Wie wählt man den richtigen MBA?


Ausarbeitung, 1999

6 Seiten


Leseprobe


Wie wählt man den richtigen MBA?

Erschienen in: Rheinischer Merkur

Detlev Kran

Bei dieser Gretchenfrage jeder MBA-Beratung wird im Zeitalter datengestützter Auskünfte oft erwartet, es genüge das dreimalige Klicken der Mouse und man habe über Tabellen, Checklisten und Rankings schon die Antwort. Das stimmt nur bedingt. Das Wort "richtig" hat doppelten Boden. Es gilt der Frage nach dem guten, vertrauenswerten, anerkannten Programm und sollte zugleich im Sinne einer Selbstprüfung verstanden werden, der Überlegung, ob der MBA für die eigenen Karriereabsichten tatsächlich auch das richtige Instrument darstellt. Nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen: Das Studium bedeutet - vom zeitlichen und persönlichen Aufwand ganz abgesehen - auch in der vergleichsweise kostengünstigen Variante der Teilzeit eine echte Investition, die im Vorfeld eine sorgsame Klärung verdient. Von den Kosten einer Vollzeit-ausbildung, die aus der Dreifachbelastung durch Gebühren, Verdienstausfall und Ausgaben der Lebenshaltung erwachsen, soll gar nicht die Rede sein.

So steht also am Beginn des Wählens der kritische Blick nach innen: Ist der MBA für mich das Richtige? Bin ich als Person geeignet? Ist der Schritt aus der bisher vertrauten Spezialistentätigkeit in den kalten Wind der Unternehmensverantwortung mit ihrer Härte, dem Übermaß an zeitlichem Engagement, dem Erfolgszwang etc. auch zu verkraften? Entspricht das meinem Lebens- und Arbeitsstil?

Der GMAT, der Graduate Management Admission Test, kann hier einigen Aufschluß geben. Er ist ein Eignungs-, nicht ein Wissenstest, wobei nicht unterschlagen wird, daß vorzügliche Englischkenntnisse und Sicherheit im quantitativen Denken den Ausschlag geben (können). Der GMAT ist die weltweit eingeführte Zulassungshürde für MBA-Programme, konzipiert als geistige Streßübung von dreieinhalb Stunden Dauer, in der im kontrollierten Halbstundentakt sprachliche, mathematische und schriftliche Prüfungsteile einander abwechseln. Den Kandidaten werden das rasche Begreifen und Analysieren komplexer Zusammenhänge, Vorstellungskraft bei Zahlenwerken und Diagrammen und Sprachbeherrschung abverlangt. Als Nachweis der intellektuellen Befähigung. Doch zugleich wird ihr Verhalten getestet. Die Struktur und die Verlaufsregeln der Prüfung gestatten es den Auswertern, auch die Belastbarkeit und Nervenstärke der Probanden zu beurteilen, ihre Selbstkontrolle beim Einsatz der Kräfte samt der Fähigkeit, an der richtigen Stelle zu "delegieren", d.h. keine Antwort zu geben, um den Fortgang des großen Ganzen nicht durch Verkrampfung bei einem Teilstück zu gefährden... ganz wie im echten Board-Room Leben.

Den meisten MBA-Interessenten ist diese "hidden agenda" des GMAT nicht bekannt. Sie sind von ihrer Eignung ohnehin fest überzeugt. Doch die Business Schools legen auf diese objektive Bestätigung größten Wert. Das ganze Auswahlverfahren mit seinen Tests, Interviews, Referenzen und den endlosen Detailfragen in den Bewerbungsunterlagen dient letztlich kumulativ dem einen Zweck: Der Rundum-Tauglichkeit der Kandidaten und der Stringenz ihres Studienentschlusses auf den Grund zu kommen. Denn vielversprechende Studenten und erfolgreiche Absolven-ten sind geschäftspolitisch das A und O der guten Business Schools. Als dekorative Werbeträger und Botschafter steigern sie deren Ruf, die Bewerberquote und letztlich den Umsatz. Die Härte des Auswahlprozesses wird somit ein sichtbares Qualitäts-kennzeichen der Bildungseinrichtungen selbst - was zugleich den oft verteufelten GMAT legitimiert. Er dient der Selbsterkenntnis und als Maßstab der Zulassung und Güteeinschätzung, er verschafft Einblick in die Anforderungen des kommenden Studiums und gibt in jedem Fall einen rigorosen Anstoß, die lingua franca des globalen Geschäftslebens intensiv zu erlernen.

