Inhalt
1. Einleitung
2. Die politischen Stiftungen
2.1. Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES)
2.2. Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
2.3. Die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS)
2.4. Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNSt)
2.5. Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS)
3. Die Rolle der politischen Stiftungen im Gesamtkontext der Nichtregierungsorganisationen
4. Notwendigkeiten, Probleme und Chancen der Entwicklungszusammenarbeit der politischen Stiftungen
5. Globalisierung - eine Chance für Lateinamerika?
6. Schlußbemerkung
7. Literatur
1. Einleitung
Seit den 80er Jahren hat sich Lateinamerika tiefgreifend verändert. Durch den „San José- Dialog"1 1985 und das Friedensübereinkommen von Guatemala2 1987 wurde eine innere Demokratisierung3 - verstanden als Parteienpluralismus, gleichen Zugang zu den Medien und freie Wahlen - der mittelamerikanischen4 Staaten erreicht. Die Gefahren für die Demokratie liegen heute nicht mehr in der politischen Instabilität oder der immer weiter in den Hintergrund tretenden Verschuldungskrise, sondern in der sozialen Frage. Der Druck, demokratische Staatsformen zu erbauen bzw. zu festigen, und somit ein auf den Bürger ausgerichtetes Staatshandeln zu etablieren, nimmt zu. Die Gefahren äußern sich heute in Gestalt von Armut, wirtschaftlicher Instabilität, ökologischen Problemen, Migration und Drogenhandel.5
Die vorliegende Arbeit soll dem Leser die Möglichkeiten und das Potential der politischen Stiftungen bei der Zusammenarbeit mit den Staaten Lateinamerikas aufzeigen. Hierzu werden zunächst die einzelnen Stiftungen vorgestellt, wobei jeweils kurz die Historie und die Struktur beschrieben wird. Besonderes Augenmerk wird hierbei schon auf den Tätigkeitsspielraum der Stiftungen in Lateinamerika gelegt. Es gilt die Fragen zu beantworten, wo die Förderungsschwerpunkte der einzelnen Stiftungen liegen bzw. welche sie gemeinsam haben, welche entwicklungspolitischen Konzepte dahinterstehen und wie unabhängig bzw. abhängig die Stiftungen von ihren Gründern - den politischen Parteien - sind. Anschließend wird die Rolle der politischen Stiftungen im Gesamtkontext der Nichtregierungsorganisationen (NGO's) erläutert.
Nach dieser Darstellung werden die Notwendigkeiten, Probleme und Chancen der Entwicklungszusammenarbeit der politischen Stiftungen - insbesondere in Abgrenzung zu der staatlichen Entwicklungsarbeit - anhand einiger Szenerien vorgestellt. Besonders Wert gelegt wird hierbei auf die möglichen Chancen und Risiken einer Globalisierung - verstanden als Liberalisierung, Öffnung der Märkte - für die lateinamerikanischen Länder.
2. Die politischen Stiftungen
Die politischen Stiftungen - Friedrich-Ebert-Stiftung (FES ), Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), Heinrich-Böll-Stiftung (HBS), Friedrich-Naumann-Stiftung (FNS), Hanns-Seidel- Stiftung (HSS) - sind, von den im Bundestag vertretenen Parteien mit den Hauptaufgaben der Ausbildung von Anhängern und Funktionären (die sog. politische Bildungsarbeit), der Begabtenförderung (Vergabe von Stipendien), der gesellschaftspolitischen Entwicklungshilfe, der sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung und der Unterhaltung umfangreicher Archive gegründet worden.
Die Zuschüsse des Bundes an die Stiftungen betragen 1994 424 Millionen DM6 hinzu kommen noch ca. 52 Millionen DM an Spenden, Mitgliedsbeiträgen und sonstigen Zuwendungen. Für Projekte in den Entwicklungsländern sind 1994 rund 347,6 Millionen DM vorgesehen, womit u. a. die 326 Experten der Stiftungen in den jeweiligen Ländern finanziert werden.7
Der Zusatz „Stiftung" ist hierbei etwas irreführend, da es sich um privat gegründete Nichtregierungsorganisationen handelt, die sich als eingetragene Vereine nicht aus Zuschüssen, Spenden und sonstigen Erträgen (Teilnehmergebühren; Nachlässe etc.) finanzieren, was eigentlich das Charakteristikum einer herkömmlichen Stiftung ist, sondern zum größten Teil aus Staatsmitteln. Dies verpflichtet die sie zu vollkommener Transparenz ihrer Arbeit, Aufgaben und Ausgaben. Das sie dieses mittlerweile auch leisten war und ist eine der Grundlagen für die vorliegende Arbeit.
Im folgenden sollen die einzelnen Stiftung und insbesondere ihre Arbeit in Lateinamerika betrachtet werden.
2.1. Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES)
Die Friedrich-Ebert-Stiftung ist eine gemeinnützige, private und kulturelle Institution die den Ideen und Grundwerten der sozialen Demokratie und Arbeiterbewegungen verpflichtet ist. Sie ist 1925 gegründet worden und trägt den Namen des ersten demokratisch gewählten Staatspräsidenten, Friedrich Ebert. Der Hauptsitz der Stiftung ist Bonn, allerdings sind auf allen Kontinenten Zweigniederlassungen, die den globalen Handlungsraum der Organisation verdeutlichen.
Die FES hat im Jahr 1996 einen Etat von 227 Millionen DM, davon sind 92 % Zuwendungen der Bundesministerien. Ca.3% des Etats werden durch Spenden gedeckt.8
Ihre Ziele sind die Förderung von Freiheit, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit.
Insbesondere sind ihre Aufgaben im In- und Ausland
- politische und gesellschaftliche Bildung zur Vermittlung demokratischer Wertvorstellungen und Haltungen,
- Förderung der internationalen Verständigung und die Partnerschaft mit den
Entwicklungsländern,
- Förderung wissenschaftlich Begabter und gesellschaftlich engagierter Studenten sowie von Nachwuchswissenschaftlern aus dem In- und Ausland,
- eigene wissenschaftliche Forschung und Förderung von Forschungsvorhaben,
- und Förderung von Kunst und Kultur.
