Walser, Martin - Ein fliehendes Pferd


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

20 Seiten

Anonym


Leseprobe


Wirtschaftsgymnasium Öhringen

,,EIN FLIEHENDES PFERD"

von Martin Walser

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Stellungnahme Von Martin Walser zu den Protokollen des Grundkurs

von Martin Walser

ÜBERBLICK UND GLIEDERUNG

[erstellt von stefanie lösch]

- In dem Buch gibt es vier Charaktere, das Ehepaar Helmut und Sabine Halm, sowie Klaus und Helene Buch.
- Der Handlungsverlauf wird von den beiden männlichen Protagonisten dominiert.
- Das Buch ist in neun Kapitel unterteilt.
- Es handelt sich um eine Charakternovelle, d.h. dass die Gedanken und die Wesensart der agierenden Personen im Vordergrund stehen.
- Die Geschichte ist handlungsarm, da wenig passiert.
- Die Figuren treten nur paarweise auf, mit drei Ausnahmen:

1) Kapitel 1 (S.9) Helmut und Sabine im Café
2) Kapitel 8 (S.105) Helmut und Klaus beim Segeln
3) Kapitel 9 (S.131) Helene besucht Helmut und Sabine

- Es gibt zwei Spannungskurven:

1) In der Beziehung zwischen den Personen
2) In den Ereignissen der Handlung

- Kapitel 1-6:

1) Steigende Spannung
2) Im Konflikt baut sich Spannung auf, jedoch nicht in der Handlung

- Kapitel 6:

1) ,,1. Höhepunkt"
2) Klaus besiegt das Pferd

- Kapitel 8:

1) ,,2. Höhepunkt"
2) Bootsunglück

- Auffallend ist das fehlen der Anführungszeichen bei wörtlicher Rede. Kennzeichnend für die wörtliche Rede ist nur: ,,sagte sie", was auf den Leser langweilig und trostlos wirkt. Ebenso wie die kurzen, abgehackten Sätze.
- Dadurch, dass der erste und letzte Satz im Wortlaut gleich sind, wird ein Kreislauf gebildet.

ANSATZPUNKTE FÜR EINE INTERPRETATION

- Fragen zur Handlung, zu den Konflikten und dem Verhältnis der Figuren:
_ Welche Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede gibt es zwischen den beiden männlichen Hauptpersonen?
_ Wie ist das Verhältnis zwischen ihnen?
_ Welcher Zusammenhang besteht zwischen ihrem Denken und Handel? _ Wie geht Helmut mit seiner Vergangenheit/Gegenwart um? _ Weiß Klaus wirklich soviel über die Vergangenheit? _ Warum will Helmut sich nicht erinnern? _ Warum hat Klaus Angst vor dem Hund?
_ Könnten die Halms und die Buchs in einen Konflikt geraten? _ Warum ist Sabine nicht mit segeln gegangen?
_ Warum beschwert sich Helene über Klaus, als dieser tot zu sein scheint? _ Wo war Klaus nach dem Bootsunglück?
_ Weshalb kommt er plötzlich zurück?

WAR ES AUF SEE MORD ODER TOTSCHLAG?

[erstellt von elmar Reuther]

- Klaus und Helmut treffen sich zum Segeln auf dem See. Plötzlich kommt ein Sturm auf, was Klaus sehr freut, weil endlich mal etwas los ist. Helmut aber hat Angst und drängt Klaus ans Ufer zu segeln. Klaus aber macht es richtig Spaß und gibt Helmut Anweisungen, wie er sich auf seine Zurufe zu verhalten habe:

,,Helmut fragte, ob sie jetzt ans deutsche oder ans Schweizer Ufer fuhren. Vorerst tanzten sie einmal mit diesen völlig verrückten Böen, sagte Klaus Buch." (S. 116, Z. 11-15)

- Später kommt es zum Unfall, indem Helmut Klaus die Pinne, also den Hebelarm des Steuerruders, aus der Hand schlägt, wobei Klaus ins Wasser fällt. Nun ruft Helmut nach Klaus und hat panische Angst. Im folgenden läuft das Boot auf Grund und Helmut springt ins Wasser und watet an Land.

