Die historische Entwicklung der Grund- und Menschenrechte
Schule: Gymnasiale Oberstufe
Menschenrechte:
- überstaatl. Rechtsnormen, d. sich an der menschl. Würde orientieren (= unveräußerlich, nicht übertrag- o. abgebbar, unantastbar, nicht aberkennbar)
- Mensch von Natur aus bzw. Gott verliehen (liegen in menschl. Natur), jeder hat eigene Würde und die der
- anderen zu achten und zu schützen
- nicht staatl. festgelegt o. gewährt, sondern als gegeben gewährleistet (Staat legt sie nicht fest, sondern
- erkennt sie nur an und garantiert ihre Einhaltung) (Art 2 GG)
- sollen Individuum vor widerrechtl. Übergriffen seitens d. Staates schützen + Würde sichern
- ,,liberale Verteidigungsrechte"
- Grundfreiheiten: zB Recht auf Gleichheit, Freiheit, körperl. Unversehrtheit, Meinungs- u. Glaubensfreiheit
Bürgerrechte:
- die einem Staatsangehörigen zustehenden Rechte auf Teilnahme am Staatsleben durch Wahlrecht u. durch
- Recht, öffentl. Ämter zu bekleiden
- allg.: Rechte, die nur Staatsangehörigen zustehen (zB allen Deutschen), schließen Grundrechte mit ein
- zB: Versammlungsoder Vereinigungsfreiheit, Berufsfreiheit...
Grundrechte:
- jeder Person zustehende Freiheitsrechte, die in der Verfassung verankert sind (GG d. BRD)
- in erster Linie gegen Staat gerichtet, binden als unmittelbar geltendes Recht Legislative, Exekutive u.
- Judikative an sich
- bestehen aus Menschenund Bürgerrechten (die in die Verfassung d. jew. Staates übersetzten
- Menschenrechte; Elementarrechte, deren Anerkennung von d. Verfassung abhängig ist)
- haben Ursprung in Naturrechtsgedanken d. Antike u. d. Naturrechtslehre
- Herausbildung d. Grundu. Menschenrechte in langwierigem Prozeß Magna Charta Libertatum (1215)
- lat. ,,große Urkunde der Freiheiten"
- wichtigstes engl. Grundgesetz, wurde dem engl. König Johann I. v. Adel u. Klerus abgerungen
- zuerst widerrufen, wurde sie 1225 durch Heinrich III. endgültig bestätigt
- umfaßt 63 Artikel, vor allem gegen maßlose finanz. Abgaben (Lehnspflichten) d. Barone an König, jedoch auch Bauernschutz, Rechtsschutzgarantie, Einhaltung d. Rechte d. engl. Kirche durch König · Widerstandsbestreben gegen Krone
- zuerst als Vertrag zur Beschränkung d. königl. Willkür u. zur Wiederherstellung d. feudalen Rechtsordnung gedacht, später jedoch zum fundamentales Grundgesetz d. engl. Staates aufgewertet
Petition of Rights (1628)
- engl. König Karl I. verfolgte Steuerpolitik zugunsten d. Krone über Rechte d. engl. Parlaments hinweg
- House of Common lehnte sich gegen König auf: Verletzung d. parlament. Rechte (Beschwerden in Petition of Rights gesammelt); Auslöser = willkürl. Verhaftungen v. Menschen durch König (widersetzten sich d. Zwangsarbeit)
- durch König anerkannt (Bekräftigung und Erweiterung d. Magna Charta)
- erklärte Eigentumsu. Personenrechte als unverletzlich · Interessenkonflikt zw. Monarchie und Republik
- Verhafteten mußte Grund f. Inhaftierung unverzüglich mitgeteilt werden
- zentrales Anliegen (Befreiung v. staatl. Abhängigkeit u. Integration d. Opposition in Politik) nicht erreicht,
- deshalb Habeas Corpus Act
Habeas Corpus Act (1679)
- lat. ,,du habest den Körper"
- grundlegendes engl. Gesetz, d. den Schutz d. persönl. Freiheit sicherte
- kein engl. Untertan durfte mehr ohne Überprüfung u. richterl. Anordnung inhaftiert o. gegen seinen Willen festgehalten werden
- regelt eindeutig d. Ablauf d. Inhaftierungsverfahrens, Reaktion d. empörten Volkes auf die willkürl. Verhaftungen unter König Karl II.
