Kunert, Günter - Mondnacht und Johann Wolfgang von Goethe - An den Mond - Analyse und Vergleich


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

4 Seiten, Note: 1


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Mondnacht

Alexander Ivchenko

In dem Gedicht ,,Mondnacht" von Günter Kunert setzt sich der Autor mit der DDR und ihrem politischen System auseinander, die nicht seinen Vorstellungen von Sozialismus entspricht. Der Autor beschreibt die DDR und stellt dabei die Verbindung zum Dritten Reich her. Dann geht er wieder auf die Situation in der DDR ein.

Es liegt weder Reim noch ein Reimschema vor und auch keine konstante Metrik.

Die fehlende Interpunktion und die Enjambements (typische Zeichen für moderne Lyrik) erschweren das Lesen des Gedichtes, was den Leser zum Nachdenken und dadurch zum tiefern Verständnis führen sollen. Die einzelnen Verse sind mit Hilfe der Chiffren verkürzt worden. Durch die Chiffren entsteht beim Lesen der Eindruck, die einzelnen Verse haben keine Verbindung zwischen einander, erst beim wiederholten Lesen erkennt man die Zusammenhänge. Außerdem erzeugen die Chiffren einen gefühlsdistanzierten und rationalen Eindruck. Durch den Gebrauch von Präteritum und Präsens entstehen im Gedicht zwei unterschiedliche Zeitebenen, einmal die aktuelle Situation, die der Autor beschreibt und dann die Vergangenheit also der Bezug zum Dritten Reich. Der Höhepunkt des Gedichtes ist der letzte Vers, in dem der Autor auch mit einem Satz die Kernaussage des Textes wiedergibt. Sehr auffällig ist ebenfalls, daß das typische lyrische Ich hier nicht vorhanden ist, der Autor benutzt statt dessen Wir, das deppersonalisiert das Gedicht, da mit Wir jeder gemeint werden kann und bei einem lyrischen Ich nur eine ganz konkrete Person gemeint ist. Durch den häufigen Gebrauch von Symbolen, Bildern und Metaphern erschwert sich für den Leser der inhaltliche Zugang zum Gedicht, was zur Folge hat, daß der Leser sich intensiver mit dem Gedicht beschäftigen muß, um die verborgene Botschaft zu erkennen. Im ersten und zweiten Vers gebraucht der Autor Metaphern, um die DDR kurz zu charakterisieren. Er bezeichnet sie als leblosen Klotz, d.h. etwas, wo normales Leben oder die Entwicklung des Sozialismus nicht möglich ist. Durch den Tempuswechsel im Vers drei, stellt der Autor den Bezug zur Vergangenheit her. Mit einer Reihe von Metaphern und Bildern macht er deutlich, daß es sich ums Dritte Reich handelt, so meint er z.B. mit bitteren Märchen die Propaganda im Dritten Reich, in Versen sechs bis neun beschreibt er die Vernichtung der KZ-Gefangenen, durch den Vergleich Menschen wie Wölfe, wobei hier ,,wie" durch ,,anstelle" ersetzt wird. Im Vers zehn spricht der Autor vom Nachkriegsdeutschland, das er mit Hilfe der Metapher ,,geborstenes Geröll" beschreibt, da Deutschland nach Kriegsende komplett zerstört war.

Weiterhin personifiziert er das Wort Schatten, mit dem er die Deutschen meint, die nach dem Krieg ihre Individualität als Volk verloren haben und deswegen nur Schatten sind. Diese Schatten bewegen sich taumelnd, was ein Zeichen der Unsicherheit und Schwäche ist. Mit dem vierzehnten und fünfzehnten Vers bezieht er sich noch mal auf die Zeit vom Dritten Reich, die für das Nachkriegsdeutschland eine schwere Last wurde. In Versen sechzehn bis siebzehn, beschreibt er kurz die entstandene DDR, indem er sagt, daß man zwar dorthin gelangt ist, also zum scheinbaren Sozialismus, jedoch das Leben hier unmöglich sei. Im letzten Vers verurteilt er dann das System. Mit ,,Gleichnissen" meint er das Propagandasystem und ,,ohne Erbarmen" das totalitäre Regime, das dabei entstanden ist.

An den Mond

In dem Gedicht ,,An den Mond" von Johann Wolfgang Goethe, beschreibt das lyrische Ich die Natur, die seine Gefühle wiederspiegelt.