GRÜNDE DAFÜR, DASS ES EIN UNFALL WAR UND KEIN MORD

- Helmut hat keine Ahnung vom Segeln:

,,Helmut wußte nicht, wie diesem Toben und Knallen und Knattern mit diesem lächerlichen Stück Holz etwas ausrichten sollte." (S. 119, Z. 10f)

- Er schlägt Klaus nicht vorsätzlich das Ruder aus der Hand, sondern es ist eine unüberlegte Kurzschlußreaktion, trotz dass er sich bewußt ist, dass Klaus dann über Bord stürzt.
- Helmut hat Angst, dass die Wellen ins Boot schlagen und als Konsequenz das Boot mit ihm kentern würde.
- Er hat das Gefühl, dass Klaus durchdreht. Dies wird auch daran deutlich, dass er sich aus dem Boot heraushängt und jeder Böe einen Namen gibt. Aufgrund dessen fühlt sich Helmut in Gefahr.

,,Du spinnst. Dieser Klaus Buch war also wahnsinnig." (S. 118, Z. 12 u. 24)

- Außerdem bittet Helmut Klaus, dass er umkehren soll, d.h. er hätte ihn gar nicht ins Wasser stoßen können.
- Hinzu kommt noch, dass er zu sich selbst sagt: ,,Du hast es nicht gewollt." (S. 121, Z. 15) Und somit eine gewisse Reue zeigt. · Er befindet sich selbst ja in Lebensgefahr.
- Für Helmut ist diese Situation eine lebensbedrohliche Grenzsituation, in der sein Leben nicht in seinen Händen liegt, da er ja nicht segeln kann. Die Anweisungen von Klaus kann er deshalb nicht richtig in die Tat umsetzen:

,,Er ruckte. Aber in die falsche Richtung." (S. 119, Z. 16f)

- Es war ein sehr starker Sturm, denn am Ufer leuchteten doppelte Blinklichter. Außerdem waren die anderen Segler schon an Land und sie waren die einzigen auf See.

GLEICH AN DREI TEXTSTELLEN WIRD DEUTLICH, DASS DAS BOOT GLEICH KENTERN WÜRDE

1. ,,Er war ganz sicher, dass das Boot gleich Kentern würde." (S. 118, Z. 12)
2. ,,Helmut hatte das Gefühl, dass das Boot jetzt gleich kentern würde." (S. 119, Z. 20)
3. ,,...Schräglage erreicht. Es war vorauszusehen, dass es in den nächsten Sekunden endgültig kentern würde." (S. 120, Z. 4f)

- Das Boot kentert aber nicht. Als Klaus ins Wasser gefallen war, versucht er sich zu beruhigen. Er war ganz sicher, dass sich Klaus retten kann:

,,Er ist sehr sportlich."

,,Klaus` Theorie, dass man mit den Wellen fünf Kilometer schwimmen könne, dagegen allerdings keine 500 Meter." (S. 121)

Helmut sagt sich: "Klaus kann sich retten. Du aber nicht." (S. 121, Z. 18)

- Helmut klammert sich am Boot fest und ist glücklich als er an Land getrieben wird.
- Er wird sich nun bewußt, dass er einen Fehler gemacht hat, was wie ein Vorwurf in Erscheinung tritt:

,,Er hatte einen nicht wieder gut zu machen den Fehler gemacht." (S.122,Z. 22f)

- Mit diesem ,,wieder" meint er die Freundschaft mit den Buchs. Diese war der erste Fehler, den er gemacht hat, denn Klaus hat ihn gedemütigt. Helmut macht also allen, außer Sabine und Klaus, etwas vor, z.B. spielt er den Zürns den ,,lieben Mann" vor. Doch in dieser schwierigen Situation kann er dieses Versteckspiel, das er sonst immer macht, indem er nie zeigt, wie es ihm geht und was er denkt, nicht durchführen. Hier offenbart er sich, weil ihm nichts anderes übrig bleibt:

