Historische Deutung
Das Gedicht „Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?“ wurde im Jahre 1928 von Erich Kästner geschrieben. Er wurde 1899 in Dresden geboren, studierte Sprache und Kultur und überlebte zwei Weltkriege. Er starb 1974. Kästner galt als Gebrauchslyriker, Zyniker und Gesellschaftskritiker, was sich natürlich stark in seinen Werken widerspiegelt.
Das Gedicht wurde in der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) geschrieben. Die erste Deutsche Republik wurde am 9. November 1918 von Philipp Scheidemann (MSPD) vom Reichstag in Berlin aus ausgerufen. Sie wurde später „Weimarer Republik“ genannt! Die Weimarer Republik brachte nach dem ersten Weltkrieg einen Veränderungs- und Modernisierungsschub. Kunst und Kultur in den zwanziger Jahren erreichten unter den neuen demokratischen Freiheiten „...einen kaum erwarteten kreativen Höhepunkt, der als „klassische Moderne“ in die deutsche Geistesgeschichte eingegangen ist.“ (1998: 2) Die Epoche der Weimarer Republik endete im Januar 1933 mit der Machtübertragung auf Hitler und die NSDAP. Diese Tatsache war zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem Kästner das Gedicht schrieb, noch unbekannt aber die Tendenz dorthin schien sich damals schon deutlich abzuzeichnen.
Dies erklärt Kästners Kritik an dem Militär. Erich Kästner sieht vorzeitig eine Gefahr von den rechts gerichteten Parteien, z.B. der NSDAP, ausgehen und versucht, letztendlich natürlich chancenlos, die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen: (9-12 / 3)
„Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will - und es ist sein Beruf, etwas zu wollen -, Steht der Verstand erst stramm und zweitens still. Die Augen Rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!“
Er warnt quasi davor, einfach die Augen zu verschließen, den Verstand auszuschalten und wie eine Maschine willenlos zu gehorchen bzw. Befehle auszuführen. Er kritisiert die einflußreichen Mittglieder der Gesellschaft, weil diese eine eventuelle Machtübernahme durch eine der rechtsgerichteten Parteien erst möglich machen!: ( 3-4 / 1 )
„ (...)
Dort stehn Prokuristen stolz und kühn In den Bureaus, als wären es Kasernen“
Der Autor beschreibt, wie es in einem solchen Militärstaat zugehen würde, der Nachwuchs würde schon vom Kindesalter an zum Soldaten großgezogen und für Gehorsam, ohne dabei zu denken, belohnt werden.: ( 13-16 / 4 )
„Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen und mit gezogenem Scheitel zur Welt. Dort wird man nicht als Zivilist geboren. Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.“
Kästner versucht darzustellen ,daß das Potential für ein friedliches und glückliches Miteinander gegeben sind, dieses aber aus Bequemlichkeit (oder ähnlichen) nicht wahrgenommen wird.: ( 17-20 / 5 )
„(...)
Es könnte glücklich sein und glücklich machen! Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein Und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.“
Der Autor beschreibt aber auch den sich offensichtlich in der Minderheit befindenden Aufstandswillen einiger Bürger (wie er selber einer ist) die sich gegen die breite Masse zu wehren versuchen.: ( 21- 24 / 6)
„Selbst Geist und Güte gibt’s dort dann und wann! Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
(...)“
Er ist sich aber darüber im klaren, das der Widerstand bei weitem nicht ausreicht und das das unaufhaltsame geschehen wird.: ( 25-28 / 7 )
„Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. Was man auch baut - es werden stets Kasernen. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! „
- Arbeit zitieren
- Gregor Löttel (Autor:in), 1999, Kästner, Erich - Historische Deutung - Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? - Historische Deutung des Gedichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95665
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