Nöstlinger, Christine - Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse


Seminararbeit, 1999

12 Seiten


Leseprobe


Nöstlinger, Christine - Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse

1. Die Autorin Christine Nöstlinger

Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren. Nach dem Abitur studierte sie an der dortigen Kunstakademie Gebrauchsgrafik, wünschte sich jedoch Malerin zu werden. Sie arbeitete einige Jahre als Grafikerin, später dann für Rundfunk und Presse. Hier lernte sie ihren Mann, den Journalisten Ernst Nöstlinger kennen, mit dem sie eine Tochter hat, eine weitere Tochter stammt aus ihrer ersten Ehe. Christine Nöstlinger lebt mit ihrer Familie abwechselnd in Wien und auf einem Bauernhof in Niederösterreich, wo sie sich für ihre literarische Arbeit inspirieren lässt.

Zum Schreiben kam sie, weil es ihr zu Hause mit den beiden Töchtern zu langweilig wurde: sie begann einfach ein Kinderbuch zu malen und zu schreiben - heute zählt sie zu den erfolgreichsten und wichtigsten Jugendbuchautorinnen der Gegenwart. Die Reaktion auf viele ihrer Bücher waren Lobeshymnen und zahlreiche Auszeichnungen. So schrieb die Welt von ihr: "Sie kam, sie schrieb, sie siegte!" Im Jahr 1972 wurde die Autorin mit dem Friedrich-Bödecker-Preis und 1973 für ihr Buch "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" mit dem Deutschen Jugendbuchpreis aus-gezeichnet. 1984 erhielt sie die Hans-Christian-Andersen-Medaille, die bedeutendste internationale Auszeichnung für Kinder- und Jugendbuchautoren.

Mit ihrer teilweise ironischen, der kindlichen Ausdrucksweise angepassten Sprache, schuf sie ihren unverkennbaren Stil. Ihre Bücher befassen sich oft mit kindlichen Bedürfnissen und Autoritäts- und Emanzipationsfragen, sie bieten pädagogischen und sozialen Problemen breiten Raum, lassen dabei aber Phantasie und Humor nicht zu kurz kommen.

Bekannte Werke:

Die feuerrote Friederike, 1970; Ein Mann für Mama, 1972; Maikäfer flieg, 1973; Konrad - oder Das Kind aus der Konservenbüchse, 1975; Die unteren 7 Achtel des Eisbergs, 1978; Dschi-Dsche-i-Dschunior, 1980; Das Austauschkind, 1982;

Am Montag ist alles ganz anders, 1984; Haushaltsschnecken leben länger, 1985; Der geheime Großvater, 1986; Man nennt mich Ameisenbär, 1986; Die nie geschriebenen Briefe der Emma K., 75, 1988; Der Zwerg im Kopf, 1989; Einen Löffel für den Papa, 1989; Feriengeschichten vom Franz, 1989; Nagle einen Pudding an die Wand, 1990

2.

3. Inhalt der Erzählung

Frau Berti Bartolotti, Teppichknüpferin und alleinstehend, führt ein mehr oder weniger chaotisches Leben. In dieses Durcheinander platzt eines Tages der siebenjährige Konrad, ein Instant-Kind aus einer Konservenbüchse, der per Postpaket geliefert wird. Konrad ist nicht irgendein Kind, Konrad ist ein Musterkind, das in der Fabrik für Instant-Kinder produziert, geschult und nur zu positiven Tugenden erzogen wurde. Er ist ordentlich, ruhig und zurückhaltend, äußerst friedfertig und Erwachsenen gegenüber sehr freundlich. Negative Tugenden oder Verhaltensweisen sind ihm nicht fremd, er zeigt sie zunächst jedoch nicht, da dieses ein grober Verstoß gegen seine perfekte Fabrikerziehung wäre.

Frau Bartolotti, die keinerlei Erfahrung mit Kindern hat, schließt den unverhofft ins Haus geschneiten Jungen in ihr Herz, obwohl das plötzliche Eindringen Konrads in ihr Leben einige Veränderungen und Probleme mit sich bringt (regelmäßig aufstehen, Kleider kaufen und Essen zubereiten). Frau Bartolotti muss sich von Grund auf ändern und sich den Werten, nach denen Konrad erzogen wurde, anpassen. Egon, der Freund Frau Bartolottis, ist von Konrads Benehmen fasziniert und übernimmt die Vaterpflichten für diesen Jungen, da er sich selbst am geeignetsten für diese Aufgabe sieht. Konrad entspricht genau seiner Vorstellung eines Kindes, wodurch es oft zu Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Frau Bartolotti kommt, da sie Konrads Verhalten schon als zu perfekt und zu korrekt empfindet und Konrad gerne in bestimmten Situationen als ein "normales" Kind erleben möchte, das sich auch einmal gegen die gesellschaftlichen Regeln benimmt.

Konrad ist oft zwischen den Verhaltenswünschen seiner neuen Eltern hin- und hergerissen, er möchte beiden Seiten gefallen, stellt jedoch immer wieder fest, dass dieses sehr schwer zu ermöglichen ist. Nach außen vertreten die Drei das Bild einer Familie aber leider kommt es zwischen ihnen immer wieder zu Unstimmigkeiten und Konflikten.