,,Wahrscheinlich hatte Klaus ihn durchschaut, wie ihn noch niemand durchschaut hatte." (S. 144, Z. 1f)

- Dies sieht er als Fehler an.
- Von diesen Fehlern scheint er schon mehrere begangen zu haben, indem er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte und sich ausgeliefert fühlte:

,,Jedes Mal war es, als habe er einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begangen." (S. 122, Z. 5f)

- Klaus aber ist ganz anders. Er ist abenteuerlustig und ihn reizt die Gefahr, wie z.B. auch das Fangen des fliehenden Pferdes, was er heil überstanden hat. Und auch hier kommt er noch mit dem Schrecken davon.
- Die letzte Frage, die im Unterricht aufgetaucht ist, nämlich wo sich Klaus aufhält, nachdem er sich gerettet hatte, ist noch ungeklärt und muß auch ungeklärt bleiben, da man keine Angaben dazu im Buch findet.

ENTWICKLUNG DER BEZIEHUNG ZWISCHEN HELMUT UND KLAUS VOR UND WÄHRDEN DER SEGELTOUR

[erstellt von lisa schierle]

- Die Reibungsflächen zwischen Helmut und Klaus bleiben bestehen:
- Helmut steht Klaus sehr negativ gegenüber (Helmut will seine Ruhe, d.h. dass er nicht segeln will.)
- Klaus will immer zeigen was er kann, so z.B. beim Segeln oder Einfangen des fliehenden Pferdes
- Die Probleme spitzen sich zu (Klaus ,,trampelt" auf Helmuts Gefühlen herum):
- Es entstehen immer größere Differenzen zwischen Helmut und Klaus. (Der Unfall bei der

Segeltour kann als ,,emotionale Explosion" Helmuts gesehen werden, da er das Gerede von Klaus nicht mehr ertragen kann.

GESPRÄCH VOR DEM UNGLÜCK

- Bemerkt Klaus die Spannungen zwischen sich und Helmut?
- Klaus merkt von alle dem nichts, er ist total aufgedreht und hängt während des Sturms seinen Kopf aus dem Boot und schreit:

,,Lucy in the sky." (S. 120)

- Klaus will mit Helmut auf die Bahamas gehen:

,,Helmut, wenn du mitkommst auf die Bahamas sind wir beide gerettet." (S. 109) · Er denkt, Helmut sei sein bester Freund.

- Klaus tritt Helmut sehr nahe:
- Klaus läßt seine Hand zu lange auf Helmuts Schulter (S. 105) · Er fragt ihn sehr intime Sachen.

,,Also, paß einmal auf, Helmut, wie oft bumst du deine Frau." (S. 108)

- Klaus fragt Helmut, was er mit Sabine will, denn er kann sich nicht vorstellen, daß Helmut Sabine treu ist:

,,...weil jeder noch lebendige Mann sich von seiner Frau trenne will, nur Tote sind treu." (S. 112)

- ABER: Sabine ist Helmuts ein und alles:
- Klaus behauptet, dass sie sich gegenseitig für einen Neuanfang auf den Bahamas brauchten, doch eigentlich braucht nur Klaus Helmut ,denn er möchte überhaupt nicht auf die Bahamas.

WOVOR SOLL HELMUT, AUS DER SICHT VON KLAUS, GERETTET WERDEN?

- Nach Klaus sind alle Frauen eine ,,Gefahr" für Männer:

,,...aber auch die brutalste Frau kann in unserem Alter ein Gefahr werden für einen Mann." (S. 108)

- Sabine ist in seinen Augen eine Gefahr für Helmut. Doch das stimmt nicht, das Sabine der einzige Mensch ist, dem Helmut keine Rolle vorspielen muß, d.h. er kann sich so geben wie er ist.
- Klaus denkt, dass Helmut resignieren will und das will er verhindern: ,,Du bist kurz vor dem Versacken. Ich schau da nicht zu." (S. 112)
- Klaus denkt, dass Helmuts Leben viel zu langweilig ist, da er sich nicht vorstellen kann, dass der Lehrerberuf den Helmut ausübt interessant ist:

,,Du musst gerettet werden." (S. 110)

