Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gewalt, Mobbing und Cybermobbing
2.1. Begriffsdefinitionen
2.2. Erscheinungsformen von Mobbing
2.3. Folgen von Mobbing
3. Interventions- und Präventionsstrategien bei Mobbing
3.1. Audi, vide, tace, si vis vivere in pace - problematisches Verhalten von Lehrkräften
3.2. „Das Kind ist in den Brunnen gefallen.“ - Mobbing-Intervention oder -Prävention?
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Gewalt unter den Kleinsten“ titelt 2018 die ZEIT in einem Artikel des Journalisten Parvin Sadigh. Darin heißt es, Aggressionen und Gewaltausbrüche seien jetzt sogar unter Grundschülern keine Seltenheit mehr, welche „Eisenstangen aus dem Schulhofboden [reißen] und einander Platzwunden [verpassen]“ würden. Dennoch nehme die körperliche Gewalt laut Marie Christine Bergmann1, Soziologin und Beraterin der Polizei Niedersachsen, eher ab, dafür steige die Zahl psychischer Übergriffe im Netz durch Cyber-Mobbing. Doch die sinkende Zahl physischer Übergriffe bietet keinen Grund zur Entwarnung, ganz im Gegenteil. Insbesondere weil Cyber-Mobbing, also psychische Gewalt, ausgeübt in sozialen Netzwerken, Nachrichtendiensten uvm., wesentlich gravierendere Folgen haben kann, aber oftmals nicht rechtzeitig oder schlimmstenfalls gar nicht erkannt wird, weil die Betroffenen sich nicht trauen darüber zu sprechen, da es ihnen zum einen oft zu peinlich ist und sie zum anderen Angst haben, dass sich die Gewalt dadurch verschlimmern könnte. In den letzten Jahren nahm insbesondere Cyber-Mobbing immer verheerendere Auswüchse an, was dazu führte, dass Kinder und Jugendliche angesichts der ihnen systematisch und über einen längeren Zeitraum zugefügten Gewalt, nur einen Ausweg sahen und Suizid begangen. Internationales Aufsehen erregte hierbei der Fall der 15-jährigen kanadischen Schülerin Amanda Todd2, welche sich aufgrund eines von ihr im Internet kursierenden Nacktfotos und dem damit verbundenen jahrelang anhaltenden (Cyber-)Mobbing, am 10. Oktober 2012 das Leben nahm. In Deutschland entfachte der Fall eines gerade einmal 11-jährigen Mädchens, welches an einer Grundschule in Berlin-Reinickendorf derart stark gemobbt wurde, dass es ebenfalls keinen anderen Ausweg sah, als sich das Leben zu nehmen3, eine Debatte in den Medien unter Politikern, Soziologen, Pädagogen und vor allem Eltern darüber, welche Gefahren insbesondere das Internet für Kinder und Jugendliche darstellt und welche Möglichkeiten der Cyber-Mobbing-Prävention es gibt, die erstens eine Früherkennung von Cyber-Mobbing möglich machen, ohne gänzlich in die Privatsphäre der Kinder eindringen zu müssen, in dem man diese ganztägig überwacht oder gleich komplett vom Netz nehmen zu müssen4 und zweitens solche gravierenden und erschreckenden Auswüchse von Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen. Nicht ohne Grund beschäftigen sich die Erziehungswissenschaften seit Jahrzehnten mit den Ursachen, Auswirkungen und Interventions- und Präventionsmöglichkeiten von Mobbing. Die Ergebnisse ihrer Forschung werden dann im Schul- und Erziehungsalltag dem ultimativen Praxistest unterworfen, denn Fakt ist: Pädagogische Fachkräfte wie Erzieher*innen und Lehrer*innen sind spätestens dann gefordert, wenn Gewalt und Mobbing in ihren Klassenzimmern Einzug hält und Schüler*innen zu Opfern und/oder Tätern werden. Eine vollumfängliche Kenntnis über die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt, Mobbing und Cyber-Mobbing ist deshalb für ein aufmerksames, sowie präventives und ggf. intervenierendes Handeln der Lehrkräfte unabdingbar. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, möchte diese Arbeit, erstellt im Rahmen der brandenburgischen Lehrerausbildung, der Frage nachgehen, welche Ausdrucksformen von Gewalt und Mobbing man im Allgemeinen unterscheidet und welche Möglichkeiten der Mobbing-Prävention bzw. Intervention es für Schulen gibt. Zuallererst erfolgt der Versuch einer Begriffsdefinition und Begriffsdifferenzierung von Gewalt, Mobbing und Cyber-Mobbing (2.1.). Danach folgt eine Untersuchung der verschiedenen Erscheinungsformen (2.2.) und der Folgen (2.3.) von Gewalt und (Cyber-)Mobbing und anschließend folgt eine Betrachtung von Interventions- und Präventionsstrategien bei Mobbing (3.) und welche Probleme von Seiten der Lehrer*innen einer erfolgreichen Intervention dabei im Weg stehen können (3.1.) und wie hoch die Erfolgsrate (3.2.) der verschiedenen Interventionsstrategien ist. Dem schließt sich ein Fazit an, welches das untersuchte Themenfeld noch einmal abschließend zusammenfasst.