Dass ständige Anpassung und Bravsein nicht immer von Vorteil sind, erfährt Konrad in der Schule. Als Musterschüler mit dem Wissen eines Viertklässlers kommt er in die dritte Klasse und stößt durch sein extrem vorbildhaftes Verhalten auf die Ablehnung seiner Mitschüler. Einer der alles weiß und kann, seinen Tischnachbarn nicht abschreiben lässt und dann auch noch bei Abwesenheit der Lehrerin die Klasse beaufsichtigen darf, der gehört nicht zu ihnen, mit so einem Schüler wollen sie nichts zu tun haben.

Dennoch findet Konrad in Kitty, die Nachbarstochter, eine verständnisvolle Freundin. Sie ist von seiner Herkunftsgeschichte, die den übrigen Mitschülern verborgen bleibt, fasziniert und steht von nun an, trotz spottender Mitschüler auf Konrads Seite, nicht zuletzt, da sie ihn sehr mag.

Die neue Familie muss sich jedoch bewähren als Frau Bartolotti aufgefordert wird, Konrad an die Fabrik zurückzugeben, da die Zustellung ein Irrtum war und Konrad seinen rechtmäßigen Eltern übergeben werden soll. Frau Bartolotti und Egon möchten die Rücklieferung Konrads unbedingt verhindern, da sie den Jungen innerhalb kürzester Zeit sehr lieb gewonnen haben und auch Konrad möchte auf gar keinen Fall mehr weg. Mittlerweile hat er sich nämlich in Kitty verliebt.

Nun beginnt ein geheimnisvolles Versteckspiel. Als erstes muss Konrad aus der Bartolotti-Wohnung. Eingerollt in einen Teppich, wird Konrad von Frau Bartolotti und Kitty zu Egon gebracht, bei dem er die nächste Zeit untertaucht um nicht von den Herren der Instant-Fabrik gefunden zu werden. Zweitens darf Konrad nicht mehr der wohlerzogene, brave Junge sein. Seine gute Erziehung muss sich ins Negative umkehren, damit die rechtmäßigen Eltern und die Damen und Herren der Instant-Fabrik Abstand von ihm nehmen. So kommt es dann auch. Als Konrad nach langer Suche entdeckt wird, ist er wie verwandelt. Er zieht vor den Fabrikherrschaften und den neuen Eltern eine Show ab, dass diesen Hören und Sehen vergeht. Mit Kittys Hilfe hat Konrad wüste Ausdrücke und negative Verhaltensweisen erlernt, die er so geschickt einsetzt, dass die Fabrikleute und auch die rechtmäßigen Eltern schockiert sind und kein Interesse mehr an Konrad zeigen.

Es ist geschafft. Konrad bleibt bei Frau Bartolotti und Egon. Als ein ganz "normales" Kind.

4. Die Hauptpersonen

Konrad:

Konrad ist ein in der Fabrik synthetisch produziertes Instant- und Elitekind. Er ist das, was man als "Musterkind" bezeichnen könnte: intelligent, ordentlich, angepasst, bescheiden, friedfertig und freundlich, dabei aber auch voller Schuldgefühle, wenn er fürchtet, etwas nicht so zu machen, wie "man" es tut:

"Der Konrad sch ü ttelte den Kopf und erkl ä rte, der Bonbon dr ü cke ihn nicht im Magen, sondern er bedr ü cke ihn auf der Seele, weil Bonbonessen vor dem Zubettgehen verboten sei. Das habe man ihm beigebracht."

Konrad zeigt durch sein Verhalten, dass er die gesellschaftlichen Regeln eingetrichtert bekommen hat, jedoch von Dingen, die in der Erlebnis- und Gefühlswelt von Kindern eine Rolle spielen, völlig unberührt blieb:

"Im Lesebuch hatte der Konrad etliche Sachen entdeckt, von denen er keine Ahnung hatte. Er wusste nicht, was ein Schneegl ö ckchen ist, er wusste nicht, was ein Nikolaus und ein Christkind ist, und er kannte auch keine Rose und keine Nelke."

Konrad spiegelt den Erwachsenen im Kind wider. Sein Verhalten zielt grundsätzlich auf die einzuhaltenden Regeln und die Erwartungen von Erwachsenen und Gesell-schaft: "Dann war die Frau Bartolotti mit dem Eisessen fertig und der Konrad fragte, was er im Haushalt helfen k ö nne. Ob er Geschirr waschen solle oder Staub saugen oder den M ü lleimer ausleeren ... "Gerne ? Das wei ß ich nicht", sagte der Konrad. Aber ein siebenj ä hriger Junge ist dazu in der Lage und hat auch die Pflicht, seiner Mutter mit kleinen Dienstleistungen zur Seite zu stehen."

Er ist so produziert und erzogen, dass er die Erwartungen, die in ihn gesetzt sind, bestens erfüllt, er aber leider in seiner kindlichen Welt, insbesondere bei seinen Mitschülern, durch dieses Benehmen auf Ablehnung und Konfrontation stößt: "Die anderen Kinder hatten dagegen nichts einzuwenden. Sie fanden den Konrad sehr, sehr widerlich! Die Lehrerin, Frau Stainz, sagte jede Stunde mindestens dreimal zu den Kindern: "Nehmt euch ein Beispiel am Konrad!" ...

