Habitus, soziale Felder, Kapital. Bourdieusche Analyse von Alice Goffmans Feldstudie "On the Run: Die Kriminalisierung der Armen in Amerika"


Hausarbeit, 2020

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Habitus-Theorie von Pierre Bourdieu
2.1 Habitus
2.2 Soziale Felder
2.3 Kapital

3. ,,0n The Run“ - eine Feldstudie von Alice Goffmann
3.1 Analyse

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

„Was der Leib gelernt hat, das besitzt man nicht wie ein wiederbetrachtbares Wissen, sondern das ist man.“ (Bourdieu 1999: 135)

Der Habitus, als das Körper gewordene Soziale, ist neben den Vorstellungen des sozialen Feldes und des Kapitals, eines der wichtigsten Erkenntniswerkzeuge, die Pierre Bourdieu den Wissenschaften vermacht hat1. Obschon der Begriff des Habitus durch Bourdieu nicht neu erfunden wurde2, entwickelte er jenes Konzept erstmals mit systematischer Bedeutung im Rahmen seines gesamten ffiuvre. Das Handeln der Akteure wird nicht mehr als bloßes Ergebnis bewusster Entscheidungen begriffen. Vielmehr legte Bourdieu das Augenmerk darauf, welche Strukturprinzipien des Urteilens, Bewertens und des Sich-Von-Anderen- Unterscheidens unbewusst in die soziale Praxis der Akteure Eingang gefunden haben. Indem man sich von anderen unterscheidet und abgrenzt, definiert man sich und schafft eine eigene Identität. Hierbei spielt der Staat eine entscheidende, konstituierende Rolle. Durch seine „performativen Äußerungen“ werden Bevölkerungsgruppen legitimiert, sanktioniert und ausgegrenzt. Somit werden gesellschaftliche Wirklichkeit und ihre distinktiven Lebensformen staatlich und symbolisch strukturiert sowie determiniert (Trebbin 2012: 76). Es wundert also nicht, dass eines der zahlreichen Forschungsfelder Bourdieus die Untersuchung der Erzeugung und Reproduktion sozialer Ungleichheit, war3 (Krais/Gebauer 2002: 5, 8, 40; Schwingel 1995: 7, 12, 59f).

Mit eben jener ungleichen Behandlung der Schwarzen Bevölkerung in den USA beschäftigt sich Soziologin Alice Goffman in ihrer Studie ,,On The Run: Fugitive Life in an American City“, welche 2015 auch in deutscher Sprache erschien. Anfang der 2000er Jahre begab sich die Anthropologiestudentin nach Philadelphia, in ein ghettorisiertes Viertel namens „the 6th Street“, um dort die Auswirkungen von Drogen, Polizeigewalt und fehlender Sozialpolitik zu beobachten. Ihre These, die Bekämpfung der Kriminalität sei erfolglos und treffe unverhältnismäßig viele Schwarze. Die permanente Präsenz und das brutale Vorgehen des Polizeiapparates stünden jedweder Sozialpolitik entgegen, diskriminierten Schwarze und setzten eine Abwärtsspirale in Gang, die vor allem junge Afroamerikaner und ihre Familien zunehmend in ihrem Zusammenleben einschränkt und verändert hat. Spätestens seit dem Todesfall George Floyd im Mai 2020 durch brutale Polizeigewalt wird die Black-Lives- Matter-Bewegung über den ganzen Globus medial thematisiert. Die Debatte über Rassismus, soziale Ungleichheit, Diskriminierung und systematischen Kriminalisierung der Schwarzen Bevölkerung hat also auch sechs Jahre nach Erscheinen der Feldstudie nicht an Aktualität verloren.

Im Zuge dieser Arbeit wurde sich dem ethnografischem Material mittels der bourdieuschen Habitus-Theorie genähert. Ob und inwieweit sich die Kategorien Habitus, Feld und insbesondere Kapital zur Analyse des vorliegenden Materials Goffmans eignet, wird im Folgenden anhand von ausgewählten Beispielen untersucht. Kapitel 1 geht daher exkursartig auf die theoretischen Grundlagen der Konzepte Pierre Bourdieus ein. Zunächst werden die drei Begrifflichkeiten - Habitus, soziale Felder, Kapital - rekonstruiert, sowie wesentliche Aspekte dieser herausgearbeitet. Anknüpfend an eine kurze Inhaltsangabe der Feldstudie ,,On The Run“ wird dargestellt, ob und wo sich Habitus und Kapitalformen im vorliegenden ethnografischen Material verorten lassen. Abschließend werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengetragen und kritisch resümiert.

