Agenda 21 - Vision und Wirklichkeit


Ausarbeitung, 1998

12 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Agenda 21 - Vision
2.1 Zeitlicher Überblick
2.2 Inhalt der Agenda 21

3 Agenda 21 - Wirklichkeit
3.1 Sechs Jahre nach Rio
3.2 Kritik an der Agenda 21
3.3 Nationale Umsetzung am Beispiel der BRD
3.4 Die Sondergeneralversammlung 1997 in New York

5 Literaturverzeichnis

Agenda 21 - Vision und Wirklichkeit

Zeitlicher Überblick

⇨ 12/1989 Forderung der UN nach einer Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED)
⇨ 06/1992 UNCED in Rio de Janeiro -Agenda 21 (von 170 Staaten gezeichnet )
⇨ 06/1997 Sondergeneralversammlung (SGV) der UN in New York

Agenda 21 - Vision

⇨ Aktionsprogramm für nachhaltige Entwicklung für das 21. Jhd.
⇨ Soziale und wirtschaftliche Dimension:Internationale Politik/Beziehungen sollen wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen; Armutsbekämpfung, Förderung von Bildung und Gesundheit (Finanztransfer in Entwicklungsländer)
⇨ Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen (längster Teil):Begrenzung (und Reduktion) der Umweltschäden durch Industrie (vor allem Treibhausgase);nachhaltige Landwirtschaft, Erhaltung der biologischen Vielfalt und Schutz der Wälder, Meere und Ozeane; umweltverträglicher Umgang und Bekämpfung des illegalen, internationalen Handels mit (radioaktiven) Abfällen und toxischen Chemikalien
⇨ Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen:Frauen, Kinder und Jugendliche, eingeborene Bevölkerungsgruppen, NROs, Kommunale Agenden, Arbeitnehmer und Gewerkschaften, Wissenschaft und Technik, Privatwirtschaft
⇨ Möglichkeiten der Umsetzung: Finanzierung durch privaten und öffentlichen Sektor der Nationen, (Entwicklungsländer durch Fremdfinanzierung - 0,7% des BSP der Industrieländer), durch multilaterale Entwicklungsbanken, Technologietransfer; Wissenschaft und Bildung im Dienste der nachhaltig. Entwicklung

Agenda 21 -Wirklichkeit

⇨ Entwicklung (?): mehr Armut, stärkere Einkommensunterschiede, höhere Arbeitslosigkeit, tiefere Kluft zwischen Industrie - und Entwicklungsländern; mehr Schadstoffemissionen, Treibhausgase und Abfallmengen, stärkere Ausbeutung von Boden, Wasser und Ressourcen
⇨ Kritik an Agenda: nur Minimalkonsens; Festhalten an Wachstumsideologie ( strukturelle Ursachen?)- keine Auflagen für IWF und WTO; sehr offene und unklare Definition von nachhaltiger Entwicklung
⇨ Umsetzung in der BRD: mit der Umsetzung werden “nur” BMU und BMZ betraut, nicht etwa Wirtschafts-, Verkehrs- und Landwirtschaftsministerium; Biodiversitätskonvention wird kaum Aufmerksamkeit geschenkt; eingeleitete Maßnahmen zur CO²- Reduktion kaum wirksam; 1997 nur 0,28% des BSP für Entwicklungsländer die BRD steht allgemein unter immensem Druck diverser Interessengruppen (v.a. aus der Wirtschaft)
⇨ SGV 1997 in New York: Programm zur weiteren Umsetzung geht nicht über Agenda hinaus; traditioneller Nord-Süd-Konflikt blockiert Entscheidungen; insbesondere die USA erweisen sich als Bremser in Themen wie Energie und Klima; auf vorgesehene “Politische Erklärung“ wird ersatzlos verzichtet

Fazit/Diskussion

⇨ Der “Rio-Prozess” ist zwar nicht vollständig zum Erliegen gekommen, aber dennoch erschwert ihn insbesondere die Wirtschaftslobby derart, daß eine rechtzeitige Umkehr der gegenwärtigen Tendenzen in Umwelt und Entwicklung kaum möglich scheint. Wie könnte der “Rio-Prozess” beschleunigt werden?

