Thomas Mann entstammt einer seit über 100 Jahren in der freien Hansestadt Lübeck ansässigen patrizischen Kaufmannsfamilie. Er wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck als zweiter Sohn des Senators Thomas Johann Heinrich Mann (1840 - 1891) und seiner Ehefrau, der in Südamerika gebürtigen Julia da Silva-Bruhns (1851 - 1923) geboren. Seine Mutter, "von ausgesprochen romanischem Typus, in ihrer Jugend eine vielbewunderte Schönheit und außerordentlich musikalisch", war die Tochter eines deutschen Plantagenbesitzers und einer portugisisch-kreolischen Brasilianerin. Thomas Mann dachte viel über seine Erbanlagen nach, und konstatierte, daß er "des Lebens ernstes Führen" vom Vater, "die Frohnatur und Lust zu fabulieren" dagegen von seiner Mutter geerbt habe. Schon früh empfand er seine Abstammung als Widerstreit zwischen nordischer Bürgerlichkeit und südlicher Sinnenfreude, was auch ein immer wiederkehrendes Leitmotiv seiner Dichtungen ist. Das Geburtsjahr Thomas Manns war das Jahr der ‚Krieg-in-Sicht-Krise' europäischer Politik und eine Finanzkrise im Hause Mann fiel in die gleiche Zeit.
Biographie Thomas Mann
Referat über Thomas Mann
Maresa Krasel
Grundkurs Deutsch
Jahrgangsstufe 12
Note: 13 Punkte
Thomas Mann entstammt einer seit über 100 Jahren in der freien Hansestadt Lübeck ansässigen patrizischen Kaufmannsfamilie. Er wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck als zweiter Sohn des Senators Thomas Johann Heinrich Mann (1840 - 1891) und seiner Ehefrau, der in Südamerika gebürtigen Julia da Silva-Bruhns (1851 - 1923) geboren. Seine Mutter, "von ausgesprochen romanischem Typus, in ihrer Jugend eine vielbewunderte Schönheit und außerordentlich musikalisch", war die Tochter eines deutschen Plantagenbesitzers und einer portugisisch-kreolischen Brasilianerin. Thomas Mann dachte viel über seine Erbanlagen nach, und konstatierte, daß er "des Lebens ernstes Führen" vom Vater, "die Frohnatur und Lust zu fabulieren" dagegen von seiner Mutter geerbt habe. Schon früh empfand er seine Abstammung als Widerstreit zwischen nordischer Bürgerlichkeit und südlicher Sinnenfreude, was auch ein immer wiederkehrendes Leitmotiv seiner Dichtungen ist. Das Geburtsjahr Thomas Manns war das Jahr der ‚Krieg-in-Sicht-Krise' europäischer Politik und eine Finanzkrise im Hause Mann fiel in die gleiche Zeit.
Der Vater Johann Heinrich, Getreidekaufmann und königlich niederländischer Konsul, wurde 1877 Senator der freien Hansestadt und damit auch ein Repräsentant des neuen deutschen Reiches. Als späterer Steuersenator, Finanz- und Wirtschaftsminister in einer Person war er einer der mächtigsten Männer des Freistaats, "ein Mann von Glanz und Geschmack übrigens, der russische Zigaretten rauchte und lieber französische Romane als Geibel1 las".