Das Referat Lateinamerika und Karibik beschäftigt 1997 152 Auslandsmitarbeiter und Ortskräfte in 18 Büros. Der Etat beträgt 26,3 Millionen DM.9
Die Arbeit des Referats läßt sich zusammenfassen unter dem Begriff. „Lebendige Demokratie gestalten", d.h. im speziellen:
- demokratische Strukturen durch die Einbeziehung möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen sichern (Konsensbildung),
- ökonomische Reformen und eine Politik der sozialen Gerechtigkeit fördern und
- gemeinsame Grundwerte über die gesellschaftspolitische Entwicklung erarbeiten.
Die Herausforderung für die FES besteht darin, in den einzelnen Kontinenten die existierenden Arbeits -schwerpunkte und -prinzipien an die jeweilige gesellschaftliche Entwicklung fortwährend anzupassen. Hierbei sind in Lateinamerika zu nennen:
- Stärkung der Zivilgesellschaft, d.h. möglichst viele verschiedene gesellschaftliche Gruppen sollen gemeinsame Werte und Ziele demokratischer Entwicklung zusammen erarbeiten,
- Friedens- und Demokratiesicherung in Mittelamerika (Frauenpolitik, Menschen- und Bürgerrechte, Medien und Kommunikationsentwicklung [Pluralisierung der Medienlandschaft])
- und Begleitung von Wachstumsprozessen im Bereich von Cono Sur (Gewerkschaftsarbeit Tarif-, Beschäftigungs- und Industriepolitik).
Partner für diese Arten der Zusammenarbeit sind Mitte-Links Parteien, Gewerkschaften, staatliche und kommunale Institutionen, Verbände von Klein- und Mittelunternehmen, wissenschaftliche Institutionen, andere NGO`s und Medien- und Journalistenverbände. Methoden und Instrumente zur Umsetzung dieser Themen sind u.a. Organisations- und Planungsbetreuung, Seminare und Workshops, kurzzeit Experten und Studien, Publikationen, Politikberatung, der Nord-Süd und Süd-Süd Dialog und die Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen.
Zusammenfassend läßt sich die Arbeit der FES in Lateinamerika mit den Schlagwörtern Friedensproze ß, Demokratisierung und Wirtschaftsreform beschreiben.10
2.2. Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)
11 Gegründet wurde die Stiftung im Jahre 1956 als „Gesellschaft für christlich - demokratische Bildungsarbeit", 1964 folgte dann die Umbenennung in „Konrad-Adenauer-Stiftung". Mit dem Namen des ersten Bundeskanzlers der BRD eng verknüpft sind auch die Leitmotive der Stiftung, sie ist mit ihrer Arbeit im In- und Ausland den Prinzipien der christlich demokratischen Bewegung verbunden. Das Vorbild Konrad Adenauers und die Grundsätze, die sein Leben und Handeln prägten sind für sie Leitlinien, Auftrag und Verpflichtung. Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Ziele.
Ihre weiterführenden allgemeinen Ziele und Aufgaben sind u.a.
- politische Bildung zu vermitteln,
- durch Forschung und Beratung wissenschaftliche Grundlagen politischen Wirkens zu erarbeiten,
- die wissenschaftliche Aus- und Fortbildung begabter junger Menschen zu fördern,
- die geschichtliche Entwicklung der christlich - demokratischen Bewegung zu erforschen und zu dokumentieren,
- politisch verfolgten Demokraten ideelle und materielle Hilfe zu gewähren,
- der Öffentlichkeit die Ergebnisse ihrer Arbeit zugänglich zu machen,
- die europäische Einigung zu unterstützen,
- die internationale Verständigung durch Informationen und Begegnungen zu pflegen,
- mit entwicklungpolitischen Programmen und Projekten Hilfe zu leisten
- und Kunst und Kultur zu fördern.
Die KAS ist ein eingetragener Verein und als gemeinnützige Organisation berechtigt, Spenden entgegenzunehmen. Sie verfügt 1997 über 608 Mitarbeiter, davon sind 84 im Ausland tätig.
Der Schwerpunkt der Arbeit der KAS in Lateinamerika liegt eindeutig in der Demokratieförderung. Regionale Schwerpunkte stellen dabei die Länder Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko dar, denen aufgrund ihrer politischen Bedeutung eine Art Signalfunktion für ganz Lateinamerika zugewiesen wird. Es sind in erster Linie die Parteien, Regierungen, Parlamente, Wissenschaftler, Unternehmer, Gewerkschaften und Journalisten, die bestimmen, unter welchen Bedingungen und mit welchen Ideen Konzepten und Methoden der Prozeßdes Wandels realisiert wird. Die Stiftung hilft mit Erfahrung, Beratung, personellen und finanziellen Ressourcen. Die KAS unterstützt vornehmlich solche Projekte, und Programme, in denen die Ordnungsfragen für die Demokratie und die damit verbundenen Ideen für die wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit diskutiert, formuliert und realisiert werden. Die Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft sollen so in anderen Ländern verwirklicht werden. Demokratie und soziale Gerechtigkeit sind demnach die Orientierungslinien der Arbeit der KAS in Lateinamerika.12
Bei der Definition und Ausarbeitung der für die zukünftige Entwicklung des Kontinents relevanten thematischen Schwerpunkte in Lateinamerika sowie deren Umsetzung in praxisorientierte Vorschläge kommt auf das in Buenos Aires stationierte Forschungs und Beratungsinstitut der KAS - CIEDLA - eine wichtige Leitfunktion zu. Es umfaßt die Aufgabenbereiche Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften, Rechtsstaat und Medien.
Ein weiteres wichtiges Institut ist das INCEPT13 mit Sitz in Guatemala. Es ist das mittelamerikanische Bildungsinstitut für die christlich demokratischen Parteien. Falls über das nationale Institut in den betreffenden Ländern aus politischen Gründen bestimmte Programme nicht realisiert werden können, so besteht die Möglichkeit diese Programme über das INCEPT zu verwirklichen.