Au ß erdem wusste der Konrad von jedem Wort, wie man es schrieb, er hatte eine wundersch ö ne Schrift, er konnte beim Lautlesen jeden Satzteil richtig betonen, er sa ß brav auf seinem Platz, er schwatzte nicht, er a ß nie w ä hrend des Unterrichts ... er schaute auch dauernd die Frau Stainz an und lauschte ihr and ä chtig. So etwas ging den anderen Kindern nat ü rlich enorm auf die Nerven Und der Konrad machte in seiner Unwissenheit und Unerfahrenheit wirklich eine Menge Fehler im Umgang mit den ganz normalen Kindern Der Banknachbar vom Konrad, der Fredi, fragte leise: "Zw ö lf mal zw ö lf minus siebzehn plus sechsund-drei ß ig, wie viel macht das?" Doch der Konrad gab ihm keine Antwort, weil die Frau Stainz vorher gesagt hatte: "W ä hrend der Zettelarbeit wird kein Wort gesprochen!" Und als der Fredi, der im Rechnen sehr schlecht war, noch dreimal leise fragte, sagte der Konrad: "Ich glaube, es ist nicht erlaubt, dass ich dir die L ö sung sage." Da bekam der Fredi eine Riesenwut und konnte von diesem Augenblick an den Konrad genauso wenig leiden wie der Florian."

Erst als Konrad von der Fabrik zurückgefordert wird, vergisst er die ihm beigebrachten Benimmregeln: "Da rief der Konrad von oben: "Ich komme ja schon, ihr Trottel!" Und dann rutschte der Konrad b ä uchlings und mit den Beinen voran ü ber das Wendeltreppengel ä nder. Da die Dame mit der Spitznase gerade am Ende des Gel ä nders stand, stie ß er ihr leider beide F üß e in den Bauch. Der Konrad sagte: "Pardon, Alte, es geschah leider mit voller Absicht!" Dann schaute er sich um und fragte: "Und welches Warzenschwein hat da wie eine gesengte Sau nach mir gebr ü llt?"

Es ist denkbar, dass Konrad durch sein unnatürliches Verhalten am Anfang der Erzählung sehr unsympathisch auf den jugendlichen Leser wirkt. Auf der einen Seite wird ihm Bewunderung für seine Klugheit und sein Verhalten Erwachsenen gegenüber erbracht, andererseits ist die Identifikation mit diesem Wunderknaben sehr schwierig, niemand möchte mit Konrad tauschen, der Preis für dieses Verhalten ist einfach zu hoch. Akzeptanz bei den Erwachsenen - Missachtung bei den Mitschülern. Erst durch seine "Verwandlung" vom Musterknaben zu einem ganz normalen Jungen am Ende der Erzählung wird Konrad zunehmend sympathischer und man wünscht ihm eine gesunde Mischung beider Verhaltensweisen.

Berti Bartolotti:

Sucht man in der Erzählung nach dem Kind im Erwachsenen, so wird man in der Person der Frau Berti Bartolotti fündig. Sie verschweigt ihr Alter, hat blond gefärbte Haare und himmelblau lackierte Fingernägel, ist freiberufliche Teppichknüpferin, raucht zur Beruhigung gerne ein Zigarre und lebt allein. Sie pflegt keinen großen Kontakt zu anderen Personen, einzig in dem Apotheker Egon hat sie einen zuverlässigen Freund, mit dem sie sich jedoch kurioserweise nur Dienstags und Samstags trifft. "Und er war mit der Frau Bartolotti zweimal die Woche befreundet. Einmal in der Woche besuchte er sie und einmal in der Woche besuchte sie ihn Zweimal in der Woche sagte der Herr Egon zur Frau Bartolotti >>Bertilein<< und die Frau Bartolotti sagte zum Herrn Egon >>Egilein<<. Doch wenn sie sich auf der Stra ß e sahen - an den anderen Tagen - oder wenn die Frau Bartolotti in der Apotheke Hustensaft kaufte, dann sagte sie zu ihm >>Herr Magister<< und er zu ihr >>gn ä dige Frau<<. Sonst redeten sie an den anderen Tagen nichts miteinander. Die Freundschaftstage waren ü brigens immer der Samstag und der Dienstag."

So ungewöhnlich diese Freundschaft, so ungewöhnlich ist auch ihr Leben und Verhalten als erwachsene Person. Sie ist alles andere als korrekt und ordentlich, sie lebt nach ihren eigenen Vorstellungen und Phantasien und kümmert sich erst recht nicht um die Meinungen anderer Leute. Sie zeigt beim Essen, bei der Wahl ihrer Kleidung und in vielen anderen Situationen kindliche Verhaltensweisen, durch die sie aber beim kindlichen oder jugendlichen Leser sehr sympathisch wirkt und als Verbündete auftritt. "Weil die Frau Bartolotti beim Essen und Trinken schaukelte - Schaukelst ü hle sind ja schlie ß lich zum Schaukeln da -, bekam ihr hellblauer Morgenmantel braune Kaffeeflecken und gelbe Eierflecken. Au ß erdem fielen eine Menge Brotbr ö sel und Br ö tchenbr ö sel in den Halsausschnitt vom Morgenmantel. Die Frau Bartolotti stand auf und h ü pfte so lange auf einem Bein durch das Wohnzimmer, bis alle Br ö sel unten aus dem Morgenmantel herausgefallen waren. Dann schleckte sie ihre honigverklebten Finger ab."