Obwohl auch sein Getreidehandel unter den Schutzzöllen von 1878 litt, starb Johann Heinrich Mann 1891 hochgeachtet. Testamentarisch verfügte er die Liquidation der Firma, obwohl jene Finanzkrise, in der u.a. in Buddenbrooks die Rede ist, schon längst überwunden war. Er hinterließ seiner Familie ein Vermögen von rund 400.000 DM, das sie "nicht reich, aber wohlhabend" sein ließ, obwohl ihr nur die Zinsen ausbezahlt wurden. Hätte er Söhne nach seinem Wunsch gehabt, wäre die Liquidation nicht nötig gewesen. Thomas bestätigte er sein gutes Gemüt, testamentarisch äußerte er die Hoffnung, er werde sich in einen praktischen Beruf hineinfinden. Heinrich, Thomas vier Jahre älteren Bruder, hatte er noch ‚mit Bewußtsein an die Literatur' abgegeben. Als zweiter Sohn von fünf Geschwistern verbrachte Thomas Mann eine glückliche Kindheit in seinem Elternhaus in Lübeck sowie in dem als Buddenbrook-Haus bekannten alten Familienbesitz in der Mengstraße, in dessen Eingangshalle man immer noch die Ermahnung des alten Buddenbrook an seine Nachkommen lesen kann:
" Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir bey Nacht ruhig schlafen können." In der Schule jedoch hatte Thomas Mann, ähnlich wie Gerhardt Hauptmann und Hermann Hesse, einige Probleme. Er haßte die Schule, die auf ihn wie ein preußischer Kasernenhof wirkte, und "manches von dem, was er dort erlebt hat, ist zweifellos in den Bericht über einen Schulalltag des kleinen Hanno Buddenbrook eingegangen." In seiner autobiographischen Skizze im Spiegel (1907) setzte Thomas Mann sich auf ironische Weise mit dem Problem seiner Gymnasialzeit auseinander: "Ich habe eine dunkle und schimpfliche Vergangenheit... Erstens bin ich ein verkommener Gymnasiast, nicht, daß ich durch das Abiturexamen gefallen wäre - es wäre Aufschneiderei, wollte ich das behaupten. Sondern ich bin überhaupt nicht bis zur Prima gelangt; ich war schon in Sekunda so alt wie der Westerwald. Faul, verstockt, und voll liederlichen Hohns, verhaßt bei den Lehrern der altehrwürdigen Anstalt...und höchstens bei einigen Mitschülern auf Grund einer schwer zu bestimmbaren Überlegenheit im gewissen Ansehen..." Die Höhepunkte im Leben Thomas Manns waren zweifelsfrei die Sommerferien, die er im Kreise seiner Familie in Travemünde an der Ostsee verbrachte.
Travemünde war für ihn das Ferienparadies, wo er "die unzweifelhaft glücklichsten Tage [seines] Lebens verbrachte, Tage und Wochen, deren tiefe Befriedigung und Wunschlosigkeit durch nichts späteres in [seinem] Leben zu übertreffen und in Vergessenheit zu bringen war." Thomas begeisterte sich schon als Schüler für Literatur und las mit Leidenschaft die Werke von Storm, Schiller, Heine und Fritz Reuter (später sollten neue Leitbilder wie Nietsche, Wagner, Schopenhauer und noch später Tolstoj hinzukommen). Im Mai 1893 veröffentlichte er seine ersten lyrischen und prosaischen Veröffentlichungen unter dem Pseudonym "Paul Thomas" in der Schülerzeitschrift Der Frühlingssturm, die er zusammen mit Freunden (u.a. mit dem späteren Simplicissimus -Redakteur Otto Grautoff) herausgab. Von dieser Schülerzeitschrift erschienen jedoch nur zwei Ausgaben. Nach dem Tod seines Vaters und der Liquidierung der Ge treidefirma blieb Thomas noch zwei Jahre in Lübeck und besuchte weiterhin das Lübecker Realgymnasium "Katherineum", während seine Mutter mit den drei jüngeren Geschwistern nach München übersiedelte.
Aus der mühsam erreichten Obersekunda verließ er die Schule und folgte seiner Familie nach München, um sich dort in den "praktischen Beruf" eines Versicherungsbeamten "hineinzufinden", was jedoch, wie es zu erwarten gewesen war, schief ging. Statt dessen erschien seine erste Novelle Gefallen, die von Richard Dehmel, (den Thomas Mann aufrichtig bewunderte), auf das höchste gelobt wurde.
Ungefähr ab dieser Zeit konnten sich Thomas (und auch sein Bruder Heinrich) als professionelle Schriftsteller betrachten. Ab jetzt interessierten sie sich nicht mehr nur für die Ehre der Veröffentlichung, sondern auch für das zu erwartende Honorar.
