Tochterbriefe - Überlegungen zur Entwicklung der Gattung Brief anhand von Briefbeispielen von Töchtern an ihre Eltern


Hausarbeit, 2002

24 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Töchter an ihre Eltern – Betrachtungen zur Entwicklung der Gattung Brief
2.1 Vom Ausgang des Mittelalters bis zum 16. Jahrhundert
2.2 Das 17. und 18. Jahrhundert.
2.3 Blütezeit der Briefkultur im 19. Jahrhundert
2.4 Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert
2.5 Das 20. Jahrhundert
2.5.1 Kriegszeiten
2.5.2 Entwicklung der Kommunikationstechnik und deren Einfluss auf die Töchter

3. Zusammenfassende Schlussbemerkungen

4. Anhang

1. Einleitung

Tochterbriefe – das sind Briefe von Töchtern an ihre Eltern, an Mutter oder Vater oder an beide gemeinsam.

Bereits im Thema wird zum Ausdruck gebracht, dass in dieser Arbeit die Entwicklung der Gattung Brief an Beispielen von Tochterbriefen nachvollzogen werden soll. Die chronologische Herangehensweise ist darum naheliegend.

Wichtig ist für mich die Frage, ob diese besondere Form des Briefes typisch für die Entwicklung der Gattung überhaupt ist.

Um diese Frage beantworten zu können und um die chronologische Entwicklung darzustellen, wurden neben Untersuchungen zu Form, Aufbau und Inhalt der Briefbeispiele auch historische und soziologische Aspekte kurz angerissen.

Da es sich hier um eine sehr spezielle Variante des privaten Briefes handelt, in erster Linie keinesfalls zur Veröffentlichung vorgesehen, war es für gewisse Zeitepochen schwierig, entsprechende Quellen ausfindig zu machen.

In meiner Arbeit über Briefe von Töchtern an ihre Eltern ist es mir nicht möglich, die Thematik literaturwissenschaftlich umfassend und in die Tiefe gehend zu behandeln, dazu ist der Rahmen einer Hausarbeit zu eng gefasst.

Ich kann meine Überlegungen lediglich an den hinzugezogenen Briefbeispielen und unter Einbeziehung eines geringen Teiles der im großen Umfang existenten Sekundärliteratur anstellen.

Die Formulierung von für die Literaturwissenschaft relevanten, allgemein gültigen Thesen ist mir an dieser Stelle nicht möglich.

2. Töchter an ihre Eltern – Betrachtungen zur Entwicklung der Gattung Brief

2.1 Vom Ausgang des Mittelalters bis zum 16. Jahrhundert

„Kintliche lieb und trei zuvor“[1]

Nahezu alle mir zur Verfügung stehenden Briefbeispiele aus der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts beginnen mit einem solchen Grußder Tochter an die Eltern. Achtung und kindliche Ergebenheit gegenüber der älteren Generation kommen so zum Ausdruck.

Allerdings bietet die sowohl geografisch breit gestreute als auch weit über ein Jahrhundert hinweg verwendete fast einheitliche Formulierung nicht nur Anlass zu sozialgeschichtlichen Überlegungen.

Betrachtet man die Briefe hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes, also des Briefaufbaus, wird man ebenso weitestgehende Übereinstimmung feststellen. Dazu die folgenden Beispiele:

Kyntliche libe mit freuntlichem gruße unde waz wyr libez, eren unde gutis vormogen, zuvor. Hochgeboren furste, libe herre unde fadir. Wir bidden uwe libe fruntlich wißen, daz wir unde unse kynde von gots gnaden noch alle frysch, stark und ghesunt sin unde wir dez alzijt beghern zu wißen von uwer libe, alßdaz bilch unde moglich ist. Ouch so bidden wir uwe libe fruntlich, waz dusse kegenwertiger Hans Schreder, unse knecht, gegen uwe libe werbet, daz ir em dez gloubet. Daz will wir alzijt umme dyselben uwe libe vordynen. Datum Munden in die Marco nostro sub secreto.

Margaretha [...][2]

Kintliche lieb und trei zuvor. Hochgeborner first, alergenedigenst her und vater. Eyr genaden gesunthait erfeyeren wir alzeit geren von eiren genaden. Auch don wir eiren genaden zu wissen, das wir auch frysch und gesund send von den genaden gotes. Auch, alergenedigenster her und vater, wir schicken zu eiren genaden unssern schnider, der wirt eyr genad wol underrichten etlichen gebruch, den wir haben an manicherlay sachen: das sol eir genad genzlich geloben. Nicht mer, dan got der almechtig der[s]par eyr genad frysch und gesund! Geben zu Kelen an der Spre am manttag nach unser frauen tag.

Barba [...][3]

Kintliche treu allzeit zuvorn. Hochgeborne furstin, liebe frau müter. Wir fugen eur lieb wissenn, das wir mitsampt unnserm lieben herren und vatter auch unnserm jungen son und tochtter von den genaden des almechtigen frisch und wolmügend sein, das wir alzeit von dem hochgeborn fursten, unnserm lieben heren vater, eur lieb gemahell, und eur lieb zu vernemen erfreuet wern. Auch, liebe frau muter, bitten wir uch als unser liebe frau muter, uns ein halb schog sittichfedern zu schicken und uns der nicht versagen. Das wollen wir gar gern verdinen und bevelhen darmit dem almechtigen, eur lieb in langkwirigem gesunth zu enthallten. Datum Coln an der Sprew am freitag nach visitationis Marie anno u. 82°.

Margaretha [...][4]

Mynen frintlichen grüßund als gütz züvor, lieber her und vatter. ich laßuch wissen, das ich frisch und gesunt bin von den genoden gottes. solliches beger ich alwegen von uch zü herren. Lieber her und vatter, ich wolt uch gern bitten, das er mir ein nuwen beltz wellen kouffen. nit me, dan got spar uch gesunt.

Katterin [...][5]

Die Tatsache, dass Form und Aufbau der Briefe gewissen Regeln folgen, lässt darauf schließen, dass es bereits zum Ausgang des Mittelalters rhetorische Regelwerke gab. Diese Vermutung wird von Nickisch bestätigt, der in seiner Bibliographie schon für 1471 eine „Deutsche Rhetorik“ nachweist.[6]

Die hier verwendeten Briefbeispiele stammen sogar aus noch früherer Zeit. Möglicherweise gab es eventuell auch schon weit eher deutsche Brieflehren. Es könnte aber auch sein, dass den Privatbriefen, die bereits in deutscher Sprache abgefasst wurden, Brieflehren oder Rhetoriken für lateinische Briefe (meist Kanzleibriefe) zu Grunde lagen.

Alle Briefe wurden mit einer Grußformel (salutatio) eingeleitet, aber nicht alle mit einer Schlussformel (conclusio) beendet.

Die vier oben angeführten Briefe beinhalten jeder eine Bitte (petitio). Diese wurde entweder direkt formuliert, indem um Sittichfedern oder einen Pelz gebeten wurde, oder sie ist nur indirekt enthalten durch die Ankündigung eines Bediensteten, der die Bitte dann mündlich vorbringen sollte.

Es ist anzunehmen, dass diese „Bittbriefe“ von Töchtern an ihre Eltern häufiger auftraten als erzählende, eine narratio enthaltende Briefe. Solche Briefe sind allerdings auch erhalten, wie der Brief der Herzogin Elisabeth von Jülich und Berg an ihre Eltern beweist. In diesem Brief ging die Schreiberin auf eine ihr durch die Eltern zugetragene Vermutung ein, dass die Ehe zwischen ihr und ihrem Gemahl nicht in Ordnung wäre und sie krank sei.

Dan wir in den zijden etwas schwaech gewesen syn, so hait syne liebde uns umb des besten wille zo Coelne bij die ertzde geschickt, umb daz wir die steteclich bij uns hetten, uns zo raeten und zo helffen, und ist das mit unser beyder guden willen gewesen [...] und unse liebe herre und gemahell ist ouch etwie dicke, dwijle wir zo Coelne waren, dar zo uns komen und froelich mit uns gewesen und ist ouch süß, [...] Darumbe wer uch solichs anbracht hait, der hait sich sere vergessen und were des billiger oeberich gewesen.[7]

Dieser Brief ist recht ausführlich und offensichtlich eine Antwort auf einen besorgten Brief der Eltern.

Ein ebenfalls ausführlicher Brief wurde von der Pfalzgräfin Amalie von Veldenz an ihren Vater geschrieben. Hier kommt zur narratio eine petitio hinzu. Amalie erzählte dem Vater, wie schlecht sie von der Familie ihres Mannes behandelt wird und bat ihn, ihr zu helfen.

So wisent, das es myr fast ubel get, und myn sweher hat myn gemahel gedrungen, das er seyn wiln darzu hat geben, wen myn sweher sterb, so sol myns gemahels bruder als wol deyl an dem land haben, als er, und solen dye amtleut eym eben als gehorsamals dem ander seyn, und myn swigerfrau, dye sol meister seyn uber ales, das wyr haben, so lang sie lebt. So musen wir ir zu gnaden gen: so wolt ich eben als me dot seyn. [...] Ach, herzlieber her faterm helfent myr! Dan ir wisent doch wol, was dye verschreibung inhelt: dan ale myn hofnung zu eur gnaden stet. Und, herzlieber her fater, wollen ir myr helfen, so dunz bald[8]

Die Formulierung besonders der salutatio ist in allen Briefen sehr ähnlich, wie oben bereits festgestellt wurde.

Die direkte Anrede des Adressaten ist in dieser Formel „verpackt“, sie ist nicht vorangestellt, wie wir es aus späteren Zeiten kennen. Der respektvolle, an gesellschaftliche Konventionen gebundene Stil, drückt sich besonders in der Anrede aus. Da es sich bei den verwendeten Beispielen fast ausnahmslos um Absender und Adressaten adliger Herkunft handelt, ist die Anrede der Eltern sehr förmlich:

- „Hochgeboren furste, libe herre unde fadir“[9]

- „Durchluchtiger und hochgeborner fürste und fürstynne, herzelieben herre und vater und fraüwe und muter.“[10]

- „Hochgeborne furstin, liebe frau müter“[11]

Es wurde nicht nur der private Aspekt zum Ausdruck gebracht, sondern immer auch der hohe gesellschaftliche Rang gewürdigt. Auch im Brief der Bürgerstochter Katharina Wurmser ist die salutatio entsprechend formuliert:

- „Mynen frintlichen grüßund als gütz züvor, lieber her und vatter.“[12]

Eine Ausnahme hiervon ist der schon erwähnte Brief der Pfalzgräfin Amalie von Veldenz, die in ihrer Not offensichtlich völlig in die Rolle des hilfesuchenden Kindes zurückversetzt wurde. Sie sprach den Vater mit

- „Herzlieber her fater“[13] an.

