken Gruppen, wie den Spartakusbund, zu isolieren.
Daraufhin trennte sich der Spartakusbund im Dezember 1918 von der USPD. Sie gründeten am 1. Januar 1919 mit den "Bremer Linksradikalen" die Kommunistische Partei Deutschlands.
Durch die Ausschreibung von Wahlen zur Nationalversammlung im Januar stellte der Rat der Volksbeauftragten die Weichen für eine parlamentarische Republik. Nach den Wahlen übergab der Rat am 10. Februar 1919 die Regierungsgeschäfte. Dadurch war das Ziel des Gründervaters Karl Liebknecht und der Gründermutter Rosa Luxemburg, eine Räterepublik zu gründen, nicht erfüllt worden. Beide wurden im Januar 1919, nach dem Spartakusaufstand in Berlin, ermordet.
Bei wachsender Mitgliederzahl versuchte die KPD zwischen 1919 und 1923 die Macht zu erringen. Nach dem Scheitern dieser Umsturzpläne geriet die Partei immer stärker in die Abhängigkeit der sowjetischen Parteiführung unter Stalin. Ernst Thälmann, der Parteiführer ,kandidierte 1925 und 1932 bei den Wahlen zum Reichspräsidenten. Ende 1932 hatte die KPD fast sechs Millionen Wähler und über 300.000 Mitglieder. 1933 wurde die KPD durch die Nationalsozialisten aufgelöst.1
2.2 Die Ziele der KPD
Die Ziele der KPD entsprachen der Ideologie und Theorie des Kommunismus: so sei es die geschichtliche Aufgabe der Arbeiterklasse, die auf ökonomische Ausbeutung und politische Repression beruhende bürgerliche Gesellschaft durch eine proletarische Revolution zu überwinden, um eine sozialistische Räteverfassung aufzubauen.2
Die Kommunistische Partei sah sich als einzig wahre Vertretung der Arbeiter, des Proletariats. Die Arbeiterklasse sollte durch die KPD auf einen finalen Endkampf hingeführt werden, der die Revolution besiegeln sollte. Auf dem Gründungsparteitag am 1. Januar formulierte Rosa Luxemburg "...wir im Spartakusbund, die Kommunistische Partei Deutschlands, sind die einzigen in ganz Deutschland, die auf der Seite der streikenden und kämpfenden Arbeiter stehen."3 und "Wenn wir heute in unserem Programm erklären: die unmittelbare Aufgabe des Proletariats ist keine andere als - in wenigen Worten zusammengefaßt - den Sozialismus in Wahrheit und Tat zu machen und den Kapitalismus mit Stumpf und Stiel auszurotten, so stellen wir uns auf den Boden, auf dem Marx und Engels 1848 standen und von dem sie prinzipiell nie abgewichen waren."4
Der deutsche Kommunismus grenzte sich jedoch von dem seit der Oktoberrevolution in der Sowjetunion praktiziertem ab, indem er zu einem demokratischen Kommunismus tendierte.5
2.3. Wege der Umsetzung der Ziele
Schon in den Formulierungen Rosa Luxemburgs läßt sich Radikalität erkennen, deren sich bei der Umsetzung der kommunistischen Ziele bedient werden soll. Es wird klar, daß sie die Revolution trotz der Illusion eines demokratischen Kommunismus mit allen Mitteln herbeirufen wollte. "Es gibt eine bestimmte revolutionäre Methode, das Volk von seinen Illusionen zu kurieren, diese Kur wird aber leider mit dem Blute des Volkes erkauft."6
Im Sinne dieser Ideologie war das wichtigste Artikulationbsmittel der Partei die Masse, das Proletariat. Die Führer des jetzigen Systems mußten, sei es gewaltsam, gestürzt werden. Da dieser Akt auf politischem Weg nicht möglich zu seien schien, sollte dieser Systemwechsel durch den Kampf der Arbeiterschaft gegen das Bürgertum vollzogen werden. Im Sinne der kommunistischen Idee sollten Streiks, politische Kundgebungen, Straßenaktionen, Demonstrationen und zuletzt auch der bewaffnete Aufstand, also nicht das gesprochene oder geschriebene Wort, den Weg in den Kommunismus bahnen.7
3. Das Symbolsystem
3.1. Definition von Symbolen
Symbole spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Sie sind neben verbalen und bildlichen Artikulationsformen ein Mittel der zwischenmenschlichen Verständigung.
Symbole finden ihren Ursprung in den Königs- und Feldzeichen der Armeen schon lange Zeit vor Christus. Sie dienten der Abgrenzung der eigenen Gruppe gegenüber Feinden. Durch Farbe und Form der Zeichen waren, zum Beispiel in Kämpfen, die Gegner leichter voneinander zu unterscheiden.
Die römischen Feldzeichen und der Freiheitshut (die phrygische Mütze, die ehemaligen Sklaven in Rom zum Zeichen ihrer Unabhängigkeit verliehen wurde und so ein Symbol für die Unabhängigkeit wurde) sind nur zwei Beispiele.8
Symbole sind Orientierungshilfen für den Menschen und gehen über die Reichweite des verbalen Begreifens hinaus. Sie können ihre Bedeutung durch zufällige geschichtliche Ereignisse erhalten. So wie das Anstecken der Freiheitsfarben zur Zeit der französischen Revolution, oder ihnen wird eine Bedeutung zugeschrieben, wie der geballten Faust durch die Kommunisten.