Berti Bartolotti genießt das Alleinsein, sie braucht in ihrer näheren Umgebung auf niemanden Rücksicht zu nehmen und lebt in ihrer eigenen Welt, losgelöst von den Meinungen und Ansichten anderer Personen und gesellschaftlichen Konventionen. Ihr Verhalten erscheint dem Verhalten einer erwachsenen Person nicht angemessen, es spiegelt kindliches Benehmen wider.

">>Wundersch ö n schaut das aus!<<, sagte die Frau Bartolotti zum Wattebausch und warf ihn dann genau neben den Abfalleimer unter das Waschbecken Dabei entdeckte sie, dass das Wimperntuschefl ä schchen fast leer war. Sie schrieb deshalb mit dem Lippenstift auf die wei ß gekachelte Badezimmerwand: WIMPERNTUSCHE KAUFEN!!!!"

"Doch dass die Leute neugierig schauten, daran war die Frau Bartolotti schon gew ö hnt. Sie hatte meistens irgendein Kleidungsst ü ck an, das den Leuten sonderbar vorkam. Entweder passte es nicht in die Jahreszeit oder nicht zu dem Anlass, auf den es gerade ankam. Die Frau Bartolotti ging in schwarzen Hosen Tennis spielen, in der Oper trug sie Jeans, zur Milchfrau ging sie im langen Seidenkleid und ins Kino ging sie mit Bergsteigerhosen."

Das Instant-Kind Konrad ändert ihr chaotisches Leben. Ihre Teppichknüpferei gerät in den Hintergrund, fortan möchte sie eine gute Mutter sein, die für ihren Sohn da ist und diesem jeden Wunsch erfüllen möchte. Sie, die sich immer ein Kind gewünscht hat, besitzt keine Erfahrung mit Kindern und so ist es nicht verwunderlich, dass zum Anfang des Zusammenlebens einige Probleme auftreten, zumal Frau Bartolottis Lebensstil und einige ihrer Verhaltensweisen bei dem "technisch hoch entwickelten Fertigprodukt" Konrad auf Unverständnis stoßen.

Berti Bartolotti wird trotz ihres ungewöhnlichen Lebensstils von Konrad geliebt und als Mutter ins Herz geschlossen. "Er sagte auch:>>Alle Menschen sind doch verschieden und man muss die Eigenschaften seiner Mitmenschen freundlich hinnehmen.<<"

Als sie aufgefordert wird Konrad zurückzugeben, scheinen ihre Muttergefühle überzukochen. Mit aller Macht, List und Tücke tüftelt sie einen Plan aus, um ihren Konrad vor dem Servicedienst der Fabrik zu verstecken. Ihr kindliches Gemüt ist jetzt sehr hilfreich, sie schreckt vor Lügen nicht zurück und kooperiert, entgegen ihres eigentlichen Wesens, mit anderen Leuten.

Egon, der Apotheker:

Der Apotheker Egon ist 55 Jahre alt, sanft, zurückhaltend und der beste Freund Berti Bartolottis. Aus zwei Freundschaftstagen die Woche entwickelt sich durch das Kind Konrad eine sehr enge Beziehung, die durch absolut unterschiedliche Lebens-einstellungen und Verhaltensweisen geprägt ist. Während Frau Bartolotti frei von allen Zwängen und Pflichten lebt, werden Egons Tage von Pflichtbewusstsein und Unterordnung innerhalb der Gesellschaft, Intelligenz, guten Umgangsformen und Freundlichkeit gegenüber Erwachsenen bestimmt. Er achtet insbesondere auf bestimmte Normen und für ihn wichtige Werte, wie z.B. Schule, Aufessen und Kinder dürfen ihren Eltern nicht widersprechen. Kinder mag Egon weniger. "Der Herr Egon betrachtete den Konrad mit ä u ß erstem Wohlgefallen. Der Herr Egon betrachtete Kinder sonst nie mit ä u ß erstem Wohlgefallen; nicht einmal mit normalem Wohlgefallen." ... ">>Die ist ein gr ä sslich unerzogenes Kind!<<, rief der Herr Egon. >>Neulich, in der Apotheke, ist sie dauernd auf die Waage gestiegen und wieder heruntergesprungen... ."

Bei Konrad jedoch erwachen seine Vatergefühle und er selbst bestimmt sich zu Konrads Erziehungsberechtigtem. Er sieht in Konrad das perfekte Kind, das gefördert werden muss, das alle Voraussetzungen für eine problemlose Gesell-schaftsintegration mitbringt. ">>Das ist der pr ä chtigste Knabe, den ich je gesehen habe! Wenn alle Kinder so w ä ren, dann h ä tte ich l ä ngst eines! So ein wohlerzogener, freundlicher, anst ä ndiger, manierlicher siebenj ä hriger Junge ist ein wahres Labsal!<<"

Egon sieht sich auch als alleinigen Förderer und Erzieher des Jungen, sollten sich Berti Bartolottis Verhaltensweisen nicht ändern. ">>Du musst dich von Grund auf ä ndern und ordentlicher und m ü tterlicher und manierlicher werden!