Zwar könnte man vermuten, dass dieses Elternhaus eine Ausnahme in seiner Zeit darstellte, aber ein Brief der Schwester Amalies, der Königin Barbara von Böhmen, beweist das Gegenteil. Sie schrieb, wie es üblich war:

- „Hochgeborner first, alergenedigenst her und vater“[14]

Betrachtet man den Schluss der Briefe, so kann man Unterschiede feststellen. Einige Briefe enden unvermittelt mit der Angabe des Datums und der Unterschrift, die meist vollständig aus dem Namen und Titel besteht. Als Beispiel dient der Brief der Gräfin Elisabeth von Henneberg an ihre Mutter:

Herzliebe frau und muder, pit ich euer genad, das euer genad woll dran seyn, das mir meyn pruder mein dynglich folett [gemeint ist das vollständige Weißzeug, s. Privatbriefe, S. 203, Anm.; D.S.] schick. Datem zu Manz den freyddag noch unser liben frauen dag.

Els, geborne marggeffin zu Branbu[rg]

Greffin und frau zu Henbergk[15]

Auch hier stellt der Brief der Pfalzgräfin Amalie von Veldenz wieder eine Ausnahme dar. Sie unterzeichnete mit „Amely, eur gnaden betrubte dochter.“[16]

In anderen Briefen finden wir vor der Unterschrift eine regelrechte conclusio, die aus guten Wünschen für die Eltern besteht:

Nicht mer, dan got der almechtig der[s]par eyr genad frysch und gesund! Geben zu Kelen an der Spre am manttag nach unser frauen tag.

Barba, von gotes genaden[17]

Nahezu allen Beispielen ist die innerhalb der Familien übliche Verbundenheit zu entnehmen, die sowohl die kindliche Pflicht, den besorgten Eltern Nachricht über das persönliche Wohlergehen zu geben, als auch das kindliche Bedürfnis und die Gewohnheit, Eltern um Hilfe (welcher Art auch immer) zu bitten, beinhaltet.

Aber auch hier gibt es wiederum Ausnahmen, wie z.B. den Brief der Margaretha von Österreich an ihren Vater, Kaiser Maximilian I.

Bei Kreiten erfährt man, daßMargaretha über lange Jahre die persönliche Beraterin ihres Vaters war. Sie besaßein ausgeprägtes diplomatisches Geschick. Margaretha war selbst Regentin in den Niederlanden.

Aus ihren Briefen spricht eine innige Liebe und zärtliche Sorge um des Vaters Wohlergehen, eine Zuneigung, die sich allerdings nicht nur in schönen Redensarten und süßlichen Beteuerungen ihrer Anhänglichkeit offenbarte, sondern wirklich auf ihres Vaters Wohl und Ehre bedacht, scheute sie sich auch nicht, ihm in ehrerbietiger, aber an Deutlichkeit nichts zu wünschen lassender Form ihre Meinung über sein Tun und Treiben zu sagen [...] Andererseits aber blieb sie ihrem Vater gegenüber die gehorsame Tochter, die ihn von allen ihren Schritten und Unternehmungen in Kenntnis setzte.[18]

Der hier als Bespiel verwendete Brief beinhaltet ein Empfehlungsschreiben für einen Gesandten, den Margaretha ihrem Vater ans Herz legt.

Dieser Brief, obwohl er sich dem Inhalt nach von den anderen Briefbeispielen unterscheidet, ist ebenso wie diese in salutatio und conclusio an die üblichen gesellschaftlichen Konventionen gebunden.

Margaretha wurde in Frankreich erzogen, tat sich mit der deutschen Sprache ausgesprochen schwer und verfasste daher ihre Schreiben in französischer Sprache.

- Salutatio: „Mon très redoubtè Seigneur et père“ (freie Übersetzung: Mein sehr hochverehrter Herr und Vater..., D.S.)
- Conclusio: „Vostre très humble et très obéissante fille Margueritte“ (freie Übersetzung: Ihre sehr bescheidene und sehr gehorsame Tochter Margueritte, D.S.)[19]

Die Briefe der Töchter an ihre Eltern in dieser Zeit hinterlassen den Eindruck, dass die Briefschreiberinnen noch recht unbeholfen darum bemüht waren, eine angemessene schriftliche Form der privaten Kommunikation zu finden.

2.2 Das 17. und 18. Jahrhundert

Es ist äußerst beschwerlich, für den Zeitraum des 17. und 18. Jahrhunderts Briefe von Töchtern an ihre Eltern ausfindig zu machen.

Das mag daran liegen, dass Privatbriefe jener Zeit gewissermaßen Verbrauchsdinge waren und nicht zur Veröffentlichung vorgesehen waren. Ausserdem gehe ich davon aus, dass in den Archiven sehr viel unerschlossenes Material zur Verfügung steht, in welchem sich auch Tochterbriefe aus dieser Zeit finden würden.

Eine weitere Begründung ist sicher in der Geschichte des Briefes überhaupt zu suchen.

Nickisch stellte fest, daßsich die von Luther im 16. Jahrhundert eingeführte Briefkunst nicht langfristig halten konnte, sondern sich der im Mittelalter übliche Kanzleistil erneut durchsetzte.[20] Das ging natürlich zu Lasten des Privatbriefes. Dazu, dass in der Barockzeit der offizielle Umgang miteinander sehr förmlich war, gab es eine weitere Erschwernis:

Da in der politisch und gesellschaftlich maßgebenden Schicht das Deutsche vom Französischen verdrängt wurde, wandelte sich auch der Sprachstil der Briefe. Entweder verwendete man innerhalb der an sich deutschen Briefsprache immer mehr Fremdwörter – vor allem natürlich französische und lateinische, doch auch italienische und spanische -, oder man verfaßte seine Briefe gleich ganz in einer fremden Sprache [...] Der übermächtige Einflußder französischen Gesellschaftskultur auf die deutschen Höfe hatte zur Folge, daßnach 1650 allein der französisch geschriebene Brief als gesellschaftsfähig galt. Das blieb so bis weit in das 18. Jahrhundert hinein.[21]

Der Brief der Magdalena von Hardegg aus dem Jahr 1616 lässt mit Blick auf die im vorigen Kapitel betrachteten Beispiele noch keine gravierenden Veränderungen erkennen. Salutatio und conclusio können leider nicht untersucht werden, da nur ein Ausschnitt des Briefes vorliegt. Klar ist, dass es sich hier wie auch in den meisten Briefen aus dem 16. Jahrhundert um eine Bittschrift handelt: „ich bitt ir gl von wegen eines menschen, den es mir unmiglich wer meine sachen selber zu butzen“[22]

Weitere Beispiele von Tochterbriefen liegen mir erst aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor.

In der Zeit der Aufklärung, beginnend mit Gottsched, der sich um die Erhaltung und Pflege der deutschen Schriftsprache sehr bemüht und verdient gemacht hatte, wurden verschiedene Briefsteller, auch für Privatbriefe, veröffentlicht. Besonderes Augenmerk auf die Frauen als Briefschreiberinnen legte Christian Fürchtegott Gellert.

Er verglich das Schreiben eines Briefes mit einem Gespräch, mit der direkten mündlichen Ansprache. Der Vorteil des Briefes sei, dass man das, was man mündlich sagen würde, in angemessenem, wohlüberlegtem Ausdruck formulieren kann.

So viel ist gewiß, daßwir in einem Briefe mit einem andern reden, und daßdasjenige, was ich einem auf ein Blatt schreibe, nichts anders ist, als was ich ihm mündlich sagen würde, wenn ich könnte oder wollte. [...] wovon wir reden können, davon können wir auch schreiben.[23]

Die Frau im 18. Jahrhundert (gemeint ist hier die gebildete adlige bzw. bürgerliche Frau) sollte dem Mann als anregende Gesprächs- und Briefpartnerin gegenüber stehen, wobei sie aber selbstverständlich nie aus dem ihr zugedachten Rahmen fallen durfte.

Doch nur die vergleichsweise gebildeten, wohlhabenden Frauen mit einiger Muße zum Schreiben partizipierten an dieser Briefkultur des 18. Jahrhundert. Frauen des Kleinbürgertums und der Unterschichten (Mägde, Kammerzofen, Marktweiber, Bäuerinnen, Tagelöhnerinnen, Manufakturarbeiterinnen, Frauen in Handwerkerkreisen) konnten vor 1800 bestenfalls schlecht, meistens aber gar nicht schreiben. Kaum hätten sie die Zeit oder die Mittel gehabt, schöne, ausführliche Briefe zu schreiben. Auch war die Post teuer.[24]

Das Briefschreiben war praktisch die einzige schriftliche Sprachaktivität, welche die ‚aufgeklärte‘ Gesellschaft der Frau zubilligte. Dementsprechend waren Erziehung und Bildung des Frauenzimmers angelegt. Sie sollten die Frau als Gattin und Gesprächspartnerin ‚interessanter‘ und eben auch als Briefpartnerin geistig anregender und anziehender machen.[25]

Die Bemühungen der Aufklärer wie Gottsched oder Gellert fielen auf fruchtbaren Boden.

Von den deutschen Aufklärern und Brieflehrern ermuntert, von großen ausländischen Beispielen herausgefordert, wurden viele Frauen hierzulande in kürzester Zeit zu Meisterinnen des Briefschreibens – der Brief wurde gleichsam zur weiblichen Paradegattung.[26]

Marie Antoinette, die aus Wien stammte und mit 15 Jahren mit dem Dauphin (später Ludwig XVI.) von Frankreich verheiratet wurde, war sicher im Geiste der Aufklärer geschult. Briefe zu schreiben, gehörte scheinbar zu ihrem Leben selbstverständlich dazu und schien ihr leicht von der Hand zu gehen, wie man dem Grundtenor des Beispieles von 1770 entnehmen kann.[27]

Die Begrüßung der Mutter im Brief ist sehr knapp: „[Madame] liebste Mutter.“ Die förmliche, umständliche Anrede des späten Mittelalters sowie (wie anzunehmen ist) der Barockzeit entfällt. Trotzdem mangelt es nicht am nötigen Respekt und der Achtung gegenüber der Mutter.

Dieser Brief weist noch einen weiteren Bestandteil auf, der in dieser ausgeprägten Form in den bisher hinzugezogenen Beispielen nicht vorkam. Der Anrede folgt die Kontaktaufnahme (captatio benevolentiae):

Nachdem ich gehört hatte, daßder Kurier übermorgen abgeht und wir morgen nach Choissy fahren, wollte ich die Briefe nicht abwarten, die Mercy mir heute abend bringen soll, da ich Angst habe, nicht mehr Zeit für die Antwort zu haben. So hebe ich sie mir für eine nächste Gelegenheit auf.[28]

Der Hauptteil des Briefes besteht aus einer narratio. Marie Antoinette berichtete ihrer Mutter von verschiedenen Begebenheiten am Hofe König Ludwigs XV. Der Art, wie berichtet wurde, entnehme ich, dass die Autorin bereits im Alter von15 Jahren recht selbstbewusst war.

