Die Entwicklung eines Fragebogens zur Untersuchung der Innovationsfähigkeit eines Dienstleistungsunternehmens


Hausarbeit, 2020

37 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau derwissenschaftlichen Arbeit

2 Theoretische Grundlagen der Innovationsfähigkeit
2.1 Innovation
2.2 Innovationsfähigkeit
2.2.1 Begriffserklärung
2.2.2 Relevanz der Thematik
2.2.3 Dimensionale Betrachtung der Innovationsfähigkeit
2.2.4 Indikatoren zur Messung der Innovationsfähigkeit
2.2.5 Innovationsförderliche Organisationsstrukturen
2.3 Zwischenfazit und Ableitung der Forschungsfragen

3 Methodische Anwendung dertheoretischen Erkenntnisse
3.1 Strukturbaum
3.1.1 Auswahl der Dimensionen
3.1.2 Auswahl der Indikatoren
3.2 Operationalisierung der Innovationsfähigkeit

4 Diskussion und Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Innovationsfähigkeit als Lösung wirtschaftlicher Konfliktfelder

Abbildung 2: Zentrale Dimensionen des Dynamic Capabilities View

Abbildung 3: Dimensionen der Innovationsfähigkeit auf Basis des „Dynamic Capabilities View“

Abbildung 4: Beispielhafte Indikatoren der Innovationsfähigkeit

Abbildung 5: Innovationsförderliche Organisationsstrukturen

Abbildung 6: Strukturbaum Innovationsfähigkeit

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Differente Ansätze der Einflussbereiche aufdie Innovationsfähigkeit

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Die immer stärker werdende Internationalisierung und Globalisierung führen zu einem vielseitigen Wandel. Unter anderem ist eine Vielzahl sozialer Prozesse in der Gesellschaft und in Unternehmen von diesen Änderungen betroffen. Parallel nehmen die Dynamik und Komplexität auch im wirtschaftlichen Kontext deutlich zu. Demnach werden aufgrund des voranschreitenden Grades der Digitalisierung die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen, um eine Reihe bestehender Strukturen, Prozesse und Gegebenheiten aus dem Gleichgewicht zu bringen und auf differente Arten zu revolutionieren (Hees, Isenhardt, Jeschke & Trantow, 2011, S. 1). Der rasante technologische Wandel im Zusammenhang mit den globalen Wirtschaftsbeziehungen hat auch auf der Unternehmensebene weitreichende Auswirkungen. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach einer höheren Produktvielfalt, sowie der stetigen Abnahme der Produktlebenszyklen ist es in der heutigen Zeit annähernd unmöglich, auf Basis vergangener Produkte und Erfolge weiterhin langfristig wettbewerbsfähig und erfolgreich zu bleiben. Die Forderung nach immer besseren und leistungsfähigeren Produkten nimmt zu, wodurch die Marktnachfrage nach neuen Innovationen stetig steigt und somit derallgemeine Innovationsdruck in den Unternehmen erhöht wird (Kupfer, 2020, S. 1).

In einer 2019 veröffentlichten Studie der Center of Automotive Management GmbH & Co. KG wurde der Innovationsgrad innerhalb der weltweiten Automobilindustrie analysiert. Im Ergebnis dieser Untersuchung zeigt sich, dass in den Jahren zwischen 2016 bis 2019 die Volkswagen Gruppe und der Daimler-Konzern die Liste der innovationsstärksten Automobilkonzerne anführen. Mit 462 Innovationen, von denen 73 als Weltneuheit identifiziert wurden, steht VW innerhalb des besagten Zeitraumes auf Platz eins des Rankings. Daimler liegt mit 184 Innovationen und 77 Weltneuheiten auf Platz zwei (CAM, 2019). Betrachtet man in diesem Zusammenhang die global umsatzstärksten Automobilhersteller im Jahr 2019, so lässt sich feststellen, dass VW mit rund 275 Milliarden US-Dollar Platz zwei und Daimler mit 189 Milliarden US-Dollar Platz drei des Rankings sind und damit erneut Spitzenpositionen bekleiden. Trotz der Masse an unterschiedlichen Einflussfaktoren auf den Erfolg eines Unternehmens lässt sich die Innovationsstärke als positiver Indikator für den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens ableiten (Forbes, 2020).