Das lyrische Ich spaziert bei Mondschein in der Natur, die es auch beschreibt und dann später seine eigenen Gefühle und Verwirrungen daran anknüpft. Am Anfang wendet sich das lyrische Ich an den Mond, in dem es den Freund und Erlöser sieht, ab der vierten Strophe jedoch tritt der Fluß als Spiegel der Gefühle in den Vordergrund. In der dritten Strophe wird erstmals klar, daß das lyrische Ich in der Natur Erlösung sucht, später in der vierten Strophe erkennt man, daß das lyrisch Ich unter anderem an den Folgen einer Liebesbeziehung leidet. In den letzten beiden Vierzeilern spricht das lyrische Ich von einer Männerfreundschaft, die Geborgenheit vermittelt und sich mit der Grundstimmung der Wehmut vereinbaren läßt. Das Gedicht bestehet aus neun einfachen Liederstrophen mit alternierendem Metrum. Der Autor gebraucht durchgehend Kreuzreim mit vier- und dreihebige Trochäen. Alle Verse sind männlich. Durch den Kreuzreim und konstanten Wechsel der Trochäen erhalten zwar alle Vierzeiler ein festes Gefüge, was für die klassische -harmonische und geschlossene- Lyrikform typisch ist und dem Leser die Aufnahme erleichtert, bringen jedoch auch die Bewegung, die beim Spaziergang entsteht zum Vorschein. Weiterhin ist der unregelmäßige Wechsel des Tempus auffällig, der Autor wechselt zwischen Präsens und Präteritum, dadurch wird der Wechsel zwischen dem aktuellen Problem und den Erinnerungen des lyrischen Ich deutlich zum Ausdruck gebracht. Außer der äußeren Bewegung, die an wechselnden Bildern zu erkennen ist, findet man auch eine innere Bewegung welche man am inhaltlichen Wechsel in den einzelnen Strophen erkennt, die innere Bewegung steigert sich von der ersten Strophe bis zu der letzten, in der es zu Loslösung der Gedanken vom gegenwärtigen Erlebnis und dem Verschmelzen des lyrischen Ich mit der Natur kommt.

Wie in vielen anderen Gedichten von Goethe (z.B.: Mailied) spielt die Natur in Verbindung mit Gefühlen und Emotionen eine große Rolle, da sie die Emotionen und Gefühle des lyrischen Ich wiederspiegelt. Um die Natur in aller ihrer Pracht darzustellen, gebraucht Goethe viele poetische Stilmittel, so z.B.: die Personifikation (Str1.V3, Str6 V3 usw.) , mit deren Hilfe er der Natur, insbesondere dem Mond und dem Fluß, menschliche Eigenschaften verleiht und sie damit zu gleichberechtigten Gesprächspartnern, ja sogar zu vertrauten Freunden macht. In Strophe drei benutzt der Autor in den Versen zwei und drei Antithesen, damit verdeutlicht er die innere Zerrissenheit des lyrischen Ich und stellt gleichzeitig eine Verbindung zu seiner Vergangenheit her. In der vierten Strophe gebraucht Goethe zur Beschreibung des Flusses eine Alliteration, dabei steht das Verb fließen im Imperativ, dadurch wird dem Leser die intensiven emotionalen Vorgänge des lyrischen Ich und der Wunsch sich von der peinigenden Zweispaltigkeit der Gefühle zu befreien, deutlich gemacht. In der sechsten Strophe benutzt Goethe eine Alliteration und ein Synonym (ohne Rast und Ruh), hier wird besonders deutlich, daß die Natur den seelischen Zustand wiederspiegelt, da auch das lyrische Ich nicht zur Ruhe kommen kann. Durch die im dritten Vers gebrauchte Antithese und darauf angeknüpfte Metapher werden die Emotionen des lyrischen Ich und die Rolle des Flusses als Freund und Erlöser deutlich. Durch die strophenumfassende Metapher im siebten Vierzeiler, in dem dem Fluß menschliche Eigenschaften zugewiesen werden, spiegelt er das leidende lyrische Ich, das sich auch zwischen zwei Extremen befindet, nämlich zwischen Aggressivität (beim Fluß: Wenn du in der Winternacht wütend überschwillst) und depressiver und melancholischer Stimmung. Durch diese Metapher stellt der Autor gleichzeitig eine Parallele zur dritten Strophe (zwischen Freud und Schmerz) her und beschreibt die aktuelle Situation in der sich das lyrische Ich befindet. In den letzten beiden Strophen spricht Goethe von einer Männerfreundschaft und von einem Freund dem man seine Sorgen und Gefühle, die Goethe durch die Metapher Labyrinth der Brust, womit er das menschliche Herz meint und damit das Zentrum der Gefühle, offenbaren kann. Die Position des Freundes nimmt in ,,An den Mond" die Natur an und damit kommt es in der letzten Strophe zur Verschmelzung des lyrischen Ich mit der Natur.