1997 beschäftigt die KAS 22 Auslandsmitarbeiter und finanziert 58 Projekte in Lateinamerika. Ihr Etat beträgt 39 Millionen DM.
Programme und Projekte der KAS in Lateinamerika sind u.a.
- politische Bildungsarbeit (Aufgabe der INCEPT), · gewerkschaftliche Ausbildung,
- wissenschaftliche Politikberatung,
- Bekämpfung der Korruption in Nicaragua,
- Umweltschutz in Chile
- und eigene Veranstaltungen der KAS, in denen durch Kolloquien und Round-Table Gespräche aktuelle Probleme (wie die Rolle der Parteien etc.) erörtert werden.
Die Arbeit der KAS in Lateinamerika läßt sich zusammenfassend mit den Schlagworten Förderung der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit beschreiben.
2.3. Die Heinrich-Böll-Stiftung (HBS)
14 Die HBS wurde 1997 gegründet. Sie ist hervorgegangen aus den Bildungsvereinen HeinrichBöll-Stiftung e.V.(Köln), Frauen-Anstiftung e.V. (Hamburg) und dem Bunstift e.V. (Göttingen). Sie hat ihren Sitz in Berlin, ist gemeinnützig und den Grünen nah.
Die HBS beschäftigt 140 Mitarbeiter. Es wird in allen Gremien und Räten - wie auch bei der Mutterpatei den Grünen - eine Frauenquote von mind. 50 % und eine MigrantInnenquote von 10% eingehalten. Die Stiftung konstituiert sich aus den Landesstiftungen, welche als eigenständige Stiftungen oder Vereine mit einem Kooperationsabkommen mit der Bundestiftung ausgestattet sind. Die Voraussetzungen für die Anerkennung durch die Bundesstiftung sind die Anerkennung der Satzungszwecke und eine Kooperation mit Bündnis 90 / Die Grünen.
Die allgemeinen Ziele und Zwecke der HBS sind u.a.
- politische Bildungsarbeit im In und Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, des gesellschaftspolitischen Engagement und der Völkerverständigung,
- Entwicklungszusammenarbeit,
- Verwirklichung von Geschlechterdemokratie,
- Unterstützung von Gruppen und Einzelpersonen, die Verantwortung wahrnehmen, die Welt friedlicher gestalten und den Menschenrechten zur Anerkennung verhelfen,
- Wachhalten der Erinnerung und Lehren aus zwei totalitären in Deutschland,
- Mobilmachung gegen sexuelle Diskriminierung von homosexuellen
- und die Schaffung eine Angebotes von politischer Bildung für Jugendliche.
Diese Ziele werden - wie auch bei den anderen Stiftungen - durch Tagungen, Publikationen, Kooperation mit gesellschaftlichen Initiativen und Maßnahmen, Förderung von Begabten und durch partnerschaftliche Arbeit mit den Entwicklungsländern zu realisieren versucht.
Die HBS kooperiert bei ihrer Auslandsarbeit mit gesellschaftlichen unabhängigen Organisationen, anderen NGO's, Basisorganisationen, Interessensvertretungen und Verbänden. Sie ist beteiligt an über 150 Projekten in 56 Ländern und unterhält 13 Auslandsbüros. Über die Hälfte aller Projekte beschäftigen sich mit Frauenförderung und Geschlechterdemokratie. Bisher fließen noch 41% aller Mittel nach Lateinamerika, der Schwerpunkt soll allerdings nach Asien verschoben werden.
Bei ihrer Arbeit in Lateinamerika sieht sie ihre Hauptaufgabe in der
- Verankerung politischer und wirtschaftlicher Strukturen im Fundament der Geschichte,
- Herstellung der sozialen Gerechtigkeit zwischen Gesellschaftsklassen,
- Herstellung der Gleichberechtigung der Frauen,
- Liberalisierung der Wirtschaft
- und der regionalen Integration.
Die HBS konzentriert sich hierbei auf sechs Bereiche: Kommunalenentwicklung, Verbesserung der Umweltbedingungen, Menschenrechte, Meinungspluralität, Verbesserung der Informationsqualität und Frauenförderung. Ihre Zusammenarbeit gestaltet sie mit über 20 ProjektpartnerInnen in nationalen, regionalen und länderübergreifenden Programmen und Projekten. Es handelt sich hierbei um Politik -beobachtung und -analyse, Projekt - vorbereitung und -koordination und die Förderung von Publikationen sowie Fachtagungen.
Projekte der HBS in Lateinamerika sind z.B. ein Programm zur Vorbeugung sozialer und sexueller Gewalt gegen Frauen in Panama, ein Projekt zur Pluralisierung und Qualifizierung im Hörfunkbereich in El Salvador und die psychosoizale Aus- und Fortbildung von MitarbeiterInnen im Sozial- und Gesundheitswesen welche länderübergreifend geschieht.
Die Arbeit der HBS läßt sich mit den Worten Ökologie und Demokratisierung durch Geschlechterdemokratie beschreiben.
2.4. Die Friedrich-Naumann-Stiftung (FNSt)
15 Die der FDP nahestehende Friedrich-Naumann-Stiftung wurde - dem Organsiationsvorbild der FES folgend - im Jahre 1958 gegründet. Die durch Theodor Heuss formulierte Satzung spiegelt die Intention der Gründer wieder. Die „Aufgabe der Stiftung ist es, politisch Interessierte, insbesondere der heranwachsenden Generation, Wissen im Sinne der liberalen, sozialen und nationalen Ziele Friedrich Naumanns zu vermitteln, Persönlichkeitswerte lebendig zu halten und moralische Grundlagen in der Politik zu festigen." Auch die FDP nähe deutet auf inhaltliche Werte hin, so betont die FDP Grundsätze wie Liberalismus, Demokratie aber auch Marktwirtschaft. Dies ist ein wesentlicher Inhaltspunkt der Arbeit der Stiftung. Zwar sind Themen wie z.B. Menschenrechte und soziale Verbesserungen zu fördern, jedoch nicht marktwirtschaftliche Aspekte zu vernachlässigen. Heute (1999)ist die FNSt in mehr als 60 Ländern mit 235 Mitarbeitern tätig.
