Diese Arbeit beschäftigt sich mit zwei von Edgar Degas' Akt- und Boudoir-Werken und arbeitet die darin bewusst evozierte Intimität heraus. Als theoretischen Ausgangspunkt der Werkanalyse wird der Begriff des "male gaze" angewandt – der männliche beobachtende Blick, der insbesondere von der britischen, feministischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey besprochen und geprägt wurde. Damit wird aufgezeigt, wie man als Betrachter von Degas’ "Frau bei der Toilette" einer sehr privaten und intimen Szene beiwohnt und durch die bemerkenswerte Bildkomposition eine spannende und reziproke Beziehung eingeht, die in einem charakteristischen Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz resultiert. Als Rezipient und Rezipientin nimmt man, möglicherweise ungewollt, eine voyeuristische Rolle ein.
Edgar Degas war ein aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt. Er verfolgte die impressionistischen Ideen durchaus kritisch, stand der akademischen Malerei stattdessen weniger kritisch gegenüber und beschäftigte sich Zeit seines Lebens besonders mit Werken diverser 'großer Meister' (bspw. Giotto di Bondone, Giovanni Bellini, Diego Velázquez, Rembrandt van Rijn, Tizian, Andrea Mantegna), die er beispielsweise im Louvre oder bei diversen und regelmäßigen Italienaufenthalten studierte und kopierte.
Degas bevorzugte die Arbeit im Atelier, anders als seine damaligen Zeitgenossen, welche sich intensiv mit der Freiluftmalerei auseinandersetzten. Hinzu kommt die durchaus differente und kritische sozial-gesellschaftliche Themen- und Motivauswahl, die sich weitestgehend auf die Darstellungen von Menschen in diversen Lebens-, Arbeits- und Alltagssituationen beschränkte. Seine wohl umfangreichsten und bekanntesten Werkgruppen thematisieren einerseits die künstlerische und bewegte Anstrengung, die er im Ballett, teils auf der Bühne, teils bei Proben und im Umkleideraum zeigt. Andererseits beschäftigte er sich generell mit dem Körperlichen und der Nacktheit und dessen Darstellung im Medium diverser Akt- und Boudoir-Szenen in Bordellen oder im Privaten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Paris als Stadt der Moderne
- „Weibliche Räume“
- Laura Mulvey - Visual Pleasure and Narrative Cinema
- Werkbeschreibung
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Ausarbeitung untersucht die bewusst evozierte Intimität in Degas' Werk „Frau bei der Toilette (1886)“ anhand des Begriffs des „male gaze“.
- Analyse der Rolle des männlichen Blicks in der Kunst
- Untersuchung der bildkompositorischen Lösungen in Degas' Werk
- Exploration der „Nähe“ und Intimität in der Darstellung
- Einordnung des Werks in den historischen und soziokulturellen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Edgar Degas als Ausnahmefigur innerhalb der Impressionisten vor und führt seine Vorlieben für präzise Kompositionsarbeit, die Arbeit im Atelier sowie seine Beschäftigung mit dem menschlichen Körper und der Nacktheit in diversen Situationen aus.
Das Kapitel „Paris als Stadt der Moderne“ setzt den historischen und soziokulturellen Rahmen für die Analyse des Werks. Es beschreibt die Transformation von Paris im 19. Jahrhundert, die Entwicklung der Boulevards und Passagen und die Rolle der Frau in dieser Zeit.
Schlüsselwörter
Edgar Degas, Frau bei der Toilette, male gaze, Laura Mulvey, Visual Pleasure and Narrative Cinema, Paris, Moderne, Boudoir, Intimität, Voyeurismus, Bildkomposition, Betrachter-Perspektive.
- Arbeit zitieren
- Max Brenner (Autor:in), 2020, Voyeurismus und Intimität in Degas' "Frau bei der Toilette". Werkanalyse unter dem Aspekt des "Male Gaze" nach Laura Mulvey, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/957050