Die Schlussformel widerspiegelt die üblichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten – Respekt und Ergebenheit der Tochter gegenüber der Mutter: „Ich habe die Ehre mit der allerrespektvollsten Zärtlichkeit zu sein die zärtlichste und ergebenste Tochter Antoinette“[29]

Ein anderes Beispiel eines Tochterbriefes vom Ende des 18. Jahrhunderts fällt etwas aus dem Rahmen, ist sicher nicht symptomatisch für die Zeit.

Es handelt sich um einen Brief der 22-jährigen Tochter der Fürstin Galitzin an ihre Mutter. Die Fürstin war im 18. Jahrhundert eine Ausnahmeerscheinung, da sie ihre Kinder allein und nach völlig neuen pädagogoschen Erkenntnissen erzog. Sie war sehr fromm, was sie auch an die Kinder weitergegeben hatte.

Trotzdem hat sich diese Familie bereits über die geltenden gesellschaftlichen Normen hinweggesetzt, was in salutatio und conclusio des Briefes zum Ausdruck kommt. Die Anrede lautet schlicht „Liebe Mutter“ und die Unterschrift ohne Umschweife „Deine Tochter“. Das Anliegen Mimis wird ebenso ohne einleitende Sätze sofort begonnen, sie schrieb der Mutter einen reuevollen Brief, in dem sie über ihr Verhalten und wie sie dieses positiv verändern kann, nachdachte. Der gesamte Inhalt dieses Briefes drückt, so wie der folgende Ausschnitt, Gehorsam gegenüber der Mutter aus.

Doch ich hoffe itzt, daßGottes Güte uns noch die Gnade thun wird, daßwir Dich noch einige Jahre besitzen mögen; und mir, daßich endlich dann noch dem göttlichen Willen gemäß, so viel vergüte, als ich zu vergüten vermag; denn die Thränen der Aeltern schreien zum Himmel gegen die Kinder, die dieselben hervorlockten. – Bisher bekämpfte ich fast jeden Fehler durch die Eitelkeit – bekämpfte ihn also eigentlich nicht;[30]

Der Brief der Marianne von Galitzin (Mimi) an ihre Mutter ist bereits ein Ausblick auf das 19. Jahrhundert, das ein Jahrhundert der Briefe war.

2.3 Blütezeit der Briefkultur im 19. Jahrhundert

Die Briefkultur des 19. Jahrhunderts ist das vielfache Echo der Bemühungen der Vertreter der Aufklärung und des Sturm und Drang im 18. Jahrhundert.

Es findet sich eine Fülle von Briefmaterial, auch von Tochterbriefen.

Die in den vorhergehenden Kapiteln untersuchten Briefe stammten überwiegend aus adligen Kreisen. Auch das erste Beispiel für Tochterbriefe des 19. Jahrhunderts soll wiederum der Brief einer Tochter aus herrschaftlichem Hause sein.

Königin Luise von Preußen schrieb im Jahr 1808 an ihren Vater, den Erbprinzen von Mecklenburg-Strelitz.[31]

Schon in der salutatio ist die Wandlung im Ausdruck und den Umgangsformen ersichtlich. „Bester Vater“ lautet die Anrede. Die förmliche, wortreiche Anrede zurückliegender Jahrhunderte ist zugunsten einer sehr persönlichen Ansprache verschwunden.

Auch die folgende narratio spiegelt den um einiges freieren Umgangston zwischen den Generationen wider. Lediglich die Anrede des Vaters mit „Sie“ deutet die noch gebräuchlichen höfischen Umgangsformen an. In bürgerlichen Familien war das „Sie“ inzwischen dem vertrauten „Du“ gewichen.

Auch der Inhalt des Briefes ist Zeuge der enormen Entwicklung, die sich vollzogen hat. Frauen wurden souveräne Briefautorinnen, die ihre Meinungen zu Politik und Gesellschaft durchaus zum Ausdruck brachten.

So schilderte Luise ihrem Vater die aussichtslose politische Lage ihres Landes sowie ihre Meinung über Napoleon. Aber auch ihre unverbrüchliche Hoffnung spiegelt sich wider. Auf ganz privater Basis vertraute sie ihrem Vater an, dass das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Mann, dem König Friedrich Wilhelm von Preußen, sehr liebevoll sei. Das ist kein neuer Sachverhalt, denn z.B. in den Briefen des 15. Jahrhunderts wurde den Eltern ebenso über die ehelichen Verhältnisse seitens der Töchter berichtet.

Ottilie Freiin von Pogwitsch, spätere Frau von Goethe, hatte ein besonders vertrautes Verhältnis zu ihrer Mutter. In ihrem Brief von 1816 schilderte sie in reifer Erkenntnis ihre Liebe zu August von Goethe und bat die Mutter letztlich um ihren Segen zu dieser Verbindung.

Die salutatio und captatio benevolentiae sind hier zu einem einzigen Satz verschmolzen: „Schon seit längerer Zeit, liebe Mutter, sah ich die Nothwendigkeit ein, mit Dir einmal ausführlich über das Verhältnis mit Herrn von Goethe zu sprechen, und Dich um eine Entscheidung darüber zu bitten;“[32]

Die folgende narratio ist die ausführliche Schilderung des Verhältnisses zu und der Gefühle Ottillies für August von Goethe. Im letzten Teil findet sich eine petitio, in der Ottilie in indirekter Form die Mutter bat, die Verbindung ihrerseits zu besiegeln:

Es giebt nur 2 Dinge, so fürchte ich, die es lösen können; - eine Verheiratung, denn dann sind wir beide zu rechtlich es fortzusetzen, und – Entfernung – nicht hatte ich bis jetzt daran gedacht, wenn Du dieses für nöthig hältst, wo ich hin wollte; [...] Du weißt, daßich mich sehr glücklich fühle; also war es auch nicht etwa ein Gefühl von Unglück, was mich auf Entfernung denken ließ; ebensowenig gab mir vielleicht ein unfreundliches Betragen von Herrn von Goethe Anlaßdazu; ich sah ihn seit dem Abend bei der Riemern, wovon ich Dir ausführlicher schrieb, nicht wieder. – Antworte mir nicht gleich, liebe Mutter; mußich fort? Ich fürchte das ausgesprochene Wort.[33]

Eine conclusio ist eigentlich am Ende der petitio eingefügt: „Antworte mir nicht gleich...“ Das übliche Ende eines Briefes mit der Unterzeichnung fehlt völlig.

Eine große Briefschreiberin des 19. Jahrhunderts war Annette von Droste-Hülshoff, eine Verteterin des Biedermeier. Unter den unzähligen überlieferten Briefen finden sich nicht wenige, die die Droste als Tochter verfasste. Allerdings sind diese Briefe mit Vorsicht zu genießen. Familienbriefe betrachtete Annette als Pflichtübung, darum geben sie kein reales Bild von ihren persönlichen Befindlichkeiten. Auch ist bekannt, dass die Familie kaum Anteil am literarischen Schaffen Annettes nahm.

Im Grunde genommen führte die Droste zwei Briefwechsel, eine Familienkorrespondenz und eine Korrespondenz mit Freunden. Es hat dabei den Anschein, als sei der familiäre Briefwechsel für sie oft eine regelrechte Last gewesen. Dieser Eindruck stellt sich freilich bei der Lektüre der stets freundlich geschriebenen Briefe an die Verwandten selbst nicht ein, vergleicht man jedoch die Schreibfrequenzen bei den Familienbriefen mit denen der Freundesbriefe, fällt auf, daßdie Entschuldigungen für Schreibversäumnisse bei der Familienkorrespondez weitaus häufiger sind, während sie ihre Freunde kaum einmal auf Nachricht warten ließ.[34]

Die Familienbriefe bedeuteten für die Autorin eine weitgehende Selbstdisziplinierung. Sie schrieb nicht über das, was sie selbst beschäftigte und interessierte, sondern über das, was andere zu erfahren hofften. Das „Ich“ stand dabei hinter der Hausse an Nachrichten zurück. Das Thema „Literatur“, auch das eigene literarische Schaffen, waren allenfalls zweitrangig.[35]

Trotz all dieser besonderen Umstände lohnt es sich, diese Briefe hinsichtlich ihrer äußeren Beschaffenheit zu betrachten. Allen herangezogenen Beispielen ist gleichermaßen zu eigen, dass keine salutatio im eigentlichen Sinne zu finden ist, sondern die Anrede in den ersten Satz des Briefes integriert wurde:

- „Es ist mir sehr betrübt, Du armer lieber Papa, daßman Dir meinetwegen so viel Unruhe gemacht, da doch, gottlob, nichts an der Sache ist.“[36]
- „Du weißt, liebste Mutter, wie lange die Idee dieses Buches in meinem Kopfe gelebt hat, bevor ich sie außer mir darzustellen vermochte.“[37]
- „Wenn Du denkst, meine liebste Mama, ich dächte nicht an Euch, oder hätte kein Verlangen von Euch zu hören, weil ich so lange nicht geschrieben habe, so tust du mir aber erbärmlich Unrecht.“[38]
- „Es sind jetzt vier Wochen, seit ich von Dir bin, meine liebste Mama, und ich brauche Dir wohl nicht zu sagen, daßich täglich an Dich und alles, was ich in dem guten Westfalen zurücklassen mußte, gedacht habe.“[39]

Die Einleitung in beinahe jedem Brief wiederum ist umso ausführlicher, da sie in den meisten Fällen umfangreiche Erklärungen für das späte Schreiben enthält. Zum Teil klingt dieser Aspekt in den oben genannten ersten Sätzen der jeweiligen Briefe bereits an, ein Brief an die Mutter vom 14.10.1830 soll ihn jedoch vertiefen:

Wenn Du denkst, meine liebste Mama, ich dächte nicht an Euch, oder hätte kein Verlangen von Euch zu hören, weil ich so lange nicht geschrieben habe, so tust du mir aber erbärmlich Unrecht. Ich denke immer an Hülshoff und Dich und Jenny, und ich bin in der größten Unruhe, daßich nichts von Euch höre [...] Ich selbst habe eine kleine Unpäßlichkeit gehabt; unbedeutend, aber es hat mich doch am Schreiben gehindert. Ich bin nämlich mit einem gewaltigen Katarrh hier angekommen und der hat erst vor 4 Tagen aufgehört. Ist das nicht arg? Doch habe ich mich dabei lange nicht so matt und miserabel befunden, wie sonst wohl bei ähnlichen Gelegenheiten. Nur die Augen waren mir ziemlich angegriffen, darum mochte ich nicht schreiben. Jetzt ist alles wieder besser...[40]

Der erzählende Teil der Briefe ist in der Regel sehr lang, sehr ausführlich und für den heutigen Leser möglicherweise unbedeutend.