DEUTUNG DES VERHALTENS WÄHREND DES GESPRÄCHS AUF DEM BOOT

- Bedeutung des Monologs von Klaus:
- Klaus hat das Bedürfnis über sein Leben zu sprechen.
- Er spricht darüber alles aufzugeben (wird Helmut gegenüber offener).
- Der Monolog zeigt die Gegensätze zwischen Klaus und Helmut: Klaus spricht die ganze Zeit, Helmut hört nur zu und nickt.
- Klaus ist ein sehr lebhafter, Helmut ein sehr ruhiger Menschentyp.
- Klaus denkt, dass er alles über Helmut weiß, deshalb fällt es ihm nicht negativ auf, dass Helmut nicht auf seine Fragen antwortet.
- Klaus denkt, dass er Helmut richtig einschätzen kann. Helmut soll für ihn genauso sein wie in der Jugend.
- Klaus kennt ihn nur aus der Jugend und denkt, dass er immer noch so ist.
- Die Einschätzung gelingt ihm nicht.

VERHALTEN HELMUTS WÄHREND DEM GESPRÄCH

- Helmut hat sich noch nie verteidigt, er hat Angst zu widersprechen, da er befürchtet, dass Klaus ihn wieder mit der Vergangenheit konfrontiert und das wäre ihm noch unangenehmer.
- Helmut will dem ganzen entfliehen, deshalb nickt er nur und versucht nachdenklich zu wirken.
- Helmut schlüpft hier wieder in eine Rolle (Taktik/Lebenseinstellung):

,,Helmut nickte so oft er konnte, Klaus Buch musste den Eindruck haben, Helmut überlege sich diese Vorschläge ernsthaft." (S. 110)

- Helmut erreicht damit genau das Gegenteil und kommt in eine verzwickte Lage, da Klaus dadurch immer mehr angespornt wird und ihm immer mehr Angebote macht:

,,Das spornte ihn zu immer neuen Angeboten an." (S. 110) · Helmuts Rolle funktioniert nicht!

- Dieser Konflikt wird durch die Einstellung von Klaus Buch, seinem wiedergefundenen, besten Freund unbedingt helfen zu müssen, nur noch verstärkt:

,,Und sie seien nun einmal so alte Freunde, dass sie einander rücksichtslos hilfreich sein dürften." (S. 111)

- Helmut dagegen, sieht Klaus keinesfalls als seinen besten Freund an und er braucht auch keine Hilfe.

BEZIEHUNG ZWISCHEN HELMUT UND SABINE

[erstellt von carolin bäuchle]

WIE IST DEREN EHE/VERHÄLTNIS?

- Sie führen Gespräche ohne Inhalt, z.B. als sie sich über den Kuchen unterhalten:

,,Hast du Hunger, fragte er. Wir hätten nach dem Essen nicht soviel Kuchen essen dürfen, sagte sie. Du hast ihn gebacken, sagte er. Ich weiß, sagte sie schuldbewußt." (S. 17)

- Sabine fühlt sich einsam. Sie bezeichnet Helmut als ,,Separatist". (S. 18) · Sabine muss Helmuts Leben mitleben:

,,Aber immer wieder diese Versuchung , sich zu entfernen. Außer Sabine durfte es niemand bemerken. Sie musste sogar mitmachen, sonst kam er nicht weg." (S. 69)

- Sabine ist unzufrieden, weil unter anderem auch das Sexualleben kaputt ist.

AN DIESER STELLE KOMMT DIE FRAGE AUF: ,,IST DIE EHE ZERRÜTTET?"

- Viele Aspekte sprechen dagegen:
- Helmut und Sabine ergänzen sich.
- Sabine nimmt es hin, dass Helmut so ist, wie er ist.
- Das Sexualleben stellt nur für Helmut ein Problem dar. · Sie wissen, was der andere Partner denkt und fühlt.