Du musst solide werden und darfst nicht mehr so sonderbar gekleidet herumlaufen! Du musst ab jetzt aufr ä umen und regelm äß ig kochen und darauf achten, dass du nur Sachen sagst, die f ü r einen siebenj ä hrigen Jungen gut und n ü tzlich sind! Du musst, du musst, du musst <<"

Diese Vorschriften stoßen bei Frau Bartolotti auf wenig Gegenliebe, es kommt immer wieder zum Streit, da die jeweiligen Erziehungsansichten weit auseinandergehen. Egon hält seine Erziehungsmethoden für richtig und glaubt besonders durch materielle Werte ein Kind fördern zu können.

Kindliche Gefühle spielen für Egon keine große Rolle. Einzig das Erbringen von sehr guten Leistungen in der Schule und das Wissen und Anwenden von "richtigen" Verhaltensweisen erfreuen sein Herz. Das Kinder mit anderen Kindern Kontakt aufnehmen möchten um mit ihnen zu spielen, zu lärmen und sich auszuleben, scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein. Benimmregeln könnten verletzt und vergessen werden, Einflüsse von anderen Kindern wirken sich negativ auf erlernte Verhaltensweisen aus. ">>Ist das nicht das ungezogene Kind, das unter dir wohnt?<<, fragte der Herr Egon, und als die Frau Bartolotti nickte, sagte er: >>Ich w ü nsche nicht, dass der Konrad mit diesem Kind Umgang hat, dieses Kind hat mir n ä mlich schon mehrere Male die Zunge herausgestreckt!<< ... >>Ich bin dagegen<<, sagte der Herr Egon. >>Sie ist kein manierliches Kind!<<"

Erst als es darum geht Konrad nicht zurückgeben zu müssen, vollzieht sich auch bei Egon eine Wandlung. Die Verwendung von schlimmen Ausdrücken, das Be-schmieren der Wand mit Kreide und das schlechte Benehmen gegenüber anderen Personen wird von Egon akzeptiert, der Wunsch nach einem in allen Disziplinen perfekten Kind fallen gelassen. "Dem Herrn Egon war in seinem Leben noch nie etwas schwerer gefallen als dieses: Er beugte sich zum Konrad und sprach: >>Mein lieber Sohn, wie sch ö n du schon >Trottel< sagen kannst. Ich bin stolz auf dich!<<"

Kitti:

Die siebenjährige Kitti Rusika ist ein wohlerzogenes Kind, besucht die zweite Klasse und wohnt mit ihren Eltern ein Stockwerk unter Berti Bartolotti. Sie ist ein neugieriges, ganz normales Mädchen, das alle Formen des Wohlerzogenseins kapiert hat, sich aber nicht immer danach richtet.

"Allerdings war er etwas entsetzt, weil die Kitti so viele kleine M ä nnchen und Bl ü mlein an den Rand des Rechenbuches gemalt hatte. Und im Lesebuch waren alle gro ß en O bunt ausgemalt."

Sie gewinnt schnell Konrads Vertrauen, zumal sie das Geheimnis seiner Herkunft verbindet. Kitti versucht das vermeintlich richtige Verhalten Konrads zu korrigieren, denn sie mag ihn sehr und es tut ihr leid, wenn Konrad den Hänseleien seiner Mitschüler ausgesetzt ist. ">>Konrad, warum sagst du dem Fredi denn nicht, wie viel zw ö lf mal zw ö lf minus siebzehn plus sechsunddrei ß ig ist?<< ... >>Konrad, du sollst die Kinder nicht aufschreiben, wenn sie aus der Klasse gehen!<< ... Die Kitti versuchte dem Konrad zu erkl ä ren, dass ihn die Kinder nie m ö gen w ü rden, wenn er sich weiter so benahm. Sie redete ihm zu wie einem kranken Pferd, ... >>Probier ’ s doch wenigstens einmal, mir zuliebe<<, bat die Kitti, denn f ü r die Kitti war es auch nicht so einfach, einen Freund zu haben, den niemand leiden konnte."4

Als Vermittlerin zwischen Berti Bartolotti und Konrad spielt sie in der Zeit des Versteckens eine wichtige Rolle, gleichzeitig übernimmt sie die Verhaltensumschulung Konrads. Dieses gelingt ihr mit großem Erfolg, einer großen Freundschaft steht nun nichts mehr im Weg.

5.