Annette berichtete der Mutter, die erpicht auf solcherlei Berichte war, lang und ergiebig über alle Personen und deren Befindlichkeiten, die sie während ihrerAufenthalte traf bzw. über die sie mehr oder weniger aussagefähig war.

Der Charakter dieser Briefe ist im Unterschied zu den meisten bisher betrachteten Beispielen eher monologisch, also auf keine bestimmte Reaktion abzielend. Annette kannte die Bedürfnisse der Mutter und kam ihnen in Erfüllung ihrer Tochterpflicht nach.

Die Schlussformel, die Annette von Droste-Hülshoff unter die Briefe an ihre Eltern setzte, war in der Regel immer dieselbe: „Deine gehorsame Tochter Nette.“ Der beständige Gebrauch dieser Worte drückt den Charakter und die Funktion der Tochterbriefe der Droste aus. Es war die mehr oder weniger lästige Erfüllung einer Pflicht.

Ebenfalls aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt ein Brief der 8-jährigen Clara Wieck an ihre Mutter.[41]

Briefeschreiben gehörte von frühester Zeit an selbstverständlich zur Erziehung in vielen gebildeten Häusern. Zwar lernte Clara erst spät sprechen und noch vor den Buchstaben die Noten, dieser Brief jedoch ist Ausdruck sowohl ihrer guten Bildung als auch ihrer Intelligenz und Begabung. Da die Eltern getrennt lebten, schrieb sie nach ihrem Geburtstag einen Brief an die Mutter, um über das Fest zu berichten.

Dieser Brief ist klassisch aufgebaut. Das mag daran liegen, dass das Kind ihn möglicherweise unter Anleitung schrieb und in diesem Alter noch nicht über genügend Souveränität verfügte, einen Brief nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Die Anrede lautet „Liebe Mutter“, es folgt der Bericht über den Verlauf des Festes und der Brief endet mit einer Überleitung zur Schlussformel:

„sei so gut und sage der GroßMutter einen Grußund die Brüder lassen Dich auch grüßen. Du wirst nun doch auch an mich schreiben? Ich bin Deine gehorsame Tochter Clara Wieck“[42]

Trotz der Sichtung von Veröffentlichungen zahlloser Briefe der großen Vertreterinnen der Romantik, waren darunter leider keine Tochterbriefe ausfindig zu machen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist wiederum ein Qualitätssprung im Umgang der Generationen miteinander zu beobachten.

Besonders auffällig sind die Briefe der Töchter von Karl Marx, die einen sehr unkonventionellen Ton gegenüber dem Vater aufweisen.

Schon in der Anrede macht sich das bemerkbar. Jede der Töchter hat einen anderen Kosenamen für den Vater:

- Eleanor: „Mein lieber Dada“[43]
- Laura: „Lieber Meister“[44]
- Jenny: „Lieber Challey“[45]

Diese Anredeformen verwandten die Mädchen bereits im Kindesalter, wie die beiden Beispiele der jüngsten Tochter Eleanor beweisen. Sie war 11 bzw. 12 Jahre alt.

Im weiteren Verlauf der Briefe schwingt dieser lockere Umgangston mit. Alle Briefe sind „ordentlich“ aufgebaut, d.h. sie bestehen aus den literaturwissenschaftlich relevanten Bestandteilen eines Briefes. Die salutatio wurde bereits erörtert, im Anschluss daran folgt die captatio benevolentiae, die beispielsweise folgendermaßen gestaltet war:

ich war sehr enttäuscht, als Deine Briefe an meine beiden natürlichen Vorgesetzten kamen, denn ich hatte mir irgendwie auch ein paar an mich gerichtete Zeilen erwartet. Eine Erwartung, die natürlich völlig unberechtigt ist und die Du der angeborenen Anmaßung der Schneider im allgemeinen und eines gewissen Schneiders im besonderen zuschreiben mußt. Ich war auch sehr erbittert darüber zu hören, daßDu glaubst, meine Reit- und sonstigen Übungen hielten mich vom Schreiben an Dich ab: die Wahrheit ist, daßwir, seit Jennys Brief an Dich auf die Post ging – hätte ich etwas davon gewußt, hätte ich Dir ein paar Zeilen mitgeschickt -, täglich auf Nachricht von Dir und Deiner Rückkunft warten und daßman es mir daher jedesmal, wenn ich Dir schreiben wollte, ausredete...[46]

Die narratio der jeweiligen Briefe enthält ein Gemisch aus dialogischen Teilen, in denen das Gespräch mit dem Vater gesucht oder fortgeführt wurde, und aus reiner Berichterstattung dessen, was gerade für die jeweilige Tochter von Belang war oder von ihr als mitteilungswürdig angesehen wurde.

Kommst Du vor dem Fünften des Monats zurück? Es ist wirklich lieb von Dir, daßDu daran denkst, mir einen schönen Aufenthalt in Deutschland zu organisieren. Ich mußaber doch in einem Punkt protestieren. Du scheinst zu glauben, ich bräuchte Veränderung, während ich mich ganz im Gegenteil, wirklich, sehr wohl fühle, wo ich bin. Du hast wirklich Unrecht, lieber Challey, wenn Du annimmst, ich sei hier am „Verschmachten“. Ich lege ganz bestimmt auch nicht den allergeringsten Wert darauf, daßman mir so ungeheuer mitleidsvoll zulächelt (ich wüßte nicht weswegen), obwohl ich reichlich damit bedacht werde. Ich bin noch nicht darauf angewiesen, nach allen möglichen Zerstreuungen und Aufregungen zu verlangen. Ich finde immer noch genug, was mir Spaßmacht. Jetzt lese ich mit großem GenußCarlyles Chartism. Ich bin voller Bewunderung für seinen originellen Stil, seine edlen Ansprüche, [...] ; es ist mir nie so klar geworden wie jetzt, was für ein Unterschied doch zwischen einem Literaten und einem Wissenschaftler besteht.[47]

In diesem Brief ist auch eine petitio enthalten. Jenny bat den Vater um ein Porträt von Hegel für einen Bekannten, um ein Porträt von Karl Marx selbst für sich und um ein Buch (Hegels Geschichtsphilosophie) für die Schwester Laura.

Die conclusio in allen Briefbeispielen der Marx-Töchter ist wiederum sehr unkonventionell und hin und wieder sehr humorvoll:

- Eleanor: „Ganz herzlich auf Wiedersehen und glaub mir, ich bin Deine Dich liebende Ellie“[48]
- Eleanor: „ Nun, lieber Daddy, lebwohl, Mit besten Empfehlungen Deine un ehrerbietige Tochter Eleanor“[49]
- Laura: „Auf Wiedersehen, liebster Meister, immer Dein Dich liebender Kakadu“[50]
- Jenny: „In Liebe und mit vielen Küssen bin ich, liebster Challey, Deine Jenny“[51]

So progressiv die Briefe jener Tage wirken mögen, war es aber doch den Frauen nicht möglich, sich aus den patriachalischen Traditionen zu befreien:

Daßsich an ihnen [den Lebensumständen, D.S.] nicht viel geändert hat, mußeine realistischer gesonnene Generation von Frauen im 19. Jahrhundert einsehen. Immer noch bezeichnen Eltern, Ehemann und Kinder den gesellschaftlichen Ort, an den weibliches Leben ausschließlich gebunden ist. Mittlerweile dürfen die Frauen zwar an der Welt der Bildung partizipieren – Kenntnisse fremder Sprachen, der Musik und der Künste steigern sogar die Heiratschancen „höherer Töchter“-, aber eine selbständige, gar professionelle Tätigkeit, die über die bloße Verschönerung der Gefühlswelt und die dilletantische Belebung der Geselligkeit hinausgehen würde, ist ihnen nicht erlaubt.[52]

Ein im Charakter ähnlicher Brief wie die im Hause Marx üblichen, ist der Brief Ricarda Huchs an ihren Vater. Ricarda war 13 Jahre alt, als sie ihn verfasste. Der Brief ist klar im Aufbau. Die salutatio lautet „Mein süßer, lieber Herzenspapa!“. Es folgt die narratio, in der dem Vater von einem französischen Leseabend und von einem Einkauf berichtet wird. Ricarda kommentiert ihren Bericht für den Vater: „La baronne de Vaubert las Maman so schön dass Großmama ganz stumm auf dem Stuhle saßu sie anstaunte, sie hatte aber auch den ganzen Tag nichts gethan als ihre Rolle einstudiert.“[53]

Die conclusio ist eine ganz besondere, da Ricarda nicht mit Namen oder Kosenamen unterschrieb, sondern im wahrsten Sinne des Wortes „unterzeichnete“. Ihr Kosename „Kätzchen“ wurde von ihr als Skizze unter den Brief gezeichnet. „Lieber Papa ich höre jetzt auf zu schreiben, denn es ist nichts weiter grade passiert! Lebewohl mein lieber Papa u sei tausendmal gegrüsst und geküsst von Deinem [Kätzchen].[54]

2.4 Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert

Während sich im Allgemeinen bei der Briefkultur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Versachlichung abzeichnete, blieben die Tochterbriefe zunächst davon relativ ausgeschlossen. Das mag in der Besonderheit der Beziehung zwischen Töchtern und Eltern liegen. Die Liebe und Verbundenheit der Töchter gegenüber den Eltern schwingt in diesen Briefen immer mit. Außerdem befanden sich die Töchter im gesellschaftlichen Gefüge, zumindest solange sie nicht verheiratet waren, oft in einem wirtschaflichen Abhängigkeitsverhältnis zum Elternhaus.

Die Briefe der Martha Fontane (Mete) an ihre Eltern sind beredte Zeugnisse dieser Zeit. Bei Erler ist zu lesen, dass Mete gesundheitlich sehr angeschlagen war und darum nicht lange arbeiten konnte (sie war ausgebildete Lehrerin). Bis zu ihrer späten Verheiratung war sie auf die Unterstützung des Elternhauses angewiesen. Während ihrer vielen Reisen pflegte sie einen intensiven Briefwechsel mit den Eltern.[55]

Bereits der Anrede „Meine liebe Mama“ oder „Mein lieber Papa“ kann man die Verbundenheit der Tochter mit ihren Eltern entnehmen. Aber auch in den Schlussformeln der beiden hier zitierten Briefe findet diese innige Zuneigung ihren Ausdruck:

- „Nun lebe recht wohl, grüße meinen geliebten Vater und sei herzlich geküßt von Deiner Tochter Martha Fontane“[56]
- „In herzlichster Liebe Deine alte Tochter Martha Fontane“[57]

Martha war, als diese Briefe entstanden, 20 bzw. 22 Jahre alt.