Die Stiftung ist eine selbständige Einrichtung, die zwar in ihren politischen, geistigen und weltanschaulichen Tendenzen der FDP nahesteht, ihr gegenüber aber nicht nur juristisch sondern auch tatsächlich selbständig ist und eigenständige Aufgaben wahrnimmt. Der Sitz der Stiftung ist Königswinter. Ihr Etat beträgt 1999 85,5 Millionen DM wovon ca. 75 Millionen DM Zuwendungen vom Bund16 sind.
Die Arbeit der FNSt im Inland bezieht sich vor allem auf politische Bildung. Demokratie und demokratisches Bewußtsein soll in allen Schichten der Bevölkerung verankert werden. Im Sinne der FNSt können nur mündige Bürger Politik aktiv mitgestalten. Dazu werden Seminare zu verschiedenen Themen durchgeführt, die jedem politisch interessierten Bürger frei zugänglich sind. Liberale Wertevorstellungen stehen hierbei im Mittelpunkt. Auf Kongressen wird der internationale Austausch gefördert. Wissenschaftler, Künstler und Politiker erhalten die Chance, Meinungen auszutauschen und zu diskutieren. Die Begabtenförderung dient der Schulung und der Förderung liberaler Nachwuchskräfte. Materielle Unterstützung wird dabei ebenso gewährt, wie Ideelle in Form von Seminaren oder Weiterbildungskursen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Forschung. Hierbei werden wissenschaftliche Forschungen unterstützt, in Auftrag gegeben oder publiziert. Die Tätigkeit der „Wissenschaftlichen Dienstes" Der FNSt erreicht jedoch nicht die Ausmaße anderer Stiftungen.
Die Friedrich-Naumann-Stiftung setzt in Lateinamerika auf die Stärkung der Zivilgesellschaft und ihrer Organisationen und unterstützt die Ausweitung der Bürgermitsprache in den politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen. Durch die Ausbildung und Beratung der zukünftigen liberalen Führungskräfte will die Stiftung dazu beitragen, alte Denk- und Handlungsmuster zugunsten einer demokratischen Weltanschauung aufzubrechen. Inhaltlich konzentriert sie sich auf die Themen Rechtsstaat und Menschenrechte, Kommunalpolitik und Föderalismus sowie Marktwirtschaft und Umweltpolitik. Die lateinamerikaweit vertriebene Zeitschrift Perfiles Liberales bietet dabei ein offenes Diskussionsforum zu aktuellen politischen Entwicklungen und liberalen Wertediskussionen.
Die Beratungsbereiche der FNSt sind u.a.
- Sicherheitspolitik, Durchführung von Veranstaltungen des zivil-militärischen Dialogs. Beratung zur Neudefinition der Rolle des Militärs in einer Demokratie mit den Themen: Trennung von Polizei und Militär; Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht; Redefinition der Aufgaben des Militärs,
- Rechtspolitik, Beratung zur Reform des Strafrechts, des Strafvollzugsrechts und um Aufbau eines eigenständigen Justitzministeriums,
- Wirtschaftspolitik, Beratung zur Autonomie der Zentralbank Beratung zur verstärkten Einbeziehung der Unternehmerverbände in die Wirtschaftsreformen z.B. Privatisierungen,
- Kommunalpolitik, Beratung zur Reform der Kommunalverfassung
- und Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikationsberatung der Regierung Reina.
„Mit allen Kräften für eine liberale Welt." Dafür ist die Friedrich-Naumann-Stiftung in aller Welt im Einsatz. Sie fördert den Aufbau marktwirtschaftlicher Strukturen und unterstützt ihre Partner in den Projektländern bei der Erarbeitung individueller Problemlösungen.
2.5. Die Hanns-Seidel-Stiftung (HSS)
17 Seit ihrer Gründung am 11. April 1967 betreibt die Hanns-Seidel-Stiftung politische Bildungsarbeit mit dem Ziel - wie es in der Satzung heißt - die „ demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage" zu fördern. Sie wurde gegründet als Institution, die im Dienst am Menschen Freiheit, Demokratie, Frieden und Wohlstand in der Welt auf christlich-sozialer, konservativer und liberaler Basis stärken soll.
Sie ist kein Organ der CSU, keine Parteischule für Mitglieder und Kandidaten. Ihr Angebot an politischer Bildung steht jedermann offen. Aber sie ist weder überparteilich noch weltanschaulich neutral. Ihre geistigen Grund- und Wertvorstellungen stimmen mit denen der Christlich-Sozialen Union überein.
Politische Bildungsarbeit, Förderung der Wissenschaft, Politikberatung, Stipendiatenförderung, Entwicklungszusammenarbeit und Pflege internationaler Kontakte - das sind kurzgefaßt die Schwerpunkte der Stiftungsarbeit.
Ihre Ziele sind u.a. die
- Analyse der politischen und gesellschaftlichen Strukturen,
- Entwicklung von Perspektiven einer gerechten, demokratischen und friedlichen Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels,
- Förderung der Wissenschaft durch Forschungsprojekte, Expertengespräche und Fachpublikationen,
- Intensivierung der akademischen Diskussion politischer und gesellschaftlicher Zeitfragen,
- Kooperation mit Universitäten und Forschungsinstituten auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene
- und Beratung politischer Entscheidungsträger im Sinne einer fruchtbaren Symbiose zwischen geistiger und politischer Führung.
Die Vermittlung demokratischen Grundwissens und vertiefter Kenntnisse über rechts- und sozialstaatlicher Strukturen steht im Mittelpunkt der internationalen Arbeit der Hanns-Seidel- Stiftung. Dies gilt sowohl für die Konferenztätigkeit des Instituts für Auswärtige Beziehungen (IAB) wie für die Entwicklungszusammenarbeit des Instituts für Internationale Begegnung und Zusammenarbeit (IBZ). In mehr als 60 Ländern der Erde unterhält die Stiftung Verbindungsstellen und Projektbüros, die einerseits dem Aufbau und der Pflege internationaler Kontakte und Beziehungen, andererseits der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit dienen.