6. Das phantastische Element

Nöstlingers Erzählung spielt in der realen Welt, mit skurrilen, jedoch realen Personen, in der das phantastische Element "Instant-Kind Konrad" enthalten ist. Die reale Welt wird zum einen durch Berti Bartolotti, den Apotheker Egon und das Mädchen Kitti beschrieben. Sie alle leben in einer ganz normalen Umgebung, sind berufstätig oder gehen noch zur Schule und keiner von ihnen besitzt übernatürliche Kräfte. Zum zweiten ist der Ort der Handlung durch die Stadt Wien festgelegt. In diese reale Welt stößt die irreale Figur Konrad. Seine Herkunft, Entstehung, Erziehung und sein Wesen entsprechen nicht den logischen Gesetzen der Realität und somit ist dieses phantastische Element Ausgangspunkt für Konflikte und viele komische Situationen innerhalb der Erzählung. Personen, die in Kontakt zu Konrad stehen, müssen sehr häufig Ausreden für ungewollte Situationen finden, da "normale" Menschen sie sonst für verrückt erklären würden.

7. Varianten der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur / Welcher Variante lässt sich Nöstlingers Erzählung zuordnen?

Im Seminar wurden 3 Varianten der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur vorgestellt:

1. Eine reale und phantastische Welt existieren nebeneinander; durch "Umsteigepunkte" ist der Wechsel von einer zur anderen Welt möglich.
2. In einer grundsätzlich realen Welt "finden" sich phantastische Figuren, Begebenheiten oder Requisiten, die außerhalb der realen Gesetzmäßigkeiten stehen.
3. Die Erzählung spielt ganz und gar in einer phantastischen Welt mit eigenen Gesetzmäßigkeiten; doch spiegelt sie oft menschliche Verhältnisse wider.

Es gelingt nicht immer ein phantastisches Werk nur einer Variante zuzuordnen, oftmals gehen die Varianten fließend ineinander über. So erscheint es auf den ersten Blick sehr eindeutig, dass es sich bei Nöstlingers Erzählung um Variante 2 handelt. Wie unter Punkt 3 beschrieben, gibt es die reale Welt der 3 Hauptpersonen, in die die phantastische Figur Konrad stößt, ein phantastisches Element, welches außerhalb der realen Gesetzmäßigkeit steht.

Gleichzeitig erkennt man jedoch auch ein Merkmal der Variante 3, die Wider- spiegelung von menschlichen Verhältnissen. Nöstlinger nimmt Bezug auf die Möglichkeit, menschliches Leben künstlich zu erzeugen. Retortenbabys, bei denen die Verschmelzung von Ei- und Samenzelle im Labor herbeigeführt wird, sind ihr bei der Entstehung der Erzählung bereits bekannt. Nöstlinger baut darauf auf, geht jedoch noch einige Schritte weiter. So entsteht Konrad nicht aus biologischem Erbmaterial, sondern wird synthetisch hergestellt. Eine Vision, die in Zukunft hoffentlich nicht realisierbar sein wird. Der Instant-Mensch, der sich durch die Zugabe von einer Nährlösung von einem verschrumpelten Etwas zu einem Eliteindividuum entwickelt, wäre ein Beispiel für die Züchtung einer Hochleistungs-gesellschaft, die über kurz oder lang scheitern würde. Der Gedanke an die Funktionalität dieser Form der Menschenerschaffung lässt den Betrachter zunächst schmunzeln, wird er sich jedoch über entstehende Konsequenzen bewusst, kehrt sich das Ganze in Angst um. So erging es mir jedenfalls.

Der Mensch als fehlerfreies und gut funktionierendes Glied in der Gesellschaft, der bei Störungen an seine Produktionsfirma zurückgegeben werden kann. Wie bei einem Autokauf werden spezielle Wünsche individuell berücksichtigt, auftretende Mängel und Störungen werden innerhalb einer bestimmten Frist beseitigt. Der Mensch als Ware, die bestellt, produziert und ausgeliefert wird:

"Liebe Eltern,

hiermit ist Ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen. Wir, die Erzeuger, wünschen Ihnen viel Glück und viel Vergnügen mit Ihrem Nachwuchs. Möge er Ihnen stets zur Freude gereichen und die Erwartungen erfüllen, die sie in ihn und unsere Firma gesetzt haben.

Unsere Firma hat alles getan um Ihnen einen erfreulichen, angenehmen, viel versprechenden Nachwuchs zu gewährleisten. Tun Sie nun das Ihre!

Es wird Ihnen sicher nicht schwer fallen, da unsere Erzeugnisse besonders leicht zu handhaben und zu Beaufsichtigen sind, zumal naturbedingte Fehler und Mängel bei unserem technisch hoch entwickelten Fertigprodukt wegfallen.

Zum Schluss noch eine Bitte!

Unser Nachwuchs ist derart konstruiert, dass er neben der üblichen Aufsicht und Wartung auch Zuneigung braucht. Vergessen Sie das bitte nicht! Viel Freude für die weitere Zukunft wünscht Ihnen ..."

Was dieses Schreiben von einem Glückwunschtelegramm zum Kauf eines Neuwagens oder Fernsehers unterscheidet, ist das Wort "Zuneigung". Plötzlich bekommt die Ware Mensch Leben eingehaucht, Liebe und Gefühl sind für die weitere Entwicklung ganz wichtig. Menschliches Leben entsteht nun einmal durch Liebe, Gefühl und Zuneigung zweier Menschen zueinander und nicht durch das Zusammenfügen von maschinell hergestellten Einzelkomponenten zu einem Gesamtkunstwerk Mensch, der durch eine gezielte Verhaltens- und Wesensschulung die Orientierungshilfe für sein zukünftiges Leben erhält.

