Zur Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau


Seminararbeit, 1999

22 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Grundsätzliches zur Frankfurter Rundschau in der Presselandschaft
1.2 Die Struktur der Frankfurter Rundschau
1.3 Die Sportredaktion

2. Methodisches Vorgehen

3. Definition und Voruntersuchung

4. Meßergebnisse
4.1 Umfang der Sportberichterstattung im Verhältnis zum Gesamtumfang
4.2 Berichterstattung über die einzelnen Sportarten
4.3 Anteile der Berichterstattung über Frauen und Männer
4.4 Rubriken im Sportteil und die damit verbundenen journalistischen Darstellungsformen
4.5 Werbung in der Sportberichterstattung
4.6 Berücksichtigung von Breiten- und Regionalsport
4.7 Einflüsse auf die Sportberichterstattung

5. Interpretation der Ergebnisse

6. Sprache und Wirkung

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Grundsätzliches zur Frankfurter Rundschau in der Presselandschaft

Die Frankfurter Rundschau gehört mit einer Auflage von durchschnittlich 191.061 verkauften Ex- emplaren (Quartal I/99) zu den fünf überregionalen Abonnementzeitungen in Deutschland. Die Aufla- gen der angesprochenen Zeitungen liegen jedoch weiter auseinander als sie sich in ihrer Erschei- nungsweise als Tageszeitungen für Deutschland ähneln. In einer Rangliste dieser fünf Zeitungen führt die S Üddeutsche Zeitung aus München mit einer Auflage von 423.887, vor der Frankfurter All- gemeinen Zeitung (416.499), gefolgt von der Welt mit durchschnittlich 223.258 verkauften Exemp- laren; die Frankfurter Rundschau liegt an Platz vier deutlich vor der taz mit einer Auflage von 58.840 Exemplaren. Im Vergleich zum Vorjahresquartal mußten die FR (minus 1.438 Exemplare/0,75 Prozent) und die taz rückläufige Auflagenzahlen hinnehmen, während die drei Konkurrenten steigende Zahlen für sich verbuchen konnten.1

Weiterhin findet sich die Rundschau unter den regionalen Abonnementzeitung für den Frankfurter Raum wieder. Daher erscheint sie auch dreifach mit einer Deutschland-Ausgabe, Frankfurter Ausgabe und einer Ausgabe für Hessen. In dieser Kategorie steht sie mit den im Raum Frankfurt erscheinenden Tageszeitungen in Konkurrenz: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Auflage: 416.499), Frankfurter Neue Presse (205.588) und Bild Frankfurt (200.201).2

Die Frankfurter Rundschau erscheint im täglichen Rhythmus von Montag bis Samstag zum Preis von 1,80 DM (samstags 2,50 DM) im Nordischen Format. Verlegt wurde sie bis 1973 von Karl Gerold, der bis heute als ehemaliger Verleger im Impressum jeder Ausgabe erwähnt wird, mittlerweile zeichnet sich dafür das Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH verantwortlich. Der Chefredakteur Roderich Reifenrath hat den Vorsitz der Redaktionsleitung inne, welcher weiterhin Dr. Joachim Siemens und Hans-Helmut Kohl angehören.

1.2 Die Struktur der Frankfurter Rundschau

Die FR setzt sich werktags zumeist aus drei Büchern zusammen: Dienstag bis Freitag sind dies im Regelfall das „Titel“, „Wirtschaft“ sowie „Frankfurt & Hessen“. Im „Titel“-Buch werden die aktuellen Themen der Zeitgeschichte behandelt. Die Ausnahme bildet der Montag mit dem dritten Buch „Sport-Rundschau“ anstatt des „Wirtschaft“-Buchs, welches durch eine „Wirtschaft“-Seite im „Titel“-Buch kompensiert wird.

Ein fester Bestandteil dieses Buches ist selbstverständlich die Titelseite, mit einem Inhaltsüberblick direkt unter dem Zeitungskopf, in dem der Sport seine erste Erwähnung in einer kleinen Übersicht findet. Befinden sich im Sportteil besonders beachtenswerte Beiträge, wird auf diese noch einmal speziell in der Inhaltsübersicht (evtl. auch mit Foto) hingewiesen oder es existiert sogar ein Beitrag auf der Titelseite mit Verweis auf den Sportteil, was jedoch nur einmal im Untersuchungszeitraum festzustellen war (Ausgabe 18. März 1999: „Olympia - Sechs Mitglieder aus IOC ausgeschlossen“). Auf den nächsten Seiten folgen als feste Rubriken „Aus dem Ausland“, „Die Seite Drei“, „Aus dem Inland“, „Nachrichten“, „Berichte“, „Feuilleton“, „Medien“ sowie das Fernsehprogramm des jeweili- gen Tages. Unregelmäßig werden dagegen Rubriken wie z.B. „Dokumentation“, „Schule und Hoch- schule“ oder „Wissenschaft und Technik“ veröffentlicht. Auf Grund aktueller Geschehnisse, wie bei- spielsweise der EU-Gipfel in Berlin und der Konflikt bzw. Krieg um den Kosovo finden sich Extra- bzw. Sonderseiten zu diesen Themen, die auch entsprechend als solche gekennzeichnet sind.

Das zweite Buch „Wirtschaft“ beinhaltet im wesentlichen Beiträge über Unternehmen und die Börsenkurse des Vortages. Am Schluß dieses Buches ist der Sportteil plaziert, welcher mit „SportRundschau“ betitelt ist. Er umfaßt zumeist zwei oder drei Seiten.

Im abschließenden Buch „Frankfurt & Hessen“ werden regionale Themen aufgegriffen, welche den Raum Frankfurt und das Bundesland Hessen betreffen. Dieses Buch endet mit den Seiten „Aus aller Welt“, auf denen Beiträge erscheinen, die thematisch nicht in den vorherigen Rubriken einzuordnen sind.

