Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Austauschprogramm für europäische Studierende: ERASMUS/ ERASMUS+
2.1. Entstehung und Entwicklung
2.2. ERASMUS+
2.3. DAAD
3. Gastdozentenprogramm
4. Die Auswirkungen der Dozentenmobilität
5. Fazit
Literatur
1. Einleitung
„Die Hauptziele dieses Programms sind eine Steigerung der Studenten- und Dozentenmobilität zwischen europäischen Hochschulen und die Förderung des Aufbaus weitreichender und dauerhafter Hochschulkooperation“ (Brandt/ Dietz, 1998, S.151).
Als Reaktion auf die veränderten Bedingungen des europäischen Arbeitsmarktes, die wechselnden Anforderungen an die Qualifikationen von Hochschulabsolventen, der damit verbundene Bedarf an Fachkräften sowie auf die Auswirkungen der Globalisierung und des internationalen Wettbewerbs, setzt sich die europäische Kommission mittels des ERASMUS/ ERASMUS+ Programms für die Förderung der Studenten- und Dozentenmobilität binnen der internationalen Hochschullandschaft ein (vgl. Brandt/Dietz, 1996, S. 151). Hierbei erhalten Studierenden und Lehrende die Möglichkeit für einen bestimmten Zeitraum im Ausland zu leben, zu lernen sowie zu studieren beziehungsweise zu lehren. Das Austauschprogramm fördert die Persönlichkeitsentwicklung, die Steigerung der Fremdsprachenkompetenz und ermöglicht den Teilnehmern neben einem Perspektivenwechsel auch die Chance internationale Kontakte zu knüpfen, wodurch das Programm als individuelle und interkulturelle Bereicherung fungiert (vgl. DAAD, 2017, S. 2 ff.). Aus institutioneller Perspektive weist die Dozentenmobilität, verglichen mit der studentischen Mobilität, ein größeres Potenzial für die Durchsetzung und Etablierung von Veränderungen im Hochschulwesen auf. Ausschlaggeben hierfür ist der unmittelbare Verbleib der Auslandserfahrungen mobiler Lehrenden an der jeweils heimischen Hochschule, da die Dozenten dort selbst dauerhaft verankert sind. Zudem tragen die Professoren, welchen die Hälfte aller mobilen Dozenten in Deutschland ausmachen, die zentrale Verantwortung für die Entwicklung von Forschung und Lehre. Das Dozentenprogramm verfügt demnach über einen weitreichenden Zielkatalog, welcher neben der individuellen Fortbildung und der beruflichen Weiterbildung vor allem die Intensivierung der Kontakte zwischen den teilnehmenden Hochschulen im In- und Ausland, das Zustandekommen transnationaler Kooperationsprojekte und (vgl. Alesis/ Lanzendorf, 2013, S. 139 ff.) und die Verbreitung der Idee des „Europa-Bürgers“ (Brandt/ Dietz, 1996, S.151) umfassen.
Die vorliegende Ausarbeitung basiert auf dem Seminar „Theoretische, historische und international-vergleichende Zugänge zur Erwachsenenbildung/Weiterbildung“ und thematisiert die wissenschaftliche Fragestellung „Inwiefern wirkt sich das Gastdozentenprogramm des DAAD auf persönliche und berufliche Weiterbildung sowie auf institutioneller und bildungspolitischer Ebene aus? “
Nach einer Einführung in die Thematik wird zunächst die Entstehung und Entwicklung des ERASMUS Programms von den ersten Entwürfen im Jahr 1986 bis zum heutigen Dachprogramm, ERASMUS+ vorgestellt und hinsichtlich der Ziele sowie der zentralen Bedeutung für die europäische Bildungslandschaft beschrieben. Der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) ist der Verwaltungsapparat des ERASMUS/ERASMUS+ Programms und wird hinsichtlich seines Aufgabenfeldes, der Leitidee sowie der engen Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im darauffolgenden Kapitel skizziert. Das Gastdozentenprogramm ist ein Konzept der Nationalen Agentur des DAAD, welches als Förderprogramm für Hochschulpersonal fungiert. Im Folgenden wird die Dozentenmobilität anhand der Teilnahmebedingungen und -formate, der Dauer und Finanzierung sowie der übergeordneten Ziele des Förderprogramms charakterisiert. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung, die berufliche Weiterbildung sowie die institutionellen und bildungspolitischen Veränderungen bilden den Schwerpunkt dieser Ausarbeitung. Die Antwort auf die Fragestellung sowie die Kernaussagen der vorliegenden Seminararbeit werden im letzten Abschnitt zusammengefasst.