In Lateinamerika kann mittlerweile eine deutlich sichtbare Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Systeme konstatiert werden. Deshalb erachtet es die HSS für sinnvoll, verstärkt im politischen Raum zu arbeiten und Projektmaßnahmen in den Bereichen gesellschaftspolitische Bildung und Verwaltungsförderung durchzuführen, wobei das Hauptaugenmerk auf den kommunalen Bereich gelegt wird. Zum Tragen kommen die Maßnahmen in El Salvador, Guatemala, Honduras, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Bolivien, Peru, Chile, Argentinien und Kuba. Partner in diesen Ländern sind oft sozial-, wirtschafts- und politikwissenschaftliche Forschungsinstitute und politische Stiftungen. Eine erfolgreiche Arbeit der HSS ist der Beitrag zum Demokratisierungsprozesses in Chile. In Kuba ist es der Stiftung gelungen, einen offenen Dialog zwischen der Regierung und Exilkubanern anzustoßen, für den Veranstaltungen der Hanns-Seidel-Stiftung sowohl auf Kuba als auch außerhalb als Forum dienen.
3. Die Rolle der politischen Stiftungen im Gesamtkontext der Nichtregierungsorganisationen
Allgemein können die NGO's in fünf Kategorien unterteilt werden.18 NGO's, die aus etablierten Großorganisationen hervorgehen (Ableger NGO's), NGO's die neuen sozialen Bewegungen entstammen, Honoratioren NGO's, berufsspezifische NGO's und Dienstleistungs NGO's. Manche Autoren unterteilen die NGO's in nur drei Hauptgruppen, wobei dann unterteilt wird in kirchennahe Organisationen, in politische Stiftungen und in alle Organisationen die nicht zu den beiden ersten zählen.19 Ich halte die Unterteilung Manfred Glagow's für angebrachter, da sie differenzierter ist und genauer auf die Unterschiede und Wirkungsmöglichkeiten der einzelnen NGO's eingeht.
Die politischen Stiftungen zählt Glagow - wie auch die kirchlichen Organisationen - zu den Ableger NGO's. In dem Verhältnis zu den Mutterorganisationen sieht der Autor sowohl Vor- als auch Nachteile. Dem positiv anzurechnenden Status und Prestige stehe die Tatsache gegenüber, daßdie Mutterorganisation über Sanktionsmöglichkeiten verfüge, welche Kompromisse erfordere und den Handlungsspielraum der Ableger NGO's beschränke.20
Ein Beispiel für eine nationale sozial Bewegungs-NGO ist der von ChistInnen aus fünf Konfessionen 1991 gegründete Verein Südwind e.V.. Südwind versucht „die Nische rein karitativen Engagements" zu verlassen, um „die wirtschaftlichen Ursachen weltweiter Ungerechtigkeit aufzudecken und gleichzeitig Schritte zu gerechteren Formen des Wirtschaftens aufzuzeigen."21
Als klassisches Beispiel für eine international vernetzte NGO (INGO) kann in diesem Zusammenhang amnesty international bezeichnet werden. Durch ihre Initiative für die Menschenrechte hat die Organisation weltweites (auch politisches) Ansehen gefunden. Auch diese Gruppe von NGO's betrachtet Manfred Glagow aus zwei Perspektiven. Auf der einen Seite bleibt das Unterstützungspotential für diese NGO's begrenzt, da sie nicht im Zentrum der politischen Entscheidungsstruktur stehen, auf der anderen Seite besteht durch eine hohe Homogenität ihrer Mitgliedschaft und ihrer Interessenslagen eine recht eindrucksvolle Konfliktfähigkeit.22
Unter den Honoratioren-NGO's lassen sich diejenigen NGO's zusammenfassen, die stark auf eine oder mehrere Personen zugeschnitten sind bzw. von ihnen abhängig sind. Bei kleineren Honoratioren-NGO's sieht Glagow hierin eine gewisse Instabilität, bei großen bemängelt er die „pluralistische Breite des Unterstützungskreises als ein inhaltliches Problem für die Handlungsfähigkeit der abhängigen NGO's.23 Ein Beispiel für eine solche NGO ist das vom ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter gegründete „Carter-Center" in Atlanta.
Unter die Berufsspezifischen NGO's fallen z.B. die Organisationen Ä rzte für die Dritte Welt e.V. und Dritte Welt Journalisten Netz e.V.. Diese Organisationen kommen zusammen, um gemeinsamen Interessen in der Entwicklungszusammenarbeit Ausdruck zu verleihen. Organisationsziel und fachliche Qualität sind von vornherein geklärt. Diese NGO's könne folgerichtig nur solche Fälle bearbeiten, die diese Kriterien erfüllen.24
Die gesellschaftliche Anbindung von Dienstleistungs-NGO's ist zumeist recht undeutlich. „Sie existieren nicht durch Spenden und freiwillige Beiträge aus der Gesellschaft, sondern aus Erstattung ihrer Ausgaben, für die sie keine eigenen Mittel einsetzen, sondern sie von Auftraggebern für in der Regel fachlich eng begrenzte und quasi monopolisierte Bereiche erhalten."25 Diese Auftraggeber sind auf dem freien Markt angesiedelt. Andererseits bedienen sich auch staatliche Stellen der Dienstleistungs-NGO's. Für diese NGO's besteht durch die staatlichen „Subsidien" die Gefahr das sie ein Stück ihrer Unabhängigkeit verlieren und zu QUANGOS (Quasi-Nichtregierungsorganisationen) umfunktioniert werden.26
4. Notwendigkeiten, Probleme und Chancen der Entwicklungszusammenarbeit der politischen Stiftungen
"Entscheidend ist die permanente und eigentliche Aufgabe der politischen Stiftungen: die Erziehung zur Demokratie. Sie stellt sich im Inland wie im Ausland. Eines ihrer wichtigsten Felder ist die Erwachsenenbildung. Sie trägt dazu bei, daßdie Bürger der offenen Gesellschaft sich so kenntnisreich wie möglich am Entwicklungsprozeßder Demokratie beteiligen können." Mit diesen Worten beschrieb Bundespräsident Roman Herzog ein zentrales Tätigkeitsfeld der Politischen Stiftungen.
