Hoffmann, E. T. A. - Das Phantastische bei E.T.A. Hoffmann


Facharbeit (Schule), 1999

34 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung

1. Die Phantastische Literatur
1.1. Was ist Phantastische Literatur?
1.1.1. Der Schauerroman als Unterbegriff der Phantastischen Literatur
1.2. Die Entwicklung der Phantastischen Literatur und ihre Vertreter

2. E.T.A. Hoffmann - Sein Leben und seine phantastischen Werke
2.1. E.T.A. Hoffmann - Sein Leben
2.2. Die Bedeutung E.T.A. Hoffmanns für sein literarisches Umfeld
2.3. Die phantastischen Aspekte bei E.T.A. Hoffmann
2.3.1. Automate und Maschinen

3. Automate und Maschinen bei E.T.A. Hoffmann
3.1. Die Automate (1814) - Zusammenfassung
3.2. Hoffmanns Inspiration für die Erzählung "Die Automate"
3.3. Was bedeuteten Automate für die Gesellschaft des 18. Und 19. Jahrhunderts?
3.4. Was bedeuteten Automate für E.T.A. Hoffmann?
3.5. Einführung zum Automaten im "Der Sandmann"

4. Die phantastischen Aspekte im "Der Sandmann"
4.1. Der Sandmann (1817) - Zusammenfassung
4.2. Der Automat im "Der Sandmann"
4.3. Die Symbolik im "Sandmann" und der Übergang zur Alchimie
4.4. Die Alchimie in "Der Sandmann"

5. Zum Begriff des Doppelgängermotivs bei E.T.A. Hoffmann
5.1. Die Doppelgängermotive in "Der Sandmann"
5.2. Der Doppelgänger Coppelius/ Coppola und seine zerstörerische Funktion

6. Der Vampirismus bei E.T.A. Hoffmann und welche Ideen dahinterstecken
6.1. Der Vampyr - Zusammenfassung
6.2. Die Bedeutung des Vampirs für E.T.A. Hoffmann?

Vorwort

Obwohl ich lange Zeit nicht wusste, über welches Thema ich schreiben wollte und vorübergehend sehr unzufrieden mit meiner Auswahl war, kam die rettende Idee wie eine Insel für einen Schiffbrüchigen.

Nachträglich wurde mir bewusst, dass es gar nichts Anderes hätte sein können, worüber ich diese Facharbeit schreiben wollte: Es musste einfach über das Phantastische sein, über das Mystische und Aussergewöhnliche.

Eine bessere Widerspiegelung meiner eigenen Interessen und Faszinationen hätte es gar nicht geben können. Und so stürzte ich mich in die Arbeit, wissend, dass ich buchstäblich "mein" Thema gewählt hatte.

Die Recherchen und das Einlesen in die Materie waren ein unvergleichliches Erlebnis. Nicht selten erschauderte ich oder es lief mir kalt den Rücken herunter. Ich war nicht nur während der Zeit des Lesens und des Zusammenfassens in einer anderen Welt, sondern auch noch Stunden nach Weglegen der Bücher befand ich mich noch teilweise in jener phantastischen Parallelrealität.

Dies wurde durch die vorwiegend nächtliche Arbeit noch verstärkt. Und als ich las, dass auch E.T.A. Hoffmann hauptsächlich Nachts an seinen Werken schrieb, fühlte ich eine Art Vertrautheit und Verständnis und hatte manchmal sogar das seltsame Gefühl, mit ihm um die Wette zu schreiben.

Die Arbeit an diesem Text wird mir immer ein unvergessliches Erlebnis bleiben, da es sprichwörtlich phantastisch war mit soviel Phantastischen Texten konfrontiert zu werden. Der Mystiker in mir lässt grüssen...

Meine einzige Danksagung geht an die Österreichische Nationalbibliothek, inbesondere an Frau Schneider, die so freundlich war, mir in letzter Sekunde noch einige ausgezeichnete Informationen über den Vampirismus bei E.T.A. Hoffmann zuzusenden.

Einführung

In dieser Arbeit wird das Phantastische bei E.T.A. Hoffmann anhand von drei Werken gezeigt, in welchen sich aber das eine oder das andere Thema wiederholt. Selbstverständlich wird auch auf andere Werke Hoffmanns Bezug genommen, um Vergleiche durchzuführen und Tendenzen festzustellen. Ausserdem werden sie dabei behilflich sein, das ganze phantastische Schaffen E.T.A. Hoffmanns aufzuzeigen.

Bei diesen drei Werken handelt es sich um den "Sandmann" (Erschienen 1817), um die "Automate" (Erschienen 1814) und um die Kurzgeschichte: Der Vampyr (Erschienen ?)

Hauptsächlich wird auf vier Themen der Phantastischen Literatur eingegangen. Im Vordergrund stehen die Automate und die Maschinen. Aber auch mit dem Motiv des Doppelgängertums wird sich diese Arbeit auseinandersetzen. Da auch die Alchimie eine wichtige Rolle spielt in den Werken E.T.A. Hoffmanns, wird sie im Zusammenhang mit dem Werk, der "Sandmann", untersucht. Als viertes und letztes Thema wird der Vampirismus bei Hoffmann abgehandelt und analysiert.

1. Die Phantastische Literatur

1.1. Was ist Phantastische Literatur?

Der Begriff "phantastisch" schliesst Adjektive wie traumhaft, unwirklich, kühn erfunden, märchenhaft oder ungeheuerlich ein. Die Phantastische Literatur beschäftigt sich demnach mit Geschichten und Erzählungen, die man mit diesen Wörtern charakterisieren könnte. Es sind Werke der Literatur, in denen Übernatürliches im Mittelpunkt steht, wobei der Übergang zur Science Fiction fliessend ist.

Die Phantastische Literatur setzt sich niemals ausschliesslich mit dem phantastischen Aspekt auseinander, vielmehr ist es ein Eindringen des Irrealen in die bereits bekannte reale Wirklichkeit. Deshalb gilt es zwei Formen der Phantastischen Literatur zu unterscheiden:

Die "seriöse Phantastik" sucht mit Hilfe von Angst dem Leser die Schattenseiten und Schadstellen der Gegenwart begreiflich zu machen und fordert ihn zu Veränderung und besseren existenzsichernden Lösungen auf. Hier findet also eine Gesellschaftskritik statt.

Dagegen geht es der "trivialen Phantastik" nur um die Unterhaltung des Lesers, indem sie bei ihm Nervenkitzel und Gänsehaut hervorzurufen versucht. Sie hat nichts mit der konkreten Lebenswirklichkeit zu tun und hat somit auch keine Kritik am bestehenden Gesellschaftsbild zum Ziel.

1.1.1 Der Schauerroman als Unterbegriff der Phantastischen Literatur

Der Schauerroman, auch Schauergeschichte genannt ist eine Schrecken erregende Geschichte über Ereignisse, die meist in düsteren Landschaften, verlassenen Häusern oder verfallenen Schlössern geschehen und bei denen oft Gespenster oder Vampire mitwirken. Es handelt sich beim Schauerroman um eine Hauptgattung der erfolgreichen Trivial- und Unterhaltungsliteratur seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Der Schauerroman nimmt Bezug auf die Tendenzen der Aufklärung und des Rationalismus, indem er entweder das Unheimliche als erklärbare Mystifikation (lat./gr., Täuschung, Irreführung) enthüllt und damit zum Vorläufer des Detektivromans wird oder aber das Irrationale als eine Wirklichkeit vorstellt, die sich dem Zugriff der Kausalerklärungen entzieht, was besonders zur Beliebtheit des Genres in der Romantik beitrug. Allgemein kann gesagt werden, dass Phantastische Literatur durch die Jahrhunderte sehr beliebt war.

1.2. Die Entwicklung der Phantastischen Literatur und ihre Vertreter

Da zwischen dem Rückgang staatlicher und kirchlicher Autorität und dem Aufkommen von Phantastischer Literatur ein enger Zusammenhang besteht, ist eine Entstehung dieser Literaturgattung im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts anzusiedeln. Doch auch nachdem die Französische Revolution sowohl Staat als auch Kirche als Autorität in Frage gestellt hatte, führte eine allgemeine Verunsicherung zu Schreckensromanen und Gespenstergeschichten.

Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzten sich die Autoren der Phantastischen Literatur über sämtliche moralischen Grenzen und Gesetze hinweg und liessen sogar Perversionen in ihre Texte einfliessen. Dies kommt sowohl in Lewis'1 Roman "The Monk (1796), als auch in E.T.A. Hoffmanns "Elixieren des Teufels" (1815/16) zum Ausdruck.

Auch die neuerwachte Wissenschaft, die weder moralische noch ethische Grenzen respektierte, inspirierte zum Beispiel Mary Wollstonecraft Shelley2 zu "Frankenstein", wobei erstmals das Monströse und Bedrohliche zu Tage trat. Das Destruktive, die dunkle Seite der Naturwissenschaften rief im kritischen Zeitgeist eine Skepsis hervor, die sich teils in furchtbaren Horrorvisionen niederschlug. In Gustav Meyrinks Kurzgeschichte "das verdunstete Gehirn" züchtet ein genialer Forscher künstlich Gehirne und bringt es sogar zustande ein menschliches aber hirnloses Geschöpf zu erschaffen.

Die zerfallende Kirchenautorität führte auch in den USA zu Gefühlen von Todesangst und existenzieller Verunsicherung, welche besonders in den Erzählungen Edgar Allan Poes3 zum Ausdruck kamen.

In England entwickelte sich der Schauerroman vorallem unter dem Einfluss des "gothic novel".

Eine wahre Welle von Phantastischer Literatur fand zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland ihren Anfang. Entfaltungsängste, Geborgenheitsverlust und persönliche Einengungen bildeten Quellen aus denen die Hauptvertreter der Deutschen Phantastik wie E.T.A. Hoffmann, Wilhelm Hauff4, Gustav Meyrink5, Hanns Heinz Ewers6 und Alfred Kubin7 Inhalte für ihre Texte und Zeichnungen78 schöpften.