Der zweite Fragenkreis betrifft die konkreten Ziele, die man durch den MBA verwirklichen möchte. Welches Karrierekonzept liegt zugrunde, welche Wissenslücken sollen geschlossen, welche Unsicherheiten abgebaut und welche Stärken auf Höchststand hochgefahren werden? Fernab vom täglichen Potemkin für die Außenwelt empfiehlt sich hier eine gründliche Ziel- und Defizitanalyse. Doch nicht nur für die funktionale Seite. Das Gleiche gilt für das zunehmend bedeutsame Feld der soft skills. Schon werden Qualität und Modernität eines MBA-Programms u.a. an dem Umfang gemessen, in dem internationale Erfahrung, multi- kulturelles Verständnis und leadership-Befähigung vermittelt werden. Und wie eine kleine Umfrage unter deutschen MBA-Alumni ergab, waren es mit weitem Vorsprung die Aspekte der Persönlichkeitsbildung (Team-Fähigkeit, argumentative Durchsetzungskraft, Kommunikation etc.), die als das entscheidend Förderliche und Wertvolle des MBA- Trainings angegeben wurden.

Das ehrliche Ergebnis solcher Eigenkompetenz-Betrachtungen führt einen erheblichen Schritt vorwärts. Es hilft bei der Grundentscheidung, ob der MBA überhaupt, oder sonst eine andere Weiterbildung angezeigt seien und wenn ja, dann liefert es neben den Stichworten für das spätere schriftliche Bewerbungsverfahren die persönlichen Auswahlkriterien in Bezug auf Studienschwerpunkt und die generelle Orientierung, nach denen man im künftigen, state-of- the-art Programm Ausschau hält.

Als drittes schließlich wäre der Aspekt der sprachlichen, geographisch/geschäftlichen Präferenzen zu klären, der bei der Wahl des Studienortes ebenfalls Beachtung verdient. Gute Programme werden heute weltweit in den USA, Europa und Asien angeboten. Wer in der Lage ist, dem Geist des MBA entsprechend im Ausland zu studieren, hat schon aus dieser Tatsache den lebenslangen Vorteil, ein Netzwerk von persönlichen Beziehungen im früheren Gastland zu besitzen. Die Old-Boy Networks der großen Kaderschmieden sind sprichwörtlich. Die Pflege des Zusammenhalts unter den Ehemaligen genießt in den Schulen einen hohen Stellenwert und ist für die Alumni selbst geschäftlich eher förderlich. Doch dieser Zusatznutzen läßt sich mehren. Wer z.B. an einer guten spanischen Schule studiert, erwirbt zum Englischen noch eine weitere Weltsprache - ein USP hierzulande - und kann überdies damit rechnen, einen hohen Anteil von lateinamerikanischen Nachwuchskräften unter den Kommilitonen zu finden. Was im obigen Kontext bedeutet: Wer in Madrid studiert, baut sein privates Kontaktnetz auch im ibero-amerikanischen Kontinent. Für die Karriere ein verwertbarer Pluspunkt.