Der Hauptteil der Briefe ist jeweils Teil des intensiven Gedankenaustausches zwischen Mete und den Eltern. Sie äußerte sich zu den Werken des Vaters, war besorgt um den Gesundheitszustand der Eltern und berichtete über ihre Erlebnisse und Beobachtungen. Im Gegensatz zu den Briefen der Droste ist diesen Briefen anzumerken, dass sie aus dem Bedürfnis heraus, beständig mit den Eltern im Dialog zu stehen, verfasst wurden. Somit scheint das Verhältnis der Generationen untereinander in der Familie Fontane wesentlich harmonischer gewesen zu sein als innerhalb der Familie Droste-Hülshoff.

Auf einem anderen, noch ausgereifteren Niveau, stellt sich der Briefwechsel der Maria Lwowna Tolstaja mit ihrem Vater Leo Tolstoi dar.

Diese Beziehung zeichnete sich durch einen intensiven geistigen Austausch aus, der in den Briefen zum Ausdruck kommt.

Maria unterstützte den Vater bei seinen mannigfaltigen Unternehmungen auf sozialer und politischer Ebene. Sie war über viele Jahre hinweg eine treue Begleiterin seines Werkes und stand ihm emotional sehr nahe.[58]

Dem Schreibstil dieser Briefe ist zu entnehmen, dass Maria eine praktische, rational denkende Frau war. Schon salutatio und conclusio allein lassen darauf schließen. „Lieber Papa“ lautet die schlichte Anrede und „Deine M.T.“ ist der Grußam Ende des Briefes. Der Inhalt ist weniger schriftstellerisch ausformuliert als etwa bei Martha Fontane. Maria gebrauchte kurze, prägnante Sätze, legte aber auch auf diese Weise ihre Seele bloß:

Bei Bobrinskys fühle ich mich gut und frei, aber fremd. Heute, als man darüber sprach, wie gut es sei, daßdie Italiener geschlagen worden sind, über [...] usw., da wurde es mir schrecklich vor Einamkeit, und alle erschienen mir so fremd, so fremd.[59]

Marias Briefe endeten meist mit einem Grußan Verwandte und Bekannte und sie unterzeichnete mit der Abkürzung ihres Namens „M.T.“, wie es in Russland gang und gäbe war. Hin und wieder ist aber auch zu lesen „Deine Mascha“.[60]

Obwohl Paula Becker (später Modersohn-Becker) ebenfalls über eine lange Zeit hinweg finanziell von ihren Eltern abhängig war, wirkt sie in ihren Briefen selbstbewusster und selbstständiger als ihre beiden Zeitgenössinnen Maria Tolstaja und Martha Fontane.

Mit ihrem innigsten Wunsch, Malerin zu werden, setzte sie sich gegen alle Vorbehalte der Eltern durch und arbeitete zielstrebig an der Erfüllung ihres Traumes. Diese Möglichkeit, das tun zu können, was ihr am meisten am Herzen lag, schien ihre Persönlichkeit reifen zu lassen. Die Briefe an die Eltern belegen das.

Paula ging recht locker mit den üblichen formellen Briefbestandteilen um. Schon für die salutatio benutzte sie eine breite Palette von Möglichkeiten: „Mein Vater“, „Mein lieber Vater“, „Mein lieber, lieber Vater“, „Meine Mutter“, „Liebsten“, Ihr Liebsten“, „Liebsten, lieben Menschen“, etc. In vielen Briefen verzichtete sie völlig auf eine Anrede und begann unvermittelt mit ihrem Bericht.[61]

Ebenso wie bei Maria Tolstaja und Martha Fontane war das Verhältnis Paulas zu ihren Eltern sehr innig. Ein Geburtstagsbrief an den Vater ist Ausdruck dessen:

Meine Gedanken sind dicht neben Dir, Du mußt sie merken. Sie sehen Dich an und versuchen mit den andern fünf Geschwistern die Falten Dir von der Stirn zu glätten. Es ist ein trauriger Gedanke, daßeigentlich alle erst durch uns dahin gekommen sind. Werden sie durch die frohen Momente, die wir Dir gebracht haben, ausgeglichen? Hoffen wir wenigstens, daßin Deinem neuen Jahre deren soviel sein werden, daßsich keine neuen Falten zu den alten gesellen. Punkt acht Uhr morgens an Deinem Geburtstag mußt Du an mich denken. Ich will zur selben Zeit mit meinen Gedanken fest bei Dir sein. Paßdann mal ganz genau auf, ob Du da nicht den Hauch eines Kusses auf Deiner rechten Backe verspürst.[62]

Die Nähe zum Elternhaus findet ihren Ausdruck auch darin, dass Paula die Eltern an ihrem emotionalem Erleben teilhaben ließ:

Ihr Lieben!

Ich bin glücklich, glücklich!

Nur ein paar Zeilen, Euch dies zu melden, denn es schlägt zehn Uhr, früher konnte ich mich draußen nicht vom Mond trennen... [...]

Dann kam ganz leise der Mond. Ich dachte an Euch und dann wieder gar nichts, sondern fühlte bloß.[63]

Dass Paula während des Schreibens in einen inneren Dialog mit den Eltern trat, wird in ihrem letzten Brief an die Mutter besonders deutlich:

Meine liebe Mutter,

nein, nein, nein! Das geht nun gar nicht. Ich soll ja noch nicht Großmutter werden. Dieses große Riesenprachttier gehört zu Dir in Deine grüne Stube und er würde mir da herzlich im Fenster fehlen.[64]

Der Schluss der Briefe gestaltet sich wiederum recht locker. Oft sind sie nach einem abschließenden Satz mit „Deine Paula“ bzw. „Eure Paula“ unterzeichnet. Einige enden aber auch ohne Unterschrift, manchmal sogar ohne einen Schlusssatz.

2.5. Das 20. Jahrhundert

2.5.1 Kriegszeiten

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war geprägt von Kriegen, wirtschaftlichem Aufschwung, technischem Fortschritt und viel Leid. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die individuelle Entwicklung einzelner Persönlichkeiten.

Sophie Scholl gehörte zu den Frauen, die durch die Geschehnisse ihrer Zeit und auch durch ihr Elternhaus ein ausgeprägtes politisches Wertebewusstsein entwickelt hatte und willens war, ihre Ideale in die Tat umzusetzen.

Unter der veröffentlichten Korrespondenz Sophie Scholls lassen sich leider nur wenige Briefe an die Eltern ausfindig machen. Das Erscheinungsbild dieser Briefe ist sehr klar. Die salutatio lautet „Liebe Eltern“ oder „Mein lieber Vater“. Anschließend folgt die narratio quasi gänzlich ohne captatio benevolentiae: „Liebe Eltern, Heute hatte ich schon einen freien Nachmittag (wahrscheinlich, damit der Übergang nicht zu kraßwürde). Ich kaufte mir etwas Obst und ging in den Wald.“[65]

Im September 1942 schrieb Sophie einen Brief an ihren Vater, der zu dieser Zeit im Gefängnis war. Dieser Brief gibt Zeugnis darüber, wie sehr die Kinder der Familie Scholl durch die Eltern geprägt wurden. Wenn dem nicht so wäre, würde Sophie dem Vater ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in dieser seiner Situation nicht mitgeteilt haben.

Den Fabrikdienst habe ich nun auch bald zur Hälfte überstanden. Die Arbeit sagt mir nicht im mindesten zu, und ich finde es entsetzlich, daßviele Menschen tagtäglich 10 Stunden ihr ganzes Leben von dieser geist- und leblosen Beschäftigung in Anspruch genommen sind und abends auch begreiflicherweise nicht mehr die Kraft haben, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Die meisten fühlen sich auch unglücklich. Doch ist der Betrieb ja kriegsmäßig und nachher wird sich das ändern. Hoffentlich. Mich hat das Schicksal so vieler doch tiefer berührt, als wenn ich bloßvon außen geurteilt hätte.[66]

Außerdem drückt Sophie dem Vater die Verbundenheit und Anteilnahme ihrer Freunde aus, wie aus dem Schlussteil des Briefes zu entnehmen ist. Die Grußformel aller Briefe ist wieder kurz und bündig: „Eure Sophie“ bzw. „Deine Sophie“.[67]

Ebenfalls von der Zeit des Nationalsozialismus geprägt und unmittelbar betroffen war das jüdische Mädchen Louise Jacobson, das aus dem Gefangenenlager für französische Juden kurz vor seiner Deportation an seinen Vater schrieb (es war sein letzter Brief).

Dieser Brief mutet an, als ob Louise ihrem Vater etwas „sagen“ wollte. Sicher hätte sie ihre Worte im persönlichen, direkten Gespräch mit dem Vater auch so gewählt. Der Optimismus dieser Zeilen mag z.T. daher rühren, dass Louise davon, was Deportation bedeutete, wirklich keine Vorstellung hatte. Oder aber sie war sehr darauf bedacht, ihre Familie zu trösten und den Lieben keine Sorgen zu bereiten.

Ebenso wie die Briefe Sophie Scholls ist dieser Brief im Aufbau klar: Anrede, Bericht, Schlussformel, Unterschrift:

Mein lieber Papa,

traurige Nachrichten, lieber Papa. Nach meiner Tante bin ich an der Reihe fortzugehen. Aber das macht nichts. Ich bin sehr zuversichtlich, so wie alle hier. Mach Dir bitte keine Sorgen, Papa.

Erstens fahren wir unter sehr guten Bedingungen los. [...] Ich sehe Dich genau vor mir, Papa, und ich möchte, daßDu so viel Kraft und Mut hast wie ich. [...]

Lieber Papa, ich küsse Dich hunderttausendmal und von ganzem Herzen. Kopf hoch und bis bald

Deine Tochter Louise[68]

2.5.2 Die Entwicklung der Kommunikationstechnik und deren Einfluss auf die Töchter

Je weiter man im Rahmen einer solchen Untersuchung in das 20. Jahrhundert vordringt, um so schwieriger wird es, geeignetes Briefmaterial ausfindig zu machen.

Dafür mag es zweierlei Begründungen geben. Die Briefautorinnen dieser Zeit gehören zum Teil noch zu den Lebenden. Die Aufarbeitung der Nachlässe beispielsweise bedeutender Frauen unserer Tage hat noch nicht stattgefunden bzw. es kam noch zu keiner Veröffentlichung von Tochterbriefen speziell. Aus diesem Grunde habe ich für diese Arbeit auf den einen oder anderen Originalbrief aus Privatbesitz zurückgegriffen.

Ein weiterer Grund ist mit Sicherheit in der rasanten Entwicklung der Kommunikationstechnik zu suchen; der klassische Privatbrief macht sich rar.