,,Das passierte immer wieder, dass sie etwas aussprach, was wie eine Antwort war auf das, was er gerade dachte." (S. 17)

HAUPTGRÜNDE DAFÜR, DASS SABINE EINE LEBENSNOTWENIGE BEDEUTUNG FÜR HELMUT HAT

- Sabine ist Helmuts ein und alles:

,,Sabine war die Stelle, an der er verletzbar war." (S. 67) · Er muss ihr nichts vorspielen.

- Sabine ist das Verbindungsstück zwischen ihm und der Außenwelt.
- Er öffnet sich ihr vollständig als sie am Ende zusammen im Zug sitzen.

,,Jetzt fange ich an, sagte er. Es tut mir leid, sagte er, aber es kann sein, ich erzähle dir alles von diesem Helmut, dieser Sabine. (...) Also bitte, sagte er. Es war so " (S. 151)

- Das würde er nicht tun, wenn die Ehe nicht intakt wäre.

OB DIE EHE INTAKT IST, KANN UND MUSS JEDER FÜR SICH SELBST ENTSCHEIDEN

- Einige werden denken, das Sabine von Helmut unterdrückt wird.
- Andere wiederum werden möglicherweise die Auffassung vertreten, dass Sabine Verzicht leistet, wodurch diese Ehe überhaupt existiert.

CHARAKTERISIERUNG HELMUTS (KAPITEL 1)

[erstellt von alexander ertle]

- Helmut will nicht auffallen, deswegen wäre er lieber daheim geblieben als im Café.

,,Warum mußte sie überhaupt dieses hin- und herdrängende Dickicht aus Armen und Beinen und Brüsten? In der Ferienwohnung wäre es auch nicht mehr so heiß wie auf dieser steinigen, baumlosen Promenade." (S. 10)

- Durch diese Haltung will er vermeiden:

a) ...dass sich Leute Gedanken über ihn machen, denn er denkt, das sie ihr Wissen zu seiner Unterdrückung benutzen könnten:

,,Sie benützten sie [die Kenntnisse über ihn] zu seiner Behandlung. Zu seiner Unterwerfung. Zu seiner Dressur." (S. 13)

b) ...die Nähe und Vertrautheit zu Leuten. Dies ist ein Greuel für ihn. Er hält sie auf Distanz, deswegen nimmt er direkt an der Hauswand des Cafés Platz.

- Dadurch erreicht er seinen Traum:

,,Unerreichbar zu sein..." (S. 13)

- Um möglichen Problemen aus dem Weg zu gehen, fährt er mit seiner Frau Sabine ein bis zwei Mal im Jahr in den Urlaub. Hier hofft Helmut, die nötige Anonymität zu finden, die er in Stuttgart vermißt, da ihn dort zu viele Leute kennen und er sich somit gleich unwohl fühlt, wenn es ihm nicht gelingt...

,,...Vertrautheiten zu verhindern bleibt ihm nur noch die Flucht. Ein - zweimal im Jahr." (S. 13)

- ABER: Das schlimmste, was Helmut passieren kann ist, wenn jemand aus seiner Vergangenheit kommt und damit beginnt sie wieder aufleben zu lassen.
- Helmut nimmt seine Umwelt sehr genau wahr, dass ermöglicht es ihm Details zu bemerken, die anderen verschlossen bleiben:

,,[Sabines] verstorbene[s] Lächeln" (s. 12)

- Er beschreibt die Beziehung zu den Zürns, die eigentlich gar nicht besteht, mit der Antithese: ,,annäherungslosen Vertrautheit" (S. 16)
- Auffällig ist dabei, dass er das Verhältnis zu dem Hund der Zürns als ein besseres empfindet, als zu den Zürns selbst.
- Auf dem Gebiet der Bildung ist er anderen überlegen. Dies zeigt sich z.B. darin, dass er schon mit 15 Jahren die französische Übersetzung von Zarathustra gelesen hat.
- Er besitzt keine Freizeitbeschäftigungen außer lesen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass er z.B. bei der Ausübung einer Sportart Kontakt mit anderen Menschen aufnehmen müsste, was er ja unter allen Umständen vermeiden möchte.