Ein Symbol faßt Intentionen und politische Botschaften zusammen und erweitert verbale Äußerungsformen um einen emotionalen Faktor. "Symbole haben eine zentrale, politische Alphabetisierungs-, aber auch Identitäts-, Abgrenzungs- und Mobilisierungsfunktion"9 ; "Sie verkürzen oder vereinfachen den Gehalt und die Botschaft von politischen Aussagesystemen und machen sie somit einprägsam und sozial wirksam."10
Symbole sind die Zeichen einer bestimmten Gruppe. Die Mitglieder versammeln sich unter diesen Zeichen, die an Stelle von Worten die Intentionen der Menschen wiedergeben. Der Wiedererkennungswert der Zeichen spielt dabei eine große Rolle: Einfache Formen und auffallende Farben überwiegen, aufwendig gestaltete Zeichen erfüllen meist ihren Zweck nicht.
3.2. Symbolkultur in der Weimarer Republik Symbolkult in der Weimarer Republik
Durch die Entstehung der Industriegesellschaft und die damit verbundene Entwurzelung der Menschen aus ihrem Lebensraum wuchs der Bedarf an Orientierungshilfen.11 So ist eine starke Zunahme von Symbolen zum Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts festzustellen.12
Besonders nach der Niederlage der Deutschen im ersten Weltkrieg war die Orientierungslosigkeit groß. Großes Leid, der Verlust von Familienangehörigen, Zweifel an ehemaligen Autoritäten veränderten das Weltbild der Menschen und ließen sie die Ideale der Vergangenheit in Frage stellen. Die Frage, ob Deutschland nun demokratisch oder sozialistisch werden sollte, spiegelt diese Orientierungslosigkeit nur all zu gut wieder.13
In der jungen Republik buhlten Parteien, Verbände und Institutionen um die Gunst der Bürger. In diesem Kampf der Gruppen untereinander bildeten sich unzählige Symbole heraus.
"Dieses Zeichenrepertoire - Fahnen, Grußformen und Lieder, aber auch die Bilderbuchsprache der Plakate und Flugblätter - bildete das Arsenal in jenem Symbolwahlkampf, der die politische Öffentlichkeit prägte und in den Krisenjahren der Republik noch an Heftigkeit zunahm. In dieser Auseinandersetzung verrutschte das politische Argument zusehens ins Visuell-demonstrative ..."14
3.3. Symbolkultur der KPD in der Weimarer Republik
Diesem Symbolwahlkampf schloß sich auch die Kommunistische Partei Deutschlands an. Unter der Roten Fahne, der geballten Faust, dem fünfzackige Stern und mit roten Kopftüchern versammelten sich die Linksradikalen, um die Revolution herbeizurufen und durchzuführen. Die Symbole waren "...kultureller Kitt zur Eroberung und Stabilisierung der angestrebten politischen Macht ..."15
Die Besonderheit der kommunistischen Symbolik war, daß sie sich zu einem Teil aus einer ikonographischen Kontinuität, zum anderen aus bewußten Neuschöpfungen oder Übertragungen zusammensetzte. Diese Neuschöpfungen, die geballte Faust oder der fünfzackige Stern, spiegelten die radikale Entschlossenheit, gegen das System zu agieren, wider. Aggressiv wurde die Kampfbereitschaft dargestellt, auf Wahlplakaten und bei Demonstrationen, um die politischen Gegner einzuschüchtern und die revolutionäre Flaute im November 1918 durch Militanz zu überspielen.16
Einen besonders großen Wert legte die KPD auf die künstlerisch-propagandistische Ausgestaltung ihrer Zeichen. Es gab in einigen Bezirken Berlins "Bastelstuben", in denen das Propagandamaterial hergestellt wurde.17
Auch der Einsatz dieser Symbole ist ein KPD-Spezifikum: Entsprechend der Ideologie des Kommunismus, daß die Revolution von der gesamten Arbeiterschaft durchgeführt werden sollte, standen Demonstrationen, die Besetzung des öffentlichen Raumes, im Mittelpunkt. Die Straßen, laut Ideologie waren sie Eigentum des Proletariats, sollten von den Zeichen der Partei einem Meer aus roten Fahnen gleichen.
Da in der propagandistischen Verbreitung von Ideologien Symbole eine große Rolle spielen, ist hier die Ursache für den hohen Stellenwert zu finden, den das kommunistische Zeichensystem innerhalb der Partei hatte.18
Hinzu kommt, daß die kommunistische Theorie in der Bevölkerung sehr umstritten war und von den Regierenden bekämpft wurde. Die Arbeiterschaft, für die dieses Zeichensystem geschaffen wurde, war als soziale Randgruppe durch fehlende, nie erlernte verbal- kommunikative Fähigkeiten zum Großteil aus dem "logischen Diskurs" herausgenommen und so baute die Partei einen "emotional-affektiven Kommunikationstyp" auf.19
3. Die Feldzeichen der KPD
3.1. Rot
"Das Rot ... überragt alle sonstigen, neuzeitlichen Symbole an Alter, Bedeutung und Werbekraft. Rot ist eine aggressive Farbe; es leuchtet weithin; es zieht mit magischer Gewalt den Blich an; es fordert heraus, es wirbt und schreckt ab zugleich."20
Die Farbe Rot spielt in der Geschichte der Menschen schon seit der Antike eine bedeutende Rolle. Rot war im Altertum die heilige Farbe vor allen anderen, die Farbe des Feuers und des Blutes. In Europa wurde die Bedeutung der Farbe Rot besonders von der Kirche geprägt. Die Gewänder von Geistlichen und Hoheiten und Monarchen waren meist aus rotem Stoff - Rot strahlte Würde, Macht und Erhabenheit aus. Der Kriegeradel in Rom kleidete sich in der roten Trabea.
