Das Attentat auf RudiDutschke am 11.April 1968 in Berlin


Hausarbeit, 1998

7 Seiten


Leseprobe


Das Attentat auf Rudi Dutschke

Mario John

Am Abend des 10. April 1968 stieg der 23 Jahre alte Münchner Arbeiter Josef Erwin Bachmann um 21.52 Uhr in den Nachtexpreß nach Berlin. In seinem Gepäck hatte er einen alten Colt versteckt. Als er am nächsten Morgen, am Bahnhof Zoo, aus dem Zug steigt herrscht strahlender Sonnenschein in Berlin. Es ist Gründonnerstag. In den Außenbezirken von Berlin ist nur sehr wenig Verkehr unterwegs. Rudi Dutschke, sogenannter SDS Chefideologe, unterbricht die Arbeit am Manuskript über seine Reise nach Prag in der vorangegangenen Woche, schwingt sich auf sein rostrotes Fahrrad und fährt in die Innenstadt, um eine Apotheke aufzusuchen. Er will Nasentropfen für Hosea-Che, seinen gerade einmal 12 Wochen alten Sohn, holen. Am Kurfürstendamm 140 macht Dutschke kurz Station. Im SDS Zentrum möchte er bei der Gelegenheit noch etwas erledigen. Es ist etwa 16.00 Uhr. ,,Rudi, da hat eben jemand nach dir gefragt", berichtet ein SDS-ler. ,,OK, er soll unten warten", antwortet Dutschke.

Josef Bachmann hatte schon eine ganze Weile warten müssen, bis Rudi Dutschke das Haus verließ und mit dem Fahrrad zur nahegelegenen Apotheke fuhr, wo er auf dem Sattel sitzend wartete. ,,Die Mittagspause der Apotheke war noch nicht beendet. Nach einigen Minuten sah ich, wie ein Auto im Mittelweg des Ku'damms einparkte und ein Mann sich in meine Richtung in Bewegung setzte. Ohne etwas zu ahnen, sah ich, wie er mir immer näher kam. Nachdem die letzte Autowelle zwischen uns vorübergefahren war, ging Bachmann nun über die Straße. Kaum hatte er den Gehweg erreicht, wendete er sich direkt an mich und fragte in einem Abstand von ca. zwei Metern: `Sind Sie Rudi Dutschke?` Ich zögerte nicht und sagte ,Ja` und in einem sekundenhaften, blitzartigen Augenblick riß er seine Pistole aus der Jackentasche und schießt auf mich. Da war keine andere Frage, kein Nachdenken und auch kein Zögern." Insgesamt drei Schüsse feuerte Josef Erwin Bachmann auf Rudi Dutschke ab. ,,Ich war so im Haß, ich hatte eine solche Wut", antwortete Josef Erwin Bachmann später dem Richter auf die Frage, warum er denn geschossen habe. ,,Sie kannten ihn?", fragte der Richter Bachmann: ,,Man kennt ihn von Bildern". Richter: ,,Und dann?" Bachmann: ,,Dann sagte ich, du dreckiges Kommunistenschwein. Dutschke kam auf mich zu, und ich zog den Revolver und schoß den ersten Schuß auf ihn ab."

Bachmann floh in den Keller eines Rohbaus, verschanzte sich dort, nahm eine Überdosis Schlaftabletten und lieferte sich außerdem eine Schießerei mit der Polizei. Zu dieser Zeit lag Rudi Dutschke bereits seit Stunden auf dem Operationstisch des Westend-Krankenhauses in Berlin. Die Überlebenschancen standen, nachdem der Sender Freies Berlin bereits seinen Tod gemeldet hatte, bei 50:50. Einen Tag später, also bereits am Karfreitag erwacht Rudi Dutschke aus der Narkose. Es besteht keine unmittelbare Lebensgefahr mehr für ihn.

