Die Komplettumstellung von UKW auf DAB+ und die damit verbundenen Auswirkungen auf Privatradiosender in Deutschland

Am Beispiel der Funkhaus Nürnberg GmbH


Bachelorarbeit, 2020

93 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Problemstellung
1.3 Zielsetzung
1.4 Aufbau der Arbeit
1.5 Abgrenzung des Themas

2. Grundlagen
2.1. Privat- und öffentlich-rechtliche Sender
2.1.1 Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Hörfunks
2.1.2 Entwicklung des privaten Hörfunks
2.1.3 Unterscheidungen auf Finanzierungsebene
2.2. Technische Grundlagen
2.2.1 UKW
2.2.2 DAB+
2.2.3 Internetradio
2.3. Empfangsgeräte
2.3.1 Arten von Empfangsgeräten
2.3.2 Entwicklung des Absatzes der verschiedenen Arten
2.4. Status Quo DAB+
2.4.1 in Deutschland
2.4.2 in Großbritannien
2.4.3 in Österreich
2.4.4 in Norwegen
2.5. Betriebswirtschaftliche Werkzeuge zur Ermittlung von Kennzahlen
2.5.1 Trendanalyse
2.5.2 Konkurrenzanalyse
2.5.3 Instrumente der Kontrolle

3. Exemplarische Fallanalyse
3.1. Status Quo beim Funkhaus Nürnberg GmbH
3.1.1 Aktueller Stand der technischen Umstellung
3.1.2 Geplante Investitionen in den kommenden Jahren
3.2. Projektvorstellung
3.2.1 Analyse der DAB+ Zahlen der Funkhaus Nürnberg GmbH im Vergleich zum restlichen Markt in Bayern
3.2.2 Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern
3.2.3 Vergleich des deutschen DAB+ Marktes mit Europa und dem Rest der Welt
3.3. Strategische Planung
3.3.1 aus politischer Sicht
3.3.2 aus Sicht der Radiosender
3.4. Umsetzung
3.4.1. Analyse der bestehenden Problematiken
3.4.1.1 auf Finanzierungsebene
3.4.1.2 auf Kokurrenzebene
3.4.1.3 auf Marketingebene
3.4.2. Analyse der Auswirkungen der Komplettumstellung von UKW auf DAB+ in Norwegen
3.4.2.1 Aus Sicht der Privatradiosender
3.4.2.2 Aus Sicht der Endverbraucher
3.4.2.3 Möglichkeit der Spiegelung auf den deutschen Markt
3.4.3. Kooperationsmöglichkeiten zwischen privaten Hörfunkstationen
3.4.3.1 Technik
3.4.3.2 Vermarktung
3.4.3.3 Musikplanung
3.4.3.4 Redaktion
3.5. Erfolgskontrolle
3.5.1 Ex-Post-Vergleich
3.5.2 Ex-Ante-Vergleich

4. Schlussbetrachtung
4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.2 Fazit und Zukunftsvision

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Darstellung des Hörerkreises vom Funkhaus Nürnberg

Abbildung 2: WHK, der Tagesreichweite und der Stundennettoreichweite aller Sender vom Funkhaus Nürnberg

Abbildung 3: DAB+ Haushaltsausstattungen in den Bundesländern und deren Trend

Abbildung 4: Anzahl der Online-Audioangebote (inkl. Öffentlich-Rechtliche) in Deutschland 2010-2016

Abbildung 5: Geschäftskennzahlen der DAB+Only-Anbieter 2016

Abbildung 6: Entwicklung der Anzahl der öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosender in Deutschland in den Jahren von 1987 bis 2019

Abbildung 7: Entwicklung der Werbeeinnahmen lokaler TV- und Hörfunk-Anbieter in Bayern 2009-2017 in Mio. Euro

Abbildung 8: Übersicht von Audio Codecs

Abbildung 9: Darstellung der Haushaltsausstattung

Abbildung 10: Statistik zu Autoradios im Trend: Anteil digital vs. Analog (UKW)

Abbildung 11: Anzahl der DAB+ Geräte in Wohnung / Auto / gesamt (in Mio)

Abbildung 12: Statistik zur Webradionutzung nach Empfangsgeräten

Abbildung 13: Statistik zur meistgenutzten Radioempfangsart im Trend

Abbildung 14: Österreich mit den bestehenden und geplanten Anbindungen an DAB+

Abbildung 15: Verlauf von linearen, periodischen und polynomischen Trends

Abbildung 16: Netzanbindung DAB+ in zehn verschiedenen Ländern im Vergleich

Abbildung 17: DAB+ angebundenen Straßenkilometer innerhalb

Abbildung 18: Empfangsart in % in Großbritannien, Dänemark und der Schweiz

Abbildung 19: Alle Sendestandorte in Rheinland-Pfalz

Abbildung 20: Alle angebotenen DAB+ Varianten in Rheinland-Pfalz

Abbildung 21: Aufteilung der Gesamtkosten in Rheinland-Pfalz

Abbildung 22: Kostenvergleich zwischen Neubau und Mitbenutzung eines Multiplexers in Rheinland-Pfalz

Abbildung 23: Die verschiedenen Regionen und Kombinationen in Rheinland-Pfalz

Abbildung 24: Gesamtkosten in Rheinland-Pfalz

Abbildung 25: Stückkosten der einzelnen Regionen und Kombinationen in Rheinland­ Pfalz im Bereich des stationären Empfangs gemessen anhand der Bevölkerung

Abbildung 26: Stückkosten der einzelnen Regionen und Kombinationen in Rheinland­Pfalz im Bereich des mobilen Empfangs gemessen anhand der Bevölkerung

Abbildung 27: Kosten pro gesendeten DAB+ Programm in Rheinland-Pfalz

Abbildung 28: Darstellung Brutto-Werbedruck im Radio in Deutschland

Abbildung 29: Erträge bei Privatradiosender in Bayern

Abbildung 30: Entwicklung der Werbeeinnahmen bei bayerischen Radiosendern

Abbildung 31: Ertrags-/Aufwandstruktur der privaten Hörfunkanbieter in Bayern 2017

Abbildung 32: Entwicklung der norwegischen Sender unterschieden in Tages- und Wochenreichweite im Verlauf von 2010-2019

Abbildung 33: Tageszuhörer unterteilt in Altersklassen 2010 - 2019

Abbildung 34: Entwicklung der Marktverteilung in Norwegen im Vergleich 2010 - 2019

Abbildung 35: Verkaufszahlen von DAB+ Empfangsgeräten in Norwegen 2006 - 2018

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Diese Einleitung zum Thema „Die Komplettumstellung von UKW auf DAB+ und die damit verbundenen Auswirkungen auf Privatradiosender in Deutschland am Beispiel der Funkhaus Nürnberg GmbH soll dazu dienen, die Rahmenbedingungen für die ausgearbeitete Bachelor-Thesis festzulegen. Dabei wird in fünf Kategorien (Ausgangsituation, Abgrenzung des Themas, Problemstellung, Vorgehensweise und Zielsetzung) unterschieden.

