Thomas Mann - Der Tod in Venedig
Autorin: Karolin Grosch
I. Inhalt der Novelle
1. Kapitel: Fluchtdrang
- Hauptfigur: Gustav von Aschenbach, Schriftsteller
- macht Spaziergang zur Erholung von der Arbeit am Schreibtisch
- wartet nun an einem Friedhof in München auf die Straßenbahn
- es ist Mai, aber "ein falscher Hochsommer ist eingefallen"
- er sieht vor dem Friedhof einen Mann mit ungewöhnlicher Erscheinung
- genaue Beschreibung der Mannes: mäßig hochgewachsen, mager, bartlos, stumpfnäsig, rothaarig, sommersprossig, trägt Basthut, stützt sich auf einen Stock, auffälliger Adamsapfel, zurücktretende Lippen, bloßliegendes Gebiß, hat etwas "Fremdländisches und Weithergekommendes"
-die Begegnung mit dem Mann weckt in Aschenbach ReiselustZitat: (1) S. 200
-als er sich noch einmal nach dem Fremden umzieht, ist dieser verschwunden
2. Kapitel: Leben und Werke Aschenbachs
- ausschließlich Beschreibung und Charakterisierung Aschenbachs
-seine Werke: Epos über Friedrich von Preußen, Roman "Maja", Erzählung "Ein Elender", Abhandlung über " Geist und Kunst"
-seine Herkunft: aus einer Kreisstadt der Provinz Schlesien, Sohn eines höheren
Justizbeamten, Vorfahren waren Offiziere, Beamte, Richter (Männer im Dienst des Königs und Staates), Mutter hat künstlerisches Blut in die Familie gebracht
-sein Leben: schon in der Jugend der Leistung verpflichtet, nie Muße und Spaß am Leben, labile Gesundheit, hatte Privatlehrer, sein "Lieblingswort" war damals durchhalten, lebte voller "Zucht", arbeitete und schrieb viel
-sein Werdegang und "sein Aufstieg zur Würde" wird beschrieben
- seine Frau war jung gestorben und sein einziges Kind, eine Tochter, ist schon verheiratet (Nebensache)
-Beschreibung der Äußeren Erscheinung Aschenbachs
3. Kapitel: Die Reise nach Venedig
- zwei Wochen nach seinem Spaziergang reist nach Triest und Pola
- beim Aufenthalt auf einer Insel in der Adria entschließt er sich per Schiff nach Venedig zu fahrenZitat: (2) S. 209
- Dampferfahrt nach Venedig: Szene ist so seltsam wie die am Friedhof in München
-an Deck: "falscher Jüngling" unter einer Gruppe von jungen Reisenden
-Zitat: "eine träumerische Entfremdung, eine Entstellung der Welt ins Sonderbare"
-Ankunft in Venedig: wird von dem jung herausgeputzten und betrunkenem Greis angepöbelt
- Fahrt in der sargschwarzen Gondel: Zitat: " die an den Tod selbst, an Bahre und düsteres Begräbnis und letzte, schweigsame Fahrt erinnert"
- der Gondolier bringt Aschenbachs nicht wie er soll zur Dampferstation sondern direkt zum Lido, wo sich das Hotel befindet
- genaue Beschreibung des Gondolier: erinnert an den Fremden vor dem Friedhof
- auch er ist plötzlich auf mysteriöse Weise ohne Bezahlung verschwunden
- Aschenbach bezieht sein Zimmer im Hotel
- wartet in einer Halle auf die Abendmahlzeit
- entdeckt inmitten einer polnischen Familie einen Knaben
- "vollkommen schön", erinnert an "griechische Bildwerke aus edelster Zeit"
- genaue Beschreibung der Familie und besonders des Jungen
- nächster Morgen: immer noch schlechtes Wetter, fauliger Geruch in der Luft
- denkt an Abreisen
- beim Frühstück beobachtet wieder die polnische Familie und den Jungen Tadzio
- wieder ausführliche Beschreibungen des 14jährigen
- "wahrhaft gottähnliche Schönheit des Menschenkindes"
-Zitat: (3) S. 224
- beschließt doch zu bleiben und geht zum Strand
- träumt am StrandZitat: (4) S.225