Im Rahmen der realistischen Vorprüfung des MBA-Wunsches auf Nutzeffekt, persönliche Eignung, Bedarf und spätere Einsatzgebiete sollte auch die praktische Entscheidung fallen, welche Art der Durchführung (aus finanziellen, familiären oder beruflichen Erwägungen) in Betracht kommen kann. Das Studium in Vollzeit von ein bis zwei Jahren, das berufsbegleitende in Teilzeit nach unterschiedlichen Varianten des Blocksystems, oder das Studieren im Stil der Cyber-Generation per Fernunterricht mit multimedialer Unterstützung. Nach den Prognosen der Promotoren ist der letztgenannte der Weg der Zukunft. Das wird sich erweisen. Fest steht allerdings schon jetzt, daß der Prozeß des Lernens durch die exlosive Entwicklung der digitalen Technologie - Studien per Online, PC-Konferenzen, Virtual-Class- Room etc. etc. - eine immense Erweiterung und Differenzierung erhält, und daß die reichlich gebotenen interaktiven Möglichkeiten den alten Vorbehalt des "Unpersönlichen" nicht länger greifen lassen. Es sei noch angemerkt, daß mit alledem die Suche und die Zusammensetzung des individuell "richtigen" MBA's signifikant erleichtert wird. Doch zurück in die Gegenwart.

Wir leben in einer Periode der rapiden Expansion von MBA-Bildungsangeboten. Die Zahl der MBA/BBA-Programme und ihrer Äquivalenzen ist im deutschsprachigen Raum auf 86 angestiegen und wächst weiter mit einer Rate von ca. einem Programm pro Woche. Jeder Zuwachs der Optionen verringert die Transparenz der Angebote, in jedem Fall für Außenstehende wie Unternehmen und qualifizierungswillige Einzelinteressenten.

Trotz der wachsenden Unübersichtlichkeit gibt es jedoch immer noch ernst zu nehmende Stimmen, die das Aufspüren des "richtigen", geeigneten und qualitativ wertvollen Programmes als quasi ersten Bewährungsakt des künftigen MBA's ("jeder ist seines Glückes Schmied") einer zeitaufwendigen Eigenrecherche und dem Prinzip von Versuch und Irrtum überlassen wollen, und die zugleich das Erfassen der Programmflut und ihre Sichtung und Bewertung mit den Mitteln einer Clearing-Stelle und der Programmakkreditierung für wenig sinnvoll halten. Ein altmodischer Standpunkt, der dem Gebot der effektiven Entscheidungsfindung im Zeitalter der Information und der Dienstleister nicht mehr entspricht. Mit der FIBAA, der Foundation for International Business Administration Accreditation, gibt es seit Herbst 1994 eine Einrichtung, die genau dieses Tätigkeitsfeld betreut: Sie bietet Information und Beratung im gesamten Feld der MBA-Programme (weltweit), und eröffnet den Anbietern solcher Lehrgänge die Möglichkeit, diese auf der Grundlage eines umfassenden Referenzsystems von Qualitäts Standards evaluieren zu lassen. Aus diesem Erfahrungsumfeld stammen die folgenden, eher praktischen Hinweise, wie man als normaler Interessent bei der eigentlichen Programmauswahl vorgehen sollte - unter Einbezug der eingangs diskutierten Faktoren, die den Blick geschärft und den Kreis der Option ohnehin eingeschränkt haben - und gestützt allein auf marktgängige, verfügbare Informationsquellen.

Dabei wird vorausgesetzt, daß sich der oder die Interessent/in einige Unterlagen in Form von Broschüren etc. bereits besorgt und einen ersten Eindruck von Studienart und Angebot gewonnen hat. Die Adressen dazu sind schon lange kein Geheimnis mehr. Zeitungen und Magazine sind laufend dabei, ganze Listen zu drucken und zu kommentieren, es gibt "Experten"-Bücher, die akademischen Auslandsämter an Universitäten, und nicht zuletzt die kulturellen Dependancen der verschiedenen Länder (z.B. British Council, Amerikahäuser etc.), die einschlägige Auskünfte geben.

Bei der Sichtung des glänzenden Materials und der einladenden Schreiben wird die erste Neugier dem Curriculum gelten, der Frage, inwieweit die Darstellung der Kurse/Aktivitäten mit dem definierten eigenen Bildungsbedarf übereinstimmt. Ist das geklärt, so sollte man die ersehbaren Qualitätskriterien unter die Lupe nehmen.

- Durch wen ist das Programm akkreditiert - wenn überhaupt?