Ein größeres Aufkommen hauptsächlich von Kleinanzeigen ist Mittwochs und Samstags zu beobach- ten. Mittwochs schließt der Anzeigenteil an das zweite Buch „Wirtschaft“ an. Daher liegt die Ge- samtzahl der Seiten mit 40 (17. März) bzw. 50 (24. März) auch höher als an anderen Werktagen (30 bis 34 Seiten). Die durchschnittliche Seitenzahl von 37,17 wird auch in den Samstagsausgaben mit jeweils 139 bzw. 128 Seiten deutlich übertroffen, wobei davon 89 bzw. 78 Seiten reine Anzei- genbeilagen sind. Weitere regelmäßige Beilagen zum Wochenende sind neben dem „Magazin“ noch „Zeit und Bild“. Im Untersuchungszeitraum gab es weiterhin Beilagen zur Computer-Messe CeBiT am 16. März, am 23. März „Der Osterspaziergang“ und am 24. März erschien zusätzlich die „Literatur-Rundschau“. Vom 15. bis 27. März umfaßten alle Ausgaben der Frankfurter Rundschau insgesamt 613 Seiten, was nach der unter 2. genannten Formel einem Umfang von 2089,104 LE entspricht.

1.3 Die Sportredaktion

Mit der Überschrift „Wie eine Nebensache zur Hauptsache wurde“ überschreibt CHRISTOPH ALB- RECHT-HEIDER die Selbstdarstellung der Sportredaktion3, in der er die immer größer werdende Be- deutung des Sport beschreibt, gleichzeitig aber auch seine Nebensächlichkeit zu bedenken gibt. Mit dem Redaktionsleiter Erich Stör und dessen Stellvertreter Harald Stenger nebst einer Redakteurin und sieben Redakteuren versucht die Frankfurter Rundschau der Bedeutung des Sports gerecht zu werden, welche durch etwa 30 Freie Mitarbeiter unterstützt werden4. So wie große Sportereignisse (Olympische Spiele, Weltmeisterschaften) durch erweiterte Sportseiten entsprechend gewertet wür- den, versuche die Sportberichterstattung der FR auch entsprechend auf Ereignisse des Breitensports einzugehen. Demnach habe der Volkslauf in der Berichterstattung genau so seinen Platz wie die Formel 1.5

Der Redaktionsschluß ist um 18 Uhr festgelegt, was zur Folge hat, daß der Leser z.B. über am Mittwochabend stattfindende Champions-League-Spiele erst in der Freitagsausgabe informiert wird (Bsp. 19. März).

2. Methodisches Vorgehen

Nach BERELSON und LAZARSFELD (1948) ist die Inhaltsanalyse eine Technik mit der Kommunikati- onsinhalte objektiv, systematisch und quantitativ beschrieben werden sollen.6 Allerdings führt dies nicht an einer qualitativen Analyse vorbei, mit der beispielsweise die Wirkung von Sprache in einem Gesamtkontext untersucht wird. Gerade diese spielt in der Sportberichterstattung eine nicht zu ver- achtende Rolle, da durch sie die im Sport nicht zu vermeidbaren Emotionen entscheidend beeinflußt werden können. Damit sind nicht nur die Emotionen der Rezipienten gemeint, sondern auch die der beteiligten Sportler oder Trainer, was insbesondere bei Mannschaftssportarten zu Reibungen führen kann. In diesem Zusammenhang wurde die idealisierte Trennung von Nachricht und Meinung beson- ders beobachtet. Es sollte nämlich unter anderem festgestellt werden, mit welchem Unterton über regionale Sportgrößen und Vereine berichtet wird. Die hier auftretende Frage ist, ob es sich dabei um „Hofberichterstattung“ oder vielleicht auch das genaue Gegenteil handelt und mehr negativ sowie kritisch als neutral oder gar positiv berichtet wird. Im Mittelpunkt dieser Beobachtungen standen die Beiträge über den Fußball-Erstligisten Eintracht Frankfurt und den in der Deutschen Eishockey Liga spielenden Klub Frankfurt Lions.

Die quantitative Inhaltsanalyse erfolgte durch Auszählen sowie durch Ausmessen der Beiträge in ihrer Spaltenlänge. Die sich daraus ergebenden Daten wurden in folgender Formel verrechnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die absolute Längeneinheit einer Seite (100%) ergibt sich daraus beispielhaft wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Mittelpunkt dieser empirischen Untersuchungen standen im wesentlichen die folgenden Sachver- halte:

- Der Umfang der Sportberichterstattung im Verhältnis zum Gesamtumfang der Frankfurter Rundschau insgesamt und der einzelnen Ausgaben.
- Die Berücksichtigung der einzelnen Sportarten im Verhältnis zu einander.
- Das Vorkommen von Sportthemen außerhalb des Sportteils.
- Das Verhältnis der Berichterstattung über Frauen und Männer.
- Die Aufgliederung der Sportberichterstattung in verschiedene Rubriken und die damit verbundenen journalistischen Darstellungsformen.
- Die Werbung bestimmter Branchen/Firmen in Verbindung mit der Sportberichterstattung.
- Der Anspruch der Sportredaktion dem Breitensport in einem ähnlichen Maß nachzu- kommen wie dem Spitzensport.
- Eine mögliche Beeinflussung der Sportberichterstattung durch aktuelle politische Ereignis- se.

Der Untersuchungszeitraum für diese Inhaltsanalyse reicht vom 15. bis 27. März, woraus sich eine Untersuchungsmenge von zwölf Ausgaben der Deutschland-Ausgabe ergibt. Die Untersuchungseinheit dieser Inhaltsanalyse ist der Beitrag.

3. Definition und Voruntersuchung

Bei der ersten Durchsicht der 12 Ausgaben wurde die Frage geklärt, welche Beiträge und Themen der Sportberichterstattung überhaupt zuzuordnen sind. Gerade dieses „Definitionsproblem“, was denn Sport sei, wird auch schon in der Selbstdarstellung der Sportredaktion angeschnitten.7 Damit verbunden ist der Wert einer Nachricht, der aus Sicht der Redaktion entsprechend sein muß, damit über dieses oder jenes Ereignis auch berichtet wird. Demnach müssen Nachrichten, die der Sportbe- richterstattung zugeordnet werden, also die zwei Voraussetzungen erfüllen, daß sie als Sportnachricht identifiziert werden und weiterhin einen gewissen Nachrichtenwert haben. Diesen für die Rezipienten letztendlich relevanten Wert legt die Redakteurin/der Redakteur bei seiner journalistischen Arbeit fest. Eine Nachricht unterliegt somit dem subjektiven Einfluß der Redaktionsmitglieder.8