- Erweiterung d. Freiheitsrechte d. Magna Charta u. Petition of Rights; befristete Aufhebung dieser Rechte nur bei Gefährdung d. öffentl. Sicherheit zulässig (nur durch Parlamentsbeschluß)
- zunächst nicht lückenlos u. f. alle gültig (nur Adel), jedoch entscheidende Stufe in d. Entwickl. d. Menschenrechte
- wichtiger Schritt zur Vereinheitlichung d. Rechts, obwohl hauptsächlich Zusammenfassung alter Privilegien
- manifestierte wichtige Freiheitsrechte d. engl. Bürgers, jedoch keine ausdrückl. Anerkennung d. unveräußerlichen u. universellen Menschenrechte
Bill of Rights (1689)
- nach Vertreibung Karl II. in d. Glorious Revolution wurde Holländer Wilhelm v. Oranien König v. England
- · damit verbunden war eine Erklärung d. Rechte d. Parlaments in Bill of Rights
- Festlegung d. Grundsätze d. engl. Staatslebens u. Rechte d. Parlaments ggüber König
- Garantie d. Redeu. Wahlfreiheit f. Parlament, Straffreiheit d. Untertanen bei Eingabe v. Petitionen, Verbot grausamer Bestrafung u. Folter, Schutz d. protestant. Konfession · Beschneidung d. Königsherrschaft
- jedoch auf kleine soz. Gruppe d. Aristokraten begrenzt
Virginia Bill of Rights (1776)
- von George Mason verfaßt
- erstmalige Verkündung eines Menschenrechtskataloges in Amerika in 15 Artikeln (alle Bürger v. Natur aus frei, gleich u. unabhängig; von Geburt an mit gewissen Rechten ausgestattet)
- Recht auf Leben, Freiheit, Eigentum, Versammlungsu. Pressefreiheit, Anspruch auf Rechtsschutz, Wahlrecht
Declaration of Independence (1776)
- durch Thomas Jefferson ausgearbeitet; erste rechtliche Fixierung d. Menschenrechte in d. Geschichte; antifeudales u. antimonarchistisches Manifest, Verkündung republikan. u. bürgerl.-demokr. Freiheiten (Gleichheit vor Gesetz, Volkssouveränität)
- Menschenrechte in klass. Formulierung als Existenzgrundlage d. amerikan. Staates erklärt
- Mängel: weiterhin Praktizierung d. Sklaverei; Menschenrechte nicht v. Natur aus gegeben, sondern durch Verfassung in Grundu. Bürgerrechten festgelegt u. gewährleistet
Federal Bill of Rights (1791)
- Bezeichnung f. d. ersten zehn Amendments, d. 1791 d. US-Verfassung hinzugefügt wurden
- Zusatz regelt die Religionsu. Pressefreiheit, Recht auf die Unverletzlichkeit von Person, Haus und Eigentum
Déclaration des droits de lÂhomme et du citoyen (1789)
- durch Lafayette ausgearbeitet; v. d. frz. Nationalversammlung anerkannte Erklärung d. Menschenu. Bürgerrechte, bildete Grundlage f. spätere Verfassung Frankreichs
- Orientierung an amerikan. Unabhängigkeitserklärung: Forderung individ. staatsbürgerl. Gleichheit, v. Eigentum u. Sicherheit in neuer bürgerl. Gesellschaft · verkörpert Grundideale d. frz. Revolution, kein Instrument d. Menschenrechtsschutzes, sondern als Kampfinstrument in anhaltender Revolutionierung d. frz. Innenpolitik
- Grundrechtskatalog dieser Menschenrechtserkl. bildet Grundlage f. fast alle europ. Verfassungen
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948)
- v. Generalversammlung d. Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 in 30 Artikeln beschlossen (auf Grundlage d. UNO-Charta)
- Versuch d. Internationalisierung d. Menschenrechte aufgrund d. Menschenrechtsverletzungen im 3. Reich u. durch Kommunismus
- alle Menschen verfügen v. Geburt an über d. gleichen, unveräußerlichen Rechte und Grundfreiheiten
- UN bekennen sich zur Gewährleistung u. zum Schutz d. Menschenrechte jedes einzelnen
- dieses Bekenntnis erwächst aus der Charta der UN, die Glauben d. Völker an d. Grundrechte d. Menschen u. an d. Würde u. d. Wert d. menschl. Persönlichkeit bekräftigt
- in d. Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte haben die Vereinten Nationen in klaren und einfachen Worten jene Grundrechte verkündet, auf die jedermann gleichermaßen Anspruch hat
Häufig gestellte Fragen zur historischen Entwicklung der Grund- und Menschenrechte
Was sind Menschenrechte laut diesem Dokument?
