Katharina die Große


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

9 Seiten, Note: 14 Punkte

Anonym


Leseprobe


Katharina die Große

(1729 - 1796)

Sophia Augusta Frederika, wir kennen sie wohl eher als “Katharina die Große“, wurde am 21. April 1729 in Stettin in Pommern geboren. Ihre Eltern waren die Fürstin Johanna Elisabeth von Holstein- Gottorp und der Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst. Doch bevor ich nun anfange, über ihr Leben zu berichten, möchte ich erst zum besseren Verständnis den Stammbaum ihrer Verwandschaft in kurzen Zügen erklären und wie es dazu kam, dass sie 33 Jahre später Zarin von Russland wurde. Zu der Zeit ihrer Geburt und Kindheit herrschte in Russland die Zarin Elisabeth Petrowna. Ihre Ära als Russlands Oberhaupt näherte sich, aufgrund einer Krankheit, die nicht zuließ, dass sie sich noch länger den Strapazen des Regierens auslieferte, dem Ende und so war sie bemüht, einen Nachfolger zu finden, der den äusseren und inneren Problemen Russlands gewachsen wäre, da sie selber kinderlos war (sie zog ein freies Liebesleben der Ehe vor, und musste sich nun mit den Konsequenzen abfinden). Ihre Wahl fiel auf den Sohn ihrer Schwester Anna Petrowa und Herzog Karl Friedrich von Holstein-Gottorp, auf Karl Friedrich Ulrich, den sie in Pjotr Feodorowitsch umbenannte (wir kennen ihn auch unter dem Namen Peter III.). Diese Wahl war wohl der größte Irrtum ihrer Regierung, aber sie machte ihn wieder gut durch die Wahl seiner Gattin, Katharina II., doch dazu komme ich später.

Peter III. War von je her von schwacher Gesundheit und so wurde er von seinen Eltern bis zu seinem siebten Lebensjahr im Haus gehalten. Doch aus Angst, ihr Sohn könnte durch die ständig andauernde Pflege und Bemutterung verweichlichen, gaben sie ihn schlagartig an die Holsteiner garde weiter, damit er sich eriner militärischen Erziehung unterzog. Mit elf Jahren bekam er dann Unterricht von einem Hauslehrer, der ihn mit so unsäglicher Strenge im lutherischen Glauben erzog, dass der armen Junge Neurosen entwickelte. Er zog sich zurück, wurde scheu und verschlagen, war ständig gereizt, eigensinnig und streitsüchtig. Die Erziehung seiner Eltern, des Militärs und des angst machenden Pädagogen hatten den einst so ruhigen und sensiblen Jungen verdorben, aber dennoch hatte Peter ein gutes Herz und den guten Willen, das Rechte zu tun, wie seine königlichen Amtshandlungen uns später zeigen werden. Katharina traf ihn zum ersten Mal, als er elf Jahre alt war, und beschrieb ihn, laut ihren Memoiren, auf die ich mich im folgenden noch öfter beziehen werde, als “gutaussehend, wohlerzogen“ und “höflich“ und “empfand keinen Widerwillen bei dem Gedanken“ seine Frau zu werden.

1743 holte die Zarin Elisabeth Peter nach Russland, machte ihn zum Großherzog (hier sollte man bemerken, dass Peter gerade erst 15 Jahre alt war), bekehrte ihn zum orthodoxen Glauben und versuchte ihm zum Herrscher zu erziehen. Doch sie war entsetzt über seine geringe Bildung und den schizophrenen Anwandlungen seines Charakters. Noch dazu kam, dass Peter seinen Gefallen am Alkohol fand (genauso wie die Zarin selbst. Die offizielle Ausrede lautet: Russland ist kalt und Wodka wärmt...!) und seine Trinkexzesse so gewaltiges Ausmass annahmen, dass Elisabeth hoffte, durch eine Vermählung mit einer gesunden und intelligenten Frau und der Zeugung eines fähigen Zaren noch vor ihrem Tod wäre der Thron in den richtigen Händen. Sie schaute sich lange um und fand eine unbekannte Prinzessin aus einem der kleinsten deutschen Fürstentümer, womit wir nun wieder bei Katharina wären.