1.1 Ausgangssituation

Als am 23. Oktober 1923 der regelmäßige deutsche Rundfunkdienst startete, ahnte niemand, welche Erfolgsgeschichte sich dahinter verbergen würde.1 So ist es bis heute gelungen ununterbrochen zu senden. In dieser langen Zeit durchlebte auch der Hör-Rundfunk seine Höhen und Tiefen. Während die Radiosender heutzutage für eine vielfältige Musikauswahl stehen, Unterhaltungsfaktor sind und als Werbeplattform genutzt werden, diente er vor allem in der NS-Zeit als Propaganda­Portal.

Der Rundfunk durschritt verschiedenste Epochen im Hörfunkbereich. Besonders in der Sendetechnik gab es viele Entwicklungen. Anfänglich zeigten sich hier Umstellungsprobleme. Egal, ob von der Mittelwelle (MW) zur Ultrakurzwelle (UKW) oder zum Digital Audio Broadcasting (DAB).2 Vor der Herausforderung der Umstellung von UKW auf DAB+ befindet sich auch das Funkhaus Nürnberg.

Die Funkhaus Nürnberg Studiobetriebs-GmbH besteht seit dem Jahreswechsel 1994/1995 und ist ein Zusammenschluss der vier Nürnberger Radiosender: Radio Gong 97,1 der Rocksender, Hit Radio N1, Radio F und Radio Charivari.3 Diese Privatradiosender existieren bereits seit 1986. Unterschiedliche Gestaltung bei den Programmen sorgt hierbei für eine hohe Zielgruppenreichweite. Durch dieses Bündnis wird auf die zunehmenden Herausforderungen in der privaten

Radiowirtschaft reagiert. Das Arbeitsumfeld des Funkhauses Nürnberg erstreckt sich weit über den Nürnberger Ortskern hinaus (siehe Abbildung 1).4

So werden in diesem Hörerkreis auch dementsprechende Tagesreichweiten erzielt. Die Funkanalyse Bayern von 2019 ergab steigende Werte für das Funkhaus Nürnberg.5 So erreichen die Radiomacher aus Nürnberg, summiert über alle Radiosender zusammen, 540.000 Menschen in der Tagesreichweite (Montag bis Freitag) (siehe Abbildung 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: WHK, der Tagesreichweite und der Stundennettoreichweite aller Sender vom Funkhaus Nürnberg

Die Funkhaus Nürnberg Studiobetriebs-GmbH ist durch ihren Radiosender Hitradio N1 sogar regionaler Marktführer bei den Hörern im Alter von 14-29 Jahren. Alle vier Sender sind neben UKW, Kabel und dem Internet auch auf DAB+ zu empfangen. Des Weiteren sendet das Funkhaus Nürnberg die Sender Pirate Gong (seit 1999) und MeinLieblingsradio (seit 2018) auf DAB+ und im Internet. 2019 folgte mit dem Hip-Hop Sender N904Beat der dritte reine DAB+ Sender. Das Unternehmen zählt somit zu den Radioanbietern, die bereits im Vorfeld auf die technische Neuentwicklung reagierten und neben ihren vier Hauptsendern bereits drei weitere DAB+ Sender installierten.6

Mit sieben DAB+ Sendern folgt das Funkhaus Nürnberg damit einem bayerischen Trend. Insgesamt gibt es im Freistaat 84 regional lokale Privatradiosender, die auf dem digitalen Format senden.7 Dadurch stellt Bayern mit deutlichem Abstand die meisten DAB+ Sender, gefolgt von Berlin mit 29 und Hessen bzw. Sachsen mit 19 Sendern. In anderen Bundesländern werden gar keine (Thüringen, Mecklenburg- Vorpommern) bzw. nur sehr wenige (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland) private digitale Radiosender angeboten. Vergleichsmodelle im Ausland gibt es bisher wenige, da nur Norwegen als weltweit einziges Land UKW abgeschaltet und komplett auf DAB+ umgestellt hat.8

1.2 Problemstellung

Eine Komplettumstellung von UKW auf DAB ist keine technologische Neuigkeit der letzten Jahre. Bereits als 1985 das erste Pilotprojekt in Ingolstadt startete, rechnete man bereits zu diesem Zeitpunkt damit, dass das digitale Format die analoge Sendevorrichtung bis zum Jahr 2000 komplett abgelöst haben sollte.9

Auch den zweiten Absetzungstermin von UKW im Jahr 2015 hat man verstreichen lassen.10 Die Gründe für die holprige Umstellung liegen so gesehen in mehreren Faktoren. Die erste Ursache sind die DAB+ tauglichen Geräte, die für den Empfang des digitalen Hörfunks benötigt werden. Zwar vermeldete das Digitalradiobüro Deutschland 2018 eine Abverkaufs-Steigerung von zehn Prozent (Verkaufte DAB+ Radios in 2018 = 1,4 Millionen Stück), allerdings sorgt dies nicht für eine ausreichende Verbreitung des modernen Mediums.10 11

In Bayern besitzen bisher die meisten Haushalte ein DAB+ Empfangsgerät. Allerdings macht dies 2019 zudem nur 29,7 % aller bayerischen Haushalte aus. Schlusslicht war zum Zeitpunkt das Bundesland Hessen mit 18 % aller Haushalte (siehe Abbildung 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 DAB+-Haushaltsausstattung in den Bundesländern im Tfend

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: DAB+ Haushaltsausstattungen in den Bundesländern und deren Trends

Die Zurückhaltung der Endverbraucher hat tatsächlich unterschiedliche Gründe. In Bayern gibt es zwar eine Vielzahl von DAB+ Sendern, doch durch die möglichen Alternativen (Internetradios oder Streamingdienste wie zum Beispiel Spotify) auch eine auffallend hohe und breit aufgestellte Konkurrenzsituation.12 13

Die Internetradio-Anbieter sind in den letzten Jahren rückläufig, allerdings ist die dort gegebene Konkurrenzsituation enorm. Dies liegt vor allem an den Radiosendern, die nur über das World Wide Web zu hören sind (siehe Abbildung 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Anzahl der Online-Audioangebote (inkl. Öffentlich-Rechtliche) in Deutschland 2010-2016

Durch die große Programmvielfalt ist diese Art des Mediums für viele Konsumenten eine beliebte Alternative. In Niedersachsen haben die Hörer aktuell kein besonderes Interesse an DAB+, da nur sehr wenige Hörfunksender zur Auswahl stehen. Der Grund für die teilweise geringe Senderdichte bei DAB+ liegt an den hohen Einführungskosten des digitalen Hörfunks. Die privaten Radiosender können diese selten tragen.

