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Georg Büchner - Eine Biographie
- Georg Büchner am 17. Okt. 1813 in Dorf bei Darmstadt (Hessen) geboren
- älteste Sohn von Eltern Ernst Karl Büchner und Caroline Louise
- 5 Geschwister folgten (alle überdurchschnittliche Begabungen)
- Vater: Arzt, Atheist, Anhänger der Monarchie, Frankreich verbunden (Sprache, Kultur, Fortschritt faszinierend), strenge Natur, Vater brachte Sohn Geschichte der franz. Revolution nahe
- Mutter: warmherzige Frau, literaturverbunden, liberal, antinapoleonisch gesinnt
- ==> gegensätzliche Eltern (Auffassungen), trotzdem relativ harmonisch gelebt
- Georg hauptsächlich von Mutter beeinflußt: Lesen, Schreiben, Rechnen, erzählte Volksmärchen
- Nachkriegsnot und geringe polit. Mitspracherecht in Hessen sollte spätere Leben Büchners beeinflussen
- mit Alter von 8 Jahren besuchte er privates Institut
- nach 4 Jahre kam er ans Darmstädter Obergymnasium
- fleißiger, ehrgeiziger Schüler
- damaliger Schulfreund über ihn: "Für Unterhaltungslektüre hatte er keinen Sinn; er mußte beim Lesen zu denken haben" - laß Shakespeare, Goethe, antike Dichtung ...
- beschäftigte sich schon früh mit dem Tod insbesondere mit dem Selbstmord: "Über den Selbstmord"
- Griechisch, Latein, Italienisch, Französisch mächtig
- mit 17 erlangte Büchner Reifezeugnis - viel Lob von seinen Lehrern
- mit 18 nach Straßburg (Frankreich) um Medizinstudium zu beginnen (Einfluß des Vaters)
- lernte dort zukünftige Verlobte kennen: Loise Wilhelmine Jaeglè (ruhige Person), Tochter des Hauswirts
- fand schnell Freunde: Diskussionen in Weinstuben hauptsächlich über Politik und Gesellschaft
- ==> vermehrtes Interesse für diese Themen
- nahm an Zusammenkünften der Straßburger "Gesellschaft der Menschenrechte" teil
- "der Krieg der Armen gegen die Reichen habe begonnen", "Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll so ist es Gewalt..."
- ==> verließ Straßburg, verlobte sich mit Loise
- Herbst 1833 Einschreibung in Gießener Uni (Gesetz: letzte 4 Semester in Hessen)
- wurde depressiv, körperlich unwohl, lebte isoliert; Grund: Hirnhautentzündung, Heimweh nach Braut und Freunden, beklemmenden Verhältnisse in Hessen - rückständig
- Freundschaft mit August Becker (Außenseiter): "verlottertes und verlumptes Genie"
- überwindet Krisenzustand langsam, Verbindung zur Opposition festigt sich: Kontaktaufbau mit Haupt der hessischen Oppositionsbewegung Friedrich Ludwig Weidig
- ==> wurde zum anerkannten Agitator: "durch die Neuheit seiner Ideen, als auch durch den Scharfsinn, mit welchem er sie vortrug" (August Becker)
- illegale Gründung der Gießener "Gesellschaft der Menschenrechte": Vorbereitung einer gesellschaftlichen Umwälzung
- Büchner hielt, die für ihn notwendige Revolution nur erfolgversprechend, wenn sie durch die große Masse des Volkes getragen wird ==> Idee zur Verfassung einer Flugschrift
- Engagement so groß, daß sogar den regelmäßigen Briefwechsel mit seiner Verlobten vernachlässigte
- zentrale Versammlung hessischer Demokraten beschloß Durchführung einer größeren Flugblattaktion (Pfarrer Weidig übernahm eine Art Führerrolle):
- Büchners "Landboten" Manuskript diente als Vorlage
- wollte Geldinteressen des Bauern ansprechen, da materielle Not das primäre Problem war
- Hauptfeinde sollten Großherzog, Hof, Beamtenschaft, Heer sein
- Statistiken zu Staatsausgaben
- völlig überarbeitete Flugblatt wurde in Offenbacher Geheimdruckerei gedruckt