Ihre Eltern waren zu tiefst unglücklich, dass sie “nur“ eine Tochter in die Welt setzten und so begann die schon damals selbstbewußte und intelligente Katharina ihr Geschlecht dadurch wett zumachen, indem sie die Männlichkeit eines Generals und die Staatskunst eines Kaisers entwickelte, aber dennoch weiblich genug blieb, um später einmal die meistgesuchteste und auch meistgefundenste Mätresse in Europa zu werden.

Sie hatte, genauso wie ihr zukünftiger Ehemann, alle möglichen Kinderkrankheiten. Einmal war sie so schwer erkrankt, dass vermutet wurde, sie werde ein Leben lang mißgestaltet werden, da sich ihre komplette Wirbelsäule deformierte. Doch mit Hilfe eines Korsetts, dass ein damaliger Spezialist empfohlen hatte (tatsächlich war es ein Ortsansässiger Henker, der wohl mittlerweile ein Spezialist für sämtliche Arten von Verrenkungen geworden war!), gab es nach eineinhalb Jahren der behandlung wieder die Hoffnung für sie, gesund zu werden. Es war ihr so oft gesagt worden, sie sei häßlich, dass sie, ähnlich wie bei ihrem “Geschlechtsproblem“, anfing, Intelligenz als Ersatz für Schönheit zu entwickeln. Ihre Häßlichkeit verschwand mit der Pubertät, als ihr Körper seine natürlichen Rundungen bekam, doch ihre Intelligenz blieb, womit sie einige Lehrer vergraulte, die ihrer dermaßen guten Argumentationen nichts entgegen zusetzten wußten. Ihre folgenden Lehrer und ihre Gouvernante waren Franzosen, sodass sie diese Sprache gut erlernte. Sie machte sich mit französischen Schriftstellern wie Corneille, Racine, und Molière vertraut und war so für Voltaire vorbereitet, mit dem sie später in regen Briefkontakt stehen sollte.

Aufgrund ihrer Intelligenz wurde Elisabeth auf sie aufmerksam, die immernoch hoffte, ein geeignetes Mädchen für Peter zu finden, damit diese ihm durch eine Art Osmose zu Intelligenz verhalf, was meiner Meinung nach doch etwas sehr weit hergeholt ist! Am 1. Januar 1744 erreichte Katharinas Mutter die Einladung, den russischen Hof zu besuchen. Ihre Eltern waren nicht sicher und wollten die Einladung lieber nicht annehmen, da ihnen Russland primitiv, gefährlich und unbeständig erschien, doch Katharina, die zu recht vermutete, als Gattin des Großherzogs in Betracht gezogen zu worden sein, drängte auf eine Zusage. Am 19. Januar begann die lange und mühselige Reise über Berlin, Stettin, Ostpreußen, Riga und St. Petersburg nach Moskau, welches sie am 9. Februar erreichten. Als Katharina nun ein zweites Mal auf Peter traf, gewann sie erneut einen recht positiven Eindruck von ihm, der allerdings etwas getrübt wurde, als er ihr anvertraute, überzeugter Lutheraner zu sein und in eine der Hofdamen verliebt zu sein! Sie bemerkte, dass Peters deutscher Akzent und seine deutschen Umgangsformen den Russen zuwider waren und so beschloss sie, eifrig Russisch zu lernen und der orthodoxen Kirche beizutreten. Für Peter empfand sie lediglich nur noch “wenig mehr als Gleichgültigkeit“, jedoch schreibt sie selber “ich war nicht gleichgültig gegenüber der russischen Krone“. Am 22. Februar erkrankte sie an einer Rippenfellentzündung so dermaßen schwer, dass man zu recht um ihr Leben fürchten musste. Sie stahl sich heimlich in die Herzen der Russen, als umging, sie habe in dieser schweren Zeit nach einem griechischen Priester verlangt und nicht nach einem lutheranischen.