Seine "Wanderjahre" (1895 - 1898) verbrachte Thomas großenteils mit seinem Bruder Heinrich in Italien, vor allem in Rom und Palestrina. Zwischendurch war er kurz wieder in München, wo er als Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift Simplicissimus die Novelle Der Wille zum Glück (1896) veröffentlichte. Ein Jahr später (im Mai 1897) forderte S. Fischer, der gerade Thomas Manns erstes Buch, den Novellenband Der kleine Herr Friedemann (1898) a ngenommen hatte, seinen neuen Autor auf, "ein größeres Prosawerk", "vielleicht einen Roman" zu schreiben. Thomas, der zu dieser Zeit in Rom lebte, begann sogleich mit den archivalischen Vorarbeiten zu Buddenbrooks, wobei er von der ganzen Familie unterstützt wurde.
Im Oktober des gleichen Jahres begann er den hanseatisch-patrizischen Familienroman, der zuerst als Gemeinschaftsarbeit mit seinem Bruder Heinrich geplant war, niederzuschreiben. "Drei Jahre schrieb ich an dem Buche, mit Müh und Treue." Im Frühja hr 1900 hatte Thomas Mann dann das umfangreiche Buddenbrooks-Manuskript von über 1000 doppelseitig beschrieben Blättern an S. Fischer gesandt, der aber starke Bedenken wegen der Länge des Buches hatte, und es um die Hälfte gekürzt haben wollte. Doch schließlich war Fischer bereit, Buddenbrooks ungekürzt zu drucken: "Nun ja, Sie werden ja nicht immer vierbändige Romane schreiben, und so kann es wohl auch ein Verleger [...] mit Ihnen wagen." In einer Auflage von 1000 Exemplaren erschien die zweibändige Ausgabe im Oktober 1901. Obwohl jeder Band nur 10 DM kostete, dauerte es über ein Jahr, bis sich diese erste Auflage verkauft hatte.
Ursprünglich war Buddenbrooks als "Knabennovelle" um die Gestalt des "sensitiven Spätlings Hanno" geplant, wurde aber u.a. nach Fischers Aufforderung eine z.T. autobiographische Geschichte einer Lübecker Kaufmannsfamilie, deren Untergang v.a. durch neue gesellschaftliche Wirklichkeiten, gewandelte moralisch Vorstellungen und die Lebensuntüchtigkeit des künstlerisch veranlagten jüngsten Sohnes herbeigeführt wird. Daß Thomas Mann seine bürgerliche Gesellschaft nicht erfand, sondern sie an Lübeck und der Geschichte seiner eigenen Familie festmachte, trug ihm später den Vorwurf ein, einen Schlüsselroman geschrieben zu haben.
Mit aller Schärfe wehrte er sich gegen diesen Vorwurf: "Die Benennung von Wirklichkeit sei die gerechte und ‚sublime Rache des Künstlers' für die Schmerzhaftigkeit seines Erlebens, entscheidend sei nicht die Wiedererkennbarkeit, sondern die perspektivische Durchdring ung von Wirklichkeit." "Eine Großform perspektivischer Gliederung seines ‚von Verfallsgedanken überschatteten Kulturgemäldes' übernimmt Thomas Mann von Schopenhauer: die zunehmende Verneinung des Willens zum Leben. Sie führt von der Erkenntnisnaivität des alten Johann Buddenbrook über die Religiösität Jean Buddenbrooks zur philosophischen Meditation des Senators und endet schließlich bei Hanno in der völligen Negation des Lebenswillens, die mit der höchsten, idealen Stufe der Erkenntnis, der Musik, Hand in Hand geht." Schon bald nach der Veröffentlichung dieses Schlüsselromans begann man in Lübeck lange Listen aufzustellen, um die Charaktere des Romans auf ihre Vorbilder zurückzuführen.