ART UND WEISE DER ERZÄHLUNG

- drei wesentliche Unterschiede zum gewöhnlichen Schreiben:

1) Der Text besteht zum größten Teil aus Gedanken. Darum verwendet Walser nicht das übliche Darstellungsverfahren:

a) Übliches Verfahren: Helmut dachte sich: ,,Ich will jetzt sofort ans Ufer." Oder Helmut dachte sich, er wolle jetzt sofort an Land.
b) Dieses Verfahren wirkt sehr sachlich und erinnert an eine langweiligen Erzählbericht.
c) Walsers Verfahren: Martin Walser verwendet normale Aussagesätze oder nur Satzteile davon, die Helmuts Gedanken widerspiegeln.

,,Jedesmal, wenn ihm das Erkannt- und Durchschautsein in Schule oder Nachbarschaft demonstriert wurde, (...) dann wollte er fliehen. Einfach weg, weg, weg." (S. 12)

d) Was die Gedanken der Charaktere sind und was nicht läßt sich aus dem Textzusammenhang heraus erkennen.

e) Walsers Verfahren wirkt gefühlsbetonter und nicht mehr so distanziert. Dadurch kommt es zu einer Verschmelzung der fiktiven Gedanken der Protagonisten mit denen des Lesers. Was dazu führt, dass der Leser beginnt wie die einzelnen Figuren der Geschichte zu denken, zu fühlen und somit den Abstand, die Objektivität gegenüber der Handlung verliert, was von Walser beabsichtigt ist.

2) Die vielen Ellipsen, die mit einem ,,!" enden und die Änderung des Satzbaus wirkt suggestiv auf den Leser und distanzverringernd.

3) Walser verwendet außerdem nicht die übliche Zeit (Präsens), sondern die erste

Vergangenheit (Präteritum). Dies bewirkt, dass das Ganze als erlebte Rede empfunden und nicht so langweilig wie ein Bericht wirkt.

DIE BEGEGNUNG ZWISCHEN DEN BUCHS & DEN HALMS (KAPITEL 2)

[Erstellt von Matthias Kisser]

Einführung: Helmut und Sabine sitzen an der Strandpromenade als plötzlich ein Paar vor ihnen steht. Das Paar stellt sich vor als Klaus und Helene Buch. Klaus ist ein alter Klassenkamerad von Helmut.

Helmut kann sich anfangs nicht an Klaus erinnern und hält ihn für einen ehemaligen Schüler. Dies ärgert Helmut, das er nichts von der Heuchelei ehemaliger Schüler hält.

Doch langsam erinnert er sich schwach an Klaus, doch Helmut will sich nicht an diesen Klaus erinnern (S. 21), denn er verbindet unangenehme Erinnerungen mit Klaus Buch. Helmut verdrängt die Vergangenheit erfolgreich,

,,Deckel drauf. Zulassen. Bloß keinen Sauerstoff rann kommen lassen." (S. 27)

denn er verbindet mit der Vergangenheit eher etwas negatives. Helmut denkt er hat damals nicht gelebt (s. 28) im Gegensatz zu Klaus der überall dabei war, der jeden Blödsinn mitgemacht hatte. Helmut befindet sich ständig auf der Flucht vor der Vergangenheit (zwischen Stuttgart und Bodensee). Doch jetzt kann er nicht mehr fliehen, da ihn Klaus direkt mit seiner Jugend konfrontiert. Klaus dagegen erinnert sich gern an das gestern, da er mit seinem jetzigen Leben nicht zufrieden ist, wie sich ja später raus stellt.

Helmut ist schon immer neidisch auf Klaus gewesen. Er bekam damals die von beiden gleichermaßen begehrte Stelle, er hat mehr Mut als Helmut, mehr Glück bei den Frauen usw. .

Als er nun wieder vor Helmut steht könnte er gleich wieder neidisch werden. Klaus, der ungefähr im gleichen Alter ist wie Helmut, hat einen durchtrainierten, athletischen und gebräunten Körper, ganz im Gegensatz zu Helmut, der immer noch weiß ist und auch schon einen Bauch hat. Auch Helene, die Frau von Klaus, gefällt Helmut, was er nicht zugeben will. Schließlich darf er keine Emotionen zeigen, denn die könnte man zu seiner Unterdrückung benutzen. So spielt er auch hier seine Rolle.