Am 28. Juni unterzog sich Sophia mit beeindruckender Frömmigkeit der Zeremonie zur Aufnahme in die russisch-orthodoxe Kirche. Ihrem bisherigen Namen wurde Ekatarina Alexejewna hinzugefügt; von nun an hiess sie also Katharina. Am folgenden Morgen wurde sie in der grossen Kathedrale Uspenski Sobor feierlich mit dem Grossherzog Peter verlobt. Alle, die sie sahen, waren angetan von ihrer taktvollen Bescheidenheit und sogar Peter begann sie zu lieben. Vierzehn Monate später wurden sie am 21. August 1745 in St. Petersburg getraut (Katharina war zu dieser Zeit 16 Jahre alt; Peter ein Jahr älter).

Katharina und Peter hatten sich zu krassen Gegensätzen entwickelt: Sie war schön, er war häßlich, denn er hatte während ihres Verlobungsjahres die Blattern gehabt. Sie war wißbegierig, intelligent und geistig lebendig, während er durch seine geistige Zurückgebliebenheit eher wie ein erwachsenes Kind wirkte: Er spielte mit Puppen, Marionetten und Bleisoldaten. Wie ein Kind war er vernarrt in Hunde, so dass er sich gleich mehrere in seiner Wohnung hielt. Katharina bemerkte dazu nur recht trocken, dass sie sich nicht im klaren war, was schlimmer gewesen sei: das Bellen oder der Gestank. Er verbesserte die Situation auch nicht sonderlich damit, dass er mit mehr oder weniger Erfolg versuchte, Violine zu spielen. Sein Hang zum Alkohol wurde immer stärker, so dass er sich seit 1753 fast täglich betrank. Er zeigte immer unverholener seine Abneigung gegen Russland, dass er ein “verdammtes Land“ nannte, seine Verachtung gegen die orthodoxe Kirche und den Klerus, und vor allem seine Vergötterung von Friedrich des Großen, obwohl Russland und Preussen miteinander Krieg führten. Die Ehe wurde nahezu zu einem Konflikt der Kulturen, denn Katharina förderte weiterhin ihre Bildung, indem sie Bücher von Platon, Tacitus, Bayle, Voltaire, Diderot und Montesquieu las, deren “Geist der Gesetze“ ihrer Meinung nach “das Brevier eines jeden verständigen Herrschers sein müsste“.

Ihre Abneigung gegen Peter wuchs immer mehr und sie liess ihn das auch spüren, so dass er im gewissen Sinne psychologisch impotent wurde. Er wandte sich infolge dessen von ihr ab und suchte seine Befriedigung bei Mätressen und auch Katharina legte sich bis zu ihrer Thronbesteigung drei feste Liebhaber zu (Sergei Saltykow, ein junger Offizier; Stanislaus Poniatowski, ein junger polnischer Graf und schließlich Grigori Grigorjewitsch Orlow, der Adjutant von Pjotr Schuwalows). Infolge dieser Liebschaften gebar sie den späteren Kaiser Paul I., eine Tochter, die jedoch im Alter von vier Monaten verstarb und ihre erste Schwangerschaft endete mit einer Fehlgeburt. Sie berachte allerdings noch in aller Heimlichkeit einen Sohn von Orlow zur Welt, der jedoch unter einem anderen Namen (Alexej Bobrinsky) ausserhalb des Palastes aufgezogen wurde.

Im Dezember 1761 wurde offensichtlich, dass sich die Zarin in der letzten Phase ihrer Krank- heit befand. Da ihr Tod voraussehbar war, wurde Katharina nun schlagartig von allen Seiten bedrängt, die Thronbesteigung Peters zu verhindern. Man warnte sie davor, dass Peter vorhabe, sie bald danach zu verstossen und seine Mätresse zu seiner Frau und Kaiserin zu machen. Doch Katharina ließ sich auf keinerlei Verschwörung ein und so bestieg Peter III. am 5. Januar 1762, an dem selben Tag, an dem die Kaiserin Elisabeth Petrowna ihrer Krankheit erlag, ohne offene Opposition den Thron.