2. Austauschprogramm für europäische Studierende: ERASMUS/ ERASMUS+
ERASMUS+ ist das größte europäische Bildungsprogramm, welche durch weltweite Mobilität neue Perspektiven für Studierenden und Hochschulpersonal sowie die Möglichkeit für lebenslanges Lernen eröffnet. In diesem Kapitel werden zunächst der Ursprung und die Entwicklung des Programms beschrieben. Weiter gilt es das daraus resultierende neu integrierte Programm ERASMUS+ vorzustellen, wobei den Neuerungen, den Schlüsselaktionen und der Zielsetzung besondere Aufmerksamkeit zukommt. Anschließend wird der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD), welcher als Verwaltungsapparat des ERAS- MUS/ERASMUS+ Programms fungiert hinsichtlich des Aufgabenbereich und der Leitidee betrachtet.
2.1. Entstehung und Entwicklung
Am dritten Januar 1986 legte die europäische Kommission erstmalig Entwürfe zu einem Austauschprogramm für europäische Studierenden vor (vgl. Erasmus_DAAD, 2018, min. 0:100:15). Die Entstehung und Umsetzung dieses Konzepts galten jedoch aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen seitens der EG-Mitgliedsländer als Herausforderung für europäische Hochschullandschaft. Vor allem die Dissonanz zwischen engeren Aspekten wie der finanziellen Ausstattung oder der juristischen Grundlage erschwerten zunächst das Zustandekommen 2 des Programms, sodass die europäische Kommission zwischenzeitlich die Rücknahme dieses Vorhabens in Erwägung zog. Unter Berücksichtigung der übergeordneter und gemeinschaftlicher Zielsetzung von Innovation und Nachhaltigkeit, der Förderung der europäischen Integration sowie im Sinne der neuen Generation an Hochschulabsolventen, erfolgte schließlich eine Einigung der Mitgliedsstaaten und Umsetzung der angestrebten Maßnahmen(vgl. Feyen, 2013, S. 21 ff.). Bereits im Folgejahr (1987) startete das europäische Austauschprogramm mit dem Namen ERASMUS (vgl. Erasmus_DAAD, 2018, 0:16-0:20). Im Gegensatz zur Programmentstehung verlief die Namensfindung relativ schnell und unkompliziert. Alan Smith, einer der Gründungsväter des Austauschprogramms, versuchte die Worte university, student, action, mobility, Europe sowie weitere im Zusammenhang stehende Begriffe anhand unterschiedlicher Buchstaben- und Wortkombinationen miteinander zu verknüpfen und leistet mit dem Ergebnis: E u r opean Community A ction S cheme for the M obility of U niversity S tudents, kurz E-R-A-S-M-U-S einen bedeutenden Beitrag für das Programm (vgl. Feyen, 2013, S. 22). Darüber hinaus wird die Bezeichnung des Austauschkonzepts mit positiven Eigenschaften und einer großen Persönlichkeit assoziiert. „ [...] a nice connotation to that great old humanist, the famous Erasmus of Rotterdam. It was a pithy name that the European Community had requested, something containing a clear message” (Feyen, 2013, S.21).
Die Namensgebung als auch das Austauschprogramm selbst gelten als voller Erfolg. Bereits im Gründungsjahr 1987 reisten 3.244 Studenten aus 11 EU-Ländern ins Ausland, um dort am kulturellen und bildungspolitischen Austausch teilzunehmen (vgl. Feyen/ Krzaklewska, 2013, S.9). Im Laufe der Zeit und mit den weltpolitischen Veränderungen wuchsen auch die Attraktivität und der Umfang des ERASMUS-Programms, sodass immer mehr Studierenden akademische Mobilität geboten wurde. Am 14. März 1995 wurde mit dem Dachprogramm SOKRATES I eine neue Phase der EU-Bildungsförderung eingeläutet. Hierbei wurde ERASMUS mit anderen Programmen für allgemeine Bildung zusammengefasst und die europäische Hochschullandschaft durch zusätzliche Maßnahmen wie das European Credit Transfer and Accumulation System und der Bologna Erklärung langfristig gestärkt. Richtlinien wurden vereinheitlicht, Lehrpläne wurden gemeinsam entwickelt sowie die Anerkennung der im Ausland erbrachten Leistungen verbessert, wodurch sich das Auslandsstudium einer immer größer werdenden Beliebtheit, erfreut. Mit dem neuen Millennium erfuhr auch das Programm eine weitere Wende von SOCRATES I zu SOCRATES II sowie die Erweiterung von Richtlinien für Lehrkräfte und Hochschulpersonal. Von nun an sollten auch Dozenten vom Austausch profitieren und lebenslang lernen dürfen. Genau wie Hochschulmitarbeiter, die durch das lifelong learning programme ein großes Stück berufliche Mobilität dazu gewannen. Im Jahr 2014 folgte ein Zusammenschluss aller EU-Programme für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport zum neuen integrierten Programm ERASMUS+ (vgl. Eras- mus_DAAD, 2018, 0:20-1:47). Hierbei wurden weitere Bildungs- und Förderbereich in das Programm inkludiert und die Schlüsselaktionen: Mobilität, Partnerschaft und Politikunterstützung mit einander verknüpft. Die genaue Bedeutung dieser Maßnahmen, die Neuerung des Programms sowie die Zielsetzung werden im folgenden Kapitel thematisiert.
