In dieser Arbeit ist die Relevanz und Rolle der Kölner Sonderhanse zu betrachten. Zeitlich wird dabei der anglo-hansische Konflikt im 15. Jahrhundert in den Blick genommen.
Wie so häufig haben sich die Erinnerungen der Hanse hauptsächlich auf die positiven Aspekte bezogen, weshalb der Utrechter Friedensvertrag in den Geschichtswissenschaften als „Meilenstein“ in der hansischen Beziehung zu England gesehen wird. Zwar konnte man auf hansischer Seite alle Privilegien im Englandhandel wiedererlangen und die ökonomische Expansion Englands in den Wirtschaftsraum der Hanse aufhalten, als ein „corpus seu universitas“ oder ein „geschlossenes Ganzes […] mit sehr verschiedenartigen Mitgliedern“, wie die Hanse seit diesem wirtschaftlichen Sieg betitelt wurde, kann man sie jedoch nicht bezeichnen: Die Tatsache, dass die Nichtprivilegierung der Kölner Kaufleute sowie der Ausschluss Kölns aus der Hanse, die sogenannte Verhansung, eine der hansischen Hauptforderungen des Friedensschlusses darstellte, lässt vielmehr am wirtschaftspolitischen Potential und an der internen Organisation dieser Korporation zweifeln. Gerade aufgrund des dennoch bestehenden positiven Geschichtsbilds der Hanse bietet es sich an, ihr Wirken und ihren Einfluss im Rahmen des anglo-hansischen Konflikts des ausgehenden 15. Jahrhunderts zu untersuchen.
Im Hochmittelalter wurde England vor allem wegen seiner „güldene[n] Wolle“ als Rohstofflieferant Teil des europäischen Fernhandels und lockte schnell ausländische Kaufmänner an, die sich dort in ebenfalls in dieser Zeit entstehenden wirtschaftlichen Gemeinschaften, die man aus neuzeitlicher Perspektive als eine Vorstufe der Hanse bezeichnen könnte, niederließen. Bereits im 12. Jahrhundert zählten Kölner Kaufleute zu den ersten Kaufmännern aus dem deutschen Raum, die sich im Englandhandel durchsetzen konnten und Handelsprivilegien erhielten. Aufgrund besagter Sonderrechte sollte es ein Jahrhundert später, als sich die Hanse zu einem einflussreichen Wirtschaftsbund zahlreicher deutscher Städte entwickelt hatte und der englische Handel in den hansischen Wirtschaftsraum expandierte, zu einem anglo-hansischen Konflikt kommen, der 1468 in einer Krise und 1469/1470 schließlich in einem Wirtschaftskrieg gipfelte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Hanse und England bis 1468
- Von der „Gildehalla Theutonicorum“ zur Deutschen Hanse
- Die anglo-hansische Wirtschaftsbeziehung bis zum Ausbruch der Krise
- Handelspolitische Folgen der Kölner Sonderhanse im anglo-hansischen Konflikt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle der Hanse im anglo-hansischen Konflikt des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Analyse der handelspolitischen Folgen der Kölner Sonderhanse und deren Einfluss auf die Beziehungen zwischen England und der Hanse.
- Die Entwicklung der Hanse und die Bedeutung der „Gildehalla Theutonicorum“
- Die anglo-hansische Wirtschaftsbeziehung bis zum Ausbruch der Krise im Jahr 1468
- Die Rolle der Kölner Sonderhanse und die Folgen der Verhansung
- Der Einfluss der Kölner Kaufleute auf den anglo-hansischen Konflikt
- Die Bedeutung der Quellenüberlieferung des Kölner Englandhandels für die Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Bedeutung des Utrechter Friedensvertrages von 1474 für die Geschichte der Hanse. Sie stellt die Kölner Sonderhanse und die Verhansung in den Vordergrund und verdeutlicht die Relevanz der Untersuchung des anglo-hansischen Konflikts aus der Sicht Kölns.
- Das zweite Kapitel zeichnet die Entwicklung der Hanse bis 1468 nach. Es beleuchtet die Entstehung der „Gildehalla Theutonicorum“ und die Entwicklung zur Deutschen Hanse. Anschließend wird die anglo-hansische Wirtschaftsbeziehung im Hochmittelalter und die Rolle der Kölner Kaufleute im englischen Handel beschrieben.
- Im dritten Kapitel stehen die handelspolitischen Folgen der Kölner Sonderhanse im Fokus. Es untersucht die Ursachen für die Krise von 1468 und den anschließenden Wirtschaftskrieg zwischen England und der Hanse. Dabei wird der Einfluss der Kölner Kaufleute auf die Beziehungen zwischen England und der Hanse analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenfeldern Hanse, Englandhandel, Kölner Sonderhanse, Verhansung, anglo-hansischer Konflikt, Wirtschaftskrieg, Quellenüberlieferung, Handelspolitik, Freihandelsprivilegien, Kaufmannshanse, Städtehanse und mittelalterliche Wirtschaftsgeschichte. Sie analysiert die Rolle der Kölner Kaufleute im Englandhandel und deren Einfluss auf die Beziehungen zwischen England und der Hanse im Kontext der Krise von 1468.
- Quote paper
- Philipp Scheerer (Author), 2018, Die Rolle der Kölner Sonderhanse im anglo-hansischen Konflikt des ausgehenden 15. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/958117