Unterdessen ist die Stadt Berlin nach dem Attentat in hellem Aufruhr. Die Nachricht vom Attentat geht um die ganze Welt. Wie vor Tagen: als James Earl Ray den Freiheitskämpfer und Antirassist Martin Luther King erschossen hatte. Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger schickt Dutschkes Frau Gretchen ein Telegramm, und hofft ,,von Herzen, daß ihr Mann von seinen Verletzungen völlig genesen wird."

GroßeVerzweiflung und auch Ratlosigkeit herrschten am frühen Abend des Gründonnerstags im SDS-Zentrum, wo sich ganz spontan sehr viele Menschen versammelt hatten. Als die Nachricht kam, daß Rudi Dutschke nicht tot sei, faßten die Menschen neuen Mut und man setzte eine Pressekonferenz im Republikanischen Club an, wo als Hauptschuldiger für den Mordanschlag auf Dutschke Axel Springer genannt wurde, dessen Zeitungen erst die Voraussetzungen für eine solche Tat geschaffen hätten. Eine Stunde später: 2000 schweigende Studentinnen und Studenten sitzen auf ihren Holzstühlen im Auditorium Maximum der Technischen Universität. Ein Redebeitrag von Bernd Rabehl sprengt die beklemmende Atmosphäre: ,,Ich darf daran erinnern, welche Progromhetze von den Abgeordneten des Senats nach dem 2.Juni 1967 stattfand. Ich erinnere daran, daß ein Neubauer und ein Schütz ( Der Innensenator und der regierende Bürgermeister von Berlin ) diese außerparlamentarische Opposition zusammenschlagen wollten. Und ich spreche ganz deutlich aus: die wirklichen Schuldigen heißen Spinger, und die Mörder heißen Neubauer und Schütz." Rabehl formulierte, was in der Luft lag: der Marsch auf den Springer-Konzern in der Kreuzberger Kochstraße beginnt. Fünftausend Menschen sind es, die sich gegen 23 Uhr in Richtung Kochstraße aufmachen. ,,Bei dieser Demonstration ist bei mir mein ganzes Leben, alles noch mal abgelaufen, verstehst du", erzählt einer von ihnen, Bommi Baumann. ,,Alle Schläge, die ich gekriegt habe, was du so alles erlebst, was du als Ungerechtigkeit empfindest. Die Empörung über das Attentat an Rudi war inzwischen in ganz Deutschland so groß, und in allen Städten ist am selben Abend etwas passiert, da war so eine Stimmung voll Sympathie für Rudi, daß die Bullen gar nicht einschritten. Sie haben gesagt, Kinder, wir können euch doch verstehen, aber macht`s nicht zu doll, die haben ja in dem Getümmel noch richtig mit uns gesprochen." Vor dem Springer-Hochhaus wartet schon ein riesiges Polizeiaufgebot, dessen Operationen Innensenator Neubauer vom Dach aus beobachtet. Steine fliegen, Scheiben klirren, und mitten im Getümmel taucht der Genosse Peter Urbach auf und verteilt gut präparierte Mollies, ,,Molotowcocktails" an Interessierte. Sie finden reißenden Absatz. Auch Bommi Baumann greift zu. Er kennt Urbach aus der ,,Kommune 1". Was er damals noch nicht wußte: Urbach arbeitete für den Verfassungsschutz, dessen politischer Chef gerade auf dem Dach des Hauses Springer steht. Kurz nach Mitternacht lassen ,,diese köstlichen Mollies" (Bommi Baumann) die ersten Auslieferungswagen von der ,,Morgenpost" und der ,,BZ" (Berliner Zeitung) in Flammen aufgehen. Kaum hundert Meter entfernt stehende Wasserwerfer werden nicht zum Löschen eingesetzt, so daß etwa fünf Wagen ausbrennen. Zehn weitere werden von Demonstranten umgekippt und demoliert. Eine Gruppe, die sich in breiter Reihe formiert und mit Holzstangen bewaffnet hat, versucht, den Haupteingang des Springer-Verlagsgebäudes zu stürmen. Tatsächlich gelingt ihr beim ersten Anlauf das Durchbrechen der Polizeikette. Etwa zwanzig erreichen den Treppenaufgang, dann werden sie von Knüppelbewehrten Springer-Angestellten zurückgeschlagen.