Durch Thomas Manns kritische Darstellung der Lübecker Bürger fühlte sich mancher Leser in seiner Heimatstadt verletzt oder gar persönlich angegriffen, wie z.B. Friedrich Mann, ein Onkel des Dichters, der seinen Unwillen über den Neffen Thomas in verschiedenen Zeitungen uneingeschränkt Ausdruck verlieh. Ihm seien in den letzten 12 Jahren durch die Herausgabe der Buddenbrooks "dermaßen viele Unannehmlichkeiten erwachsen", daß er sich veranlaßt sehe, sich an das lesende Publikum Lübecks zu wenden, um es zu bitten, "das oben erwähnte Buch gebührend einzuschätzen".
Er verglich Thomas mit einem traurigen Vogel, der "sein eigenes Nest beschmutzt" indem er in karikierender Weise seine allernächsten Verwandten in den Schmutz zöge und deren Lebensschicksale eklatant preisgäbe, was ohne Zweifel verwerflich sei. Doch zwei Kritiker hatten die Bedeutung des Buches erkannt, noch ehe es zwei Jahre später einbändig erschien, seinen Siegeszug in alle Welt hinaus antrat und zu einem der meistgelesensten Romanwerke des 20. Jahrhunderts wurde: Samuel Lubinski und Rainer Maria Rilke. Rilke begann seine Besprechung im Bremer Tageblatt (April 1902) folgendermaßen: "Man wird sich diesen Namen unbedingt notieren müssen.
Mit einem Roman von über 1100 Seiten hat Thomas Mann einen Beweis von Arbeitskraft und Können gegeben, den man nicht übersehen kann. Es handelt sich ihm darum, die Geschichte einer Familie zu schreiben, welche zugrunde geht, den ‚Verfall einer Familie'. Noch vor einigen Jahren hätte ein moderner Schriftsteller sich damit begnügt, das letzte Stadium dieses Verfalls zu zeigen... Thomas Mann hat es als ungerecht empfunden, in einem Schlußkapitel die Katastrophe zusammenzudrängen, an welcher eigentlich Generationen arbeiten, und er hat, gewissenhaft, dort begonnen, wo der höchste Glücksstand der Familie erreicht ist. Er weiß, daß hinter diesem Höhepunkt notwendig der Abstieg beginnen muß, erst in kaum merkbarer Senkung, dann immer jäher und jäher und schließlich senkrecht abfallend ins Nichts." Rilke findet die Lektüre dieser Lebensbeschreibung von vier Generationen "so überraschend und interessant, daß man das Buch mit Aufmerksamkeit und Spannung liest, ohne zu ermüden, ohne etwas zu überschlagen, ohne das geringste Zeichen von Ungeduld oder Eile. Man hat Zeit, man muß Zeit haben für die ruhige und natürliche Folge dieser Begebenheiten."
Besonders hervor gehoben werden die Sterbestunden und die Verbindung von Krankheit und Kunst, die für Thomas Mann so charakteristisch ist. "In ihm, d.h. in Hanno Buddenbrook ist noch einmal die Chance zu einem Aufstieg gegeben... [Aber] der kränkelnde Knabe geht an der Banalität und der Rücksichtslosigkeit der Schule zu Grunde und stirbt an Typhus". Diese "Geschichte eines Verfalls, zugleich einer Verfeinerung, Entbürgerlichung und Vergeistigung" (Zitat Th. Mann) für die Thomas Mann 1929 den Nobelpreis erhalten sollte, erfuhr seine stärksten Impulse aus der Musik Wagners sowie aus der Lebensphilosophie Schopenhauers und Nietzsches. Beides wurde natürlich mit Ironie untersetzt: Der dem Tod wie der Musik verfallene Hanno Buddenbrook steht am Ende der Generationen zwar für eine gesteigerte geistige Differenzierung, aber auch für den katastrophalen Verlust an Lebenstüchtigkeit.