Auch Eduard Mörike, Annette von Droste-Hülshoff und selbst Goethe steuerten in dieser Zeit, die Gesellschaft repräsentierende Texte in Form von Phantastischer Literatur, bei.

Wirtschaftliche Erfolge zur Zeit der ersten Industrialisierungsperiode zwischen 1835 und 1873 hoben das Selbstbewusstsein in Deutschland so stark, dass die phantastische Angstliteratur an Boden verlor. Ungefähr um die Jahrhundertmitte lief also die erste Welle phantastischer Literatur aus.

Nach der Jahrhundertwende löste der jähe Übergang Deutschlands von einem Agrar- zu einem Industriestaat eine zweite Welle phantastischer Literatur aus. Gnadenloses kapitalistisches Gedankengut beschädigte die humane Identität stark und aus diesem Zeitbewusstsein heraus entwickelte sich eine neue Phantastische Literatur, die sich nun vorallem der Erzählung und des Romans bediente. Alfred Kubin kehrt in seinem phantastischen Roman "Die andere Seite" (1909) der rücksichtslosen und geldgierigen Realität den Rücken und taucht in eine unfortschrittliche aber gerade deshalb simple Traumwelt ab.

Gustav Meyrink bringt in seinem Roman Der Golem (1905) erneut die Identitätsproblematik zum Ausdruck.

Auch die Romane Franz Kafkas sind von Identitätsängsten gezeichnet. Der vom stumpfsinnigen rituellen Arbeitsprozess entfremdete Mensch wird von einem phantastischen, beinahe übersinnlichen Gericht verurteilt.

Der Erste Weltkrieg trug ebenfalls dazu bei, dass sich die tiefgreifenden Normen- und Identitätskrisen noch verschärften. Diese neuen existenziellen Erschütterungen drangen bis weit in die Weimarer Republik ein und äusserten sich gleichermassen in der phantastischen Literatur.

Zur Zeit des aufkommenden Naziregimes tritt die Phantastische Literatur fast vollständig zurück. Dafür nahm damals der phantastische Aspekt erstmals Einzug in die Welt des Films. Der "Naziregisseur" Fritz Lang drehte unter der Leitung von Reichspropagandaleiter Göbbels Doktor Mabuse. (1922)

Langs Filme, gekennzeichnet durch monumentale Bauten, raffinierte Lichteffekte und bedrohliche Schatten, zeigen den Menschen nicht selten als Opfer einer durch Technik beherrschten Welt.

Doch die sinnlose Zerstörung während des 2. Weltkriegs lässt den Menschen als ständiger Gratwanderer zwischen Leben und Tod erscheinen. Neue, vorallem an Alfred Kubin anknüpfende, phantastische Werke waren die Folge, doch Hermann Kasack9 blieb der einzige Vertreter. Der Grund dafür lag wohl im rasanten wirtschaftlichen Aufsteig nach 1945, denn der wachsende Wohlstand und der neue Sinn des Lebens schien einer neuen, angstorientierten Phantastik jeglichen Nährboden zu entziehen.

Doch diese Phase der literarischen Sorglosigkeit dauerte nicht lange an: Der furchteinflössende Kapitalismus und das Bewusstsein, dass der Wohlstand bloss eine vorübergehende Betäubung der Identitätsängste war, liessen eine wahre Flut neuer phantastischer Literatur über die Gesellschaft hereinbrechen. Herbert Rosendorfer10 in Deutschland (um 1977), Lewis, Shelley, Stoker, Poe und Lovecraft11 in Frankreich und England machten sich ihrer immer mehr zunutze mit dem einheitlichen Ziel der Gesellschaftskritik. In Russland wirkten Gogol und Puschkin12.

Parallel zur seriösen Phantastik machte sich darüber hinaus eine starke Nachfrage nach Horrorliteratur auf dem trivialen Buchmarkt bemerkbar, die seit einiger Zeit auch auf die Jugendlitaratur und die Sprechplattenproduktion übergegriffen hatte.

Heute hat sich die Parodie mit der Phantastik angelegt, und versucht nicht selten, sie ins Lächerliche zu ziehen. Gerade die unzähligen Vampirgeschichten haben in dieser modernen Welt keinen Platz mehr und werden wie zum Beispiel in Rosendorfers Der Bettler vom Caf é Hippodrom verspottet.

In einer Welt, in der sich die Horizonte stark erweitert haben und der Mensch daran ist, auch noch die letzten unerforschten Geheimnisse und Mysterien aufzuklären, ist vorallem die Nachfrage nach Science Fiction gestiegen.

Die Phantastische Literatur erfreut sich also noch heute grosser Beliebtheit und ist aus dem täglichen Leben, vorallem von Kindern, kaum wegzudenken, obwohl der Trivialteil um ein Vielfaches überwiegt.

2. E.T.A. Hoffmann - Sein Leben und seine phantastischen Werke

2.1. E.T.A. Hoffmann - Sein Leben

Der Sohn eines Advokats, Ernst Theodor Wilhelm Amadeus Hoffmann, erblickte am 24. Januar 1776 in Königsberg das Licht der Welt. Er wuchs bei seiner Grossmutter und einem strengen Onkel auf und nahm nach dem Gymnasium das Studium der Rechte in Königsberg auf. Nach Abschluss der Studiums ging er als Referendar nach Berlin, zwei Jahre später nach Posen. Mit der Gesellschaft, die er hier vorfand, teilte er nur die Vorliebe für feuchtfröhliche Nächte, so dass er aufgrung provokanter Karikaturen nach Plozk in Polen strafversetzt wurde. In dieser Zeit begann auch Hoffmanns vergebliche Suche nach einem Verleger für seine Kompositionen. Als er 1804 als Regierungsrat nach Warschau ging, konnte er eigene Werke aufführen und zwar zugleich darum bemüht, dem Publikum die Musik Mozarts und Betthovens nahezubringen. Ab 1815 benutzte er aus Verehrung für Mozart den Vornamen Amadeus.

Nach dem Zusammenfall Preussens, der Besetzung durch napoleonische Truppen, wurde Hoffmann 1806 stellungslos. Obwohl Hoffmann nun von dem verhassten Beamtendasein befreit war, lernte er bald die Schattenseiten des Künstlerdaseins kennen: Er litt unter grossen finaziellen Schwierigkeiten. Die Stelle, die er 1808 als Musikdirektor in Bamberg annahm, rettete ihn zunächst aus den existenziellen Nöten, zugleich wurde er jedoch mit dem kunstunverständigen Publikum konfrontiert. Dennoch war diese Zeit künstlerisch fruchtbar: Es entstanden die "Phantasiestücke", und seine Oper "Undine" wurde erfolgreich uraufgeführt.

1814 kehrte Hoffmann wieder in seinen bürgerlichen Beruf zurück. Mit seinem Eintritt ins Berliner Kammergericht, begann jenes Doppelleben - Tagsüber war er im Beamtendienst, zu dem er in nächtlichen Zechlagen und dichterischen Phantasien einen Ausgleich schuf-, welches ein grundlegendes Thema in seinen Dichtungen ist. In dieser Zeit schrieb er nur noch wenige kleine Kompositionen, entfaltete dafür aber seine dichterische Begabung um so stärker.

Im Oktober 1819 wurde Hoffmann ohne sein Zutun Mitglied einer Kommission, die auf Veranlassung Metternichs gegen politische "Aufwiegler", gegen Burschen-und Turnerschaften vorgehen sollte. Mit viel Zivilcourage setzte sich Hoffmann für die Betroffenen und gegen diese "Demagogenverfolgung" ein, weswegen ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Zudem wurde er selbst Opfer der preussischen Zensur, die sein Märchen Meister Floh im Jahre 1822 nur in einer verharmlosten Fassung zum Druck freigab.

In dieser Lage, seine Existenz von zwei seiten bedroht sehend, starb er am 25. Juni desselben Jahres, krank und vereinsamt in Berlin. Doch die letzten Lebensjahre standen trotz zunehmender Rückenmarkslähmung unter dem Zeichen ungeheurer dichterischer Produktivität.

2.2. Die Bedeutung E.T.A. Hoffmanns für sein literarisches Umfeld

Mit seinem Namen verbinden sich Spuk- und Dämonenglaube; man sagte ihm nach, er werde während seiner nächtlichen Arbeitsstunden von Gespenstern heimgesucht und inspiriert; seine Erzählungen und Romane machten ihn in kurzer Zeit berühmt; eine der populärsten Opern13 beschäftigt sich mit ihm und seinen Gestalten - dennoch gehört E.T.A. Hoffmann in seinem Heimatland zu den vergleichsweise unbekannten Dichtern und Schriftstellern.

Sein Ruhm ist nicht so sehr ein deutscher, sondern vielmehr ein europäischer, hier allerdings gilt er als einer der erfolgreichsten Umwerter und Erneuerer. Hoffmann war der letzte deutsche Erzähler, der im 19. Jahrhundert weltliterarische Bedeutung gewann: Alfred de Musset14, Gérard de Nerval15, Charles Baudelaire16, Edgar Allan Poe und Fedor Dostojewskij haben in Verehrung des "admirablen" Hoffmann gedacht. Nikolaj Gogol17 ist ohne ihn undenkbar, Robert L. Stevenson18 und Théophile Gautier19 wurden durch ihn mitgeformt.

Auch der moderne Surrealismus zählt ihn zu seinen Ahnen: Von E.T.A. Hoffmann führt eine direkte Linie zur Literatur und bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. Franz Kafka hat Hoffmann gut gekannt, Künstler wie Alfred Kubin und Paul Klee inspirierte er ebenso wie Gustav Meyrink und Hugo von Hofmannsthal20 - sie alle haben seine Motive des Grauens weitergesponnen.

Wo immer unter der scheinbar glatten Oberfläche des Alltäglichen Dämonisches, GroteskÜbersinnliches hervorbricht, da ist Hoffmanns Einfluss nicht weit.