Auch in der Kunst wurde Rot zur Darstellung gotteseigener Schöpfung und Herrlichkeit benutzt. In vielen Zeichnungen, vor allem Kirchengemälden, wurde der Himmel rot dargestellt.
Doch nicht nur in Europa signalisierte Rot das Besondere: in Persien war es die Farbe des Kriegerstandes, furchteinflößend und gefährlich.
Doch die Bedeutung von Rot variierte über die Jahrhundert: Sie war zu einem Teil Königszeichen und Symbol für die Allmacht Gottes, Stand für den Sieg über die Gegner, zum anderen Teil war sie Trauerfarbe und das Symbol des Mittelstandes und der Bauer im Mittelalter.21
In dieser Zeit ist der Ursprung zu finden, der die heutige Bedeutung der "Farbe der sozialistischen Bewegung ..."22 ausmacht. Rot wurde erstmals Kampffarbe des Proletariats.
Doch Rot setzte sich nicht schon im späten Mittelalter als die Farbe der Arbeiter durch. Zur französischen Revolution im 18. Jahrhundert war Rot immer noch die Herrschaftsfarbe der Monarchen.
Erst langsam, einer Strömung aus Amerika folgend, wo Rot in Form einer Fahne als Freiheitsfahne im US-Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bekannt wurde, festigte sich auch in Europa Rot als Freiheitsfarbe. Die republikanisch-sozialistische Komponente stammt aus der jakobinischen Tradition der französischen Revolution.23 Während der Revolution 1848/49 erlangte Rot auch in Deutschland seine politische Bedeutung. Rot wurde die Farbe der für die Freiheit kämpfenden Arbeiter - zur Kampffarbe des Proletariats.24
Zudem bezeichnen sich die Kommunisten selbst als "Rote". Dies mag auch mit der russischen Übersetzung von Rot = krasnij zusammenhängen. "Krasnij" hat den selben Wortstamm wie "gut" und "herrlich" (krassiwij).25
3.1.1. Die rote Fahne
Die rote Fahne ist die bedeutendste Präsentation der roten Farbe.
Den Ursprung hat sie als römisches Feldzeichen. Das Vexillum wurde bei Mobilmachung, Aufruhr und allgemeiner Gefahr auf der Burg von Rom als Zeichen des Ausnahmezustandes gehißt.
Die rote Fahne trat einen Siegeszug als Herrschaftszeichen bis an das chinesische Reich an. Sie ist auf zahlreichen antiken und mittelalterlichen Gemälden zu finden.
Auch im mittelhochdeutschen Nibelungenlied wurde sie verewigt: " Es bahnt ouch zeime scafte ein zeichen daz was rot." Mit dem Machtverlust des Reiches im Mittelalter verliert auch die rote Fahne ihre Bedeutung als Herrschaftszeichen. Sie verschwindet jedoch nicht, sondern wird im Bürgertum und beim Proletariat auf lokaler Ebene immer dort eingesetzt, wo es ein Zeichen Gottes zu setzen galt.
Der christliche Bedeutung der roten Fahne kam im Mittelalter die Bedeutung als Freiheitsfahne hinzu. Die Bauern mußten ihre vom Reich gegebenen Rechte gegen die Landesherren behaupten.
Die rote Fahne war zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht ausschließlich das Symbol der Arbeiter und Bauern. So gab es unter Kaiser Karl V eine militärische Eliteformationen unter roter Flagge, die Blutmänner.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts eigneten sich deutsche Zünfte das Privileg des Gebrauchs der roten Flagge an und mehrere deutsche Schwurgemeinschaften führten sie als ihr Zeichen. Unter diesem Zeichen führten sie Freiheitstage mit Gerichtsversammlungen und Feste durch.
Schließlich mündete der mittelalterliche Freiheitsbegriff im revolutionären Freiheitsbegriff. Dies vor allem, weil der Absolutismus die verbrieften Freiheiten der unteren Stände immer wieder angriff und abschaffen wollte.26
Die rote Revolutionsfahne wurde zuerst in den USA im Unabhängigkeitskrieg gehißt. Emigranten aus Europa nahmen die Tradition mit in das Auswanderungsland.
Erst während der Revolution in Frankreich scharrten sich 1792 Proletarier um die rote Fahne, 1848/49 setzte sie sich in Deutschland als die Flagge des Proletariats durch. Sie wurde zum Ausdruck antimonarchischer, republikanischer und sozialistischer Bestrebungen.
1889 wurde die rote Flagge offiziell zum Wahrzeichen der Arbeiterbewegung. Der internationale Arbeiterkongress27 besiegelte dadurch nur das, was schon Brauch und Sitte war. Ein Denkmal zu Ehren der Arbeiterbewegung aus dem selben Jahr in Chicago bildet neben der Freiheitsgöttin mit Schwert und der phrygischen Mütze auch die rote Fahne ab.28
Bis 1917 erscheint die rote Flagge nun mehr selten in der Öffentlichkeit. Durch die Oktoberrevolution in Rußland trat sie jedoch wieder in das alltägliche Erscheinungsbild. Ihr Verbreitungsgrad erhöhte sich: "Ein wesentlicher Grund für ihre rasche Verbreitung lag in ihrer Internationalität, die alle Arbeiter über nationalstaatliche Grenzen hinweg zu Brüderlichkeit und Solidarität aufrief."29
1917 nahmen die Sozialisten und Kommunisten die rote Fahne zunehmend in Besitz.