Draußen gelingt es unterdessen einem Studenten, auf einen Wasserwerfer zu klettern und die Spritzkanone auf die Polizeiketten zu lenken. Die Ordnungskräfte reagierten mit weiteren Knüppeleinsätzen. ,,An dem Abend ist irrsinnig viel passiert, das hat dir auch wirklich eine richtige starke Kraft gegeben. Hier sind einfach von der anderen Seite die Schranken überschritten worden, und das ist einfach die richtige Antwort gewesen. Die allgemeine Hetze hat einfach ein Klima geschaffen, wo du mit Späßchen nichts mehr erreichen kannst. Wo sie dich so oder so liquidieren, ganz egal was du machst. Bevor ich nun wieder nach Ausschwitz transportiert werde, denn schieß ich lieber vorher."

Bommi Baumann beschrieb seinen Eindruck, seine ,,Feelings". Die nichts mehr mit den ,,twist-feelings" aus dem Anfang der sechziger Jahre zu tun hatten. Und seine Worte beschreiben Gedanken, die damals in vielen Köpfen herumschwirrten. ,,Gestern Dutschke, morgen wir" riefen die Demonstranten in Berlin, Hannover, Frankfurt, München, Stuttgart, Esslingen und Hamburg. Ohne daß es einer Verabredung bedurft hätte, wurden Springer- Druckereien in ganz Westdeutschland und West-Berlin belagert. Über die gesamten Osterfeiertage zogen sich die Blockadeaktionen, Demonstrationen und Besetzungen hin. ,,Es kam zu Straßenschlachten, wie sie Westdeutschland seit der Weimarer Republik nicht mehr gekannt hatte", schrieb der Spiegel in seiner Ausgabe über die ,,Osterunruhen".

Einen Schwarzen der Black-Power Bewegung zitierend, den sie auf der Berliner Vietnam Konferenz gehört hatte, schreibt Ulrike Meinhof schon im Mai 1968: ,,Protest ist, wenn ich sage, das und das paßt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, daß das, was mir nicht paßt, nicht länger geschieht." Ulrike Meinhof wird die dem Attentat folgenden schwersten Unruhen in der Bundesrepublik seit dem Krieg verteidigen. Die Unruhen forderten in München zwei Todesopfer. Sie verteidigt die Steine, die zerborstenen Fensterscheiben, die brennenden Autos, die besetzten Wasserwerfer, die demolierte Bild-Redaktion, die zerstochenen Reifen, den stillgelegten Verkehr, die umgeworfenen Bauwagen, die durchbrochenen Polizeiketten. Sie hat Verständnis für den aus Angst und Zorn geborenen ,,Widerstand", der nach dem Anschlag auf Rudi Dutschke erstmalig massenhaft geübt worden sei. ,,Stellen wir fest: Diejenigen, die von politischen Machtpositionen aus Steinwürfe und Brandstiftung hier verurteilen, nicht aber die Hetze des Hauses Springer, nicht die Bomben auf Vietnam, nicht den Terror in Persien, nicht Folter in Südafrika, deren Engagement für Gewaltlosigkeit ist heuchlerisch, sie messen mit zweierlei Maß. Johnson, der Martin Luther King zum Nationalhelden erklärt, Kiesinger, der den Mordversuch an Rudi Dutschke telegrafisch bedauert, sie sind die Repräsentanten der Gewalt, gegen die Martin Luther King wie Rudi Dutschke angetreten sind, der Gewalt des Systems, das Springer hervorgebracht hat und den Vietnamkrieg, ihnen fehlt beides: Die politische und die moralische Legitimation, gegen den Widerstandswillen der Studenten Einspruch zu erheben."