2.3. Die phantastischen Aspekte bei E.T.A. Hoffmann

Wie sich sein Leben in Gegensätzen bewegte - gewissenhafter Beamter und leidenschaftlicher Künstler -, so stehen in Hoffmanns Romanen, Novellen, Erzählungen und Märchen realistische Alltagswelt und phantastische Geisterwelt nebeneinander, gehen ineinander über. Sein unfreiwilliges Aussenseiterdasein öffnete ihm den Blick auf die Nachtseiten der Natur, hinter die Fassade einer oft nur geheuchelten bürgerlichen Harmonie. Nicht Flucht des Romantikers ins Phantastische, vielmehr seine verschiedenartigen Auseinandersetzungen mit der Realität führten ihn zum Erkennen des Widersinnigen, Grotesken, Hintergründigen. Satire und Ironie, Miteinbeziehung von Fabelwesen und Tieren schaffen Distanz und öffnen neue Bereiche des Denkens.

Manches zunächst Gespensterhafte und Unverständliche wiederum erfährt eine empirische21 Beglaubigung, wird also auf Tatsachen und Erfahrungen aufbauend vom Schleier des Okkulten und Mysteriösen befreit. So zum Beispiel Abnormitäten der Natur oder psychische Störungen.

2.3.1. Automate und Maschinen

Eine wichtige Rolle spielen Automaten und Maschinen; in ihrer literarischen Verarbeitung vermischt sich sachliche Darstellung mit der Ahnung um die Gefahr für die Identität für die menschliche Persönlichkeit. Hinter dem Übersinnlichen und Abgründigen schimmert stets Hoffmanns Humanitätsideal, sein Verlangen nach einem Reich poetischer Menschlichkeit. Das Thema der "Automatenmenschen" wird in dieser Arbeit sowohl anhand des Sandmanns, als auch anhand der Automate analysiert.

Mit der Zusammenfassung der Kurzgeschichte Die Automate, die 1814 erschien, soll der Einstieg in dieses Thema erfolgen.

3. Automate und Maschinen bei E.T.A. Hoffmann

3.1. Die Automate (1814) - Zusammenfassung

In einer deutschen Kleinstadt, anfangs 19. Jahrhundert, tauchte plötzlich ein Wissenschaftler mit einer dubiosen aber faszinierenden neuen Erfindung auf: Der sprechende Türke. Doch im Grunde geht diese Bezeichnung nicht weit genug, denn es handelte sich dabei um einen gestikulierenden, atmenden und sogar denkenden Automatenmenschen, der sämtliche Bewunderer zurecht in seinen Bann zog.

Aus dieser staunenden Masse durfte man einzeln nach vorne treten und dem Türken eine Frage stellen, bei der er sich nicht selten weigerte sie zu beantworten. Dabei verdrehte er die Augen und machte ein leidendes Gesicht, doch schliesslich gab er nach und sprach dem Fragenden die Antwort ins Ohr, begleitet von einem künstlichen Atem. Diese Antworten waren so treffend und individuell zugeschnitten, dass niemand den Türken verliess, ohne zutiefst berührt und beeindruckt zu sein.

So erstaunte es nicht, dass sich namhafte Forscher und Wissenschaftler gierig um das vorgeführte "Wunderding" drängten, um unter Umständen den genialen Schwindel aufzudecken. Doch das Ergebnis war verblüffend: Der sprechende Türke bestand zu hundert Prozent aus mechanischen Teilen: Er war ein reines Räderwerk, das man aufziehen musste, damit es funktionierte.

Die beiden intellektuellen Freunde Ludwig und Ferdinand verschmähten den Automaten und zweifelten an der Echtheit der Erfindung. Doch das Echo der Gesellschaft war derart überwältigend, dass sie sich schliesslich überwanden und trotz ihrer Skepsis den wunderlichen Türken aufsuchten. Doch schon während sie in der Schlange standen spotteten die beiden in nichtzuüberhörender Lautstärke über den surrenden und summenden Automatenmenschen, so dass dieser bald äusserst verstimmt war und seine Antworten schal und eintönig wurden.

Ferdinand aber war sich bewusst, dass der Grund für diese Verhalten nicht beim Türken selbst lag, sondern bei den naiven und einfältigen Fragestellern. Er versuchte deshalb die Ehre der Maschine mit seiner Frage wieder herzustellen und dies gelang ihm auch. Nach anfänglichem Protest, überhaupt auf die Frage einzugehen, vollbrachte der Türke Unglaubliches und war sich bei seiner Antwort Tatsachen bewusst, die Ferdinand niemals zuvor jemandem erzählt hatte. Ausserdem erkannte er ein Amulett, welches der Jüngling auf seiner Brust trug, durch dessen Hemd hindurch.

Dieser Automat, von Federn und Zahnrädern getrieben, verstand es, in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele zu blicken; verstand es, seine geistvollen und weisen Antworten mit sinngemässen Gesten zu begleiten.

Nachdem Ludwig alle Einzelheiten jener phantastischen Weissagung von Ferdinand erfahren hatte, beschlossen die beiden diesem sprechenden Türken auf den Grund zu gehen.

Sie erfuhren, dass der Automat erst auf diese prächtige Art und Weise funktionierte, seit ein gewisser Professor X daran gearbeitet hatte. Vom empfindsamen Gemütszustand beider stark beeinflusst, suchen sie ihn in dessen Wohnung auf und lassen sich dort seine anderen Werke zeigen. Tatsächlich wird ihnen dort ein ganzes Orchester präsentiert, welches sich ausschliesslich aus Automatenmenschen zusammensetzte. Schliesslich schickte sich der undurchschaubare und äusserst mysteriöse Professor X an, den beiden Studenten eine musikalische Kostprobe zu geben.

Aber die Maschinenmusik, die sich durch grösste rhythmische Genauigkeit auszeichnete, missfiel den beiden, ja diese toten Klänge ängstigten sie so stark, dass sie erleichtert waren, als das Konzert endlich zu Ende war. Ludwig bezeichnete diese Musik als heillos und greulich und fügte hinzu: " Schon die Verbindung des Menschen mit toten, das Menschliche in Bildung und Bewegung nachäffende Figuren zu gleichem Tun und Treiben hat für mich etwas Drückendes, Unheimliches, ja Entsetzliches."22

In allerlei mysteriösen Verwirrungen folgte Ferdinand dem Professor X auf Schritt und Tritt bis schliesslich die Prophezeiung des mechanischen Türken eintrat.

Doch dabei lässt Hoffmann zahlreiche Fragen offen, denn an dem Ort, wo sich die Voraussagung erfüllt findet sich Ferdinand plötzlich wieder mit dem Professor X konfrontiert. Der Leser weiss nicht, ob jener das Schicksal künstlich beeinflusst hat, damit sein Automat recht behalte, ob er sogar noch weitere Automate eingesetzt hat, um das Umfeld Ferdinands günstig für die Weissagung hinzubiegen.

Zerrüttet und verwirrt beschrieb Ferdinand seinem Freund Ludwig das Vorgefallene in einem Brief und schloss mit der Verkündung, sich längere Zeit aus der Welt zurückzuziehen. Doch weitere Fragen wurden aufgeworfen, denn als Ludwig las, dass Ferdinand dem Professor in jenem Dorfe P.23 begegnet war, erschien ihm das Ganze um so rätselhafter, als er erfuhr, dass der Professor die Stadt nicht verlassen hatte.

Und ein weiteres Mal verdutzt Hoffmann den Leser als er auf der letzten Seite die Erzählung "Die Automate" als Geschichte in einer Geschichte enthüllt, denn die Erzählung wird plötzlich von den Zuhörern Theodor und Lothar unterbrochen, welche sich bis zum endgültigen Ende in wirren Vermutungen und Mutmassungen über den Verbleib von Ferdinand, Professor X und der Automatenmenschen ergehen.

3.2. Hoffmanns Inspiration für die Erzählung "Die Automate"

Im 18. Jahrhundert war die Konstruktion von androiden Automaten offenbar Mode. Dies belegt ein Ausschnitt aus L. Wawrzyns "Der Automatenmensch":

"Im Jahr 1738 drängten sich die Pariser Rokoko-Damen mit ihren adeligen Kavalieren, um eine sonderbare Ausstellung zu besuchen. Ein Mechaniker namens Jacques de Vaucanson (1709 - 1782) aus Grenoble lud ein, dem Spiel eines Flötisten zu lauschen. Das Besondere an dieser Vorführung war: Der Jüngling, der da Lippen, Finger und Zunge bewegend an einer Querflöte zwölf Melodien spielte, wurde von Uhrwerkenangetrieben, die ein System von Blasbälgen bewegten, das die Luft erzeugte, die in der Flöte in Töne umgewandelt wurde. Der junge Mann, 1.65 m gross, war ein Automat, der nur so aussah wie ein Mensch, ein Android also. Neben ihm im gleichen vornehmen Salon konnten die Besucher eine mechanische Ente bewundern, die nicht nur sämtliche Bewegungen eines lebendigen Tiers ausführte, sondern auch frass und verdaute und das Gefressene gleichsam auf natürlichem Weg wieder ausschied. Das Publikum empfand Vaucansons Automaten als sensationell."24

Dieser Abschnitt beweist, dass Automatenmenschen schon 40 Jahre vor der Geburt Hoffmanns in der europäischen Gesellschaft auftauchten und für Furore sorgten.

Aber die Erzählung "Die Automate" entstand erst zu Beginn des Jahres 1814 in Leipzig, nachdem E.T.A. Hoffmann im Oktober 1813 in Dresden die berühmten Musikautomaten von J.G. Kaufmann (1752 - 1818) auf einer öffentlichen Schaustellung kennengelernt hatte.

Ganz offenbar war er von ihnen dermassen beeindruckt, dass er sich intensiv mit dem Thema "Automaten" auseinandersetzte.