Die im Sportteil (Titel: „Sport-Runschau“) erschienen Beiträge konnten eindeutig als Sportbeiträge identifiziert werden und somit der Sportberichterstattung zugeordnet werden. Beiträge, welche nicht im Sportteil erschienen, aber dennoch der Sportberichterstattung zugeordnet wurden, hatten selbstverständlich alle samt den Sport zum Thema. Sie wurden zumeist nicht auf den Seiten der „SportRundschau“ veröffentlicht, weil sie themenübergreifend waren und daher in zwei Ressorts hätten erscheinen können. Die Hinweise auf der Titelseite im Inhaltsverzeichnis auf einzelne Beiträge oder die Sportseiten insgesamt wurden nicht dazugezählt. Beispielhaft sei an dieser Stelle der Beitrag „Droht jetzt Hofberichterstattung?“ genannt, der am 27. März auf Seite 12 unter der Rubrik „Medien“ abgedruckt war. Diese Beiträge machten im Bezug auf den Gesamtumfang der Sportberichterstattung allerdings nur den marginalen Anteil von 1,91 Prozent (2,929 LE) aus.

4. Meßergebnisse

Wie schon in der Formel im Abschnitt 2. kurz erwähnt wurde, beträgt die Länge einer Seite 56,8 cm. Nach der Multiplikation mit der Spaltenzahl (6) und der anschließenden Division durch 100 er- gibt sich eine Gesamtlänge von 3,408 LE pro Seite. Im Untersuchungszeitraum erschien die Frank- furter Rundschau mit einer Gesamtzahl von 613 und einem Mittelwert von 51,08 Seiten. Umge- rechnet entspricht das einer Gesamtlänge von 2089,104 LE sowie 174,092 LE im Durchschnitt.

4.1 Umfang der Sportberichterstattung im Verhältnis zum Gesamtumfang

Von den 2089,104 LE Gesamtlänge fielen 153,273 LE auf die Sportberichterstattung, was also ungefähr einer Ausgabe der Frankfurter Rundschau nach dem Mittelwert entspricht. Der Anteil lag insgesamt bei 7,34 Prozent. Allerdings fielen die jeweiligen Tagesanteile recht unterschiedlich aus: Der höchste Anteil wurde am Montag, den 22. März mit 33,37 Prozent festgestellt; dem steht der niedrigste Anteil von 1,49 Prozent am Samstag, den 20. März gegenüber. Daraus ergibt sich ein Mittelwert von 10,96 Prozent. Die „Sport-Rundschau“ umfaßte alles in allem 44 Seiten und erschien durchschnittlich mit 3,67 Seiten pro Ausgabe.

Die Spitzenzahl der Seiten wurde montags mit je zehn Seiten erreicht und lag an den anderen Tagen bei entweder zwei oder drei Seiten.

Gesamtumfang der Sportberichterstattung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.2 Berichterstattung über die einzelnen Sportarten

Im Prinzip wurde während des Untersuchungszeitraum über beinahe alle erdenklichen Sportarten mindestens einmal, wenn auch oft nur kurz berichtet: Auch sogenannte Randsportarten wie Ringen, Rollhockey, Synchronschwimmen oder Trampolinturnen fanden Beachtung. Allerdings paßte sich die Berichterstattung der FR ihren allgemeinen Stellenwerten in der Sportwelt an, da wirklich nur am Rande über sie berichtet wurde. In den seltensten Fällen erschien ein längerer Beitrag über sie und der Anteil beläuft sich mit Werten noch unter 0,1 Prozent je Randsportart unter ferner liefen. Unangefochtener Spitzenreiter in der Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau ist der Fuß- ball mit einem Anteil von 36,43 Prozent und einem Umfang von 55,389 LE, was sogar einen Anteil von 2,65 Prozent am Gesamtumfang der FR im Untersuchungszeitraum ausmacht. Am Samstag, den 27. März war der Anteil mit 43,30 Prozent am höchsten. An den beiden Montagsausgaben im Untersuchungszeitraum hatte der Fußball an der Sportberichterstattung einen relativ geringen Anteil von 37,38 (15. März) und 39,73 Prozent (22. März); allerdings lag der Fußballanteil an der gesamten Ausgabe bei 12,46 bzw. 13,26 Prozent. Somit belegte der Fußball an den Montagen mehr als ein Zehntel der Frankfurter Rundschau.

Gefolgt vom Fußball in der Rangliste der Sportarten erscheint Tennis an zweiter Stelle mit einem Anteil von 5,85 Prozent (8,961 LE) was im Vergleich zum Fußball eine vergleichsweise niedrige Zahl ist. Auch der Mittelwert ist mit 10,06 Prozent weitaus niedriger als der des Fußballs (36,08 Prozent). Dennoch ist zu beachten, daß der Tennisanteil am Spitzentag des Fußballs (Samstag, 27. März) mit 35,70 Prozent ebenfalls Spitzenniveau erreicht. In dieser Ausgabe haben also die beiden erwähnten Sportarten den absoluten Bärenanteil von mehr drei Vierteln der Sportberichterstattung inne.

Auf Rang drei der Rangliste liegt das relativ „unsportliche“ Thema Sportpolitik, IOC mit einem Anteil von 5,59 Prozent (8,57 LE). Diesem Thema sind Beiträge zugeordnet worden, die über das Internationale Olympische Komitee (IOC) oder die sportpolitischen Maßnahmen der Politik (Stadionneubauten etc.) handeln.

In der folgenden Rangliste sind alle Sportarten aufgeführt, die einen Mindestanteil von wenigstens einem Prozent an der Sportberichterstattung hatten:

Rangliste der Sportarten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten9

Hinzuzufügen wäre dieser Tabelle noch, daß längst nicht alle aufgeführten Sportarten, eine tägliche Präsenz in der FR-Sportberichterstattung vom 15. bis 27. März genießen konnten. Neben dem Fußball gelang dies nur drei weiteren Sportarten: Basketball (Mindestanteil 0,4 Prozent), Eishockey (0,28 Prozent), Handball (0,17 Prozent). Während die Eishockey maximal noch einen Anteil von 13,53 Prozent (25. März) hatte, kamen Basketball (15. März: 4,17 Prozent) und Handball (15. März: 3,66 Prozent) nicht einmal an einem Spitzentag über die „Fünf-Prozent-Marke“.