Wie Rudi Dutschke geht auch Ulrike Meinhof vom dem Begriff der strukturellen Gewalt aus, sie rechtfertigt damit Gegengewalt. Doch auch sie vernachlässigt hier, was Rudi Dutschke schon vor dem Attentat und erst recht in den siebziger Jahren nicht müde wurde zu betonen: daß nicht nur Studenten und Intellektuelle an der teilweise militanten Revolte beteiligt waren und, so wäre hinzuzufügen: daß gerade die Überschreitung der Gewaltschwelle von jungen Arbeitern und depravierten Randgruppenangehörigen eher leicht vorgenommen wurde.

Bommi Baumann steht für Hunderte aus solchen Schichten.

,,Stellen wir fest: Es ist dokumentiert worden, daß hier nicht einfach einer über den Haufen geschossen werden kann, daß der Protest der Intellektuellen gegen die Massenverblödung durch das Haus Springer ernst gemeint ist. Das Sitte und Anstand Fesseln sind, die durchbrochen werden können, wenn auf den so Gefesselten eingedroschen und geschossen wird." Dieses nachösterliche Resümee Ulrike Meinhofs in ,,Konkret" war Hunderttausenden aus dem Herzen gesprochen. Es steht hier, stilistisch auf hohem Niveau, als exemplarisches Dokument für die unendlich vielen Erklärungen, Polemiken, Resolutionen, Lieder, Flugblätter, Essays und Kommentare nach den Schüssen auf Dutschke. Für eine große Mehrheit der Reaktionen stehen aber auch die letzten, die ,,Szene" vor ,,paramilitärischen Mitteln" warnenden Sätze der Kolumne Ulrike Meinhofs. Noch ist sie überzeugte Schreiberin, prominente Angehörige einer kritisch-liberalen Öffentlichkeit, die damals, das wird heute manchmal verdrängt oder ist vergessen, Männer und Frauen wie Marion Gräfin Dönhoff, Hildegard Hamm-Brücher, Rudolf Augstein, Gerd Bucerius, Ralf Dahrendorf, Hartmut von Hentig, Theo Pirker, Johannes Rau, Harry Ristock und viele andere eben nicht Linksradikale umfaßte. Auch sprachen Geist und Macht zuweilen miteinander. Noch schreibt Ulrike Meinhof - Baader, Ensslin, Proll und Söhnlein sind da schon unter dem Verdacht der Kaufhausbrandstiftung festgenommen. In Frankfurt brannte es schon vor den Attentaten auf Martin Luther King und Rudi Dutschke. Ulrike Meinhof forderte in ihren Artikeln, es müsse neu und von vorne über die Gewalt und Gegengewalt diskutiert werden, nachdem andere Mittel gezeigt worden seien, als jene die versagten, weil sie den Anschlag auf Rudi Dutschke nicht verhindern konnten. ,,Gegengewalt läuft Gefahr, zu Gewalt zu werden, wo die Brutalität der Polizei das Gesetz des Handelns bestimmt, wo ohnmächtig Wut überlegene Rationalität ablöst." Dutschke hatte in ähnlichen Situationen, bis in die Formulierung hinein, ähnliche rationale, moralische und instinktiv-politische Hemmungen. Von der Gefahr der revolutionären Verdinglichung hatte er gesprochen und der des Umschlags von militantem Humanismus in verselbstständigten Terror. Ohne den Einfluß markanter Individuen in der Geschichte überschätzen zu wollen, sagen wir heute, bzw. die Literatur sagt es: Es ist eine Tragödie für die bundesrepublikanische Geschichte von Menschen, die durch Terror den Tod gefunden haben, daß Ulrike Meinhof und Rudi Dutschke sich nicht mehr begegnen konnten, jedenfalls nicht mehr zur rechten Zeit.