Aber genau das ist die zweite Botschaft, die ich Nöstlingers Roman entnehme. Nicht nur der künstlich geschaffene Mensch, sondern das Kind, das nicht Kind sein darf, da es in seinem Denken und seinem Wesen den Erwartungen der Erwachsenenwelt entsprechen soll. Die Vorgehensweise ist ganz einfach. Die potentiellen Käufer wählen aus dem Katalog der Produktionsfirma die Haar- und Augenfarbe, entscheiden ob der Nachwuchs sportliche oder lieber musisch-künstlerische Anlagen erhalten soll und kreuzen zu guter Letzt die Charaktereigenschaften des Wunschkindes an. ">>Wieso kommt er denn nicht?<<, fragte der Mann mit der Glatze. >>Wir haben doch ein folgsames Kind bestellt!<< Die Frau Bartolotti sagte: >>Wissen Sie, er h ö rt und h ö rt einfach nicht. Kinder sind nun mal so, da kann man sich den Mund fusselig reden, nie h ö rt er!<< Die Spitznase sprang von der Wartebank hoch und kreischte: >>Aber der Knabe, den wir bestellt haben, der h ö rt doch aufs Wort!<< >>Tut er auch, tut er auch<<, beruhigte sie der Mann mit der Silberbrille."

Möglichst wenig Arbeit und keine Konfrontation mit dem eigenen Kind haben. Eine Wunschvorstellung, die bei sicherlich vielen Erziehungsberechtigten und zukünftigen Eltern im Kopf umherschwirrt. Es wäre einfach, nur die angenehmen Seiten einer Eltern-Kind-Beziehung als Erwachsener in Anspruch zu nehmen. Gerade die negativen Erlebnisse sind für den Zusammenhalt und den weiteren Entwicklungs- prozess einer Familie von größter Bedeutung. Kinder werden doch durch die Unwissenheit über gesellschaftliche Regeln zu Verstößen und Fehlern gegenüber Eltern, anderen Erwachsenen, Mitschülern und Freunden gezwungen. Erst durch die Überschreitung von gesellschaftlichen Normen lernt sich das Kind allmählich in seiner Umgebung richtig zu bewegen. Fehler werden durch die Reaktionen von Mitmenschen oder durch eigene Beobachtungen erkannt, eine Verhaltensänderung wird eintreten, das Kind wird die Resonanz als positive Verstärkung empfinden und in zukünftigen Situationen anders handeln. Die gesellschaftlichen Anforderungen endgültig zu beherrschen, ist ein langwieriger Weg, auf dem die Eltern wichtige Begleiter sind. Sie sollten ihrem Kind zum einen Vorbild, aber auch Freund und Vertrauter sein. Die Freude über positives kindliches Handeln sollte den gleichen Stellenwert besitzen wie die Hilfestellung bei zu lösenden Problemen. Ein Kind ist ein Kind und sollte auch so betrachtet und behandelt werden. Die Kindheit besteht nun mal nicht nur aus Bravsein, Wohlerzogensein und Lernen, hierzu gehört auch Albernsein, Toben, Schreien, Kämpfen und so vieles mehr, was gerade Erwachsenen oftmals missfällt. Leider gibt es zu viele von dieser Art Mensch. Die negative Einstellung von Erwachsenen Kindern gegenüber erklärt sich wahr- scheinlich aus Gründen des Neides und dem Wehmut nach der eigenen Jugend, die leider viel zu früh zu Ende geht. Gerade das Wissen über dieses schnelle Vorüberfliegen der Kindheit sollte ihnen nicht nur die Augen, sondern auch den Mund zu einem netten Lächeln Kindern gegenüber öffnen.

Christine Nöstlinger erklärt sich durch ihre Erzählung zu einer Fürsprecherin der Kinder. Sie schuf mit der Figur Konrad eine zum Anfang der Erzählung mitleiderregende Figur, die sich in der Erwachsenenwelt vorzüglich zurechtfindet und verhält, aber für das gleiche Verhalten in der für sie bestimmten kindlichen Welt Spott und sehr viel Leid ertragen muss. Sie stellt mit dem Apotheker Egon den Erwachsenen dar, den dieses gezüchtete Wesen fasziniert, da er mit Konrad keine Mühen hat und nur die positiven Seiten dieses Kindes genießen kann.

Demgegenüber stehen Frau Bartolotti und Kitti. Sie fungieren als Vorbilder für das "richtige kindliche Benehmen". Glücklicherweise gelingt ihnen die Umwandlung Konrads und er gewinnt schlagartig die Sympathien des Lesers.

"Man muss nicht zu jeder Zeit den Vorstellungen und Wünschen von Erwachsenen entsprechen, man wird als Kind geboren und wächst erst durch einen langen Lernprozess in die Erwachsenenrolle hinein. Kindheit ist eine Zeit des Ausprobierens und Erkundens von Regeln, die durchaus in einem bestimmten Rahmen überschritten werden dürfen. Ein Kind hat viele Träume und Phantasien, die es auszuleben gilt. Wir Erwachsenen sollten dies zulassen. Es lebe die Kindheit!"

So klingt die Botschaft, die ich Christine Nöstlingers Erzählung entnehme.