Schon anhand dieser knappen Darstellung lässt sich der Wert der Innovationsfähigkeit für Unternehmen herausstellen. Gleichzeitig zeigt sich die Relevanz der Thematik, denn durch eine hohe Innovationsfähigkeit lässt sich aus Unternehmenssicht eine zukunftsfähigere und stabilere Wettbewerbsposition erzielen.

1.2 Zielsetzung

Innerhalb der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit wird die Innovationsfähigkeit eines größeren aktiennotierten Dienstleistungsunternehmens analysiert. Aufgrund der 20% schlechteren Kursentwicklung der Börsen AG im Vergleich zum deutschen Aktienindex, soll die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens auf der Erhöhung der Innovationsfähigkeit beruhen. Hierbei sollen besonders die Organisationsstrukturen im Mittelpunkt stehen. Ziel der Arbeit ist die Erörterung der wesentlichen Kernelemente der Innovationsfähigkeit in einem Unternehmen, um anschließend unter Zuhilfenahme einer geeigneten wissenschaftlichen Methode den Grad der Innovationsfähigkeit in der Börsen AG zu messen.

1.3 Aufbau der wissenschaftlichen Arbeit

Zur Erreichung des ausgegebenen Ziels werden in Kapitel 2 der vorliegenden Hausarbeit die wichtigsten theoretischen Grundlagen im Bezug zur Innovationsfähigkeit ermittelt. Dabei werden die grundlegenden Begriffe, wie die Innovationsfähigkeit selbst definiert. Über eine Literaturanalyse werden anschließend günstige Einflussfaktoren ermittelt, welche dienlich für einen hohen Innovationsgrad sind. Kapitel 2 schließt mit der Herausbildung zentraler Forschungsfragen ab.

Kapitel 3 knüpft an die theoretischen Überlegungen an und wird die methodische Perspektive der Thematik darstellen. Über die Konstruktion eines Strukturbaumes werden die wichtigsten Aspekte der Innovationsfähigkeit aufgestellt, um im Anschluss einen geeigneten Fragebogen zur Messung innerhalb der Börsen AG zu konzipieren.

Zum Abschluss werden innerhalb einer Diskussion die kritischen Aspekte und unterschiedlichen Herausforderungen bei der Befragung herausgestellt. Weiterhin werden die wichtigsten Kriterien einer hohen Innovationsfähigkeit reflektiert und es wird ein Ausblick über den weiteren Ablauf gegeben.

2 Theoretische Grundlagen der Innovationsfähigkeit

In dem nachfolgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Innovationsfähigkeit aufgezeigt. Hierzu werden verschiedene Elemente und Ansätze der Innovationsfähigkeit in Unternehmen näher definiert. Zudem wird eine theoretische Erörterung innovationsfreundlicher Organisationsstrukturen vorgenommen.

2.1 Innovation

Um ein besseres Verständnis für die Innovationsfähigkeit in Unternehmen zu erlangen, muss im ersten Schritt eine Definition des Innovationsbegriffs selbst vorgenommen werden. Die Identifizierung einer eindeutigen Begriffserklärung der Innovation erweist sich als sehr komplex. Die Literatur liefert viele verschiedene Perspektiven und Definitionsversuche. Die Autoren Hauschildt, Kock, Salomo und Schultz begreifen Innovationen als „qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die sich gegenüber einem Vergleichszustand „merklich“ - wie auch immer das zu bestimmen ist - unterscheiden“ (Hauschildt, Kock, Salomo & Schultz, 2016, S. 4). Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Torsten J. Gerpott betrachtet Innovationen aus Unternehmenssicht als Mittel zu Optimierung der Stellung am Markt. Parallel können Innovationen aus Unternehmenssicht eine qualitative Neuheit in einer Organisation darstellen (Gerpott, 2005, S. 37). Pleschak und Sabisch liefen einen dritten Ansatz. Sie beschreiben Innovationen als Problemlösungen, welche sich in die Kategorien technisch, wirtschaftlich, organisatorisch und sozial einteilen lassen. In diesem Ansatz dienen Innovationen der Erreichung von Unternehmenszielen auf eine neue Art und Weise (Pleschak & Sabisch, 1996, S.1). Die Grundessenz der betrachteten Erklärungsversuche liegt darin, dass es sich bei Innovationen um etwas neuartiges handelt, wodurch Unternehmensziele besser erreicht werden können.