12.April 1968, ein Tag nach dem Attentat auf Rudi Dutschke, es ist Karfreitag. Rudi Dutschke liegt im Berliner Westend Krankenhaus, wo er auch operiert wurde.

Gretchen Dutschke berichtet: ,,Er hat gar nichts gesagt. Er hat mich gesehen, und ich meine, er hat ein Zeichen gegeben, daß er mich erkannt hat. Dann ist er wieder eingeschlafen. Er hat nichts gesagt." Als Rudi Dutschke zum zweiten mal erwachte fragte er die Ärzte nach seiner Frau. Dutschke wußte noch ganz genau, daß er verheiratet war, aber er kannte den Namen seiner Frau nicht mehr. Er kannte gar keinen Namen mehr, nur noch seinen eigenen. Die Ärzte fragten ihn, wie er selbst heiße, und er konnte sagen: ,,Rudi."

13.April 1968, es ist der Ostersamstag und ein glücklicher Tag für die Familie Dutschke, denn Rudi war außer Lebensgefahr. Noch war er nicht sehr verzweifelt, denn er wußte noch nicht, daß er unter einer schweren Aphasie leidet, er ahnte auch noch nicht, daß ihn jetzt lebenslang epileptische Anfälle quälen werden.

Sein Freund und Therapeut Ehleiter erzählte über die Tage und Wochen nach dem Erwachen Dutschkes: ,,Er rang nach Wörtern, er gestikulierte mit den Händen. Er versuchte, mit allen möglichen Bewegungen mitzuteilen, was er sagen wollte." Das Geschehen am Kurfürstendamm habe er so in der Erinnerung: ,,Na, du weißt schon, dieser Junge, und was hier hereinging, und was ich jetzt bin." Dieser Junge von dem Rudi Dutschke sprach war Josef Erwin Bachmann und er lag zur Ironie der Geschichte, nur einige Zimmer weiter und mußte am Selbstmord gehindert werden. Rudi Dutschke wußte nach dem Attentat nicht genau, ob er jemals wieder sprechen können würde. Er war überwiegend verzweifelt, denn seine Sprache und seine Stimme waren sein Erfolg und seine Waffe. Einer seiner ersten Sätze war: ,,Jetzt ist alles vorbei."

Rudi Dutschke sprach nur selten und nicht sehr gerne, nur seinen engsten Freunden gegenüber, über die Zeit des Fallens (das Attentat) und des schweren Aufstehens. In einer sehr großen zeitlichen Distanz zum Attentat, um 1977, notierte er, seinen Lesern möge erspart bleiben, eine Situation zu erleben, in der sich herausstellt, daß man nicht mehr lesen kann, die Alltagssprache nur noch sehr eingeschränkt beherrscht, und die eigenen Erfahrungen, die eigene Begriffswelt und vieles mehr in einem langen und schmerzhaften Prozeß voll mit Fort- und Rückschritten zurückgewinnen muß. Eines trieb ihn zweifellos am meisten an, die Lust zu leben und wieder arbeits- und kampffähig zu werden. Was Dutschke enorm half, war neben der Solidarität seiner Frau Gretchen und der Hilfe von seinem Freund Thomas Ehleiter, die finanzielle Absicherung durch seine Freunde und Bekannte. Es half ihm außerdem zu sehen, wie sein Sohn Hosea-Che heranwuchs, welcher zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch sprachlos war und die Sprache erst ganz neu erlernen mußte. Dutschke war schon vor dem Attentat ein Kämpfer, er agierte nicht nur hinter den Kulissen, sondern er war immer im Mittelpunkt des Geschehens. Diesen Kampfgeist bewahrte er sich auch nach dem Attentat, jedoch mußte er jetzt immer öfter gegen sich selber, bzw. gegen die Spätfolgen des Attentats ankämpfen. Im Besonderen waren es seine epileptischen Anfälle, mit welchen er im Alter immer öfter zu kämpfen hatte.