1. Funktionen der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur / Welche Funktion werden in Nöstlingers Erzählung erfüllt?

Das Lesen von phantastischer Literatur kann für Kinder von sehr großer Bedeutung sein. Was Kinder von phantastischen Erzählungen lernen bzw. wobei und wodurch phantastische Erzählungen helfen können erläutern die 4 Funktionen phantastischer Kinder- und Jugendliteratur:

1. Kompensatorische Funktion:

Leser/Leserin kann (im realen Leben unterdrückte) Bedürfnisse und Wünsche in die literarischen Figuren innerhalb der phantastischen Fiktion projizieren.

2. Pädagogische Funktion:

Pädagogisch erwünschte/ nicht erwünschte Verhaltensweisen werden mit Hilfe des phantastischen Geschehens/ der phantastischen Figur demonstriert.

3. Emanzipatorische Funktion:

Die phantastischen Figuren/ Geschehnisse dienen der Ich-Stärkung des Lesers/ der Leserin bzw. des ´realen` Heldes der Geschichte (als Vorbildhaftes oder erfolgreich Überwundenes).

4. Symbolische Funktion:

Die phantastischen Figuren oder Vorgänge stehen für eine abstrakte ´Idee`, sie symbolisieren einen ´Sinngehalt`.

Meiner Meinung nach finden sich alle 4 Funktionen in Nöstlingers Erzählung wieder. Es gibt sicherlich den Leser, der sich Konrads hervorragende Leistungen in der Schule wünscht, auch wenn er sich mit der Gesamtperson Konrad nicht identifizieren möchte. So wird doch aber der Wunsch nach Klugheit sehr groß sein. Klugheit bedingt meistens überdurchschnittliche Leistungen, die wiederum Lob und Be- lohnung der Eltern hervorrufen. Auch die Vorstellung sich Erwachsenen gegenüber einmal richtig daneben zu benehmen, ist für den kindlichen Leser sehr reizvoll.

Konrad lebt dieses am Ende der Erzählung aus, jedoch immer vor dem Hintergrund, dass dieses schlechte Benehmen einen triftigen Grund hat. Vielleicht ist auch der Wunsch, ein so unkonventionelles Leben wie Frau Berti Bartolotti es führt, als eine weitere kompensatorische Funktion dieser Erzählung zu sehen.

Nöstlinger beschreibt sowohl pädagogisch erwünschte, als auch pädagogisch nicht erwünschte Verhaltensweisen, die sie in ihrer Erzählung auf 4 Hauptpersonen verteilt. So stehen Konrad und der Apotheker Egon ausschließlich für die erwünschten und Frau Berti Bartolotti und Kitti für die unerwünschten Verhaltens- weisen. Der Leser lernt durch Konflikte und Konsequenzen, die ein bestimmtes Verhalten auslösen. Er sollte die geschilderten Situationen auf sich selbst beziehen und überlegen, wie seine Reaktion auf bestimmtes Verhalten und auch sein eigenes Verhalten ausfallen würde. Der Leser selbst entscheidet dann, inwiefern erwünschte oder unerwünschte Verhaltensweisen für sein Leben in der Gesellschaft von Bedeutung sind. Er wird zum Nachdenken angehalten, für die Probleme anderer sensibilisiert und zur möglichen Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit aufgefordert.

Die emanzipatorische und symbolische Funktion möchte ich zusammen betrachten. Wie schon aus dem Punkt 5. herauszulesen war, übt Nöstlinger Kritik an der Erwachsenenwelt. Die Kinder lernen, dass nicht alles, was Erwachsene für richtig ansehen auch immer richtig ist. Kinder müssen sich von Zwängen und Klischees befreien. Das Brechen von Normen und veralteten Wertvorstellungen ist für die Entwicklung des Kindes zu einer eigenständigen Persönlichkeit sehr wichtig. Sie erfahren, dass auch Normen manchmal dazu da sind um gebrochen zu werden, und wie viel Spaß diese Tatsache machen kann. Kinder benötigen eine Ich-Stärkung, indem sie als selbständige Persönlichkeiten mit eigenen Ansichten und Meinungen ernst genommen werden. Nöstlinger ruft die Erwachsenen auf, sich und ihre Welt mit all ihren Erwartungen an die Kinder einmal gründlich zu hinterfragen.

Verwendete Literatur:

1. Christine Nöstlinger; "Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse"; Friedrich Oetinger Verlag; Hamburg 1975

2. Unterlagen des Seminars "Phantastische Kinder- und Jugendliteratur"; SS 1999

3. Referat über die Autorin Christine Nöstlinger

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Nöstlinger, Christine - Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse
Veranstaltung
Phantastische Kinder- und Jugendliteratur
Autor
Jahr
1999
Seiten
12
Katalognummer
V95478
ISBN (eBook)
9783638081566
Dateigröße
358 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kindheit erleben und genießen, erwachsen wird man schnell genug.
Schlagworte
Nöstlinger, Christine, Konrad, Kind, Konservenbüchse, Phantastische, Kinder-, Jugendliteratur
Arbeit zitieren
Andreas Rolinski (Autor:in), 1999, Nöstlinger, Christine - Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95478

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