Im Februar des Jahres 1905 ehelichte Thomas die acht Jahre jüngere Katja Pringsheim. Sie war die Tochter des Kunst- und Musik liebenden Münchner Mathematikprofessors Alfred Pringsheim und aus seiner aus Berlin stammenden Gattin Hedwig, geborene Dohm. Im Laufe der Jahre folgten drei Töchter und drei Söhne. Kurz vor seiner Eheschließung, 1903, hatte Thomas noch einen Band mit sechs Novellen herausgebracht: Tristan, sowie eine weitere Novelle veröffentlicht: Tonio Kröger (auch 1903). 1906 erschien sein einziges Schauspiel, das Renaissance-Drama Fiorenza. Thomas Manns schriftstellerisches Talent hatte sich fürs erste erfüllt. Buddenbrooks blieb bis zum Erscheinen vom Zauberberg (1924) der große Roman Thomas Manns; im Urteil der meisten Leser ist er das bis heute geblieben. Selbst das Stockholmer Komitee, das Thomas Mann am 10. Dezember 1929 den Nobelpreis verlieh, stützte sich in seiner Entscheidung fast ausschließlich auf den ersten Roman. Die Schwedische Akademie wolle die große Bedeutung der entwickelten Ideen im Zauberberg nicht absprechen, die gewiß überaus wesentliches zur Erklärung unserer Zeit beitrügen, doch kam sie nicht umhin, das Ungewöhnliche der vom künstlerischen Standpunkt etwas verfehlten Konzeption festzustellen, und gab bekannt, daß dieses Werk unter die mehreren nobelpreiswürdigen Meisterstücke des Autors einzureihen, nicht zur Debatte stehen könne.
"Der Nobelpreis 1929 ist Thomas Mann anerkannt worden, im wesentlichen für seinen großen Roman ‚Buddenbrooks', der sich in den verflossenen Jahren immer mehr als ein klassisches Meisterstück der zeitgenössischen Literatur erwiesen hat." Thomas Mann war von dieser Betrachtungsweise verständlicherweise etwas betroffen und auch verärgert, da sie doch ein so bedeutendes und überall mit größter Begeisterung und lebhaftem Interesse aufgenommen Werk wie den Zauberberg einfach mit völligem Stillschweigen überging. In einem Brief an André Gide schrieb er: "... Das ist wenigstens die Auffassung der Akademie, die aber ganz offenbar im Irrtum ist. ‚Buddenbrooks' allein hätten mir nie die Genugtuung verschafft, welche es der Akademie ermöglicht und sie bestimmt hätte, mir den Preis zu verleihen." Soweit der Vorgriff auf Thomas Manns späteres Werk Der Zauberberg.
Als "künstlerische Frucht seines Ehestandes" bezeichnete Thomas Mann das Werk, das von den Kritikern zuerst nicht recht ernst genommen wurde: Königliche Hoheit (1909), den "Versuch eines Lustspiels in Romanform", der zum Thema den Pakt mit dem Glück hat, und der auch stark autobiographisch gefärbt ist . Während seiner glücklichen Ehe veröffentlichte der erfolgreiche Autor ständig weitere Werke: die Erzählung Der Hochstapler, die psychologisch eine gewisse Ergänzung zu seinem Fürstenroman bedeuten soll und an der er bis kurz vor seinem Lebensende schrieb. 1911 erschien das erste, 1922 das zweite Teilstück und erst drei Jahrzehnte später erscheinen die Memoiren zu dem ersten Teil.
Im Sommer 1911, auf einer Ferienreise nach Venedig, konzipierte der Dichter die Idee zum Tod in Venedig, der wiederum nur das künstlerisch verarbeitet, was Thomas tatsächlich in seinem Leben erfahren hat. Jedes Detail habe einen Platz in der damals erlebten Wirklichkeit, gab seine Frau Katja bekannt. Auch in dieser Erzählung ist der Held wieder ein "Held der Schwäche", der wie Thomas Buddenbrook am Rande der Erschöpfung arbeitet und sich das äußerste abgewinnt, ein s. g. "Leistungsethiker". Nachdem er im Sommer 1912 von einem dreiwöchigen Besuch bei seiner an einem Lungenleiden erkrankten Frau in einem Sanatorium zurückgekehrt war, plante Thomas Mann dann schließlich das oben schon erwähnte Werk, den Zauberberg (1924). Bis zum Kriegsausbruch im August 1914 entstand das erste Drittel des ersten Bandes, doch dann wurde die Arbeit unterbrochen und erst fünf Jahre später wieder aufgenommen. "Nicht sieben Jahre, sondern alles in allem 12 Jahre wird dieses Werk den Dichter in seinem Bann halten [...]."