2. Gewalt, Mobbing und Cybermobbing
2.1. Begriffsdefinitionen
Als Lehrkräfte werden wir höchstwahrscheinlich im Laufe unseres Berufslebens immer wieder verschiedenen Formen von Mobbing und Gewalt begegnen, weshalb es insbesondere für angehende und damit unerfahrenere Lehrkräfte von großer Bedeutung ist, die Begrifflichkeiten, dieses Themenfeld betreffend, ausreichend differenzieren und voneinander abgrenzen zu können. Zwar berichten Studien, dass Mobbing an deutschen Schulen im Zeitraum von 2002 bis 2010 abgenommen hätte (vgl. Mirian, 2018, S.1), doch ist bei der Zahl der Mobbingopfer ist nur ein schwacher Rückgang zu verzeichnen (vgl. Wachs et al., 2016, S. 41) d.h. es bestimmt noch immer Handlungsbedarf. Zuallererst sollte man daher den Ausgangspunkt von physischer und psychischer Gewalt betrachten: Aggression. Doch „nicht jede aggressive, negative oder verletzende Handlung [ist] gleich Mobbing.“ (Alasker, 2012, S.13) Allerdings geht Aggression, Gewalt und/oder Mobbing immer voraus und ist sozusagen Entstehungsbedingung beider Phänomene. Unter ‚Aggression‘ versteht man „ein spezifisches, zielgerichtetes Verhalten mit der Absicht einen anderen zu schädigen.“ (Styliani, 2020, S.3). Dieses aggressive Verhalten kann sich dann zum einen möglicherweise als interpersonale Gewalt, sprich der „spezifische[n], zielgerichtete[n] physische[n] und/oder psychische[n] absichtliche [n] Verletzung einer/ mehrerer Person(en) durch eine/ mehrere andere Person(en), die über eine größere körperliche und/oder soziale Stärke verfügt/verfügen“ (Scheithauer et al. 2012, zitiert nach Styliani, 2020, S.3) äußern, zum anderen aber auch als Mobbing. In dieser Untersuchung wird Gewalt als ‚Aktionsbegriff‘ (vgl. Meßelken, 2018, S.16) verstanden und „bezeichnet [damit] Angriffe auf den Körper, meist unter dem Einsatz physischer Kraft.“ (ebd., S.17). Man unterscheidet hierbei verschiedene Definitionen von Gewalt:
Legalistische Definitionen beschreiben Gewalt auf der Basis positiver (rechtlicher) Normen als illegalen Einsatz physischer Gewalt. Die engen Definitionen sehen in der Anwendung physischer Gewalt ein notwendiges Merkmal und betonen damit besonders die Art der Täter-Handlung; weite Definitionen hingegen starten vom Ergebnis gewaltsamer Handlungen, nämlich der Schädigung einer Person. (ebd.)
Für diese Untersuchung sind jedoch vor allem enge und weite Definitionen von Gewalt von Interesse. Als Paradebeispiel für eine enge Definitionen von Gewalt zählt dabei die des Oxford English Dictionary (2017) für das Stichwort ‚ violence ‘ : „The deliberate exercise of physical force against a person, property, etc.; physically violent behaviour or treatment.“. Dieser Definitionsversuch zeigt aber bereits die Grenzen eines eng gefassten Gewaltbegriffs auf. Denn Gewalt wird, wie eingehend erwähnt, nicht immer ausschließlich durch physische Kraft (force) angewendet und physische Kraft ist andererseits nicht immer Ausdruck von Gewalt (vgl. Meßelken, S.21f.). Eine Betrachtung des weiter gefassten Gewaltbegriffs bietet sich daher im Rahmen dieser Untersuchung eher an, da er Gewalt nicht nur abhängig vom Gebrauch physischer Kraft (force) betrachtet, sondern die Verletzung bzw. Schädigung und deren Folgen in den Vordergrund rückt, um Gewalt zu definieren. In dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2002 veröffentlichten Weltbericht „Gewalt und Gesundheit“wird ‚Gewalt‘ in einem weiteren Sinne folgendermaßen definiert:
Gewalt ist der tatsächliche oder angedrohte absichtliche Gebrauch von physischer oder psychologischer Kraft oder Macht, die gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft gerichtet ist und die tatsächlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt.