Es folgte ein Zeit, in denen Peter zwar kühne und bemerkenswerte Reformen (z.B. partielle Aufhebung der Leibeigenschaft , aber im gleich Masse auch, meiner Meinung nach eher schwachsinnige, Kriegsversuche durchführte, gegen die sich seine komplette Armee wehrte. Ebenfalls fuhr er fort, stark zu trinken. Er musste sich relativ schnell eingestehen, dass er trotz allem unbeliebt war: Die Armee haßte ihn als Verräter, der Klerus haßte ihn als Lutheraner, die nicht befreiten Leibeigenen forderten ihre Befreiung und der Hof, einschließlich Katharina, die sich selbst in Gegenwart von Freunden über ihn lustig machte, verlachte ihn als Narren. Peter floh in den Alkohol und behandelte Katharina mit zunehmender Grobheit. Doch Katharina hatte den Vorteil, dass sie Freunde hatte, die sie beruhigten, aber auch im Extremfall bereit waren, alles für sie zu tun. Zu ihren Freunden gehörte auch die Fürstin Daschkowa, die für Katharina ihre engste Vertraute wurde.

Ekatarina Romanowna (die Fürstin Daschkowa) war die Schwester der Mätresse von Peter. Um Peter und seine Geliebte kursierte schon lange das Gerücht, er wolle sich von Katharina scheiden lassen und seine Mätresse zu seiner Frau machen. Diese Gerücht belegte Peter während eines Rausches (oder aufgrund seiner Einfalt in der Gegenwart von der Fürstin Daschkowa,, die diese Nachricht sofort an Katharina weiterleitete, und sie aufforderte, sich dem Komplott zur Beseitigung von Peter anzuschließen. Doch Katharina hatte bereits eine eigene Verschwörung mit einflussreichen Männern organisiert (darunter die Brüder Orlow, P.B. Passek, einem Offizier in einem lokalen Regiment, sowie Nikolai Korff, Chef der Polizei ect.). Peter befahl aus Angst bzw. Misstrauen am14. Juni 1762 ihre Verhaftung, zog diesen Befehl allerdings zurück, verwies sie aber nach dem zwanzig Meilen entfernten Peterhof zu einem Zwangsaufenthalt. Peter selbst begab sich mit seiner Mätresse wieder in sein Lustschloss und hinterliess Anweisungen, die für ihn sein Ende bedeuteten: Er befahl, die Armee solle sich zur Einschiffung nach Dänemark bereit halten. Am 27. Juni wurde Leutnant Passek verhaftet, weil er abfällige Bemerkungen über den Kaiser gemacht hatte. Aus Angst, Passek könnte unter Folterung dazu gezwungen werden, die Verschwörung aufzudecken, entschlossen Grigori und Alexej Orlow, sofort zu handeln. Am frühen Morgen des 28. Ritt Alexej nach Petershof, berichtete Katharina die Geschehnisse und überzeugte sie, mit ihm nach St. Peters- burg zurück zureiten. Sie hielten unterwegs an den Kasernen des Ismailowsky-Regiments und Katharina appellierte an die Soldaten, die vor der Bedrohung des Kaisers zu retten. Die Soldaten waren sofort dazu bereit, da sie sich sicher waren, dass Katharina sie nicht nach Dänemark schicken würde und so begab sich Katharina dann eskortiert von zwei Regementern und den Orlows zu der Kazan-Kapelle, wo sie zur Alleinherrscherin über Russland ausgerufen wurde. Immer mehr Regimente liefen innerhalb kürzester Zeit zu ihr über und begleiteten sie zum Winterpalast. Hier verkündete die Kirchensynode und der Senat offiziell die Absetzung Peters und den Regierungsantritt Katharinas.

Katharina , bekleidet mit einer Uniform eines Hauptmannes der Reitergarde, ritt an der Spitze ihrer Truppen nach Peterhof, denn dort vermutete sie immer noch Peter, der sie an diesem Morgendorthin gekommen war, um sie zu besuchen. Er erfuhr von der Revolte und floh nach Kronstadt. Dort bekam er angeboten, von Pommern aus ein Heer zu schicken, um ihn wieder einzusetzen, aber Peter kehrte, nachdem er unfähig war, eine Entscheidung zu fällen, in sein Lustschloss zurück. Als Katharinas Truppen dort eintrafen, bettelte er einen Tag lang um einen Kompromiss, unterzeichnete aber dann am 29. Juni 1762 seine Abdankung. “Er hat sich entthronen lassen wie ein Kind, das man ins Bett schickt“ so Katharina. Er wurde in Ropscha, vierundzwanzig Kilometer von St. Petersburg entfernt, inhaftiert. Seiner Bitte, ihm seine Mätresse zu lassen, kam Katharina nicht nach. Sie wurde nach Moskau verbannt und verschwand aus der Geschichte. Am 6. Juli 1762 ereilt Katharina die Nachricht, Peter sei während eines Handgemenges im Gefängnis gestorben, aber die genauen Umstände seines Todes blieben unaufgeklärt und interessierten Katharina auch nicht sonderlich.