Als zu Beginn des ersten Weltkrieges der Roman Friedrich und die große Koalition , welcher sein kriegsbegeistertes politisches Bekenntnis enthielt, veröffentlicht wurde, führte dies zum Zerwürfnis mit dem Bruder Heinrich, und erst 1922 fanden eine Versöhnung und Wiederannäherung statt. Die Auseinandersetzung mit dem Bruder und mit den politischen Richtungen in Deutschland wird in den Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) wieder gespiegelt. Diese Essays lassen Thomas Mann noch als unpolitischen Künstler, der die deutsche Kultur - besonders den Geist von Novalis und Eichendorff, von Schopenhauer, Wagner und Nietzsche gegen den rationalistischen Westen des "Zivilisationsliteraten" verteidigt, erscheinen. Schon vier Jahre später aber bekennt er sich zu Humanismus und Demokratie. (Seine berühmte Rede Von deutscher Republik, gehalten zum 60. Geburtstag von Hermann Hesse, 15.11.1922). 1919 erscheinen zwei Idyllen: Herr und Hund sowie Gesang vom Kindchen, wobei bei letzterem die Inspiration von Goethe zu unverkennbar ist. 1925 erscheint eine Erzählung, die Thomas Mann selber zu den besten rechnet, die er je geschrieben hat: Unordnung und frühes Leid; wieder eine stark autobiographische Novelle, diesmal mit Betonung der Vaterliebe und des Generationsproblems. Sie spiegelt in melancholisch-humorvoller Weise die Nöte der deutschen Kriegs- und Inflationsjahre wieder. 1929 erhält er den Nobelpreis für Literatur, hauptsächlich für seinen großen Roman Buddenbrooks (s.o.). 1930 veröffentlicht er die als Mario und der Zauberer bekannte Geschichte vom Hypnotiseur, den sein Opfer zuletzt erschießt. Inspiriert wurde er diesmal von einem Ferienaufenthalt in Italien. Am 17. Oktober 1930 hielt Thomas Mann, der längst aufgehört hatte, als ‚Unpolitischer' zu leben, die Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft.
Mit ihr warnte er vor den Gefahren des Nationalsozialismus'. Anläßlich des 50.
Todestages von Wagner hielt Thomas 1933 in München seinen Vortrag "Leiden und Größe Richard Wagners". Einen Tag später startete er zu einer Reise nach Amsterdam, Brüssel und Paris, von der er nicht nach München zurückkehrte, da u.a. viele Prominente eine Protestschrift gegen seinen Vortrag unterschrieben hatten. Die Gestapo beschlagnamte sein Haus. Es wurde eine Reise ins Exil, in die Emigration, und erst 16 Jahre später sollte er nach Deutschland zurückkehren. Zunächst lebt er in Südfrankreich, in Sanary- sur-Mer, dann bis 1938 im Exil in der Schweiz, wo vor allem die Arbeit an der Josephus-Tetralogie weitergeführt wurde (Joseph und seine Brüder 1933 - 1943).