Vergleich

Die Gedichte ,,An den Mond" und ,,Mondnacht" unterscheiden sich sehr stark, vor allem, weil ,,An den Mond" ein klassisches und ,,Mondnacht" ein modernes Gedicht ist. Das hat zur Folge, daß sie vom Stil her sehr unterschiedlich sind. Auch von der Thematik her unterscheiden sich beide Gedichte, in Goethes Gedicht versucht das lyrische Ich sich über seine Liebesgefühle klarzuwerden, wobei die Natur, speziell der Mond sehr stark miteinbezogen wird, dies ist bei ,,Mondnacht" nicht der Fall. Das einzige was die Gedichte gemeinsam haben ist, daß die Autoren sich durch sie mit ihren inneren Konflikten auseinandersetzen.

4 von 4 Seiten

Details

Titel
Kunert, Günter - Mondnacht und Johann Wolfgang von Goethe - An den Mond - Analyse und Vergleich
Note
1
Autor
Jahr
1999
Seiten
4
Katalognummer
V95722
ISBN (eBook)
9783638084000
Dateigröße
360 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ich analysierte die Gedichte &quot,Mondnacht&quot, von Günter Kunert und &quot,An den Mond&quot, von Goethe und mußte sie danach vergleichen. Kurzreferat, 4 Seiten
Schlagworte
Kunert, Günter, Mondnacht, Johann, Wolfgang, Goethe, Mond, Analyse, Vergleich
Arbeit zitieren
Alexander Ivchenko (Autor:in), 1999, Kunert, Günter - Mondnacht und Johann Wolfgang von Goethe - An den Mond - Analyse und Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95722

Kommentare

  • Gast am 22.3.2007

    Mondlandung.

    Hi!
    Wir haben über exakt dasselbe thema schulaufgabe geschrieben und muss sagen, dass uns unser Deutschlehrer heute zusammengeschissen hat, warum wir nicht an die Mondlandung gedacht haben, und alles falsch interpretiert haben. Hatten es ähnlich wie du (also die ganze Klasse)

    Naja.

    fee

  • Gast am 13.1.2007

    kein Titel.

    Ich finde deine Anlyse inhaltlich sehr gut, jedoch könntst du deiene Interpretationen noch ein wenig an die entsprechende Zeit das heißt den "Sturm und Drang"anknüpfen, den in dieserZeit standen besonders die Gefühle und die Empfindungen gegenüber der Natur im Vordergrund.Dennoch fande ich auch deine Struktur und deinen Ausdruck sehr gut.Ich habe deine Interpretation gelesen weil ich selber eine schreiben muss:-)

  • Gast am 1.6.2005

    Schon nicht so verkehrt, aber wo sind die Belege?.

    Die Interpretation ist zum Teil echt zu hermeneutisch angelegt, für die Anspielungen auf die DDR und WW 2 gibts zwar in Kunerts Biographie Indizien, aber mir fehlen da die Textbelege. Und die taumelnden Schatten, die auf dem geborstenen Geröll gelandet sind - schon mal an die Mondlandung (1969) gedacht? Schließlich heißt das Gedicht ja "Mondnacht", oder?

  • Gast am 8.10.2003

    Autor???.

    Die interpretation ist dir ganz gut gelungen, aber ich muss trotzdem anmerken, dass der "Autor" eines Gedichts DICHTER heißt, Autor verwendet man nur in Prosatexten!!! Außerdem Schreibt man wiederspiegeln nicht mit ie, da tun mir ja die Augen weh, wenn ich so ws seh!

  • Gast am 5.12.2002

    an den mond.

    fand die interpretation sehr gut form und inhalt wurden gut in bezug gesetzt allerdings hätten mehr text-beispiele gegeben werden können sonst super

  • Gast am 12.7.2002

    Hallo?! (zu mondnacht...).

    Also...

    ich habe mir erlaubt, aus deiner gedichtanalyse einiges heraus zu schreiben, weil ich selber daruf nicht gekommen wäre. aber als ich dann referat darüber gehalten habe, hat mir meine deutschleherin wohl gesagt, dass das eine fehlinterpretation ist...
    hmmm...
    tja was soll man da machen, da sieht man mal, dass deutsch ein sehr subjektiv-bewertendes fach ist...

  • Gast am 27.1.2002

    Vergleich?!.

    Vor allem die erste Interptretation ist Dir echt gut gelungen ,besonders beeindruckt hat mich Dein geschichtliches Hintergrundwissen.Den Vergleich fand ich aber eher schwach.

  • Gast am 22.11.2001

    Interpretation.

    Ich muß sagen, ich bin mal wieder entsetzt. Zwar weiß ich noch nicht so genau, worüber...entweder über meinen guten Deutschlehrer, bei dem ich sowieso das Gefühl habe, er hätte keine Ahnung oder über den Beweis, dass man Gedichte so verschieden interpretieren kann. Wir haben gerade heute diese beiden Gedichte besprochen und sind bei

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