Eine Mutter arbeitete den tragischen Verlauf der psychischen Krankheit ihrer Tochter Pony auf und machte daraus ein Buch.[69] In diesem Buch wurden neben anderen Dokumenten auch Briefe abgedruckt. Einer dieser Briefe wurde von der älteren Schwester Ponys, Maja, an die Mutter geschrieben. Sie berichtete der Mutter über einen Besuch bei ihrer Schwester. Zunächst wird die Mutter in üblicher Weise angesprochen: „Liebe Mutti!“ Dann folgt eine äußerst ungewöhnliche Einleitung. Aber der darauf folgende Bericht erfüllt in den ersten Sätzen das Angekündigte prompt: „Kurzer Rapport: War im Krankenhaus. Pony war gut. [...] Silvester will sie keinesfalls zu Hause bleiben, unbedingt unter Jugend. Worüber sie sich am meisten erregt hat:“[70]

Im weiteren Verlauf berichtete Maja dann aber im normalen Erzählstil eines Briefes. Der Schluss ist auch so, wie es von einem solchen Brief „erwartet“ wird: „Grußund KußDeine Maja“

Der Brief der 17-jährigen Pony an ihren Vater ist ein Hilferuf. Beim Lesen drängt sich der Vergleich mit dem Brief der Amalie von Veldenz aus dem Jahre 1479, also ca. 500 Jahre zuvor, auf. Die Anrede ist kurz „Lieber Pappi!“ und sofort kam Pony auf ihre Not zu sprechen:

Irgendwie bin ich völlig, jedenfalls ziemlich völlig am Ende. Weihnachten nur ein Urlaub – das hat mir eben Pfuel so zwischen Tür und Angel auf dem Gang gesagt – und danach wieder hier. Pappi, das wäre für mich kein Weihnachtsfest. [...] „Ein Mensch, der nicht leidet, fühlt nicht!“ Nun ja Pappi, mich packt das Leben (im Gegensatz zu meinen Freundinnen und Freunden!) ziemlich hart an. Pappi help! help!

Pappi, wenn ich bloßnicht zu sehr an diese Gemäuer für die nächsten Jahre gekettet bin.[71]

Der Schluss des Briefes weist einen resignierten Unterton auf: „Mach Dir nicht viel Sorgen. Ich bin ja vernünftig. 0000 + GrußPony“[72]

Maxie Wander, die als Österreicherin in der DDR lebte, schrieb ausführliche Briefe an ihre Mutter. Sie wurde 1933 geboren und das Briefeschreiben war für sie wohl noch ein Bestandteil der Alltagskultur, ebenso wie das Empfangen von Briefen. Sicher hätte auch die Möglichkeit bestanden, mit der Mutter telefonisch Kontakt zu halten, wenn auch vielleicht mit einigen Schwierigkeiten.

Der Ton der Mutter gegenüber ist in den Briefen Maxies sehr liebevoll, was man schon der Anrede entnehmen kann: „Liebe Omi, geliebtes Mütterchen, liebe Mamsch“[73], „Hallo, Mütterchen, sei gegrüßt!“[74]

Maxie berichtete über den Alltag mit der Familie, über die Schuleinführung des Sohnes, über ihren Mann. Auffällig ist, dass sich diese Tochter in besonderm Maße bemühte, von der Mutter alle Sorgen fern zu halten:

Mein kluges Mütterlein, nachdem Du so scharfsinnig geraten hast, werde ich Dich nicht hintergehen und brav zugeben, daßich eine Fehlgeburt hatte. Da ich jetzt wirklich über diesen Berg bin, sehe ich keinen Grund, es länger zu verschweigen. Ich fühle mich alles in allem viel wohler, glaubst Du nicht, wie? Ist doch so.[75]

Noch deutlicher erschließt sich diese Tatsache aus dem Kontext der Briefe. Am 10. 9. 1976 schrieb Maxie Wander ihrer Mutter einen heiteren, unbeschwerten Brief, in dem sie von sich und den Ihren erzählt und sich plaudernd nach der Verwandtschaft erkundigt. Am Tag zuvor schrieb sie an ihren Bruder, woraus hervorgeht, dass sie sich mit Verdacht auf Krebs in einer Klinik befand und eine Operation kurz bevor stand.[76] Ein einziger Satz im Brief an die Mutter deutet ihre Not an: „Meine liebe Alte, ich möchte Dich gern sehen, die Briefschreiberei finde ich auf einmal saublöd, man schreibt eigentlich nie das, was man wirklich sagen möcht!“[77]

Die Briefe sind kurz und bündig mit „Deine Fritzi“, dem Spitznamen Maxie Wanders unterschrieben.

Wenn eine Tochter nach dem Schulabschluss das elterliche Haus verlässt um zu studieren etc., kann sie die Nähe zu den Eltern nicht von heute auf morgen ablegen. Die Folge ist, dass der Kontakt zwischen den Generationen oft noch lange und rege bestehen bleibt.

Die nächsten Briefbeispiele stammen von einer Studentin der 80er Jahre. Zu dieser Zeit gehörte, zumindest im Ostteil Deutschlands, ein Telefon noch nicht selbstverständlich in jeden Haushalt. So war nach wie vor der Brief das gängige Kommunikationsmittel. Die Anrede in diesen Briefen ist traditionell: „Liebe Eltern!“[78], „Ihr Lieben!“[79]

Der Inhalt der Briefe resultiert aus dem Bedürfnis, die Eltern über den veränderten Alltag der Tochter zu unterrichten:

Die Apfelernte wird nach 4 Tagen immer noch nicht besser. Aber nun sind es nur noch 7 ½. Der halbe Tag (Freitag) gilt als Subbotnik, d.h. das Geld, was wir verdienen bekommt die LPG. Toll, was? Die haben nämlich Planrückstand.

Nachts werden wir hier alle herrlich von Mücken geplagt. Sind schon 21 Stiche, die ich habe. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier.[80]

Im zweiten Beispiel wird die narratio (über den Ablauf eines Studientages) durch eine petitio ergänzt: „schickt Ihr mir gleich alle meine Literaturhefter mit? [...] Und auch den Staatsbürgerkundehefter, den Ihr dort findet. Da würde ich mich freuen! (Ha, ha)“.[81] Die Briefe enden ohne Umschweife mit einem kurzen „tschüs“ und der Unterschrift.

15 Jahre später schrieb Susanne, die während eines 1-jährigen Praktikums in Irland lebte, an ihre Eltern. Nach der Anrede „Liebe Eltern“ folgt in beiden Briefen eine captatio benevolentiae, z.B. „Heute mal wieder ein Brief von mir, damit ihr nicht denkt, ihr müßt nur Geldesel [...] für mich spielen![82]

Die Briefe sind sehr ausführlich. Susanne berichtete über ihre Arbeit und über ihre Eindrücke und Gefühle in einem fremden Land. Während Dietlindes Briefe der 80er Jahre relativ kurz waren, weil sie öfter an den Wochenenden nach Hause fahren konnte, erklärt sich die Länge von Susannes Briefen wohl aus der Tatsache, dass sie monatelang fern von zu Hause war, was eine andere innere Einstellung verursachte, eben das Gefühl, weit weg zu sein.

Beiden Briefen Susannes ist eine conclusio angefügt: „Der Brief wird nicht mehr länger, aber ich bin echt müde. Liebe Grüße für heute + einen schönen 1. Advent! Eure Susanne“[83] und „Liebe Grüße von Susanne“[84]

Anders als man gemeinhin annimmt, ist der Brief nicht die Folge einer erleichterten, sondern einer erschwerten Kommunikation, er mußim Strudel der schnellen Kontakte, die im 20. Jahrhundert möglich geworden sind, untergehen.[85]

Einen Beweis für o.g. These erbringt die Tatsache, dass es mir auf der Suche nach aktuellem Material für diese Arbeit nicht glückte, einen Brief im traditionellen Sinne heranzuziehen. Was mir zur Verfügung steht, ist eine eng beschriebene Postkarte von einem längeren Auslandsaufenthalt sowie der Ausdruck einer e-mail von Astrid.

Trotz des anderen äußeren Erscheinungsbildes bleiben die traditionellen Bausteine eines Briefes auch hier erhalten. Die Anrede „Hey, ihr Gothaer“ oder „Hallo Mutti“ ist allerdings etwas salopper als in den Briefen zuvor.

Auf der Ansichtskarte folgt der Anrede eine narratio, der Bericht über diverse Erlebnisse.[86] Bei der e-mail handelt es sich eigentlich um eine petitio, in die aus „diplomatischen“ Gründen ein narrativer Teil eingebettet wurde:

Hallo Mutti,

heute nur eine ganz kurze anfrage.ich suche eine spanische ausgabe des buches „die 13,5 Leben des Kapitän Blaubär“ von Walter Moers.weißt du, wo man da am besten nachschaut?

pues nada, gestern waren wir mal wieder im freibad [...]

trotzdem waer‘s ganz nett, wenn du mir die obige anfrage noch per mail beantworten koenntest...

ich sage: „Dankeschoen, Dankeschoenund auf Wiedersehen!“

als denn, bis zum naechsten mal

ich denk an euch

Astrid[87]

Ein neuer Aspekt beim Schriftverkehr per e-mail ist der Betreff. Astrid hat die Mutter schon in der Betreffzeile mit dem Wort „Suche“ über das Anliegen ihrer mail vorinformiert.

Zwar sind e-mails die schnellste und preiswerteste Form der schriftlichen Kommunikation auch zwischen Eltern und Kindern, jedoch geht einiges damit verloren, was gerade in Eltern-Kind-Beziehungen auch wichtig wäre.

...mit dem Verschwinden der Handschrift verschwindet zugleich die optische Gegenwart des Schreibenden. Die Handschrift ist einmalig und unnachahmbar wie Gesicht und Geistigkeit. Der Bewegungsimpuls der Hand formt das Bild der Schrift, welche das Nichtgesprochene ausspricht. Ihr Duktus, ob current calamo hingepflügt, ob langsam wie mit einer gotische Rohrfeder gemalt, zeigt die seelische Verfassung ihres Urhebers.[88]

Ein weiterer Verlust ist durch den Gebrauch von e-mails zu beklagen. Astrids mail ist auch hierfür ein Beispiel. Die Pflege der deutschen Schriftsprache, wie sie in den Schulen gelehrt wird, ist dem Prinzip der schnellen Kommunikationsfähigkeit zum Opfer gefallen. Alle Worte werden klein geschrieben. Glücklicherweise bleibt zwangsläufig wenigstens die Interpunktion erhalten, weil sonst in vielen Fällen der Sinn eines Textes nicht vermittelt werden könnte.

Auch wenn sich die äußere Form des Kommunikationsträgers am Ende des 20. Jahrhunderts sehr gewandelt hat, so ist doch das Verlangen der Töchter nach Nähe zu den Eltern oder das Verlangen der Eltern nach Informationen über das Ergehen der Töchter gleich geblieben.

3. Zusammenfassende Schlussbemerkungen

Die Entwicklung der Briefkultur und die Entwicklung des „Tochterbriefes“ verlaufen weistestgehend parallel.