Literaturhinweis

⇨ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik. Agenda 21. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 i New York in Rio de Janeiro. Dokumente. Bonn 1997

⇨ http://www.weedbonn.org

1 Einleitung

„ Die Menschheit steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte. Wir erleben eine zunehmende Ungleichheit zwischen V ö lkern und innerhalb von V ö lkern, eine immer gr öß ere Armut, immer mehr Hunger, Krankheit und Analphabetentum sowie eine fortschreitende Sch ä digung der Ö kosysteme, von denen unser Wohlergehen abh ä ngt. Durch eine Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre st ä rkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, die Deckung der Grundbed ü rfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen gr öß eren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ö kosysteme und eine gesicherte, gedeihlichere Zukunft zu gew ä hrleisten. Das vermag keine Nation allein zu erreichen, w ä hrend es uns gemeinsam gelingen kann: in einer globalen Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist. “ 1

Mit diesen Worten beginnt die Präambel der Agenda 21, die im Juni 1992 auf der Kon- ferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Ja- neiro von über 170 Staaten gezeichnet wurde. Doch konnten diese hehren Ziele, zu de- ren Zweck die Agenda 21 ja ausgearbeitet worden war, in den letzten sechs Jahren verwirklicht oder wenigstens nähergebracht werden? Diese Arbeit will nach einer Zu- sammenfassung des Inhalts der Agenda 21 versuchen, die Umsetzung insbesondere anhand von Kritiken an der Agenda 21, der BRD und der Sondergeneralversammlung 1997 in New York zusammenzufassen.

2 Agenda 21 - Vision

2.1 Zeitlicher Überblick

Die Idee einer Konferenz für Umwelt und Entwicklung geht auf die Resolution 44/228 der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 22. Dezember 1989 zurück. War der Themenbereich der Entwicklung eher ein Zugeständnis an die Entwicklungsländer,2 so erwies sich diese Ausweitung im nachhinein als sinnvoll, hängen die Möglichkeiten eines Staates global einheitliche Umweltstandards einzuhalten, doch stark von seinem Entwicklungsgrad ab. Die geforderte Konferenz fand schließlich im Juni 1992 statt, und das Ergebnis war die Agenda 21, ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert. Eine Kommission für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (CSD) wurde eingerichtet, die eigens für die Überwachung der Umsetzung sowie für die Fortentwicklung der Agenda 21 zuständig ist. Des weiteren wurde beschlossen, nach fünf Jahren eine Sondergeneralversammlung (SGV) abzuhalten, um die Ergebnisse der Umsetzung zu prüfen und neue Handlungsaufträge zu formulieren. Diese Konferenz fand im Juni 1997 in New York statt. An ihrem Ende stand ein 137 Punkte umfassendes „Programm zur weiteren Umsetzung der Agenda 21“.

2.2 Inhalt der Agenda 21

In 40 Kapiteln beinhaltet die Agenda 21 ein in vier Teile gegliedertes Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, das sich vor allem den Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ (sustainable development) auf die Fahnen geschrieben hat. Dieses Programm soll „die Welt auf die Herausforderungen des nächsten Jahrhunderts“3 vorbereiten und wird als „Ausdruck eines globalen Konsenses und einer politischen Verpflichtung auf höchster Ebene“4 verstanden. Mit der Umsetzung werden die Regierungen betraut, die nationalen Maßnahmen sollen aber durch internationale und auch regionale Organisa- tionen unterstützt werden. Der Mitarbeit der Öffentlichkeit und der nichtstaatlichen Or- ganisationen kommt ebenfalls eine wichtige Rolle zu.5 Berücksichtigt werden sollen je - doch auch die besonderen „Gegebenheiten, Möglichkeiten und Prioritäten der einzelnen Länder und Regionen“6.