Staatliche und private Entwicklungszusammenarbeit ergänzen sich. Bei vorrangigen Zielen wie der Armutsbekämpfung besteht eine weitgehende Übereinstimmung. Die Stärke der NGO's liegt in ihrer Nähe zu armen, unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen sowie in der Mobilisierung von Selbsthilfe und Eigeninitiative.27 Neben Programm und Projektförderung ist in den letzten Jahren ein stärkerer Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen der Bundesregierung und den NGO's zustandegekommen. So werden NGO's - insbesondere Kirchen und pol. Stiftungen - regelmäßig an der Erarbeitung von Länderkonzepten des BMZ beteiligt und beraten bei der Erstellung von Sektorkonzepten.
Die Arbeit der fünf politischen Stiftungen in Lateinamerika trägt dazu bei, den Pluralismus in der Region zu stärken. Sie liefert einen bedeutenden Beitrag für die politische Meinungsbildung und die politische Kultur die wiederum eine besondere Rolle bei der Entfaltung von Demokratie und der Festigung eines Rechtsstaates spielt.28
Die Anwesenheit der fünf politischen Stiftungen ist demnach von großer Bedeutung. Ihre Arbeit ist komplementär zur staatlichen Entwicklungszusammenarbeit und bietet eine Plattform für den Dialog zwischen der Zivilgesellschaft der Länder Lateinamerikas und Deutschland.
Mögliche Probleme in der Zusammenarbeit der Stiftungen mit ihren Partnerorganisationen die in manchen Programmen und Organisationen auftauchen sind u.a.
- Knappheit der finanziellen Mittel,
- Fehlen eines Erfahrenen und kompetenten Personalteams,
- Schwierigkeit der Umsetzung des Prinzips der Hilfe zu Selbsthilfe, mit dem Schwerpunkt auf Selbsthilfe,
- nicht gewährleistete dauerhafte Präsens vor Ort
- und die Tendenz zum Divisionismus innerhalb einiger politischer Parteien , Gewerkschaften und Gremien.
Daraus leitet Ricardo Lagos drei mögliche Szenerien ab29, den Idealfall in dem die politischen Stiftungen eine den neuen Herausforderungen - sprich der Globalisierung - angepaßten Konzeption entwerfen und auch noch genügend Geldmittel und Partner für ihre Verwirklichung finden, den wahrscheinlichen Fall, in dem die Stiftungen neue Konzepte entwerfen und diese mit den vorhanden Geldmitteln und dem vorhandenen Personal umsetzen - dabei kann allerdings nur die Qualität der Resultate beibehalten werden, die Quantität nimmt ab - und den negativen Fall, in dem sich die Stiftungen genötigt sehen, ihre Präsenz in Lateinamerika zu reduzieren, was eine „Verarmung der politischen Kultur"30 bedeutet.
Es bleibt noch die Frage zu klären, ob die Globalisierung, verstanden als eine Öffnung, Liberalisierung der Märkte eine Chance für Lateinamerika darstellt.
5. Globalisierung - eine Chance für Lateinamerika?
Vieles von dem, was Willy Brandt vor nicht allzu langer Zeit angedeutet hat, ist heute Realität geworden, so schrieb er einst: „Die Globalisierung von Gefahren und Herausforderungen...erfordert eine Art Weltinnenpolitik, die über den Horizont von Kirchtürmen, aber auch nationale Grenzen weit hinausreicht. Weiterhin herrscht ein defensiver Pragmatismus vor, und dies in einer Zeit, in der die wahren Interessen der Menschen und der Menschheit neue Perspektiven und weitsichtige Führung erfordern."31
Insgesamt gesehen konnte die Gruppe der Entwicklungsländer zwar von der weltweiten Integration von Handel, Produktion und Kapital (Globalisierung) profitieren, allerdings profitieren einige mehr und andere gar nicht vom weltwirtschaftlichen Austausch. Zu den Gewinnern gehören die „Tiger-Staten" Ostasiens, die „Jaguar-Staaten" Lateinamerikas (Chile, Mexico) und nicht zuletzt die Newly Industializing Countries in Asien. Die Entwicklungsländer als Gruppe verdoppelten ihr reales PRO-KOPF Einkommen zwischen 1965 und 1995, Malaysia vervierfachte es und Südkorea verzehnfachte es.32 Die Strategie dieser Länder lautet „Wachstum durch Produktion wettbewerbsfähiger Güter für den Weltmarkt." 33
Als Resultat entsteht eine breite Mittelschicht, hohe Investitionen in Bildung tragen dazu bei, daßdie Gewinne der Globalisierung nicht in der Hand einiger weniger verbleiben.
Zur zweiten Gruppe der Globalisierungsgewinner gehören die Staaten Lateinamerikas, die in den 90er Jahren ihre vormals protektionistisch abgeschotteten Volkswirtschaften liberalisierten. Vor allem Chile, Argentinien, Brasilien und Mexiko profitieren mittlerweile von dem globalen Wettbewerb. Handel, Investitionen und Wachstum stiegen erheblich. In Chile wuchs das BSP zwischen 1990 und 1995 um 7,3 Prozent.34 Allerdings verbleiben gesamtwirtschaftliche Gewinne aufgrund von Verteilungsungerechtigkeiten häufig in der Hand einiger weniger. Als Trend läßt sich festhalten, daßgerade diejenigen Staaten wirtschaftlichen Erfolg haben, die sich am stärksten in die Weltwirtschaft integrieren.