Mit der Tatsache, dass die Bürger im späten Mittelalter das Schreiben erlernten, war die Möglichkeit geschaffen, neben dem bis dahin üblichen Briefverkehr bei Handelsleuten, dem Klerus, Politikern oder der Verwaltung (Kanzleibriefe) auch Privatbriefe zu schreiben. So war es also seitdem auch den Töchtern möglich, ihren Eltern Briefe zu schreiben. Bekanntermaßen existierten bereits im Mittelalter Briefsteller, so dass die äußere Form eines Briefes schon damals vorgegeben war. Was zunächst nur für offizielle Kanzleibriefe galt, wurde in die privaten Briefe übernommen.

Erstaunlicherweise hat sich diese rein äußere Form bis in die heutige Zeit weitestgehend erhalten. Zwar gab es besonders in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, geprägt vom Sturm und Drang, die Tendenz, starre Formen und äußere Rahmen zu sprengen unter dem Motto „Schreibe, wie du redest“, aber bereits in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war wieder eine Disziplinierung bei der Gestaltung der Briefe zu beobachten.

All diese allgemeinen Entwicklungen des Briefes finden sich auch in den Briefen der Töchter an die Eltern. Lediglich die Versachlichung der Briefe im späten 19. Jahrhundert fand in den Tochterbriefen wenig Niederschlag. Hier blieb die herzliche, vertraute Atmosphäre erhalten.

Mit der Entwicklung der Technik taten sich weitere Kommunikationsmittel auf. Das hatte auch Auswirkungen auf die Briefe von Töchtern an die Eltern, die sich seitdem weniger finden lassen.

Der Inhalt bzw. das Anliegen der Tochterbriefe aus 600 Jahren, die in dieser Arbeit untersucht wurden, ist im Prinzip unverändert. Zu allen Zeiten war es so, dass Eltern um das Wohlergehen der Töchter besorgt waren und diese, im Wissen darum, sich verpflichtet sahen, die Eltern zu informieren.

Andererseits waren die Töchter zu allen Zeiten gewohnt, sich mit ihren Sorgen, ob materieller oder seelischer Natur, vertrauensvoll an die Eltern zu wenden. Aus diesen Bedürfnissen wurden und werden die Briefe, ob in traditioneller Art oder in moderner Form der e-mails, gespeist.

Darüber hinaus gab es in den verschiedenen Zeiten immer wieder die Situation, dass zwischen Töchtern und Eltern (meist Vätern) ein besonders freundschafliches Verhältnis existierte, das über den üblichen Austausch hinaus ging, etwa bei Margarethe von Österreich oder bei Maria Lwowna Tolstaja und ihren Vätern.

Das Erscheinungsbild des Tochterbriefes hat sich in den letzten 10 Jahren gegenüber den Jarhunderten zuvor zum großen Teil verändert, der Inhalt quasi gar nicht.

Das Schreiben eines Briefes mit der Hand und die Beförderung desselben auf dem Postwege wird für die Töchter von heute wohl nur noch aus dem Bewusstsein heraus betrieben, die Briefkultur und –tradition zu pflegen und zu bewahren.

Bei all diesen Überlegungen darf nicht vergessen werden, dass Tochterbriefe privater Natur und eigentlich nicht zur Veröffentlichung vorgesehen sind. Darum ist es aus meiner Sicht nicht möglich, allgemein gültige Schlussfolgerungen über diese Besonderheit der Gattung Brief zu formulieren. Die Briefe, die zur Verfügung stehen, sind mit höchster Wahrscheinlichkeit ein verschwindend geringer Teil der Briefe, die jemals von Töchtern an ihre Eltern verfasst wurden.

4. Anhang

Briefe (chronologisch)

2.1 Vom Ausgang des Mittelalters bis zum 16. Jahrhundert

- 25.04.[1400] Herzogin Margarete von Braunschweig an ihren Vater
- 30.06.1431 Herzogin Elisabeth von Jülich und Berg an Vater und Mutter
- 13.12.1479 Königin Barbara von Böhmen an ihren Vater
- [Ende 1479] Pfalzgräfin Amalie von Veldenz an ihren Vater
- 05.07.1482 Markgräfin Margarete von Brandenburg an ihre Mutter
- 19.08.[1491?] Gräfin Elisabeth von Henneberg an ihre Mutter
- 24.07.1507 Margareta von Österreich an ihren Vater
- [ca. 1522?] Katharina Wurmser an ihren Vater

2.2 Das 17. Und 18. Jahrhundert

- 19.06.1616 Magdalena von Thurn an ihren Vater
- 09.07.1770 Marie Antoinette an ihre Mutter
- 10.02.1791 Marianne von Galitzin an ihre Mutter

2.3 Blütezeit der Briefkultur im 19. Jahrhundert

- April 1808 Luise von Preußen an ihren Vater
- Ende Juli 1816 Ottilie von Goethe an ihre Mutter
- 18.09.1819 Annette von Droste-Hülshoff an ihren Vater
- 09.10.1820 Annette von Droste-Hülshoff an ihre Mutter
- 14.09.1827 Clara Wieck an ihre Mutter
- 14.10.1830 Annette von Droste-Hülshoff an ihre Mutter
- 11.03.1831 Annette von Droste-Hülshoff an ihre Mutter
- 26.10.1841 Annette von Droste-Hülshoff an ihre Mutter
- 19.03.1866 Eleanor Marx an ihren Vater
- 26.04.1867 Eleanor Marx an ihren Vater
- Ende April 1867 Jenny Marx an ihren Vater
- 08.05.1867 Laura Marx an ihren Vater
- ca. 1877 Ricarda Huch an ihren Vater

2.4 Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert

- 31.08.1880 Martha Fontane an ihre Mutter
- 11.07.1882 Martha Fontane an ihren Vater
- 26.02.1896 Maria Lwowna Tolstaja an ihren Vater
- 27.01.1897 Paula Becker an ihren Vater
- 01.11.1897 Paula Becker an ihre Mutter
- 07.07.1903 Maria Lwowna Tolstaja an ihren Vater
- 22.10.1907 Paula Modersohn-Becker an ihre Mutter

2.5.1 Kriegszeiten

- 12.08.1940 Sophie Scholl an ihre Eltern
- 07.09.1942 Sophie Scholl an ihren Vater
- 12.02.1943 Louise Jacobson an ihren Vater

2.5.2 Die Entwicklung der Kommunikationstechnik und deren Einfluss auf die Töchter

- 08.12.1971 Maja Muthesius an ihre Mutter
- 15.12.1971 Pony Muthesius an ihren Vater
- Anfang September 1972 Maxie Wander an ihre Mutter
- 10.09.1976 Maxie Wander an ihre Mutter
- 23.09.1982 Dietlinde Friedel an ihre Eltern
- 06.10.1982 Dietlinde Friedel an ihre Eltern
- 27.11.1997 Susanne Koch an ihre Eltern
- 28.04.1998 Susanne Koch an ihre Eltern
- 21.10.2001 Astrid Vorwieger an ihre Eltern
- 04.07.2002 Astrid Vorwieger an ihre Mutter

Primärliteratur

- Die Briefe der Annette von Droste-Hülshoff. Gesamtausgabe. Hg. von Karl Schulte Klemminghausen. Jena. 2 Bde. 1944 1. Bd. 1944

- Briefwechsel und Tagebücher der Fürstin Amalie von Galitzin. Münster. 3 Bde. 1874-1876 Bd. 1: Enthaltend bisher ungedruckte Briefe der Fürstin, ihrer Kinder, Fürstenberg’s, Stollberg’s, Overbergs, der Grafen Romanzoff u.a. 1874

- Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. Hg. von Georg Steinhausen. 2 Bde. Berlin 1899-1906 Bd. 1: Fürsten und Magnaten, Edle und Ritter 1899

- Friedel, Dietlinde: Brief an die Eltern vom 23.09.1982 – Privatbesitz

- Friedel, Dietlinde: Brief an die Eltern vom 06.10.1982 – Privatbesitz

- Fontane, Theodor: Meine liebe Mete. Ein Briefgespräch zwischen Eltern und Tochter. Hg. von Gotthard Erler. Berlin 2001

- Hans Scholl, Sophie Scholl. Briefe und Aufzeichnungen. Hg. von Inge Jens. Frankfurt/M. 1984

- „Ihr Lieben, allzu weit entfernten“. Briefe von Louise Jacobson an ihre Familie 1942-1943. Hg. von Nadia Kaluski-Jacobson. Aus dem Französischen von Conny Frühauf. Hamburg 1998

- Koch, Susanne: Brief an die Eltern vom 27.11.1997 – Privatbesitz

- Koch, Susanne: Brief an die Eltern vom 28.04.1998 – Privatbesitz

- Kreiten, Hubert: Der Briefwechsel Kaiser Maximilians I. mit seiner Tochter Margareta. Untersuchungen über die Zeitfolge des durch neue Briefe ergänzten Briefwechsels. Wien 1907

- Liebster Sohn... liebe Eltern. Briefe berühmter Deutscher. Hg. von Paul Elbogen. Hamburg [1956]

- Modersohn-Becker, Paula: Briefe und Tagebuchblätter. Mit einer Einführung von Gustav Pauli. Hannover 1926

- Muthesius, Sibylle: Flucht in die Wolken. Berlin 1981

- Regesten Briefkonvolut Hardegg, Nöla, Archiv Stetteldorf, Karton 84 – http://www.univie.ac.at/Geschichte/Frauenbriefe/briefliste1.htm

- Ricarda Huch. 1864-1947. Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum Marbach am Neckar 7. Mai – 31. Oktober 1994. Ausstellung und Katalog Jutta Bendt und Karin Schmidgall. Marbach am Neckar 1994 (= Marbacher Kataloge, 47)

- Die Töchter von Karl Marx. Unveröffentlichte Briefe. Aus dem Französischen und aus dem Englischen von Karin Kersten und Jutta Prasse. Ediert von Olga Meier. Köln 1981

- Vater und Tochter. Tolstois Briefwechsel mit seiner Tochter Marie. Hg. von Paul Birukoff [1927] (= Tolstoi Dokumente ; [2])

- Vorwieger, Astrid: e-mail an die Mutter vom 04.07.2002 – Privatbesitz

- Vorwieger, Astrid: Karte an die Eltern vom 21.10.2002 – Privatbesitz

- Wander, Maxie: Tagebücher und Briefe. Hg. von Fred Wander. Berlin 1980

- Winckelmann, Otto von: Straßburger Frauenbriefe des 16. Jahrhunderts. In: Archiv für Kulturgeschichte 2(1904) S. 172-195

Sekundärliteratur

- Becker-Cantarino, Barbara: Leben als Text – Briefe als Ausdrucks- und Verständigungsmittel in der Briefkultur und Literatur des 18. Jahrhunderts. In: Fraune Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hg. von Hiltrud Gnüg und Renate Möhrmann. 2., vollst. neu bearb. u. erw. Aufl., Stuttgart 1999 S. 129-146

- Deutsche Briefe 1750-1950. Hg. von Gert Mattenklott [u.a.]. 2. Aufl., Frankfurt/M. 1989

- Gellert, Christian Fürchtegott: Gedanken von einem guten deutschen Briefe, an den Herrn F.H.v.W. In: Gellert, Christian Fürchtegott: Werke. Zweiter Band. Frankfurt/M. 1979 S. [129]-136

- Gellert, Christian Fürchtegott: Praktische Abhandlung von dem guten Geschmacke in Briefen. In: Gellert, Christian Fürchtegott: Werke. Zweiter Band. Frankfurt/M. 1979 S. [137]-187

- Gödden, Walter: Die andere Annette. Annette von Droste-Hülshoff als Briefschreiberin. 2., durchges. Aufl., Paderborn 1992

- Hillard, Gustav: Vom Wandel und Verfall des Briefes. In: Merkur 23(1969) S. [342]-351

- Metzler, Regine: Zur Textsorte Privatbrief in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Untersuchungen zur Pragmatik und Semantik von Texten aus der ersten Häflte des 16. Jahrhunderts. Hg. von Rudolf Grosse. Berlin 1987 (= Linguistische Studien, Reihe A Arbeitsberichte, 168) S. 1-74

- Nickisch, Reinhard M.G.: Brief. Stuttgart 1991

- Nickisch, Reinhard M.G.: Briefkultur. Entwicklung und sozialgeschichtliche Bedeutung des Frauenbriefs im 18. Jahrhundert. In: Deutsche Literatur von Frauen. Hg. von Gisela Brinker-Gabler. München. 2 Bde. 1988 Bd. 1: Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1988 S. 389-409

- Nickisch, Reinhard M.G.: Die Stilprinzipen in den deutschen Briefstellern des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit einer Bibliographie zur Briefschreiblehre (1474-1800). Göttingen 1969

- Schlaffer, Hannelore: Glück und Ende des privaten Briefes. In: Der Brief. Eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation. Hg. von Klaus Beyrer und Hans-Christian Täubrich. Heidelberg 1996 S. 34-45

[...]


[1] Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. Hg. von Georg Steinhausen. 2 Bde. Berlin 1899-1906 Bd. 1: Fürsten und Magnaten, Edle und Ritter 1899, S. 208

[2] Ebd., S. 19

[3] Ebd., S. 208-209

[4] Ebd., S. 245

[5] Winckelmann, Otto von: Straßburger Frauenbriefe des 16. Jahrhunderts. In: Archiv für Kulturgeschichte 2(1904) S. 181

[6] Nickisch, Reinhard M.G.: Die Stilprinzipen in den deutschen Briefstellern des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit einer Bibliographie zur Briefschreiblehre (1474-1800). Göttingen 1969

[7] Privatbriefe (wie Anm. 1), S. 31-32

[8] Ebd., S. 210

[9] Ebd., S. 19

[10] Ebd., S. 31

[11] Ebd., S. 245

[12] Winckelmann (wie Anm. 5), S. 181

[13] Privatbriefe (wie Anm. 1), S. 210

[14] Ebd., S. 208

[15] Ebd., S. 293

[16] Ebd., S. 211

[17] Ebd., S. 209

[18] Kreiten, Hubert: Der Briefwechsel Kaiser Maximilians I. mit seiner Tochter Margareta. Untersuchungen über die Zeitfolge des durch neue Briefe ergänzten Briefwechsels. Wien 1907, S. 110

[19] Ebd., S. 52-53

[20] Nickisch, Reinhard M.G.: Brief. Stuttgart 1991

[21] Ebd., S. 40

[22] Regesten Briefkonvolut Hardegg, Nöla, Archiv Stetteldorf, Karton 84 – http://www.univie.ac.at/Geschichte/Frauenbriefe/briefliste1.htm

[23] Gellert, Christian Fürchtegott: Gedanken von einem guten deutschen Briefe, an den Herrn F.H.v.W. In: Gellert, Christian Fürchtegott: Werke. Zweiter Band. Frankfurt/M. 1979 S. [129]-136, S [129]-130

[24] Becker-Cantarino, Barbara: Leben als Text – Briefe als Ausdrucks- und Verständigungsmittel in der Briefkultur und Literatur des 18. Jahrhunderts. In: Frauen Literatur Geschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hg. von Hiltrud Gnüg und Renate Möhrmann. 2., vollst. neu bearb. u. erw. Aufl., Stuttgart 1999 S. 129-146, S. 131

[25] Nickisch, Reinhard M.G.: Briefkultur. Entwicklung und sozialgeschichtliche Bedeutung des Frauenbriefs im 18. Jahrhundert. In: Deutsche Literatur von Frauen. Hg. von Gisela Brinker-Gabler. München. 2 Bde. 1988 Bd. 1: Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. 1988 S. 389-409, S. 408

[26] Ebd., S. 391

[27] Liebster Sohn... liebe Eltern. Briefe berühmter Deutscher. Hg. von Paul Elbogen. Hamburg [1956], S. 31-32

[28] Ebd., S. 31

[29] Ebd., S. 32

[30] Briefwechsel und Tagebücher der Fürstin Amalie von Galitzin. Münster. 3 Bde. 1874-1876 Bd. 1: Enthaltend bisher ungedruckte Briefe der Fürstin, ihrer Kinder, Fürstenberg’s, Stollberg’s, Overbergs, der Grafen Romanzoff u.a. 1874

[31] Liebster Sohn (wie Anm. 27), S. 94-97

[32] Ebd., S. 106

[33] Ebd., S. 107-108

[34] Gödden, Walter: Die andere Annette. Annette von Droste-Hülshoff als Briefschreiberin. 2., durchges. Aufl., Paderborn 1992, S. 42

[35] Ebd., S. 47

[36] Die Briefe der Annette von Droste-Hülshoff. Gesamtausgabe. Hg. von Karl Schulte Klemminghausen. Jena. 2 Bde. 1944 1. Bd. 1944, S. 39

[37] Ebd., S. 54

[38] Ebd., S. 104

[39] Ebd., S. 555

[40] Ebd., S. 104-105

[41] Liebster Sohn (wie Anm. 27), S. 127

[42] Ebd.

[43] Die Töchter von Karl Marx. Unveröffentlichte Briefe. Aus dem Französischen und aus dem Englischen von Karin Kersten und Jutta Prasse. Ediert von Olga Meier. Köln 1981, S. 5

[44] Ebd., S. 30

[45] Ebd., S. 19

[46] Ebd., S. 30

[47] Ebd., S. 20

[48] Ebd., S. 5

[49] Ebd., S. 23

[50] Ebd., S. 31

[51] Ebd., S. 21

[52] Deutsche Briefe 1750-1950. Hg. von Gert Mattenklott [u.a.]. 2. Aufl., Frankfurt/M. 1989, S. 71

[53] Ricarda Huch. 1864-1947. Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum Marbach am Neckar 7. Mai – 31. Oktober 1994. Ausstellung und Katalog Jutta Bendt und Karin Schmidgall. Marbach am Neckar 1994 (= Marbacher Kataloge, 47), S. 21-22

[54] Ebd., S. 23

[55] Fontane, Theodor: Meine liebe Mete. Ein Briefgespräch zwischen Eltern und Tochter. Hg. von Gotthard Erler. Berlin 2001, S. 547-566

[56] Ebd., S. 48

[57] Ebd., S. 255

[58] Vater und Tochter. Tolstois Briefwechsel mit seiner Tochter Marie. Hg. von Paul Birukoff [1927] (= Tolstoi Dokumente ; [2]), S. 9-19

[59] Ebd., S. 73

[60] Ebd., S. 183

[61] Modersohn-Becker, Paula: Briefe und Tagebuchblätter. Mit einer Einführung von Gustav Pauli. Hannover 1926

[62] Ebd., S. 12-13

[63] Ebd., S. 27

[64] Ebd., S. 242

[65] Hans Scholl, Sophie Scholl. Briefe und Aufzeichnungen. Hg. von Inge Jens. Frankfurt/M. 1984, S. 156

[66] Ebd., S. 218

[67] Ebd.

[68] „Ihr Lieben, allzu weit entfernten“. Briefe von Louise Jacobson an ihre Familie 1942-1943. Hg. von Nadia Kaluski-Jacobson. Aus dem Französischen von Conny Frühauf. Hamburg 1998, S. 152-153

[69] Muthesius, Sibylle: Flucht in die Wolken. Berlin 1981

[70] Ebd., S. 425

[71] Ebd., S. 440

[72] Ebd., S. 441

[73] Wander, Maxie: Tagebücher und Briefe. Hg. von Fred Wander. Berlin 1980, S. 11

[74] Ebd., S. 180

[75] Ebd., S. 181

[76] Ebd., S. 10-11

[77] Ebd., S. 11

[78] Friedel, Dietlinde: Brief an die Eltern vom 23.09.1982 - Privatbesitz

[79] Friedel, Dietlinde: Brief an die Eltern vom 06.10.1982 – Privatbesitz

[80] Friedel (wie. Anm. 78)

[81] Friedel (wie Anm. 79)

[82] Koch, Susanne: Brief an die Eltern vom 27.11.1997 – Privatbesitz

[83] Ebd.

[84] Koch, Susanne: Brief an die Eltern vom 28.04.1998 – Privatbesitz

[85] Schlaffer, Hannelore: Glück und Ende des privaten Briefes. In: Der Brief. Eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation. Hg. von Klaus Beyrer und Hans-Christian Täubrich. Heidelberg 1996 S. 34-45, S. 44

[86] Vorwieger, Astrid: Karte an die Eltern vom 21.10.2002 – Privatbesitz

[87] Vorwieger, Astrid: e-mail an die Mutter vom 04.07.2002 – Privatbesitz

[88] Hillard, Gustav: Vom Wandel und Verfall des Briefes. In: Merkur 23(1969) S. [342]-351, S. 349-350

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Tochterbriefe - Überlegungen zur Entwicklung der Gattung Brief anhand von Briefbeispielen von Töchtern an ihre Eltern
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Institut für Neuere Deutsche und Europäische Literatur)
Autor
Jahr
2002
Seiten
24
Katalognummer
V9521
ISBN (eBook)
9783638162050
ISBN (Buch)
9783640856244
Dateigröße
547 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Entwicklung der Gattung Brief wird an Beispielen von Tochterbriefen nachvollzogen. Wichtig ist für mich die Frage, ob diese besondere Form des Briefes typisch für die Entwicklung der Gattung überhaupt ist. Um diese Frage beantworten zu können und um die chronologische Entwicklung darzustellen, wurden neben Untersuchungen zu Form, Aufbau und Inhalt der Briefbeispiele auch historische und soziologische Aspekte kurz angerissen. Sehr dichte Arbeit - einzeiliger Zeilenabstand. 358 KB
Schlagworte
Brief / Tochterbrief
Arbeit zitieren
Dietlinde Schmalfuß-Plicht (Autor:in), 2002, Tochterbriefe - Überlegungen zur Entwicklung der Gattung Brief anhand von Briefbeispielen von Töchtern an ihre Eltern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9521

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