2. Die Habitus-Theorie nach Pierre Bourdieu

Das Habitus-Konzept wurde von Bourdieu schon in seinen frühesten Schriften in Algerien gegen Ende der 50er Jahre entwickelt. Dort unternahm er ethnologische Studien über die Welt der kabylischen Bauern (Krais/Gebauer 2002: 18 - 21; Schwingel 1995: 14). Nach seiner Rückkehr richtete sich seine Aufmerksamkeit auf das Frankreich der 60er/70er Jahre, welches durch eine hohe soziale Ungleichheit gekennzeichnet war4. Bourdieu positioniert sich zeitlebens jenseits des Dualismus von Subjektivismus und Objektivismus. Für ihn stellten sie eine künstliche Opposition dar, die es zu überwinden galt, um wissenschaftlich hinreichende Ergebnisse zu erhalten und nicht in der Einseitigkeit beider Erkenntnismodi verhaftet zu bleiben. Zu diesem Zweck entwickelte er die praxeologische Erkenntnisweise (Barlösius 2007: 18ff, Dazert 2017: 341, Schwingel 1995: 41 - 51). Für die Überwindung beider gegensätzlicher Perspektiven konzipierte er den Habitus. Dieser verkörpert eine Vermittlungsinstanz zwischen den objektiven Strukturen der sozialen Welt und den einverleibten Erfahrungen der Akteure in ihrem jeweiligem Feld. Die anderen partiellen Theoriemodelle - soziale Felder und Kapital - stehen in direkter, wechselseitiger Verbindung sowohl zum Habitus als auch zueinander (Barlösius 2007: 47; Kramer 2011: 46; Schwingel 1995: 60, Treibei 2006: 224).

2.1 Habitus

Habitus als Konzept ist durch Bourdieu nicht neu erfunden worden. Ursprünge des Begriffs lassen sich schon in der altgriechischen Sprache und der antiken Philosophie finden. Die allumfassendste Erklärung stammt von Thomas v. Aquin, der den Habitus „als zuständliche Eigenschaft, dauerhafte Anlage eines Dinges zu etwas“ verstand (Schütz 1958: 351). Hier ist bereits die doppelte Vermittlungsfunktion erkennbar, die der Habitus auch bei Bourdieu einnimmt: eine Vermittlung zwischen der Potentialität und der Ausübung einer Handlung. Bourdieu konstruiert den Habitus als einen Operator5. Dieser fungiert als generierendes Prinzip und nimmt in der sozialen Praxis der Akteure - also in der Art und Weise ihrer Lebensführung - konstitutive Gestalt an. Der Fakt, dass sich Menschen ohne Verzögerung spontan und intuitiv verhalten, spricht für die Existenz eines solchen6. Jedem Akteur kommt ein individueller Habitus zu. Zwar ist dieser, laut Bourdieu, nicht angeboren; dennoch geht er davon aus, dass Menschen gesellschaftlich geprägt sind und ihn von frühster Kindheit an erwerben, - durch individuelle und kollektive Erfahrungen innerhalb sozialer Beziehungen (Bourdieu 1976: 164; Bourdieu 1999: 136; Krais/Gebauer 2002: 31ff, Schwingel 1995: 61f). Der habituelle, distinktive Operator ist also als ein dynamischer Prozess des Erzeugens durch die Akteure selbst zu verstehen. Um es mit Bourdieus Worten (2001: 165) zu sagen: der Habitus sei „inkorporierte Geschichte, eingeschrieben in das Gehirn, aber auch in die Falten des Körpers, die Gesten, die Sprechweisen, den Akzent, in die Aussprache, die Ticks, in alles, was wir sind. Diese inkorporierte Geschichte ist der Ursprung, von dem aus wir antworten.“ Erzeugt werden objektiv klassifizierende Praxisformen und Repräsentationen. Sie bilden dann das Fundament sozialer Unterschiede und deren Bewertungssysteme. Diese, durch das habituelle Dispositionssystem festgelegten Praxisformen, gestalten nun gewissermaßen den Handlungsspielraum und die Grenzen möglicher und unmöglicher Praktiken. Außerdem werden Orientierungen, Hoffnungen und zukünftige Erwartungen der einzelnen Akteure aufgezeigt, die überdies durch objektive Strukturen eröffnet oder verschlossen werden können. In der sozialen Praxis und dem jeweiligen Lebensstil ist immer bereits Wertung und Urteil enthalten, wodurch die hierbei erzeugten Unterschiede distinktiven Zeichen entsprechen. Somit ist der individuelle Habitus nicht nur Ausdruck eines Akteurs, sondern gleichzeitig reproduzierte gesellschaftliche Eingebundenheit und die Repräsentation der Klassenlage, welcher er angehört (Barlösius 2007: 49 - 60; Bourdieu 1984: 277; Krais/Gebauer 2002: 33 - 36; Schwingel 1995: 62f). „Die unterschiedlichen Praktiken, Besitztümer, Meinungsäußerungen erhalten ihren sozialen Sinn also dadurch, dass sie etwas anzeigen, soziale Unterschiede nämlich, die Zugehörigkeit zu der einen oder zu der anderen Klasse.“ (Krais/Gebauer 2002: 37).