Folgt man Meßelkens Begriffserläuterungen zu ‚Gewalt’ kann Mobbing je nachdem, ob man den engen oder weiten Gewaltbegriff zugrunde legt, zwei Definitionen haben: Im engen Sinn ist Mobbing eine gewaltauslösende Handlung, nutzt man jedoch den weiteren Definitionsbegriff kann Mobbing als eigene Form der Gewalt verstanden werden. Dan Olweus – erschüttert von dem Selbstmord dreier norwegischer Jugendlicher durch Drangsalierungen in der Schule und beseelt von dem Wunsch Lösungen für dieses Problem zu finden – prägte 1970 den Begriff ‚Mobbing in der Schule‘ (vgl. Mirian, 2018, S.1). Olweus (1996) definiert Mobbing folgendermaßen: „A student is being bullied or victimized, when he or she is exposed, repeatedly and over time , to negative actions on the part of one or more students.“ (zitiert nach Bannenberg & Rössner, 2006, S. 22). In dieser Definition trennt Olweus Gewalt von Mobbing, er nutzt die beiden Begriffe ‚Mobbing’ und ‚Gewalt‘ demnach nicht synonym. Klar ist jedoch, dass Mobbing mit Gewalt im Zusammenhang steht. Mobbing mündet zwar nicht zwangsläufig immer in physischer interpersonaler Gewalt (force), doch wird immer psychische Gewalt genutzt, um das Opfer zu schädigen, weshalb Mobbing demnach eher der weiten Begriffsdefinition von Gewalt entspricht. Mobbing richtet sich bevorzugt gegen eine bestimmte Person (vgl. Alasker, 2012, S.13), welche zuvor von einer, in einer Machtposition befindlichen, Person oder von einer (Macht ausübenden) Gruppe ausgesucht wurde. Es findet wiederholt über einen längeren Zeitraum statt (vgl. Wachs et al., 2016, S.18) und kann vielfältige Formen annehmen, wie bspw. physische Gewalt, aber auch psychische Gewalt wie Beleidigung, Lästereien uvm. (vgl. Styliani, 2020, S.4). Ziel ist es, das Opfer systematisch immer wieder zu verletzen und es dadurch sozial zu isolieren. Dabei zeigt sich auch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal von Mobbing gegenüber anderen Formen der „Aggression“: Systematik (vgl. ebd.). Mobbing wird durch das wiederholte Verletzen einer spezifischen Person und/oder Gruppe, welche i.d.R. nicht in der Lage ist sich gegen diese Form der Aggression adäquat zur Wehr zu setzen, gekennzeichnet. Ein weiteres Merkmal von Mobbing ist die, sich gegenüber ihrem Opfer in einer Machtposition (vgl. Wachs et al. 2016,. S.19) befindliche, Gruppe, welche als Täter agiert. Die Gruppe kann in ihrer Zusammensetzung durchaus Veränderungen unterworfen sein und infolgedessen von Außenstehenden, z.B. Lehrkräften, unter Umständen nicht immer klar bestimmt werden. Erschwerend hinzu kommt die verstärkte Digitalisierung unserer modernen Welt und die damit verbundene Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (Wachs & Schubarth, 2016, S. 121), weshalb es immer mehr zu einer Verlagerung zwischenmenschlicher Interaktionen ins World Wide Web kommt. Dadurch hat sich im Laufe der Zeit eine durch Medien vermittelte Form des Mobbings entwickelt: Cyber-Mobbing. Aufgrund des ständigen Zugriffs auf diese Medien, kann Cyber-Mobbing stets überall und zu jeder Zeit erfolgen, was es für Erzieher*innen, Lehrer*innen und Eltern sehr viel schwieriger macht, dieser Form des Mobbing vorzubeugen bzw. sie überhaupt zu erkennen. Derzeit existiert noch keine allgemein gültige Definition des Begriffs ‚Cyber-Mobbing‘(vgl. Peter & Petermann, 2018, S. 12ff.). Peter und Petermann (2018) haben dennoch versucht, die am häufigsten genannten Merkmale des Begriffs ‚Cyber-Mobbing‘ in einer Definition zusammenzutragen: „Cybermobbing ist das Nutzen von Informations- und Kommunikationstechnologien, um ein Opfer wiederholt und absichtlich zu schädigen, zu belästigen, zu verletzen und/oder zu beschämen“. Bei dieser Definition ist jedoch anzumerken, dass sie keine Auskunft darüber erteilt, ob Cyber-Mobbing durch ein Individuum und/oder durch eine Gruppe ausgeführt wird, ähnlich der Definition von Kowalski und Limber (2007), die Cyber-Mobbing folgendermaßen definieren: „Bullying through e-mail, instant messaging, in a chatroom, on a website, or through a text message sent to a cell phone.