Innovationen lassen sich entsprechend des Objektes unterteilen. Auch hier existieren in der Literatur unterschiedliche Ansichten. Beispielhaft kann eine Einteilung in Leistungs-, Prozess-, Markt- und Sozialinnovationen erfolgen. Leistungsinnovationen beziehen sich auf die Erneuerung bzw. Verbesserung von Dienstleistungen und Produkten. Prozessinnovationen fokussieren hingegen vornehmlich die Optimierung des Weges der Leistungserstellung. Die Marktinnovationen sind durch die Entwicklung neuer Märkte gekennzeichnet, während im Zentrum von Sozialinnovationen die Personal- und Organisationsänderungen stehen (Schallmo, 2013, S. 24-25).

Auch der Grad einer Innovation ist unterscheidbar. Grundsätzlich kann eine Trennung in radikale und inkrementelle Innovationen vorgenommen werden. Letztere sind durch den geringeren Erneuerungsgrad charakterisiert. Inkrementelle Innovation sind zumeist nur geringfügige Abwandlungen von dem bestehenden Innovationsobjekt, wie z.B. von einem Produkt oder einer Dienstleistung. Die damit einhergehenden Optimierungschancen sind relativ gering. Gleiches gilt im Gegenzug auch für das Risiko. Radikale Innovationen bewirken grundlegende Veränderungen, denn die entstandenen Innovationen (z.B. Produkte) existierten bis dato in keiner Form. Die wirtschaftlichen Chancen und Risiken sind demnach verhältnismäßig hoch (Schallmo, 2013, S. 25).

Bezüglich der Begriffserklärung der „Innovation“ können zwei Perspektiven differenziert werden. Zum einen die wirtschaftliche und zum anderen die wissenschaftliche Sichtweise. Innerhalb des wissenschaftlichen Bereichs existiert oftmals kein einheitliches Verständnis für eine Innovation. Dementsprechend sind die Ergebnisse von Studien zu dieser Thematik oft nicht vergleichbar und aussagekräftig. Besonders wenn die vermeintlichen Erfolgskriterien von Innovationen erforscht werden, spielt die Ausgangsdefinition eine tragende Rolle. Betriebliche Probleme werden in der Wirtschaftspraxis oft mit einem falschen Innovationsgehalt bestimmt, wodurch ein unangemessener Ressourceneinsatz resultiert. Beispielsweise werden Probleme mit einem niedrigen Innovationsgehalt durch den Entscheidungsprozess des Top­Managements gelöst, welches jedoch vorzugsweise die relevanten und innovationsträchtigen Herausforderungen bewältigen sollte (Hauschildt, Kock, Salomo & Schultz, 2016, S. 4).

