Die Arbeit analysiert in einer Fallstudie der Kleinstadt Wermelskirchen die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Integration von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland.
Die Eingliederung von Millionen Vertriebenen aus Mittel- und Osteuropa in den Westen Deutschlands war eine der wichtigsten Aufgaben und dringlichsten Herausforderungen der ersten Nachkriegsjahre und der jungen Bundesrepublik. Als ein gewichtiger Teil der Gründungskrise der Bundesrepublik forderte die Vertreibung der Deutschen die aufnehmenden Gebiete enorm, war die Lösung zunächst kaum abzusehen, verbunden mit der Befürchtung einer langfristigen politischen und wirtschaftlichen Destabilisierung.
Bei der Bewältigung dieser Aufgabe waren von der Politik und Verwaltung über die Zivilgesellschaft bis zur Wirtschaft alle gesellschaftlichen Teilbereiche gefordert. So tiefgreifend die dabei in Gang gesetzten Veränderungsprozesse auch gewesen sein mögen, waren es aber die Vertriebenen, die ausgewiesen aus der Heimat in eine fremde Umgebung die einschneidendsten sozialen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen verarbeiten mussten.
Die Kraftanstrengungen beider Seiten, der fremden Nachbarn sowie der aufnehmenden Gesellschaft, die Verwirklichung der großen Leitlinien, begannen dabei alle im kleinen Rahmen: in der jeweiligen Gemeinde. Diese nationale Krise äußerte sich aus der jeweils spezifischen kommunalen Perspektive sehr unterschiedlich, abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, die sich von demographisch-strukturellen sowie politischen und wirtschaftlichen hin zu kulturellen und religiösen Aspekten erstreckten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Fragestellung und methodisches Vorgehen
- 2.1 Forschungsstand
- 2.2 Terminologische Vielfalt: Vertriebene und Flüchtlinge
- 3. Die Vertreibung der Deutschen
- 3.1 Historischer Kontext, Verlauf und Folgen
- 3.2 Die Situation in Nordrhein-Westfalen
- 4. Wermelskirchen am Ende des Zweiten Weltkriegs
- 4.1 Demographische Entwicklung und Erwerbsstruktur
- 4.2 Politik und Verwaltung
- 5. Vertriebene in Wermelskirchen
- 5.1 Anzahl und Herkunft
- 6. Ankommen in der Fremde: 1946 – 1949
- 6.1 Unterbringung
- 6.2 Soziale und wirtschaftliche Lage
- 7. Neuordnung und Gestaltung: 1949 - 1957
- 7.1 Kommunale Betreuung und Hilfsmaßnahmen
- 7.2 Soziale und wirtschaftliche Lage
- 7.3 Entwicklung der Wohnsituation
- 7.4 Kultur als Integrationsfaktor
- 7.5 Öffentlichen Darstellung und Präsenz: Vertriebene in der Lokalpresse
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Integration von Vertriebenen in Wermelskirchen in den Jahren 1945 bis 1957. Die Untersuchung konzentriert sich auf die zentralen Bereiche der Unterbringung, der Integration in den Arbeitsmarkt und die administrative Handhabung der Vertriebenenproblematik. Weiterhin werden die Genese der organisierten Interessenvertretung und die öffentliche Darstellung der Vertriebenen in der Lokalpresse beleuchtet.
- Integration von Vertriebenen in die Gemeinde Wermelskirchen
- Herausforderungen und Konflikte im Integrationsprozess
- Rolle der Politik und Verwaltung bei der Eingliederung
- Entwicklung der Interessenvertretung der Vertriebenen
- Öffentliche Wahrnehmung und Darstellung der Vertriebenen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Vertreibung der Deutschen dar und beleuchtet die Bedeutung der Eingliederung der Vertriebenen für die Bundesrepublik. Kapitel 2 beschreibt die Fragestellung und das methodische Vorgehen der Untersuchung. Kapitel 3 skizziert die Situation der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen. Kapitel 4 stellt Wermelskirchen und seine Situation am Ende des Zweiten Weltkriegs vor. Kapitel 5 untersucht die Anzahl und Herkunft der Vertriebenen in Wermelskirchen. Kapitel 6 beleuchtet die anfängliche Unterbringung und die soziale und wirtschaftliche Lage der Vertriebenen. Kapitel 7 widmet sich der weiteren Entwicklung der Situation der Vertriebenen in Wermelskirchen bis 1957, einschließlich der kommunalen Betreuung, der sozialen und wirtschaftlichen Lage, der Entwicklung der Wohnsituation, des Einflusses von Kultur auf die Integration und der Darstellung der Vertriebenen in der Lokalpresse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der Vertreibung, Integration, Eingliederung, Wohnungsnot, Arbeitsmarkt, Interessenvertretung, Lokalpolitik und Lokalgeschichte im Kontext der Nachkriegszeit in Deutschland. Die Analyse fokussiert auf die Erfahrung von Vertriebenen in der Gemeinde Wermelskirchen, wobei die Bedeutung von Verwaltung und Politik bei der Bewältigung der Vertriebenenproblematik und die Rolle der Lokalpresse in diesem Prozess im Vordergrund stehen.
- Quote paper
- Marc Pawlowski Mariano (Author), 2019, Fremde Nachbarn. Vertriebene in Wermelskirchen 1945 bis 1957, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/951699