- er sieht abermals den schönen polnischen Jungen am Strand
- beobachtet ihn Zitat: (5) S. 228
- damit will er auch sein Interesse an Tadzio als Künstlerinteresse rechtfertigen
- nach Mittagessen: Begegnung im Fahrstuhl des Hotels (sieht ihn aus der Nähe)
- Ausflug nach Venedig: "faulrichende Lagune", "widerliche Schwüle", "üblen Ausdünstungen der Kanäle"
- beschließt abzureisen, innerer Zwiespalt zw. Abreisen und bleiben
- will am nächsten Tag abreisen aber Gepäck wird in falsche Richtung geschickt
- kehrt ins Hotel zurück, bleibt deshalb doch und ist über das Mißgeschick mit dem Gepäck sogar erfreut, da er eigentlich nicht abreisen wollte
4. Kapitel: Aschenbachs Hinneigung zu Tadzio
- er beschließt nach dem Vorfall mit dem Gepäck endgültig zu bleiben
- verfällt immer mehr in den Beobachtungen TadziosZitat: (6) S. 238
- merkt, dass er in einer Krise ist: Konflikt Aschenbachs zw. seinem Selbstverständnis als Künstler und der Begeisterung für den polnischen Jungen
- die Zucht seines früheren Lebens wandelt sich immer mehr in Zügellosigkeit
- er genießt den Urlaub
- Anspielungen auf die altgriechische Literatur, Philosophie und Mythologie
5. Kapitel: Die Cholera in Venedig und Aschenbachs Tod
- ist seit einem Monat in Venedig
- merkt, dass in der Stadt etwas nicht stimmt: alles deutet darauf hin dass in Venedig eine Seuche ausgebrochenen ist (Hindeutungen)
- eines Abends: vier Straßensänger spielen vor den Hotelgästen
- er findet Gefallen an anspruchslosen Volkslieder (weiterer Niedergang)
- ein Musiker wird genau beschrieben (erinnert stark an den Fremden vor dem Friedhof und an den Gondolier) => alle drei Figuren sind Hindeutungen auf Tod
- Aschenbach erfährt am nächsten Tag von der Cholera in Venedig
- folgt Tadzio und kümmert sich nicht um die Meinung der Leute (Niedergang)
- Ekel vor seinem alten Äußeren
- läßt sich vom Hotelfriseur verjüngen (falscher Jüngling von der Dampferfahrt)
- fühlt sich nicht wohl: mit der Seuche infiziert
- ihm geht es immer schlechter
- beobachtet am Strand Tadzio und stirbt
II. Kurzbiographie Thomas Mann
- am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren
- Vater: Thomas Johann Heinrich Mann (Großkaufmann und Senator)
- Familie Mann: Bauern
- Mutter: Julia da Silva - Bruhns
- Familie Bruhns: Schiffer aus dem Norden
- Kinder: 1871 Heinrich Mann (auch Schriftsteller, er und Th. Mann machten gemeinsam eine 2jährige Reise), 1875 Thomas Mann, 1877 Julia Mann, 1881 Carla Mann, 1890 Victor Mann
- Werke: 1901 "Der kleine Herr Friedemann" und "Buddenbrooks. Verfall einer Familie", 1903 "Tristan" und "Tonio Kröger", 1924 "Zauberberg", 1930 "Mario und der Zauberer" , 1933 "Joseph und seine Brüder", 1939 "Lotte in Weimar", 1947 "Doktor Faustus", etc.
- 1898/99 Redakteur beim "Simplicissimus" in München
- 1905 Ehe mit Katja Pringsheim
- Kinder: Erika, Klaus, Gottfried, Monika, Elisabeth und Michael
- 1912 Der Tod in Venedig (im Alter von 37 Jahren)
- 1929 Nobelpreis für Literatur
- 1933 Beginn des Exils in Amsterdam
- 1936 Tschechischer Staatsbürger u. Ausbürgerung durch die Nationalsozialisten
- 1937 Gründung der Zeitschrift "Maß und Wert"
- 1944 Amerikanischer Staatsbürger
- 12. August 1955 Tod in Zürich
III. Biographische Bezüge
- Mann zählt es zu seinen Hauptwerken
- obwohl: "Die Novelle war so anspruchslos beabsichtigt wie nur irgendeine meiner Unternehmungen ..."