In diesem thematischen Zusammenhang ist auch das Management von Innovationen zu nennen. Ein geordnetes Innovationsmanagement ist die Basis für die erfolgreiche Implementierung einer Innovation. In der Literatur wird diese Disziplin als Steuerung bzw. Führung eines Innovationsprozesses deklariert. Wesentliche Elemente sind die Rahmengestaltung, Prozessbegleitung und Einführung einer Innovationsidee. Die Verantwortlichen des Innovationsmanagements sorgen unter anderem für die Mitarbeitermotivation in diesem Prozess, die Ablaufkontrolle und die reibungslose Realisierung. In der Praxis existieren in manchen Unternehmen entsprechende Innovationsmanager (Disselkamp, 2002, S. 84). Das Innovationsmanagement ist mit weiteren Elementen verknüpft. So gelingt die erfolgreiche Durchführung nur, wenn innerhalb des Managements und der Belegschaft eine gewisse Innovationsbereitschaft präsent ist. Ein großes Hindernis in Bezug zu den Mitarbeitern ist die grundsätzliche Angst vor Veränderungen. Dabei kann eine durchdachte Innovationsstrategie Abhilfe schaffen. Weiterhin müssen entsprechende Innovationsfreiräume vorhanden sein, welche den Innovationsprozess weiter fördern. Im Optimalfall ist der innovative Gedanke in den Leitsätzen und der Kultur eines Unternehmens verankert. Auch die Organisationsstrukturen sind in diesem Zusammenhang eine wichtige Grundlage für Innovationspotentiale und werden im weiteren Verlauf noch einmal aufgefasst. Routinierte Abläufe und gefestigte Machtverhältnisse sind hinderlich für ausreichende Innovationsfreiräume. Abschließend ist auch die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens als Grundvoraussetzung eines erfolgreichen Innovationsprozesses zu nennen. Sie wird durch verschiedene Einflussfaktoren und Dimensionen bestimmt. Die detaillierte Betrachtung der Innovationsfähigkeit mit den entsprechenden Hintergründen und Voraussetzungen erfolgt im nächsten Abschnitt (Disselkamp, 2002, S. 62, 73, 83).

2.2 Innovationsfähigkeit

2.2.1 Begriffserklärung

Nachdem der Begriff „Innovation“ in dem vorangegangenen Kapitel näher beleuchtet wurde, gilt es nun den zentralen Begriff dieser wissenschaftlichen Arbeit zu definieren, die „Innovationsfähigkeit.“ Ähnlich wie beim Definitionsversuch der Innovation zeigen sich auch hier unterschiedliche literarische Erklärungsversuche. Der erste Ansatz stammt von dem Autoren Michael Greiling, welcher Innovationsfähigkeit als eine Eigenschaft versteht, „einen individuellen gegenwärtigen und/oder zukünftigen Innovationsbedarf zu suchen, zu erkennen, zu bewerten, zu formulieren und ihn zum Abschluss zur Anwendung zu bringen“ (Greiling, 1998, S. 84). Der englische Autor Lindman betrachtet diesen Terminus eher als die Ansammlung der Fähigkeiten, welche unter den gegebenen Rahmenbedingungen notwendig sind, um neue Aktivitäten der Produktentwicklung durchzuführen, damit am Ende das angestrebte Ergebnis erreicht werden kann (Lindman, 1997, S. 84). Die dritte Definitionsvariante wird durch die Autorin Sammerl geliefert. Sie nimmt eine klare Trennung in die Begriffe Innovation und Fähigkeit vor und interpretiert den Begriff damit im Grunde als die Möglichkeit innovative Produkte zu erschaffen, welche aus der Unternehmens- und Marktperspektive neue Merkmale aufweisen. Explizit wird hier auch auf die prozessuale Sicht eingegangen, welche in der vorliegenden Arbeit fokussiert wird. Laut Sammerl umfasst die Innovationsfähigkeit die „Problemerkenntnis, Ideengenerierung, Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie die Produktionseinführungs- und Markteinführungsfähigkeit“ (Sammerl, 2006, S. 39). Zusammenfassend ist die Innovationsfähigkeit eine Ansammlung unterschiedlicher Aktivitäten, Bedingungen und Voraussetzungen. Diese Einflussfaktoren ermöglichen es differente Innovationsarten unterschiedlicher Grade zu erschaffen und gleichzeitig auf eine neue Art und Weise zielorientiert in das Unternehmensgefüge zu implementieren. Dieser allgemeine Erklärungsversuch wird in den folgenden Abschnitten detaillierter behandelt.

2.2.2 Relevanz der Thematik

Bevor die Innovationsfähigkeit innerhalb von Unternehmen weiter vertieft wird, stellt sich die Frage nach der Relevanz dieser Thematik. Der eingangs erwähnte Zusammenhang zwischen Innovationsfähigkeit und Umsatzstärke innerhalb der Automobilbranche ist ein erster Indikator, dass Innovationsfähigkeit unteranderem mit einem steigenden Umsatz und einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit einhergeht.