4.3 Anteile der Berichterstattung über Frauen und Männer

Ebenso einseitig wie die Rangliste der Sportarten fällt auch eine Rangliste im Bezug auf die Ge- schlechter aus. Die Frage, ob über Männer mehr berichtet wird als über Frauen muß daher eindeutig bejaht werden. Von allen 509 Beiträgen handelten lediglich 32 Frauensport ab, was einem Anteil von 6,29 Prozent entspricht. 121 aller Beiträge (23,77 Prozent) waren keinem Geschlecht zuzuordnen, da sie entweder sowohl über Männer- als auch Frauensport berichteten oder „ungeschlechtliche“ Themen wie beispielsweise die Sportpolitik behandeln. Dem steht das deutliche Übergewicht von 356 Männer-Beiträgen gegenüber, die einen Anteil von 69,94 Prozent ausmachen.

Untersucht man die abgedruckten Fotos der Sportberichterstattung ebenfalls nach dem Geschlech- ter-Aspekt wird dieses Ergebnis noch untermauert. Von 74 Fotos insgesamt zeigen nur sieben Frau- en oder Frauensport, was wiederum noch nicht einmal ein Zehntel ausmacht (9,46 Prozent). Dabei sind nur drei Fotos nicht mehr eindeutig einem Geschlecht zuzuweisen, was 4,05 Prozent entspricht. Die 64 Männer-Fotos dagegen haben einen mehr als deutlichen Anteil von 86,49 Prozent.

4.4 Rubriken im Sportteil und die damit verbundenen journalistischen Darstellungsformen

In diesem Abschnitt soll im wesentlichen die Frage beantwortet werden, in welchen journalistischen Darstellungsformen die Sportberichterstattung zum Ausdruck kommt. Die Vielzahl dieser Darstellungsformen ist nicht komplett auf die in der FR-Sportberichterstattung vorkommenden Beiträge anwendbar, daher folgt an dieser Stelle ein kurzer Überblick, was unter den für diese Hausarbeit anwendbaren journalistischen Darstellungsformen verstanden werden kann.10

a) Die Nachricht bzw. Kurznachricht ist ein meist nur wenige Zeilen langer Beitrag, indem nur die wesentlichen Bestandteile einer Meldung erwähnt sind. Beantwortet werden nur die Fragen nach dem Was, Wer, Wo, Wann und selten - allein schon aus Platzgründen - die Frage nach dem Wa- rum. In der „Sport-Rundschau“ sind Kurznachrichten meist nur unter den Rubriken „Sportnoti- zen“ und „Wechselbörse“ zu finden.
b) Der Bericht ist wesentlich länger und umfangreicher als eine Nachricht, da die Fragen nach dem Wie und Warum beantwortet werden. Er wird auch als tatsachenbetonte Darstellungsform zwi- schen Nachricht und Reportage bezeichnet, da der subjektive Einfluß einer Reportage fehlt.
c) Die Reportage ist eine subjektive Ausprägung des Berichts und wird kurz als „ein tatsachenbe- tonter, aber persönlich gefärbter Erlebnisbericht“11 umschrieben.
d) Im Kommentar ist das Warum der fünf Ws von entscheidender Bedeutung, hinzu kommt hier das W: Welche Schlußfolgerung (‘whence’). Durch den Kommentar werden aktuelle Ereignisse sowie Meinungsäußerungen in einer sachbezogenen Stilform der Meinung interpretiert und bewer- tet.12 Wenn der Kommentar in der Sportberichterstattung der FR räumlich von der Nachricht ab- getrennt ist, was nicht immer der Fall ist, findet man ihn in den Rubriken „Einwurf“, „Nachspiel“, „Sport-Tribüne“ oder „Im Blickpunkt“.
e) Die Glosse ist ein kurzer Meinungsartikel mit einer mehr oder minder stark ausgeprägten feuille- tonistischen Sprache, der sich auf einen bestimmten Themenaspekt konzentriert und häufig in einer ironischen oder satirischen Stilform verfaßt ist. Die Themen scheinen eher zufällig aufgegriffen, daher bieten sie dem Leser eine gewisse Art von Unterhaltung. Glossen erscheinen in der „SportRundschau“ in der Rubrik „Schlappekicker“, die in hessischer Mundart verfaßt ist.
f) Unter einem Interview ist sowohl eine Darstellungsform als auch eine Recherchemethode zu ver- stehen, es beinhaltet das Sammeln von Material durch Nachfragen. Der Interviewer versucht den Befragten darzustellen, indem er seine Persönlichkeit und seine Haltung zu Sachfragen in den Vordergrund stellt.
g) Aufgrund der zunehmenden Dominanz des Fernsehens in der Gesellschaft versuchen die Printme- dien, sich mit Hilfe von optisch-illustrativen Darbietungsformen dem führenden Bildmedium anzunähern.13 Daher entwickelt sich der Bildjournalismus als eigenes Metier und konzentriert sich auf die Fotografie und die Zeichnung. Fotos sind bei dieser Inhaltsanalyse ein Bestandteil der un- tersuchten Beiträge.
h) Als spezifische Darstellungsform der Sportberichterstattung sind Ergebnisse und Tabellen zu sehen, die keine zusammenhängenden Texte sondern lediglich Daten enthalten. Sie tauchten in der „Sport-Rundschau“ häufig im „Ergebnis-Telegramm“ auf.
i) Unter Sonstiges sind alle weiteren Beiträge gefaßt, die den anderen journalistischen Darstellungs- formen nicht zuzuordnen waren.

Von den insgesamt 509 Beiträgen machten die 194 Berichte mit 38,11 Prozent den eindeutig größten Anteil aus. Allein schon auf Grund des großen Gesamtumfangs in den Montagsausgaben waren hier die meisten zu finden (15. März: 50, 22. März: 37).

Der Ergebnisdienst (Ergebnisse und Tabellen) folgte mit einem Anteil von 27,90 Prozent (142). Auch diese Darstellungsform erreichte ihre Höchstzahlen in den „sportstarken“ Montagsausgaben mit 28 Beiträgen am 15. und 31 am 22. März.