Besondere Beachtung fand sie 1918, als meuternde Matrosen sie in den Wintermonaten in Kiel, Hamburg und Bremen hißten. Am 9.11.1918 proklamierte Karl Liebknecht die sozialistische Republik in Berlin, er rief auf, die Kaiserstandarte gegen die "rote Fahne der freien Republik Deutschland"30 zu tauschen.
In der Anfangszeit der Weimarer Republik, während des Flaggenstreits, versuchten KPD und USPD gegen den Willen der bürgerlichen und rechten Parteien die rote Flagge zur Nationalflagge zu machen. Nachdem der Verfassungsausschuß am 3.6.1919 diesen Vorschlag behandelte, lehnte sie ihn am folgenden Tag ab.
Schwarz-rot-gold wurden die Nationalfarben.31
Die Bedeutung der roten Flagge in der KPD wurde dadurch jedoch nicht geschmälert. Ein möglichst radikaler Einsatz wurde gefordert: "Ganze Fahnenmeere sollen das Auge überschwemmen, die kritische Vernunft betäuben und eine rauschhafte Begeisterung entfachen, die wiederum die Bereitwilligkeit auslösen soll, diesen Fahnen in die von der Parteiführung angegebenen Richtung zu folgen."32
Die Anhänger des Kommunismus sollten von der roten Flagge emotional geleitet in die glücklich ausgemalte Zukunft eines sozialistischen Deutschlands marschieren.
3.1.2. Der rote Stern
Der rote Stern war ein kommunistisches Kampf- und Weltanschauungssymbol seit der Oktoberrevolution 1917. Seine Einfachheit in der Darstellung machte ihn zu einem der führenden Kampfsymbole. So wurde er der Staatsmacht im Oktober 1923 entgegengesetzt, als die Hamburger Kommunisten einen Aufstand erprobten.
Der fünfzackige Stern bedient sich zudem der förmlich über die Menschheit strahlenden Zukunftsmetaphern der kommunistischen Lehre. Er sollte den Menschen den Weg in die klassenlose Gesellschaft leuchten.
Probleme gab es in der Darstellung nur auf schwarz-weiß Bildern. Daher wurde der rote Stern oft in Verbindung mit anderen Symbolen, zum Beispiel Hammer und Sichel, abgebildet.33
3.1.3. Die rote Faust
Die geballte, meist in rot dargestellte Faust ist ein besonderes Klassenkampfsymbol der Kommunisten.
Sie strahlte mehr als alle anderen Symbole bewußt Aggressivität aus. Sie fordert zum unversöhnlichen Klassenkampf auf, sie "wirbt nicht um Sympathien; ihr beabsichtigter Effekt ist Abschreckung, Einschüchterung."34
Im Gegensatz zu den meisten anderen Symbolen der Kommunisten beginnt die Geschichte der geballten Faust in der Ära der Weimarer Republik. Sie war prägendes Symbol bei Straßenaufmärschen, Spiegel der gewaltbereiten Demonstranten, die voller Frust über das System dem Staat die geballte Faust zeigten.
Sie war zudem Antwort auf den faschistischen Gruß der Mussolini-Bewegung. Letzterer entstand unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg und wurde später von den Nationalsozialisten übernommen.
So entstand das Abbild der geballten Faust als bewußte Symbolschöpfung: Der Künstler John Heartfield entwarf das Faust-Emblem nach einer Zeichnung Georges Grosz’. Zuerst war es nur als Abzeichen des Rot-Front-Kämpferbundes gedacht. Doch der starke Ausdruck der Unmutsbekundungen, die sich in diesem Symbol spiegelten, ließen es zu einem Symbol der gesamten Arbeiterklasse werden. In dieser Symbolschöpfung spiegelt sich auch die Nähe der Arbeiterbewegung zur künstlerischen Avantegarde wider.35
Zahlreiche Abbildungen der Kommunisten zeigen dieses Klassenkampfsymbol. "Das Zerschmettern gegnerischer Versammlungen bildete überhaupt das beliebteste Motiv von Plakaten mit der roten Faust."36
Nicht nur in Deutschland, auch in Ungarn, zerdrückt und zerquetscht die geballte Faust auf Wahlplakaten die politischen Gegner: Monarchisten, Nationalsozialisten, Kapitalisten. Die Uniformen des Rotfrontkämpferbundes (RFB) waren mit Armbinden, die dieses Zeichen abbildeten, geschmückt. Entschlossenheit sollte ausgedrückt werden.
Die aggressive Entschlossenheit und Gewalt, die dieses Symbol ausstrahlte, hatte jedoch auch eine Kehrseite: es festigte zwar die Kommunisten nach innen, doch auch die Front der politischen Gegner festigte sich gegen diese Aggressivität. Zudem stand das Symbol der Sympathiewerbung im neutralen Ausland im Wege.37
3.2. Hammer und Sichel
Hammer und Sichel als Symbol war ein speziell sowjetisches Symbol. Die Sichel, als ältestes Werkzeug der ackerbautreibenden Menschheit, stand für die Bauern im sozialistischen Staat. Der Hammer stand stellvertretend für die Anliegen der Industriearbeiterschaft.