Im ersten Teil der Agenda 21 geht es um die „soziale und wirtschaftliche Dimension“7. Internationale Wirtschaftsbeziehungen bestimmen dabei die entscheidenden Rahmenbedingungen, die „dynamischer und kooperativer“8 Natur zu sein haben. In diesem Bereich geht es des weiteren vor allem um Armutsbekämpfung, Änderung der Konsumgewohnheiten und die Förderung der menschlichen Gesundheit und einer nachhaltigen Bevölkerungsdynamik. Eindeutig betont wird dabei der erforderliche Finanztransfer in die Entwicklungsländer.9

Der zweite, weitaus längste Teil, der den Titel „Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung“10 trägt, befasst sich mit allen Programmbereichen, die die Umwelt, die Ökologie betreffen. Zu diesen gehören die Begrenzung der industriebedingten Umweltschäden -insbesondere natürlich Schadstoffemissionen, Wasserverschmutzung und Treibhausgase-, die Erhaltung der biologischen Vielfalt (Biodiversität), nachhaltige Landwirtschaft, der allgemeine Schutz der Wälder und Ozeane, umweltverträglicher Umgang mit (radioaktiven) Abfällen und toxischen Chemikalien, Bekämpfung der Wüstenbildung (Desertifikation) und die nachhaltige Nutzung der Süßwasserressourcen.11

Im darauffolgenden Teil der Agenda geht es um die „Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen“12, was als maßgeblich für die eine teilhabende Demokratie angesehen wird, die nach der Meinung der Verfasser, die Umsetzung des Programms gewährleistet. Zu diesen werden nicht nur indigene Bevölkerungsgruppen, Frauen, Kinder und Jugendliche, sondern auch die Privatwirtschaft, nichtstaatliche Organisationen, kommunale Agenden, Arbeitnehmer und Gewerkschaften, Wissenschaft und Technik gezählt.13

Im letzten Teil nun werden die „Möglichkeiten der Umsetzung“14 besprochen. Ganz allgemein sind die nationalen Regierungen und ihre Gesetzgebung für die Umsetzung verantwortlich. Auch die Finanzmittel, die ja ohne Zweifel in großer Menge benötigt werden, sind in der Regel durch den öffentlichen und privaten Sektor der Nationen zu tragen; Entwicklungsländer sollen durch 0,7% des Bruttosozialprodukts der Industrie - länder unterstützt werden. Multilaterale und regionale Entwicklungsbanken haben die restlichen Gelder aufzubringen.15 Im Übrigen sollen Wissenschaft, Technik und Bildung im Dienste der nachhaltigen Entwicklung stehen und Technologietransfer die Einhaltung global einheitlicher Standards sicherstellen. Die Kommission für nachhaltige Entwicklung hat dabei eine Überwachungsfunktion inne.16

3 Agenda 21 - Wirklichkeit

3.1 Sechs Jahre nach Rio

Erstmals war 1992 internationales Umwelt- und Problembewußtsein in einem interna- tionalen Programm zum Ausdruck gebracht worden. Auch die Tatsache, daß Industrie länder die Hauptschuld für die kritische Umwelt- und Entwicklungssituation auf sich nahmen und auch bereit schienen, die Konsequenzen zu tragen, zeugte von einer neuen verantwortungsbewußten Umwelt- und Entwicklungspolitik. Nun, über sechseinhalb Jahre nach der Konferenz in Rio sind positive Veränderungen aber kaum wahrnehmbar. Im Gegenteil, die allgemeine Situation scheint sich noch verschlimmert zu haben. Es gibt mehr Armut, die Einkommensunterschiede sowohl in als auch zwischen Staaten haben sich verstärkt, die Kluft zwischen Industrie - und Entwicklungsländern scheint nach wie vor unüberwindbar, und auch im Umweltbereich halten sich die negativen Tendenzen; die Ausbeutung von Boden, Wasser und anderen Ressourcen nimmt weiter zu und Schadstoffemissionen, Treibhausgase und Abfälle belasten die Ökosysteme mehr denn je.17