Eine hohe Innovationsfähigkeit ermöglicht es, die klassischen wirtschaftlichen Potenziale in einem Unternehmen zu nutzen, um die eigene Wettbewerbsposition zu stärken. Demnach ergibt sich die Chance dem Kosten-, Erfolgs-, Zeit- und Flexibilisierungsdruck des Marktes standzuhalten. Die Relevanz der Thematik wird speziell bei der Betrachtung typischer wirtschaftlicher Dilemmata deutlich. So ist ein innovatives Unternehmen in der Position die folgenden Grundsatzprobleme der Wirtschaft zu lösen, welche in Abbildung 1 zusammenfassen dargestellt sind (Hees, Isenhardt, Jeschke & Trantow, 2011,S.7).

Der erste Konflikt entsteht zwischen Kostendruck und Humankapital. Wirtschaftlich betrachtet, müssen die Kosten in verschiedenen Unternehmensbereichen gesenkt werden. Gleichzeitig muss das Unternehmen einen geeigneten Umgang mit den Potenzialen, Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeiter aufzeigen. Beispielsweise sollten Prozesse optimiert, anstatt Personal abgebaut werden. Die zweite Interdependenz besteht zwischen dem Unternehmenserfolg und innovationsgeprägten Strategien. Problematisch ist die fundamentale Änderung von Strukturen und Prozessen und der zeitgleiche Druck, weiterhin schnelle Erfolge zu erzielen. Weiterhin steht die Dauer der Entwicklungsprozesse dem Zeitdruck gegenüber. Unternehmen müssen die Lernprozesse der Individuen und Organisation zulassen, während parallel der zeitliche Mehraufwand überwunden werden muss. Abschließend entsteht ein weiterer Konflikt zwischen dem Stabilitätsverlangen der Individuen, Organisation und Gesellschaft und dem sozialen Druck Prozesse zu flexibilisieren. Dabei ergibt sich die Konfrontation zwischen dem Sicherheitsverlangen und der Ungewissheit, welche innerhalb von Veränderungen entsteht (Hees, Isenhardt, Jeschke &Trantow, 2011, S. 7).

Die Autoren Sammerl, Schilke und Wirtz gehen in ihrem Beitrag „Innovationsfähigkeit von Unternehmen“ gesondert auf die positiven Auswirkungen der Innovationsfähigkeit hinsichtlich des Unternehmenserfolges ein und fokussieren hierbei auch die Position am Markt im Vergleich zu anderen Mitbewerbern. Innovationsfähige Unternehmen verzeichnen einen Anstieg der Wirtschaftlichkeit der Produkte durch die effizientere Nutzung von Ressourcen. Der Wettbewerbsvorteil wird demnach durch die neuartigen Innovationen erzielt. Des Weiteren reagieren innovative Unternehmen deutlich effektiver auf die ständige Herausbildung von neuen Kundenbedürfnissen und neuen Anforderungen an das Unternehmen. Besonders innovationsfähige Unternehmen ragen speziell in Bezug auf den Innovationsgrad heraus. Handelt es sich bei den geschaffenen Neuheiten um einen „radikalen“ Innovationsgrad, so ist die Abhebung vom Wettbewerb noch größer, denn der Nutzen aus Sicht der Kunden ist besonders hoch. Abschließend führt die hohe Innovationsfähigkeit auch zu Effizienz- und Effektivitätsverbesserungen der Innovationsaktivitäten, wodurch die finanziellen Faktoren Rentabilität, Gewinn und der grundsätzliche Gesamterfolg der Innovationsaktivitäten und des Unternehmens erhöht werden (Sammerl, Schilke &Wirtz, 2008, S. 137-139).

2.2.3 Dimensionale Betrachtung der Innovationsfähigkeit

Nachdem die grundlegende Betrachtung der Innovationsfähigkeit durchgeführt wurde, stellt sich die Frage nach der Messbarkeit. Das Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit liegt in der Erfassung und Bewertung der Innovationsfähigkeit eines börsennotierten Unternehmens, welche zukünftig optimiert werden soll. Folglich werden verschiedene Perspektiven zur Unterteilung der Dimensionen bzw. Einflussfaktoren der Innovationskraft eines Unternehmens erörtert und zusammengeführt.