In der Weimarer Republik warb zuerst die USPD mit Hammer und Sichel auf roter Fahne für das Rätesystem. Auch die KPD bediente sich 1920 dieser Fahne, die jedoch zusätzlich mit dem Schriftzug "KPD" geziert war. Auch auf KPD-Wahlplakaten von 1932 waren Hammer und Sichel abgebildet.38
4. Präsentation des Zeichensystems
4.1 Allgemeines zur Demonstrationskultur in der Weimarer Republik
"Eine Fahne hochhalten, anstatt langer Reden zu halten"39 war eine Besonderheit der Demonstrationskultur in der Weimarer Republik.. Demonstrationen waren an der Tagesordnung in den Großstätten.
Da die Technik der technischen Medien, Radio und Fernsehen, zur Verbreitung von Ideologien und politischen Konzepten noch nicht ausgereift waren und noch keine Massenmedien mit großer Reichweite waren, waren Demonstrationen, Feiern und Feste und Kundgebungen die Medien, die Öffentlichkeit zu erreichen. Hier wurden die Stärke der Gruppe oder Partei gezeigt, hier wurden die Symbole der Partei hochgehalten, hier wurden Reden zu Ideologien und zur Weltanschauung gehalten. Zugänglich für jedermann richteten sie sich an ein großes Publikum.
Doch die reine Informationsfunktion wurde bei weitem gesprengt: Demonstrationen waren bekenntnisstiftende, rituell gestaltete Massenaktivitäten, die beeindrucken sollten. "Es waren wechselseitig aufeinander bezogene Aufmarschtage, Demonstrationen im eigentlichen Wortsinn, bei denen mit politisch konträren, jedoch funktional adäquaten Symbolen gesammelt und mobilisiert wurde, um den öffentlichen Raum mit den Bild- und Zeichensystemen der eigenen Bewegung, den medialen Abkürzungen der medialen Ideologie zu besetzen, um Immanenz und Transzendenz in je spezifischer Weise zu verkoppeln..."40
In allen politischen Bewegungen der Weimarer Republik wurde die Massenaktion zu einem wichtigen politischen Ziel. "Um dieses Ziel zu erreichen , sind kollektive Repräsentationen in Form sprachlicher, bildlicher und ritueller Symbole nötig. Über Zeichen, Bilder und Gesten werden kollektive Identitäten gebildet und gefestigt."41
4.2 Die Demonstrationskultur der KPD in der Weimarer Republik
Die Demonstrationspolitik der KPD paßt sich den zeitgenössischen Strömungen der allgemeinen Demonstrationsarten in der Weimarer Republik an. "Im ideologischen Konzept der KPD nahmen Massenaktionen, zu denen auch Demonstrationen gehörten, über den gesamten Zeitraum der Weimarer Republik eine wichtige Rolle ein."42
Im Sinne der kommunistischen Ideologie war die Partei nur zur Führung der Massen in die Revolution bestimmt. Die Revolution sollte durch das Proletariat durchgeführt werden. Die Besetzung des öffentlichen Raumes, Präsens zu zeigen und so Druck auf die Regierenden auszuüben war die logische Folge dieser Theorie des sozialistischen Staates. "Nur die großen Aktionen der Massen - Demonstrationen, Massenstreik, Aufstand - bringen die Entscheidung."43
Das eine Entscheidung herbeigeführt werden sollte ließ sich auch an den Aufmärschen der KPD erkennen: wo anfangs noch Kommuniasten in Anzug und Krawatte auftraten, marschierten später in Uniformen gekliedeten Linksradikalen unter wehenden roten Fahnen, mit Knüppelmusik und "Rot Front"-Rufen. Die paramilitärische Organisation der KPD, der Rotfrontkämpferbund, popularisierte diese Elemente.44
Seit Mitte der zwanziger Jahre veränderte sich das Erscheinungsbild der Kommunisten in eine immer mehr radikalere Mischung. Die Aktions- und Präsentationsformen kopierten die Wehrverbände der politischen Rechten SA und Stahlhelm, die Demonstrationszüge glichen mehr und mehr einem "militärischen Zeremoniell".45
Auch mißachteten die Kommunisten die häufig erlassenen Demonstrationsverbote. Viele folgten dem Aufruf der Parteiführung, sich gegen die Bestimmungen zu versammeln. Oft endeten die Demonstrationen an diesen Tagen in Schlachten mit der Polizei oder mit anderen politischen Gruppen, so auch am berüchtigten Blutmai, dem 1. Mai 1929.46
Den höchsten Teilnehmerzahlen erzielten die Kommunisten am Anfang der zwanziger Jahre. Danach schwand die Teilnahme zunehmend. Ursachen hierfür waren unter den wachsenden privaten Problemen der Bevölkerung auch eine falsche Demonstrationspolitik der Parteiführung. Trotz zahlreicher Kursänderungen konnten die gewünschten Massenaktionen nicht wirklich in die Tat umgesetzt werden.47
Der "...gefeierte Riese Proletariat" erwies sich "als Fabelgestalt aus dem Reich der Allegorien."48
4.2.1. Die Demonstrationen zum 1. Mai
Der Maifeiertag galt als der höchster Feiertag der Kommunisten. Alle sozialistischen Richtungen griffen 1919 auf die Symbolik des Weltenmais, der seit 1890 am 1. Mai realisiert wurde, zurück.49
Er hat seinen Ursprung in den Forderungen nach einem Acht-Stundentag, in der Forderung nach Mitbestimmung und Zeitverfügung. Die Zukunftsmetaphorik der offizielle Maipropaganda förderte eine in eine bessere Zukunft weisende Hoffnung, Sehnsüchte und Erwartunge auf ein besseres Leben in einem sozialistischen Staat.