- Entschluß kam plötzlich
- Äußerer Anlaß: Reise mit seiner Frau nach Venedig 1911
- danach Idee zur Novelle
- "Ich bin in der Arbeit: eine Recht sonderbare Sache, die ich aus Venedig mitgebracht habe, Novelle, ernst und rein im Ton, einem Fall von Knabenliebe bei einem alternden Künstler behandelnd ... Aber es ist sehr anständig."
- der heikle Stoff bereitet ihm erhebliche Sorgen
- er hatte zuerst vor das Thema in einer Goethe-Novelle zu behandeln
- entschied sich dann aber doch für einen fiktiven Schriftsteller
- Absicht die schwere Krise Goethes darzustellen, seine letzte Liebe zu Ulrike von Levetzow in Marienbad
- "Was mir vorschwebte, war das Problem der Künstlerwürde, etwas wie die Tragödie des
Meistertums, und hervorgegangen ist die Novelle aus dem ursprünglichen Plan, Goethes letzte Liebe zu erzählen."
- die Handlung und die Personen (z.B. der Fremde vor dem Friedhof, der Gondolier, der Straßensänger, der falsche Jüngling) folgt bis in Details der Reise Thomas Manns nach Venedig
- die Werke Aschenbachs waren Pläne Manns zu Werken, die er dann aber doch nicht ausführte
- Vorname und äußere Beschreibung Aschenbachs sind dem Komponisten Gustav Mahler entliehen, der 1911 während Manns Venedigaufenthalt verstarb
- als mythologische Motive dienten "Lehrbuch der griech. und römischen Mythologie" von Nösselt, "Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen" von Rohdes, Homers "Odyssee" und Planton
- Aschenbach "Held der Schwäche"
- Höhepunkt und Abschluß der frühen Schaffensperiode Manns (Mittelpunkt war Künstler - Bürger - Problematik) => erschien 1912, kurz vor dem 1. Weltkrieg
- zunächst viel Mißverständnis, auch von Heinrich Mann
- weil Aschenbach viel mit Thomas Mann gemein hat, würde es von vielen als Selbstschilderung und Selbstbekenntnis angesehen
- wehrte sich gegen die Angriffe: "Soviel weiß ich, dass ich fast durchweg aufs Plumpste
mißverstanden worden bin. Am peinlichsten war, dass man mir die 'hieratische Atmosphäre' als einem persönlichen Anspruch auslegt - während sie nichts als Mimikry war ... Aber wie einfältig die meisten Leute über das 'Bekenntnis' denken! Wenn ich vom Künstler handle oder sogar vom Meister, so meine ich nicht 'mich', so behaupte ich nicht, ein Meister oder auch nur ein Künstler zu sein, sondern nur, dass ich vom Künstler- und Meistertum einiges weiß" (1915)
- Gedanke an Meisterschaft und Meistertum beschäftigten ihn in diesen Jahren sehr
- klagte zu dieser Zeit über fehlende Arbeitslust, geistig Stagnation, Festsitzen und
Erschöpfung => Assoziation zu Gustav von Aschenbach
- Thomas Mann verarbeitet in "Der Tod in Venedig" seine Schaffenskrise und das Venedig Erlebnis
Quellen: "Thomas Mann Epische Werke Weltanschauung Leben" von Inge Diersen "Thomas Mann Epoche - Werk - Wirkung" von Hermann Kurzke "Das erzählerische Werk Thomas Mann"
Klett Lektürehilfen von Eberhard Hermes
Königs Erläuterungen und Materialien von Peter Paintner
- Arbeit zitieren
- Karolin Grosch (Autor:in), 1999, Mann, Thomas - Tod in Venedig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95723
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