“ Die Definition von Cyber-Mobbing durch Smith et al. (2008, zitiert nach Wachs & Schubarth, 2016, S.123) umfasst hingegen auch eine Täterbeschreibung: „Cyber-Mobbing kann als aggressives Verhaltensmuster verstanden werden, bei dem eine einzelne Person oder eine Gruppe IKT verwendet, um eine schwächere Person oder Gruppe wiederholt und mit voller Absicht zu schädigen.“ Trotz der noch nicht abgeschlossenen Suche nach einer einheitlichen Definition, ist jedoch unbestritten, dass Cyber-Mobbing eine spezielle Form des Mobbing ist, welche sich maßgeblich nach der Kommunikations- und Medienform richtet, systematisch erfolgt und ebenfalls eine Schädigung bzw. Verletzung des Opfers zum Ziel hat. Zu den bevorzugten ‚Tatwaffen’ zählen dabei „elektronische Medien wie Smartphones, Tablets oder Computer“ (ebd, S.11), wobei neuere Studien zeigen, dass Mobbing und Cybermobbing meistens in Kombination auftreten (vgl. ebd. S. 12). Cybermobbing findet hierbei jedoch nicht im öffentlichen Raum, wie z.B. der Schule, dem Spielplatz usw., statt, sondern im Internet, zumeist über soziale Medien wie z.B. Facebook oder Nachrichtendienste wie WhatsApp, statt, was den Tätern Anonymität und eine möglichst große Reichweite für ihre „Attacken“gewährt. Aufgrund dieser beiden Faktoren können sich auch besonders viele Täter gemeinsam in einer Gruppe zusammenfinden, was es dem Opfer und auch den Außenstehenden noch schwerer macht, herauszufinden, wer das Mobbing initiiert, lenkt und ausübt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Aggression der Urheber physischer und psychischer Gewalt sowie jeglicher Formen des Mobbing ist. Zu beachten ist, dass physische „Gewalt“, Mobbing – egal welcher Art – nicht notwendigerweise voraussetzt, sondern durchaus ungelenkt in Bezug auf das Opfer und die Form der physischen Gewaltanwendung und ohne vorheriges Mobbing bzw. ohne ein, über einen längeren Zeitraum anhaltendes, Bullying erfolgen kann. Interpersonale Gewalt tritt im Gegensatz zu Mobbing meist weder wiederholend noch systematisch auf und wird zumeist nicht von einer Gruppe ausgeführt. Mobbing hingegen kann sich physisch und/oder physisch äußern, erfolgt wiederholend und systematisch über einen längeren Zeitraum und wird fast immer von einer Gruppe gegen eine bestimmte Person oder Gruppe ausgeübt und weist zumeist ein Machtungleichgewicht zwischen Täter und Opfer auf (Vgl. Wachs et al. 2016, S.19).
2.2. Erscheinungsformen von Mobbing
Nady Mirian (2018) unterscheidet zwei verschiedene Ebenen auf denen Mobbing stattfinden kann: die vertikale und die horizontale Ebene. Findet Mobbing auf der vertikalen Ebene statt, dann entweder top-down, z.B. ein/e Lehrer*in, der/die eine/n Schüler*in drangsaliert oder bottom-up, also bspw. ein/e Schüler*in, der/die eine/n Lehrer*in5 mobbt. Mobbing auf der horizontalen Ebene findet hingegen unter „Gleichrangigen“ (vgl. ebd., S.40) statt. Untersuchungen konnten zeigen, dass Mobbing auf der horizontalen Ebene die am häufigsten vertretene Form von Mobbing ist (vgl. ebd.).
Die horizontale Ebene wird dabei als gefährlichste eingestuft, da vor allem auf dieser Ebene der Täter/ die Täterin aufgrund der Gruppendynamik von den anderen Gruppenmitgliedern unterstützt wird. Es wird von Gruppenzwang gesprochen, da derjenige, der sich nicht an die ‚Regeln‘hält, automatisch von der Gruppe zum Außenseiter ernannt wird (vgl. Merk 2014, S. 13 f.)