Für den französischen Soziologen ist das gravierendste Kriterium der Distinktion der Geschmack7, und an zweiter Stelle die Verfügung und Ausstattung über verschiedene Kapitalformen. Obgleich Änderungen des Habitus nicht ausgeschlossen sind - z.B. bei Positionsänderungen im sozialen Raum, haben sie eine durch den Sozialisationsprozess bedingte Trägheit inne. Diese Trägheit, betont Bourdieu, wird determiniert durch das Geschlecht, die soziale Herkunft und Stellung sowie die Ethnie. Denn wenn der Habitus die persönliche und soziale Identität eines Akteurs widerspiegelt, leuchtet ein, dass er nicht einfach abgelegt oder gewechselt werden kann (Barlösius 2007: 62, 69, 85; Krais/Gebauer 2002: 37f; Treibei 2006: 227f). Zusammenfassend lässt sich also festhalten:

„Je nachdem, in welcher sozialen Klasse der Mensch aufwächst, werden die vorherrschenden Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata bewusst und unbewusst übernommen und präsentieren sich in einem spezifischen Habitus. Der Lebensstil des Menschen wird demgemäß von klein an geprägt und bestimmt und weist zwangsläufig auf die soziale Positionierung hin ... . Durch die habituell bedingten ästhetischen Urteile im alltäglichen Leben sind Personen und Klassen somit in der Lage, sich untereinander zu differenzieren und voneinander zu distanzieren.“ (Dazert 2017: 22)

2.2 Soziale Felder

Neben dem Habitus entwirft Bourdieu das Konzept der sozialen Felder8. Sie sind als externe soziale Strukturen unterschiedlicher Reichweite zu begreifen, welche in umgekehrter Weise habituelle Anlagen generieren. „Als Feld bezeichnet er die spezifischen sozialen Einheiten und Einrichtungen, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt.“ (Barlösius 2007: 90) Dieses Konzept nimmt einerseits sowohl die Akteure der jeweiligen sozialen Felder in den Blick und trägt andererseits der eigenen Logik der Felder Rechnung: Jedes soziale Feld bildet also einen historisch ausdifferenzierten Raum des Möglichen bzw. einen Rahmen externer Zwänge. Habitus und soziale Felder werden immer zusammen gedacht und aufeinander bezogen. Die sozialen Felder werden auch als sogenannte „Kräftefelder“ verstanden. Sie sind gekennzeichnet von den sozialen und symbolischen Kämpfen der Akteure um Macht und Einfluss, innerhalb derer sie die eigenen Positionen, Interessen und Sichtweisen durchzusetzen versuchen (Krais/Gebauer 2002: llf, Trebbin 2012: 92f). Auf der allgemeinsten Ebene ist das Feld der Macht angesiedelt. Hier führen die gesellschaftlich herrschenden Gruppen, Auseinandersetzungen darüber, welche Fähigkeiten, Kompetenzen und Ressourcenausstattungen welche gesellschaftliche Anerkennung erfahren sollen. Voraussetzend dafür ist die so genannte „illusio“. Diese drückt aus, dass sich alle, die sich im jeweiligen Feld befinden und dort miteinander agieren, auf die feldspezifischen Spielregeln einlassen, daran glauben und sich damit identifizieren (Barlösius 2007: lOOf; Krais/Gebauer 2002: 54 - 59; Schwingel 1995: 82ff). Die Rede von „Spielregeln“ verweist darauf, „dass dieses sich nicht über ein fixiertes Gerüst von Positionen konstituiert, sondern über die „Praxis der Akteure“ (Krais/Gebauer 2002: 59, Hervorhebung i. O.). Es obliegt also den Akteuren selbst, wie sie sich strategisch am „Spiel“ beteiligen9. Dies istjedoch immer bedingt durch die Verfügung über entsprechende Ressourcen des jeweiligen Feldes, die Bourdieu als „Kapital“ bezeichnet. Die soziale Stellung der Akteure lässt sich anhand eines mehrdimensionalen Raumes, des „sozialen Raums“, illustrieren (Barlösius 2007: 103; Krais/Gebauer 2002: 62; Schwingel 1995: 85). Die zentralen Konstruktionsprinzipien des sozialen Raums werden durch die „verschiedenen Sorten von Macht oder Kapital [gebildet], die innerhalb der einzelnen Felder jeweils im Kurs sind“ (Bourdieu 1991: 10). Mittels dieses Kapitals verfügt nun der jeweilige Akteur über die Macht innerhalb eines bestimmten Feldes im sozialen Raum Anerkennung für sich selbst oder der Gruppe zu sichern (Kramer 2011: 35).