Sie hatte mit anderen Dingen zu kämpfen: In St. Petersburg, wo die Bürger, der Adel, der Klerus und der Hof selber miterlebten, wie ziellos und verrückt die Regierung von Peter war, stand selbstverständlich auf Katharinas Seite. Anders sah es ausserhalb der Stadt aus. Die einfachen Bauern hatten nichts von Peters -sagen wir- “wahrem Ich“ gwusst. Sie kannten ihn nur als liberalen Zar, der ihnen eigentlich nur Gutes wollte. Sie sind ganz klar gegen Katharina. Auch Moskau, dass einfach viel zu weit entfernt liegt, und somit nicht mehr im Einzugsgebiet von Katharinas Charme liegt, wehrt sich gegen ihre Thronbesteigung. Sie hegen alle den Verdacht, Katharina hätte die Ermordung Peters befohlen, doch bewiessen werden kann nichts. Schließlich wird Katharina von Friedrich dem Großen entlastet, der ja eigentlich durch Peters Entthronung viel verliert und man schenkt ihm glauben.

Russland befand sich in einer Krise. Der Tod Peters schuf und löste zugleich Probleme Katharinas. Er inspirierte eine Reihe von Verschwörungen zu ihrer Absetzung und stürzte die Verwaltung in ein bedrohliches Chaos. Katharina schrieb über diese Periode: “Der Senat blieb untätig und taub gegenüber den Staatsgeschäften. Die Gesetzgebung hatte einen Grad an Korruption und der Auflösung erreicht, der sie fast unkenntlich machte“. Russland war aufgrund eines zwar siegreichen, aber doch kostspieligen Krieg hoch verschuldet und die holländischen Bankiers weigerten sich, Russland Geld zu leihen. Die Bezahlung der Truppen der Armee war seit mehreren Monaten überfällig, wodurch die Armee so desorganisiert wurde, dass Russland zum offenen Angriffsziel wurde. Der Hof wurde zu einem Schauplatz von Intrigen und Gegenintrigen, in denen es nur um “Ämtergeierei“ ging. Für Katharina begann eine harte Zeit. Sie versuchte die kirchliche Opposition zu besänftigen, indem sie Peters Befehl der Säkulisation kircheneigenen Landes hinausschob. Ihren Parteigängern dankte sie durch reichliche Belohnungen. Sicherlich mag ihr das geholfen haben, ihren Thron zu stützen, aber die Hauptfaktoren waren ihr Mut und ihre Intelligenz. Die siebzehn Jahre als vernachlässigte Frau des Thronerben haben sie geprägt. Sicherlich besass sie noch ihr jugendliches Temperament, aber sie hat dazu ein hohes Mass an Geduld, Klugheit, Selbstbeherrschung und staatsmännischer Verstellung gelernt. Sie entschloss sich zu einem gewagten Schritt: Sie trotzte jeglichen Ratschlägen und misstraute, trotz der Treue und der Fähigkeit dem Senat und vereinte alle Regierungsgewalt in sich und brach die neue Ära des Absolutismus in Russland an. Da der Adel den Senat beherrschte, hatte sie die Wahl zwischen der Autokratie oder dem fragmentarischen Absolutismus der Feudalherren.