Während die ARD geführten öffentlich-rechtlichen Radiosender im Zeitraum von 2017 bis 2025 für die Umstellung knapp 600 Millionen Euro aus den Rundfunkbeiträgen bekommen, müssen die privaten Hörfunksender die Entwicklung durch ihre Werbeeinnahmen aus dem UKW Sendebetrieb finanzieren. Die bestehenden UKW-Sender finanzieren somit ihren DAB+ Auftritt Während in Bayern DAB+ als „alternativlos“ bezeichnet wird und der „Point of no return“ längst überschritten sei, so denkt der niedersächsische Landtag über eine Stilllegung des digitalen Prozesses nach.14 15 16 17 Für den Ausbau des neuen 5G Mobilfunknetzes sollte das Streamen über Internet-Radios die logische Zukunftsvision sein.

1.3 Zielsetzung

Durch die Vernachlässigung eines fortschreitenden technologischen Wandels geriet bereits eine anderen Medienbranche in finanzielle Schwierigkeiten.18 In den Zeiten der Digitalisierung mussten die Zeitungsverlage andere Wege und Möglichkeiten finden, um ihr Produkt für den Kunden weiterhin attraktiv zu gestalten, um damit Profite zu generieren. Dies funktionierte nur durch Veränderungen von bestimmten Strukturen.

Eine Verschiebung des Hörermarktes von UKW auf DAB+ bzw. die Internet Radios ist seit Jahren ein aktuelles Thema in der Radio Branche. Um schneller auf diese technologischen Fortschritte reagieren zu können, befassen sich die Radiosender auch auf wissenschaftliche Art mit dieser Thematik.

Diese Arbeit soll aufzeigen, wie wichtig es ist, bereits im Vorfeld bestehende Probleme oder Bedenken zu analysieren, Strukturen zu erarbeiten, Gefahren aufzuzeigen, Lösungsmöglichkeiten darzustellen und Zukunftsvisionen zu berücksichtigen. In der Tat müssen verschiedene Auswirkungen und die damit teilweise verbundene Risiken abgeschätzt und entsprechende Möglichkeiten der Reduzierung dieser auftretenden Probleme aufgezeigt werden. Verschiedenste Kooperationsmöglichkeiten sind ebenso zu erforschen, die dabei helfen sollen, die Umstellung für die Radiosender unkomplizierter und evtl. auch kostengünstiger zu Gestalten. Entsprechende Auswirkungen können anhand von anderen Praxisbeispielen belegt und dabei auf den deutschen Markt gespiegelt werden.

Des Weiteren bieten die unterschiedlichen Empfangsmodelle auch ihre Vor- bzw. Nachteile. Diese gilt es auf technischer Basis herauszuarbeiten und die hieraus resultierenden Bedenken der Endverbraucher zu analysieren. Hierdurch ergeben sich wichtige Informationen zur weiteren Vermarktung der Empfängermodelle.

Anhand dieser verschiedenen Punkte ist ersichtlich, dass das Thema „digitaler Empfang“ den Radiosendern noch einige unterschiedliche Arbeitsfelder bietet. Die Thesis soll so den lokal-regionalen Radiosendern wichtige Hinweise zum Bereich des DAB+ geben, mögliche positive wie negative Auswirkungen aufzeigen und vielfältige Lösungsoptionen bieten.

1.4 Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit ist in vier Hauptgliederungspunkte unterteilt. Die Einleitung führte bereits zum Thema hin und hat die Ausgangssituation definiert. Mittels der beschriebenen Problemstellung konnte das Thema der Arbeit genauer konkretisiert werden. Darüber hinaus sind auch die entsprechenden Maßnahmen aus der Zielsetzung verdeutlicht. Die Abgrenzung des Themas schließt den Einleitungsteil der Bachelor-Thesis ab.

Der zweite Hauptgliederungspunkt beschäftigt sich mit den theoretischen Vorgaben, die zum Verständnis der exemplarischen Fallanalyse benötigt werden. Um die Thematik besser zu begreifen, ist erst einmal zu klären, wo sich die Unterschiede zwischen privat oder öffentlich-rechtlichem Radio befinden. Die technologischen Bedingungen und einschlägigen Entwicklungen in den letzten Jahren stellen genauso wichtige Grundlagen dar, wie auch den aktuellen Status Quo in verschiedenen europäischen Ländern. Abgeschlossen wird der zweite Hauptgliederungspunkt mit betriebswirtschaftlichen Grundlagen, die helfen sollen, die entsprechenden Problematiken besser zu verstehen.

Der Kernteil dieser wissenschaftlichen Arbeit befindet sich im dritten Hauptgliederungspunkt. Die exemplarische Fallanalyse beschäftigt sich dabei zuerst mit dem aktuellen Stand, also dem Status Quo im Funkhaus Nürnberg. Bei diesem Punkt geht es um die bisherige Arbeit der Funkhaus Nürnberg Studiobetriebs-GmbH, sowie deren zukünftigen Projekte im Bereich DAB+.

In der Projektvorstellung setzt sich die Thesis hauptsächlich mit den bisherigen Ergebnissen in Deutschland und dem Vergleich mit dem europäischen Ausland auseinander. Die strategische Planung wiederrum wird unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet. Zum einen aus der Sicht der Politik und zum anderen mit der möglichen Planung der privaten Radiosender selbst.

Eine entsprechende Umsetzung erfolgt anhand einer Analyse der bestehenden Problematiken. Hier wird dieser mit dem norwegischen Markt als Referenzwert verglichen. Die Kooperationsmöglichkeiten sollen die verschiedenen Perspektiven aufzeigen, die die privaten Lokalrundfunksender besitzen, um die Auswirkungen besser abfangen zu können. Um das erfolgsversprechend kontrollieren zu können, bildet der Abschluss der exemplarischen Fallanalyse eine Soll-/Ist- bzw. eine Soll- /Wird-Analyse.

Hauptgliederungspunkt vier beinhaltet eine resümierende Schlussbetrachtung der Thesis. Diese ergibt sich aus einer Zusammenfassung der entsprechenden Ergebnisse und einem darlegenden Fazit mit Zukunftsblick auf die weiteren möglichen Vorkommnisse. Die Schlussbetrachtung bildet damit gleichzeitig auch den Abschluss der wissenschaftlichen Arbeit.