Diese Sehnsüchte spiegelten sich in einer Frühlingssymbolik wieder, die sich jedoch nur in den Anfangsjahren der Weimarer Republik hielt: Arbeiter in Sonntagsanzügen mit Hut und Paletot und roter Nelke im Knopfloch wurden von militärisch aufmarschierenden Linksradikalen abgelöst.50
Es gab zwischen den sozialistischen Parteien Unstimmigkeiten über Art und Weise der Durchführung. Während die SPD im ersten Mai eher einen Festtag sah, war er für die Linksradikalen ein Kampftag. Letzteres sicherlich auch aufgrund des gewaltigen Politisierungszwanges, das die rechten Parteien den Kommunisten aufzwangen.51
Doch allen Ideologien zum Trotz wurde der erste Mai generell nicht das, was die Kommunisten aus ihm machen wollten. Zwar kam es zu kämpferischen Auseinandersetzungen, wie am 1. Mai 1929 in Berlin, meist waren die Maifeiern jedoch eine Feier mit viel Alkohol und Tanz. "...ein Fest des alten Milieus, das sich den politisch- didaktischen Erziehungsansprüchen der Avantegarde nicht fügte."52
4.2.2. Die Demonstrationen zum Revolutionstag
Die deutsche Novemberrevolution am 9.11.1918 wurde von den deutschen Kommunisten durchweg negativ bewertet. Obwohl aus demokratischer Sicht, und die deutsche KPD befürwortete einen demokratischen Sozialismus, ein Fortschritt gemacht worden war und das Kaiserreich sein Ende fand, stand für die Kommunisten die verpaßte Chance für die totale Revolution im Vordergrund.53
Zwar sah man im 9. November die erste Phase der Revolution, doch diese wird als "eine Revolution voller Unzulänglichkeiten und Schwächen" gesehen.54 Kontrastiv wurde dieser deutschen die russische Oktoberrevolution am 7.11.1918 gegenübergestellt. Da sie in den Augen der Kommunisten erfolgreich verlaufen war, fanden die Revolutionsfeiern der KPD meist an diesem Tag statt. Es wurde nach russischem Vorbild zum Roten Oktober in Deutschland aufgerufen.55
4.2.3. Die Demonstrationen zum 1. Verfassungstag
Die Verfassung der Weimarer Republik wurde von den Kommunisten als Schutzwall der Kapitalisten, der Regierenden und der Unternehmer gegen das Proletariat gesehen. Dementsprechend groß war die Ablehnung der Verfassungsfeiern. Die KPD rief zu Gegenaktionen an diesem Tag auf. Die Verfassung wurde mißachtet, und am Verfassungstag wurde dieser Mißachtung Ausdruck verliehen. Es wurde offen zum Kampf gegen das bestehende System aufgerufen.56
4.2.4. Die Demonstrationen zu weiteren kommunistischen Feiertagen
Der Feierzyklus der KPD umfaßte noch weitere Gedenk- und Feiertage. Der internationale Frauentag, die Märzfeiern, der Anti-Kriegstag und die Jugendweihen waren jedoch "teilweise ... reine Parteiveranstaltungen".57
Die Feiern zur Reichsgründungs stießen bei den Kommunisten auf große Ablehnung, da das Reich als Kerker des Proletariats gesehen wurde. Es kam jedoch kaum zu Gegendemonstrationen, weil dieses Datum mit den Gedenkfeiern zum Tode Luxemburgs, Liebknechts und seit 1925 auch Lenins zusammenfiel.58
4.3. Die Denkmäler der KPD
Denkmäler transportieren auch eine politische Symbolik. Ein System schmückt sich mit diesen Zeichen. Der Großteil der Denkmäler, die in der Weimarer Republik nach dem ersten Weltkrieg standen, waren monarchsich oder militärisch geprägt. Die zur Kaiserzeit erbauten Monumente prägten die Kulturlandschaft in diesem Bereich.
In Berlin gelang es den Kommunisten in den Zwanzigern erstmals, ein Denkmal zu Ehren der für die Ideologie des Kommunismus gefallenen Menschen zu errichten. "Ein Denkmal für die Märtyrer der Revolution, das die Kommunisten zum Andenken an die Gefallenen des revolutionären Kampfes in Berlin errichten ließen."