3.2 Kritik an der Agenda 21

Daß die oben genannten Tendenzen in starkem Gegensatz zu den in der Agenda 21 gesteckten Zielen steht, braucht nicht näher erklärt zu werden. Doch welche Gründe können dafür verantwortlich sein, daß der durchaus positive Ansatz einer globalen Lösung für die Probleme Umweltverschmutzung und Unterentwicklung im Sinne von Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit offenbar nicht mit der gewünschten Wirkung greifen konnte? Tatsächlich können Ursachen schon in dem Programm selbst gefunden werden. Es ist zum Beispiel schon in der Präambel zu erkennen, daß der stolz postulierte globale Konsens nur ein minimaler ist. Denn dort wird Einschränkungen in Bezug auf die Umsetzung schon der Weg geebnet, als die Agenda 21 als ein „dynamisches Programm“18 bezeichnet wird. Das Fehlen wirklich wirksamer Mittel zur rechtlichen Durchsetzung ist dabei ein weiterer Punkt, der nationale Entscheidungsträger dazu verleiten kann auf die Umsetzung in anderen Staaten zu warten. Wirklich konkrete Handlungsaufträge in Form von eindeutigen Zahlen, Fakten und Werten werden kaum formuliert, meist wird nur von Bemühungen und Planungen gesprochen. Hinzu kommt eine sehr offene und unklare Definition der nachhaltigen Entwicklung, Indikatoren für die Umsetzung sollen erst noch entwickelt werden.19 Weitergehende Kritiken beziehen sich auf das Festhalten an der Wachstumsideologie und bemängeln ein unzureichendes Untersuchen möglicher struktureller Ursachen im wirtschaftlichen und politischem System und zusätzlich die Verdrängung der Krise in Sektorpolitiken.20 Hinzu kommt, daß so wichtige Institutionen wie die Welthandelsorganisation (WTO) -damals noch GATT- IWF und Weltbank von Handlungsanforderungen ganz ausgespart blieben.

All diese Kritik kann aber trotzdem nicht ausreichend erklären, warum die Tendenzen in Umwelt und Entwicklung nicht umgekehrt werden konnten. Am Beispiel der BRD soll nun gezeigt werden, welchen Schwierigkeiten die nationale Umsetzung unterliegt bzw. unterliegen kann.

3.3 Nationale Umsetzung am Beispiel der BRD

Tatsächlich wird der Agenda 21 hohe Priorität eingeräumt, die drei im Rio-Prozeß ver- handelten Konventionen bezüglich Klima, Desertifikation und Biodiversität wurden vom Bundestag schnell ratifiziert.21 Für Deutschland trifft es ebenfalls zu, daß viele NROs und lokale Agenden von der Bereitschaft der Öffentlichkeit zeugen, den Rio-Prozeß aktiv mitzugestalten.22 Wichtig ist für die BRD aber immer der Zusammenhang mit der EU, die positive aber auch negative Auswirkungen auf die Bestrebungen der Bundesrepublik haben kann. So erweist sich die EU bei dem Thema des Klimas eher als bremsendes Element für das Fortschreiten der BRD in diesem Bereich, wenn es jedoch um die Biosicherheit geht, verhält es sich genau umgekehrt.23 Nun aber zu den konkreten Maßnahmen, zur Umsetzung. Auch auf deutscher Ebene findet diese nur im Bereich der Sektorpolitiken statt, was durch die Beauftragung des Bundesumweltministeriums und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und nicht etwa des Landwirtschafts-,Verkehrs- und Wirtschaftsministerium gezeigt werden kann. Anstelle der geforderten 0,7% wurden 1997 z.B. nur 0,28% des Bruttosozialprodukts verwendet, um Entwicklungsländer zu unterstützen.24 Am meisten blockiert wird der Rio-Prozeß in Deutschland jedoch von Lobbyisten aus der Wirtschaft, die aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation eine nicht geringe Machtposition ausspielen können. Interessengruppen wie Agrar-, Bauindustrie, Gen- und Biotechnologie sind z.B. der Gegenpol zu den Verfechtern der Biodiversitätskonvention, der in der deutschen Politik noch kaum Aufmerksamkeit geschenkt wird, da anscheinend von hoher Ebene auch der Wille fehlt, sich entscheidend durchzusetzen.25 Interessant bleibt jedoch die Frage, ob und wie sich der Regierungswechsel auf die weitere Umsetzung auswirken wird. Schließlich ist mit Bündnis´90/Die Grünen eine eindeutig umweltpolitisch ausgerichtete Partei an dieser beteiligt. Im November 1998 war der Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf der Klimaschutzkonferenz in Buenos Aires jedoch nicht in der Lage sich zusammen mit der EU insbesondere gegenüber der Umbrella -Gruppe26 in Fragen tiefergehender Verpflichtungen zur Reduzierung der CO²-Emissionen durchzusetzen.27 Ob diese Blockade bestehen bleibt, wird die Zukunft zeigen müssen.