3.3. Was bedeuteten Automate für die Gesellschaft des 18. Und 19. Jahrhunderts?

Der Arzt de la Mettrie bezeichnete 1748 den Menschen als eine "Uhr, die sich selber aufzieht."25 Es gab also sogar Gelehrte, die den Automaten dem Menschen gleichsetzten, mit dem einzigen Unterschied, dass sich ein Automatenmensch niemals von selbst aufzog. Das Vertrauen in Technik, Wissenschaft und Fortschritt war noch beinahe grenzenlos.

Doch während die Fabrikbesitzer triumphierten, weil ihre Produktion dank automatischen Webstühlen gewaltig gesteigert werden konnte, beklagten sich die Arbeiter, die nun ihrerseits zu "Automaten" geworden waren. Auf sie wirkte der Automat alles andere als faszinierend.

Und ohne ständig analysiert zu haben, spürten die Künstler diese Entwicklung. E.T.A. Hoffmann hat in seiner Erzählung "Der Sandmann" nicht nur ein tragisches Einzelschicksal dargestellt, sondern die Nachseite der Gesellschaft, unter anderem in Bezug auf die in die Wirtschaftswelt Einzug haltenden Automate.

3.4. Was bedeuteten Automate für E.T.A. Hoffmann?

In dieser Arbeit werden "Automatenmenschen" als phantastischer Aspekt bezeichnet und behandelt. Ein phantastisches Thema unter vielen. Genau dasselbe war es auch für Hoffmann: Etwas Neues und Faszinierendes, etwas Ausserordentliches, das es zu ergründen galt. Doch dieses "Ergründen" und Untersuchen wollte Hoffmann nicht alleine durchführen, sondern es sollte gemeinsam mit dem Leser entstehen.

In diesem Zusammenhang taucht der Begriff "Die Leserlenkung Hoffmanns"26 auf. Dort wird Hoffmann als den romantischen Erzähler bezeichnet, der am meisten darauf bedacht war, den durchschnittlichen Leser geistig zu erreichen. Doch um den Durchschnitt der Gesellschaft zu erreichen, bedurfte es einer Art Reizmittel, einer Art "Zückerchen", damit der Leser über die ersten Seiten hinaus las.

Tatsächlich sind Hoffmanns Werke ausserordentlich stark adressatenbezogen. Durch affektische Rhetorik und modalisierende Kunstgriffe arbeitete er darauf hin, dem Leser den Nachvollzug jener Grenzüberschreitungen zu ermöglichen, denen seine Gestalten ausgesetzt sind. Auch spricht Hoffmanns Erzähler27 den Leser immer wieder ausdrücklich an, um ihn aus den Banden des grauen Alltagsbewusstseins zu lösen und ihn für das erzählte Ausserordentliche zu gewinnen.

3.5. Einführung zum Automaten im "Der Sandmann"

Wie angedeutet taucht auch im ersten von Hoffmanns sogenannten Nachtstücken ein Automatenmensch auf: Im "Der Sandmann", eine Erzählung, die 1817 erschien, also drei Jahre nachdem Hoffmann diesem phantastischen Thema eine ganze Erzählung gewidmet hatte.

Die folgende Zusammenfassung wird nebst den Automaten auch noch die beiden anderen Aspekte der Phantastischen Literatur vorstellen: Das Doppelgängermotiv und die Alchimie.

4. Die phantastischen Aspekte im "Der Sandmann"

4.1. Der Sandmann (1817) - Zusammenfassung

Die Erzählung, deren Anfang in reiner Briefform verfasst wurde, beginnt mit einem sonderbaren Brief des jungen Studenten Nathanael an Lothar, den Bruder seiner Verlobten Clara.

Das Schreiben erzählt von einer schrecklichen Begegung des Studenten mit einem Wetterglashändler, der ihn aufgesucht hatte, um ihm seine Wahre anzubieten. Doch Nathanael schickte ihn weg und drohte ihm, wenn er nicht gehen würde, worauf der Mann aber von selbst fortging.

Um das Haasträubende, Entsetzliche, Feindselige dieser banalen Begebenheit zu erläutern, berichtet Nathanael aus seiner Kindheit: Von dem kinderfeindlichen Advokaten Coppelius, der manchmal in Nathanaels Elterhaus zu Mittag aß, aber auch in regelmässigen Abständen den Vater zur Nachtzeit aufsuchte, um mit ihm alchimistische Versuche anzustellen, bis schliesslich bei einem dieser Experimente der Vater durch eine Explosion den Tod fand.

Aber dieser Advokat Coppelius war für das Kind Nathanael schon lange vorher eine grauenhafte und furchterregende Gestalt. Denn immer vor seinen nächtlichen Besuchen wurden die Kinder von der Mutter aus dem Weg und ins Zimmer geschafft: "Nun Kinder, zu Bette, zu Bette, der Sandmann kommt..."28, hiess es von der Mutter. Die Amme aber antwortete auf die Frage, wer denn der Sandmann sei: "Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen, und wirft ihnen Hände voll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf."29

Und wie nun das Kind Nathanael den späten Besucher keuchend die Treppe herauftappen hört, wie es einmal sogar aus einem Versteck sein Kommen beobachtet, da geht es grausig und entsetzlich in seinem Innersten auf: Dass ja niemand anders als er der Sandmann sein könne, aber der Sandmann war nicht mehr jenes Schreckgespenst aus dem Ammenmärchen, der dem Eulennest im Halbmond Kinderaugen als Nahrung holt, sondern ein hässlicher gespenstischer Unhold, der überall, wo er einschreitet Jammer, Not und ewiges Verderben bringt.

Nathanael erspäht aus seinem Versteck das unheimliche Treiben des Vaters und des Advokaten. Dabei bekommt er grauenhafte Bilder zu sehen, welche er in seinem Innern weiter ausmalt, bis er schliesslich entdeckt wird, was für ihn so grässlich ist, dass er gleich in Ohnmacht fällt.

Der teuflische Bund zwischen Coppelius und dem Vater geht erst nachdem Tode des Vaters zugrunde. Coppelius aber ist spurlos verschwunden.

Soweit der Bericht über Nathanaels Kindheit; das Entsetzliche aber, das mit einem Schlag wieder in das Leben des jetzt erwachsenen Studenten trat, ist dies, dass jener Wetterglashändler eben der verruchte Coppelius war. Natürlich kann Nathanael den letzten Zweifel nicht ausschliessen aber er sagt selbst, dass seine Figur und Gesichtszüge zu tief in seinem Innersten eingeprägt waren, als das hier ein Irrtum möglich sein sollte. Zudem hat Coppelius nicht einmal seinen Namen geändert, denn er gibt sich für den piemontesischen30 Mechanikus Giuseppe Coppola aus.

In dem verharmlosenden Antwortbrief von Clara, den Nathanael versehens ihr zugesandt hat, versucht sie ihrem Verlobten klarzumachen, dass all das Entsetzliche und Unheimliche weder in Form seiner wachgerüttelten Jugenderinnerungen noch in dieser Doppelerscheinung Coppelius' oder Coppolas' bestünde, sondern nur in seinem Innern geschehe. Die reale Aussenwelt, sagt sie, hat nicht das Geringste damit zu tun. Clara führt alles auf gewöhnliche und plausible Zusammenhänge zurück, die nur durch die von der Sandmanngeschichte erfüllten Phantasien des Kindes zum Wunderbaren und Abenteuerlichen verfremdet worden seien. Sie lehnt alle mystische Schwärmerei ab und versucht ihren Verlobten wieder in ihre klare und verständige Welt zurückzuholen. Doch dabei argumentiert sie so geschickt, dass der Leser dem Jüngling Nathanael plötzlich kritischer und sogar etwas skeptisch entgegentritt.

Nathanael gibt im dritten und letzten Brief dieser Erzählung den Einwänden Lothars und Claras Rechts, dass all seine Wahrnehmungen nur als Phantome seines Ichs in seinem Innern existieren, die augenblicklich zerstäubten, wenn er sie als solche erkenne. Aber im Grunde wird Claras aufklärender Brief zum Beginn einer tiefen und letztlich katastrophalen Entfremdung, die sich zunächst in der grotesken und lachhaften Beziehung zu der Puppe Olimpia äussert. In seinem Antwortbrief schwärmt er Lothar von ihrer bezaubernden Schönheit vor und berichtet ihm, wie lange und intensiv er die starr im Zimmer des Nachbarhauses sitzende "Bildsäule" täglich betrachten würde.

Doch Nathanael weiss nicht, dass sein Nachbar, der Physikprofessor Spalanzani mit Hilfe des ominösen Optikers Coppola einen kunstvollen weiblichen Automaten fabriziert hat, den er der Gesellschaft als seine Tochter Olimpia vorführt. Ihm ist also nicht bewusst, dass es sich bei "ihr" um einen Automatenmenschen handelt und beschreibt sie mit den Worten: "Eine herrliche Gestalt mit engelgleichem Antlitz, an dem nur auffällt, dass die Augen etwas Starres, Totes, keine Sehkraft haben. Der Student schliesst nicht aus, dass sie geistesgestört sein könnte und wendet er sich wieder mehr der Frau zu, die er immer noch liebt: Clara.

Es folgt eine trügerische Wiederannäherung an Lothar und Clara. Doch nach einer Auseinandersetzung über ein Gedicht, in dem er in visionären Bildern seine dunkle Ahnung äussert, dass Coppelius sein Liebesglück mit Clara zerstören werde, nennt er Clara ein "lebloses, verdammtes Automat"31. Er bezeichnet seine Verlobte mit den Worten, die eigentlich treffender zur Charakterisierung Olimpias gewesen wären.

Obwohl sich Nathanael in herzzerreissender Form bei Clara und Lothar entschuldigt, driftet er doch immer mehr in seine neue dämonische Welt ab, von der er so fasziniert ist, dass er das Zerstörerische und Todbringende nicht mehr wahrnimmt.