1.5 Abgrenzung des Themas

Neben den 84 regional lokalen DAB+ Sendern in Bayern gibt es auch zehn öffentlich-rechtliche digitale Radiosender. Während es in manchen Bundesländern keinen einzigen regionalen digitalen Sender gibt, sind alle öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten mit mindestens sechs Sendern in den Ländern vertreten. An dieser Stelle spielt das Budget eine große Rolle. Grundlage für die Budgethöhe sind die Einnahmen der Radiosender.

Durch die Gesetzgebung geregelt, erhalten die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radioanstalten einen sogenannten Rundfunkbeitrag.19 Dieser muss von jedem deutschen Haushalt monatlich gezahlt werden. Der Rundfunkbeitrag löste am 01. Januar 2013 die Zwangsabgabe der GEZ ab. Vor der Änderung wurde der Betrag anhand der Empfängergeräte berechnet. Heute ist es ein festgesetzter Pauschalbetrag.

Der Rundfunkbeitrag ist die Haupteinnahmequelle der öffentlich-rechtlichen Sender. Im Zeitraum 2017 - 2020 bringt dieser einen jährlichen Betrag in Höhe von 7,8 Milliarden Euro ein.20 Alleine das Deutschlandradio erhält jährlich 227 Millionen Euro. Die Rundfunkgebühren sanken seit der Umstellung von 17,98 Euro auf 17,50 Euro. Eine jährliche Erhöhung von zwei Prozent fordert deswegen u.a. Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue.

Diese Mehrgewinne bleiben aber nur den öffentlichen-rechtlichen Sendern vorbehalten. Da hinter dem digitalen Radio auch ein anfänglich höherer Kostenaufwand steckt, wären die Auswirkungen für die öffentlich-rechtlichen Sender nicht so gewichtig, wie für die privaten Radiosender, die sich ausschließlich über geschaltete Werbung finanzieren.

Aus diesem Grund wird in dieser Bachelor Thesis nur die Sichtweise der privaten Radiosender eingenommen und die Auswirkungen für die öffentlich-rechtlichen Sender vernachlässigt. Auch spielen die juristischen Vorgaben durch den von den Bundesländern abgestimmten Rundfunkstaatsvertrag eine wichtige Rolle im Bereich der DAB+ Entwicklung. Durch den Umfang des politischen Konstrukts kann unterdies nur oberflächlich auf das Thema in der Thesis eingegangen werden.

2. Grundlagen

2.1. Privat- und öffentlich-rechtliche Sender

In Deutschland sind die Rundfunkrechte auf zwei verschiedenen Säulen verteilt.21 Die öffentlich-rechtlichen und die privaten Sender bilden dabei ein duales Rundfunksystem.

2.1.1 Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Hörfunks

In Zeiten des Dritten Reichs war das Radio eines der Propagandamittel der damaligen NS-Diktatur.22 Durch den Ausbau von Sendemasten, der Einführung sogenannter Volksempfänger und der Zentralisierung des Rundfunks unter dem Slogan: „Ein Volk, ein Reich, ein Rundfunk“, wurde gewährleistet, dass 90 % der Reden von Adolf Hitler von den Bürgern gehört wurden.

Um diese Möglichkeit der Propaganda zukünftig zu unterbinden, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Gegenentwurf das Konzept eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks entworfen. Der öffentlich-rechtliche Sender ist gekennzeichnet durch die staatsferne, föderale Struktur und die Programmgestaltung und steht für eine pluralistische Gesellschaft. Zudem sind die Sender unverschlüsselt und jedem Bürger frei zugänglich.

Diese Grundsätze galten zuerst nur in der Bundesrepublik Deutschland. Die Deutsche Demokratische Republik verfolgt währenddessen andere Wege des Rundfunks. Der 1962 gegründete Deutschlandfunk stellte den einzigen landesweiten Radiosender für die komplette BRD. Dieser lag ebenfalls unter der Schirmherrschaft der öffentlich-rechtlichen Sender.23 Nach der Wiedervereinigung entstand aus dem Deutschlandfunk, der RIAS (zuständig für West-Berlin), sowie Deutschlandsender Kultur (Sender der DDR) das heutige Deutschlandradio. Seit 2010 sendet Deutschlandradio mit Deutschlandfunk Nova ein drittes Programm.

Neben dem Deutschlandradio gibt es innerhalb der Landessendeanstalten weitere Hörfunksender. 1984 konnten nur 36 öffentlich-rechtliche Radiosender in Deutschland empfangen werden. Bis heute hat es sich mit 74 Sendern mehr als verdoppelt (siehe Abbildung 6).

2.1.2 Entwicklung des privaten Hörfunks

Die Zahlen aus Abbildung 6 zeigen neben einer Verdopplung der öffentlich­rechtlichen Radiosender auch die massive Zunahme an privaten Radiostationen. Der Startschuss dafür fiel 1981 durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts.24 25 Nach knapp drei Jahren Umstellungsarbeit auf gesetzlicher und technischer Ebene gab es am 01. Januar 1984 über die Anstalt für Kabelkommunikation die ersten privat programmierten Radiosendungen zu hören.26

Im Rundfunkstaatsvertrag von 1987 wurde durch die einzelnen Bundesländer eine generelle Zulassung von privaten Radiosendern verankert. Dies löste einen regelrechten Boom an lokalen, (über-)regionalen und landesweiten Privatsendern aus. So verzehnfachte sich die Anzahl an privaten Radiostationen im Vergleich von 1988 zu 1989 (siehe Abbildung 6).

Die privaten Anbieter versuchten vor allem bei den Generationen zu punkten, die bisher bei den etablierten öffentlich-rechtlichen Sendern öfters zu kurz gekommen waren. In Folge dessen wurden auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern Pop-, aber auch Jugendwellen als Radioformate etabliert, um diesem Trend entgegen zu wirken.

Seit 2019 gibt es 262 private Radiostationen in Deutschland. Die Tendenz ist dank der technologischen Entwicklung weiterhin steigend.

2.1.3 Unterscheidungen auf Finanzierungsebene

Der Unterschied zwischen den beiden Säulen des deutschen Radiosystems zeigt sich in mehreren Bereichen. Neben den verschiedenen Grundsätzen, z.B. der freien Empfangbarkeit oder der Verpflichtung einer Grundversorgung der deutschen Bürger, sind vor allem bei der Finanzierung erhebliche Abweichungen zwischen öffentlich-rechtlich und privat festzustellen.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk finanzierte sich bereits seit den 50er Jahren mit einer Zwangsabgabe.27 Diese wurde bis 31. Dezember 1975 von der Deutschen Post eingefordert. Ab Neujahr 1976 war dafür die Gebühreneinzugszentrale (GEZ)

Die privaten Radiosender sind meist im Besitz von verschiedenen Zeitungsverlagen.28 29 Große finanzielle Sprünge sind dadurch nicht zu erwarten. Auch erhält man vom aktuellen Rundfunkbeitrag keinen Anteil. Dadurch bleibt den privaten Radiostationen nur die Finanzierung aus Werbebeiträgen. Diese sind ebenfalls stetig steigend (siehe Abbildung 7). Allerdings wachsen für den privaten Hörfunk zudem die Kosten für den weiteren Betrieb.