2.3 Kapital

Der Handlungsspielraum der Akteure wird also festgelegt durch die ungleich verteilten Ressourcen im Sinne unterschiedlicher Kapitalsorten, die den Akteuren in den Feldern zur Teilnahme am „Spiel“ zur Verfügung stehen. Das heißt: sowohl für den Habitus als auch für die sozialen Felder ist das Kapital wesentlich, denn es determiniert die Profitchancen im entsprechendem Feld (Barlösius 2007: 102 - 108; Schwingel 1995: 69f). „Kapital ist akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Materie oder in verinnerlichter, „inkorporierter“ Form“ (Bourdieu 1983: 183). An der Stelle wird deutlich, dass Bourdieu den klassisch ökonomischen Kapitalbegriff erweitert, nämlich um eine symbolische, kulturelle sowie soziale Dimension. Diese Erweiterung macht es möglich, den distinktiven Charakter verborgener Austauschprozesse und habitueller Praxisformen aufzudecken. Klassen sind demzufolge mehr als die bloße deskriptive Definition der Gesamtheit dessen, was jemand besitzt und der damit einhergehenden Produktionsbeziehungen. Die jeweilige Klassenlage ist vielmehr Ausdruck einer homogenen Menschengruppe, gekennzeichnet durch ähnliches Kapital aufgrund von erworbenem Habitus und sich daraus ergebenden distinktiven Lebensstilen (Dazert 2017: 66, Kramer 2011: 41f). „Das [...] überproportionale Verhältnis (das Mehr) an und das Zusammenwirken von kulturellem und ökonomischem Kapital ist Ausgangspunkt für soziale Differenzen“ (Dazert 2017: 342).

Bourdieu unterscheidet vier Kapitalformen. Diese sind analytisch sowie begrifflich verschieden undjeweils von den verschiedenen Feldern hervorgebracht.

Ökonomisches Kapital ist mit materiellem Eigentum gleichzusetzen. Es lässt sich unmittelbar in Geld- und Produktionsmittel konvertieren, ablesbar durch Einkommenshöhe, Vermögensbestand sowie in Gestalt distinktiven Konsumverhaltens.

Kulturelles Kapital wird, nach Bourdieu, wiederum in drei Ausprägungen untergliedert: den inkorporierten, den objektivierten und den institutionalisierten Zustand. Der inkorporierte Zustand dieser Kapitalform lässt sich als dauerhaft erworbene und verinnerlichte Dispositionen beschreiben, die dem Leib gewordenen Habitus angehört10. Demzufolge kann es nicht einfach kurzfristig übertragen werden, da es körpergebunden ist. Jeder Akteur muss Zeit und Kosten investieren um sich dieses Kapital anzueignen. Objektiviertes Kulturkapital korrespondiert mit dem materiellen Träger von inkorporiertem Kulturkapital. Dazu zählen kulturelle Güter verschiedener Art11, also die Produkte des kulturellen Feldes. Zur materiellen Aneignung ist ökonomisches Kapital ausreichend, allerdings nicht zur symbolischen Aneignung. Diese setzt entsprechende kulturelle Fähigkeiten voraus, also inkorporiertes Kapital. Anerkennung und Prestige gebende Bildungstitel, die im Feld der Bildung erworben wurden und ebenfalls Eingang in das Dispositionssystem des Habitus fanden, entsprechen dem institutionalisierten Kulturkapital. An dieser Stelle lässt sich sogar eine Vergleichbarkeit der jeweiligen Wertigkeiten von kulturellem und ökonomischem Kapital erreichen. Je nach Ausprägung des kulturellen als auch des ökonomischen Kapitals korreliert damit ein bestimmter Habitus, der sich vor allem im Kleidungsstil und der Sprache niederschlägt. Durch Sozialisation, das jeweilige Bildungsniveau sowie das familiäre Erbe reproduziert sich dieser, und fungiert gleichermaßen als externe Abgrenzung sowie interne Selbstbestätigung (Barlösius 2007: 108 - 112; Treibei 2006: 229f).