Der erste Ansatz stammt aus mehreren Veröffentlichungen der Autorin Sammerl, welche als theoretisches Grundgerüst Bezug zur „Dynamic Capabilities View“ nimmt. Die Begründung liegt in der Kongruenz zur Innovationsfähigkeit. Hauptziel dieses theoretischen Modells ist die Darstellung, wie Unternehmen trotz sich wandelnder Umweltfaktoren wettbewerbsfähig werden bzw. bleiben. Die zentrale Aussage ist, dass Unternehmen bestehende dynamische Fähigkeiten nutzen müssen, um den geänderten Rahmenbedingungen standzuhalten. Eine genauere Betrachtung des „Dynamic Capabilities View“ wird aus Platzgründen vernachlässigt. Nichtsdestotrotz lassen sich, wie in Abbildung 2 dargestellt, fünf wesentliche Dimensionen bzw. Bereiche dynamischer Fähigkeiten ableiten (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 134).

Innerhalb operativer Koordinationsprozesse werden verschiedene Tätigkeiten bzgl. der Innovationsprojekte und -prozesse geregelt. Übertragen auf die Innovationsfähigkeit ergibt sich hieraus die Dimension des Innovationsprozessmanagements, welche die Koordination von Aktivitäten bzw. Prozessen beinhaltet. Innovationsprozesse sind sehr komplex, dynamisch und crossfunktional, weshalb eine durchdachte Koordination der Aktivitäten und Beteiligten erforderlich ist. Der Fokus dieser Dimension liegt zunehmend auf die prozessuale Ablauforganisation, anstatt der Aufbauorganisation. Weiterhin vereint das Innovationsprozessmanagement die Planung, Steuerung und Kontrolle formaler Prozesse, welche direkten Einfluss auf den Innovationserfolg haben. In diesem Zusammenhang wirken feste Pläne, klar definierte Ziele und verständlich strukturierte Prozessabläufe und Aufgabenstellungen förderlich, um die Effizienz und Effektivität der entsprechenden Innovationsprozesse sicherzustellen (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S.135& Sammerl, 2006, S. 205-207).

Auch strategische Koordinationsprozesse lassen sich in der Innovationsfähigkeit von Unternehmen abbilden, wodurch sich die zweite Dimension, das Innovationsportfoliomanagement ergibt. Mittel- und langfristige Entscheidungen hinsichtlich der Innovationsprodukte sollen den Unternehmenserfolg, sowie die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Innerhalb dieses Einflussbereichs wird die Projektzuweisung der vorhandenen Ressourcen Forschungs- und Entwicklungsbudget, Personal und Zeit vorgenommen. Im Optimalfall werden Projekte mit einem hohen Nutzen und aushaltbarem Risiko mit den nötigen Mitteln versorgt. Das Innovationsportfoliomanagement sollte sich an der Unternehmensstrategie orientieren und dafür sorgen, die Unternehmensressourcen möglichst effektiv und effizient zu allozieren (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 135& Sammerl, 2006, S. 207-209).

Durch eine gefestigte Innovationskultur lässt sich der allgemeine Koordinationsbedarf verringern, wodurch Wettbewerbsvorteile geschaffen werden. Dies wird durch die Verankerung von Werten und Normen in der generellen Unternehmenskultur erreicht. Hieraus resultieren entsprechende Leitlinien und Handlungsempfehlungen, welche die Innovations- und Veränderungsbereitschaft beinhalten. Ist die Innovationskulturdurch die Merkmale Entrepreneurship, Kreativität, Risikoübernahme und die Betonung von Wachstum gekennzeichnet, dann ist sie besonders förderlich für den Innovationserfolg. Das Zusammenspiel der genannten Faktoren wird in der Literatur als „Adhocracy-Kultur“ bezeichnet. Die Innovationskultur als Einflussfaktor auf die Innovationsfähigkeit sollte durch Offenheit, unkonventionelle Ideenvielfalt und Experimentierfreude charakterisiert sein. Auch die Führungskräfte sollten genug Innovationsfreiräume zulassen, damit innovatives Verhalten gefördert wird (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 136& Sammerl, 2006, S. 209-211).