Styliani (2020) unterscheidet bei den Erscheinungsformen von Mobbing in direktes und indirektes Mobbing, wobei sich direktes Mobbing entweder physisch oder verbal äußern kann, und indirektes Mobbing meist relational ist, also Auswirkungen auf die Beziehungen des Opfers hat, z.B. zum Ausschluss aus einer sozialen Gruppe führt. [Relationales Mobbing] beschreibt das Angreifen und Zerstören sozialer Beziehungen, der sozialen Zugehörigkeit und Akzeptanz durch u. a. das bewusste Herausekeln, Ignorieren, Ausschließen aus sozialen Gruppen und von gemeinsamen Aktivitäten, das Manipulieren anderer, um gegen das Opfer vorzugehen, Lästern oder das Verbreiten von Gerüchten über das Opfer. (Wachs et al. 2016, S.27)
Direktes Mobbing in seiner physischen Ausprägung beinhaltet „relativ harmlose, jedoch schmerzvolle Handlungen [...] aber auch gefährliche und manchmal lebensbedrohliche Handlungen“ (Styliani, 2020, S.7). „Hierunter fallen alle Handlungen, die darauf abzielen, eine Person körperlich zu verletzen, wie z.B. durch Schlagen, Treten, An-den-Haaren- Ziehen, Kratzen, Beißen, Schubsen etc.“ (Wachs et al. 2016, S.27) Die häufigste Form des Mobbing ist jedoch die indirekte Form, sprich verbales Mobbing, bei dem das Opfer ständigen Beleidigungen, Beschimpfungen, Hänseleien uvm. ausgesetzt ist. „[Verbales Mobbing] umfasst sämtliche verbalen Attacken wie z. B. verletzende Spitznamen, verbale Drohungen, ironische Kommentare, fiese Anspielungen, Beschimpfungen und Belästigungen.“ (Wachs et al. 2016, S.27) Cyber-Mobbing äußerst sich u.a. durch Belästigungen, Verunglimpfungen, Verrat und der sozialen Exklusion aus Gemeinschaften oder Gruppen (vgl. Wachs & Schubarth, 2016, S.123). Zwar gibt es zwischen dem klassischen Mobbing und Cyber-Mobbing einige Gemeinsamkeiten, doch tritt beim Cyber-Mobbing physische Gewalt zugunsten psychischer Gewalt in den Hintergrund, zudem hat das Opfer aufgrund der Zeit- und Ortsunabhängigkeit von Cyber-Mobbing keine Möglichkeit sich zurückzuziehen bzw. zu erholen (vgl. ebd., S. 125) und aufgrund der nicht vorhandenen ‚ face-to-face ‘-Situation, muss der Täter sich nicht mit dem Leid seines Opfers auseinandersetzen, sieht also die direkten Auswirkungen seiner Tat nicht und handelt daher oft ungehemmter und dementsprechend brutaler (vgl. ebd.).
[...]
1 Vgl. Sadigh, Parvin (2018). Gewalt unter den Kleinsten, Online im Internet: URL: https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-03/gewalt-grundschule-berlin-sachsen-anhalt-praevention (Stand 15.10.2020).
2 Vgl. Schütten, Stefanie (2012). Cybermobbing lässt sich nicht allein im Netz bekämpfen. Online im Internet. URL: https://www.zeit.de/digital/internet/2012-10/amanda-todd-anonymous (letzter Stand 15.10.2020).
3 Vgl. Lehrke, Gerhard (2019). Schülerin begeht Suizid nach Mobbing in Berlin-Reinickendorf: Reaktionen. Online im Internet. URL: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/schuelerin-begeht-suizid-nach-mobbing-in-berlin-reinickendorf-reaktionen-li.43134 (Stand 15.10.2020).
4 Vgl. Hamann, Susanne (2019). Was Eltern jetzt über Mobbing und Cybermobbing wissen müssen. Online im Internet. URL: https://rp-online.de/leben/gesundheit/psychologie/nach-suizid-einer-elfjaehrigen-in-berlin-das-passiert-bei-cybermobbing_aid-36522761 (letzter Stand 15.10.2020).
5 Das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom 08.November 2016 unter 2.000 Lehrer*innen ergab, dass 23 % der Lehrer*innen in Deutschland bereits einmal Opfer von psychischer Gewalt von Schüler*innen geworden sind und 6% bereits physische Gewalt von Seiten ihrer Schüler*innen erlebt haben.