In den USA tragen ca. 250 Business Schools das Gütesiegel des AACSB, des Seniors unter den Bewertungseinrichtungen. In Europa wird die Akkreditierung national/regional gehandhabt und umfaßt immerhin 130 Programme in den verschiedenen Ländern. Alle renommierten Anbieter gehören dazu.

Die Akkreditierung eines Programms ist als verläßliche Qualitätsaussage zu werten, da sie die Gewähr für ein praktiziertes Qualitätsbewußtsein und die Einhaltung von Minimalanforderungen bietet.

- Wie ist die "Faculty" zusammengesetzt?

Die Unterscheidung in Stamm- und Gastdozenten ist dabei von geringerer Bedeutung als der deutliche Hinweis auf die spezielle Qualifizierung - sowohl in akademischer Hinsicht wie in Bezug auf die berufliche Erfahrung mit dem Gegenstand der Unterrichtung. Gute Programme haben hier nichts zu verbergen.

- Wie lauten die Zulassungsbestimmungen?

Sind sie definitiv und eindeutig formuliert oder verschwommen? Werden Ausnahmeregelungen klar beschrieben? Wie oben schon erwähnt, ist die erkennbare Sorgfalt und Stringenz bei der Teilnehmerauslese ein Qualitätssignal erster Ordnung.

- Ist aus der Programmdarstellung ersichtlich

welcher Gesamtumfang an Studienleistung erwartet wird (Class-Room, Selbststudium, Projektarbeit etc.),

welche didaktischen Mittel: von Vorlesungen, Fallstudien und Gruppenarbeit bis zum Simulationsspiel zum Einsatz kommen,

in welchem Maße außer den funktionsbezogenen Unterrichtsteilen auch das Spektrum der soft skills gefördert wird und in welcher Weise der Praxisbezug in der Programmumsetzung seinen Niederschlag findet.

Als kritischer Leser kann man anhand dieses Rasters der Antwort schon näherkommen, ob ein Programm das richtige sei. Man kann sich überdies bemühen, über die Verbände der Ehemaligen Gesprächspartner zu finden, die die Interna kennen. Ein aufwendiger und selten genutzter Weg.

In jedem Fall bleiben genügend Fragebereiche, die sich aus den genannten Informationsquellen nicht erschließen und die man schon aus Gründen des Zeit- und Energieaufwandes outsourcen und mit Hilfe eines objektiven Beratungsservices klären sollte.

Neben der grundsätzlichen Erörterung des individuellen Karrierenutzens eines MBA- Studiums gehören zu einem solchen Service u.a. :

- Die präzise Qualitätseinschätzung von Programmen samt ihres aktuellen, öffentlichen Standings,
- der Hinweis auf innovative und sonstwie spezifische Denkansätze oder
- die wissenschaftlich/geschäftliche Nähe von Programmen zu bestimmten Unternehmen und Branchen (was für kundige Bewerber zusätzliche Synergieeffekte enthalten kann),
- die Beratung bei Zulassungskomplikationen oder der leidigen Frage nach der Anerkennung des Programms und der Genehmigung zur Titelführung - und was immer sonst durch Werbeschriften und Gespräche nicht in Erfahrung zu bringen ist. Ein weites Feld.

Der richtige MBA läßt sich durch die richtige Mischung aus selbständiger Vorbereitung und Analyse und fachlicher Unterstützung gewiß ermitteln. Es bedarf nur der richtigen Person.

FIBAA, Adenauer Allee 8a, 53113 BONN,

Information und Beratung: Dr. Kaufmann,

Tel.: 0228/104-492, Fax: 0228/104-493,

Fr. und Sa. 06031/3096 (Tel. und Fax).

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Wie wählt man den richtigen MBA?
Autor
Jahr
1999
Seiten
6
Katalognummer
V95350
ISBN (eBook)
9783638080286
Dateigröße
405 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Erschienen in: Rheinischer Merkur
Arbeit zitieren
Detlev Kran (Autor:in), 1999, Wie wählt man den richtigen MBA?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95350

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