Die dynamische Fähigkeit „internes Lernen“ lässt sich direkt auf die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens übertragen. Diese Dimension zielt auf die Weiterentwicklung vorhandenen Wissens, sowie auf die Erforschung gänzlich neuen Wissens ab. Zentrale Themen dieses Einflussbereichs sind die internen Forschungs­und Entwicklungsaktivitäten (nachfolgend auch „F&E“) zur Ermittlung innovativer Erkenntnisse (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 136& Sammerl, 2006, S. 199-200).

Die letzte Dimension nach Sammerl ist eine weitere Lernroutine, welche aus dem Aspekt des „externen Lernens“ der Dynamic Capabilities resultiert. Die Beziehung zu unternehmensexternen Partnern, worunter besonders die bestehenden und zukünftigen Kunden fallen, wird in der Dimension „Lernen von Kunden“ zusammengefasst. Die starke Kommunikation mit den Kunden ermöglicht eine hohe Kundenorientierung. Diese ist hilfreich für die erfolgreiche Innovationsfähigkeit, denn Produkte können gezielter anhand der Probleme, Bedürfnisse und Ansprüche des Kunden ausgerichtet werden. Kunden werden also in den Vorgang der Prozessneuentwicklung integriert, um mit ihnen als Informationslieferanten, vielfältige innovative Ideen zu entwickeln (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 135 & Sammerl, 2006, S. 201).

Abbildung 3 umfasst die fünf dimensionalen Einflussfaktoren auf die Innovationsfähigkeit nach Sammerl. Diese übergeordneten Dimensionen beinhalten weitere detailliertere Einflussfaktoren, welche im Endeffekt die Messbarkeit der Innovationsfähigkeit ermöglichen. Diese werden im nachfolgenden Kapitel näher präzisiert (Sammerl, Schilke &Wirtz, 2008, S. 136-137).

Die Publikation „Enabling Innovation“ beschreibt die Dimensionen der Innovationsfähigkeit als „subjektive Bedingungen.“ Es wird eine Einteilung in die Kategorien Wissen, Kompetenzen und Werte vorgenommen. Das Wissen beinhaltet hierbei Fakten, zugängliche Informationen und Lösungsansätze. Das Gebiet Kompetenzen umfasst Personenmerkmale, welche dazu führen vorhandenes Wissen nutzbar zu machen. Die dritte Dimension ist das Wertesystem, welches die Innovationskultur widerspiegelt und dazu führt das Verhalten der Akteure (z.B. Mitarbeiter) zu beeinflussen (Hees, Isenhardt, Jeschke &Trantow, 2011, S. 252-255).

Die Autorin Halder betrachtet die Innovationsfähigkeit aus dem Blickwinkel eines Familienunternehmens. Die Einflussgrößen auf die Innovationsfähigkeit sind in dieser Variante die Unternehmenskultur, Strategie, Unternehmensmitglieder, Organisation und Generation. Im Zentrum dieser wissenschaftlichen Arbeit steht ein börsennotiertes Dienstleistungsunternehmen, weshalb die Unterteilung nach Halder auf Basis eines Familienunternehmens differenzierter betrachtet werden muss (Halder, 2016, S. 66).

Einen weiteren Ansatz der Einflussdimensionen auf die Innovationsfähigkeit in einem Unternehmen stammt von dem Autoren Wahren. In seinem 2004 erschienenem Werk beschreibt Wahren die Einflussbereiche der Innovationsfähigkeit anhand kontextueller Faktoren, personaler Faktoren und der Prozessfähigkeit. Unter dem Bereich der personalen Faktoren fallen unter anderem die Kreativität, Team- und Kommunikationsfähigkeiten, Erfahrung und formale Qualifikationen. Kulturelle Aspekte, Lernprozesse, Führungsverhalten und die Struktur bzw. Organisation lassen sich unter den kontextuellen Faktoren eingliedern. Zuletzt ist der Faktor Prozessfähigkeit durch Prozessmanagement, Strategien, Ressourcen und den Einsatz von Tools gekennzeichnet (Wahren, 2004, S. 30-60).