Menschenrechte sind überstaatliche Rechtsnormen, die sich an der menschlichen Würde orientieren. Sie sind unveräußerlich, nicht übertragbar oder abgebbar, unantastbar und nicht aberkennbar. Sie werden dem Menschen von Natur aus oder von Gott verliehen und sollen das Individuum vor widerrechtlichen Übergriffen seitens des Staates schützen und seine Würde sichern. Es handelt sich um "liberale Verteidigungsrechte" wie das Recht auf Gleichheit, Freiheit, körperliche Unversehrtheit, Meinungs- und Glaubensfreiheit.
Was sind Bürgerrechte im Kontext dieses Textes?
Bürgerrechte sind Rechte, die einem Staatsangehörigen zustehen, insbesondere das Recht auf Teilnahme am Staatsleben durch Wahlrecht und das Recht, öffentliche Ämter zu bekleiden. Sie umfassen generell Rechte, die nur Staatsangehörigen zustehen und schließen Grundrechte mit ein, wie beispielsweise Versammlungs- oder Vereinigungsfreiheit und Berufsfreiheit.
Wie werden Grundrechte definiert?
Grundrechte sind Freiheitsrechte, die jeder Person zustehen und in der Verfassung verankert sind (wie im Grundgesetz der BRD). Sie richten sich in erster Linie gegen den Staat und binden Legislative, Exekutive und Judikative. Sie bestehen aus Menschen- und Bürgerrechten und haben ihren Ursprung in Naturrechtsgedanken der Antike und der Naturrechtslehre.
Was ist die Magna Charta Libertatum (1215)?
Die Magna Charta Libertatum (lateinisch für "große Urkunde der Freiheiten") ist ein wichtiges englisches Grundgesetz, das dem englischen König Johann I. von Adel und Klerus abgerungen wurde. Ursprünglich ein Vertrag zur Beschränkung der königlichen Willkür und zur Wiederherstellung der feudalen Rechtsordnung, wurde sie später zum fundamentalen Grundgesetz des englischen Staates aufgewertet. Sie umfasste 63 Artikel, die sich vor allem gegen maßlose finanzielle Abgaben richteten und auch Bauernschutz sowie Rechtsschutzgarantien enthielten.
Was war die Petition of Rights (1628)?
Die Petition of Rights war eine Reaktion auf die Steuerpolitik des englischen Königs Karl I., der die Rechte des englischen Parlaments ignorierte. Das House of Common lehnte sich gegen den König auf und sammelte Beschwerden in der Petition of Rights. Sie wurde vom König anerkannt und bekräftigte und erweiterte die Magna Charta. Sie erklärte Eigentums- und Personenrechte als unverletzlich und forderte, dass Verhafteten der Grund für ihre Inhaftierung unverzüglich mitgeteilt werden musste.