2.2. Technische Grundlagen

Unter diesem Aspekt sollen alle Voraussetzungen dargestellt werden, die sich mit dem DAB+ Bereich ergeben. Hier geht es vorrangig um die Entwicklung der Technik, sowie die Vermittlung technischer Grundlagen. Dabei steht der technische Unterschied zwischen UKW, DAB+ und Internet-Radio im Fokus.

2.2.1 UKW

Die Radiostationen waren beim Senden ihrer Programme schon immer auf den Erfindungsgeist angewiesen. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg waren durch die Alliierten nur sehr wenige und eher qualitativ schlechte Lang- und Mittelwellen auf dem deutschen Markt freigegeben.30 31

Daraufhin entwickelte sich der Trend zur Ultrakurzwelle und so sendete am 28.Februar 1948 mit Radio München (der Vorläufer des Bayerischen Rundfunks) der erste deutsche Radiosender über UKW. Der damalige Verantwortliche Dr. Lothar Rohde soll eine dafür benötigte Senderöhre eigens aus den USA mitgebracht haben. Um den Ausbau der Ultrakurzwelle weiter zu fördern, wurde vom Unternehmen Rohde & Schwarz der erste europäische UKW-Empfänger entwickelt. Die Firma Max Grundig führte diese Entwicklung fort und schuf so einen bedienfreundliches Empfangsmodell für die neue Sendeart.

In der Bevölkerung wurde das neue Modell sehr gut aufgenommen. Da die Ultrakurzwelle mit 15 kHz anstatt wie zuvor bei der Mittelwelle 5 kHz pro Audiobandbreite übertragen wurden, sorgte dies für eine Qualitätssteigerung. Es hängt mit der geringeren Anfälligkeit für atmosphärische Störungen zusammen. Dem Hörer war dies als eine Art Rauschen bekannt. Spätestens als in den 60er Jahren die Mono- durch eine Stereo-Spur ersetzt wurde, galt UKW als bestmöglichstes Sendeformat.

Der Sendebereich für UKW liegt bei 87,5 bis 108 MHz. Dies wird auch als Frequenz bezeichnet. Nicht jede Frequenz ist dabei aber vergeben, da zwischen den einzelnen Sendern Sicherheitsabstände bestehen müssen. Werden diese nicht eingehalten, könnten sich Radioprogramme überschneiden und so wieder zu Störgeräuschen führen. So ein Kanalraster hat deswegen mit den eingerechneten Abständen 300 kHz.

Um mit einem Empfangsgerät zu Hause UKW empfangen zu können, müssen die verschiedenen Radiostationen die Ultrakurzwellen zuerst versenden. Durch den

2.2.2 DAB+

Anders als bei UKW setzt DAB+ auf die digitale Verbreitung von Audiosignalen. Dies geschieht über Antennen die auch als Terrestrik bezeichnet werden.32 Bei solch einer terrestrischen Übertragung senden erdgebundene Funksender das Signal zu den jeweiligen Empfängern.

DAB+ ist die Weiterentwicklung von DAB. Die ersten Gehversuche in Deutschland unternahm man 1987 mit der ersten Version von Digital Audio Broadcasting.33 Dies stieß allerdings auf wenig Akzeptanz in der Bevölkerung. In den 20 Jahren Regelbetrieb von DAB haben sich nur 500.000 Empfangsgeräte in Deutschland verkaufen lassen.34 Davon waren der Großteil Autoradios, die eher durch die zusätzlich neue Möglichkeit der mp3-Wiedergabe gekauft wurden. Die anfänglichen Kosten für ein DAB-Empfangsgerät in Höhe von 1.000 DM schreckten zudem viele mögliche Kunden ab.

Um eine technologische Wende des damals als „Technik-Flop“ bezeichneten DAB einzuleiten, wurde zum Jahr 2011 DAB+ eingeführt. DAB+ beruht auf dem technischen Modell von Digital Audio Broadcasting, jedoch mit zusätzlichen Vorteilen versehen. Während beim alten DAB mit MPEG-1 Layer-2 Modul gearbeitet wird, verwendet DAB+ MPEG-4 HE-ACC und die damit effizienteste Audiokomprimierung am Markt.

Infolge von Verkleinerung der Mediendaten soll bei DAB+ eine bessere Tonqualität als bei DAB vorliegen. Ferner ist eine größere Radiosenderauswahl durch die sachgemäße Komprimierung möglich. Zudem bestehen durch den eingesparten Speicherplatz Möglichkeiten, programmbegleitende Zusatzpakete (wie z.B. „Slidshows“ auf Autoradiodisplays) zu übertragen. So werden dem Hörer neben Künstler, Albencover und Songtiteln auch wichtige Kurznachrichten, Verkehrsmeldungen oder Wetterberichte veranschaulicht. Wichtig ist natürlich in diesem Zusammenhang, dass die Empfangsgeräte diese Darstellungsoptionen auch anbieten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Sendeanlagen seit DAB+ mit höheren Strahlungsleistungen arbeiten und vielerorts ein problemloser Radioempfang selbst innerhalb von geschlossenen Räumen möglich ist. Mit Hilfe dieser neue technologische Standard ist es auch erstmalig möglich, Radio im 5.1 Surround­Sound standardmäßig zu übertragen.35

Zudem wird DAB+ angesichts des geringeren Energieaufwands beim Senden als „green Radio“ bezeichnet. Viele der alten DAB-Geräte sind aber durch die Umstellung nicht weiter nutzbar. Nur wenn bei den entsprechenden Empfängern ein Software-Upgrade möglich ist, besteht für das alte DAB-Gerät noch eine Verwendung. Aufgrund dieses Desasters haben viele Käufer deswegen die Befürchtung, dass wenn die Branche irgendwann von DAB+ auf DAB++ wechseln sollte, wieder einen Fehlkauf getätigt zu haben. Tatsächlich hat das Fraunhofer Institut beispielsweise xHE-AAC getestet und einen besseren Audio Codecs vorgefunden. Hierbei werden gute Audioqualitäten schon bei 8 kBit/s in Mono oder 16 kBit/s im Stereo-Bereich erreicht. Im aktuellen im DAB+ Audiocodecs MPEG-4 HE-ACC benötigt man 48 bis 64 kBit/s im Stereo-Typ (siehe Abbildung 8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Übersicht von Audio Codecs36

Deswegen bleiben manche Bedenken bei den Endkunden bestehen. Durch die positive Entwicklung von DAB+ Empfangsgeräten wird aktuell nicht mit einer Umstellung auf eine neue Version geplant. Denn die DAB-Ensembles, von denen man in diesem Bereich spricht, bringen bereits jetzt eine große Programmvielfalt mit sich. DAB-Ensembles sind in diesem Zusammenhang, in denen DAB empfangen wird. Ein DAB-Ensemble hat ein Speicherplatz von 864 CU.37 Ein normaler DAB+ Kanal benötigt 54 CU, und somit sind bis zu 16 DAB+-Kanäle pro Ensemble möglich.