Am Ende dieser Szene kauft er schliesslich von Coppola ein Fernglas, welches Olimpia noch stärker zum verführerischen Anblick macht. Durch jenes Perspektiv32 erscheint die leblose Puppe plötzlich voller Emotionen und Sehnsucht, in welcher sie zu ihm hinübersieht. Weder ihre kalten Lippen, noch ihr steifer Gang, noch ihr beschränkter Wortschatz, der nur aus den gehauchten Lauten "Ach - ach - ach" besteht, vermögen die aufflammende Liebe Nathanaels zu beeinträchtigen.

Doch seine Gefühle zerplatzen, als er nach einem Streit zwischen Coppola und Spalanzani miterleben muss, dass die Augen der Puppe bloss zwei kunstvoll gefertigte Gläser Coppolas waren. Olimpia war nichts weiter als eine leblose Wachspuppe, voller Zahnräder und Blasebälge.

Daraufhin wird er von unsagbarer Raserei ergriffen und versucht Spalanzani zu töten, bevor man ihn fasst und ins Irrenhaus bringt.

Nathanael hat es Clara zu verdanken, dass er wieder herauskommt und bei ihr gesund gepflegt wird. Doch der Schein trügt: Als das scheinbar wiedervereinte Paar einen Spaziergang macht und die beiden dabei auf einen Rathausturm steigen passiert es: Hinter einem sich seltsam bewegenden Busch taucht der eben in die Stadt gekommene Advokat Coppelius aus dem Nichts auf. Nathanael greift nach dem Perspektiv, das er seinem Doppelgänger damals abgekauft hatte und richtet es auf sein personifiziertes Übel in Form von Coppelius. Doch dabei steht ihm plötzlich Clara vor dem Glas und Nathanael erstarrt, bevor er aus heiterem Himmel von Feuerströmen geschüttelt wird und beginnt, wie ein gehetztes Tier zu brüllen. Dieser unkontrollierte Ausbruch gipfelt sogar in dem Versuch, Clara vom Turm zu stossen. Während es dem zu Hilfe geeilten Lothar gelingt, seine Schwester zu retten, rast Nathanael auf der Turmgalerie und springt beim plötzlichen Anblick von Coppelius übers Geländer, der herbeigeilten Menge geradewegs vor die Füsse.

Doch während Nathanael mit zerschmettertem Kopf auf dem Steinpflaster liegt, ist Coppelius längst im Gewühl verschwunden.

Die Geschichte endet mit der Erklärung, dass Clara trotzdem noch das häusliche Glück gefunden hatte, welches ihr der im Innern zerrissene Nathanael niemals hätte gewähren können.

4.2. Der Automat im "Der Sandmann"

Nach dieser Zusammenfassung sollte sich der Leser im klaren darüber sein, dass sich der Begriff und die Bedeutung des Automatenmenschen von der Erzählung "Die Automate" zum Werk "Der Sandmann" stark verändert hatten.

War es in der Erzählung von 1814 noch rein die spektakuläre Erfindung, so beschäftigt sich Hoffmann im "Sandmann" nun auch mit einer möglichen Psyche und mit psychischem Einfluss auf den Menschen. Während Ferdinand dem Türken mit den Gefühlen Skepsis und Misstrauen, später mit Achtung und Respekt und gegen Ende der Geschichte sogar mit Angst, Ungewissheit und Zweifel, ja Abscheu gegenüberstand, empfindet Nathanael tiefgreifende Gefühle: Er fühlt ihre innere Zuneigung, die schliesslich in für ihn gegenseitiger Liebe gipfelt, wobei sie keinen Ton ausser "Ach - ach - ach" von sich gibt.

In dieser Geschichte wird die Automatenfrau Olimpia dem Leser deutlich näher gebracht als der "sprechende Türke" und das automatisierte Orchester in der Erzählung "Die Automate".

Wir lernen sie durch die subjektiven Augen Nathanaels kennen und stellen fest, dass sie erstens keinesfalls menschlich ist, auch wenn es sich der verliebte Student noch so sehr einredet. Und dass sie zweitens nicht nur aus irgendwelchen "unpersönlichen" Zahnrädern und Windungen besteht, sondern dass gerade ihre Augen eine Spezialanfertigung sind, wobei auch der Zauber der Alchimie für Hoffmann eine bedeutende Rolle spielt.

Doch Spalanzani und Coppelius, bzw. Coppola haben das Ziel jedes Automatenbauers erreicht: Das vollendete Werk wird für echt gehalten, wobei Nathanael längst nicht der Einzige ist, der sie nicht als toten Automatenmenschen entlarvt. Schliesslich hatte die mechanische Tochter von Professor Spalanzani vor grossem Publikum Melodien auf dem Flügel gespielt.

4.3. Die Symbolik im "Sandmann" und der Übergang zur Alchimie

In seiner Erzählung "Der Sandmann" bedient sich Hoffmann eines Automaten, um einer in Konventionen erstarrten Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.

Aber untersucht man das Werk "Der Sandmann" auf ähnliche, sich wiederholende Begriffe oder Themen, so erkennt man rasch, dass auch das Auge eine zentrale Rolle spielt. Wieso die Ähnlichkeit der Namen Coppelius und Coppola, die zudem beide auf das italienische coppo, Augenhöhle, zurückweisen und deshalb in einen unheimlichen Bezug zu dem Ammenmärchen vom Sandmann treten, worin man zu hören bekommt, dass er es nur auf die Augen der kleinen Kinderchen abgesehen hat? Ausserdem muss man sich die Frage stellen, weshalb Coppola ausgerechnet Optiker ist und deshalb mit Brillen, Lorgnetten33 und Perspektiven handelt. Und warum klopft er gerade zur Stunde, da Nathanael an Clara schreibt und zwischendurch manchmal einen flüchtigen Blick auf die schöne aber starre Olimpia wirft, um seine Brillen anzubieten, welche er darauf in grosser Zahl vor ihm auf den Tisch legte? Das Auge erscheint ein weiters Mal als Coppola beim Streit mit Spalanzani der Puppe die Augen aus dem Kopf reisst.

All das bildet einen unheimlichen Zusammenhang, der Nathanaels ahnungsvolles Entsetzen immer wieder zu rechtfertigen scheint, mag er selbst auch inzwischen zur Einsicht gekommen sein, dass der entsetzliche Spuk nur aus seinem Innern hervorgegangen war.

Gesellschaftlich interpretiert spielt diese Augensymbolik auch auf die ungewisse Zeit an, in welcher der Einzelne blind war, also nicht wusste, was um ihn herum eigentlich passierte. Wer nichts sieht, kann auch nicht bestimmen, wohin es gehen soll; er tappt im Dunkeln, ist desorientiert und hilflos. Der Begriff der Identitätsproblematik ist hier klar ersichtlich.

Doch da die Augen auch als "Seelenspiegel" gelten, wird deutlich, dass es sich hier nicht zuletzt um den Verlust der Seele Nathanaels handelt, dessen Gefühlsleben in eine heillose Verwirrung gerät, dass es keinen Ausweg mehr gibt.

Eine etwas andere Interpretation dieser Augensymbolik wäre diejenige Siegmund Freuds, der den Augenverlust oder die Furcht davor als Kastrationsangst auslegt.

4.4. Die Alchimie in "Der Sandmann"

Den Übergang zum zweiten phantastischen Aspekt dieses Werkes bildet die Herstellung und Konstruktion Olimpias. Die Tätigkeiten des Vaters und des Advokats Coppelius im versteckten Alchimie-Labor werden dem Leser aber vorbehalten. So ist eine Verbindung dieser gefährlichen Experimente und der gelungenen Automatenaugen Olimpias am Ende des Buches nicht auszuschliessen: Im Gegenteil.

In der alten Kunst der Alchimie ging es hauptsächlich um den Versuch, gewöhnliche Metalle in Gold oder Silber umzuwandeln und ein Mittel für die Unsterblichkeit zu finden. Zur Zeit E.T.A. Hoffmanns gab es in Europa zwei Richtungen in der Alchimie: Die eher legitime Methode widmete sich der Erforschung neuer Elemente und Reaktionen, während sich die andere Gruppe mehr mit der visionären, metaphysischen Seite der ursprünglichen Alchimie befasste. Sie entwickelte sich in eine Richtung, die auf Hochstapelei, schwarzer Kunst und Betrug beruhte.

Coppelius kann ohne jeglichen Zweifel zu dieser "Alchimisten-Gattung" gezählt werden, was schon dadurch bewiesen wird, dass sie ihre Versuche im Verborgenen durchführen müssen.

E.T.A. Hoffmann war ein Visionär; ihm war sehr wohl bewusst, dass die phantastisch- futuristischen Aspekte34 in seinen Büchern erst in Zukunft zum zentralen Thema werden würden und zu seiner Zeit bloss erst Visionen, Fiktionen und vorallem Phantasien waren.

Gerade deshalb hatte er sich damit beschäftigt. Schliesslich war die Alchimie eine weiteres Thema, das seinen potentiellen Lesern kein Begriff war. Er erkannte sie als etwas Hintergründiges, etwas, was neu und deshalb geheimnisvoll war.

Die verborgene Tür, hinter der sich das versteckte Labor befindet symbolisiert deutlich, dass es eine öde, von Gewohnheiten beherrschte, Alltagswelt gibt, hinter der sich ebenfalls eine andere, phantastische Welt verbirgt. Bei Hoffmann ist nichts wie es scheint. Um dem Leser diese Gefühle zu vermitteln bedient er sich eben dieser phantastischen Werkzeuge, wozu auch die rätselhafte Alchimie Coppelius' gezählt werden muss.

5. Zum Begriff des Doppelgängermotivs bei E.T.A. Hoffmann

Am Ende der Romantik erhält das Doppelgängermotiv seine reichste und künstlerisch eindrucksvollste Gestaltung durch E.T.A. Hoffmann. Stofflich von Jean Paul35 abhängig, macht dieser, durchaus selbständig, das übernommene Motiv zum vollendeten Ausdruck seines Lebensgefühls, das ihn von seinen Vorgängern unterscheidet.