Was ist der Habeas Corpus Act (1679)?
Der Habeas Corpus Act (lateinisch für "du habest den Körper") ist ein grundlegendes englisches Gesetz, das den Schutz der persönlichen Freiheit sicherte. Es besagte, dass kein englischer Untertan mehr ohne Überprüfung und richterliche Anordnung inhaftiert oder gegen seinen Willen festgehalten werden durfte. Es regelte den Ablauf des Inhaftierungsverfahrens und erweiterte die Freiheitsrechte der Magna Charta und Petition of Rights.
Was beinhaltete die Bill of Rights (1689)?
Nach der Vertreibung Karl II. wurde der Holländer Wilhelm von Oranien König von England. Damit verbunden war eine Erklärung der Rechte des Parlaments in der Bill of Rights. Diese legte die Grundsätze des englischen Staatslebens und die Rechte des Parlaments gegenüber dem König fest. Sie garantierte Rede- und Wahlfreiheit für das Parlament, Straffreiheit bei Eingabe von Petitionen, Verbot grausamer Bestrafung und Folter sowie den Schutz der protestantischen Konfession. Sie beschränkte die Königsherrschaft, war aber auf eine kleine soziale Gruppe von Aristokraten begrenzt.
Was besagte die Virginia Bill of Rights (1776)?
Die Virginia Bill of Rights, verfasst von George Mason, war die erstmalige Verkündung eines Menschenrechtskataloges in Amerika in 15 Artikeln. Sie erklärte, dass alle Bürger von Natur aus frei, gleich und unabhängig sind und von Geburt an mit gewissen Rechten ausgestattet sind, darunter das Recht auf Leben, Freiheit, Eigentum, Versammlungs- und Pressefreiheit, Anspruch auf Rechtsschutz und Wahlrecht.
Welche Bedeutung hatte die Declaration of Independence (1776)?
Die Declaration of Independence, ausgearbeitet durch Thomas Jefferson, war die erste rechtliche Fixierung der Menschenrechte in der Geschichte. Sie war ein antifeudales und antimonarchistisches Manifest, das republikanische und bürgerlich-demokratische Freiheiten verkündete, darunter Gleichheit vor dem Gesetz und Volkssouveränität. Sie erklärte Menschenrechte in klassischer Formulierung als Existenzgrundlage des amerikanischen Staates, wies jedoch Mängel wie die weiterhin praktizierte Sklaverei auf.
Was regelte die Federal Bill of Rights (1791)?
Die Federal Bill of Rights bezeichnet die ersten zehn Amendments, die 1791 der US-Verfassung hinzugefügt wurden. Sie regelten die Religions- und Pressefreiheit, sowie das Recht auf die Unverletzlichkeit von Person, Haus und Eigentum.
Was war die Déclaration des droits de l'homme et du citoyen (1789)?
Die Déclaration des droits de l'homme et du citoyen (Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte), ausgearbeitet durch Lafayette, wurde von der französischen Nationalversammlung anerkannt und bildete die Grundlage für spätere Verfassungen Frankreichs. Sie orientierte sich an der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und forderte individuelle staatsbürgerliche Gleichheit, Eigentum und Sicherheit in einer neuen bürgerlichen Gesellschaft. Sie verkörperte die Grundideale der französischen Revolution, war aber kein Instrument des Menschenrechtsschutzes, sondern ein Kampfinstrument in der anhaltenden Revolutionierung der französischen Innenpolitik.
Was beinhaltete die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948)?
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 in 30 Artikeln beschlossen. Sie war ein Versuch der Internationalisierung der Menschenrechte aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im Dritten Reich und durch den Kommunismus. Sie erklärte, dass alle Menschen von Geburt an über die gleichen, unveräußerlichen Rechte und Grundfreiheiten verfügen und dass die UN sich zur Gewährleistung und zum Schutz der Menschenrechte jedes einzelnen bekennen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 1999, Die Entwicklung der Grund- und Menschenrechte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95029