Auch mit der Umsetzung des Europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation (EECC) ist ebenfalls sichergestellt, dass jeder verkaufte Neuwagen ab 2021 einen digital-terrestrischen Empfänger eingebaut hat, über den auch DAB+ empfangen werden kann. Die europäische Union bezieht damit klar Stellung für eine flächendeckende Umstellung auf DAB+. Damit wird in Zukunft auf dieses Format gebaut.

2.2.3 Internetradio

Die ersten Internet-Radiosender wurden bereits vor dem neuen Jahrtausend entwickelt.38 Durch den technologischen Fortschritt des Internets bot dies vielen Radiostationen eine neue Möglichkeit seine Kunden zu erreichen. Das hohe benötigte Datenvolumen bereitet vor allem am Anfang große Probleme.

Die Internet-Radiosender senden ihr Programm nämlich als sogenannten Stream zu ihren Hörern. Dabei finden die Übertragungen und die Wiedergabe gleichzeitig statt. Zwar ähnlich der terrestrischen Datenversendung wie bei UKW oder DAB+, allerdings ist bei den anderen beiden Formaten die Anzahl der Hörer egal. Beim Streaming benötigt jeder Zuhörer eine eigene Datenverbindung.

Um das übertragende Volumen so klein wie möglich zu halten, werden entsprechende Datenformate wie mp3 oder Real Audio Datei benötigt. Die codierten Datenpakete müssen anschließend vom Gerät entpackt werden. Für den Empfang sollte man eine stabile und gut ausgebaute DSL Leitung, sowie ein Empfangsgerät - Ergebnisse (2018), S. 12, im Internet unter: https://lmk- online.de/fileadmin/user_upload/Bilder/02_Aktuelles/02_Presse/2018/LMK_DAB18_Praesentation_final.pdf (Stand: 13.10.19) Das sogenannte 5G Broadcast wurde dafür entwickelt, dass Online-Radio-Sender einfacher und effektiver von mobilen Endgeräten, wie Mobiltelefonen und Tablets, empfangen werden können.39 Oftmals gab es die Probleme, dass wenn zu viele Menschen einen bestehenden Stream bezogen, dieser wiederum zusammengebrochen ist und nichts mehr zu hören war. Dies lag an der sogenannten Point-to-Point Steuerung, die dafür sorgte, dass jeder Bezugsperson ein eigener Stream zur Verfügung gestellt wurde. Dank der neuartigen Point-to- Multipoint Version greifen alle Nutzer nur auf einen Stream zu. Dadurch sind schlechte Qualität oder ein Abbruch des kompletten Streams durch Überlastung ausgeschlossen.

Ob die neue Technologie tatsächlich kostenlos für den Hörer bleibt, ist fraglich. Es wurde zwar standardtechnisch in den 5G-Verträgen hinterlegt, allerdings wollen die Mobilfunkbetreiber dies nicht. Sie finanzieren durch Flatrates und Highspeed­Datenvolumina den benötigten Netzausbau und würden sonst auf den Kosten sitzen bleiben. Deswegen fordern sie für diesen Bereich eine Mautstelle, die besagt: Wer den Service nutzen will, soll diesen auch entsprechend bezahlen. Eine EU-weite Regelung ist darüber bisher noch nicht gefällt worden.

Geplant ist zwar, dass es 5G-Broadcasting auch für andere Endgeräte wie Autoradios, Hi-Fi-Anlagen oder Fernseher gibt, vielmehr geht man trotzdem davon aus, dass dies nicht als Ersatzlösung für DAB+ dienen kann. Man rechnet erst 2030 mit den ersten nicht mobilen Geräten auf dem Markt, die 5G-Broadcasting verwenden können. Zudem gibt es bereits einige Wegweiser darauf, dass die EU das Potenzial im Radio eher bei DAB+ als im 5G-Broadcasting sieht. Somit rechnet man für den 5G-New Radio Bereich eher mit einer geringen Erfolgschance, die nur den Rand des Marktes bedient.

2.3. Empfangsgeräte

Auch für die Endverbraucher bleibt der Markt unübersichtlich. So lassen sich nicht mit jedem Gerät alle möglichen Übertragungsarten empfangen. Zudem beeinflussen die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der einzelnen Bundesländer die Kaufentscheidung der Hörer. Trotzdem lässt sich anhand der Statistik über die vergangenen Jahre eine Entwicklung ablesen.

2.3.1 Arten von Empfangsgeräten

Empfangsgeräte für Radiosequenzen gibt es auf unterschiedlichste Arten und Weisen. Es wird unterschieden zwischen portablen und stationären Empfängern. In der Anfangszeit waren es vor allem die stationären Radios, die im Vordergrund standen. In diesem Fall handelt es sich z.B. um Küchenradios oder Radioempfänger eingebaut in HiFi-Anlagen. In Folge der technologischen Entwicklung kamen in den Jahren darauf die portablen Wiedergabegeräte auf den Markt (z.B. Walkman mit eingebauter Radiofunktion).

Spätestens mit dem Mobiltelefon und den Tablets ist der Empfang auf portablen Geräten für die Radiosender ein wichtiger Bereich geworden. Unterschieden wird zwischen den möglichen Empfangsarten. Während die früheren Geräte vor allem UKW oder MW entschlüsseln konnten, gibt es in der heutigen Zeit auch die Möglichkeit über Internet-Streams, DAB+ oder auch Kabel Radiosender zu empfangen.

Im portablen Bereich wird vor allem auf den mobilen Internet-Stream gesetzt. In Küchenradios, HiFi-Anlagen oder auch Autoradios wird die Ultrakurzwelle durch die DAB+ Technologie ersetzt. Auch die Hersteller reagieren auf diese Verbreiterung des Marktes. So gibt es in Deutschland knapp 200 Hersteller, die dem Endverbraucher rund 8.500 verschiedene Modelle anbieten.40

Die drei größten Markenhersteller sind Soundmaster (215 Modelle), Blaupunkt (113 Modelle) und Sangean (126 Modelle). Besonders der letztgenannte Hersteller Sangean spezialisiert sich sehr auf die Sparten DAB+ und Internetradios.