Als dritte von den am häufigsten vorgekommenen Darstellungsformen während des Untersuchungszeitraums seien die 91 Kurznachrichten mit einem Anteil von 17,88 Prozent genannt. Zwar hatten diese am 16. März ihre höchste Anzahl mit 12 Beiträgen, ein Schwerpunkt wie bei den bereits erwähnten Darstellungsformen war jedoch nicht feststellbar.

Insbesondere auf das Interview sollte hier noch kurz eingegangen werden, da im ganzen Untersuchungszeitraum lediglich ein einziges publiziert wurde. Es erschien in der Ausgabe vom 22. März und wurde von Jörg Hanau mit dem Sportdirektor von Eintracht Frankfurt Gernot Rohr geführt.

Rangliste der journalistischen Darstellungsformen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Anteil der Fotos an der Sportberichterstattung liegt bei 16,39 Prozent, was 25,12 Längeneinheiten entspricht. Die meisten Fotos zählen die beiden Montagsausgaben mit jeweils 19, von denen die auf der ersten und letzten Seite des Buches bunt waren. Als am meisten bildlastig kann die Ausgabe vom 27. März mit einem Foto-Anteil von 24,77 Prozent bezeichnet werden.

Gesamtumfang der Fotos

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.5 Werbung in der Sportberichterstattung

Würde man den Anteil der Anzeigen in der unter 4.2 aufgeführten Rangliste der Sportarten mit auf- nehmen, müßte man sie an zweiter Stelle hinter dem Fußball plazieren, da ihr Anteil sowohl absolut mit 12,06 Prozent (18,488 LE) als auch durchschnittlich mit 11 Prozent noch vor Tennis liegt. Der zweite Platz in der Rangliste wird auch bestätigt durch die Ergebnisse der Ausgabe vom 16. März, denn auch dort ist der Anteil der Anzeigen (18,22 Prozent) in der Sportberichterstattung nach dem Fußball (26,02 Prozent) vor allen anderen Sportarten. Höher als dieser Wert liegt nur noch der An- teil am 17. März mit 18,41 Prozent. Allerdings hat die Werbung am 26. und 27. März den beinahe unauffälligen Anteil von 1,95 bzw. 1,99 Prozent. Am 23. März ist sogar keine einzige Anzeige in der „Sport-Rundschau“ geschaltet.

Weiterhin ist zu beobachten, daß Firmen bestimmter Branchen mehrfach Anzeigen im Sportteil schalten, so daß sich auch hier eine kleine Rangliste ergibt. Acht von insgesamt 25 Anzeigen (32 Prozent) wurden von Firmen aus dem Telekommunikationsbereich geschaltet, die damit die „besten“ Anzeigenkunden des Sportteils sind. Gleich darauf folgt der Nest-Verlag Frankfurt mit sechs Anzeigen (24 Prozent), der im übrigen dieselbe Adresse hat wie die Frankfurter Rundschau und auch über ihre Internet-Homepage kontaktiert werden kann.

Die Rangliste der werbenden Branchen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.6 Berücksichtigung von Breiten- und Regionalsport

Nach meinem Verständnis von Breitensport handelt es sich hierbei um Sportarten, die von einem Großteil der Bevölkerung ohne einen großen Aufwand betrieben werden können. Demnach sind Breitensportveranstaltungen Ereignisse, bei dem kaum einzelne Spitzensportler im Mittelpunkt stehen, sondern viel wichtiger ist, daß möglichst viele Menschen einfach nur „dabei sind“. Solche Veranstaltungen wären demnach Volksläufe, Turnfeste oder Sportfeste gleichgültig auf welcher Ebene. Eine solche Berichterstattung bietet sich natürlich insbesondere für Lokalzeitungen an, da Ereignisse des Breitensports im wesentlichen auf regionaler Ebene stattdfinden.

Die Möglichkeiten einer Zeitung im Bezug auf Breitensport liegen danach wohl darin über diese Er- eignisse zu berichten und den Charakter dieser Veranstaltungen hervorzuheben. Desweiteren können sie durch grundsätzliche Berichte zum Breitensport ihre Leserschaft darüber informieren und sie viel- leicht auf diesem Weg auch zum Sporttreiben animieren. Berichte, die diese Kriterien erfüllen, habe ich im Untersuchungszeitraum kaum entdeckt. Am 18. März erschien ein Beitrag, in dem Tips für eine Mountainbike-Tour gegeben wurden und am 26. März behandelten zwei Beiträge die Konse- quenzen aus der wachsenden Zahl von Inline-Skatern an bestimmten Orten innerhalb Frankfurts. Diese drei Beiträge waren jedoch nicht auf den Seiten der „Sport-Rundschau“ sondern im Buch „Frankfurt & Hessen“ abgedruckt.

Der Schwerpunkt der regionalen Sportberichterstattung der FR liegt im wesentlichen bei Beiträgen über den Fußballklub Eintracht Frankfurt und das Eishockeyteam der Frankfurt Lions, die beide jeweils in der höchsten deutschen Spielklasse ihrer Sportart spielen (Bundesliga, DEL). Beide Mann- schaften finden beinahe in jeder Ausgabe im Untersuchungszeitraum Beachtung. Weiterhin erhält der regionale Fußball (Regionalliga Süd, Oberliga Hessen) regelmäßig eine eigenen Seite der Mon- tagsausgaben. Ebenfalls am Montag werden Spielberichte über die Frankfurter Teams in der Frauen- Bundesliga veröffentlicht. Nicht zuletzt sind zumeist im „Frankfurt & Hessen“-Teil Beiträge, die den übrigen Sport innerhalb Frankfurts behandeln (möglicher Neubau des Waldstadion etc.).

4.7 Einflüsse auf die Sportberichterstattung

Während des Untersuchungszeitraum waren wichtige politische Ereignisse, die weitreichende Kon- sequenzen haben und hatten. In Berlin fand zu dieser Zeit das Treffen der Regierungschefs aus den Ländern der Europäischen Union statt und wenige Tage später begann die NATO nach langem dip- lomatischen Verhandlungen mit ihren Luftangriffen auf Jugoslawien wegen der Geschehnisse in der Provinz Kosovo. Auf Ereignisse wie diese ging die Frankfurter Rundschau wie auch viele andere Zeitungen mit einer erweiterten Berichterstattung ein, in dem Sonderseiten veröffentlicht wurden. Insgesamt erschienen vom 15. bis 27. März elf Sonderseiten zu den oben genannten und anderen Thematiken. All diese Sonderseiten waren im „Titel“-Buch zu finden und erhöhten die Gesamtseitenzahl der jeweiligen Ausgaben kaum bis wenig.