3.4 Die Sondergeneralversammlung 1997 in New York

Bei der Sondergeneralversammlung gab es auch eine Blockade, die das „Programm zur weiteren Umsetzung der Agenda“ so schwach ausfallen ließen, das es nicht über die Agenda 21 hinausgeht, sondern in einigen Punkten sogar hinter ihr zurückbleibt.28

In diesem Fall muß jedoch „der traditionellen Nord-Süd-Blockade“29 die Schuld zugewie sen werden, im Gegenzug zu der Weigerung der Industrieländer, den Entwicklungsländern bei der Finanzierungsfrage mehr zur Seite zu stehen, blockierten die Entwicklungsländer umweltpolitische Verpflichtungen.30 Bei diesen Themen, besonders in den Bereichen Energie und Klima war aber auch der Standpunkt einer so mächtigen Nation wie der USA kein fortschrittlicher. Auch in diesem Fall zeigte sich der Einfluß der Wirtschaftslobby in hochindustrialisierten Staaten. So wurde doch Bill Clinton von Industrie, Gewerkschaften und sogar Senatoren in „ganzseitigen Zeitungsanzeigen vor Zugeständnissen bei den Klimaverhandlungen gewarnt“31, was seine Verhandlungspositionen durchgehend zu beeinflussen schien.32 Durch diese Einflüsse kam es wahrscheinlich auch dazu, daß auf die vorgesehene „Politische Erklärung“ ersatzlos verzichtet wurde, bestimmt nicht der einzige Hinweis darauf, daß die Aufbruchstimmung, die 1992 wenigstens in den Köpfen vieler Politiker Fuß zu fassen schien , so gut wie verflogen ist.

4 Schlußwort

Insgesamt gesehen ist der Rio-Prozeß zwar noch nicht vollständig zum Erliegen ge- kommen, immer noch gibt es ja Konferenzen, auf denen versucht wird, wenigstens ei- nige einheitliche Regelungen einzurichten, wie z.B. auf den Vertragsstaatenkonferenezn zur Klimarahmenkonvention. Aber trotzdem erschweren zu viele Faktoren, v.a. die Wirtschaftslobby ein Fortschreiten derart, daß die Umkehr der gegenwärtigen Tendenzen kaum möglich scheint. Noch immer stehen kurzfristige Gewinninteressen im Vordergrund und verhindern nicht nur die Durchsetzung der Agenda 21 sondern auch ihrer notwendigen Fortentwicklung. So wirft sich nun die Frage auf, wie eine weitere Durchsetzung des „sustainable development“, das in der von BUND und MISEREOR herausgegebenen Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie mit Zukunftsfähigkeit übersetzt wird, zu ermöglichen wäre.33 Selbst wenn sich die neue Regierung in der BRD an dieser Studie orientierte, ohne wirkliche Mitarbeit auf globaler Ebene vermag auch kein noch so zukunftsfähiges Deutschland die Situation auf dem gesamten Globus nachhaltig umzugestalten. Gäbe es Möglichkeiten Zukunftsfähigkeit auf internationaler Ebene mit rechtlichen Mitteln konsequent durchzusetzen? Die meisten Staaten würden diesem Souveränitätsverlust wohl kaum zustimmen. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die vielleicht schon nächste Generation, die die Chance -wenn sie dann denn noch besteht-, die Erde für Mensch und Umwelt zu erhalten, besser nutzen als die jetzige.

5 Literaturverzeichnis

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik. Agenda 21. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro. Dokumente. Bonn 1997.

BUND/MISEREOR (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Berlin 1996.

http://www.agenda-transfer.de, abgerufen über: Landesinstitut für Schule und Weiter- bildung, Soest (Hrsg.): Umwelt und Entwicklung. 23 Internet-Server auf CD-ROM. Ein Orientierungs- und Serviceangebot für Schule, Unterricht und Lehrerbildung zum Agenda-Prozeß. (o.O.) 1998.

Martens, Jens: Chance vertan. Bei der UNO-Sondergeneralversammlung bleiben die Regierungen die notwendigen Antworten schuldig. In: http://www.weedbonn.org/env_dev/sustdev1.htm, abgerufen am 10.12.98, 11:03 Uhr.