2.3.2 Entwicklung des Absatzes der verschiedenen Arten

Egal ob Küchenradio, Radiowecker, oder Autoradio. Alle Empfänger liefen anfangs über UKW. Bereits in den 50er Jahren wurde, begünstigt durch die wachsende Konjunktur in Deutschland, der Kauf eines UKW-Radios für jeden Haushalt fast zur Pflicht. In dieser Zeit erlebten die UKW-Empfänger ihren größten Verkaufsboom. Jahrzehntelang hielten sich die Verkaufsquoten, bis die neuen technologischen Entwicklungen zu einem Rückgang führten.

Während man z.B. 2018 im tragbaren Format 12,7 % Absatzeinbußen verzeichnete, musste man im Hi-Fi-Tuner Bereich sogar ein Minus von 35 % verkraften. Zur gleichen Zeit gingen 11,1 % mehr DAB+-Empfänger über den Ladentisch.41 Ein deutlicher Trend ist bei Betrachtung der Entwicklung der vergangenen 5 Jahre zu erkennen. Während DAB+ und Internet Streams (IP) einen starken Zugewinn verzeichnen konnten, gingen beim Kabel und auch im UKW Bereich die Ausstattungen in deutschen Haushalten zurück (siehe Abbildung 9) Trotzdem sind vor allem die Veränderungen im Bereich UKW noch sehr gering. Anders verhält es sich im Bereich der Autoradios. Die Empfehlung der EU bis 2021 alle Autoradios von Neuwagen auf DAB+ umzustellen, hat auch Auswirkungen auf die Verteilungen in den Absatzmärkten. So wurden bis 2019 14,6 % der Autos mit DAB+ ausgestattet, 2013 lediglich 1,6 % (siehe Abbildung 10).

[...]


1 Vgl. Dussel, Konrad, Deutsche Rundfunkgeschichte (2010), S. 21

2 Vgl. Riegler, Thomas, Meilensteine des Rundfunks Band 2 (2009), S. 55

3 Vgl. Funkhaus Nürnberg (Hrsg.), Über uns (2017), online im Internet unter: https://www.funkhausnuernberg.de (Stand: 25.09.2019)

4 Vgl. Funkhaus Nürnberg (Hrsg.), Sendekreis des Funkhaus Nürnberg (2018), online im Internet unter: https://www.funkhausnuernberg.de (Stand: 25.09.2019)

5 Vgl. Radioszene (Hrsg.), Nürnberger Radiosender FAB 2019 (2019), online im Internet unter: https://www.radioszene.de/134289/nuernberger-radiosender-fab2019.html (Stand: 25.09.2019)

6 Vgl. Funkhaus Nürnberg (Hrsg.), Mediadaten Funkhaus Nürnberg 2019 (2019), S. 17, online im Internet unter: https://www.funkhausnuernberg.de/images/downloads/Mediadaten.pdf (Stand: 17.11.2019) In den Bereichen weitester Hörerkreis oder Stundenettoreichweite werden im Vergleich mit der regionalen Konkurrenz sehr gute Ergebnisse erzielt.

7 Vgl. Digitalradio Deutschland e.V. (Hrsg.), DAB+ Programmkarte, online im Internet unter: https://www.dabplus.de/programme/ (Stand: 26.09.2019)

8 Vgl. Fuhr, Michael, Radio-Anarchie nach UKW-Abschaltung in Norwegen (2017), online im Internet unter: https://www.teltarif.de/radio-ukw-norwegen-dab-plus/news/71129.html (Stand: 27.09.2019)

9 Vgl. Brünjes Stephan / Wenger, Ulrich, Radio-Report (1998), S. 32

10 Vgl. Schneider, Daniel, DAB-Bericht 2015 - Zum Zustand des digitalen Radios in Deutschland (2015), online im Internet unter: https://www.knetfeder.de/magazin/2015/medien/dab-bericht-2015/ (Stand: 27.09.2019)

11 Vgl. Zorger, Carsten, DAB+ mit neuer Bestmarke (2019), online im Internet unter: https://www.dabplus.de/2019/02/25/dab-mit-neuer-bestmarke-ueber-14-mio-empfaenger-in-2018-verkauft/ (Stand: 28.09.2019)

12 Vgl. die medienanstalten - ALM GbR (Hrsg.), Digitalisierungsbericht 2019 (2019), S. 39

13 Vgl. dpa (Hrsg.), Gehört DAB+ noch die Radio-Zukunft? (2019), online im Internet unter: https://www.n- tv.de/technik/Gehoert-DAB-noch-die-Radio-Zukunft-article21154254.html (Stand: 02.10.2019)

14 Vgl. Goldmedia GmbH (Hrsg.), Zahl der Online-Audioangebote (inkl. Öffentlich-Rechtliche) in Deutschland 2010-2016 (2017), S. 9, online im Internet unter: online im Internet unter: https://www.blm.de/files/pdf1/161026_webradiomonitor- 2016_gesamtergebnisse_medientage_n.pdf (Stand: 02.10.2019) quer. Sender, welche nur über DAB+ senden (sogenannte DAB+-Only-Anbieter), können ihre Kosten zudem nicht decken (siehe Abbildung 5).

15 Vgl. Goldmedia GmbH (Hrsg.), Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland (2017), S. 17, online im Internet unter: https://www.blm.de/files/pdf2/wila-bayern_17_18.pdf (Stand: 02.10.2019)

16 Vgl. Von der Tann, Sophie, Welche Themen sind eigentlich noch Ländersache? (2019), online im Internet unter: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/welche-themen-sind-eigentlich-noch-laendersache,RIYD85Q (Stand: 02.10.2019)

17 Vgl. dpa (Hrsg.), Gehört DAB+ noch die Radio-Zukunft? (2019), online im Internet unter: https://www.n- tv.de/technik/Gehoert-DAB-noch-die-Radio-Zukunft-article21154254.html (Stand: 02.10.2019)

18 Vgl. Bernau, Patrick, Zeitungskrise (2014), online im Internet unter: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/zeitungen-in-der-krise-medienwandel-und-internet-13089556.html (Stand: 02.10.2019)

19 Vgl. Herrmann, Karolin, Finanzierung öffentlich-rechtlicher Rundfunk (2013), online im Internet unter: https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2013/8/finanzierung-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk/ (Stand 02.10.2019)

20 Vgl. Sorge, Petra, Kassensturz bei den Öffentlich-Rechtlichen (2018), online im Internet unter: https://www.zeit.de/kultur/film/2018-02/rundfunkbeitrag-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-kef-geld-ueberschuss (Stand: 03.10.2019)