Helmut, der schon vor dem Auftauchen der Buchs genervt war, ist natürlich nicht gut auf die Buchs zu sprechen. Besonders als Klaus beim gemeinsamen Abendessen beginnt aus dem Nähkästchen zu plaudern kann Helmut nur durch den Alkohol der Vergangenheit und diesem Klaus Buch entfliehen.

VERSCHÄRFUNG DES GEGENSATZES - SEXUALITÄT

[erstellt von ines dergez]

- Klaus prahlt ständig mit seinem Sexualleben. Das Wichtigste am Sex ist5 für ihn der Spaß und schließlich hält es auch fit:

,,Das hält fit, klar." (S. 108)

- Er denkt, dass man beim Sex unbedingt die Höchstleistungen bringen muss. Bei seiner ersten Frau hat er diese Höchstleistungen erbracht. Er war sozusagen der Stärkere, er hat sie immer besiegt.

,,Seiner ersten Frau sei es dabei echt schlecht geworden." (S. 48)

- Bei Helene ist es aber anders. Da sie wesentlich jünger ist als er, hat er Angst ihren sexuellen

Ansprüchen nicht zu genügen.

,,Sie ist zuviel für mich. Ich schaffe sie nicht. Ich kämpfe um sie. Tag und Nacht." (S. 108) · Deswegen braucht er den Beweis von Helene und fragt sie ständig ob sie ihn noch liebt. ,,Liebst Du mich noch?"

- Klaus hat sich schon als Jugendlicher beweisen müsse, z.B. bei der Gruppenonanie.

,,Wenn er nicht bei der Gruppenonanie hätte beweisen können, dass sein Geschlechtsteil es mit jedem anderen aufnehmen konnte, wäre er wirklich verzweifelt damals." (S. 50)

- Helmut ist auch was sein Sexualleben betrifft, der totale Gegensatz von Klaus. Er kann mit ihm nicht mithalten. Sex bedeutet für ihn Niederlage. Sobald er Lust verspürt mit seiner Frau intim zu werden, tauchen irgendwelche Erinnerungen auf und dann

,,geht nichts mehr".

- Zum Beispiel erinnert er sich an...

1) ...den Zeitungsartikel:

,,Sobald er das Bedürfnis spürte, sich geschlechtlich zu betätigen, brauchte er nur an die furchtbare Propaganda in den Druckwaren zu denken, dann wurde er ruhig." (S. 67)

2) ...das Geräusch im Hotelzimmer:

,,Sabine musste ihm doch vorwerfen, dass er kein solcher Hammer war. Er schämte sich entsetzlich. Er kriegte keine Luft mehr, er atmete ja auch nicht." (S. 66)

3) ...Klaus, der ihm seine Sabine ausspannen könnte. Er hat Angst, da er weiß, dass sich Sabine von Klaus angezogen fühlt:

,,Wenn sie einander heute näherkämen, dann dächte sie an Klaus und er an Helene, und da sei für ihn eine Vorstellung, die in abrüste." (S. 104) ,,Dann frag ich eben Klaus, ob er mit mir schlafen will, sagte sie." (S. 72-73)

Helmut hat genug Probleme mit seinem Sexualleben, dass Auftauchen von Klaus, dem

ewigen Prahlhans, verschlechtert seine Situation noch zusätzlich. Er empfindet diese Prahlerei als provokativ, obwohl ihn Klaus gar nicht schlecht- oder niedermachen will. Er macht ihm eigentlich Komplimente, weil er ihm in seinem Sexualleben einiges zutraut.

Als Klaus anfängt, über Helmuts ,,Vorhautprobleme" zu reden, wehrt sich Helmut zum ersten Mal und greift Klaus verbal an, was er ja bis jetzt noch nie getan hat.

,,Kompliment Klaus, sagte Helmut, du siehst Sabine glaubt schon, was Du erzählst sei tatsächlich passiert." (S. 53)

Helmut fühlt sich total vernichtet und wünscht sich, dass ihn dieses Gebiet (Sexualität) in Ruhe läßt.