Unmüßig, Barbara: fünf Jahre nach Rio - der gescheiterte Aufbruch. In: http://www.weedbonn.org/env_dev/redesymp.htm, abgerufen am 23.10.98, 11:30 Uhr.

Unmüßig, Barbara: Vorreiter oder Bremser. Die deutsche Umwelt- und Entwicklungs- politik fünf Jahre nach Rio. In: http://www.weedbonn.org/env_dev/sustdev2.htm, abge- rufen am 10.12.98, 10: 58 Uhr.

(o.V.): Ergebnisse der Klimaschutzkonferenz in Buenos Aires (2.-14. November 1998). In: http://www.bmu.de/presse/bmu/pm007.htm, abgerufen am 4.12.98, 18:28 Uhr.

[...]


1 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): Umweltpolitik. Agenda 21. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro -Dokumente -. Bonn (o. J.). S.9.

2 Unmüßig, Barbara: Fünf Jahre nach Rio - der gescheiterte Aufbruch. In: http://www.weedbonn.org/env_dev/redesymp.htm, abgerufen am 23.10.98, 11:30.

3 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): a.a.O. S.9.

4 Ebd.

5 Vgl. Ebd. S. 9.

6 Ebd. S. 9.

7 Ebd. S. 10.

8 Ebd.

9 Vgl. Ebd. S. 10-67.

10 Ebd. S. 68.

11 Vgl. Ebd. S 68-216.

12 Ebd. S. 217.

13 Vgl. Ebd. S. 217-243.

14 Ebd. S. 244.

15 Vgl. Ebd. S. 244-247.

16 Vgl. Ebd. S. 248-271.

17 Vgl. Martens, Jens: Chance vertan. Bei der UNO-Sondergeneralversammlung bleiben die Regierungen die notwendigen Antworten schuldig. S. 1. In: http://www.weedbonn.org/env_dev/sustdev1.htm, abgerufen am 10.12.98, 11:03 Uhr.

18 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.): a.a.O. S. 9.

19 Vgl. Ebd. S. 282.

20 Vgl. Unmüßig, Barbara: Fünf Jahre nach Rio - der gescheiterte Aufbruch. In: a.a.O. S. 3.

21 Vgl. Ebd.

22 Vgl. http://www.agenda-transfer.de, abgerufen über: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest (Hrsg.): Umwelt und Entwicklung. 23 Internet-Server auf CD-ROM. Ein Orientierungs- und Serviceangebot für Schule, Unterricht und Lehrerbildung zum AgendaProzeß. (o.O.) 1998.

23 Vgl. Unmüßig, Barbara: Vorreiter oder Bremser? Die deutsche Umwelt- und Entwicklungspolitik fünf Jahre nach Rio. In: a.a.O. S.1.

24 Vgl. Unmüßig, Barbara: Fünf Jahre nach Rio - der gescheiterte Aufbruch. In: a.a.O. S. 3.

25 Vgl. Unmüßig, Barbara: Vorreiter oder Bremser? Die deutsche Umwelt- und Entwicklungspolitik fünf Jahre nach Rio. In: a.a.O. S. 1.

26 d.h. USA, Japan, Kanada, Australien, Norwegen, Neuseeland, Island, Rußland, Ukraine.

27 (o.V.): Ergebnisse der Klimaschutzkonferenz in Buenos Aires (2.-14. November 1998). In: http://www.bmu.de/presse/bmu/pm007.htm, abgerufen am 04.12.98, 18:28 Uhr.

28 Martens, Jens: Chance vertan. Bei der UNO-Sondergeneralversammlung bleiben die Regierungen die notwendigen Antworten schuldig. In: a.a.O. S.1.

29 Vgl. Ebd.

30 Vgl. Ebd.

31 Ebd. S.6.

32 Vgl. Ebd.

33 Vgl. BUND/MISEREOR (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Berlin 1996. S. 24.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Agenda 21 - Vision und Wirklichkeit
Note
1
Autor
Jahr
1998
Seiten
12
Katalognummer
V95084
ISBN (eBook)
9783638077637
Dateigröße
365 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Agenda, Vision, Wirklichkeit
Arbeit zitieren
Claudia Fritsche (Autor:in), 1998, Agenda 21 - Vision und Wirklichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95084

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