5.1. Die Doppelgängermotive in "Der Sandmann"

In "Der Sandmann" werden nicht nur die beiden Figuren Coppelius und Coppola, sondern alle als doppelt und doch dieselbe wahrgenommen. Der Sandmann scheint das Prinzip dafür anzugeben - zuerst in den beiden Versionen der Mutter und der Amme, die die Figur des Sandmanns bereits doppeln. Der gemütlich Pfeife rauchende, und der teuflische Vater - die Fratze und das entspannte Gesicht.

Coppelius und Coppola als verschieden und gleich. Der Streit, ob Clara als hellsichtig oder automatenhaft und dumm, positiv oder negativ zu bewerten sei - beides ist möglich, sie wird das, als was sie beobachtet wird, und wird es doch nicht.

Olimpia als Ideal der Liebe und des Verstehens und als automatische Puppe. Nathanael der Wahnsinnige und der geniale Künstler, der als Einziger das Verhängnis einer "anderen Welt"36 erkennt.

Ein weiteres Doppelgängermotiv taucht auf, wenn man die Gehilfen von Coppelius und Coppola näher betrachtet. Nathanaels Vater und Spalanzani sind "Helfer" der beiden.

Schliesslich die Realität selbst, als bekannte Welt oder als durchsetzt von unbegreiflichen, beängstigenden Rätseln, sich jeder selbstreferenzfreien Beobachtung entziehend, indem sie einem die eigenen Augen entgegenwirft.

5.2. Der Doppelgänger Coppelius/ Coppola und seine zerstörerische Funktion

Die romantische Dichtung geht aus von einer Betrachtung des Doppelgängers durch das ich, doch im "Der Sandmann" taucht nicht der Doppelgänger Nathanaels auf, sondern das Duplikat seiner unterdrückten Kindheitsfurcht: Coppelius/ Coppola.

Dieser Coppola ist nun die Schlüsselfigur der Erzählung; denn alles deutet darauf hin, dass er mit dem Advokaten Coppelius identisch ist, den Nathanael als Kind für den `Sandmann' gehalten hatte, der einem Ammenmärchen zufolge Kindern die Augen auszureissen pflegt.

Nathanaels traumatische Kinderangst ist also so tief in seiner Psyche verankert, dass Coppelius unweigerlich noch ein zweites Mal in seinem Leben auftauchen muss. Das Böse kommt als verdoppelt auf ihn zu und versucht ihn zu vernichten. Zuerst in Form des Advokaten Coppelius und viele Jahre später in der Gestalt des Wetterglasverkäufers Coppola. Es ist also nicht eine Ich-Projektion im Sinne von Nathanaels physischem Duplikat, sondern Coppelius /Coppola ist das Spiegelbild seiner Furcht und seiner eigenen Unsicherheit in der physischen Hülle einer Person, gegen die er schon als Kind stark abgeneigt war.

Aber es ist auch anzunehmen, dass Coppelius und Coppola vielleicht nur Nathanael als identisch erscheinen, ähnlich wie manchmal Autor und Erzähler verwechselt oder für ein und dieselbe Person gehalten werden.

Als Interpretation der Interpretation kann man sagen, dass der einzige Unterschied zwischen den beiden, abgesehen von Name und Beruf, bloss im richtigen-Augen-Nehmen-und- falschen- Augen-Geben liegt: Coppelius will ihm seine Augen nehmen und nimmt Nathanael wenigstens eine Zeitlang das Sehen: "Aber alles um mich herum wurde schwarz und finster."37 Anstelle der Augen bringt ihm der Wetterglasverkäufer Coppola Jahre später ein Perspektiv, welches ihm einen anderen Blick gibt.

Und so wird die Perspektive Nathanaels diejenige des Perspektivs und er beobachtet ab diesem Zeitpunkt nur noch einäugig.38 Indirekt wird seine Welt also nun durch den Doppelgänger des Alchimisten Coppelius bestimmt und nach belieben gelenkt: Während er durch Coppolas Perspektiv Olimpias Blick als lebendig wahrnimmt, fasst er umgekehrt Claras Blick, als er ihn durch das Fernrohr betrachtet als leblos und automatisch auf.

Dieses Perspektiv, dieses Auge, welches Nathanael eine phantastische aber trügerische Welt aufzeigt, ist also der Schlüssel dieser Erzählung: Sowohl Beginn als auch Ende, denn als Nathanael, provoziert durch das Auftauchen Coppelius' nach dem künstlichen Auge greift, sieht er plötzlich Clara als "sich drehendes Holzpüppchen"39 vor sich und wird wahnsinnig und verendet jämmerlich.

Gleichzeitig löst es den Beginn der Geschichte aus, denn mit dem Auftauchens des Wetterglasverkäufers Coppola nimmt das schreckliche Schicksal nach einer langen Pause erneut seinen Lauf.

6. Der Vampirismus bei E.T.A. Hoffmann und welche Ideen dahinterstecken

6.1. Der Vampyr (1924) - Zusammenfassung

Der vermögende Graf Hyppolit war von seinen langen Reisen zurückgekehrt und begann nun sein ganzes Vermögen in die Verschönerung seines Schlosses zu stecken, wobei er ganz vergas, dass er in seinem Alter längst ans Heiraten denken sollte.

Eines Tages liess sich eine alte Baronesse anmelden und der Graf erinnerte sich sogleich, dass sein Vater immer mit Abscheu über sie gesprochen hatte. Doch um der Gastfreundschaft willen, empfing er sie und hörte sich ihre Geschichte an: Sie erzählte, dass sie den Vater des Grafen, unerachtet dessen unversöhnlichen Hasses auf sie, immer hoch verehrt hatte und nun die Gelegenheit bekommen hatte, den Sohn kennenzulernen.

Graf Hyppolit war von ihrem aufrichtigen Ton gerührt und glaubte ihr. Aber nicht zuletzt auch wegen Aurelie, der Tochter der Baronesse, deren Schönheit und Anmut dem jungen Mann fast die Sinne raubten. Während ihn die eiskalte und totenblasse Gräfin an eine wandelnde Leiche erinnerte, weckte die feurige Aurelie Leben und Liebeslust im Grafen.

Das Schloss wurde darauf zur Heimat der beiden Damen und in den darauffolgenden Wochen verliebte sich der Graf in Aurelie. Nächtliche Spaziergänge und Anfälle von Starrkrampf ihrer Mutter befremdeten zwar den Grafen, aber schliesslich schrieb er alles ihrer Krankheit zu und fand, dass sein Vater fiel zu streng über sie geurteilt habe.

Der Graf verlebt seine glücklichsten Tage mit der liebreizenden Tochter und nach einigen Wochen hält er sogar um ihre Hand an.

Doch dann starb die Mutter unter rätselhaften Umständen: Man hatte sie leblos neben dem Kirchhof gefunden und alles Mittel sie ins Leben zurückzuholen waren ohne Erfolg. Dennoch heirateten die beiden kurz darauf und damit nahm das Übel seinen Anfang. Schon bald entdeckte Graf Hyppolit, dass nicht nur die Mutter, sondern auch die Tochter ein Geheimnis verbarg, welches sie innerlich fast aufzufressen schien. Nicht die Trauer um die verstorbene Mutter, sondern eine beklemmende Angst schien Aurelie rastlos zu verfolgen.

Und bald stellte sich heraus, dass die Baronesse Aurelies Vater auf dem Gewissen hatte und sie deshalb von der eigenen Tochter verabscheut wurde. Die Gattin des Grafen lüftete also das Geheimnis um ihre Vergangenheit und berichtete dem Grafen von ihrer Kindheit. Damals kam ein fremder Mann in das Leben der beiden Frauen und veränderte alles. Er sah zu jung aus für sein Alter, war bleich und linkisch aber er führte die zuvor armselig dahin vegetierenden Damen in die gehobenen Klassen der Gesellschaft ein. Sie waren von ihm abhängig was er schamlos ausnützte und sich sogar an die Tochter heranmachte. Doch eines Abends ging er zu weit und wurde von der Polizei abgeführt. Seit diesem Tag aber behandelte die Baronesse Aurelie sehr schlecht und liess sie oft den ganzen Tag über alleine in ihrem Kämmerchen ohne Speise und Trank.

So ging es einige Wochen weiter bis eines Tages plötzlich genau dieser Fremde aus dem Gefängnis entfloh und schon auf dem Weg zu ihrem Haus war, als man ihn noch in letzter Minute dingfest machen konnte. Aurelie war der Ohnmacht nahe und verfluchte ihre Mutter, jemals eine solche Beziehung eingegangen zu sein.

In der Umgebung aber bedauerte man die Baronesse von dem Fremden auf derart niederträchtige Weise getäuscht worden zu sein, doch Aurelie wusste die Wahrheit. Als der Angeklagte plötzlich ausserordentlich Seltsames von ihr Erzählte, musste sie schliesslich aus der Stadt fliehen und kam zum Schloss des Grafen Hyppolit.

Aurelie beichtete dem Grafen, dass sie noch kurz vor dem schnellen Tod ihrer Mutter von ihr mit einem Fluch belegt worden war und nun fürchtete sie sich, dass sie dasselbe Schicksal ereilen würde wie die Baronesse.

Aller Trost des Grafen war vergeblich und schon bald begann sich Aurelie merklich zu verändern: Während Augen ermatteten, wurde das Antlitz von Tag zu Tag bleicher und hagerer. Sie begann nun sogar Grafen zu fliehen und schloss sich vermehrt in ihrem Zimmer ein. Selbst der beste Arzt, den man holen liess konnte die Ursache für die Veränderungen nicht finden, während sich ihr Zustand immer mehr verschlechterte: Sie verzichtete auf Speise, insbesondere auf Fleisch und entfernte sich jedesmal voller Abscheu vom Tisch. Dennoch hielt sie durch und zeigte keinerlei Schwächeanfälle, so dass die Angelegenheit für den Arzt zu unheimlich wurde und er unter einem Vorwand das Schloss verliess.