Das Denkmal wurde in Friedrichshalde errichtet; der Bau ging auf die Initiative Wilhelm Piecks - einem KPD Stadtverordneten - zurück. Der Architekt Mies van der Rohe gestaltete das Monument: große, kantige, dunkle Steinblöcke, auf denen eine rote Fahne wehte. Eine Tafel mit der Aufschrift "Den Toten Helden der Revolution" zierte die Vorderseite. Die Einweihung fand am 13.Juni 1926 mit 1500 geladenen Gästen statt.59
4.4. Der Totenkult der KPD
Die Symbolik der KPD erreichte ihren Höhepunkt bei der Beerdigung eines Parteimitgliedes. "Kommunistische Märtyrer in diesem latenten Bürgerkrieg wurden mit einem pompe funébre zu Grabe getragen." Nicht selten wurde dabei die Beerdigung zu einer Demonstration für die Partei, einer Wahlkampfveranstaltung. Man schwor Rache für den gestorbenen Genossen, man bekannte sich zum roten Terror und gab sich einer "weihevollen Selbstinszenierung hin".60
4.5. Das Liedgut der KPD
Die "Internationale" war mehr als das musikalische Feldzeichen der KPD. Es war das Kampflied der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung. Die Melodie wurde von P. de Geyter komponiert, der deutsche Text stammt von E. Luckhardt.61
Traditionell wurden auf den Veranstaltungen, Aufmärschen und Demonstrationen auch das sogenannte russische Trauerlied "Unsterbliche Opfer" und der "Rotgardistenmarsch" gesungen oder von der meist vor der Menschenmasse marschierenden Schalmeisterkapelle gespielt.62
In vielen kommunistischen Liedern ist auch ein "anthropologischer Optimismus als Religionsansatz" zu finden, dies spiegelt sind unter anderem im Lied "Hebt unsere Fahne in den Wind" wider: "Wir kämpfen, weil wir gläubig sind: der Mensch ist gut!". Auch sprechen viele Arbeitergesänge von der Tatsache, daß individuelles Leid für den großen Sieg durchaus zu ertragen ist.63
Eine starke Wirkung auf das Liedgut der KPD hatte auch der Blutmai 1929. "Der rote Wedding" von Komponist Hanns Eisler verkaufte sich 40.000 mal und erreichte ein sozialistisches Publikum weit über die deutschen Grenzen hinaus. Es ist ein radikaler Kampfgesang, der zur Revolution aufruft.64
Die Wirkung des Gesanges sollte eine stimmlich-musikalische Präsentation der Stärke der Partei sein. Bei Aufmärschen verschiedener Parteien versuchte man über den politischen Gegner in der Phonstärke zu triumphieren.65
5. Schluß
Die politische Symbolik der KPD war umfassend, facettenreich und ausgeprägt. Rot dominierte das Zeichensystem der Kommunisten. Im Sinne des kommunistischen Besitzanspruch-Denkens erklärten sie diese Farbe zu der Farbe des Sozialismus.
Das Rot richtete sich an die Emotionen seiner Anhänger - es sollte sie bewegen, der durch die Partei vorgegeben Ziele, die diese Symbolen darstellten, zu folgen.
Eingesetzt wurde es vor allem in der Form von Flaggen. Während der gesamten Zeit der Weimarer Republik gehörten die Massenaktionen, die unmittelbare symbolische Argumentation mit den Wahrzeichen der KPD, zu den wichtigsten Argumentationsmitteln der Partei. Die politischen Symbole ersetzten lange Reden und Diskussionen. Sie waren bildliche Handlungsanweisungen an die Masse: wendet euch dem Kommunismus zu.
6. Anmerkungen
1. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Müller, Helmut M.: Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage 1996 und Der grosse Brockhaus, Kompaktausgabe in 26 Bänden. Band 12, 18. Auflage. Wiesbaden 1984.
2. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Gailus, Manfred: "Seid bereit zum roten Oktober in Deutschland!". Die Kommunisten.
3. Weber, Hermann (Hg.): Die Gründung der KPD - Protokoll und Materialien des Gründungsparteitages der Kommunisitschne Partei Deutschlands 1918/1919. Berlin 1993. S. 190.
4. Ebenda, S. 179.
5. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Müller, Helmut M.
6. Weber, Hermann (Hg.): Gründung, S. 185.
7. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Gailus, Manfred.
8. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Kuhn, Axel: Symbole, in: Lexikon des Liberalismus. Frankfurt/Main 1993.
9. Mallmann, Klaus-Michael: Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer revolutionären Bewegung. Darmstadt 1996.
10. Korff, Gottfried: Symbolgeschichte als Sozialgeschichte? Zehn vorläufige Notizen zu den Bild- und Zeichensystemen sozialer Bewegungen in Deutschland, in: Warneken, Bernd Jürgen (Hg.): Massenmedium Strasse. Zur Kulturgeschichte der Demonstrationen. Frakfurt/Main 1991. S. 21.
11. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Korff, Gottfried.
12. Ebenda.
13. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Müller, Helmut M.
14. Mallmann, Klaus-Michael.
15. Korff, Gottfried, S. 182.
16. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Mallmann, Klaus-Michael.
17. Ehls, Marie-Luise: Protest und Propaganda: Demonstrationen in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik", Berlin 1997. S. 302-303.
18. Korff, Gottfried. S.21.
19. Korff, Gottfried. S.18.
20. Rabbow, Arnold: dtv-Lexikon der politischen Symbole. München 1970. S.198.
21. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Pfleging, Ernst: Die Rote Fahne im Wandel der Zeiten. Antike und Mittelalter, in: Die neue Gesellschaft, 2, 1954, S. 64-68.
22. Rabbow, Arnold. S.198.
23. Korff, Gottfried. S.24.
24. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Pfleging, Ernst: Die Rote Fahne im Wandel der Zeiten. Die Neuzeit, in: Die neue Gesellschaft, 3, 1954, S. 62-66.