Am 24.Dezember 1979 ereilt Rudi Dutschke ein epileptischer Anfall in der Badewanne, welcher für ihn tödlich endet, denn Rudi Dutschke ertrinkt. Seine Spötter meinten, nun sei er doch noch mit samt seinen ganzen Reformen baden gegangen und außerdem habe Josef Bachmann nun doch noch sein Ziel erreicht, auch wenn er das nicht mehr miterleben kann. Bachmann wird sich, im März 1969 zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt, in der Nacht vom 23. Auf den 24. Februar 1970 töten. Sein Brief an Dutschke, in dem er sein Bedauern über das aussprechen möchte, was er ihm angetan habe, war für Rudi Dutschke immer ein Dokument, welches ihn sowohl politisch, als auch persönlich immer wieder sehr tief berührt hat. Nicht nur wegen der geschichtlichen und gegenwärtigen Symbolik dieser beiden Gestalten in einem vielfach gespaltenen und noch immer gebrochenen Land, sondern auch, weil das Opfer und der ,,Täteropfer", deren Wege sich für beide tödlich gekreuzt haben, wenn auch erst nach geraumer Zeit, erinnert diese Geschichte an alte Mythen, weil sie die Momente der griechischen Tragödie in sich trägt, und weder dort noch in der Brudermord-Geschichte von Kain und Abel die Frage nach Schuld und Unschuld, nach Gutem und Bösem, nach Opfer und Täter schlicht zu beantworten ist.

Literatur: Miermeister, Jürgen: Rudi Dutschke; Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1986

Wintersemester 1997/98 Mario John

Eine Ausarbeitung zum Kompaktseminar

,,Emanzipatorische Pädagogik / Kindertheater"

Thema: Das Attentat auf Rudi Dutschke am 11.April 1968 in Berlin

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Das Attentat auf RudiDutschke am 11.April 1968 in Berlin
Veranstaltung
Kompaktseminar "Emanzipatorische Pädagogik /Kindertheater"
Autor
Jahr
1998
Seiten
7
Katalognummer
V95811
ISBN (eBook)
9783638084895
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ist auch für Politik oder Geschichte geeignet
Schlagworte
Attentat, RudiDutschke, April, Berlin, Kompaktseminar, Emanzipatorische, Pädagogik
Arbeit zitieren
Mario John (Autor:in), 1998, Das Attentat auf RudiDutschke am 11.April 1968 in Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95811

Kommentare

  • Gast am 27.2.2006

    Gute Arbeit.

    Alles in allem ist die Arbeit durchaus gelungen, doch es fehlt an manchen Stellen die Exaktheit, so behauptest du, Dutschke sei von Brief Bachmanns tief berührt worden und zitierst aus Jürgen Miermeister´s Buch. Doch wenn du es genau liest wirdst du feststellen, das Miermeister, nicht Dutschke, gerührt ist. Auserdem zietierst du Stellen aus dem Spiegel welche du genauer angeben solltest. Schreibe momentan eine Facharbeit mit dem Titel Der Mordanschlag auf Rudi Dutschke und die Rolle der “Siegener”-Zeitung. Werde diese hier auch online stellen wenn sie fertig ist.

  • Gast am 13.9.2004

    wilde zeiten.

    bin am 11.04.1968 mitten in diesen wirren auf die welt gekommen :-) das merkt man mir auch an...

    lg
    g

  • Gast am 10.2.2002

    Pädagogik??? Literatur?.

    Ich muss sagen, dass ich diese Arbeit sehr interessiert und angeregt gelesen habe. Hier kann man sich spannend über damalige Begebenheiten informieren.
    Allerdings fehlen doch einige ganz entscheidende Punkte:
    1. Der Bezug zur Pädagogik
    2. Wissenschaftliche Literaturangaben, Bezüge zu anderer Literatur ...
    3. Eine strukturierende Gliederung

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Titel: Das Attentat auf RudiDutschke am 11.April 1968 in Berlin



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