Katharina heiratete nicht mehr. Sie umgab sich mit fähigen Männern, gewann deren Treue und häufig auch ihre Liebe. Sie liess sie hart arbeiten, bezahlte sie jedoch immer gut - manch- mal auch zu gut, denn der Glanz und der Luxus des Hofes wurden zur Hauptbelastung der Staatskasse. Er wurde zu einem Hof von, der aus vielen verschiedenen Einzelteilen bestand: verwurzelt in Roheit, verziert mit französischer Kultur und regiert von einer deutschen Frau, die ihren Helfern an Bildung und Verstand überlegen war. Sie versuchte mit ihren Belohnungsgeldern, die Korruption zu ersticken, aber es gelang ihr nicht. Viele Mitglieder ihres Stabs nahmen Bestechungsgelder von fremden Regierungen an oder beteiligten sich an Verschwörungen gegen Katharina, die sich als Ziel setzten, sie durch Iwan VI. Zu ersetzen. Freunde Katharinas fürchteten um ihr Leben, denn sie vermuten, dass ihre Zarin ermordet werden würde. Um sich den Tatsachen zu stellen, besuchte Katharina Iwan und fand ihn vor “als ein durch jahrelange Einkerkerung zur Idiotie verkümmertes menschliches Wrack“. Sie befahl aus Vorsicht den Wachen, Iwan auf gar keinen Fall freizulassen, es sei denn, sie hätte es autorisiert. Eher sollten sie ihn töten, als ihn gegen ihren Willen durch Befreiungsaktionen seiner Anhänger zu verlieren. Es kam auch prompt in der Nacht vom 5. Auf den 6. Juli 1764, dass ein Armeeoffizier, Wassilli Mirowitsch, im Gefängnis erschien und die Freilassung von Iwan VI. Forderte. Mit sich führte er ein Schriftstück, welches angeblich einen Entschluss vom Senat darstellte und der besagt, dass Katharina abgesetzt und Iwan von nun an Zar sei. Da die Wachen Iwan nicht freilassen wollten und Mirowitsch zu gewalttätigen Massnahmen griff, ermordeten die Wachen Iwan. Mirowitsch weigertete sich vor Gericht, die Namen seine Komplizen zu nennen und er wurde hingerichtet. Im Urteil des Volkes galt Katharina allgemein als Möderin Iwns. Das ihr Leben selber bedroht wurde, wurde nicht beachtet.

Neue Verschwörungen wurden angezettelt und jedesmal wurde Katharina nach dem Leben getrachtet. Oftmals kam es auch zu Attentatsversuchen, so wie der eines Offiziers namens Schoglokow, der Katharina mit einem Dolch auflauerte, um den Tod Peter III. zu rächen. Grigori Orlow erfuhr gerade noch rechtzeitig von diesem Komplott und konnte so die Zarin retten. Ich denke nicht, dass man an den guten Absichten Katharinas in den frühen jahren ihrer Regierung zweifeln konnte. In ihrem jugendlichen Eifer informierte sie ich über jede politisch wichtigen Massnahmen und Handlungen und verfasste genaue Instruktionen über etliche Dinge von Heeresausbildung und industriellen Operationen bis hin von der Aufführung von Opern und Theaterstücken. Sie wollte (und schaffte es auch) den russischen Hof in St. Petersburg zu einem kulturellen Mittelpunkt werden lassen.

Trotz der vielen Steine, die Katharina während ihrer Regierung in den weg gelegt bekommen hat, verfolgte sie immer ein Ziel. In der Hoffnung, ein Justitian für Russland zu werden und ihre Macht zu festigen, berief Katharina am 14. Dezember 1766 Verwaltungsbeamte und Rechtsexperten aus allen Teilen des Reiches nach Moskau, um eine gründliche Revision und Kodifizierung des russischen Rechts vorzunehmen, da es fast unmöglich wurde, ihr Herrschaftsgebiet zu regieren, in die Zahl (zehntausend), Verschiedenheit, Widersprüchlichkeit und Unübersichtlichkeit der Gesetze ein überall gleich geltendes Prinzip vorlag. Zur Vorbereitung dieses Unternehmens entwarf sie persönlich eine Beschreibung der Grundsätze, auf denen der neue Kodex gegründet sein sollte. Diese Grundsätze spiegelten das wieder, was sie aus den Büchern von Voltaires, Montesquieus, Beccarias und Blackstone gelernt hatte. Sie vertrat die Ansicht, dass Russland als ein europäischer Staat betrachtet werden müsse und eine auf europäische Grundsätze beruhende Verfassung haben sollte. Für sie bedeutete das eine Regierung, in der der Herrscher zwar die letzte “Instanz“ des Rechts bildet, aber dennoch seine Handlungen dem Gesetz unterliegen. Katharina behielt zwar das Feudalsystem, denn sie fand es unerlässlich für die wirtschaftliche, politische und militärische Ordnung in Russland, aber sie bestand fest darauf, dass die Rechte der Herren und der Leibeigenen durch Gesetze klar definiert werden müssen. Ferner stand Katharina für Abschaffung von Folter und Todesstrafen und war für freie Religionsausübung. Sie stellte ihre Schrift ihren Beratern zu Diskussion und stellte nochmals klar, dass jegliche plötzliche Veränderung der existierenden Bräuche Russland ins Chaos stürzen würde. Fazit ihrer Regierung:

Katharina die Große leitete im Inneren der Regierung im Sinn des aufgeklärten Absolutismus zahlreiche Reformen zur Stärkung von Verwaltung, Wirtschaft und Militär ein, doch war stets darauf bedacht, die bestehende Gesellschaftsordnung aufrechtzuerhalten, die Lage Der bauern jedoch noch zu verschärfen: Der Adel erfuhr weiterhin das Privileg der Leibeigenschaft und dieses wurde sogar noch weiter ausgedehnt. Doch als Resonanz auf diese Ausdehnung erhob sich in der Ukraine ein Bauernaufstand, der jedoch niedergeschlagen wurde. Ebenso bekämpfte Katharina alle Impulse, die von der Französischen Revolution auf Russland übergriffen, denn wie schon gesagt: Sie war der Ansicht, dass die bisherige Gesellschaftsordnung beibehalten werden sollte, da sonst in Russland ein Chaos ausbrechen würde. Mit ihrer erfolgreichen Machtpolitik etablierte sie Russland endgültig als europäische Großmacht.

Im Urteil eines englischen Historikers, war Katharina “die einzige Herrscherin, die Englands Elisabeth an Fähigkeit übertraf und ihr in der dauernden Bedeutung ihres Werkes gleichkam“. “Sie war“ sagte ein deutscher Historiker, “jeder Zoll ein ‘politisches Wesen’, in der modernen Geschichte von keiner Vertreterin ihres Geschlechts erreicht und dennoch gleichzeitig durch und durch Frau und eine große Dame“. Wir können auf sie das von Goethe aufgestellte großmütige Prinzip anwenden: Ihre Fehler waren Krankheiten ihrer Zeit, doch ihre Tugenden waren ihre eigenen.

Quellen: Microsoft Encarta 98

Durant: Kultur und Geschichte der Menschheit Band 15

Schülerduden: Geschichte

Der Brockhaus

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Katharina die Große
Note
14 Punkte
Jahr
2000
Seiten
9
Katalognummer
V95254
ISBN (eBook)
9783638079334
Dateigröße
361 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Katharina, Große
Arbeit zitieren
Anonym, 2000, Katharina die Große, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95254

Kommentare

  • Gast am 10.10.2006

    Sollte man vielleicht erwähnen.

    Wollte nur den Beitrag von Teilnehmer/in Unbekannt Nr. 1 richtigstellen: 21.April als Geburtsdatum stimmt, allerdings nach russischer Zeitrechnung. Unserem (westeuropäischem) Kalender nach wurde Katharina II. am 2. Mai 1729 geboren.
    Das mit Friederike stimmt aber!

  • Gast am 19.9.2006

    Naja....

    Erstmal super klasse geschrieben.
    Kann bei meinem Referat bestimmt gut hilfreich als zusätzliches Info-Material sein.
    Nur mir sind schon im Vornherein einige Fehler aufgefallen. Sorry, aber als Beispiel das Geburtsdatum. Macht bitte keine Fehler, sie ist am 02. Mai geboren worden. Und ihr dritter Name lautet Friederike. Musste auch erst zweimal lesen...

  • Gast am 2.11.2001

    Katharina!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!.

    Danke ihr habt mir echt geholfen
    Ich hab mirs zwar noch nicht durchgelesen aber ich glaub ich kann euch Fremden vertauen!

    Danke!!!

  • Gast am 22.9.2001

    Katharina die Grosse.

    Hallo!!!

    ich finde dieses referat super!!! es wird mir im Fach Russisch gute Dienste tun!!

Blick ins Buch
Titel: Katharina die Große



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