Der Graf, der diese Lüge durchschaute, wollte nun um jeden Preis das Geheimnis seiner Gattin lüften und so folgte er ihr eines Nachts, in der sie plötzlich das Gemach verliess und im Garten verschwand. Und dann sah er es: Alte halbnackte Weiber mit fliegendem Haar hatten sich auf den Boden niedergekauert, und mitten in dem Kreise lag der Leichnam eines Menschen, an dem sie gierig zehrten.

Der Graf stürzte fort und rannte besinnungslos umher. Als er gegen Morgen zum Schloss zurückkehrte und die Gattin schlafend vorfand, dachte er, dass alles bloss ein Traum gewesen sei, was er jedoch beim Essen überprüfen wollte. Als die Gräfin das Fleisch wieder angewidert von sich stiess rief er mit fürchterlicher Stimme: "Ich kenne deine Abscheu vor des Menschen Speise, aus den Gräbern zerrst du deine Ätzung, teuflisches Weib!"40 Darauf stürzte die Gräfin laut heulend auf ihn zu und biss ihm in die Brust worauf er die Rasende an die Wand schleuderte, so dass sie unter grauenhaften Verzuckungen den Geist aufgab. - Der Graf verfiel in Wahnsinn.

6.2. Die Bedeutung des Vampirs für E.T.A. Hoffmann

In Anschluss an die Tradition der "gothic novel" veranschaulicht seine Geschichte "Der Vampyr" oder "Cyprians Erzählung", wie sie auch hiess, das Interesse der Romantik an der Schauerliteratur.

Hoffmann verarbeitet mit dieser Vampir-Geschichte unter anderem auch eine Idee, die ihn beschäftigte, nämlich, dass, wo dem Menschen Gutes widerfahre, auch das Böse immer im Hinterhalt laure. Das heisst für den Protagonisten dieser Geschichte, den Grafen Hyppolit, dass er zwar die Liebe seines Lebens findet, gleichzeitig aber das Verderben über ihn hereinbrechen muss.

"Der Vampyr" ist, wie auch schon die Erzählung "Die Automate", eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der sich "Die Serapionsbrüder"41 gegenseitig Geschichten erzählen. Diese Rahmenerzählung gewährleistet eine kaum zu überbietende Glaubwürdigkeit dadaurch, dass die Geschichten wie Anekdoten mit verschiedenen Beglaubigungsformeln versehen werden. Andererseits entsteht durch die Rahmenerzählung die durchaus willkommene Distanz zwischen Handlung und Leser.

Mit einigen Elementen, die sehr typisch für das Genre des Schauerromans sind, fesselt Hoffmann den Leser und baut schon von der ersten Seite an, eine gradual zunehmende Spannung auf: So zum Beispiel das Schloss, das ja der typische Handlungsort einer Vampirgeschichte ist; schliesslich der Friedhof - der Ort wo sich Leben und Tod begegnen und die Vampire, die Untoten, nach ihrem täglichen Schlaf aus den Gruften steigen.

Auch hier tritt anfangs eine fast perfekte Harmonie zu Tage, die sich in zahlreichen Superlativen der Lieblichkeit äussert, so zum Beispiel: "schönsten", "anmutigsten", "prächtig", geschmackvoll". Es läutet fast unbemerkt ein warnender Unterton in dieser perfekten Harmonie das darauffolgende, verhängnisvolle Geschehen ein, das schliesslich den Zustand der Harmonie, die den Grafen umgibt, endgültig beenden soll.

Und dieses Ende leitet nicht zuletzt auch er selbst ein, denn die Unfähigkeit sensibler Personen, vor dem Bösen zu fliehen, trotzdem sie die Gefahr spüren, ist ein verbreitetes Motiv in den Geschichten der "Serapionsbrüder" und so auch in "Der Vampyr". Der Held der Geschichte, Graf Hyppolit geht schliesslich unter, als er die Wahrheit über seine geliebte Frau erfahren muss, was offensichtlich zu viel für ihn war. Weniger durch Aurelies physische Attacke verletzt, als durch die Konfrontation der fiktionalen Realität mit seinem idealistischen Bild von Aurelie muss auf den Zusammenbruch seiner ethischen und moralischen Vorstellungen in bezug auf seine Frau unweigerlich der psychische Zusammenbruch folgen. Erneut taucht das Bild einer Überschneidung von Realität und Fiktion, Alltag und Phantasiewelt auf.

Mit dem "Fremden", der sich später als gesuchter Verbrecher entpuppt, bringt Hoffmann schlussendlich auch eine Art "verschlüsselte Sexualität"42, die sich nicht nur in schamloser Weise zwischen diesem Fremden und der Mutter abspielt, sondern auch gewalttätig mit der jungfräulichen Aurelie erfolgen soll. Doch Hoffmanns Vampirin ist ein zutiefst anständiges Wesen, angepasst an das vorherrschende Weiblichkeitsbild der Gesellschaft. Dass sie gerade für ihre Unschuld in Form eines Fluches ihrer Mutter bestraft wird, darin liegt Hoffmanns Kritik an der Gesellschaft.

Autor: Thomas von Däniken, Klasse Lit. 1y © copyright 1999 by Thomas von Däniken

Bibliographie

Primärliteratur:

- E.T.A. Hoffmann, Die Automate, Arche Verlag (Zürich 1967), Leipzig 1814
- E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann aus die Nachtstücke, Berlin 1817
- E.T.A. Hoffmann, Der Vampyr aus Von Vampiren und Blutsaugern (Wiesbaden 1982) Leipzig 1924

Sekundärliteratur:

- Borg Schoren: Deutsche Literatur - Romantik bis Realismus: Internetadresse: http://www2.vol.at/borgschoren/lh/lh2.htm
- Brockhaus Lexika (E.T.A. Hoffmann, Phantastische Literatur, Schauerromantik)
- Data Becker: Das Grosse DATA Becker Lexikon 1998
- Encarta 99, Die grosse Microsoft Encarta Enzyklopädie
- Görgens, Lutz Hermann: Untersuchung zum Phantastischen im literarischen Werk E.T.A. Hoffmanns, Tübingen 1985
- Hildenbrock Aglaja: Das andere Ich - Künstlicher Mensch und Doppelgänger in der deutschund englischsprachigen Literatur, Tübingen 1986
- Jonasch, Monika: Vampire: Eine Untersuchung der literarischen Figuren des Vampirs anhand ausgewählter Texte: E.T.A. Hoffmann: Der Vampir; Karl Hans Strobl: Das Grabmal auf dem Père Lechaise; H.C. Artmann: Dracula Dracula . ein transsylvanisches Abenteuer. Universität Wien 1995. Dissertation
- Kaiser, Gerhard R.: E.T.A. Hoffmann, Stuttgart 1988
- Kraus, Dr. Wilhelmine: Das Doppelgängermotiv in der Romantik, Berlin 1930
- Moraldo, Sandro M.: Wandlungen des Doppelgängers. Shakespeare - E.T.A. Hoffmann - Pirandello, Frankfurt am Main 1996
- Segebrecht Wulf + e. A.: Zu E.T.A. Hoffmann - Herausgegeben von Steven Paul Scher, Stuttgart 1981
- Vogel, Nikolai: E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Sandmann als Interpretation der Interpretation, Frankfurt am Main 1998

[...]


1 Matthew Gregory Lewis (geb. 9.7.1775, gest. (auf See an Gelbfieber) 14.5.1818), berühmt durch seinen Schauerroman "Der Mönch" (1796)

2 Mary Wollstonecraft Shelley (geb. 30.8.1797, gest. 1.2.1851), englische Schriftstellerin.Ihr literarisches Werk umfaßt die Gattungen Roman, Kurzgeschichte, Reisebericht, Biographie und Essay. Berühmt geworden ist sie durch den 1818 erschienen Roman "Frankenstein oder der moderne Prometheus", wo im Gewand des Schauerromans die Gefahren einer ungezügelten Entwicklung der Wissenschaften eindringlich dargestellt werden.

3 Edgar Allan Poe (19.1.1809 - 7.10.1849), amerikanischer Schriftsteller, einer der wichtigsten Wegbereiter der literarischen Moderne.

4 Hauff, Wilhelm p>Wilhelm Hauff (geb. 29.11.1802, gest. 18.11.1827), deutscher Schriftsteller der Romantik.

5 Meyrink, Gustav Gustav Meyrink (geb. 1868, gest. 1932), österreichischer Schriftsteller. Meyrink schlug zunächst, entsprechend seines Elternhauses den Staatsdienst ein. Als Schriftsteller galt sein Spott und sein Haß der Selbstzufriedenheit des Bügertums und der kaiserlichen und königlichen Monarchie. Meyrink schrieb expressionistische Novellen und Romane mit gespenstisch-groteskem Einschlag. Werke: "Des deutschen Spießers Wunderhorb" (1913), "Der Golem" (1915), "Das verdunstete Gehirn (1913).

6 Hanns Heinz Ewers (geb. 3.11.1871, gest. 12.6.1943), deutscher Schriftsteller. Arbeitete als Erzähler auf gruselig-groteske und erotische Wirkung hin. Werke: "Alraune" (1913), "Der Vampir" (1920), "Der Geisterseher" (1922), "Die Spinne" (1964).

7 Alfred Kubin (geb. 1877, gest. 1959), österreichischer Autor, Zeichner und Buchillustrator. Sein Werk besteht aus Tuschezeichnungen mit starkem, oft beklemmendem Gefühl, vielfach gespenstisch. Illustrierte E. T. A. Hoffmann, E. A. Poe, Dostojewskij, Balzac, Strindberg. Fantastische Literatur, u.a. den Roman "Die andere Seite".

8

9 Kasack, Hermann (1896-1966), Schriftsteller. Bekannt wurde er durch seinen phantastischen Roman Die Stadt hinter dem Strom (1947).