Abschließend ist die Herausbildung von Einflussfaktoren auch auf Grundlage des Management Instruments „Balanced Scorecard“ möglich. Die Struktur der so genannten „Innovations-Scorecard“ weist demnach deutliche Parallelen zu der klassischen Balanced Scorecard auf. Auf dieser Basis wird hinsichtlich der Innovationsfähigkeit eine Abgrenzung in die Bereiche Finanz-, Kunden-, Lern- / Innovations- und Forschungs- und Entwicklungsperspektive vorgenommen. Über entsprechende Kennzahlen lässt sich die Messbarkeit der Innovationsfähigkeit erzielen. Diese Kennzahlen bzw. Indikatoren werden im nachfolgenden Kapitel näher beleuchtet (Dold & Gentsch, 2007, S. 47-48).

Summa summarum werden die differenten Varianten und Ansätze der relevanten Einflussbereiche auf die Innovationsfähigkeit deutlich. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden in dem methodischen Teil dieser wissenschaftlichen Arbeit erörtert. Abschließend sind in Tabelle 1 noch einmal die behandelten dimensionalen Betrachtungsvarianten gebündelt dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Differente Ansätze der Einflussbereiche aufdie Innovationsfähigkeit (Eigene Darstellung)

2.2.4 Indikatoren zur Messung der Innovationsfähigkeit

In Folge der dimensionalen Betrachtung konnten verschiedene Einflussbereiche aufdie Innovationsfähigkeit eines Unternehmens erfasst werden. Die unterschiedlichen Themengebiete ermöglichen es jedoch nicht die Innovationsstärke eines Unternehmens zu bewerten. Hier bedarf es der Erörterung spezifischer Indikatoren, welche den unterschiedlichen Dimensionen zuzuordnen sind und die Messbarkeit zulassen.

Die Autorin Sammerl liefert in ihren Veröffentlichungen neben den verschiedenen Dimensionen der Innovationsfähigkeit auch entsprechende signifikante Indikatoren. Folglich lässt sich die Qualität des Innovationsprozessmanagements anhand der Festlegung klar definierter Aufgaben, Ziele und Prozessabläufe, sowie kontrollierten Umsetzungsprozessen von Innovationsprojekten, Zielen mit klaren Leistung-, Kosten- und Zeitzahlen, einem durchgehenden bzw. situationsspezifischen Prozessmanagement und der Zielorientierung operativen Einzelaktivitäten messen (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 149& Sammerl, 2006, S. 315).

Innerhalb des Innovationsportfoliomanagements sind folgende Indikatoren hervorzuheben: Strategische Schwerpunkte im Innovationsportfolio, Orientierung an Unternehmenszielen hinsichtlich der Priorisierung, Zukunftsfähigkeit der Projekte und Diversifikation des Innovationsportfolios bezüglich des Erfolgs und Zukunftsaussichten (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 149& Sammerl, 2006, S. 318).

Die Innovationskultur zeichnet sich durch Experimentierfreude, Offenheit, Unterstützung von neuen und unkonventionellen Ideen, Veränderungsbereitschaft, Vorleben des innovativen Denken und Handeln von der Geschäftsführung, förderliche Werte und Normen, Risikobereitschaft und vorhandene Innovationsfreiräume aus (Sammerl, Schilke & Wirtz, 2008, S. 149& Sammerl, 2006, S. 321).

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Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung eines Fragebogens zur Untersuchung der Innovationsfähigkeit eines Dienstleistungsunternehmens
Hochschule
SRH Fernhochschule
Veranstaltung
Empirische Forschung
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
37
Katalognummer
V951235
ISBN (eBook)
9783346293527
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Empirische Forschung, Organizational Studies, Innovationsfähigkeit, Fragebogen
Arbeit zitieren
André Sonnenberg (Autor:in), 2020, Die Entwicklung eines Fragebogens zur Untersuchung der Innovationsfähigkeit eines Dienstleistungsunternehmens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/951235

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