Da von solchen Ereignissen wie dem Kosovo-Krieg auch der Sport betroffen ist - Spiele und Wett- kämpfe müssen zwangsläufig abgesagt oder verlegt werden, geht auch die Sportberichterstattung darauf ein, indem sie darüber berichtet. Eine solche Berichterstattung fand in der „Sport-Rundschau“ zwischen dem 25. und 27. März statt: In zwei Beiträgen (25./26. März) wurde von der bevorstehen- den und letztlich offiziellen Absage der Tischtennis-Weltmeisterschaften in Belgrad berichtet. Weiter- hin sagte die Europäische Fußball Union (UEFA) bevorstehende EM-Qualifikationsspiele in dieser Region ab (25. März). Am 27. März erschien ein Beitrag, welcher davon berichtete, daß im Ausland tätige jugoslawische Fußballprofis auf Grund der Bombadierung ihres Landes durch die NATO mit einem Streik drohen.

5. Interpretation der Ergebnisse

Zwar betrug der Anteil der Sportberichterstattung am Gesamtumfang an „sportstarken“ Montagen jeweils etwa ein Drittel, auf der anderen Seite lag er in den Samstagsausgaben gerade um 1,5 Pro- zent. Selbst, wenn man die 78 bzw. 89 Seiten Anzeigenteil nicht mitberechnet, kommt der Sport an diesen Tagen nur auf ca. vier Prozent vom Gesamtumfang wie auch am Mittwoch, den 24. März. Auch die Tatsache, daß dem Sport lediglich montags ein eigenes Buch gewidmet ist, läßt darauf schließen, daß es in der Frankfurter Rundschau durchaus wichtigere Dinge gibt. Allerdings spielt er auch keine zu kleine Rolle wie der Mittelwert von 10,96 Prozent und wie gesagt die Montagsausga- ben zeigen.

Innerhalb des Sportteils hingegen sind die Kräfteverhältnisse eindeutig: Mit der Dominanz des Fuß- balls kann keine Sportart insgesamt mithalten. Somit bestätigt auch diese Untersuchung die These von HELMUT THOMA, dem ehemaligen RTL -Geschäftsführer, daß Fußball, Fußball, Fußball, Fuß- ball und Formel 1 die fünf wichtigsten Sportarten in Deutschland seien.14 Lediglich an einzelnen Ta- gen erreichen Tennis, Eiskunstlauf, Eishockey und Sportpolitik „fußballähnliche“ Anteile. Selbst die Tatsache, daß im Untersuchungszeitraum der größte Skandal in der Geschichte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) oder die Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften liegt, ändert nichts an die- ser Rangfolge. Die Randsportarten verdienen auch nach der Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau ihren Namen, da sie mit ihren geringen Anteilen quasi nicht auftauchen.

Ein ähnliches Bild bietet sich bei dem Verhältnis der Sportberichterstattung über Frauen- und Männersport: Mit einem Anteil von 6,29 Prozent bei den Beiträgen und einem von 9,46 Prozent bei den Fotos liegen sie weit hinter den Männern zurück. Ihre Rolle scheint vergleichbar mit der Bedeutung des Sport insgesamt in der FR.

Die Sportberichterstattung an sich weist eine klare Struktur auf, da lediglich 1,91 Prozent außerhalb des ausgewiesenen Sportteils auftauchen. Somit findet sie eigentlich fast ausschließlich auf den Seiten der „Sport-Rundschau“ statt. Auf diesen meint man rein optisch klar zwischen meinungsbeladenen und nachrichtenbetonten Beiträgen unterscheiden zu können. Immerhin ist ein Großteil der Kommen- tare und Glosse durch das Layout als eigene Rubrik gekennzeichnet (z.B. „Einwurf“, „Nachspiel“). Allerdings ist gerade in den Beiträgen, die mit dem Kürzel der FR versehen sind und auf den ersten Blick vielleicht als Reportage wirken könnten, eine Vermischung von Nachricht und Meinung zu be- obachten. Allerdings liegt die Zahl von Kommentaren in einem durchaus moderaten Bereich, so daß die Leserschaft also auf jeden Fall mehr mit Nachrichten als mit Meinungen beliefert wird, zumal die nachrichtenbetonten Darstellungsformen Berichte, Kurznachrichten sowie Tabellen und Ergebnisse insgesamt einen Anteil von 83,89 Prozent aufweisen.

Der Anteil der Anzeigen bewegt sich mit 12,06 Prozent ebenso in einem akzeptablen Bereich, schließlich gibt es sogar Tage, an denen der Sportteil komplett frei von „lästiger“ Werbung ist. Werbeanzeigen spielen für das Erscheinen einer Zeitung eine existentiell wichtige Bedeutung, da die Produktionskosten kaum nur über den Vertrieb gedeckt werden könnten. Die Werbekunden ihrer- seits sind natürlich an der entsprechenden Wirkung ihrer Anzeigen auf die Rezipienten interessiert und werben daher z.T. gezielt in bestimmten Rubriken einer Zeitung wie beispielsweise dem „männlichen, starken und dynamischen“ Sport. Während des Untersuchungszeitraum konnten drei Werbekunden ermittelt werden, die offensichtlich stark an einer Plazierung ihrer Anzeige im Sportteil interessiert waren. Dazu gehört der Nest-Verlag mit seinen Anzeigen für Sportbücher, die Stiftung Deutsche Sporthilfe und der FSV Frankfurt mit seiner Spielankündigung. Trotz der Häufigkeit von Anzeigen der Telekommunikationsbranche war hier eine Anzeigenplazierung im Sportteil nicht unbedingt fest- stellbar. Anzeigen von diesen Firmen tauchten nämlich auch an anderer Stelle in der Frankfurter Rundschau auf (Beispiel: Werbung der Deutschen Telekom am 23. März auf Seite 6/7). Dem selbst auferlegten Anspruch, daß der Breitensport einen vergleichbaren Stellenwert wie der Spitzensport erhalten soll, war die Sportredaktion aus meiner Sicht im Untersuchungszeitraum nicht nachgekommen. Statt dessen beschränkte sie sich gerade bei der Berichterstattung über regionale Sportereignisse auf die regionalen Sportgrößen und sowieso schon häufig präsentierte Sportarten wie Eishockey (Frankfurt Lions) oder Fußball (Eintracht Frankfurt). Diese Feststellung kann natürlich auch aus der Tatsache resultieren, daß der Untersuchungsgegenstand die Deutschland-Ausgabe war, die vermutlich einen geringeren Anteil von regionalen Beiträgen aufweist als beispielsweise die Frankfurter Ausgabe. Positiv zu bewerten ist allerdings, daß dem regionalen Fußball in den Montagsausgaben eine komplette Seite für sich eingeräumt wird und somit in diesem Bereich der regionalen Berichterstattung Genüge getan wird.