Soziales Kapital besteht aus „Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen oder Anerkennens verbunden sind“ (Bourdieu 1983: 191, Hervorhebung i. O.). Es ist als Produkt eines fortlaufenden Prozesses zu begreifen. Dessen Ressourcen hängen von der jeweiligen Gruppenzugehörigkeit12 ab. Nur in der sozialen Praxis, im Rahmen dauernder ökonomischer und symbolischer Tauschbeziehungen, existiert und reproduziert es sich. Obschon sich das Sozialkapital nicht unmittelbar auf das Ökonomische oder Kulturelle eines Individuums oder einer Gruppe reduzieren lässt, stellt es dennoch einen Multiplikationsfaktor13 dessen dar (Angelstein 2017: 336; Barlösius 2007: 108f; Bourdieu 1983: 191 - 198). Je nachdem, wie umfangreich und ausgedehnt das soziale Kapital ist, verbessert es „die Chancen eines Akteurs, seine übrigen Ressourcen gewinnbringend einzusetzen und Profite zu maximieren“ (Trebbin 2012: 98).

[...]


1 Schon zu Lebzeiten galt er als Klassiker auf seinem Gebiet und wurde vielfach rezipiert.

2 Schon Emile Dürkheim, Max Weber und andere namhafte Soziologen beschäftigten sich mit diesem Begriff.

3 Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse entwickelte er seine Theorien undjustierte sie im Laufe der Jahre aus.

4 In „Die feinen Unterschiede“ (1984, frz. 1979 „La Distinction“) untersuchte er die französische Sozialstruktur bezüglich des unterschiedlichen Bildungserfolges resultierend aus sozialer Herkunft. Diese und der Besitz ökonomischer sowie kultureller Fertigkeiten entschieden darüber, welche soziale Position ein Akteur innerhalb der Gesellschaft einnahm und inwiefern ihm der Zugang zu Bildung eröffnet wurde oder verschlossenblieb.

5 „modus operandi“ als eine Art des Vorgehens oder Handelns

6 „So werden ... sinnliche Eindrücke spontan und automatisch in innere Bilder übersetzt und umgekehrt, Regungen der Innenwelt in Gesten, Mimik und andere körperliche Ausdrucksweisen überführt, ohne dass das Bewusstsein explizit beteiligt ist.“ (Barlösius 2007: 33)

7 Mit Geschmack ist/sind, die äußere Erscheinung, Moralvorstellungen, ästhetisches Empfinden sowie der Umgang mit/Kenntnisse von Kulturprodukten gemeint.

8 z.B. ökonomisches Feld, künstlerisches Feld, wissenschaftliches Feld, weitere Subfelder usw.

9 Wie viel möchte man investieren, wie möchte man Kenntnisse darüber erwerben, welche Positionen relevant sind, und welche Regeln gelten um Profit- und Handlungschancen zu erhalten.

10 Art des Auftretens, Sprechens und des Verhaltens, kulturelle Fähig- und Fertigkeiten; Bildung

11 z.B. Gemälde, Bücher, Museen, Instrumente, Denkmäler, Zugang zu kulturellen Institutionen usw.

12 z.B. Herkunft, Familie, Vereine, Stiftungen, Parteien, exklusive Clubs usw.

13 z.B. das sog. „VitaminB“, „Netzwerke“, „(soziale) Beziehungen“ die einem bestimmtenZweck dienen

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Habitus, soziale Felder, Kapital. Bourdieusche Analyse von Alice Goffmans Feldstudie "On the Run: Die Kriminalisierung der Armen in Amerika"
Hochschule
Universität Leipzig
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
22
Katalognummer
V956832
ISBN (eBook)
9783346306319
ISBN (Buch)
9783346306326
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alice Goffmann Bourdieu Habitus soziale Felder Black Lives Matter Kapital
Arbeit zitieren
Suzanne Seif (Autor:in), 2020, Habitus, soziale Felder, Kapital. Bourdieusche Analyse von Alice Goffmans Feldstudie "On the Run: Die Kriminalisierung der Armen in Amerika", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/956832

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