Verlierer sind diejenigen Staaten, die nach außen abgeschottet bleiben, relativ wenig in weltwitschafliche Zusammenhänge eingebunden sind und keine marktwirtschaftliche Politik betreiben. (Afrika, Südostasien und der mittlere Osten) In diesen Regionen sank der Anteil am Welthandel, Investitionen und Wachstum fielen unterdurchschnittlich aus. Die oftmals von Inkompetenz, Korruption, staatlichem Interventionismus und autoritären Regimen geprägte Wirtschaftspolitik der obigen Staaten hat entwicklungspolitisch katastrophale Folgen.35 Selbst das Lomé - Abkommen, welches für die Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik einen bevorzugten Zugang zum Europäischen Markt und besondere finanzielle Hilfe der Industrieländer vorsieht, konnte die entwicklungspolitisch negativen Folgen der Politik dieser Länder nicht ausgleichen.
Die Ursachen für diese Polarisierung zwischen erfolgreichen und erfolglosen Entwicklungsländern liegen im wesentlichen an den unterschiedlichen Politiken dieser Staaten, deren Wirkung dann wieder von der Globalisierung verstärkt wurde. Länder mit „guter" Politik gekommen bekommen Zuschüsse globaler Ressourcen -bei anderen bleiben nicht nur die Investitionen aus, sondern auch mögliche Zuschüsse, sog. Opportunitätskosten. Potentiell kann jedes Land die Chancen des Weltmarktes Nutzen - wenn es die „richtige" Politik betreibt.
„Lateinamerika wird auch in der kommenden Dekade stärker als andere Weltregionen von schroffen sozialen Gegensätzen geprägt bleiben - mit den damit verbundenen Risiken für die politische Stabilität."36
6. Schlußbemerkung
Und genau hier kann und mußdie Arbeit der politischen Stiftungen in Lateinamerika ansetzten. Sie müssen weiterhin den Versuch unternehmen, demokratische Strukturen in den Köpfen der Leute zu verankern. Und womit könnte dieses besser erreicht werden als mit konzeptionell äußerst unterschiedlich agierenden Organisationen die zwar gemeinsame Förderungsschwerpunkte - wie in der vorliegenden Arbeit in Punkt 2 erläutert - aber durchaus unterschiedliche entwicklungspolitische Konzepte haben. Vergleicht man diesbezüglich die Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP) mit der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung so liegt einerseits der Schwerpunkt auf „Mit allen Kräften für eine liberale Welt" und andererseits auf Ökologie und Geschlechterdemokratie. Die in der bundesdeutschen Politik erkennbaren inhaltlichen Unterschiede spiegeln sich in den entwicklungspolitischen Konzeptionen der Stiftungen wieder. Pluralisierung mußhierbei das „Zauberwort" der Arbeit der politischen Stiftungen in Lateinamerika lauten. Es bleibt für die Zukunft die Frage, ob der Prozeßder politischen Meinungsbildung und der Entwicklung einer politischen Kultur ausreicht um mit den Herausforderungen der wirtschaftlichen Entwicklung - insbesondere der Globalisierung - Schritt zu halten. Es sollte aber auf jeden Fall der Versuch unternommen werden dieses zu erkunden, also die Arbeit der politischen Stiftungen weiterhin zu fördern. Dies ist die Chance der Länder Lateinamerikas - man darf sich hierbei nicht von vermeintlichen Rückschlägen wie einer nur marginalen Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung blenden lassen und die Arbeit einstellen oder reduzieren - nur langfristig und kontinuierlich kann eine nachhaltige Entwicklung erzielt werden.
7. Literatur
- amnestey international (Hrsg.), Jahresbericht 1997, deutsch Ausgabe, Frankfurt am Main 1997
- Arnim, Hans Herbert von (Hrsg.), Die Partei, der Abgeordnete und das Geld, München 1996.
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.), Journalisten Handbuch Entwicklungspolitik 1998, Bonn 1998.
- Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Informationen zu politischen Bildung: Globalisierung, Bonn 1999.
- Dabrowski, Martin (Hrsg.); Brockmann, Andreas; Lagos Andino, Ricardo; Mittelamerika und Deutschland: Das Potential einer guten Partnerschaft; Frankfurt am Main: Vervuert, 1996.
- Ders. (Hrsg.), Maihold, Günher, Die FES in Lateinamerika, Frankfurt am Main 1996.
- Ders. (Hrsg.), Heymer, Guido, Die Außenpolitik gegenüber Mittelamerika, Frankfurt am Main 1996.
- Ders. (Hrsg.), Thesing, Josef, Die KAS in Lateinamerika, Frankfurt am Main 1996.
- Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Internationale Entwicklungszusammenarbeit (Hrsg.), Globalisierung gestalten, Internationale Konferenz 17. - 18. 6.1998, Bonn 1998.
- Friedrich-Ebert-Stiftung, Presse und Informationsstelle (Hrsg.), Jahresbericht der FriedrichEbert-Stiftung 1997: Jahresabschlußzum 31. Dezember 1996,.Bonn 1998.
- Ders. (Hrsg.), Internationale Entwicklungszusammenarbeit, Bonn 1998.
- Friedrich-Naumann-Stiftung (Hrsg.), Die Bilanz der Friedrich-Naumann-Stiftung 1998, Königswinter 1998.
- Glagow, Manfred; Die Nichtregierungsorganisationen in der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit; in Nohlen, Dieter und Franz Nuscheler (Hrsg.); Handbuch zur dritten Welt, Bd. 1, Grundprobleme, Theorien, Strategien; Bonn 1993.
- Hanns-Seidel-Stiftung (Hrsg.), www.hss.de, 1999.
- Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.), Die Auslandsarbeit der HBS, Berlin 1997.
- Ders. (Hrsg.), Die Arbeit aus den Regionalbüros Mittelamerikas, Berlin 1997.
- Institut für Iberoamerika-Kunde Hamburg (Hrsg.), Brennpunkt Lateinamerika: Ausgabe 7- 99, Gehört Lateinamerika zu den Verlierern im Prozeßder wirtschaftlichen Globalisierung?, Hamburg 1999.
- Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.), Jahresbericht 1997, Sankt Augustin 1998.
- Ders. (Hrsg.), Geschäftsbericht 1997, Sankt Augustin 1998.
- Ders. (Hrsg.), www.kas.de, 1999.