Schwerwiegende Einflüsse auf die Sportberichterstattung auf Grund der aktuellen Ereignisse im Un- tersuchungszeitraum waren im Prinzip nicht festzustellen. Die Frankfurter Rundschau kam der Ak- tualität zwar nach, indem Sonderseiten zum Beginn des Kriegs um den Kosovo, zum EU- Gipfeltreffen in Berlin oder auch zum Korruptionsskandal um einige EU-Kommissare und der daraus resultierende Krise der Europäischen Union veröffentlicht wurden, die jedoch im „Titel“-Buch er- schienen und dadurch den Umfang der Sportberichterstattung nach meiner Einschätzung nicht ein- schränkten.

6. Sprache und Wirkung

Die Sprache in der Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau hat im wesentlichen zwei Gesichter, die an dem Ideal der Trennung von Nachricht und Meinung orientiert sind. Das wird vor allem an den Überschriften deutlich. Der Leser kann sich bereits ungefähr ein Bild machen bei der Lektüre der Überschrift, was für ein Beitrag ihn erwartet.

Beginnt ein Beitrag bereits in der Überschrift mit Nüchternheit und Analyse steht das für die nach- richtenbetonten Beiträge wie Berichte oder Kurznachrichten. Die Ausdrücke sind präzise und in den meisten Fällen werden bereits in der Überschrift bzw. in den ersten Zeilen die grundlegend wichtigen Fragen nach Wer, Was, Wann und Wo geklärt. Beispielhaft dafür ist die Überschrift: „Amateurbo- xen - Magdeburg steht kurz vor dem Titelgewinn“. Ein weiteres Merkmal für einen nachrichtenbe- tonten Beitrag ist, daß nicht nur der Anfang, sondern auch der restliche Beitrag in dieser Form ver- faßt wurde. Besonders die Beiträge der Nachrichtenagenturen Deutsche Presseagentur (dpa) und Sportinformationsdienst (sid) zeichnen sich durch diesen Stil aus, bei dem ein subjektiver Einfluß des Autoren quasi nicht feststellbar ist. Allerdings läßt sich nicht verallgemeinern, daß jeder Beitrag, der mit einem Agenturkürzel versehen ist, diesen Sprachstil aufweist. Denn die Agenturbeiträge wer- den von der Redaktion nicht im Wortlaut übernommen, da sie natürlich längenmäßig in das Gesamt- Layout einer Seite passen müssen. So kommt es vor, daß Beiträge der Agenturen vermischt werden, was aber auch gekennzeichnet wird. Insbesondere bei Spielberichten wird sich auf ein bloßes „Herunterspulen“ der Fakten des Spiels beschränkt. Aber gerade bei dieser Art von Berichten kommt es zu Überschneidungen mit meinungsbeladenen Darstellungsformen, da sich der Autor in seltensten Fällen einer Leistungsbewertung der beteiligten Spieler entziehen kann.

An diesem Punkt tritt das andere Gesicht der Sprache in der Sportberichterstattung zu Tage: Ist be- reits die Überschrift in einer eher bildhaften Sprache verfaßt, kündigt sie in den meisten Fällen Beiträ- gen mit subjektiven Einflüssen an, also Reportagen, Kommentare oder Glossen. Dann befinden sich „Eingebildete Kranke in der Hölle Unterhaching“ oder Martin „Schmitt fliegt zu den Sternen“. In vielen dieser Fälle ist die Sprache auch nicht besonders präzise. So wird zum Beispiel von „Laute- rern“ geschrieben, wenn es in dem Beitrag um die Fußballmannschaft des 1.FC Kaiserslautern geht. In diesem Zusammenhang werden auch extreme Formulierungen verwand, die dann natürlich eine gewisse Polarisierung mit sich bringen. So ist die Rede von „Haudraufs“, „Etappenziel trotz Chaos erreicht“ oder „Mit zweierlei Maß gemessen“. Bei der Verwendung solcher Ausdrücke in Über- schriften beginnt das Polarisieren des Lesers bereits bevor dieser den eigentlichen Beitrag überhaupt gelesen hat. Andererseits kann er sich natürlich von vornherein darauf einstellen, daß er einen Mei- nungsbeitrag lesen wird.

Als extremstes Beispiel der Polarisierung habe ich den Beitrag: „Ich komme zu nix“ vom 18. März empfunden. Dieser richtet sich gegen den damaligen Trainer von Eintracht Frankfurt Reinhold Fanz, dessen Arbeit in einer äußerst kritischen Art und Weise dargestellt wird, indem seine Trainingsanwei- sungen verniedlicht („...vielleicht weil es auf die Dauer ein wenig eintönig geworden ist, scherzten die beiden Kicker mit den Kiebitzen hinter dem Geländer,...“) und seine Äußerungen vor dem nächsten Spiel lächerlich gemacht werden („..., wenn die Eintracht beim 1.FC Nürnberg ‘mal so richtig dage- genhalten’ (Fanz) will.“). Im Zentrum der Kritik steht jedoch die Arbeitsweise des Trainers und sein Verhalten den Medienvertretern gegenüber. Genau unter diesem Aspekt vergleicht ihn der Autor Ingo Durstewitz mit dem ehemaligen Trainer Horst Ehrmanntraut, für den er offensichtlich größere Sympathien empfindet als für Fanz: „Die Vergleiche nerven langsam, aber unter Ehrmanntraut... un- vorstellbar.“ Die in diesem Artikel vertretene Auffassung über die bei Eintracht Frankfurt für den sportlichen Bereich zuständigen Personen Trainer Reinhold Fanz und Sportdirektor Gernot Rohr spiegelt offensichtlich die Meinung der gesamten Redaktion wieder. Im gleichen Atemzug wie Fanz und Rohr von der FR kritisiert werden, bekommt der ehemalige Eintracht-Trainer Ehrmanntraut Lob durch die Hintertür. Diese Einseitigkeit in der Berichterstattung ist auch anderen FR -Lesern aufgefal- len, was sie in ihren Leserbriefen zum Ausdruck bringen, die eigens zu diesem Thema am 26. März erschienen.