- Flucht!!

BEZIEHUNG ZWISCHEN KLAUS UND HELENE

[Erstellt von Sefanie Reinhard]

BERUHT DIESE EHE AUF UNTERDRÜCKUNG?

JA!

- Eindeutiger Beweis:

,,Ich halte sie kleiner als sie ist." ,,Ich mache ihr etwas vor." · In dieser Beziehung gibt nur Helene nach:

,,Von heut auf morgen habe ich die Musik aufgeben müssen." (S. 41) · Klaus sieht Helene als Objekt, das er beherrschen kann. · Sex-Sieger

- Als Klaus tot scheint versucht sie sich zu ändern.
- Sie raucht, trinkt, weint und singt. Jedoch als Klaus plötzlich wieder auftaucht, geht sie mit ihm mit.

KANN SICH HELENE BEFREIEN?

JA!

- Sie läßt sich nichts mehr gefallen. · Sie genießt das Rauchen.
- Sie greift zu Gegenwehr. So setzt sie z.B. durch, dass der Hund beim abendlichen Spaziergang mitkommt.

,,Klaus, wenn du auf deine Hände ein bißchen aufpaßt, können wir ihn mitnehmen." (S. 59) · Helene steckt nicht nur ein, wie Sabine, sondern kritisiert auch mal. ,,...also sein Klaus nicht 2000, sondern nur 1500 Meter gelaufen." (S. 62) · Bei der Waldtour sagt Helene zu Klaus:

,,Jetzt motz nicht rum und fahr." (S. 75) · Sie stimmt ihm nicht zu:

,,Diesen Formulierungszwang finde ich nicht gut." (S. 98) · Sie rechnet mit dem ganzen männlichen Geschlecht ab:

,,Da kannst du jeden Mann vergessen. Was ist ein Mann Sabine? Gibt an wie Rotz am Ärmel." (S. 142)

- Als Klaus nach dem Unglück in die Wohnung kommt sagt sie:

,,Klaus, bitte such die einen guten Platz, ich muss bloß noch die Wandererfantasie zu Ende spielen." (S. 145)

- Sie spielt weiter, obwohl er gehen will. NEIN!
- Helene lebt zwar auf (trinkt, raucht usw.), geht aber trotzdem mit ihm mit.

,,Liebst du mich noch?"

- Die Frage von Klaus nervt sie zwar, aber dennoch beantwortet sie sie brav.

IST KLAUS AUCH AUF HELENE ANGEWIESEN?

JA!

- Klaus braucht jemanden zum Angeben, Präsentieren und Vorzeigen. · Er will beweisen, dass er mithalten kann (Sex).
- Helene unterstützt Klaus finanzielle, durch die Bücher die sie schreibt. · Sehr abhängig!

NOVELLE

- Gehört zu Epik
- Epische Kleinform · Roman
- Novelle
- Zeichnet sich durch straffe Handlungsführung aus
- Im Mittelpunkt steht eine mögliche erzählenswerte Begebenheit

KENNZEICHNEDE ELEMENTE

- Kleiner als Roman
- Zeitliche Beschränkung auf 4-5 Tage · hier: Urlaub
- Ein Handlungsstrang
- hier: Begegnung der Paare
- nur 4 Hauptfiguren
- Steigerung bis zum Höhe- bzw. Wendepunkt · hier: Bootsunglück (8. Kapitel)
- Auffälliges, hochgradig überraschendes Ereignis · hier: Helmut schlägt Klaus die Pinne aus der Hand · Symbolzentral: Titel (,,Ein fliehendes Pferd") · hier: Flucht von Helmut und Klaus

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Walser, Martin - Ein fliehendes Pferd
Veranstaltung
Grundkurs Deutsch 12/1
Jahr
1999
Seiten
20
Katalognummer
V95638
ISBN (eBook)
9783638083164
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Walser, Martin, Pferd, Grundkurs, Deutsch
Arbeit zitieren
Anonym, 1999, Walser, Martin - Ein fliehendes Pferd, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95638

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