25. Rabbow, Arnold. S. 198.
26. Pfleging, Ernst, Antike.
27. Internationaler Arbeiterkongress: überstaatlicher Kongress der Arbeiter
28. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Pfleging, Ernst: Neuzeit.
29. Rabbow, Arnold. S.201.
30. Ebenda, S.202.
31. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Ebenda.
32. Ebenda, S.204.
33. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Ebenda, S.207-208.
34. Ebenda, S.80.
35. Korff, Gottfried. S.27-28.
36. Rabbow, Arnold. S. 79.
37. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Ebenda.
38. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf:: Ebenda.
39. Mallmann, Klaus-Michael.
40. Ebenda, S. 220.
41. Korff, Gottfried, S. 17.
42. Ehls, Marie-Luise, S.258.
43. Bericht über den zweiten Parteitag der KPD (Spartakusbund). Leitsätze über deen Parlamentarismus, S. 60-62; in: Ehls, Marie-Luise, S. 261.
44. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Mallmann, Klaus-Michael.
45. Ebenda, S. 225.
46. Ehls, Marie-Luise, S. 266.
47. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Ebenda und Korff, Gottfried, S. 191f.
48. Mallmann, Klaus Michael, S. 224.
49. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Ebenda, S.220.
50. Korff, Gottfried, S. 185ff.
51. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Ebenda.
52. Mallmann, Klaus-Michael, S.223.
53. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Gailus, Manfred.
54. Weber, Hermann, Gründung, S.183.
55. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Gailus, Manfred.
56. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Gailus, Manfred und Mallmann, Klaus-Michael, S.224.
57. Mallmann, Klaus-Michael, S. 224.
58. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Gailus, Manfred.
59. Maoz Azaryahu, Von Wilhelmplatz zu Thälmannplatz: politische Symbole im
öffentlichen Leben der DDR, 1.Auflage, Gerlingen, Bleicher-Verlag 1991, Schriftenreihe des Instituts für Deutsche Geschichte, S.48-49.
60. Mallmann, Klaus-Michael, S.224-226.
61. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Der grosse Brockhaus, Kompaktausgabe in 26 Bänden. Band 10, 18. Auflage. Wiesbaden 1984.
62. Gailus,Manfred.
63. Mallmann,Klaus-Michael, S.227.
64. Kurz, Thomas: Blutmai. Sozialdemokraten und Kommunisten im Brennpunkt der Berliner Ereignisse von 1929. Berlin 1988. S. 128.
65. Die folgenden Ausführungen fußen im wesentlichen auf: Mallmann, Klaus-Michael. S.227.
7. Quellen und Literaturverzeichnis
Quellen:
Weber, Hermann (Hg.): Die Gründung der KPD - Protokoll und Materialien des Gründungsparteitages der Kommunistischne Partei Deutschlands 1918/1919. Berlin 1993.
Literatur:
Azaryahu, Maoz: Von Wilhelmplatz zu Thälmannplatz. Politische Symbole im öffentlichen Leben der DDR. Gerlingen 1991. (Schriftenreihe des Instituts für Deutsche Geschichte, Universität Tel-Aviv; 13)
Der grosse Brockhaus, Kompaktausgabe in 26 Bänden. Band 10, 18. Auflage. Wiesbaden 1984
Der grosse Brockhaus, Kompaktausgabe in 26 Bänden. Band 12, 18. Auflage. Wiesbaden 1984
Ehls, Marie-Luise: Protest und Propaganda: Demonstrationen in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik", Berlin 1997
Gailus, Manfred: "Seid bereit zum roten Oktober in Deutschland!". Die Kommunisten. Politische Identität und nationale Gedenktage
Korff, Gottfried: Symbolgeschichte als Sozialgeschichte? Zehn vorläufige Notizen zu den Bild- und Zeichensystemen sozialer Bewegungen in Deutschland, in: Warneken, Bernd Jürgen (Hg.): Massenmedium Strasse. Zur Kulturgeschichte der Demonstrationen. Frankfurt/Main 1991.
Kuhn, Axel: Symbole, in: Lexikon des Liberalismus. Frankfurt/Main 1993.
Kurz, Thomas: Blutmai. Sozialdemokraten und Kommunisten im Brennpunkt der Berliner Ereignisse von 1929. Berlin 1988.
Mallmann, Klaus-Michael: Kommunisten in der Weimarer Republik. Sozialgeschichte einer revolutionären Bewegung. Darmstadt 1996.
Müller, Helmut M.: Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage 1996
Pfleging, Ernst: Die Rote Fahne im Wandel der Zeiten. Antike und Mittelalter, in: Die neue Gesellschaft, 2, 1954, S. 64-68.
Pfleging, Ernst: Die Rote Fahne im Wandel der Zeiten. Die Neuzeit, in: Die neue Gesellschaft, 3, 1954, S. 62-66.
Rabbow, Arnold: dtv-Lexikon der politischen Symbole. München 1970. Schüddekopf, Otto-Ernst: Nationalbolschewismus in Deutschland. 1918-1933. o.O. 1973.
Weber, Herrmann: Erträge der Forschung. Kommunismus in Deutschland 1918-1945. Darmstadt 1983.
Weissmann, Karlheiz: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entwicklung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945. Düsseldorf 1991.
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- Sven Schulte-Rummel (Autor:in), 1998, Die politische Symbolik der Kommunistischen Partei Deutschlands in der Weimarer Republlik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95026