Leser des Sportteils sollten aber auch eine gewisse Kenntnisse über Fachtermini und Zusammenhänge des Sports verfügen, um die Beiträge verstehen zu können. Sollte einem Leser z.B. nicht klar sein, was die Höhe der Ablösesummen im Fußball mit dem Bosman-Urteil zu tun hat, kann er nicht zwangsläufig damit rechnen, daß ihm dies erklärt wird. Weiterhin ist auch nicht immer gewährleistet, daß in jedem Artikel die Sportart genannt ist, um die es sich gerade dreht.

Ein besonderer Teil bei der Untersuchung nach der Verwendung von Sprache in der FR Sportberichterstattung stellt die Rubrik Schlappekicker dar, welche immer in der Samstagsausgabe erscheint. Dort werden aktuelle Themen des Fußballs in hessischer Mundart kommentiert, die bisweilen für einen des Hessisch nicht mächtigen Leser etwas schwer zu rezipieren sind. Als Beispiel seien hier kurz die Titel der beiden Veröffentlichungen genannt: „Wenn die Eintracht nach Münche kimmt...“ (20. März), „Erich Ribbeck un sei Berader“ (27. März).

7. Fazit

Aus meiner Sicht ist die Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau eine gelungene Mi- schung aus sogenannter 1:0-Berichterstattung und Hintergrundberichterstattung. Sie ist für den durch- schnittlich sportinteressierten Leser gut verständlich und teilweise auch unterhaltsam - aus meiner Sicht im besonderen die Rubrik „Schlappekicker“ und die Reportagen. Der Seitenumfang mit zwei bis drei bzw. zehn am Montag ist für einen durchschnittlichen berufstätigen Zeitungsleser ein gut ge- wähltes Maß.

Als störend habe ich die an vielen Stellen die „verschlampte“ Trennung von Nachricht und Meinung empfunden, die letztlich sogar in so extremen Beispielen wie dem unter 6. analysierten Beitrag gipfelte. Wenn es schon gesonderte Rubriken gibt, in denen Kommentare ihren Platz haben, sollten nicht so viele meinungsbeladene Beiträge außerhalb dieser Rubriken erscheinen.

Obwohl ich mich durchaus auch als Fußballfan bezeichnen würde, nimmt mir die Berichterstattung über den Fußball im Gegensatz zu anderen Sportarten einen zu großen Raum ein. Dieses Phänomen ist allerdings wohl kein spezifisches der Frankfurter Rundschau, sondern tritt auf Grund der Omnipräsenz des Fußballs in der Sportberichterstattung der meisten Tageszeitungen auf.

8. Literaturverzeichnis

DOVIFAT, EMIL: Zeitungslehre - 1. Band: Theoretische und rechtliche Grundlagen: Nachricht und Meinung. Sprache und Form. Berlin 1962

HACKFORTH, JOSEF/FISCHER, CHRISTOPH (Hrsg.): ABC des Sportjournalismus. München 1994

MAST, CLAUDIA (Hrsg.): ABC des Journalismus. Konstanz 1998

MERTEN, KLAUS: Inhaltsanalyse - Einführung in Theorie, Methode und Praxis. Opladen 1983

MEYN, HERMANN: Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1996

NOELLE-NEUMANN, ELISABETH/SCHULZ, WINFRIED/WILKE, JÜRGEN: Fischer Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main 1994

Reader WS 1998/1999 (Sportberichterstattung: Elemente und Probleme)

SCHARF, WILFRIED/STOCKMANN, RALF: Der Spiegel und Focus. Eine vergleichende Inhaltsanalyse 1993 bis 1996. Publizistik 1/1998

Internet-Homepages

Frankfurter Rundschau: www.fr-aktuell.de

ALBRECHT-HEIDER, CHRISTOPH: Die Tribüne des Sports - Wie eine Nebensache zur Hauptsache wurde.

Zentrale Marketingorganisation der deutschen Zeitungen (ZMG): www.zeitungen-online.de

Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW): www.ivw.de

[...]


1 vgl. IVW -Quartalsauflagen auf der Internet-Homepage www.zeitungen-online.de der zentralen Marketingorgani- sation der deutschen Zeitungen (ZMG)

2 vgl. www.zeitungen-online.de

3 vgl. ALBRECHT-HEIDER

4 laut Telefonat mit dem Sekretariat der Sportredaktion (Frau Reckenbeil) am 27. Mai 1999

5 vgl. ALBRECHT-HEIDER

6 vgl. MERTEN 1983, Seite 47

7 vgl. ALBRECHT-HEIDER

8 vgl. DOVIFAT 1962, Seite 54-56

9 Unter Sonstiges sind Beiträge gefaßt, die nicht eindeutig einer Sportart zugewiesen werden konnten.

10 vgl. REUMANN in: NOELLE-NEUMANN u.a. 1994/vgl. MAST 1994

11 REUMANN, KURT in: NOELLE-NEUMANN u.a.: Fischer-Lexikon. Publizistik Massenkommunikation. Frankfurt am Main 1994

12 vgl. REUMANN in: NOELLE-NEUMANN u.a. 1994, Seite 110

13 vgl. REUMANN in: NOELLE-NEUMANN u.a. 1994, Seite 115

14 vgl. THOMA 1998 in Reader WS 1998/1999, Seite 128

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Zur Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Veranstaltung
Proseminar: Sportberichterstattung in Tageszeitungen
Note
2
Autor
Jahr
1999
Seiten
22
Katalognummer
V95150
ISBN (eBook)
9783638078290
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportberichterstattung, Frankfurter, Rundschau, Proseminar, Sportberichterstattung, Tageszeitungen
Arbeit zitieren
Claas Michaelis (Autor:in), 1999, Zur Sportberichterstattung der Frankfurter Rundschau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95150

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