- Lagos, Dr. Ricardo (Hrsg.), Das Potential Und die neuen Herausforderungen der Zukünftigen Kooperation der deutschen Politischen Stiftungen in Mittelamerika, in: Fachdialog Politische Stiftungen - GTZ Demokratieförderung in Lateinamerika, Velbert 1998.
- Nuscheler, Franz (Hrsg.), Lern und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1995.
- Südwind e.V. (Hrsg.), Kurzvorstellung: Südwind. Ein Instrument für den Konziliaren Prozeß, November 1996.
- Wegner, Rodger (Hrsg.), Nichtregierungsorganisationen und Entwicklungshilfe - Einführung und systematische Bibliographie, Hamburg 1993.
[...]
1 Dialog zwischen der EG und den Staaten Mittelamerikas der zum Ziel hat, die Friedensbemühungen zu fördern und durch Demokratisierung zur dauerhaften Stabilisierung der Region beizutragen.
2 Initiative des costaricanischen Präsidenten Arias welche später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
3 Heymer, Guido, Die Außenpolitik gegenüber Mittelamerika, in: Dabrowolski (Hrsg.), Brockmann, Lagos, Mittelamerika und Deutschland - Das Potential einer guten Partnerschaft, Frankfurt am Main 1996 (künftig: Mittelamerika und Deutschland), S. 5.
4 Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama.
5 Vgl. Lagos, Dr. Ricardo, Das Potential und die neuen Herausforderungen der Zukünftigen Kooperation der deutschen Politischen Stiftungen in Mittelamerika, in: Fachdialog Politische Stiftungen - GTZ Demokratieförderung in Lateinamerika (künftig: Lagos), S. 1.
6 Vgl. Arnim, Hans Herbert von, Die Partei, der Abgeordnete und das Geld, München 1996.
7 Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.), Journalisten-Handbuch Entwicklungspolitik 1996, S. 284.
8 Vgl. Presse und Informationsstelle der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), Jahresbericht der Friedrich-Ebert-Stiftung 1997: Jahresabschlußzum 31. Dezember 1996,Bonn 1998.
9 Vgl. ebd., Internationale Entwicklungszusammenarbeit, Bonn 1998, S. 53.
10 Vgl. Maihold, Günher, Die FES in Lateinamerika, in: Mittelamerika und Deutschland, Frankfurt am Main 1996, S. 180.
11 Die Ausführungen zur KAS stützen sich - wenn nicht ausdrücklich anders angegeben - auf: Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.), Jahresbericht 1997, Sankt Augustin 1998 und Konrad- Adenauer-Stiftung, Geschäftsbericht 1997, www.kas.de.
12 Vgl. Thesing, Josef, Die KAS in Lateinamerika, in: Mittelamerika und Deutschland, Frankfurt am Main 1996, S.171.
13 Instituto Centroamericano de Estudios Políticos.
14 Die Ausführungen zur HBS stützen sich - wenn nicht ausdrücklich anders angegeben - auf: Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.), Die Auslandsarbeit der HBS, Berlin 1997 und Heinrich-Böll- Stiftung, Die Arbeit aus den Regionalbüros Mittelamerikas, Berlin 1997.
15 Die Ausführungen zur FNS stützen sich - wenn nicht ausdrücklich anders angegeben - auf: Friedrich-Naumann-Stiftung (Hrsg.), Die Bilanz der Friedrich-Naumann-Stiftung 1998, Königswinter 1998 und Internet Homepage der FNSt, www.fnst.de.
16 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bundesministerium des Inneren, Auswärtiges Amt, etc.
17 Die Ausführungen zur HSS stützen sich - wenn nicht ausdrücklich anders angegeben - auf: Internet Homepage der Hanns-Seidel-Stiftung, www.hss.de, 1999.
18 Vgl. Glagow, Manfred; Die Nichtregierungsorganisationen in der Internationalen Entwicklungszusammenarbeit; in Nohlen, Dieter und Franz Nuscheler (Hrsg.); Handbuch zur dritten Welt, Bd. 1, Grundprobleme, Theorien, Strategien; Bonn 1993; (künftig: Glagow); S. 311 - 313.
19 Vgl. Wegner, Rodger (Hrsg.), Nichtregierungsorganisationen und Entwicklungshilfe - Einführung und systematische Bibliographie, Hamburg 1993, S. 17 - 18.
20 Vgl. Glagow, S. 312.
21 Vgl. Südwind e.V. (Hrsg.), Kurzvorstellung: Südwind. Ein Instrument für den Konziliaren Prozeß, November 1996.
22 Vgl. Amnesty International (Hrsg.), Jahresbericht 1997, deutsche Ausgabe, Frankfurt am Main 1997, S. 581.
23 Vgl. Glagow, S. 312.
24 Vgl. Glagow, S. 313.
25 Ebd.
26 Vgl. Nuscheler, Franz (Hrsg.), Lern und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1995; S. 504.
27 Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.), Journalisten-Handbuch Entwicklungspolitik 1998, S. 254.
28 Vgl. Lagos, S. 2.
29 Vgl. Lagos, S. 5.
30 Ebd.
31 Vgl. Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Internationale Entwicklungszusammenarbeit (Hrsg.), Globalisierung gestalten, Internationale Konferenz 17. - 18. 6.1998, Bonn 1998.
32 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Informationen zu politischen Bildung: Globalisierung, Bonn 1999, (künftig: Globalisierung), S. 26 - 27.
33 Ebd., auch: Expot-Led-Growth.
34 Ebd., S. 27.
35 Vgl. Globalisierung, S. 28.
36 Vgl. Institut für Iberoamerika-Kunde Hamburg (Hrsg.), Brennpunkt Lateinamerika: Ausgabe 7-99, Gehört Lateinamerika zu den Verlierern im Prozeßder wirtschaftlichen Globalisierung?, Hamburg 1999.
- Arbeit zitieren
- David Tepaße (Autor:in), 1999, Die Arbeit der politischen Stiftungen in Lateinamerika unter besonderer Berücksichtigung der Globalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95196
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