In der Folgezeit unternahm er zahlreiche Reisen, darunter auch einige in die USA. 1936 kam es zum endgültigen Bruch mit der nationalsozialistischen Regierung, hervorgerufen durch eine öffentliche Solidaritätserklärung mit einem Artikel eines Mitemigranten in der Neuen Züricher Zeitung. In jenem Artikel wurde die Emigrantenliteratur mit der jüdischen gleichgesetzt. "Wegen unwürdigen Auftretens im Ausland", wurde er der "deutschen Staatsbürgerschaft verlustigt" erklärt und Thomas Mann wurde die tschechische Staatsangehörigkeit verliehen. Am Ende desselben Jahres wurde ihm nun auch noch die 1922 verliehene Ehrendoktorwürde der Universität Bonn aberkannt; daraufhin antwortete er dem Dekan der philosophischen Fakultät der Universität in dem als Ein Briefwechsel (1937) bekannten Schreiben.
1938 siedelte die Familie Mann in die USA, wo Thomas zunächst in Princeton, New Jersey, eine Stelle als Gastprofessor (Lecturer in the Humanities) an der Universität innehatte. Da schrieb er auch den Roman Lotte in Weimar (1939), der nicht nur von den Verhältnissen am Weimarer Hof zur Zeit Goethes und Goethe persönlich, sondern auch vom Genius an sich handelt. Außerdem spiegelt sich in diesem Roman die Problematik von Manns eigener Existenz. Dieser Roman wurde auch in Fortsetzungen in der von Thomas Mann herausgegebenen kulturpolitischen Zeitschrift Maß und Wert (1937 - 1940) veröffentlicht. Drei Jahre später zogen die Manns in die Nähe von Los Angeles, Kalifornien, um dort die nächsten 11 Jahre zu verbringen. In zahlreichen Rundfunksendungen wandte sich Thomas Mann während des Krieges an die Deutschen: Deutsche Hörer! 25 Radiosendungen nach Deutschland. Im kalifornischen Exil entstanden u. a. der Roman Doktor Faustus.
Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde (1947). [Inhalt: Faustus, der deutlich Züge Nietzsches trägt, verkauft seine Seele dem Teufel. Faustus steht als Sinnbild für Deutschland, das sich mit dem Teufel verschworen hat]. In Verbindung mit diesem Werk ist auch die Rede Deutschland und die Deutschen (1945, gedruckt 1947) sowie Die Entstehung des Doktor Faustus. Roman eines Romans zu sehen. Noch in Amerika, dessen Staatsbürger er während des Zweiten Weltkrieges geworden war (1944), schrieb Thomas Mann die Erzählung Der Erwählte (1951). 1947 unternahm Thomas Mann die erste Europareise nach dem Kriege, 1952 kehrt er endgültig nach Europa zurück und ließ sich in der Schweiz nieder; seither unternahm er jährliche Besuche nach Deutschland. Bei einem ersten Deutschlandbesuch 1949 hielt er seine Ansprache im Goethejahr in Frankfurt am Main und Weimar.
Das erste in der Schweiz beendete Werk ist die Erzählung Die Betrogene (1953). Obwohl Thomas Mann 15 Jahre seines Lebens in den USA verbrachte, wurde er in diesem Land, dem er ja so viel Dank schuldet, da es ihn als "Flüchtling aus Hitler- Deutschland mit hochherziger Bereitwilligkeit" aufgenommen hatte, nie richtig heimisch. Je länger er dort lebte, desto mehr wurde er sich seines Europäertums bewußt und verspürte trotz bequemster Lebensbedingungen und seines hohen Alters "den fast ängstlichen Wunsch nach Heimkehr zur alten Erde." 1955 las er in Stuttgart und Weimar seine Ansprache im Schillerjahr. Zwei Monate nach seinem 80. Geburtstag, am 12.08.1955 stirbt Thomas Mann friedlich. Als ihm kurz zuvor die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt verliehen wurde, hatte er in seinem Dankschreiben an den Senat der Stadt Lübeck geschrieben: "Zuweilen wünschte ich doch, mein Vater könnte noch sehen oder hätte noch etwas davon gesehen, in welcher Art ich mich eben doch als rechter Sohn und Sohn Lübecks erwiesen habe."
- Arbeit zitieren
- Maresa Krasel (Autor:in), 1998, Der Erschaffer der "Buddenbrooks". Leben und Werk des Schriftstellers Thomas Mann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95492
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