21 Vgl. Südwestrundfunk (Hrsg.), Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, online im Internet unter: http://www.ard.de/home/die- ard/fakten/Oeffentlich_rechtlicher_Rundfunk/458368/index.html (Stand: 03.10.2019)

22 Vgl. Reinle, Dominik, Hörfunk und Fernsehen in der Nazi-Zeit (Teil1) (2005), online im Internet unter: https://www1.wdr.de/archiv/rundfunkgeschichte/rundfunkgeschichte124.html (Stand: 03.10.2019)

23 Vgl. Deutschlandradio (Hrsg.), Geschichte, online im Internet unter: https://www.deutschlandradio.de/geschichte.2091.de.html (Stand: 03.10.2019)

24 Vgl. Media-Micro-Census GmbH (Hrsg.), Entwicklung der Anzahl der öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosender in Deutschland in den Jahren 1987 bis 2019 (2019), online im Internet unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36329/umfrage/radiosender-anzahl-oeffentlich-rechtliche-und-private-seit-1987/ (Stand: 06.10.2019)

25 Vgl. Gorse, Christiane / Schneider, Daniel, Geschichte des Radios (2018), online im Internet unter: https://www.planet- wissen.de/kultur/medien/geschichte_des_radios/index.html (Stand: 06.10.2019)

26 Vgl. Wilke, Jürgen, Die zwei Säulen des dualen Systems: Privater Rundfunk (2009), online im Internet unter: http://www.bpb.de/apuz/32160/die-zweite-saeule-des-dualen-systems-privater-rundfunk?p=all (Stand: 06.10.2019)

27 Vgl. Altendorfer, Otto, Das Mediensystem der Bundesrepublik Deutschland (2010), S. 170f verantwortlich. Dadurch entstand auch der volkstümliche Begriff „GEZ-Gebühr“. Diese Gebühr wurde 2013 von dem Rundfunkbeitrag abgelöst. Mittels Änderung musste nicht mehr für jedes Geräte bezahlt werden, sondern jeder Haushalt eine Pauschale abführen. Die Beiträge bringen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk jährlich 7,8 Milliarden Euro ein.28 Dadurch sind technologische Entwicklungen leichter umsetzbar als für den privaten Sektor.

28 Vgl. Sorge, Petra, Kassensturz bei den Öffentlich-Rechtlichen (2018), im Internet unter: https://www.zeit.de/kultur/film/2018-02/rundfunkbeitrag-oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-kef-geld-ueberschuss (Stand: 08.10.2019)

29 Vgl. Wilke, Jürgen, Die zwei Säulen des dualen Systems: Privater Rundfunk (2009), im Internet unter: http://www.bpb.de/apuz/32160/die-zweite-saeule-des-dualen-systems-privater-rundfunk?p=all (Stand: 08.10.2019)

30 Vgl. Pregel, Bettina, Werbeeinnahmen im lokalen Hörfunk steigen (2017), online im Internet unter: https://www.presseportal.de/pm/62483/4092317 (Stand: 08.10.2019)

31 Vgl. Fischer, Walter, Digitale Fernseh- und Hörfunktechnik in Theorie und Praxis (2016), S. 871ff geringen Frequenzbereich und keinerlei Möglichkeiten einer Doppelbelegung der jeweiligen Frequenz ist in den verschiedenen Regionen immer nur der Empfang einer bestimmten Senderanzahl möglich.

32 Vgl. Deutschlandradio (Hrsg.), DAB+ und Digital-Radio: Wichtige Grundlagen, online im Internet unter: https://www.deutschlandradio.de/dab-und-digitalradio-was-ist-das.2783.de.html (Stand: 11.10.19)

33 Vgl. Winkler, Olaf, Was Sie zum Digitalradio DAB+ wissen müssen, 2016, online im Internet unter: https://www.augsburger-allgemeine.de/digital/Was-Sie-zum-Digitalradio-DAB-wissen-muessen-id39548512.html (Stand: 11.10.19)

34 Vgl. Fuhr, Michael, Endgültiges Aus für den alten DAB-Standard in Deutschland, 2016, online im Internet unter: https://www.teltarif.de/dab-dab-plus/news/66319.html (Stand: 11.10.19)

35 Vgl. Digitalradio Deutschland e.V., Dossier DAB+ (2019), S. 4

36 Vgl. Duletzki, Michael, Audio Format im Überblick - Was ist MP§,AAC,AC3?, online im Internet unter: https://my-digital- home.de/internet/audio-format-im-ueberblick-was-ist-mp3-aac-ac3/ (Stand: 13.10.2019)

37 Vgl. Bayerische Medien Technik GmbH (Hrsg.), Analyse der Infrastrukturkosten für DAB-Sendernetze in Rheinland-Pfalz

38 Vgl. Schulz, Benjamin, Was ist eigentlich Internetradio? (2016), online im Internet unter: https://www.rautemusik.fm/guide/was-ist-eigentlich-internetradio/ (Stand 13.10.2019) besitzen. Das kann beim Internetradio auch der Computer sein. Durch die technologische Entwicklung der mobilen Datenversendung 5G soll dies zukünftig weniger Probleme bereiten.

39 Vgl. Fuhr, Michael, Fragen und Antworten zu 5G Broadcast (2019), online im Internet unter: https://www.teltarif.de/5g- broaqdcast-rundfunk-radio-fernsehen/news/76267.html (Stand 13.10.2019)

40 Vgl. Rother, Alexander, Welche Hersteller von Radios sind die beliebtesten? (2017), online im Internet unter: https://www.testly.de/welche-hersteller-von-radios-sind-die-beliebtesten/ (Stand: 13.10.2019)

41 Vgl. Tunze, Wolfgang, Sag dem Radio leise Servus (2018), online im Internet unter: https://www.faz.net/aktuell/technik- motor/digital/digitaler-hoerfunk-ueberholt-jetzt-das-ukw-repertoire-15487318.html (Stand: 13.10.2019)

Ende der Leseprobe aus 93 Seiten

Details

Titel
Die Komplettumstellung von UKW auf DAB+ und die damit verbundenen Auswirkungen auf Privatradiosender in Deutschland
Untertitel
Am Beispiel der Funkhaus Nürnberg GmbH
Hochschule
Hochschule Heilbronn; Künzelsau
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
93
Katalognummer
V950331
ISBN (eBook)
9783346300027
ISBN (Buch)
9783346300034
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Radio, DAB+, Journalismus, Medien, Betriebswirtschaft, Kultur, Kulturmanagement, Umstellung, Technik, Radiosender, UKW
Arbeit zitieren
Stefan Ole Linseisen (Autor:in), 2020, Die Komplettumstellung von UKW auf DAB+ und die damit verbundenen Auswirkungen auf Privatradiosender in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/950331

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