Retrospektiv gilt ERASMUS als erfolgreiches und zielführendes Austauschprogramm für europäische Studierende, wodurch sich ähnliche oder gar effizientere Ergebnisse durch die integrierte Programmstruktur des ERASMUS+ vermuten lassen. Darüber hinaus verfolgen beide Programme gleichermaßen den Grundgedanken eines kulturellen Dialogs, der Förderung der europäischen Integration und Hochschullandschaft sowie der individuellen Bereicherung für Studierende und Lehrkräfte.
2.2. ERASMUS+
Wie in dem vorangegangenen Kapitel bereits konkludiert, gab es 2014 einen Zusammenschluss aller EU-Programme für allgemeine und berufliche Weiterbildung, welche die Bereiche Schulbildung (COMENIUS), Erwachsenenbildung (GRUNDTVIG), Hochschulbildung (ERASMUS) sowie Berufsbildung (LEONARDO) umfassen und zugleich als Programme für Lebenslanges Lernen tituliert werden. Zusätzlich integriert der Zusammenschluss die Bereiche Sport und Jugend. Die Verbindung der einzelnen Bereiche erfolgt durch die drei Schlüsselqualifikationen: Mobilität, Partnerschaft und Politikunterstützung. Die Mobilität umfasst die Förderung von Einzelpersonen, wie Studierenden, Berufsschülern, Auszubildenden sowie jungen Menschen in Jugendaustauschprogrammen und Freiwilligentätigkeit an der Teilnahme an internationalen Austauschprogrammen. Hinzu kommt die Förderung der beruflichen Mobilität von (Hochschul-)Personal und im Jugendbereich tätigen Personen. Für die europaweite Interaktion und Kooperation sind bi-und multinationale Partnerschaften von Organisationen, Einrichtungen und Initiativen unabdingbar. Diese Schlüsselqualifikation ist demnach ausschlaggeben für eine effiziente Zusammenarbeit sowie die Förderung von Innovationen und zum Austausch von bewährten Verfahren. Die Maßnahmen der politischen Unterstützung begünstigen die auf europäischer Ebene angestoßenen Reformagenden und politischen Dialoge. Die Qualifikationen sind demnach nicht nur für die Verknüpfung der einzelnen Bereiche zuständig sondern auch für die wechselseitige Funktionalität des Gesamtkonzepts (vgl. Wuttig, 2013, S. 3 ff.).
Auf Grundlage der Zusammenschlüssen sowie der integrierenden Programmstruktur soll ERASMU+ als neues EU-Förderprogramm zur Erreichung von Zielen diverser europäischer Bildungsagenden beitragen, wobei die Verbesserung von Schlüsselkompetenzen und Fertigkeiten, die Stärkung der Qualität in den Bildungsbereichen sowie die Förderung der internationalen Dimension das programmspezifische Bestreben abbilden. Im Rahmen der langfristigen Zielsetzung erhält ERASMUS+ eine Programmlaufzeit von 2014 bis 2020 und einem Gesamtbudget von 14,8 Mrd. Euro. 10% des Budgets sind für den Bereich Jugend vorgesehen, während die Bereiche Bildung und Ausbildung mit 77,5% gefördert werden (43% für den Hochschulbereich). Davon wiederum werden 63 % für Mobilität, 28 % für Partnerschaften und 4,2 % für Politikunterstützung eingesetzt. An der Umsetzung und Erreichung der Ziele sind neben den 34 Programmländern (28 EU-Mitgliedsstaaten, Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz, Türkei, FYR Mazedonien) auch Partnerländer (Drittländer) beteiligt (vgl. ebd. S. 5).
Zudem umfasst ERASMUS+ eine Vielzahl von Neuerungen und Erweiterungen, wie bei- spielsweis den Ausbau der Mobilitätsangebote, durch welchen nicht nur die Mehrfachförderung in BA, MA und PhD innerhalb und außerhalb Europas möglich wird, sondern auch die Graduiertenmobilität, Lehramtsassistenzen, Kredit-basierte Mastermobilität und Mobilitätskonsortien gefördert werden. Weiter unterstützt das Programm die Internationalisierungsstrategien der Hochschule durch Strategische Partnerschaften, Internationale Hochschulpartnerschaften und Wissensallianzen. Aufgrund der Integration aller bestehenden internationalen Hochschulprogramme erhält ERASMUS+ eine kontinuierlich wachsende internationale Dimension, welche gleichermaßen als Neuerung und Zielsetzung dieses Programms gilt. Darauf aufbauend kommt dem neuen europäischen Konzept eine stärkere Europa-und Entwicklungspolitische Bedeutung zu, sodass ERASMUS+ insgesamt von einer selbstverstärkenden Dynamik gekennzeichnet wird (vgl. ebd. S. 7).
[...]
- Arbeit zitieren
- Linda Wieczorek (Autor), 2020, Das Gastdozentenprogramm des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) als Trendsetter für internationale Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Forschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/951160
Kostenlos Autor werden
Kommentare