10 Rosendorfer, Herbert Herbert Rosendorfer (geb. 1934), Pseudonym Vibber Togesen, deutscher Schriftsteller. Werke: "Die Nacht der Amazonen", "Die goldenen Heiligen oder Columbus entdeckt Europa".

11 Howard Philipps Lovecraft (geb. 1890, gest. 1937), amerikanischer Schriftsteller, Begründer des Cthulhu-Mythos, zahlreiche Horrorgeschichten.

12 Alexander Sergejwitsch Puschkin (geb. 6.6.1799, gest. 10.2.1837), russischer Schriftsteller. Puschkin zählt neben Fjodor Dostojewski und Lew Tolstoi zu den bedeutendsten Vertretern der russischen Literatur.

13 "Les Contes d'Hoffmann" (dt. "Hoffmanns Erzählungen"), Oper in einem Prolog, 3 Akten und einem Epilog von Jacques Offenbach. Die Oper "Les Contes d'Hoffmann" von Jacques Offenbach wurde am 10. Februar 1881 in Paris uraufgeführt. Das Libretto verfaßten Jules Barbier und Michel Carré nach einem eigenen, bereits 1851 uraufgeführten Theaterstück.

14 Musset, Alfred Alfred de Musset (geb. 1810, gest. 1857), französischer Dichter der Romantik. Lyrik voll sinnlicher Ausstrahlung und Weltschmerz. Er war der französische Lyriker der Romantik schlechthin.

15 Nerval, Gérard Gérard Nerval, eigentlich Gérard Labrunie de (geb. 1808, gest. 1855), französischer Dichter, stark beeinflußt von der deutschen Romantik, gilt als Vorläufer des Surrealismus, übersetzte Goethes "Faust". Hauptwerke: "Chimères", "Sylvie", "Aurélia".

16 Baudelaire, Charles Charles Baudelaire (geb. 1821, gest. 1867), französischer Dichter, symbolträchtige Lyrik zwischen dem Schönen und dem Satanischen. Werk: "Les Fleurs du Mal" (1857), dt.: "Die Blumen des Bösen".

17 Gogol, Nikolai Wassiljewitsch Nikolai Wassiljewitsch Gogol (geb. 1.4.1809, gest. 4.3.1852), russischer Dichter. Gogol, der dem ukrainischem Landadel entstammte und bis zu seinem Tode vorwiegend als Kanzlist tätig war, zählt zu den bedeutendsten Vertretern der realistischen Erzählkunst des 19. Jahrhunderts.

18 Stevenson, Robert Louis Robert Louis Stevenson (geb. 13.11.1850, gest. 3.12.1894), schottischer Schriftsteller.

19 Gautier, Théophile Théophile Gautier (geb. 1811, gest. 1872), französischer Dichter. Bekannt durch seine provokante rote Weste, die er 1830 bei der Uraufführung von Hugos romantischem Drama "Hernani" trug. Verfechter des L'art pour l'art.

20 Hugo von Hofmannsthal (geb. 1.2.1874, gest. 15.7.1929), österreichischer Schriftsteller. Hofmannsthals Kritik an der dekadenten österreichischen Gesellschaft kommt vor allem in der Komödie "Der Schwierige" (1921) zum Ausdruck, in der die lustspielhaften Mißverständnisse und Verwicklungen durch das sprachliche Rollenverhalten der Figuren, ihre Unfähigkeit zum Gespräch, entstehen.

21 Empirismus, philosophische Richtung, die davon ausgeht, dass alle Erkenntnis auf Erfahrung beruht und dabei die Möglichkeit einer Erkenntnis a priori bestreitet.

22 Zitat aus E.T.A. Hoffmanns "Die Automate" Leipzig 1814, Seite 40

23 In der Erzählung "Die Automate" gibt E.T.A. Hoffmann an keiner Stelle einen geographisch real bestimmbaren Ort an. Mit dem Gebrauch einfacher Abkürzungen in Form eines Grossbuchstaben, erreicht er, dass die Geschichte in keiner spezifischen Stadt spielt, sondern überall in der industrialisierten Welt geschehen kann.

24 Entnommen aus: L. Wawrzyn, Der Automatenmensch (Über diesen Autor waren nirgends Angaben zu finden)

25 Zitat von Julien Offray de La Mettrie, (1709-1751), Arzt und Naturphilosoph der französischen Aufklärung, Vertreter eines radikalen Materialismus. Berühmt geworden ist der am 25. Dezember 1709 in der nordfranzösischen Hafenstadt Saint-Malo geborene La Mettrie durch seine Deutung des Menschen als einer komplexen Maschine. Wichtige Werke La Mettries sind die "Histoire naturelle de l'âme" (1745), "L'homme machine" (1748; Der Mensch als Maschine, 1985) sowie der "Discours sur le bonheur" (1750; Über das Glück oder Das höchste Gut, 1985).

26 Gerhard R. Kaiser, E.T.A. Hoffmann, Stuttgart 1988, Seite 155

27 Vorallem in den Nachstücken bedient sich Hoffmann häufig eines Erzählers, der natürlich niemand anders als er selbst ist.

28 Zitat aus "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann, Berlin 1817, Seite 2

29 Zitat aus "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann, a.a.O., Seite 2

30 Piemont (italienisch Piemonte), Region im Nordwesten Italiens, grenzt im Westen an Frankreich, im Nordwesten an das Aostatal, im Norden an die Schweiz, im Osten an die Lombardei, im Südosten an Emilia-Romagna und im Süden an Ligurien. Sie wird vom Po und seinen Nebenflüssen entwässert.

31 Zitat aus "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann, a.a.O., Seite 14

32 Antiquierte Bezeichnung für ein optisches Instrument, das entfernte Gegenstände durch Vergrößerung des Sehwinkels scheinbar näherrückt.

33 Lorgnón (frz.) Es handelt sich dabei um eine zusammenlegbare Stahlbrille.

34 Phantastisch-futuristische Aspekte sind hier die beiden Themen "Automate" und "Alchimie", während die beiden anderen (Doppelgängertum und Vampirismus) eher Gegenstand der Vorzeit und Zeit Hoffmanns waren.

35 Jean Paul, eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, (1763-1825), Schriftsteller. Bekannt wurde er als Verfasser skurril-humoristischer, teilweise ins Phantastische ausgeweiteter Romane.

36 Hier taucht wieder dieses phantastische Bild der zweifachen Welt auf: Wo unter der scheinbar glatten Oberfläche des Alltäglichen Dämonisches, Grotesk-Übersinnliches hervorbricht.

37 E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" a.a.O. Seite 4

38 Das Perspektiv ist ein einäugiges Fernrohr - Wenn man will kann man daraus folgern, das Nathanaels Wahrnehmungsfeld flach und zudem sehr eingeschränkt wird. Er sieht nur noch das, was er sehen will, d.h. wohin er sein Perspektiv richtet.

39 E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" a.a.O. Seite 25 (Originaltext: "Holzpüppchen dreh dich - Holzpüppchen dreh dich")

40 Zitat aus "Der Vampyr" von E.T.A. Hoffmann aus der Erzählungen-Sammlung: "Von Vampiren und Blutsaugern", Wiesbaden 1982, Seite 213

41 Serapionsbrüder - Name eines Dichterkreises der Berliner Romantik um E. T. A. Hoffmann, der sich von 1814 bis 1818 in Hoffmanns Wohnung traf und zu dem die Schriftsteller Julius Eduard Hitzig, Johannes Ferdinand Koreff und C. W. Salice-Contessa, zeitweilig auch Adelbert von Chamisso und Friedrich de la Motte-Fouqué gehörten. Die wöchentlichen Zusammenkünfte wurden nach dem ägyptischen Anachoreten Serapion Sindonita benannt, dem Kalenderheiligen des Tages, an dem Chamisso von einer Weltreise zurückkehrte. In der Rahmenhandlung des gleichnamigen Novellenzyklus Hoffmanns ist der Dichterkreis verschlüsselt nachgebildet.

42 Jonasch, Monika: Vampire - Eine Untersuchung der literarischen Figur des Vampirs anhand ausgewählter Texte: E.T.A. Hoffmann: Der Vampyr... - Wien 1995, Seite 67

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Hoffmann, E. T. A. - Das Phantastische bei E.T.A. Hoffmann
Veranstaltung
Gymnasium Kirchenfeld in Bern (CH)
Autor
Jahr
1999
Seiten
34
Katalognummer
V95508
ISBN (eBook)
9783638081863
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hoffmann, Phantastische, Gymnasium, Kirchenfeld, Bern, Thema Der Sandmann
Arbeit zitieren
Thomas von Daeniken (Autor:in), 1999, Hoffmann, E. T. A. - Das Phantastische bei E.T.A. Hoffmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95508

Kommentare

  • Gast am 11.4.2004

    wunderbare arbeit und dazu noch kostenlos...DANKE

  • Gast am 7.4.2003

    Huldigt Thomas!.

    Tausend Dank! Der Beitrag hat mir viel Arbeit erspart!

  • Gast am 14.10.2002

    Ein großes Dankeschön !!!!!!.

    hallo! Ich war letzte Woche krank und habe daher leider im Deutsch Unterricht den Anfang des Sandmannes verpasst. Deine Zusammenfassung gibt mir einen guten Gesamtüberblick, denn ich kann erst jetzt die später gelesenen Fakten mit dem Anfang in Verbindung bringen.
    Danke

  • Gast am 16.9.2002

    Einfach Spitze.

    Meiner Meinung nach einer der Besten Hilfsmittel für diese Erzählung in Bezug auf phantastische Literatur und das Doppelgängermotiv!

  • Gast am 10.4.2002

    Ein kleines Dankeschön.

    Hallo du
    Gratulation zu deiner Abschlussarbeit und vielen Dank, dass du sie hier für veröffentlicht hast. Ich musste ein Referat über E.T.A Hoffmann halten und fand in deiner Arbeit viele hilfreiche Anregungen.
    Gruss sandra

Blick ins Buch
Titel: Hoffmann, E. T. A. - Das Phantastische bei E.T.A. Hoffmann



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden