Covergestaltung von Zeitschriften. Eine Studie zum Eye-Tracking-Verfahren als Messinstrument des Käuferinteresses


Hausarbeit (Hauptseminar), 2020

27 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Methodischer Teil - Eye-Tracking

3. Gruppenarbeit
3.1 Ausarbeitung der Forschungsideen
3.2 Testablauf

4. Covers
4.1 Methode
4.2 Eye-Tracking-Ergebnisse - Wie werden sie entschlüsselt?
4.3 Lesevorgang
4.3.1 Marie, Marie
4.3.2 Rapids
4.4 Ergebnisse
4.4.1 AOI-Erhebungsdaten
4.4.2Befragung
4.5 Auswertungen

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Im Laufe dieses Semesters wurden im Unterricht viele unterschiedliche Zeitschriften vorge­legt. Diese gehörten zu den unterschiedlichen Themenbereichen wie beispielsweise Fashion (Vogue, Glamour, etc.), Wissen (Geschichte, The Economist, etc.), Reisen (GEO, Alpin, etc.), Abstraktionen (Kwer, etc.), Sport (Five, Bravo Sport, etc.), Architektur und Design (Atrium, Deco Home, etc.), Lifestyle (Cosmopolitan, Joy, etc.), Hochzeit (Hochzeitsplaner, Mein Brautkleid, etc.). Auch solche Fachzeitschriften wie BDÜ und viele andere wurden im Unterricht vorgestellt. Manche dieser Zeitschriften erscheinen nur deutschlandweit, wie das vorhin erwähnte BDÜ -Magazin, die anderen, wie beispielsweise Cosmopolitan, sind dage­gen weltweit in den jeweiligen Sprachen verbreitet.

Jeder Zeitschrift konnte man bestimmte Besonderheiten ansehen. Dazu zählen eine be­stimmte Größe der Zeitschrift, die Art, wie sie zusammengebunden ist, die Seitengestaltung, die Qualität des Papiers, ob es glatt oder glänzend ist usw. Auf diese Besonderheiten ver­weist auch Daniel Pfurtscheller (2017). Durch bestimmte Merkmale wird der eine oder der andere Leser1 angezogen und sein Interesse geweckt. Wenn Vogue auf Arabisch2 einem westlichen Leser in die Hand fällt, wird er direkt den visuellen Unterschied im Vergleich zu Vogue auf Deutsch oder Englisch feststellen können. Hierbei erscheint das Cover der arabi­schen Ausgabe aus seiner Sicht plötzlich auf der Rückseite der Zeitschrift und laut der Sei­tenzahl wird in dieser von rechts nach links geblättert. Christoph Rauch (2007) verweist darauf, dass Arabisch eine linksläufige Schrift ist (vgl. Rauch 2007: 9). Trotz dieser Auffäl­ligkeiten wird man direkt und ohne Zweifel sagen können, dass Vogue Arabia keine Zeitung oder kein Buch ist, sondern definitiv eine Zeitschrift. Auch wenn vorne das weltweit be­kannte Wort Vogue gar nicht erscheinen würde, würde man dieses Schriftstück einer Zeit­schrift zuordnen. Das Erkennungsmerkmal einer Zeitschrift wird auch von J. Errea (2010) erklärt: „Every periodical aims to create a visual language and attitude that are so distinctive that its readers would recognize them instantly from any random layout“ (Errea 2010: 79).

Was zeichnet eine Zeitschrift von den anderen Schriftstücken darüber hinaus noch aus? Laut Peter Brummund und Peter Schwindt (1982) besteht der Hauptunterscheid zwischen der Zeitschrift und Zeitung darin, dass die Inhalte in einer Zeitschrift nicht tagesbezogen erschei­nen. Dabei wird eine Zeitschrift einem besonderen Thema gewidmet, was man bereits aus ihrem Titel entnehmen kann (vgl. Brummund et al. 1982: 13f). Im Vergleich zu Zeitungen, die täglich veröffentlicht werden, erscheinen die Zeitschriftenausgaben wöchentlicher-, mo­natlicher- oder quartalsweise. Die Qualität einer Zeitschrift im Gegensatz zu einer Zeitung ist an dieser Stelle auch ganz wichtig zu betonen. Dadurch ergeben sich auch die Preisunter­schiede, sowohl allein in der Zeitschriftreihe als auch im Vergleich zu den Zeitungen. Die letzten fallen in der Regel billiger aus.

Laut Megan Le Masurier (2014) folgen die Zeitungen bezüglich ihrer Gestaltung den strickt vorgeschriebenen Vorlagen, während die graphische Gestaltung genau das ist, was eine Zeit­schrift ausmacht und dazu noch als ihr Inhalt angesehen werden kann (vgl. Le Masurier 2014: 7). Dieses Phänomen ist ganz gut bei der Zeitschrift Kwer zu verfolgen. Denn dieses Magazin vermittelt nicht nur die Informationen über die abstrakte Kunst, sondern enthält auch abstrakte Züge an sich. Das sieht man an der Gestaltung des Textes wie beispielsweise gebrochene Zeilen oder viel Leerplatz.

Das erste, was eine Person an einem Hauptbahnhof oder in einem Kiosk stehend vor einer oder mehreren Regalen voller Zeitschriften sieht, sind die zahlreichen unterschiedlich ge­stalteten Covers. Welches Magazin wird man in die Hand nehmen? Wie wird ein Cover gelesen? Wie wird der Lesevorgang durch typographische Merkmale beeinflusst, während die Inhalte gelesen werden? Wird der Kunde mit dieser Zeitschrift im Anschluss zur Kasse gehen oder nicht? Diese Fragen beziehen sich auf das Interesse des Lesers oder Kunden, das durch visuelle Gestaltung eines Covers beeinflusst wird.

Es gibt sehr wenige Forschungsarbeiten, die sich auf die visuelle Gestaltung der Zeitschrif­ten beziehen. In den von Pfurtscheller dargestellten Forschungsarbeiten zu Zeitschriften wird der Bezug meist auf dessen visuelle Inhaltsanalyse genommen. Die äußere Wirkung von Covers wird hier nicht gewertet (vgl. Pfurtscheller 2017: 32f.). Aufgrund von einer For­schungslücke in Bezug auf das Design der Covers und ihrer typographischen Gestaltung werden diese Aspekte in dieser Arbeit mittels Eye-Tracking-Methoden untersucht. Außer­dem wird in dieser Arbeit beschrieben, wie die Covers gestaltet werden und wie diese laut des durchgeführten Eye-Tracking-Experimentes von unterschiedlichen Probanden gelesen werden. Der zentrale Blick richtet sich danach, Eye-Tracking-Methoden zu erklären und den Verlauf eines Eye-Tracking-Experimentes darzustellen. Darüber hinaus sollte man als Folge auch die Ergebnisse entschlüsseln können. Daraus folgt, dass dieses Experiment bottom-up verläuft. Laut Robert J. K. Jacob und Keith S. Karn (2003) beruht sich so eine Art der For­schung auf Beobachtungen der gesammelten Erhebungsdaten, ohne vorher bestimmte Hy­pothesen vermutet zu haben (vgl. Jacob et al. 2003: 580).

2 Methodischer Teil - Eye-Tracking

Laut Giuseppina Maringolo (2012) ist Eye-Tracking auch unter dem Namen Blickerfassung oder Okulographie bekannt und stellt ein Verfahren dar, das zur Erfassung des Blickverhal­tens verwendet wird (vgl. Maringolo 2012: 11). Nach Keith Rayner (1998) wurden die ersten Forschungen zum Blickverhalten beim Lesen Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Das Eye-Tracking-Verfahren wurde beim Lesen, Notenlesen, bei der Problemlösung, Gesichter­erkennung, bei den Doppelaufgaben, in der Mathematik und anderen Bereichen eingesetzt (vgl. Rayner 1998: 372f.). Heutzutage wird dieses Verfahren ebenfalls in vielen unterschied­lichen Bereichen zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt. Darunter wurde von Silvia Hansen-Schirra und Sambor Grucza der Beitrag zur angewandten Linguistik (2016) geleis­tet, von Jasmina Misuk-Balihodzic zur Medizin (2018), von Maxi Robinski zur Sicherheits­technik (2013), von Dominik Herr zur Marktforschung (2013) und vieles mehr. In dieser Arbeit werden, wie bereits vorhin erwähnt, die graphische und typographische Gestaltung der Zeitschriften untersucht. Auch zu diesem Thema gibt es bereits eine Eye-Tracking-Stu- die, die an der Universität Ljubljana von Nace Pusnik, Katarina Tihole und Klementina Mozina (2016) durchgeführt wurde.

Für das Eye-Tracking-Verfahren braucht man ein ganzes System, um Experimente durch­führen zu können:

Typischerweise besteht ein Eye Tracking System aus einem Eye Tracker, das heißt aus einer Kamera, welche die Blickdaten aufzeichnet, einer Feldkamera, die den Untersuchungsraum filmt und einem PC, der die Daten speichert. Für eine optimale Datenanalyse sollte außerdem eine Software vorhanden sein, die es ermöglicht [AOI3 ] im Untersuchungsraum festzulegen und darauf bezogene Scanning Techniken auszuwerten. (Robinski 2013: 10)

Robert J. K. Jacob und Keith S. Karn (2003) geben eine Difinition für AOI: „Area of a display or visual environment that is of interest to the research or design team and thus de­fined by them (not by the participant)“ (Jacob et al. 2003: 584). Was die Software angeht, die für Eye-Tracking benutzt wird, ermöglicht sie die Scanpaths4 von Probanden zu schnei­den. Ein sehr wichtiges Element so einer Software stellt das Modul zur Kalibrierung der Augenpupillen dar (vgl. Robinski 2013: 10). Die richtige Kalibrierung der Augen ermöglicht möglichst valide Blickdaten zu sammeln und Messgenauigkeit darzustellen. „Bei der Kalib­rierung von Eye Tracking Systemen findet eine Synchronisierung von Blickebene und Blickpunkt statt“ (Robinski 2013: 11). Die Kalibrierung vom Eye-Tracker wurde ebenfalls während des Unterrichts dargestellt. Dafür sollte man sich vor dem Eye-Tracker positionie­ren. Die Kalibrierung erfolgte in der Eye-Tracking-Software BeGaze. Auf dem schwarzen Hintergrund erschienen weiße Punkte, auf die man schauen sollte. Wenn der Blick auf einem Punkt fixiert war, sollte man das mit einem Mausklick bestätigen. Die Kalibrierung ist ein wichtiger Schritt bei einem Experiment, um die Blickfixierungen wiedergeben zu können: [Mittels Eye-Tracking] kann festgestellt werden, ob eine Person einen Text liest oder ihn nur überfliegt. Bildfixierungen einer Person werden erkannt (z.B. Werbebanner). Die Reihenfolge der Bildfixierungen, die sich aus der Abfolge von Fixationen (genau Punktbetrachtungen) und Sakkaden (schnelle Augen­bewegungen) ergeben, können verfolgt werden. Es kann gemessen werden, wie lange eine Person eine [AOI] betrachtet. Die Suchstrategie beim Lösen von Aufgaben kann ermittelt werden. Andere Metho­den, wie Interviews oder Fragebögen, können ergänzt werden. (Maringolo 2012: 11)

Eye-Tracking-Verfahren kann auch sehr aufwendig werden. Denn es zieht ein komplexes technisches Verfahren mit sich, bei welchem auch hohe Kosten entstehen können (vgl. Ma- ringolo 2012: 11). Dazu noch werden oft auch die Probanden auf Honorarbasis bezahlt. Da­mit sollte erzielt werden, dass das Experiment möglichst ernst genommen wird. Man sollte sich dabei so verhalten, wie es im echten Leben unter realen Umständen sein würde.

Es werden unterschiedliche Methoden angewendet, um möglichst genaue Ergebnisse bei den Eye-Tracking-Experimenten zu erzielen. Darunter können laut Christopher Rösener (2016) folgende Methoden und Techniken sein: „Observation, pre- and post-test questionnaires, (retrospective) interviews, paper prototyping, co-discovery learning, think-aloud protocols, keyboard and mouse logging, video and audio recording, etc.“ (Rösener 2016: 146f.). Eye- Tracking-Verfahren ist darüber hinaus auch eine Methode (vgl. Rösener 2016: 147). Was die Deutung der Ergebnisse angeht, kann man darüber spekulieren. „Außerdem ist die Ana­lyse und Interpretation von Eyetracking-Daten aufgrund von fehlenden Standards schwie­rig“ (Maringolo 2012: 11). Nichtsdestotrotz gibt es Versuche einiger Forscher wie Robert Jacob und Keith Karn (2003) die Eye-Tracking-Ergebnisse zu interpretieren. Sie schreiben über mögliche Deutungen der Ergebnisse. Allerdings sind die Annahmen nicht eindeutig und Ergebnisse können damit viele unterschiedliche Gründe haben.

In weiteren Kapiteln wird die Theorie tiefer behandelt. Sie wird anhand von Beispielen be­legt und erklärt. Das sollte zum besseren Verstehen der Inhalte dienen.

3 Gruppenarbeit

3.1 Ausarbeitung der Forschungsideen

Da die Eye-Tracking-Gruppe in diesem Semester ziemlich groß war und viele Teilnehmer zählte, konnte man sich bei den Diskussionen leider nicht darauf einigen, was genau unter­sucht werden sollte. Es entstanden sehr viele Ideen und Vorschläge, in welche Richtung man Eye-Tracking einsetzen könnte, um den Lesevorgang der Zeitschriften zu untersuchen. Diese Ideen waren auf viele unterschiedliche Inhalts- und Gestaltungbereiche bezogen.

Zur Debatte stand die Untersuchung des Lesevorgangs bei einem in der Mitte gebrochenen Text, wobei das Ende jeder Zeile um einige Zeilen nach unten verrutscht war. Diese Idee wurde für die gemeinsame Arbeit nicht genommen, weil festgestellt wurde, dass dieses Thema sehr umfangreich und weitläufig ist. Daher könnte man es in einer Masterarbeit ent­falten und dementsprechend tiefgründlich untersuchen.

Bei einer weiteren Idee ging es darum, die Covers auf Arabisch zu gestalten. Diese wurde allerdings ebenso wie die vorherige abgelehnt. Man kam bei der Besprechung zum Schluss, dass schwierig ist, freiwillige Probanden mit Arabischkenntnissen in Germersheim vor Ort zu finden. Auch wenn Kollegen den Vorschlag machten, solche Probanden entweder nach Germersheim kommen zu lassen oder das Eye-Tracking-Experiment nach Mainz zu verle­gen, wären beide Aktionen innerhalb eines Semesters sehr aufwändig gewesen. Dadurch wäre sowohl ein hoher zeitlicher als auch finanzieller Aufwand entstanden.

Einem anderen Vorschlag nach sollte man zwei Karikaturen für das Experiment bereitstel­len, wobei eine älter sein sollte und bestenfalls aus dem Anfang bis Mitte des letzten Jahr­hunderts stammen. Die andere Karikatur sollte die aktuelle Zeit wiederspiegeln. Hierbei sollte untersucht werden, wie die Studierenden diese zwei Karikaturen entschlüsseln. Erken­nen sie überhaupt einen Witz dahinter? Sind sie mit den dahinterstehenden Inhalten vertraut? Oder hätten sie dabei die Schwierigkeiten gehabt, diese Inhalte nachvollziehen zu können? Bei diesem Experiment war es sehr schwierig, Karikaturen auszusuchen, weil sie sich meist auf ein bestimmtes Interessenfeld bezogen wie beispielsweise Fußball, Politik, etc. Dabei sollten sich die Karikaturen entweder auf die Themen beziehen, die weltweit bekannt sind oder es sollten Kriterien für die Probanden bezüglich ihres Migrationshintergrundes und ih­rer Sprachenkenntnisse aufgestellt werden. Aufgrund dessen hätte man das Risiko eingehen müssen, dass entweder nicht alle Probanden mit den Karikaturen vertraut sind, oder dass man sich bei der Suche nach Probanden einschränken muss. Als Folge wären die Experi­ment-Vorbereitungen mit großen Zeitinvestitionen verbunden gewesen. Außerdem hätte man wahrscheinlich dieselbe Gefahr wie beim vorherigen Experiment eingehen müssen, dass nicht genügend Probanden vor Ort gibt, die die Kriterien zur Studie erfüllen. Auch hier hätte es zu einer Herausforderung werden können.

Der vierten Idee nach sollte es um die Kraft des Zusammenspiels zwischen den visuellen Abbildungen in Form von Werbungsmaterialien und dem Text gehen. Es wurde vorgeschla­gen, zwei Texte mit jeweils einem Bild zu gestalten. Die Texte sollten identisch gleich sein, nur die Bilder sollten sich unterscheiden. Für dieses Experiment wurde der Artikel mit dem Namen Überhitzte Rentiere ausgesucht. Der ersten Version des Artikels wurde ein Bild von Renntieren beigefügt und der zweiten - ein Bild von ausreißenden BMW-Kraftfahrzeugen. Das Ziel war zu untersuchen, welche Rolle die abbildungsbegleitenden Darstellungen neben einem Text spielen. Darüber hinaus sollte festgestellt werden, ob ein Bild dem Nachvollzie­hen eines Artikels dienen kann. Eine weitere wichtige Untersuchungsfrage war, ob man beim Lesen wahrnehmen kann, dass die Abbildungen mit den Textinhalten übereinstimmen und einander ergänzen, oder erkennen, dass kein Zusammenhang zwischen den beiden besteht. Zwar wurde dieses Experiment übernommen und durchgeführt, aber nicht bis zum Ende durchgedacht. Denn hier fehlten die Untersuchungsmethoden wie beispielsweise Fragebö­gen. Aus diesem Grund wird dieses Experiment in dieser Arbeit nicht weiter behandelt.

Die Tendenz neigt einerseits dazu, dass all diese Ideen nicht bis zum Ende durchgedacht wurden, weswegen sie am Ende auch nicht umgesetzt werden konnten. Andererseits waren sie viel zu kompliziert und aufwendig, um sie innerhalb einer kurzen Zeit realisieren zu kön­nen. Bei der Reflexion der durchgeführten Arbeit und Vorbereitungen wurde am Ende des Semesters zugegeben, dass die Eye-Tracking-Gruppe zu groß war. Da jeder seine eigene Idee hatte, die vorgetragen und diskutiert wurde, gab es ein breites Spektrum an Möglich­keiten, wie man diese realisieren könnte. Allerdings war das zu viel und es wäre viel einfa­cher, die Lösungen in einer kleinen Gruppe zu finden und dazu noch produktiver und effizi­enter zusammen arbeiten zu können.

Nach all den Vorschlägen und Diskussionen wurden innerhalb der Eye-Tracking-Gruppe zwei Covers und zwei Texte mit unterschiedlichen typographischen Realisierungen gestal­tet. Für das umgesetzte Experiment zur Typographie wurde ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen ausgesucht, der gekürzt und in zwei Abschnitte aufgeteilt wurde. Bei jedem dieser Abschnitte wurden bestimmte typographische Merkmale geändert: Die Schriftart und Schriftstärke. Der Hintergrund der Untersuchung war herauszufinden, welche dieser Schrift­arten sich am einfachsten und welche am kompliziertesten lesen lässt. Dabei sollte beobach­tet werden, ob Fettdruck, Groß- oder Kleinschreibung eine Hürde beim Lesen darstellen oder nicht. Obwohl dieses Experiment sehr gut umgesetzt wurde, wird es in dieser Arbeit nicht entfaltet. Dessen Beschreibung sollte lediglich dazu dienen, den Umfang an Forschungslü­cken und die Möglichkeiten zur Einsetzung von Eye-Tracking-Verfahren darzustellen. Den Kern dieser Arbeit bildet die Untersuchung der Covers (Kapitel 4).

3.2 Testablauf

Aus begrenzten Zeitkapazitäten konnte das Experiment leider nicht so durchgeführt werden, wie es bei einem Eye-Tracking-Verfahren dazu gehört. Darunter ist vor allem die Proban­densuche gemeint. Aus diesem Grund hat sich der Winkel des Experiments der Eye-Tra- cking-Gruppe im Laufe des Semesters sowie der Arbeit etwa geändert. Es ging als Folge darum, die Eye-Tracking-Methoden am Beispiel von Coverdesign und Magazingestaltung mithilfe der unterschiedlichen typographischen Realisierungen besser kennenzulernen. Da­bei sollte man sich mit dem dahinterstehenden Konzept von Eye-Tracking vertraut machen und die Ergebnisse lesen bzw. entschlüsseln können.

Beim Eye-Tracking-Experiment wurde der Eye-Tracker SMI RED250 mobile verwendet. Die dahinterstehende Technologie ist die vollautomatische Bildverarbeitung auf kontaktlo­ser Augenverfolgungs- und Kopfbewegungskompensation. Auch bei den Probanden mit Seehilfen wie Brille oder Kontaktlinsen konnte dieser Eye-Tracker problemlos zur Durch­führung des Experiments verwendet werden (vgl. Eyetracking 2018). Das Experiment wurde in der Software BeGaze durchgefürht. Mithilfe dieser Software wurden die Gazeplots er­stellt, die in den Kapiteln 4.2 und 4.3 diskutiert werden.

Wie bereits erwähnt konnte man wegen enger Zeitkapazitäten keine Probanden finden. Aus diesem Grund wurden zwei Kollegen aus dem Eye-Tracking-Labor eingesetzt, damit ein paar Beispieldaten gesammelt werden können. Diese Beispieldaten sind in dieser Arbeit von einer hohen Relevanz zur Erklärung vom Eye-Tracking-Verfahren. Sie dienen daher nicht zur statistischen Ermittlung der Ergebnisse.

Vor dem Experiment wurden die Probanden begrüßt und es wurde ihnen über die Studie erzählt. Da sie auch selbst im Eye-Tracking-Labor tätig sind, konnte man aus diesem Grund die Informationen zur verwendeten Technik auslassen. Als nächstes wurden die Vorberei­tungen zur Messung durchgeführt. Hierbei wurde der Proband konkret vor dem Bildschirm positioniert. Anschließend wurde die Kalibrierung der Augenpupillen durchgeführt. Die Probanden wurden aufgefordert, die Testinhalte während des Experiments genau so zu lesen, wie sie es in ihrem Alltag tun würden. Währenddessen wurde darauf geachtet, dass die Test­personen durch keine äußeren Umstände abgelenkt werden.

Beim Eye-Tracking-Experiment wurde im Sinne von Daten-Triangulation gehandelt. Uwe Flick (2011) führt dazu die Definition zur Triangulation aus der Sicht der Sozialwissen­schaftler:

Triangulation beinhaltet die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven auf einen untersuchten Gegen­stand oder allgemeiner: bei der Beantwortung von Forschungsfragen. Diese Perspektiven können sich in unterschiedlichen Methoden, die angewandt werden, und/oder unterschiedlichen gewählten theoreti­schen Zugängen konkretisieren, wobei beides wiederum mit einander in Zusammenhang steht bzw. verknüpft werden sollte. [...] Durch die Triangulation (etwa verschiedener Methoden oder verschiede­ner Datensorten) sollte ein prinzipieller Erkenntniszuwachs möglich sein, dass also bspw. Erkenntnisse auf unterschiedlichen Ebenen gewonnen werden, die damit weiter reichen, als es mit einem Zugang möglich wäre. (Flick 2011: 12)

Aufgrund dessen wurde die Daten-Triangulation im Rahmen dieses empirischen Experi­ments im Hinblick auf Personenanalyse durch Umfragen durchgeführt. Mittels dieser Me­thode sollte ein theoretischer Gewinn erzielt werden (vgl. Flick 2011: 13). Um das zu ver­wirklichen, wurden zwei Fragebögen erstellt. Der eine enthielt die Fragen bezüglich Demo­graphie und der andere bezog sich auf das Experiment zu Covers. Diese Methode wird als pre- und post-test questionnaires bezeichnet (vgl. Rösener 2016: 147).

Auf diese Art bekamen beide Probanden bereits zu Beginn der Studie einen Fragebogen, der die Fragen zu ihrer Person enthielt. Es gab sowohl die offenen als auch Multiple-Choice- Fragen. Die Probanden wurden gebeten, den Fragebogen auszufüllen. Beide Probanden sind weiblich. Laut der Ergebnisse war der eine Proband zum Zeitpunkt der Durchführung des Experiments zwischen 20 und 30 Jahre alt und der andere über 50. Beide lesen die Zeit­schriften einmal im Monat. In Bezug auf die Bevölkerungsklasse weist sich der eine der mittleren Klasse zu, während der andere sich keiner Klasse zuweisen konnte. Der eine Pro­band liest gerne Zeitungen über Natur, Wissenschaft, Tiere und Gesundheit, während der andere außer Natur und Wissenschaft dazu noch gerne Geografie-Magazine liest.

[...]


1 Soweit personenbezogene Bezeichnungen im Maskulinum stehen, wird diese Form verallgemeinernd auf­grund der besseren Lesbarkeit verwendet und bezieht sich auf beide Geschlechter.

2 Vogue Arabia

3 Area of interest

4 „Spatial arrangement of a sequence of fixations“ (Jacob et al. 2003: 584).

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Covergestaltung von Zeitschriften. Eine Studie zum Eye-Tracking-Verfahren als Messinstrument des Käuferinteresses
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Fachbereich Sprache, Kultur, Translation)
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
27
Katalognummer
V950576
ISBN (eBook)
9783346293206
ISBN (Buch)
9783346293213
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eye-Tracking, Translation, Übersetzen, Covergestaltung, Design, Magazin, Zeitschrift, Kultur, Canva, Typographische Merkmale, Farbpalette, Lesen, Lesevorgang, Scanpath, Begfragung, Abenteuerreisen
Arbeit zitieren
Anna Busygina (Autor:in), 2020, Covergestaltung von Zeitschriften. Eine Studie zum Eye-Tracking-Verfahren als Messinstrument des Käuferinteresses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/950576

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