- Boten brachten es in die 3 größten Städte, von dort Verteilung in umliegenden Dörfer; einer der 3 Boten entdeckt mit 139 Exemplaren (Verrat)
- turbulente Tage, immer mit einem Bein schon im Gefängnis
- ==> September 1834 von Vater aufgefordert Gießen sofort zu verlassen und nach Hause kommen (in Obhut des Vaters Studium weiterführen
- Vater war mit Arbeit seines Sohns zufrieden
- Büchner beschäftigte sich jedoch weiterhin heimlich mit philosophisch - historischen Schriften (Bruder half ihn dabei)
- warb auch weiterhin Mitglieder für die "Gesellschaft der Menschenrechte" und nahm an ihren Versammlungen teil
- schrieb Drama "Dantons Tod" innerhalb von nur 5 Wochen
- Danton: franz. Revolutionär, veranlaßte durch Rede Sturm auf Bastille, Robespierre ließ ihn köpfen
- verbindet Historie (akribisch zusammengesuchte Originaltexte) mit eigenen Gedanken und Gefühlen
- Revolution wird diskutiert: Ergebnis muß die Lösung der "Brotfrage" sein
- hier Einfluß des Vaters erkennbar, da er von ihm viel darüber erfuhr
- wurde von Spitzeln beschattet, entkam nur durch Glück einer Verhaftung
- ==> Flucht aus Darmstadt im Frühjahr 1835
- kommt keine 2 Wochen später in Straßburg an
- wird nun per Steckbrief gesucht, in Straßburg polizeilich geduldet, ohne Paß
- stellte fest, daß politische Opposition in Straßburg schwieriger geworden ist (zerstückelt, strenge Überwachung)
- Freunde waren inhaftiert, ausgewandert oder zu Tode gefoltert worden
- schrieb Novelle "Lenz" (erst nach seinem Tode gefunden) : Beschreibung des unglücklichen Schicksals von Lenz, einem Freund des jungen Goethes; Langeweile, Unruhe, Empörung gegen Gott (läßt Leid zu) werde zu Motiven in der Erzählung
- widmete sich nun wieder mehr den naturwissenschaftlichen Studien
- veröffentlichte eine Abhandlung "Über das Nervensystem der Barben", hohe Arbeitsintensität in relativ kurzen Zeitraum
- ihm wurde daraufhin im September 1836 der Doktortitel verliehen
- für ein Preisausschreiben verfaßte er Lustspiel "Leonce und Lena" in nur 2 Monaten, jedoch 2 Tage zu spät eingetroffen
- das unablässige Arbeiten zeichnete Büchner (Mutter: 0"zwar gesund, aber doch in einer großen nervösen Aufgeregtheit und ermattet von den anhaltenden geistigen Anstrengungen")
- Herbst 1836 Übersiedlung nach Zürich
- fühlte sich dort wohl, Umgebung war für ihn entspannend
- Ernennung zum Privatdozenten
- hielt an dortiger Uni Vorlesungen u.a. "Über Schädelnerven"
- Versöhnung mit Vater aufgrund einer sich abzeichnenden glänzenden akademischen Laufbahn
- in einsamen den Wintermonaten erwachte wiederum seine literarische Schöpferkraft
- "Ich sitze am Tage mit dem Skalpell und die Nacht mit den Büchern"
- schrieb bzw. beschrieb dramatischen authentischen Kriminalfall "Woyzeck", nicht fertiggestellt,:
- Ermordung seiner Geliebten, Schuldfrage, letztendlich Gang ins Wasser
- Tragödie des Ärmsten, dem alles genommen wird
- Frage des Warum, wird mit den gesellschaftlichen Verhältnissen beantwortet
- Büchners anfänglich zufriedener Zustand verschlechterte sich
- labil, unruhig, reizbar, rechthaberisch
- mit starker Erkältung rapide Verschlechterung seines Zustandes: Mutlosigkeit, Ermattungsgefühle, das Bewußtsein mit den Kräften am Ende zu sein prägt sein Leben zu dieser Zeit: "Ich fühle keinen Ekel, keinen Überdruß, aber ich bin müde, sehr müde. Der Herr schenke mir Ruhe."
- starb schließlich am 19. Februar 1837 an Typhus
- liegt heute immer noch in Zürich am Zürichberg begraben
- lebte in einer Zeit zwischen "Nicht-Mehr und Noch-Nicht"